Wiedergeburt

  • Hallo ☺️ _()_

    Ich beschäftige mich noch nicht allzu lange mit dem Buddhismus, zur Zeit lese ich viel über die Anatta-Lehre, ich verstehe was mit den 5 Daseinsgruppen gemeint ist und das sie immer in Bewegung sind, nie gleich und es keinen Denker hinterm Denken gibt, also das es kein ICH gibt. Könnt ihr mir bitte mit dem Verständnis der Wiedergeburt helfen?? Was wird wiedergeboren??? Wenn es kein ICH gibt?? Die Energie??? Vielen Dank für eure Antworten ^^

  • void

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hallo ☺️ _()_

    Ich beschäftige mich noch nicht allzu lange mit dem Buddhismus, zur Zeit lese ich viel über die Anatta-Lehre, ich verstehe was mit den 5 Daseinsgruppen gemeint ist und das sie immer in Bewegung sind, nie gleich und es keinen Denker hinterm Denken gibt, also das es kein ICH gibt. Könnt ihr mir bitte mit dem Verständnis der Wiedergeburt helfen?? Was wird wiedergeboren??? Wenn es kein ICH gibt?? Die Energie??? Vielen Dank für eure Antworten ^^

    Es wird nichts "wieder" geboren. Der Ausdruck "Wiedergeburt" hat sich lediglich im deutschen Sprachgebrauch etabliert. Ansonsten empfehle ich Dir, die Suchfunktion des Forums, da gibt es einiges zum Finden und viele strittige Diskussionen ;)

  • Tharavada-Auffassung: Solange es Begehren gibt, gibt es eine Ich-Vorstellung in verschiedenen Lebensformen des Samsara.


    http://www.buddhistischer-stud…ds/sujato_sonderdruck.pdf

    http://www.dhamma-dana.de/buec…aro/Wiedergeburt_Buch.pdf


    Vishuddhi Magga:

    Vis. XIII. 3. Das im Erinnern an frühere Daseinsform bestehende Wissen (pubbe-nivāsânussatī-ñāna)http://www.palikanon.com/visuddhi/vis13.html#v13_3


    Abhidhamma:

    Prozesse von Tod und Wiedergeburt

    http://www.abhidhamma.de/txt_Abhidhamma_Skript.pdf


    Tod und Wiedergeburt nach dem Abhidhamma, Hamburg 2017 - Agganyani:

    Ankündigung TZH "Wie funktioniert Sterben?" Vortrag zu Tod, Wiedergeburt und Karma nach dem Theravada-Abhidhamma.

    http://abhidhamma.de/frameset.…de/abhidhamma_audios.html

  • Will meinen, Du beziehst die Lehre des Buddha ausschließlich auf dieses Leben? (Ich will hier gar nicht die neueste Auflage des alten Disputs loslegen, sondern nur klarstellen ;) ).

  • Liebe Grüße Senna


    Kennst Du jemanden in Deinem engen Umfeld der/die klare, nachprüfbare Erinnerungen an frühere Existenzen als Ritter am Hof König Wilhelm des Eroberers oder als Küchenmädchen bei David hat?


    Eine Seelenwanderung wird nicht gelehrt. Leben/Existenz geht weiter. Vor mir (und Dir) haben ungefähr 80Mrd menschenähnliche Wesen bestanden. Die meisten davon sind vor Hunger oder wegen einfachster Ansteckungskrankheiten gestorben bevor sie das dritte Lebensjahr erreicht haben.


    Nutze Deine Chancen :)

  • Will meinen, Du beziehst die Lehre des Buddha ausschließlich auf dieses Leben? (Ich will hier gar nicht die neueste Auflage des alten Disputs loslegen, sondern nur klarstellen ;) ).



