Spiegel Online lügt über den Buddhismus: er sei keine sanfte Lehre!

  • Ich dachte, ich les nicht richtig! Auf dem Blog "Wissensschmiede" wird zurecht darauf hingewiesen, dass die Onlineausgabe des Spiegelmagazins die Lehre Buddhas argumentationslos verunglimpft und als nicht sanft bzw. gewaltpotent darstellt! Unfassbar, ich bin entsetzt und erschüttert!

    Hier der Beitrag: Spiegel-Online lügt über den Buddhismus: keine „sanfte Lehre“ | Wissensschmiede – heiße Eisen kalt serviert

    Und hier der Spon-Beitrag: Das Märchen vom friedlichen Buddhismus | SPIEGEL Plus


    Sicherlich werden dadurch hunderte wenn nicht tausende Menschen in ihrem Bild über das Dharma falsch negativ beeinflusst. Ich bin traurig und auch etwas wütend : (

  • Ich dachte, ich les nicht richtig! Auf dem Blog "Wissensschmiede" wird zurecht darauf hingewiesen, dass die Onlineausgabe des Spiegelmagazins die Lehre Buddhas argumentationslos verunglimpft und als nicht sanft bzw. gewaltpotent darstellt! Unfassbar, ich bin entsetzt und erschüttert!

    Hier der Beitrag: Spiegel-Online lügt über den Buddhismus: keine „sanfte Lehre“ | Wissensschmiede – heiße Eisen kalt serviert

    Und hier der Spon-Beitrag: Das Märchen vom friedlichen Buddhismus | SPIEGEL Plus


    Sicherlich werden dadurch hunderte wenn nicht tausende Menschen in ihrem Bild über das Dharma falsch negativ beeinflusst. Ich bin traurig und auch etwas wütend : (

    Würde ich traurig oder wütend sein wegen dem, hätte ich die buddhistische Lehre nicht verstanden und verinnerlicht.

    Diese Zeitungen verkaufen sich nicht durch gute Nachrichten.

    Und ganz daneben liegen sie ja nicht.

  • Man kann sie auch verstanden haben und gleichzeitig erkennen, dass man aus noch vorhandener Verblendung eben Gefühlszustände wie Wut oder Trauer aufbringt - und sich derer aber selbstachtsam vollbewusst ist.


    edit @ Dawa: Unterstellst Du mir, den Buddhismus nicht verstanden zu haben? Ein vollkommenes Verständnis mündet übrigens in Erwachung. Solange man nicht erwacht ist, hat man auch kein vollkommenes Verständnis des Buddhismus. Dies räume ich hiermit gerne selbstkritisch ein... Darüber hinaus sorgen solche falschen Artikel dafür, dass viele potentiell dem Buddhismus aufgeschlossenen Wesen ebenjenen negieren. Damit wird es ihnen womöglich verwehrt, in diesem Leben den Dharmapfad zu beschreiten - womit sie erhöhtem Leiden ausgesetzt sind. Aus dieser Empathie heraus traurig und wütend darüber zu sein, erachte ich als vollkommen legitim.

  • Man kann sie auch verstanden haben und gleichzeitig erkennen, dass man aus noch vorhandener Verblendung eben Gefühlszustände wie Wut oder Trauer aufbringt - und sich derer aber selbstachtsam vollbewusst ist.


    edit @ Dawa: Unterstellst Du mir, den Buddhismus nicht verstanden zu haben? Ein vollkommenes Verständnis mündet übrigens in Erwachung. Solange man nicht erwacht ist, hat man auch kein vollkommenes Verständnis des Buddhismus. Dies räume ich hiermit gerne selbstkritisch ein... Darüber hinaus sorgen solche falschen Artikel dafür, dass viele potentiell dem Buddhismus aufgeschlossenen Wesen ebenjenen negieren. Damit wird es ihnen womöglich verwehrt, in diesem Leben den Dharmapfad zu beschreiten - womit sie erhöhtem Leiden ausgesetzt sind. Aus dieser Empathie heraus traurig und wütend darüber zu sein, erachte ich als vollkommen legitim.

