Für die "buddhistisch Verwirrten" Philosophen
Samsara, und damit bedingtes Entstehen kann nicht unabhängig von dem Ding Nichtwissen verstanden werden.
Das NichtWissen, so als echtes, wirkliches Ding (da es im "Hintergrund" die Welt und die Gestaltungen allesamt ursächlich mitbedingt) müsste in meinen Augen als Ding mit Eigennatur begriffen werden, wenn man es positiv setzend im Sinne einer "göttlichen Gesamtschau" (was gerade Philosophen immer mal wieder dringend brauchten und wollten) sauber denken will.
Diese Eigennatur soll so verstanden ein unergründliches Chaos, eine ungeordnete Unordnung sein. Nur mit so einer Setzung kann so etwas wie Eigennatur überhaupt erst gedacht werden. Denn eine Eigennatur wäre nur darum eine Eigennatur, weil sie von uns Denkenden und differenziert Sehenden nicht verstehbar wäre, da sie also eine eigene und damit uns nicht zugängliche, von uns absolut abgetrennte, innere Natur hätte.
Als tatsächliches Ding mit Eigennatur bedingt das Nichtwissen die Gestaltungen in all ihren chaotischen und vielfältigen Weisen, dies aber seiner eigenen, inneren Natur zuwiderlaufendend: in einer gesetzhaften/geordneten Weise.
Denn eine innere Natur gibt es nur da, wo eine (absolute) Abgrenzung zum Äusseren/zum Anderen ist. Und eine absolute Abgrenzung zum Chaos ist die Ordnung.
Das Prinzip der (aspekthaften) Abgrenzung in Abhängigkeit zum (nichtaspekthaften) NichtWissen ist das Prinzip der Leerheit, ist das Prinzip der bedingten Entstehungen.
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NichtWissen und Samsara sind nicht voneinander getrennt denkbar, aber trotzdem sehr verschieden. Nichtwissen ist der alles mitbedingende Grund. Samsara ist das hieraus gestaltete und sich selbst fortbedingende BedingungsGründeGefüge.
Weil Nichtwissen als Ding mit Eigennatur nicht gleichbedeutend ist mit bedingter Entstehung/Samsara, kann man sagen, es gibt eine Differenz zwischen NichtWissen und Bedingter Entstehung/Samsara.
Weil da eine Differenz zwischen NichtWissen und bedingter Entstehung/Leerheit/Samsara ist, ist es möglich, Differenz zu erkennen.
Weil es möglich ist, Differenz zu erkennen, ist es möglich, Differenz zwischen "durchwebendenden"(Eigennatur) und dem Durchwebten/dem scheinbar Eigennatürlichen zu erkennen.
Je genauer die der Wirklichkeit selbst innewohnende Differenz erkannt wird: also: wie (a) sich durch das Nichtwissen bedingt die Realität (b) gestaltet (wie: bedingte Entstehung!), desto genauer lässt sich ein Weg aus dieser Differenz und damit ein Auflösen dieser Differenz (a <> b) aufzeigen.
Das heisst: je genauer man die Wirklichkeit als gesetzhaft aufgebaut und zusammengefügt begreift und erkennt (also 2 fach aber in einem Verhältnis: das reale Ding phänomenale Wirklichkeit in Bezug zu/geteilt durch das dharma-Gesetz: bedingte Entstehung), desto genauer wird man einen Weg aus diesem Gefüge aussagen können.
Es so sicher sagen könnend dann, wie man da absolut und für immer herauskommt, muss man allerdings alle Differenzen der dadurch voneinander scheinbar verschiedenen Dinge wirklich sehen können. Aber das ist schwer. Denn wie ist diese wirkliche, absolute Differenz zwischen den Dingen der Wirklichkeit: Die ist 0.
Wie soll man so etwas sehen?
Die Dinge sind alle nur möglich, weil da 1) ein grundsätzliches, sie alle mitbedingendes Ding mit so gedachter Eigennatur ist: Das NichtWissen. All die Dinge bilden durch das Nichtwissen bedingt und 2) jeweils aspekthaft, also spezifisch dieses echte Selbst (NichtWissen) auf verschiedene Weise und dadurch voneinander abgrenzend (bedingt durch die eigene, vollkommen abgeschlossene Natur des Nichtwissens) und damit insgesamt geordnet ab.
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Fazit für die Praxis:
Dadurch, dass alle Dinge untereinander implizit jeweilige bedingte Aspekte des GesamtDing Nichtwissens anzeigen, und dadurch dass die Wirklichkeit im Gegensatz zum Chaos Nichtwissen geordnet abläuft, also auf gültigen Prinzipien/Gesetzen aufbaut, ist Nichtwissen erkennbar und überwindbar und vernichtbar.
Die 0 ist eine Differenz, die man nicht abbilden kann. Denn obwohl sie da ist, ist sie gleichzeitig nicht da.
Was man nur machen kann, ist einen Weg aufzuzeigen, damit ein anderer die Differenz und damit das Dharmagesetz versteht und damit die Wirklichkeit (die da und erlebbar ist) versteht. Etwas tief zu verstehen heisst, dass man in der Lage ist, etwas zu verändern, zu kontrollieren oder auch zu vernichten. Aber weil Samsara grundsätzlich kein Ding mit unzugänglicher Eigennatur, also leer davon ist, aber zugleich auch nicht wirklich verschieden von NichtWissen ist, es nicht ganz sondern nur aspekthaft vernichtbar, im Gegensatz zum Nichtwissen, was komplett vernichtet werden kann.
Eine Auflösung, eine Überwindung "eines" Nichtwissens führt zur mindestens zeitweiligen Aufhebung einer spezifischen, aspekthaften bedingten Verkettung.
Wenn die weg ist, sieht man mehr. Also durch das momentan aufgelöste spezifische NichtWissensDing sieht man die Wirklichkeit bereinigter von diesem PseudoElement des echten Elements "Chaos". Denn wir alle wissen, und der Buddha hat es ja auch so klar gesagt: Die Dinge der äusseren und inneren Wahrnehmung sind leer von Ich, leer von Selbst. Und je klarer man das erkennt, desto besser ist das wohl im Sinne der Leidvernichtung.