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    WIRKLICHKEIT UND ERLÖSUNG

    II.B.1. Die Praxis der Meditation


    Es wurde bereits früher darauf hingewiesen, daß die Sittlichkeit einen Teil des Weges bildet, der zur Erlösung führt, und daß sie eine unerläßliche Vorbedingung ist für die Praxis der Meditation. Ohne ein bestimmtes Maß an Sittlichkeit ist es sogar gefahrvoll, verwegen und in Hinsicht auf das zu erreichende Ziel nutzlos, die Meditationsübungen aufzunehmen. Wie könnte auch ein Mensch, der andere Wesen tötet, der sich fremdes Gut widerrechtlich aneignet, der lügt, der einen unkeuschen Wandel führt, der sich berauscht, der Zorn- und Haß-erfüllt ist, der geizig, neidig, schwatzhaft, anmaßend und überheblich ist, sich in jenen reinen Höhen bewegen, die in der Meditation erreicht werden? Er würde sich vorkommen wie ein ungeübter auf Glatteis, der sein Gleichgewicht nicht zu bewahren vermag und stürzt und sich verletzt. Schmerz und Enttäuschung wären ihm gewiß, denn er würde seiner Unzulänglichkeit nur zu bald gewahr und aus dieser Erkenntnis heraus in einen Zustand der Verwirrung, der Selbstanklage und der Trübsal versinken.


    Wer in sich z. B. die Tendenz zu bösen Worten, zu üblen und haßerfüllten Gedanken spürt, der nehme sich einmal für eine bestimmte Zeit vor, sei es für Stunden, für Tage, für Wochen oder für eine noch längere Zeit, und im vollen Bewußtsein, daß diese seine Charaktereigenschaft sowohl eigenes wie fremdes Leid schafft, kein böses Wort zu gebrauchen und keine üblen, haßerfüllten Gedanken in sich aufkommen zu lassen. Jeder Versuchung zu Streit, Übelwollen und Haß gehe er aus dem Wege, aber wenn sich die Gelegenheit zu solchen Taten und Gedanken trotzdem nicht vermeiden läßt, so sind die aufkeimenden, unheilvollen Worte und Gedanken gewaltsam zu unterdrücken, in der klaren Erkenntnis, daß es auf alle Fälle besser ist, derart üblen Dingen keinen Raum zu gewähren.


    Gelingt es einmal, sich zu beherrschen, dann ist schon Genugtuung da und die Zuversicht wird so gewachsen und das Selbstvertrauen so stark geworden sein, daß diese Beherrschung auch ein zweites Mal, ein drittes Mal und öfter versucht wird, bis sie schließlich zur Gewohnheit geworden ist, und rückschauend mit allergrößter Befriedigung festgestellt werden kann, daß durch dieses Training sowohl an innerer Ruhe, wie an äußerer Beherrschtheit ein vorher ungekanntes Maß erreicht wurde. Freude und Befriedigung darüber erfüllt das Gemüt und als Weiteres ergibt sich daraus die Überzeugung, daß die Mitmenschen aufgeschlossener, zufriedener, zutraulicher und liebenswürdiger geworden sind. Auch das erfüllt wiederum mit Genugtuung und Freude, und dementsprechend gestaltet sich dann auch das eigene Verhalten den anderen gegenüber viel freundlicher und frohmütiger. So steigert sich das Bestreben und der Erfolg gegenseitig zu immer größerer und umfassenderer Überwindung der üblen Tendenzen, und als endgültiges Resultat ergibt sich schließlich das Nichtmehrkönnen, d. h. es ist zur Unmöglichkeit geworden, je wieder böse Worte zu gebrauchen oder haßerfüllte Gedanken zu denken.


    So mag sich z. B. ein lügnerisch veranlagter Charakter einmal klar machen, daß sich ein Leben ohne Lügen leichter lebt als mit ihnen, die ja als solche eine ständige Belastung und Behinderung des eigenen Glücksstrebens darstellen, weil, wie schon in einem früheren Kapitel erwähnt, um eine Lüge aufrecht zu erhalten, immer wieder neue Lügen ersonnen werden müssen, für diese wieder andere und so weiter ad infinitum, bis schließlich das Netz des Lügengewebes den Urheber gänzlich umschließt.


    Wer die Lüge in jeder Form meidet, lebt freier und ungebundener und lebt auf alle Fälle natürlicher, weil er nicht beständig im Widerspruch zu den Tatsachen steht. Er spinnt um sich kein Netz, in das er sich selber immer wieder verfängt und verfangen muß, und er leidet auch nicht unter dem Mißtrauen, das dem Lügner unausweichlich entgegengebracht wird.


    Solche und ähnliche Überlegungen sind dann am Platze, wenn bei sich selber ein Hang zur Unwahrheit erkannt wird und dieser Hang überwunden werden soll. Man hat sich in einem solchen Falle vorzunehmen, während einer kürzeren oder längeren Zeitspanne auch der geringsten Unwahrheit auszuweichen und lieber zu schweigen, als nicht den Tatsachen entsprechend zu reden. Diese Übung führt in kurzer Zeit zu einer wohltuenden Offenheit im Verkehr mit den Mitmenschen, und wer sie beharrlich pflegt, sieht dabei auch manch andere üble Gewohnheiten ganz unwillkürlich schwinden, wodurch an Freude gewonnen und an Leid verloren wird. Mag es auch Rückfälle geben, so soll dies nur dazu anspornen, immer wieder neu zu beginnen und nicht nachzulassen im Bestreben zur Vermeidung auch kleinster Unwahrheiten, geschweige denn bewußter Lügen.


    So und ähnlich hat man sich auch in der Vermeidung und Unterdrückung anderer etwa vorhandener, unguter Dinge zu üben, bis das im eigenen Leben wuchernde Unkraut gänzlich vertilgt ist. Wenn auch nicht alles gelingt und manch Ungutes vielleicht als unausrottbar erscheint, so ist doch schon das beharrliche Streben nach Überwindung der Befleckungen, nach Sittlichkeit und Reinheit unendlich wertvoll, und früher oder später, sei es in diesem Leben oder in einem zukünftigen, wird der volle Erfolg zur Tatsache geworden sein. Dieses beharrliche Streben ist eine unerläßliche Vorbedingung der Meditation.


    Wir wenden uns nun hin zu jener Meditations-Übung, der als Objekt die Atmung dient.