    Nein nein, dich hab ich damit nicht gemeint :)

    :vajra: 200px-Mani_mantra.svg.png :vajra:

  • Man kann sie auch verstanden haben und gleichzeitig erkennen, dass man aus noch vorhandener Verblendung eben Gefühlszustände wie Wut oder Trauer aufbringt - und sich derer aber selbstachtsam vollbewusst ist.


    edit @ Dawa: Unterstellst Du mir, den Buddhismus nicht verstanden zu haben? Ein vollkommenes Verständnis mündet übrigens in Erwachung. Solange man nicht erwacht ist, hat man auch kein vollkommenes Verständnis des Buddhismus. Dies räume ich hiermit gerne selbstkritisch ein... Darüber hinaus sorgen solche falschen Artikel dafür, dass viele potentiell dem Buddhismus aufgeschlossenen Wesen ebenjenen negieren. Damit wird es ihnen womöglich verwehrt, in diesem Leben den Dharmapfad zu beschreiten - womit sie erhöhtem Leiden ausgesetzt sind. Aus dieser Empathie heraus traurig und wütend darüber zu sein, erachte ich als vollkommen legitim.

    Ich wollte immer meine Familie zum Buddhismus bringen, weil ich der buddhistischen Lehre so viel zu verdanken habe. Aber so funktioniert das nicht. Früher hätte mich ein solcher Artikel gestört.

    Heute sehe ich es anders.

    Sie können solche Artikel schreiben, sie können die Statuen sprengen, die Bücher anzünden.

    Aber Sie können mir nicht mehr die Freiheit nehmen, die ich dank Buddha verwirklicht habe.

    Würde ich darauf mit Wut, Hass, Trauer reagieren, dann hätte ich dem Dhamma mehr Schaden zugefügt als die.

    Solche Beiträge (und schlimmere) werden immer wieder auftauchen.

    Wenn es ein Trost ist, der Islam muss noch viel mehr einstecken, obwohl vermutlich 90 % der Muslime frieden wollen. Alles Gute!

  • Ohne alles gelesen zu haben, mich wundert so ein Aufhänger überhaupt nicht. Im Gegenteil. Er passt perfekt in unsere Zeit und unser gegenwärtiges Gesellschaftsklima. Der tägliche Informationsoverkill lässt keine Zeit, Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Objektive Berichterstattung ist out, Meinungsmache und betreutes Denken sind in. Alles und jeder wird in kürzester Zeit bewertet und in eine passende Schublade gesteckt, um sich bloß nicht groß mit etwas tiefer befassen zu müssen. Alles was nicht so richtig in eine Schublade passt, macht Angst.

    Ein bekannter meines Partners findet z. B. alle Religionen gleichermaßen doof. Ob die drei großen Monotheistischen, Buddhismus, Shinto ... alles für ihn das Gleiche. Wenn man ihn fragt, ob er denn schon mal was von Buddha gehört hat, sagt er "Nö, aber ist sowieso alles Opium fürs Volk." Dieser Mensch studiert auf Lehramt und wird bald die Möglichkeit haben, die nächste Generation nachhaltig zu prägen. Und so wird die Ignoranz und Verblendung von Generation zu Generation weitergetragen. Ich verstehe, dass man nicht wütend sein soll, weil man sich damit nur selbst schadet, ich wäre lieber immer gleichgültig gegenüber all dem. Meistens gelingt mir das auch. Aber eigentlich ist die von Zeit zu Zeit aufkeimende Wut in mir ein gutes Zeichen, finde ich. Es zeigt mir, dass mir noch nicht alles egal ist.

    Nur was soll man tun? Was kann man denn tun, wenn so etwas offensichtlich falsches verbreitet wird? Ich komme immer wieder zu dem Schluss, dass man rein gar nichts tun kann, außer sich angeekelt abzuwenden, sich zurückzuziehen und nur noch sein hoffentlich kurzes Restleben zu Ende zu führen. Weil man eh niemand mehr erreicht. Sorry, für den langen Beitrag, aber musste ich mal loswerden. Bin irgendwie von allem nur noch angekotzt. :grinsen:

    • Offizieller Beitrag

    Ohne alles gelesen zu haben, mich wundert so ein Aufhänger überhaupt nicht. Im Gegenteil. Er passt perfekt in unsere Zeit und unser gegenwärtiges Gesellschaftsklima. Der tägliche Informationsoverkill lässt keine Zeit, Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Objektive Berichterstattung ist out, Meinungsmache und betreutes Denken sind in.