    Hallo Cfant :)


    Ich bin eher ein Laie und habe keinen Lehrer - wissenschaft und sekularer Buddhismus sind wohl meine Richtung und ich dachte auch erst im Buddhismus sei es wie in anderen Religionen mit der "Seelenwanderung"


    Offenbar einer der größten Irrtümer. Ich las auch schon von Buddhisten die an Gott glauben bzw an einen Schöpfer oder ein Bewusstsein/Beobachter der beim Big Bang dabei war. Ich selbst bin da nicht ganz sicher... Wie das geht? Offenbar genau deswegen - die Lehre bezieht sich "nur" auf dieses Leben. Daher ist da auch noch "Platz" irgendwo "jenseits" vom aktuellen Leben. Ich möchte hier auch keine Diskussion lostreten sondern nur zeigen das es viele Sichtweisen gibt... Auch wissenschaftlich und sekular betrachtet geht unsere Existenz ja irgendwie auch weiter - jegliche "Wirkung" hält ja theoretisch für ewig an und verliert nur an Intensität. Hier lohnt sich googeln und im Forum suchen und den Links der lieben Member folgen ::-)

  • Ja, ich weiß :) Da gibt es verschiedene Meinungen. Und entsprechend sehr viele Threads im Forum, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Darauf wollte ich Senna hinweisen. Spocks Ansicht ist nicht die einzige. :)

  • Hallo ☺️ _()_

    Ich beschäftige mich noch nicht allzu lange mit dem Buddhismus, zur Zeit lese ich viel über die Anatta-Lehre, ich verstehe was mit den 5 Daseinsgruppen gemeint ist und das sie immer in Bewegung sind, nie gleich und es keinen Denker hinterm Denken gibt, also das es kein ICH gibt. Könnt ihr mir bitte mit dem Verständnis der Wiedergeburt helfen?? Was wird wiedergeboren??? Wenn es kein ICH gibt?? Die Energie??? Vielen Dank für eure Antworten ^^

    Deine Frage sollte heißen: "Was wird wiedergeboren?"


    Die Antwort auf die Frage: "Wenn es kein ICH gibt" lautet:

    Wenn er kein ICH gibt, dann gibt es kein ICH!

    Ist doch ganz einfach.


    Wiedergeburt ist nur ein behelfsmäßiger Begriff. Das Leben

    geht eben solange weiter wie die Bedingungen dafür gegeben

    sind und bisher hat es nach der Lehre des Buddha damit leider

    noch kein Ende gefunden. Das Erleben von Tod entpuppt sich

    dabei als eine Täuschung die sich immer wiederholt aber keine

    endgültige Vernichtung darstellt. Das ist nach dem Buddha ein

    Umstand den man durch Begehren nicht erlangen kann:


  • Spock: Ich habe Deine Aussage in Beitrag 7 so verstanden, dass der Buddha, wenn er von Folgen des Karma für "mich" spricht, sich lediglich auf Auswirkungen in diesem Leben bezieht. Nach "meinem" Tod gibt es natürlich weiter Folgen, aber wenn "ich" zB Menschen töte und sämtliche Silas missachte, ist die Sache für "mich" dennoch mit dem Tod "gegessen".

    Also Cfant wird mit seinem Tod vernichtet.


    Wenn ich Dich falsch verstanden habe - sorry.


    Ich bin der Meinung, dass Buddha nicht gelehrt hat, dass Cfant oder Spock nach ihrem Tode Samsara hinter sich gelassen haben.


    Dass es Buddha in seiner Lehre um Dukkha ging, würde ich nie bestreiten. Die Frage von Senna bezog sich aber nicht auf Dukkha, sondern auf Wiedergeburt. Ich wollte darauf hinweisen, dass es da Meinungen gibt, die besagen: Mit dem Tode ist es game over, Wiedergeburt bezieht sich also nur auf dieses Leben oder das Leben allgemein - dass es aber auch andere Meinungen gibt.

  • Spock: Ich habe Deine Aussage in Beitrag 7 so verstanden, dass der Buddha, wenn er von Folgen des Karma für "mich" spricht, sich lediglich auf Auswirkungen in diesem Leben bezieht. Nach "meinem" Tod gibt es natürlich weiter Folgen, aber wenn "ich" zB Menschen töte und sämtliche Silas missachte, ist die Sache für "mich" dennoch mit dem Tod "gegessen".

    Also Cfant wird mit seinem Tod vernichtet.

    ...

    Ja. Wo ist Dein Problem?


    Wenn "Du" zB Menschen töten und sämtliche Silas missachten solltest, wo ist Dein Problem?


    Solange Du nicht ernsthaft erwartest in einer der extrem bildhaft ausgemalten Höllen als bewußte Entität ("Ich" bin und ich weiß, was "Ich" ist) wiedergeboren zu werden..


    Solange Du unter dem Einfluß der Lehre kein für Dich verbindliches moralisches System entwickelst?