    Die Beobachtung der Ein- und Ausatmung ist das Unmittelbarste, was sich denken läßt. Es braucht dazu keinerlei Hilfsmittel, keine langen Vorbereitungen, keine besonderen Kenntnisse; nur etwas braucht es dazu: ein klares Bewußtsein und einen ruhigen, ungestörten Ort, an dem man sich in einer bequemen aber nicht liegenden Körperhaltung und unbeobachtet aufhalten kann.

    II.B.1 Praxis der Meditation


    Eine Anmerkung noch: das Aufkommen von ablenkenden Gedanken ist keineswegs einem Geist, der naturgemäss Gedanken produzieren würde, geschuldet.


    Das Aufkommen von Gedanken kann viele Ursachen haben. Innere Unruhe zB, Unausgeglichenkeit, Zweifel.


    Es gibt dazu auch auch heilsames, konzentriertes Erwägen. Also ein sinnvolles, "sich Gedanken machen", was dabei helfen kann, sich in bestimmten Situationen des Alltags besser an vorgenommenes und gedanklich vorher Vergegenwärtigtes zu erinnern. Mit dieser Technik lassen sich die Möglichkeiten achtsameren Handelns provozieren. Dies führt dann zB zu weniger Gewissensunruhe, weniger sinnlosen Gedanken, also mehr Bewusstseinsklarheit, mehr Ruhe.

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  • Eine Anmerkung noch: das Aufkommen von ablenkenden Gedanken ist keineswegs einem Geist, der naturgemäss Gedanken produzieren würde, geschuldet.

    Der Geist produziert naturgemäß ohne Unterbrechung Gedanken. So ganz daneben ist auch das "Ich denke, also bin ich" durchaus nicht. Versuch mal, nicht zu denken ;) Natürlich sind nicht alle Gedanken ablenkender Natur, das hat ja auch niemand hier gesagt. Wenn ich auf eine Kerzenflamme oder einen Buddhaaspekt fokussiere, dann ist auf den ersten Blick der Fokus auf das Meditationsobjekt die Meditation und alles andere eine Ablenkung. In tantrischen Meditationen schliesst man aber alle Ablenkungen in die Meditation mit ein, damit sie sich von selbst erschöpfen. D.h. der Fokus liegt auf dem Objekt, dann kommen - naturgemäß - andere Gedanken auf. Vielleicht verliert man den Fokus völlig. In dem Moment wo man das bemerkt, ärgert man sich nicht, denkt nicht: "oh nein, ich meditiere so schlecht", sondern kehrt einfach entspannt zum Fokus zurück. So macht man die Ablenkung zu einem Teil der Meditation, ohne diese zu fördern oder abzulehnen. Diese Übung ermöglicht es, nach langer Übung, mehr und mehr in die Nicht-Meditation überzugehen, bei der man im Alltag ebenso entspannt mit den Dingen umgeht, die im Geist erscheinen. Irgendwann ist alles Meditation, aber das ist wirklich das Ergebnis sehr langer Übung im "Labor" der formalen Meditation und der bewussten Übertragung des Gelernten in die Zeit dazwischen. Diese Erfahrung, dass alles Meditation ist, heisst Nicht-Meditation, weil keine gezielte formelle Meditation mehr nötig ist.

    Das Aufkommen von Gedanken kann viele Ursachen haben. Innere Unruhe zB, Unausgeglichenkeit, Zweifel.

    Und woher kommen innere Unruhe, Unausgeglichenheit und Zweifel? Woraus bestehen diese?

    Nach allem, was ich gelernt habe, sind sie das Produkt von: Gedanken. Das Aufkommen von Gedanken hat in der Essenz nur eine Ursache: dass Gedanken ohne Unterlass kommen und gehen. Der Denker denkt, er denkt. Aber eigentlich denken die Gedanken sich selbst. Sie verdichten sich zu Gewohnheitsmustern wie der Vorstellung eines Ichs. Dann nimmt dieses Ich einen Teil der Gedanken als "das bin ich" an und andere Gedanken als "das bist Du". Das passiert auch intern, nicht nur in Bezug auf andere Menschen. Also das Aussortieren in das, was man sein will, und das, was man an eigenen Gedanken ablehnt. Die abgelehnten Gedanken begegnen uns dann gerne in der Aussenwelt, tatsächlich als Teil anderer Menschen, oder in Form von Projektionen auf andere Menschen - bis wir sie gesehen und integriert haben. Dann erst sehen wir klar und ohne Trübung, wer vor uns steht. Aber das führt jetzt eigentlich alles zu weit hier an dieser Stelle.

  • Der Geist produziert naturgemäß ohne Unterbrechung Gedanken.


    Ich wüsste nicht, was ein Geist an sich wäre, über den man in dem Sinne richtig formulieren könnte, dass er so eine oder so eine Natur hätte, ausser der Natur Vergänglichkeit, Leidhaftigkeit und Nicht-Selbst.


    Im Palikanon wird der Begriff "Gedanke" so behandelt wie der Begriff "Vorstellung". Das liegt aber weniger an dem Palikanon selber, sondern an der Sprache Deutsch, in der das Wort "Gedanke" ein Synonym für das Wort "Vorstellung" ist.


    Schon in der ersten Lehrrede der mittleren Sammlung wird erklärt, dass der Akt des (sich) Vor-Stellens eine Sache ist, der (insbesondere, wenn man sich an Vorstellungen ergötzt, diese also als "mein" begreift) aus Unkenntnis heraus geschieht.


    Dass es bedingt möglich ist, von den Vorstellungen, und damit auch der Handlung des sich Vorstellens, also auch des Denkens abzustehen, ist nicht nur dem aufmerksamen Beobachter möglich festzustellen. Diese Möglichkeit wird auch in MN 1 vorausgesetzt, damit einer etwas vollständig durchschauen möge.


    --


    Das assoziierende (gedankliche) Abschweifen bei Wahrnehmung eines Sinneseindrucks ist ein Merkmal eines nicht gefestigten Geistes/ein Merkmal eines ungefestigten Geistzustandes, den man vielleicht als "Durchschnittsgeist-/zustand" in dem Sinne bezeichnen könnte, da er normalerweise so ungefestigt auftritt (weswegen man das dann als "naturhaft" bezeichnen könnte, weil es einer Mehrzahl mehr oder weniger häufig so geht) dass man unkontrolliert (gedanklich) abschweift.


    Aus eigener Erfahrung möchte ich anmerken, dass dieses gedankliche Abschweifen und sich verlieren in Gedanken, eine stärker ausgeprägte Sache während depressiver Verstimmungen ist.