    Es geht ja um den neuen neuen Spiegel Geschichte -"Buddhismus". Der Wasserschmiede Blog schreibt:


    Zitat

    Zugegeben, es ist mir nicht vergönnt, den kompletten Artikel von Spiegel-Online aufgrund der Bezahlsperre einzusehen. Und angesichts des stets neutral-kritischen Qualitätsjournalismus [Sarkasmus off] wäre ich auch nicht bereit, nur einen Cent dafür zu bezahlen. Doch es genügt bereits, die wenigen einsehbaren Zeilen zu lesen, um anzumerken: Eine clickbaitgetriebene Lüge will hier das Dharma als Ganzes diffamieren!


    Mal zusammengefasst:

    • Der Wasserschmiede Blog verweist also auf eine Zeitschrift, die er nicht gelesen hat, fällt auf Grund der Überschriften ein Urteil darüber.
    • Der Threadersteller (drahtseilakt) verweist - vielleicht auch ohne die Zeitschrift gelesen zu haben darauf und schliesst daraus "Spiegel Online lügt über den Buddhismus: Er sei keine sanfte Lehre!"
    • Und du sagst du hast nicht alles gelesen, wobei unklar ist ob du den neuen Spiegelonline nicht gelesen hast, den Wasserschmiede Blog oder die Kommentare dazu. Auf jeden Fall schliesst du aus all dem nicht gelesenen, dass es da keine objektive Berichterstattung gibt und dass das man da die Dinge nicht genügend aus unterschiedlicher Perspektive betrachtet.

    Ich glaub ich kauf mir den Spiegel. Vor was ich ein wenig Angst habe, ist dass einer der Autoren zum Recherchieren über die Lage des Buddhismus in der Gegenwart dieses Forum gefunden hat und uns zitiert. Das wäre herb.


    Der Punkt ist ja, dass das eine "Spiegel Geschichte" ist.d.h. er verweist nicht darauf, was die Ideale einer Religion sind, sondern wie sie die (verblendeten) Menschen - sich über die Jahrhunderte verhalten haben. Das Christentum würde also nicht an dem "Selig sind die Sanftmütigen" gemessen werden - also das was Christentum nach Meinung vieler Theologen ausmacht - sondern nach den Taten, die im Namen des Christentums begangen wurden. Und da haben ja auch Leute - die sich dem Buddhismus zurechteten - ihren Anteil an Gräueln und Misständen gehabt. Das wird ja auch im Dharma nicht geleugnet.


    Mir komtm der Thread selber so leicht Skandal-Schrägstrich-Clickbait vor.

  • Ich glaub ich kauf mir den Spiegel.

    Na, mal nicht übertreiben! ;)


    Wenn's in der aktuellen Ausgabe ist, kann ich es Dir scannen. (Ich lese den nur aus beruflichen Gründen :) :) ).

  • Ich dachte, ich les nicht richtig! Auf dem Blog "Wissensschmiede" wird zurecht darauf hingewiesen, dass die Onlineausgabe des Spiegelmagazins die Lehre Buddhas argumentationslos verunglimpft und als nicht sanft bzw. gewaltpotent darstellt! Unfassbar, ich bin entsetzt und erschüttert!

    Ich finde einen kritischen Blick auf Religion gar nicht schlecht.


    Und wer weiß, vielleicht kommst Du über den Artikel mal mit jemanden ins Gespräch, und kannst ihn oder ihr erläutern, dass es A******** in jeder religiösen Bekleidung gibt, unabhängig von der Lehre; unabhängig, ob Kutte oder Robe. Und plötzlich interessiert er sich für Deine Lehre, die Dir hilft, nach dem ersten Ärger gleichmütig über solchen Artikeln zu stehen.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • void

    Den kompletten Artikel konnte ich wegen der Bezahlschranke nicht lesen. Also muss ich mich mit dem begnügen, was einsehbar ist. Kann ja sein, dass der Autor im weiteren Verlauf relativiert, bringt mir aber nichts, wenn ich es nicht lesen kann.

    Kaufen tue ich mir den Spiegel nicht. Die Überschrift allein genügt mir persönlich, um zu erkennen, dass hier Hass und Spaltung das Ziel ist. Sowas möchte ich nicht unterstützen und auch nicht mit Geld honorieren.


    Irgendwie bin ich jetzt doch inspiriert. Und was so einer vom Spiegel kann, kann ich schon lange. Mein bald erscheinender Blog wartet eh noch darauf, mit Content gefüllt zu werden. Zwei durchaus positive Artikel über Buddha sollten doch ein guter Anfang sein, um einem negativen entgegenzuwirken. Tja, Pech gehabt, Spiegel. :grinsen:

  • Mir komtm der Thread selber so leicht Skandal-Schrägstrich-Clickbait vor.