    Wo ist Dein Problem?

  • Hallo Cfant,


    ich vermute das Problem ist, dass du mehrere Sachen impliziert hast und sie gleichgesetzt hast. Ich versuche es noch genauer zu formulieren was ich meine:


    1. Karma betrifft eine situative Art die Welt zu sehen (eine bestimmte Ichperspektive) und nicht eine Begründung für physikalische (oder sonstige) Tatsachen, da es insgesamt 5 Gesetzmässigkeiten gibt (biologische, geistige, psychische, physikalische und karmische). Das heisst Karma begründet hier nicht alle geistigen (oder sonstigen) Vorgänge, wie zb. bei den Hindus oder einem göttlichen Schicksal.


    2. Ist Wirkung (Ergebnis) und Wirken (Karma/Wille/Tat) nicht das selbe.


    3. Werde ich nicht zwangläufig meinen Ichglaube los, nur weil ich sterbe. Ich kann natürlich auch mit einer bestimmten Ansicht sterben.


    4. Alles individuelle (das heisst die 5 Skandhas) zerfallen mit dem Tod. ABER nicht der grundsätzliche Vorgang. Also wenn meine bewussten Vorgänge mit meinem körperlichen Zerfall auflösen, dann beendet das natürlich nicht dein Dukkha oder das der anderen. Insofern nicht den grundsätzlichen Vorgang, dass es Leid in der Welt gibt.


    5. Gemeinsam erlebtes kann natürlich genauso leidvoll sein. Dh. wenn du mich kennst und mich gerne hast und ich sterbe, dann wirst du wahrscheinlich erstmal darunter leiden, weil du das nicht möchtest und es traurig ist, wenn jemand nicht mehr da ist.


    6. Bezieht sich Karma nur auf Handlungen mit Ichanhaftung. Ein Buddha hat laut Lehre kein Karma mehr, weil er diese Ichanhaftung (incl. der verdrehten Ansichten) nicht mehr hat. Handlungen gibt es natürlich trotzdem noch und auch die 4 anderen Gesetzmässigkeiten und deren "Wirkungen" (zB. physikalische, psychische, usw.). Das heisst es ist keine Aufforderung Leute zu töten. Ich wüsste auch nicht warum man das tun sollte. Wieso sollte ich mich ohne verlangen etwas sein zu wollen so verhalten. Das macht kein Sinn.


    7. Wird Wiedergeburt auch mit Wiederwerden (punarbhava) übersetzt, darum bezieht es sich auch auf Dukkha. Wiedergeburt in Form einer Seelenwanderung müsste aber punarjati heissen und nicht punarbhava.


    Viele Grüsse

    3 Mal editiert, zuletzt von Spock ()

  • Hallo Cfant,


    ich vermute das Problem ist, dass du mehrere Sachen impliziert hast und sie gleichgesetzt hast. Ich versuche es noch genauer zu formulieren was ich meine:


    1. Karma betrifft eine situative Art die Welt zu sehen (eine bestimmte Ichperspektive) und nicht eine Begründung für physikalische (oder sonstige) Tatsachen, da es insgesamt 5 Gesetzmässigkeiten gibt (biologische, geistige, psychische, physikalische und karmische). Das heisst Karma begründet hier nicht alle geistigen (oder sonstigen) Vorgänge, wie zb. bei den Hindus oder einem göttlichen Schicksal.

    Ok...

    2. Ist Wirkung (Ergebnis) und Wirken (Karma/Wille/Tat) nicht das selbe.

    Gaz besonders ok :grinsen:

    3. Werde ich nicht zwangläufig meinen Ichglaube los, nur weil ich sterbe. Ich kann natürlich auch mit einer bestimmten Ansicht sterben.

    Und da hört es für mich auf. Sorry :(


    Wer seinen Ichglauben selbst unter allen Bedingungen über einen eigenen Tod hinaus gedenkt nicht ablegen zu müssen...

    Ich kommuniziere gern mit Dir im Forum, aber das war es dann..


    Zu viele Abers danach für mich. Ich bin alt.

  • Lieber Spock, gut, da habe ich Dich tatsächlich falsch verstanden. Mein Fehler :) Danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast, das klarzustellen.


    Bei den Punkten 2, 5 und 6 stimme ich mit Dir völlig überein.