    In MN1 wird erklärt und gezeigt, dass es möglich ist, unmittelbar zu erkennen, also vollkommen ohne bewusste oder unbewusste Assoziierung wahrzunehmen.


    Ich nehme an, fast jeder Mensch kennt zumindest kürzere Phasen, während derer kein Gedanke und auch keine Vorstellung aufkommt. Damit will ich (auch ) sagen: MN 1 in dem Sinne zu erwähnen, um zu zeigen, dass es nicht richtig ist zu sagen, dass es eine naturhafte (inhärente) Sache eines Geistes wäre, unablässig Gedanken (oder Vorstellungen) hervorzubringen, ist eigentlich nicht nötig, weil ja jeder diesen erstrebenswerten Zustand an sich selber überprüfen kann, und dem ja auch auf heilsame oder unheilsame Weise nachjagt: gedankenbefreit "im Hier und Jetzt" zu erleben.


    Neben den Vorstellungen/Gedanken gibt es noch anderes Geistiges, was auftritt. Da sind zB Gefühle und auch Begehren und Hass.


    Und woher kommen innere Unruhe, Unausgeglichenheit und Zweifel?


    Innere Unruhe und Zweifel sind (neben anderen Zuständen) die Folge unachtsamen Handelns, wozu auch unachtsames Erwägen (Sich Vorstellen) gehört.

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    Dies wurde aus dem Anfängerbereich kopiert, weil es dort zu weit geht und dort erstmal die Frage des TE im Fokus stehen sollte. Wo das im Kontext herkommt, kann man leicht finden, indem man die Überschriften der Zitatboxen klickt, die sind ein Link zur Quelle.

  • Ich wüsste nicht, was ein Geist an sich wäre, über den man in dem Sinne richtig formulieren könnte, dass er so eine oder so eine Natur hätte, ausser der Natur Vergänglichkeit, Leidhaftigkeit und Nicht-Selbst.

    Dann muss erstmal der Begriff definiert werden, bevor wir darüber weiter reden können. Da gibt es sicherlich Unterschiede zwischen den Traditionen, welche Hilfsbegriffe mit welchem Bedeutungsumfang gebräuchlich sind. In diesem Fall führt es allerdings meiner Meinung nach von der eigentlichen Aussage weg, denn in der Bedeutung haben wir über das geredet, wo ohne Unterbrechung Gedanken produziert werden, bis wir erleuchtet sind. Diese Aussage entspricht weitestgehend den tibetischen Belehrungen. Wenn Du jetzt den Begriff Geist erstmal dekonstruierst, und dann von der Bedeutung in der Aussage abkoppelst, kannst Du natürlich in der Folge allerlei Dinge sagen, die für sich gesehen sogar vielleicht richtig sein mögen, das hat aber mit dem eigentlichen Punkt gar nichts mehr zu tun. Das, was hier als "Geist" bezeichnet wurde und die Gedanken erzeugt, ist ein Konstrukt und nicht etwas, was aus sich selbst heraus existiert. Wie könnte es auch? Trotzdem ist es ebenso wie die Ich-Illusion in seiner vergänglichen, bedingten, leeren Natur wirksam, solange es nicht aufgelöst wurde.


    Im Palikanon wird der Begriff "Gedanke" so behandelt wie der Begriff "Vorstellung". Das liegt aber weniger an dem Palikanon selber, sondern an der Sprache Deutsch, in der das Wort "Gedanke" ein Synonym für das Wort "Vorstellung" ist.

    Eine Vorstellung ist in meinem Sprachverständnis im Deutschen kein Synonym für einen Gedanken. Ein Vorstellung ist komplexer, ist ein Konglomerat von Gedanken. Gedanken in der tibetischen Lehre können auch sehr subtil sein. Kaum wahrnehmbar, aber dennoch da.

    Ich nehme an, fast jeder Mensch kennt zumindest kürzere Phasen, während derer kein Gedanke und auch keine Vorstellung aufkommt.

    …auch wenn man denkt, man denke nicht, ist da doch eine subtile Gedankenaktivität. Die Aufgabe in der Meditation, die "Lücke zwischen den Gedanken" zu finden, ist zum Scheitern verurteilt. Weiter kommt man nur, wenn man die Gedanken als leer erfährt. Dann hören sie zwar auch nicht auf, aber man ist nicht mehr verführt, sie überzubewerten. Oder das, was erscheint, in "ich" und "nicht ich" einzuteilen.

    Was einem Zustand ohne Gedanken am nächsten kommt, ist die traumlose Tiefschlafphase. Aber wir reden hier vom Wachbewusstsein, bei dem die Aktivität im Geist mehr oder weniger bewusst wahrgenommen werden kann.


    Innere Unruhe und Zweifel sind (neben anderen Zuständen) die Folge unachtsamen Handelns, wozu auch unachtsames Erwägen (Sich Vorstellen) gehört.

    Und das unachtsame Handeln ist wiederum Folge von Gedanken. Unachtsames Erwägen ist offensichtlich auch eine Form von Gedankenaktivität. Natürlich ist die gesamte samsarische Aktivität letztlich von Kreisläufen bestimmt. Aber trotzdem sollte man m.E. in der Kette der Abfolgen vom Substilsten zum Gröbsten gehen. Auch so kann man aber sagen: so oder so ist an irgend einem Punkt ein Gedanke als frühere Ursache zu finden. Deswegen kann man sicherlich präziser werden, aber die Aussagen auf die Du Dich beziehst, hast Du durch Deine Argumentation mitnichten entkräftet. Du hast nur geschickt den Bezugsrahmen gewechselt.

  • Dann muss erstmal der Begriff definiert werden, bevor wir darüber weiter reden können. Da gibt es sicherlich Unterschiede zwischen den Traditionen, welche Hilfsbegriffe mit welchem Bedeutungsumfang gebräuchlich sind. In diesem Fall führt es allerdings meiner Meinung nach von der eigentlichen Aussage weg, denn in der Bedeutung haben wir über das geredet, wo ohne Unterbrechung Gedanken produziert werden, bis wir erleuchtet sind


    Mir ging es eigentlich nur am Rande um die Aussage, dass es so etwas nicht gibt: eine Sache, die ohne Unterbrechung Gedanken produziert, also ein angenommenes wirkliches Ding, dessen Natur darin bestünde, ununterbrochen Gedanken zu produzieren.