    Tjo, ich kann auch nur die ersten paar Zeilen lesen, aber was ich dort lese ist keineswegs falsch.

    Wer einen "Journalistischen" Beitrag über einen Beitrag schreibt den er selbst nicht gelesen hat, den kann ich nicht ernst nehmen.


    Ich will diese Gelegenheit aber einmal Nutzen, um darauf hinzuweisen, wie so manche hier im Forum über andere Religionen verallgemeinern und urteilen. Wenn man selbst sich derartig über andere äußert, dann sollte man auch in der Lage sein, selbst derartige Kritik einzustecken. Und wer denkt, dass im Buddhismus alles Friede Freude Eierkuchen ist, dass Buddhismus nicht auch politisch (aus-)genutzt wird, der lebt in einer Fantasiewelt.

    _()_

  • Wo genau wird denn im Palikanon zu Gewalt gegen andere aufgerufen? Gibt's konkrete Stellen, die man so auslegen könnte?

    Dass es z. B. die sogenannte braune Esoterik gibt, die das Karma-Prinzip ziemlich krass auslegt, weiß ich bereits.


    Dass man irgendwie alle spirituellen Lehren zum Schaden anderer nutzen kann und der Buddhismus da keine Ausnahme ist, ist mir natürlich vollkommen klar und wohl kaum diskussionswürdig.

  • ….üblicher weltlicher Marktplatz-Bohai .



    Dank auch an Void für die nötige Achtsamkeit.:rose:



    PS:..Wer Mitglied in einer Bücherhalle ist ....:like:

    Tipp: Hab mal schnell geschaut.......Diesen Spiegel 6/2018 gibt es sogar bei uns in Hamburg

    zB "kostenlos" zu lesen (als Mitglied) in der Online Bücherhalle.

  • man kann ihn auch kaufen.

    dann hält man sich an die sila: nicht nehmen, was einem nicht gegeben wurde.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Wo genau wird denn im Palikanon zu Gewalt gegen andere aufgerufen? Gibt's konkrete Stellen, die man so auslegen könnte?

    Dass es z. B. die sogenannte braune Esoterik gibt, die das Karma-Prinzip ziemlich krass auslegt, weiß ich bereits.

    Der Buddhismus ist nicht nur das was im Pali Kanon steht. Buddhismus ist das, was jeder, der sich Buddhist nennt im Alltag auslebt.

    Und ja, wenn ein buddhistischer Lehrer zu Gewalt aufruft, dann dann ist das für die Welt die Aussage eines Buddhisten. Wenn ein Buddhistischer Lehrer sexuelles Fehlverhalten/Misshandlungen/Vergewaltigungen gegenüber Schülern auslebt, dann ist dies Fehlverhalten vom Buddhismus.


    Wer sagt, dass nur buddhistisch ist, was im Pali-Kanon steht, der ist aber auch nur dann Buddhist, wenn er noch nie gegen buddhistische Regeln verstoßen hat. Es hebe die Hand, wer noch nie gegen eine buddhistische Regel verstoßen hat. Es geht nicht nur um die blanke Theorie einiger Schriften - es geht um das Ausleben dieser.

    Sich über andere stellen ist einfach, aber man muss auch dazu stehen, wenn in den eigenen Reihen mist gebaut wird.

    _()_

  • Aber eigentlich ist die von Zeit zu Zeit aufkeimende Wut in mir ein gutes Zeichen, finde ich. Es zeigt mir, dass mir noch nicht alles egal ist.

    Nur was soll man tun? Was kann man denn tun, wenn so etwas offensichtlich falsches verbreitet wird?


    Ich kenne es, dass sich die manchmal die Wut in eine Art Traurigkeit wandelt. Da ist es etwas, was leichter hinzunehmen ist.


    Es wird bei solchen Wutentwicklungen im Angesicht des Leids oder des Unrechts oft auch unterstellt, dass nirgends sonst im Kosmos oder auf der Erde sich viel grösseres Leid abspielt. Und ebenso auch Glück.


    Besorgnis ist evtl besser als Wut. Aber auch hieran kann man, nichts damit ändernd, zu lang hängen.





