Hallo, ich hoffe der etwas unstrukturierte Gedankenfluß ist aussreichend nachvollziehbar.
Die erste Sila scheint mir am schwersten annehmbar.
Es ist nicht nur der innere Konflikt zwischen "Fleischeslust" und Einsicht auch stellen sich ganz andere ethische Fragen zB. die nach nach der Sterbehilfe beim Menschen und der Euthanasie beim Tier.
Vielleicht stelle ich ersteinmal ein paar Gedanken und Prämissen vor bei uind mit denen ich im Moment stehe (damit erhebe ich überhaubt keinen Wahrheitsanspruch, es ist mein derzeitiger Stand).
Ich bin mit der Jagd groß geworden. Ich habe schon als kleiner Junge meinen Vater auf Ansitze begleitet was sehr nützlich war um mir einen tiefen Respekt vor dem Tier zu verschaffen. Die jagdliche Ethik wurde - und wird - von meinem Vater ernst genommen.
Rituale wie "der letzte Bissen" wurden immer, nicht nur für das tolle Foto von kapitalen Stücken, durchgeführt.
Ich betone das weil es mir scheint das ein recht schiefes Bild von der Jagd existiert .
Der Jäger ist achtsam, nicht nur als Mittel zum Zweck, auch mit dem lebenden und totem Wild selbst.
Ich halte seit Jahren Schlangen deren Futter (Mäuse) ich aus ethischen Gründen selbst züchte und vor dem Verfüttern durch Genickbruch abtöte. Das ist ein sanftere und überraschenderer Tod als der in den Windungen einer Schlange. Junge Schlangen und Schlüpflinge sind oft etwas unbedarft und würden eine Babymaus auch lebend verschlingen.
Also töte ich vorher ab. Und - so albern das klingen mag - ich bedanke mich gedanklich bei der Maus das sie die von mir gehaltenen Tiere nährt.
Trotzdem habe ich immer ein schlechtes Gewissen.
Ich sage mir dass das dazugehört, dass das das Leben ist, das diese Maus ein bessers Leben und Ende hatte als 99,99% ihrer Artgenossen.
Als Buddhist könnte ich mir gar noch einreden dass das Leben in einem gesunden Sozialverband, guter Versorung und reichlich Platz dem Karma der Maus gut tat (mir fehlt da aber ganz klar tieferes Verständnis) und sie in ihrem nächsten Leben ein Stückchen weiter zur Erleuchtung bringt.
Es ist für mich derzeit überhaubt keine Frage das Tiere ein Bewusstsein haben, ich würde selbst Pflanzen da nicht leichtfertig ausschliessen und auch im Stein ist der Wille Stein zu sein (der Buddhist würde das vielleicht nicht Wille nennen sondern Karma ?).
Bei Tieren können wir wenigstens Instinkte feststellen aber wir tun das oft viel zu leichtfertig als "bloß Instinkte" ab. Denn was soll denn der Motor für den Instinkt sein wenn nicht ein Bewusstsein von Wohl - oder unwohlbefinden auf den unteren Stufen, zB. bei Insekten.
Die basale Bindung einer Python an ihr Gelege scheint mir die entwicklungsgeschichtliche Grundlage für tiefe soziale Bindungen wie wir Menschen und viele Tiere sie erleben. Bewusstsein von Wut und Angst bei Störungen das nur nicht auf ein Ich bezogen ist.
Bei vielen sozialen Säugern, selbst bei einigen Vögeln ist die "Theory of Mind" , dem Bewusstsein vom Bewusstsein des Annderen in den letzten Jahren sehr gut belegt worden.
Ich bedanke mich innerlich aber auch bei der Kartoffel die ich esse (ich geb zu das vergesse ich viel häufiger als das ich das wirklich tue), nicht bei der Welt oder Gott die/der mir die Kartoffel schenkt, sondern bei der Kartoffel, sie ist es die am Weiterleben gehindert wird.
Hieraus wird vielleicht schonmal deutlich das ich ein Problem mit der Abgrenzung habe. Ich kann nur Leben wenn andere Lebewesen mich durch ihren Tod nähren.
Ich habe immer die Meinung vertreten das wer Fleisch essen will auch selber Schlachten muss, es zumindest mal gemacht haben muss, es können muss.
Die Fähigkeit ein Tier zu töten ist eine Überlebsgrundlage von der wir zivilisierten Menschen völlig entfremdet sind. Dadurch das wir nichtmehr konfrontiert sind mit dem Tod - oder alles tun um dieser Konfrontation zu entgehen - wird erst die Möglichkeit geschaffen das Sterben , das unmenschliche Schlachten, zu anonymisieren und institutionalisieren. Auf ein Individuum bezogen würde ein Psychologe das vielleicht abspalten nennen, ein dissoziativer Prozess.
Wäre es für unsere heutige zivilisatorische Lage nicht vielleicht viel gesunder nicht nur über den Tod zu meditieren sondern sich damit zu konfrontieren, auch auf die Weise der achtsamen Hausschlachtung, des sichtbar machens durch unmittelbare Konfrontation der eigenen Verantwortung für Tot ?
Und dann fällt mir ein: ja für die Zivilisation mag das gelten aber auch für denjenigen der sich auf den Weg zur Erleuchtung macht ?
Kann der Buddhist auf das Töten verzichten und trotzdem der Gesellschaft empfehlen nur noch "selbstgezogenes" - und geschlachtetes Fleisch zu essen??
An dieser Stelle ist für mich wohl klar, lasse ich mich auf diese Sila ein, kommt für mich selbst wohl nur noch geschenktes Fleisch zB. als Folge von Einladungen in Frage oder eben solches vom Jäger oder liebevollen Kaninchenzüchters. Auf Bio - und oder freilandetiketten zu Vertrauen erschiene mir wie Selbstbetrug.
Meine Schlangen abzugeben wäre verantwortungslos, ich habe mich die nächsten 15 Jahre darum zu kümmern. Mäuse abtöten oder es "natürlich" ablaufen lassen?
Ja, und wie steht der Buddhismus eigentlich zur Euthanasie beim Tier? Und zur Sterbehilfe beim Menschen ?
Ja und was tut der Buddhist kurz vor dem Hungertod wenn er einen Koi schlachten kann? Hofft er auf die Erleuchtung in der letzten Sekunde vor dem Ableben oder schlachtet er den Fisch?
Ich danke für das Interesse und hoffe auf Feedback