    Es ging mir eher darum, in dem Anfängerthread, in dem jemand mit depressiven Verstimmungen ein paar Fragen stellte, zu sagen, dass es kein natürlicher Zustand ist, dass beständig (und ununterbrochen) Gedanken auftauchen. So ein Zustand ist zB während einer Depression "natürlich", kann aber überwunden werden.


    …auch wenn man denkt, man denke nicht, ist da doch eine subtile Gedankenaktivität. Die Aufgabe in der Meditation, die "Lücke zwischen den Gedanken" zu finden, ist zum Scheitern verurteilt.


    Es gibt einen vorstellungsbefreiten Zustand. Eine Vorstellung ist kein Konglomerat von Gedanken. Eine Vorstellung über einen Apfel ist eine Vorstellung über einen Apfel. Ein Gedanke an einen Apfel ist ein Gedanke an einen Apfel.

  • Ich bin nur im "Sitzen" Gedanken frei, Vorstellungsfrei bin ich nur wenn ich keinen Kontakt zu Menschen habe oder wenn ich nicht Nachdenke.

  • Mir ging es eigentlich nur am Rande um die Aussage, dass es so etwas nicht gibt: eine Sache, die ohne Unterbrechung Gedanken produziert, also ein angenommenes wirkliches Ding, dessen Natur darin bestünde, ununterbrochen Gedanken zu produzieren.

    Das hat ja auch niemand gesagt, dass das, was ohne Unterlass Gedanken produziert, etwas Wirkliches oder Beständiges sei. Trotzdem haben Dinge und Phänomene Eigenschaften und Eigenschaften "liegen in ihrer Natur". Es liegt in der Natur einer Paranoia, Angst aus Illusionen zu produzieren und Illusionen aus Angst. Deswegen ist die Paranoia aber weder "wirklich" noch "beständig". Solange wir über die Prozesse der Welt reden, über unerleuchtete und illusionare Vorgänge, bringt es nichts die Ebene zu wechseln und immer darauf zu verweisen "das gibt es nicht". Das bringt die Diskussion nicht weiter, es sei denn man redet ausdrücklich darüber, ob ein Phänomen wirklich und beständig ist oder nicht. Ansonsten können wir i.d.R. getrost davon ausgehen, dass hier jeder weiss, dass die Phänomene letztlich leer sind und die Art wie wir sie als unerleuchtete Menschen sehen illusionär.

    Es gibt einen vorstellungsbefreiten Zustand. Eine Vorstellung ist kein Konglomerat von Gedanken. Eine Vorstellung über einen Apfel ist eine Vorstellung über einen Apfel. Ein Gedanke an einen Apfel ist ein Gedanke an einen Apfel.

    Auch hier wieder ein Ebenenwechsel im ersten Satz. Natürlich gibt es einen vorstellungsbefreiten Zustand. Das hilft uns allerdings bei Gesprächen über die weltliche Natur der Dinge nicht weiter, wo die Unwissenheit und ihre Folgen wirksam sind. In einem "vorstellungsfreien Zustand" kann man im Grunde nichtmal einen Apfel sehen oder benennen. Das wäre noch einmal etwas anderes, als "wahrnehmen, was ist, ohne Illusion". Ein vorstellungsfreier Zustand wäre eine reine Leere.


    Was eine Vorstellung ist, darüber gibt es nun offenbar unterschiedliche Definitionen. Es wäre schön und konstruktiv, wenn Du nicht absolut formulierst, sondern deutlicher machst, dass Du eine von vielen Sichtweisen äußerst, in diesem Fall Deine. Ich denke es geht hier mehr um Semantik, wie so oft. Du hast eine andere Vorstellung über den Begriff "Gedanke" als die Lehren, die das so erklären. Du beschränkst den Begriff "Gedanke" auf eine sehr enge Definition, vermutlich etwas abstraktes, begriffliches. Aber mach mal den Selbsttest. Was passiert, wenn Du "Apfel" denkst? Ist da nur ein Wort in Deinem Kopf, oder ist dieser Denkvorgang nicht eigentlich grundsätzlich mit einer Vorstellung verbunden? Diese Vorstellung besteht aus Bildern, Erinnerungen an Situationen, olfaktorischen Erinnerungen, wissenschaftlichen Informationen - und wahrscheinlich auch Gefühlen.


    Alle diese geistigen Aktivitäten sind in der Beschreibung vieler Lehrtexte Formen von mehr oder weniger subtilen und mehr oder weniger bildhaften Gedanken. Es sind Gehirntätigkeiten. Das Gehirn ist das, was alle diese Informationen verarbeitet und nur dort werden sie für die menschliche Wahrnehmung wahrnehmbar ausgedrückt oder umgeformt. Das Bild ist ein Gedanke, das Wort ist ein Gedanke, die Erinnerung besteht aus Gedanken usw. Da ist die Aussage noch recht einleuchtend.


    Bei den Gefühlen wird es komplexer. Einige philosophische Schulen bezeichnen Gefühle als verdichtete Gedanken. Erst sind da Gedanken, die sich immer wieder wiederholen. Sie werden zur Gewohnheit bis der Körper sehr viel direkter reagiert - mit Gefühlen. Wir reden hier wohlgemerkt von weltlichen störenden Gefühlen positiver und negativer Art, nicht von so etwas wie Mitgefühl. Gefühle, wenn ausgelöst, erlauben eine viel direktere Reaktion. Darüber hinaus entfalten sie aber auch die in ihnen gespeicherten Gedankenmuster, damit überhaupt eine Vorstellung im Gehirn erzeugt werden kann. (Nebenbei: das ist der Moment, in dem sie zugänglich sind, daher arbeitet Tantra damit, die Gefühle im Moment ihres Auftretens zu transformieren: zu sehen, was da ist, und neue Gewohnheiten an ihrer statt abzuspeichern, die uns weniger vom direkten Erkennen abhalten.)

  • Das hat ja auch niemand gesagt, dass das, was ohne Unterlass Gedanken produziert, etwas Wirkliches oder Beständiges sei. Trotzdem haben Dinge und Phänomene Eigenschaften und Eigenschaften "liegen in ihrer Natur". Es liegt in der Natur einer Paranoia, Angst aus Illusionen zu produzieren und Illusionen aus Angst.


    Weil es meine Auffassung ist, dass es nicht richtig ist, so zu schreiben, tue ich es nicht. Meine Auffassung ist die, dass es richtiger ist, davon zu sprechen, dass eine Paranoia keine Angst erzeugt.