    :earth:

  • Um etwas kritisieren zu können, muss man es zumindest bis zu einem gewissen Grad kennen und verstehen. Das gilt auch für Artikel, deren Inhalte einem möglicherweise nicht gefallen. Ansonsten tut man nur das, was man dem Artikelautor vorwirft.


    Dass es auch im Buddhismus nicht immer nur alles eitel Wonne war, halte ich für offensichtlich. Selbst im lesbaren Teil sind inhaltlich valide Beispiele genannt. Problematisch scheint für mich die Überschrift zu sein, wobei sensationalistische Titel heutzutage leider sehr üblich sind. Oft sind diese Titel nicht vom Autor der Artikel, sondern werden häufig gegen den Willen des Autors eingesetzt.


    Unterscheiden muss man auch zwischen einer Lehre und der historischen Entwicklung der darauf gründenden Religion mit allen Errungenschaften und Irrwegen. Das ist im Christentum so und beim Buddhismus nicht anders. Sobald Religion institutionalisiert wird, treten alle möglichen Folgen ein, die eine Institutionalisierung haben kann. Das Christentum folgte in seiner Geschichte nicht immer dem Ideal der Bergpredigt und der Buddhismus war nicht immer nur sanft und friedfertig.

    • Offizieller Beitrag

    "Der Spiegel" ist ein seltsames Medium. Er hatte schon ganz früh eine ganz bestimmte Schreibweise, bei der er Methoden, die man vorher nur Boulevardzeitungen kannte mit Qualitätsjournalismus verknüpft: So wie bei einem Boulevardartikel oder einem Fernsehbericht, werden Emotionen gesetzt. Und dann wird das Boulevard-Rahmen durch Sachliches und Reflektiertes ausgekleidet und zurückgenommen. Lange bevor Clickbait Mode wurde hatte der Spiegel unglaublich reißerische Titelbilder und Überschriften der dann nach den emotionalen Glockenschlägen Informatives und Relativierendes hinterhergeschoben wird.


    Sie könnten z.B ein Titelbild zu Merkel mit dem Titel "Kanzlerdämmerung" machen, wo Merkel von fiesen potentiellen Nachfolgern von einem Thron geworfen wird und dann einen Artikel schreiben, wo dann alles wirr wird. Und den Kandidaten gleichzeitig vorgeworfen wird zaghaft nichts verändern zu wollen und gleichzeitig undankbar Palastrevolution zu betreiben. Nichts ist ausgesagt, für jeden ist was dabei, man hat sich als kritisch erwiesen, ist angeckt aber die Emotionen und Bilder stehen im Raum. Dieser Stil wurde dann von ganz vielen anderen Medien übernommen.


    Es liegt so eine umherschwirrende Ironie in ihm, die alles ein wenig kritisiert aber keinen Standpunkt einnimmt.

  • Sowas triggert mich ja immer :roll:. Hab somit gleich noch mal den kostenlosen Probemonat aktiviert und den Artikel gelesen. Das Ergebnis: Es ist ein gut recherchierter Artikel, der viele Fakten nennt, und natürlich, SPIEGEL-typisch, etwas reißerisch aufgemacht ist. Es geht großteils darum, wie im kaiserlichen Japan viele Zen-Priester den Krieg unterstützt und auch spirituell gerechtfertigt haben, sowie um die enge Allianz von Buddhisten und Militärs in Sri Lanka. Das wird detailreich dargestellt, auch, wie die Lehre hingebogen wird, um das halbwegs passend zu machen.


    Eigentlich nicht viel Neues für Leute wie uns. Was ganz interessant sein könnte: es wird noch ein bisschen auf einige Sutren eingegangen, die zur Rechtfertigung hergenommen wurden. Z.B. hier:


    Zitat

    Jerryson verweist hier auf das bedeutsame "Sutra von den geschickten Mitteln", das folgende Geschichte erzählt: In einem seiner früheren Leben ist Buddha der Kapitän eines Schiffes. Er erfährt, dass ein Räuber beabsichtigt, die 500 Passagiere an Bord zu töten. Jene Passagiere aber sind künftige Bodhisattvas, wie dem Kapitän im Traum verraten wird. Ihre Ermordung würde also spätere Höllenqualen des Räubers nach sich ziehen. Der Kapitän beschließt, dem Räuber das Leben zu nehmen, um ihn vor dem erwartbaren, negativen Karma zu bewahren. Der Kapitän tötet also aus Mitgefühl mit dem künftigen Täter.