    Punkt 1: Karma sind - so der Buddha - die Absichten. Das ist rein subjektiv, spielt sich im Inneren ab. Die Auswirkungen (von Worten und Taten, sogar von Gedanken, glaube ich) sind durchaus aber auch im Außen. Wenn Du das meinst, stimme ich Dir auch da zu. Da bin ich mir aber nicht sicher. Ist jetzt aber auch nicht so wichtig.


    Punkt 7: Seelenwanderung hat der Buddha natürlich nicht gelehrt, Wiederwerden finde ich einen sehr schönen Begriff, um die Lehre des Buddha, wie ich sie verstehe, zu beschreiben. Den Begriff werd ich übernehmen. :)


    Punkt 3: Das ist der Punkt, auf den ich anfangs hinauswollte. NACHDEM ich gestorben bin - bin "ich" Dukkha und Anhaftung los? Und da scheiden sich die Geister. :) Mehr wollte ich nicht sagen :)

  • Für mich ist bei dem Thema immer der Knackpunkt: welchen Sinn macht eine Lehre, die auf das Verlöschen des Ich ausgerichtet ist und die Ursache und Wirkung als grundlegende Lehre hat, wenn das Ich ohnehin mit dem Tod verlischt und die Wirkungen irgendwo in der Umwelt versanden? Dann kommt am Ende etwas dabei raus, was die meisten Menschen auch ohne Buddhas Lehre denken: es ist egal was ich mache, mit dem Tod ist eh alles vorbei. Oder YOLO usw.


    Fall 1: Jemand hat keine ethische Grundhaltung sondern die Neigung, schädliche Dinge zu tun. Der wird sich durch so eine Lehre, dass mit dem Tod alles endet, erst recht nicht davon abhalten lassen, sondern womöglich sich noch darin bestärkt sehen

    Fall 2: Jemand hat ohnehin eine ethische Grundhaltung, der würde auch ohne diese Lehren versuchen, das Beste für alle Beteiligten heraus zu holen.


    Auch das Argument, dass sich durch ethisches Verhalten die Wirkungen in diesem Leben verbessern, finde ich eher schwach. Das funktioniert im eigenen Erleben nur zu einem gewissen Grad. Meistens passiert trotzdem eine Menge Mist, weil einfach die Wirkungen früherer Ursachen noch zum Tragen kommen. Und wenn man diese nicht den Handlungen in diesem Leben zuordnen kann, dann wirkt alles schnell doch wieder beliebig.


    In einer Karma-Lehre, die die Grenzen eines Lebens überschreitet, sind in beide Richtungen die Verkettungen m.E. logischer und stringenter: es wirken Dinge aus früheren Leben nach und in weitere Leben hinein. Und zwar in irgend einer Weise an den Verursacher gebunden, wie auch immer man sich das dann im Detail unter Berücksichtigung von anatta vorstellen kann.

  • Die Wirkungen bleiben ob nun wer stirbt oder nicht. Sie sind wieder Ausgangspunkt von Ergreifen und multiplizieren sich dadurch. Von wegen Versanden, haha.

    Es geht übrigens nicht nur um blosse Ethik, sondern um deren Fundierung im Rahmen des Dharmas. Also um die Einsicht, warum das so ist.

    Dahin kann man gar nicht vordringen wenn man immer am eigenen Ich klebt was da wiedergeboren werden soll.

  • Ja, sie versanden mehr oder weniger. Bei ein paar wenigen Leuten weniger, die etwas Signifikantes in die Welt gesetzt haben, bei den meisten Leuten eher mehr. Dass zumindest ich nicht von einem "Ich" rede, das wiedergeboren werden soll, und dass es auch keine der buddhistischen Belehrungen irgendeiner Tradition - richtig verstanden - so meint, haben wir ja schon zur Genüge ausdiskutiert, so dass ich es jetzt dabei belassen kann, das kurz nochmals klarzustellen. Die Diskussion müsstest Du dann mit Leuten weiterführen, die ggfls. tatsächlich an so etwas wie einem "Ich" kleben (bleiben wollen). :)

  • Zitat

    welchen Sinn macht eine Lehre, die auf das Verlöschen des Ich ausgerichtet ist und die Ursache und Wirkung als grundlegende Lehre hat, wenn das Ich ohnehin mit dem Tod verlischt und die Wirkungen irgendwo in der Umwelt versanden? Dann kommt am Ende etwas dabei raus, was die meisten Menschen auch ohne Buddhas Lehre denken: es ist egal was ich mache, mit dem Tod ist eh alles vorbei. Oder YOLO usw.