    Das bringt die Diskussion nicht weiter, es sei denn man redet ausdrücklich darüber, ob ein Phänomen wirklich und beständig ist oder nicht. Ansonsten können wir i.d.R. getrost davon ausgehen, dass hier jeder weiss, dass die Phänomene letztlich leer sind und die Art wie wir sie als unerleuchtete Menschen sehen illusionär.


    Ich hatte und habe nicht die Absicht, zu diskutieren. Die Absicht lag in der Formulierung einer (eigenen) Auffassung. Ich sehe nicht, dass "hier jeder weiß, dass die Phänomene letztlich leer sind". Auch da ist also die (meine) Auffassung anders.


    In einem "vorstellungsfreien Zustand" kann man im Grunde nichtmal einen Apfel sehen oder benennen. Das wäre noch einmal etwas anderes, als "wahrnehmen, was ist, ohne Illusion". Ein vorstellungsfreier Zustand wäre eine reine Leere.


    In einem Zustand ohne störende Gedanken kann man etwas sehen, und auch das, was man sieht, benennen. Andere könnten in so einer Benennung eine Beschreibung sehen, also etwas dazu denken, was der Aussagende vielleicht gar nicht meint.


    Eine Zeitdauer ohne Gedanken oder Vorstellungen ist ein Zeitdauer ohne Gedanken.


    Was eine Vorstellung ist, darüber gibt es nun offenbar unterschiedliche Definitionen. Es wäre schön und konstruktiv, wenn Du nicht absolut formulierst, sondern deutlicher machst, dass Du eine von vielen Sichtweisen äußerst, in diesem Fall Deine.


    Wichtiger als verschiedene Definitionen sind die Auffassungen. Denn auch eine Definition wird bedingt aufgefasst und bedingt weitergegeben. Es ist von vornherein klar, dass jeder immer nur eine eigene Auffassung weitergibt. Was soll einer anderes weitergeben, als eine eigene Auffassung?


    Wenn ich mir nicht sicher bin, poste ich eher nicht, oder kennzeichne das. Wenn ich sicher sehe: hier ist ein Widerspruch, dann kennzeichne ich das nicht so, dass der Eindrück entsteht, es wäre hier nur eine unbegründete Meinung (von mir).


    Du findest das schön, wenn ich das so machen würde. Ich finde das nicht schön und auch nicht konstruktiv.


    Mir ging es darum, zwei Sachen zu sagen. Die habe ich in dem Post gesagt. Dass es vieles und weiteres hierzu zu besprechen gäbe, sah und sehe ich. Aber ich möchte mich an der Stelle darauf nicht einlassen. Wichtig ist es zu wissen, dass es nicht die Natur eines Geistes wäre unablässig Gedanken zu produzieren.


    Damit will ich dich aber nicht davon abhalten, über die Dinge so zu formulieren, wie du es für richtig hälst.

  • Weil es meine Auffassung ist, dass es nicht richtig ist, so zu schreiben, tue ich es nicht. Meine Auffassung ist die, dass es richtiger ist, davon zu sprechen, dass eine Paranoia keine Angst erzeugt.

    So wie ein Kartoffelbauer keine Kartoffeln erzeugt, weil es weder den Kartoffelbauer noch die Kartoffeln gibt? Wenn man die Aussage auf materielle Dinge bezieht, wird wesentlich deutlicher, warum so eine Aussage innerhalb einer Diskussion die sich auf relative weltliche Dinge bezieht, schlicht keinen Sinn hat. Wenn man alle Zusammenhänge negiert, nur weil alles leer ist, kann man gar nicht mehr über die bedingte Welt reden. Obwohl die Welt in ihrer Essenz leer ist, haben die Phänomene in der Welt eine Wirkung. Und über diese Wirkung muss man reden können, ohne dass einem gleich jedes Mal papageienhaft entgegengeworfen wird: "xyz gibt es nicht, alles ist leer".

    Ich hatte und habe nicht die Absicht, zu diskutieren. Die Absicht lag in der Formulierung einer (eigenen) Auffassung. Ich sehe nicht, dass "hier jeder weiß, dass die Phänomene letztlich leer sind". Auch da ist also die (meine) Auffassung anders.

    Du willst alles mögliche nicht diskutieren, wenn man Dich kritisiert. Aber Du willst alles auf Deine Weise diskutieren und kritisieren dürfen. Siehst Du da kein Missverhältnis?

    In einem Zustand ohne störende Gedanken kann man etwas sehen, und auch das, was man sieht, benennen. Andere könnten in so einer Benennung eine Beschreibung sehen, also etwas dazu denken, was der Aussagende vielleicht gar nicht meint.


    Eine Zeitdauer ohne Gedanken oder Vorstellungen ist ein Zeitdauer ohne Gedanken.

    Hier wirken Deine Aussagen wirr und widersprüchlich auf mich. Ein Zustand ohne störende Gedanken ist ein Zustand ohne störende Gedanken. Kein vorstellungsfreier Zustand. Zumal Du ja vorher sagtest, "Vorstellungen sind keine Gedanken". Auch der letzte Satz suggeriert dass Gedanken und Vorstellungen gleich seien. Was ich nichtmal sagte, sondern dass Vorstellungen Konglomerate mehr oder weniger subtiler Gedankenformen sind, also kein monolithisches Phänomen.

    Den Sinn des letzten Satzes von Dir kann ich aber so oder so nicht entschlüsseln. Was willst Du damit jetzt sagen? "Ein Feld ohne Kartoffeln ist ein Feld ohne Kartoffeln" - eine klassische Nullaussage ;)

    Du findest das schön, wenn ich das so machen würde. Ich finde das nicht schön und auch nicht konstruktiv.

    Wenn ich sowas sage, ist das ein freundlicher Hinweis, ohne dass ich gleich die Moderatorkeule auspacke. Dann formuliere ich es eben weniger freundlich und teile Dir mit, dass aufgrund des hohen Potentials von Missverständnissen beim geschriebenen Wort hier im Forum eine Einordnung Deiner Aussagen von Dir erwartet und verlangt wird. Sag dazu, woher ein Gedanke kommt: "Ich denke...." oder "Im PK steht..." oder "Im Theravada wird - so wie ich es verstehe - gesagt dass..." Das kriegst Du hin, andere können das auch. Es braucht nur zwei Dinge: 1. den Willen, achtsamer zu kommunizieren und 2. achtsamer kommunizieren.