    Zitat

    Der Religionswissenschaftler Kleine zitiert Textstellen aus dem einflussreichen "Sutra vom Großen Verlöschen", die den Mord an Feinden des Buddhismus legitimieren. Ganz unten in der Hierarchie der Opfer stehe ein sogenannter "icchantika", ein von Grund auf böser Mensch, der allerlei Sünden begeht und dem Buddhismus schadet.

    In dem Sutra heißt es: "Genauso wie kein schlechtes Karma (entsteht), wenn jemand den Boden aufgräbt, Gras mäht, Bäume fällt, so ist es auch wahr, dass kein sündiges Karma entsteht, wenn man einen icchantika tötet."


    Dann wird noch erwähnt, wie in buddhistischen Ländern des öfteren mal Muslime hart angegangen werden. Der Artikel hat nie den Anspruch, den Buddhismus an sich zu verunglimpfen oder als gewalttätige Religion darzustellen. Die friedliche Grundausrichtung wird nicht bestritten, aber es wird in gelassenem, neutralem Ton dargestellt, dass es in der Praxis manchmal anders abläuft, als es die Texte und Ideale des Buddhismus vorsehen.


    Zitat

    Das Erstaunen, das sich im Westen in dieser Frage ausdrückt, sagt allerdings mehr über die Rezeption des Buddhismus im Westen aus als über den Buddhismus selbst. Denn eigentlich müsste man fragen: Warum sollten Buddhisten anders sein als die Anhänger anderer Religionen? Warum wundert es uns, wenn Buddhisten gewalttätig sind?

    Und, da finde ich, hat der Autor einen guten Punkt gelandet. Diese gewisse Idealisierung des Buddhismus ist ein Ding, das m.E. durchaus existiert bei uns, weil man mangels Kenntnissen eben positive oder negative Klischees bildet. Der zweite Fall wird gerne mal auf den Islam angewandt. Beides ist in der Kulturwissenschaft als sog. Othering bekannt.


    Fazit: ein plausibler und fundierter Artikel, der einige Beispiele nennt, wie im Namen des Buddhismus durchaus auch mal Gewalt gerechtfertigt wurde und wird. Keine Verunglimpfung, keine Lügen, keine substanzlosen Behauptungen.


    Und, um noch mal auf die Wissensschmiede einzugehen, die das ganze ja angestoßen hat. Ich hab es mal dem Autor dieses Blogs gleichgetan und nicht den ganzen Blogbeitrag gelesen. Der erste Absatz reichte mir schon:


    Zitat

    Zugegeben, es ist mir nicht vergönnt, den kompletten Artikel von Spiegel-Online aufgrund der Bezahlsperre einzusehen. Und angesichts des stets neutral-kritischen Qualitätsjournalismus [Sarkasmus off] wäre ich auch nicht bereit, nur einen Cent dafür zu bezahlen.

    Der Artikel kann durch den kostenlosen Probemonat gelesen werden. Muss man nicht machen, aber wenn man bereit ist, sich die Mühe zu machen, einen wütenden Beitrag darüber ins Netz zu stellen, dann wäre es doch keine zu schlechte Idee gewesen, vorher mal den Artikel zu sichten. Und sei es nur, um die eigene Kritik zu untermauern.


    Zitat

    Doch es genügt bereits, die wenigen einsehbaren Zeilen zu lesen, um anzumerken: Eine clickbaitgetriebene Lüge will hier das Dharma als Ganzes diffamieren!

    Diese Behauptung ist definitiv falsch.

    3 Mal editiert, zuletzt von Grashuepfer ()

  • Ich habe kein Problem damit, dass auch die dunklen Seiten unserer "Bewegung" oder wie immer man das weite Feld des Buddhismus nennen will, offen dargelegt und diskutiert werden. "Zen, Nationalismus und Krieg" z.B., aus dem die Spiegel-Autorin auch zitiert(*), war und ist ein sehr wichtiges Buch und wurde von einem Zen-Mönch geschrieben.


    Wären wir eine einheitliche "Kirche" in der solche Aspekte verleugnet oder beschönigt werden, wäre unsere Praxis nicht ehrlich und tief und ich schon lange weg.


    (*) Dass die Autorin bei dieser Veranstaltung zum Thema Buddhismus auf dem Podium saß, lässt mich im übrigen verrmuten, dass sie im weitesten Sinne auch "eine von uns" ist.