    Auf diese Gedanken kann man nur kommen, wenn man sich getrennt von den Wesen sieht.

    Wer sich mit allem verbunden sieht, weiß, dass jede seiner Handlungen Auswirkungen hat und das über seinen Tod hinaus. Ebenso weiß er, dass alles, was ihm widerfährt, widerfahren ist und widerfahren wird, untrennbar mit den Handlungen der Anderen verbunden ist. Wenn man davon ausgeht, dass sich jemand dem Dharma zuwendet, weil er was Positives bewirken will, für sich und/oder andere, also eine bestimmte Motivation hat, auch wenn sie vielleicht nicht überragend ist, dann wird er dem Rechnung tragen. Beim Fortschreiten der Erkenntnis, wird sich das auch weiter entfalten. Allein schon, weil irgendwann einmal – im besten Fall – die Brüchigkeit des Ego-Konzepts in Sichtweite rückt. Diese Dinge gehen Hand in Hand.


    Zitat

    Auch das Argument, dass sich durch ethisches Verhalten die Wirkungen in diesem Leben verbessern, finde ich eher schwach. Das funktioniert im eigenen Erleben nur zu einem gewissen Grad. Meistens passiert trotzdem eine Menge Mist, weil einfach die Wirkungen früherer Ursachen noch zum Tragen kommen. Und wenn man diese nicht den Handlungen in diesem Leben zuordnen kann, dann wirkt alles schnell doch wieder beliebig.



    Das ist vielleicht enttäuschend, wenn man meint, dann mal z.B. mit Millionen Dollaronen für sein Wohlverhalten oder durch Gesundheit und plötzlichem Erblühen in Schönheit belohnt zu werden. Das sind alles Ego-Dinger. Die Belohnung besteht nicht darin ein Bilderbuchleben zu erhalten, sondern darin, dass Schwierigkeiten ganz anders betrachtet werden und man anders damit umgeht. Es wird lediglich die Sicht auf die Dinge verändert. Ein Erdbeben wird nach wie vor stattfinden und seine Opfer finden. Und wieder kommt auch hier die obige Betrachtung zum Zug: Wenn man erkennt, dass alles Wohltuende das Ergebnis der Wohltaten ungezählter Wesen ist, dann wird man zum Fackelträger dieser Wohltaten, man denkt nicht mehr nur für und an sich.


    Zitat

    In einer Karma-Lehre, die die Grenzen eines Lebens überschreitet, sind in beide Richtungen die Verkettungen m.E. logischer und stringenter: es wirken Dinge aus früheren Leben nach und in weitere Leben hinein. Und zwar in irgend einer Weise an den Verursacher gebunden, wie auch immer man sich das dann im Detail unter Berücksichtigung von anatta vorstellen kann.


    Wer soll denn der Verursacher sein? Und sind Ursachen überhaupt erkennbar? Ist das was Doris 2018 macht, die Ursache von Doris 3525 und ist diese Ursache denn ursachenlos, einfach aus heiterem Himmel entstanden?

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • Was das Versanden betrifft haben wir offenbar völlig unterschiedliche Wahrnehmungen. Diese sowie die Theorien man dann dazu bildet, auch Wiedergeburt betreffend, führen zu einem völlig unterschiedlichen Menschenbild und zu unterschiedlichen Ethiken selbst wenn auf Regelebene alles iwie ähnlich erscheint. Deshalb sind auch die Motivationen unterschiedlich, mithin Karma.


    Ansonsten hast du nur Schwein dass die Zitierfunktion des Forums auf Android nicht richtig oder anders funktioniert, was weiss ich.

  • Ja, sie versanden mehr oder weniger. Bei ein paar wenigen Leuten weniger, die etwas Signifikantes in die Welt gesetzt haben, bei den meisten Leuten eher mehr. Dass zumindest ich nicht von einem "Ich" rede, das wiedergeboren werden soll, und dass es auch keine der buddhistischen Belehrungen irgendeiner Tradition - richtig verstanden - so meint, haben wir ja schon zur Genüge ausdiskutiert, so dass ich es jetzt dabei belassen kann, das kurz nochmals klarzustellen. Die Diskussion müsstest Du dann mit Leuten weiterführen, die ggfls. tatsächlich an so etwas wie einem "Ich" kleben (bleiben wollen). :)

    Es versandet nichts.