    Wichtig ist es zu wissen, dass es nicht die Natur eines Geistes wäre unablässig Gedanken zu produzieren.

    Es ist die Natur des nicht erleuchteten Geistes, unablässig Gedanken zu produzieren. Für einen erleuchteten Geist mag das nicht so sein, da sind auch Phasen absoluter Versenkung ohne Gedanken und sonstige geistige Regungen möglich. Das Problem mit dem Wort "Geist" ist, dass es so ziemlich alles meinen kann. Daher macht es Sinn das zu präzisieren. Eine Definition ist eine klare Sache: "ich meine hier damit das und das und in diesem Kontext ist meine Aussage zu verstehen". Was aber absolut keinen Sinn macht, ist eine Definition und Präzisierung zu ignorieren und eine Aussage im einen Kontext des Begriffs mit einer eigenen Aussage aus einem anderen Kontext des BEgriffs zu widerlegen und darauf zu bestehen, dass man recht hat und der andere nicht - während man es ablehnt, die verwendeten Begriffe zu definieren. Dabei setzt man nur eine Verwirrung fort und verweigert sich einer konstruktiven sachlichen Ausseinandersetzung. Jemand, der sich nicht auf ein Gespräch einlässt und die eigenen "Auffassungen" chronisch überbewertet, ist ein unangenehmer Gesprächspartner mit dem ein Thema nicht wirklich weiterentwickelt werden kann, weil man dabei nur gegen Betonklötze rennt. Willst Du das unbedingt sein?

  • Woher stammt jetzt das Zitat aus der unteren Box? Das ist ja eine klare Aussage, an sowas störe ich mich sicherlich nicht.


    Ansonsten kritisiere ich nur die Teile, die ich kritikwürdig finde. Deswegen muss nicht alles falsch oder unverständlich sein, man kann eher davon ausgehen, dass ich an den Aussagen die ich nicht ausdrücklich kommentiert habe, weder in der Form noch im Inhalt aus meiner Sicht etwas auszusetzen habe. Ich griff hier Aussagen heraus, die ich für sich gesehen schwierig oder falsch oder verwirrend fand und habe darauf sehr ausführlich geantwortet. Ich finde es dann schräg, wenn ich die Antwort darauf lediglich in Wiederholungen oder Widersprüchen besteht.

  • Ja der Absatz ist m.E. einigermassen richtig, wenn auch nicht komplett. Es steckt darin auch wieder eine unterschiedliche Definition des Wortes "natürlich". Es muss mehr Fokus darauf gelegt werden, das klarzustellen, wenn man sich verstehen will.


    Deswegen bin ich auch so oft dahinter her, dass Leute sich bemühen, die Sachen in ihrer Bedeutung zu verstehen und sich darauf zu beziehen, anstatt eine andere Definition des Begriffes herzunehmen und damit zu argumentieren, die Aussage sei komplett falsch gewesen.


    Auch innerhalb des tib. Buddhismus gibt es natürlich unterschiedliche Verwendungsebenen von Begriffen. Manchmal redet man sehr alltäglich, dann wieder gibt es die gleiche Vokabel als Fachbegriff. "Natürlich" ist es aus menschlicher Sicht, dass da Verwirrung ist. Aber natürlich ist der "natürliche Zustand" des Geistes (Fachbegriff Dzogchen) gänzlich ohne Verwirrung.


    Die anderen Sätze im gleichen Post, die ich ausführlich kommentiert hatte, sind aus meiner Sicht dann egal aus welcher Tradition heraus in sich unlogisch, was sich mir durch die späteren Widersprüche zu den gleichen Begriffen zu bestätigen scheint. ("Vorstellung" / "Gedanke")


    Für mich wäre es Sinn und Zweck dieses Threads, dem ich deswegen auch den Titel gegeben hatte nach dem Verschieben, zu klären und zu definieren, was je nach Tradition unter "Vorstellung" und "Gedanke" zu verstehen ist, und ob es wegen der Begriffe da zu Missverständnissen kommen kann. Wenn sich dann jemand verweigert, in so einen Diskurs einzusteigen, kann ich das nur als Unwille zu einer konstruktiven Kommunikation interpretieren.

    Denn anders kann man nicht miteinander reden. In der Kommunikationswissenschaft habe ich gelernt, dass man nur miteinander kommunizieren kann, wenn man den gleichen "Zeichensatz" verwendet. Das ist auf der gröbsten Ebene Sprache an sich, oder die Landessprache, ist aber auch ein unterschiedliches Vokabular oder der Unterschied zwischen Alltagssprache und Fachsprache.


    In der Wissenschaft ist es nicht selten, dass man Begriffe ganz neu verwendet, weil es für die präzise Bedeutung, die man anstrebt, keine Begriffe gibt. Würde man so ein Buch schreiben, ohne vorher die Begriffe präzise zu definieren, könnte man es gleich in die Tonne schmeissen, weil einen kein Mensch verstehen würde.


    Und wir haben hier zwischen den Traditionen und sogar unter den tibetischen Schulen oft eine sehr verschiedene Verwendung von Worten. Definition und Präzisierung ist da absolute Grundvoraussetzung, damit man nicht an einander vorbei redet. Wer das nicht will, will sich nicht auf den anderen und die Bedeutung von Aussagen und Argumenten einlassen und lediglich in der eigenen Echoblase verweilen.

  • Zitat

    Der Geist denkt unaufhörlich und rastlos.

    Gedanken kommen und gehen.

    Denken ist die natürliche Tendenz des Geistes. Und meist sind es Gedanken um Ehre, Status, Eitelkeit, Eifersucht, Neid, Egoismus und ähnliche Dinge.

    Die meisten Gedanken wollen wir gar nicht. Sie kommen aus dem Nichts, fordern unsere Aufmerksamkeit, verschwinden wieder, machen Platz für neue Gedanken.

    Der Geist lässt uns keinen Moment der Ruhe. Unaufhörlich denkt und analysiert er alles, womit er in Berührung kommt. Er vergleicht, schlussfolgert, urteilt.

    [...]

    Die Flut der Gedanken anzuhalten, scheint wie eine unüberwindbare Hürde zu sein. Aber durch tägliche Meditation kann der Geist geschult und gezähmt werden.