  • Dawa Spiegel ist nicht Springer


    Ansonsten: der Spiegel neigt schon immer zu einer (über)kritischen Haltung gegenüber Religion, Spiritualität, Esoterik. Das hat vielleicht damit zu tun, dass er eher aus dem linken Spektrum kommt, wo eine solche Haltung sehr verbreitet ist.


    Zu den meisten gesellschaftlichen Themen finde ich den Spiegel sehr qualitätsorientiert. Bei SPON gefällt mir, dass es Kolumnen aus verschiedenen politischen Ecken gibt. Darin gibt es, z.B. von Sascha Lobo, nicht selten auch harte Kritik gegen das eigene Medium. Das sind Dinge die mir gut gefallen, mit den Augen eines Publizistik-Wissenschaftlers betrachtet.


    Aber ich kann mich nicht erinnern, im Spiegel mal einen Artikel über den Buddhismus oder auch alternative Medizin gelesen zu haben, den ich solide fand.


    Jedes Medium hat seinen Schwächen, klug ist, keines komplett zu verdammen und sie als Ganzheit zu betrachten, in deren Zusammenstellung auch gegensätzlicher Positionen sich ein Bild herauskristallisieren kann, das einer gewissen "Wahrheit" nahe kommt.

  • Ist nicht aus dem Springer Verlag.Ja das stimmt.Axel Springer, Augstein und Co.“arbeiten“ alle mit

    Auflagen-Marketing.


    Als kostenpflichtiges Mitglied der Bücherhallen steht eine sehr große Auswahl (Papier,Digital,Speichermedien) zur Nutzungsverfügung.


    So blätterte ich grad neulich in einen GEO Heft durch die verschiedenen Religionen..Gleiches weltliches Bohai.Gleiches Auflagen-Marketing.:heart:

  • Dawa Spiegel ist nicht Springer

    Keine Ahnung wem der Spiegel gehört, ich meinte damit eine bestimmte Art von Medien

    Der Spiegel wurde von Augstein gegründet und wird im "Spiegel Verlag" herausgegeben. Springer und Augstein kann man vom Ursprung her getrost als Gegner bezeichnen.


    Was soll das heissen "eine bestimmte Art von Medien"? Alle Medien versuchen derzeit alles, um zu überleben. Dabei müssen sie viel ausprobieren. Es gibt Fachmagazine, politische Magazine, Tageszeitungen, Wochenzeitungen, Kaufzeitungen (also im Printbereich). Das wären alles "Arten von Medien" und sie müssen alle Geld verdienen um zu überleben. Der Kaufpreis hat dafür übrigens selten den Hauptanteil, der kommt von der Werbung. Damit Werbung ausreichend Geld einbringt, muss die Auflage entsprechend sein. Oder Online eben die Klicks und Werbeeinblendungen. Da auf diese Weise private Medien immer in einer Abhängigkeit von ihren Werbekunden stehen, gibt es in DE die öffentlich rechtlichen Medien (im Rundfunkbereich) die nicht in der Weise abhängig sein sollen. So soll die Vielfalt und auch Minderheitenprogramm gesichert werden, das ansonsten dem kommerziellen Zwang zum Opfer fallen würde.


    Dass in politischen Magazinen oder wissenschaftlichen Zeitungen Religion und auch der Buddhismus entweder nicht verstanden oder sogar bewusst oberflächlich behandelt werden, hat einen komplett anderen gesellschaftlichen Hintergrund. Wissenschaft und Aufklärung steht in einem alten Konflikt mit den Religionen. Das zeigt sich auch in den wissenschaftlichen Magazinen, umso mehr, je mehr diese eine Leserschaft haben, die sich zu einem "aufgeklärten" Publikum zählt. Bei politischen Medien wiederum ist wie erwähnt gerade beim linken Spektrum zu erwarten, dass Religion nicht gut wegkommen kann. Gehen wir doch mal ganz nach links: "Religion ist das Opium des Volkes" - linke Ideologien und Religion sind historisch auch nicht gerade kompatibel. ;)


    Das alles undifferenziert über einen Kamm zu scheren macht also keinen Sinn. Es gibt verschiedene Gründe, warum es zu solchen Artikeln kommt, und das Einzige, was hilft, ist die eigenen Erwartungen zu verändern und wo man kann zu vermitteln, was man selbst für sich als Wahrheit erkannt hat. Im Bewusstsein, dass das auch nicht die absolute Wahrheit sein wird... ;)