    Selbst wenn nach außen hin keine sichtbaren Wirkungen erkennbar sind, keine weltbewegende Großtaten in Erscheinung treten, es bleiben die inneren Wirkungen. Und da spielt die kleinste Handlung eine Wirkung. Das kumuliert und wird dann das, was wir "Karma" nennen, die Neigung zu bestimmten Denk- und Handlungweisen.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Ich dachte eigentlich ich hätte deutlich gemacht, in welchen Kontexten ich dieses Gedankenpotential verorte und dass das nicht beschreibt, wie ich selbst denke. Ich gehe von der Überlegung aus, wie die Buddhalehre im breitesten Rahmen Wesen nutzen kann und nicht nur den wenigen Glücklichen, die sie gewissenhaft praktizieren wollen, ohne bereits ein Motivation mit wenig Ego mitzubringen und die sie dann ausserdem noch richtig verstehen können.

    Zitat

    Wer soll denn der Verursacher sein? Und sind Ursachen überhaupt erkennbar? Ist das was Doris 2018 macht, die Ursache von Doris 3525 und ist diese Ursache denn Ursachenlos, einfach aus heiterem Himmel entstanden?

    Ich muss gestehen, dass ich die ständigen Wiederholungen zu diesem Thema mehr als etwas leid bin. Stichwort: Bewusstseinsstrom, der wie zwischen Wachzustand heute und Wachzustand morgen eine Kontinuität bildet, ohne sich um etwas wie ein "Ich" anzusammeln. Einfach durch seine eigene Dynamik. Und die entsprechende buddhistische Philosophie geht von einer anfangslosen Zeit aus. Man könnte aber wohl auch sagen, dass ein Bewusstseinsstrom sich von einer sehr einfachen Form erster Lebens-Impulse in einem Einzeller weiter entwickeln kann und sich dann an immer komplexere Nervensysteme bindet, bis sowas wie ein zur Reflektion fähiges Wesen ensteht. Das wäre dann nicht anfangslos, bräuchte aber auch keinen "heiteren Himmel" ;)


    Die andere These, dass Wesen mit der Geburt in so verschiedensten Bewusstseinszuständen auf die Welt kommen, aber trotzdem diese Zustände reiner Zufall sind, ist doch eigentlich die, die von einem "heiteren Himmel" ausgeht aus dem jedes Leben heraus auf die Welt geworfen wird. Wieder macht es viel Sinn, und alle Phänomene bezüglich der Eigenschaften und Fähigkeiten mit denen Wesen auf die Welt kommen können, können so erklärt werden, wenn hier frühere Ursachen ins Spiel kommen, die einen konkreten Bewusstseinsstrom ausmachen.

  • Es versandet nichts.

    Selbst wenn nach außen hin keine sichtbaren Wirkungen erkennbar sind, keine weltbewegende Großtaten in Erscheinung treten, es bleiben die inneren Wirkungen. Und da spielt die kleinste Handlung eine Wirkung. Das kumuliert und wird dann das, was wir "Karma" nennen, die Neigung zu bestimmten Denk- und Handlungweisen.

    Klar versanden Impulse, wenn sie nicht gezielt oder unbewusst weitergetragen werden. So wie Wellen auf dem Wasser irgendwann auslaufen, wenn man kein Steinchen hinterher wirft. Das mit dem Versanden meinte das, wohin die Auswirkungen von Handlungen sich fortsetzen, wenn ein Wesen stirbt und man davon ausgeht, dass diese Handlungen sich lediglich in der Umwelt fortsetzen.


    Der Bezug den Du in der Folge setzt, hat also nichts mit meiner Aussage zu tun.


    Zu dieser: Karma ist eben nur die eine Hälfte des Gesetzes von Ursache und Wirkung. Was Du beschreibst kommt der Aussage gleich, dass Wirkungen ausschliesslich als neue Wirkungen zutage treten. Also z.B. Handlungen aus Gier lediglich zu einer neuen Neigung führen, aus Gier heraus zu handeln. Das greift doch offensichtlich zu kurz.