    Der rastlose Geist – 10 Tipps für geistige Freiheit | der-buddhismus.de

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Der Geist produziert naturgemäß ohne Unterbrechung Gedanken


    Ich verstehe das "naturgemäß" einfach nur so, dass da kein zusätzlicher Aufwand nötig ist. So wie das Sinnesorgan "Sehen" Sehobjekte produziert das Sinnesorgan Denken Gedanken. Während es Aufwand erfordert dem entgegenzuwirken und Stille, Gedankenstille und Verlöschen des Gedankenkreisels zu erreichen.

  • Wenn man es spitzfindig meint, überträgt das Auge Lichtwellen an das Gehirn, das daraus Gedanken macht, die das äußere Bild als inneres Bild abbilden. Mit dieser Konstruktion arbeiten wir dann weiter... Während Gedanken sozusagen weitere Gedanken produzieren. Und genau das führt zu dieser pausenlosen Kette von Gedanken. Ein bischen so wie das dritte Bier das vierte Bier trinkt usw. ;) Diese Kette zu durchbrechen erfordert Aufwand = Meditation.

  • Wenn man es spitzfindig meint, überträgt das Auge Lichtwellen an das Gehirn, das daraus Gedanken macht, die das äußere Bild als inneres Bild abbilden. Mit dieser Konstruktion arbeiten wir dann weiter... Während Gedanken sozusagen weitere Gedanken produzieren. Und genau das führt zu dieser pausenlosen Kette von Gedanken. Ein bischen so wie das dritte Bier das vierte Bier trinkt usw. ;) Diese Kette zu durchbrechen erfordert Aufwand = Meditation.

    Das ist garnicht so schwer. Es muss erkannt werden das die Haut, Häute die Sinneszellen enthalten die dann den Kontakt mit dem Hirn herstellen. Kein Licht dringt jemals ins Hirn, die Netzhaut verhindert das, kein Geschmack kann ohne Zunge von Hirn geschmeckt werden, kein Geruch kann ohne die Riechschleimhaut vom Gehirn gerochen werden. Die Haut ist die absolute Grenze zwischen mir und dem Anderen. Es ist ganz einfach wenn man nicht glaubt das da ein Ich ist.

  • Weil es meine Auffassung ist, dass es nicht richtig ist, so zu schreiben, tue ich es nicht. Meine Auffassung ist die, dass es richtiger ist, davon zu sprechen, dass eine Paranoia keine Angst erzeugt.

    So wie ein Kartoffelbauer keine Kartoffeln erzeugt, weil es weder den Kartoffelbauer noch die Kartoffeln gibt? Wenn man die Aussage auf materielle Dinge bezieht, wird wesentlich deutlicher, warum so eine Aussage innerhalb einer Diskussion die sich auf relative weltliche Dinge bezieht, schlicht keinen Sinn hat. Wenn man alle Zusammenhänge negiert, nur weil alles leer ist, kann man gar nicht mehr über die bedingte Welt reden. Obwohl die Welt in ihrer Essenz leer ist, haben die Phänomene in der Welt eine Wirkung. Und über diese Wirkung muss man reden können, ohne dass einem gleich jedes Mal papageienhaft entgegengeworfen wird: "xyz gibt es nicht, alles ist leer".


    Es ist (gerade wenn man über so etwas Feines wie Geistiges spricht) ein Unterschied, ob man sagt, es (eine Sache Geist) erzeuge eine andere Sache, oder ob man einer Sache eine bedingende Wirkung zuschreibt. Der Unterschied zwischen den Begriffen und potentiell dahinter liegenden Vorstellungen "Erzeugen" und "Bedingen" ist wesentlich. Ich sage nicht, dass es weder Kartoffelbauer noch Kartoffeln gibt, oder dass man allgemein nicht angemessen über Geistiges sprechen könnte.


    Meine Aussagen hier kannst du mit der Zuschreibung "papageienhaft" nicht meinen, denn ich sagte nicht, dass es nichts gäbe und dass alles leer wäre. Du brachtest diesen Begriff "Leerheit" ein. Ich nahm ihn bewusst nicht auf.


    Ich habe auch keinen Zusammenhang und auch nicht alle Zusammenhänge negiert. Ich habe einer Formulierungsart widersprochen. Einen Zusammenhang zwischen Geist und Vorstellung und Gedanke und Gefühl und Wahrnehmung und Bewusstsein und Begehren und Ablehnen, und allgemein Unterscheidungen, den gibt es natürlich zu sagen.


    Ich hatte und habe nicht die Absicht, zu diskutieren. Die Absicht lag in der Formulierung einer (eigenen) Auffassung. Ich sehe nicht, dass "hier jeder weiß, dass die Phänomene letztlich leer sind". Auch da ist also die (meine) Auffassung anders.

    Du willst alles mögliche nicht diskutieren, wenn man Dich kritisiert. Aber Du willst alles auf Deine Weise diskutieren und kritisieren dürfen. Siehst Du da kein Missverhältnis?


    Kritisiere doch einfach nicht mich (mache da keine attadebatte draus), sondern Aussagen.


    Ich finde es eigentlich nicht gut, auf die Missverhältnisfrage einzugehen. Grundsätzlich einfach. Weil es darum nicht geht, Leute zur kritisieren oder auch Abbilder/Vorstellungen, also zB solche über angenommene Missverhältnisse einer Person zu formulieren. Es geht um die Aussagen/Formulierungen die Sache betreffend. Und mehr sage ich dazu bewusst auch nicht, weil es wirklich nicht um so etwas geht. Weil ich eine solche "Ebenenverschiebung" (Verschiebung des eigentlichen Themas ...) auf eine angenommene Person (damit will ich nicht sagen, dass es keine Person gibt) für ungut halte.



    In einem Zustand ohne störende Gedanken kann man etwas sehen, und auch das, was man sieht, benennen. Andere könnten in so einer Benennung eine Beschreibung sehen, also etwas dazu denken, was der Aussagende vielleicht gar nicht meint.


    Eine Zeitdauer ohne Gedanken oder Vorstellungen ist ein Zeitdauer ohne Gedanken.

    Hier wirken Deine Aussagen wirr und widersprüchlich auf mich. Ein Zustand ohne störende Gedanken ist ein Zustand ohne störende Gedanken. Kein vorstellungsfreier Zustand. Zumal Du ja vorher sagtest, "Vorstellungen sind keine Gedanken". Auch der letzte Satz suggeriert dass Gedanken und Vorstellungen gleich seien. Was ich nichtmal sagte, sondern dass Vorstellungen Konglomerate mehr oder weniger subtiler Gedankenformen sind, also kein monolithisches Phänomen.

