Ich hoffe, eine Buchempfehlung an dieser Stelle ist okay, da ich mich zum einen schwer tue, das unter 'buddhistische' Bücher einzuordnen, und ich zum anderen gesehen habe, dass hier auch die eine oder andere Buchempfehlung ist.
David Hinton hat viele chinesische Klassiker des Daoismus übersetzt und ist vor allem bekannt für seine Übersetzungen von klassischer chinesischer Poesie. In den letzten Jahren hat er vermehrt über die philosophischen Hintergründe dieser Texte geschrieben. Schon in diesen Arbeiten setzte er sich mit dem daoistischen Ursprung von Begriffen wie 'Leere', 'Form', 'ursprüngliche Natur' usw. auseinander. In seinem neuen Buch 'China Root' beschreibt er nun Ch'an als eine Entwicklung innerhalb des philosophischen Daoismus, der in seinen Anfängen (vor allem durch die Übersetzung buddhistischer Terminologie ins Chinesische buddhistische Elemente übernahm, die aber gerade im Laufe der Assimilation dieser Begriffe den 'buddhistischen' Rahmen immer mehr ablegte.
Durch die Übertragung des Ch'an nach Japan und später in die USA und die dadurch entstehenden Übersetzungen (in einem wieder eher buddhistischen Kontext) verschwanden die in den chinesischen Originalen deutlichen Bezüge zur Ontologie und Kosmologie des Daoismus fast vollständig. So ist der zweite Teil des Buches passend 'Lost in Translation' betitelt.
Das Buch ist nicht einfach zu lesen, weil man sich schon (auch) für Probleme der Sprache und Übersetzung interessieren sollte. Verwirrend ist es auch, wenn Hinton die chinesischen Namen 'übersetzt' (den Grund gibt er im Buch an). So wird aus Linji Yixuan (=Rinzai) 'Master Purport Dark Enigma'...
Hier noch ein Interview mit Hinton aus der 'Lion's Roar', das den Inhalt des Buches ausführlicher beschreibt.
Interessant für alle, die etwas über die Ursprünge des Zen erfahren wollen.