Hallo Christian,
wenn ich die Lehrreden des Buddha lese und verstehe, dann - soweit es mir möglich ist - danach handele, minimiert sich schon mal ganz natürlich das Leid. Denn wer ähnlich wie ein Mönch oder eine Nonne lebt, wer sich keine "süßen" Kinderlein mehr wünscht, wer kein großes Zuhause mit entsprechender Ausstattung mehr benötigt, wer in Maßen isst und sich ausreichend bewegt, wer seine übernommenen Pflichten erfüllt und frei von sexueller Ausschweifung bzw. Gier und Hass ist, wird automatisch weniger Leid erleben.
Der Buddha fragte eine trauernde Großmutter einmal, ob sie sich 100 Enkel wünsche. Ja, antwortete diese. Der Buddha: Wer 100 Enkel hat, hat 100faches Leid, wer 10 Enkel hat, 10 faches, wer 1 Enkel hat, 1faches Leid. Genauso ist es mit allen anderen Wünschen ja auch. Dazu brauche ich keine Nonne zu werden, das lehrt mich das Leben. Ich hätte mir viel Leid erspart, hätte ich bereits vor 50 Jahren von Buddha gewusst und begriffen, was gemeint ist.
Andererseits geht es aber vor allem - so meine ich - darum, sich von Allem, was Gier und Hass erzeugt, zu distanzieren, es loszulassen, nicht anzuhaften. Selbst körperliche Schmerzen bekommen eine andere Qualität, wenn sie nicht mehr bekämpft, sondern akzeptiert werden. So habe ich z.B. das Glück gehabt, bereits die Geburt meiner Tochter ganz anders zu erleben als Frauen, die vor Angst und Widerstand die Geburt hinauszögerten, die dadurch viel, viel leidvoller wurde. Und diese Erfahrung habe ich vor 44 Jahren gemacht. Bereits das war eine Erfahrung, die zu dem, was ich im Laufe des Lebens lernte, sehr viel beigetragen und Buddhas Lehre bestätigt hat.
Der Buddha hatte auch Schmerzen, ein Rückenleiden. Das Karma wirkt im Leben weiter. Erst durch das völlige Erlöschen im Tod wurde auch ER frei davon.
Aber ich spüre bereits jetzt den Frieden, wenn ich wieder mal von einer falschen Vorstellung loslassen konnte. Desto weniger Anhaftung vorhanden ist, desto freier. Und das geht von Jetzt auf Gleich. Dazu bedarf es lediglich ein Sich-Zurücklehnen.
Mir helfen dann auch Texte aus dem "Geist des Zen": "“Breitet nur eine Matte aus, auf der ihr stillsitzen könnt. Liegt euer Denken danieder wie ein schwerkranker Mann, hört alles Karma auf, und alle Vorstellungen schwinden. Das ist es, was man als Bodhi bezeichnet.”
und
"Über das Ruhenlassen der Gedanken
Würdet ihr jetzt üben, eure Gedanken zu jeder Zeit ruhen zu lassen, sei es beim Gehen, Sitzen oder Liegen, und euch vollkommen auf das Ziel konzentrieren, keine Gedanken, keine Dualität zu schaffen, euch nicht auf andere zu verlassen, an nichts zu haften, einfach den Dingen den ganzen Tag hindurch ihren Lauf zu lassen, als wäret ihr zu krank, euch um sie zu kümmern, der Welt unbekannt zu sein, von dem Wunsch unberührt zu sein, anderen bekannt oder unbekannt zu sein, mit einem Bewußtsein, wie Steinblöcke, die keine Löcher flicken - dann würden alle Dharmas euer Verständnis ganz durchdringen. Nach einiger Zeit wäret ihr an nichts mehr gebunden. Ihr würdet nun zum ersten Mal in eurem Leben entdecken, dass eure Reaktionen den Erscheinungen gegenüber abnehmen, ... Reine und leidenschaftslose Erkenntnis bedeutet ein Beenden des unaufhörlichen Flusses der Gedanken und Bilder. Auf diese Weise schafft ihr kein Karma mehr, das zur Wiedergeburt führt, weder als Gott noch als Mensch, noch als Höllenwesen."
Monika