    Den Sinn des letzten Satzes von Dir kann ich aber so oder so nicht entschlüsseln. Was willst Du damit jetzt sagen? "Ein Feld ohne Kartoffeln ist ein Feld ohne Kartoffeln" - eine klassische Nullaussage ;)


    Ich hatte nirgends vorher geschrieben, dass Vorstellungen keine Gedanken wären. Sondern, dass beide Begriffe synonym in der deutschen Sprache verwendet werden.


    Ergänzend zu dem hier vorgestellten und kommentierten Zitat:


    Diese Zeilen von mir hätte ich gerne anders kommentiert gesehen. Der Widerspruch, oder die Frage geht so: Wenn man etwas sieht, und benennt ... wie soll das gehen, ohne Vorstellung sprechen.


    Ich stimme mit dir überein, dass das von dir gewählte Zitat eine schlechte Entgegnung (von mir) auf ein von mir nicht sorgfältig gewähltes Zitat ist. Dass der letzte Satz eine Tautologie ist, das ist offensichtlich. Mit etwas gutem Willen siehst du in dem Satz evtl den Vorgang des konzentrierten Atmens. Das meine ich nicht polemisch sondern ernst.

  • Zitat

    Der Geist produziert naturgemäß ohne Unterbrechung Gedanken


    Ich verstehe das "naturgemäß" einfach nur so, dass da kein zusätzlicher Aufwand nötig ist. So wie das Sinnesorgan "Sehen" Sehobjekte produziert das Sinnesorgan Denken Gedanken. Während es Aufwand erfordert dem entgegenzuwirken und Stille, Gedankenstille und Verlöschen des Gedankenkreisels zu erreichen.

    Eigentlich ist es noch etwas komplizierter.

    Der normale Mensch befindet sich nicht in der Position frei über

    die Wahrnehmung zu verfügen, sondern er unterliegt (durch Begehren

    und Anhaften und Nichtwissen) dem "neurotischen" Wahrnehmungszwang.

    Daher ist für ihn ein zusätzlicher Aufwand nötig dem entgegen zu wirken.

    Wird dieser Wahrnehmungszwang durch Übung abgebaut, dann ist der

    Zustand der Stille der natürliche Zustand mit dem geringsten Aufwand und

    jede Veränderung erfordert Aufwand was es eigentlich auch schon vorher

    immer wahr, aber jetzt wird es auch so bewußt erfahren. Denken, Wahrnehmen,

    ist dann kein Automatismus mehr sondern erfordert eine bewußte Anstrengung.

  • Kritisiere doch einfach nicht mich (mache da keine attadebatte draus), sondern Aussagen.

    Ist ein bischen schwierig, wenn ich auf Sätze antworte, wo Du über Dich redest und dass Du nicht bereit bist, bestimmte Dinge zu diskutieren, sondern nur "Aussagen machen" willst:

    Ich hatte und habe nicht die Absicht, zu diskutieren.


    Ich hatte nirgends vorher geschrieben, dass Vorstellungen keine Gedanken wären. Sondern, dass beide Begriffe synonym in der deutschen Sprache verwendet werden.

    Ja, da habe ich was verwechselt, in dem Punkt muss ich Dir recht geben.


    Ich habe daraufhin gesagt, dass es eigentlich kein Synonym ist, weil eine Vorstellung komplexer ist als ein Gedanken. Vorstellungen sind sozusagen eine Gruppe von fest miteinander verwobenen Gedankenmustern. (aka Konglomerat). Da mag es aber, wie Spock ein wenig aufgeklärt hat, bestimmte Bedeutungen der Übersetzungen "Gedanken" und "Vorstellung" im PK geben, die nicht mit der Art, wie ich die Begriffe verwende, übereinstimmen. Auch in der deutschen Sprache würde ich niemals Gedanke und Vorstellung als Synonyme sehen.


    Dann kommen wir jedoch an den Punkt, wo es notwendig ist, die Begriffe zu definieren, also dass jeder sagt, was er damit meint, und wo diese Bedeutung herkommt. Dass Du Dich darauf nicht einlassen wolltest, habe ich nicht verstanden, denn das ist ein absolut sachliche und für die Kommunikation notwendiger Vorgang, damit man nicht an einander vorbei redet.

    • Offizieller Beitrag

    Das zentrale Wort ist "Natur". Wenn ich sage, es liegt in der Natur des Hundes Leute zu beißen, dann klingt das so als wäre das ein unabänderliche Sache: Hunde beissen einfach.


    Und gerade in der europäischen Philosophie ist ja Natur eng mit einer " natürlich gegebenen Ordnung" verbunden: Hunde sollen beissen.


    Aber all das ist unnötig. Hunde beissen manchmal, man kann es ihnen auch abtrainieten und do bringt der Geist meist Gedanken bevor, öfter aber auch nicht ( im Tiefschlaf, in Vertiefungen) auch ihm kann man es abtrainieren.


    Die Sache mit der Natur ist eher überflüssig und irreführend. Man könnte auch sagen: Der Geist tendiert zum Denken.

  • Die Sache mit der Natur ist eher überflüssig und irreführend. Man könnte auch sagen: Der Geist tendiert zum Denken.

    Es ist allerdings durchaus eine gängige Formulierung in der Übersetzung einiger tibetischer Texte. Die Formulierung mit der Tendenz findet sich ja auch in dem von mir oben verlinkten Text eines deutschen Autors. Allerdings drückt "Tendenz" für sich gesehen noch nicht die Zwanghaftigkeit aus, mit der der unerleuchtete / ungeübte Geist lückenlos Gedanken erzeugt bzw. ein Gedanke den nächsten Gedanken erzeugt.


    Die traumlose Tiefschlafphase ist allerdings eine besondere Ausnahme. Ob da jedoch tatsächlich die Gedanken ganz aufhören, oder ob sie sehr subtil sind, so dass keinerlei Erinnerung daran übrig bleibt, oder ob vielleicht das Bewusstsein mal ganz den Körper verläßt und die Gedankenaktivität woanders weiterläuft, ist erstmal nicht so leicht zu klären.

    Alle anderen - auch die Vertiefungszustände - sind dann aber das Resultat von bewusster Anstrengung / Meditation und Loslassen.

  • Auch in der deutschen Sprache würde ich niemals Gedanke und Vorstellung als Synonyme sehen.

    Heißt es nicht: "sag niemals nie"?:)

    Der Buddha hat die Lehre jedenfalls je nach Zusammenhang dargelegt.