    Nur weil viele Menschen den Ausdruck "Karma" für das Wechselspiel von Karma / Vipaka oder gar nur für Vipaka verwenden, heisst das nicht, dass man die Lehre auf das reduzieren kann, was "Karma" tatsächlich bedeutet.

  • Auf diese Gedanken kann man nur kommen, wenn man sich getrennt von den Wesen sieht.

    Wer sich mit allem verbunden sieht, weiß, dass jede seiner Handlungen Auswirkungen hat und das über seinen Tod hinaus. Ebenso weiß er, dass alles, was ihm widerfährt, widerfahren ist und widerfahren wird, untrennbar mit den Handlungen der Anderen verbunden ist.

    Und er weiß wenn in China ein Sack Reis runter fällt das weiß er und wen interessiert das außer dem der seinen Fuß drunter gestellt hatte.

  • Für mich ist bei dem Thema immer der Knackpunkt: welchen Sinn macht eine Lehre, die auf das Verlöschen des Ich ausgerichtet ist und die Ursache und Wirkung als grundlegende Lehre hat, wenn das Ich ohnehin mit dem Tod verlischt und die Wirkungen irgendwo in der Umwelt versanden? Dann kommt am Ende etwas dabei raus, was die meisten Menschen auch ohne Buddhas Lehre denken: es ist egal was ich mache, mit dem Tod ist eh alles vorbei. Oder YOLO usw.

    Lieber Kilaya,

    das halte ich aus Sicht meiner persönlichen Erfahrungen für völligen Unsinn. Ich kann doch in jeder Sekunde mein Leiden und das meiner Mitmenschen verringern, in dem ich dem Buddha folge. Warum sollte ich das nur in Hinblick auf die Zukunft tun? Wer weiß denn wirklich, ob es eine Zukunft gibt?


    Argumentativ kann man das natürlich immer auch umdrehen: Wenn ich viele Leben Zeit habe, warum sollte ich mich jetzt gerade anstrengen?


    Fall 2: Jemand hat ohnehin eine ethische Grundhaltung, der würde auch ohne diese Lehren versuchen, das Beste für alle Beteiligten heraus zu holen.

    Dieses Statement blendet meines Erachtens aus, dass die Lehre des Buddha eben ein komplettes "Regelwerk" (nicht zu wörtlich nehmen, bitte) anbietet, mit Ethik, Techniken, und Entwicklungsschritten. Nur, weil jemand eine ethische Grundhaltung hat, weiß er oder sie ja noch nicht automatisch, wie er sich vom Einfluss seiner alten Geschichten befreit.


    (IMHO kann es aber tatsächlich beliebig vieler solcher Systeme geben, das muss nicht der Pfad des Buddha sein; ich bin mir sicher, dass es auch andere Wege zur Befreiung gibt.)


    Diese Thema ist ja schon mehrfach aufgetaucht, und es überrascht mich immer wieder. Da gibt es Menschen, die durch ihre Praxis die Buddhalehre als richtig für Ihren Lebensweg erkannt haben, und dann gibt es Buddhisten, die ich sagen höre: "Wenn Du nicht an die Wiedergeburt glaubst, dann hast Du hier nichts verloren, studier' doch lieber Humanismus." Welche Ängste mögen hinter dieser Aussage stecken?


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Zu dieser: Karma ist eben nur die eine Hälfte des Gesetzes von Ursache und Wirkung. Was Du beschreibst kommt der Aussage gleich, dass Wirkungen ausschliesslich als neue Wirkungen zutage treten. Also z.B. Handlungen aus Gier lediglich zu einer neuen Neigung führen, aus Gier heraus zu handeln. Das greift doch offensichtlich zu kurz.

    Am Anfang steht ja der Persönlichkeitsglaube....dadurch bedingt kommt es erst zu egoistischen, durch Gier und Hass motivierten Taten... Diese Handlungen sind wieder Brennstoff für weiteren Persönlichkeitsglauben, indem sie abgrenzen, ausgrenzen, eingrenzen.

  • Es scheint mir, wie so oft, dass verschiedene Vorstellungen verschiedenen Typen von Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen nützen oder nicht nützen und es von daher wenig sinnvoll ist, "die" eine Wahrheit finden zu wollen ;)