Meditationsanleitung Zazen (Entwurf)

  • Zazen – die Meditation im Zen-Buddhismus



    [Versuch einer Meditationsanleitung (Entwurf)]


    Die Idee geht auf nuk zurück, siehe den entsprechenden Thread hier: Vorschlag zu Anleitugsthread(s) für Meditationspraxis


    void hatte dort die Idee, es könne vielleicht eine Anleitung entstehen, die dann später als geschlossener, angepinnter Thread verwendet werden könnte.


    ____________________


    Hallo,

    ich möchte versuchen, so eine Meditationsanleitung auf die Beine zu stellen. Dabei bin ich auf eure Mithilfe angewiesen. Es ist also jede/r herzlich eingeladen, daran mitzuarbeiten, konstruktive Kritik einzubringen und Verbesserungsvorschläge zu machen.


    Hier mein Entwurf:


    ____________________



    01 Was unterscheidet Zazen von anderen Meditationstechniken?

    Zazen verfolgt keinen Zweck, es gibt kein Ziel, auf das hingearbeitet wird. Die Bedeutung besteht lediglich im Sitzen selbst.


    Zazen verzichtet auf alles, was mich ablenken oder “in die richtige Stimmung“ bringen soll. Lediglich das Zählen der Atemzüge wird manchmal empfohlen, wenn der Geist besonders unstet und hin- und herspringend ist.


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    Foto: Kodo Sawaki, gemeinfrei, Autor unbekannt


    Kurzes 2-Minuten-Video auf Englisch, in dem Brad Warner auf den Unterschied zwischen Zazen und anderen Meditationsformen eingeht (Helsinki 2009):

    meditation vs zazen - YouTube




    02 Die Umgebung / die äußeren Umstände

    Hier gibt es nur ein paar einfache Hinweise zu beachten. Dōgen, der Zen aus China (dort: Chan) nach Japan gebracht hatte, sagt dazu im Fukan zazengi:


    Zitat

    Für die Praxis des Zazen ist ein ruhiger Raum geeignet. Esst und trinkt nicht zu viel. Gebt alle Bindungen auf und lasst die Pflichten des Alltags ruhen.




    03 Die Sitzhaltung

    Man kann im Lotussitz, im Halb-Lotussitz, im burmesischen Sitz oder im Fersensitz sitzen. Was am besten geht, hängt von der Übungserfahrung, dem Alter, von der Gelenkigkeit, dem Bewegungsapparat ab. Auch auf einem Stuhl sitzen ist möglich.

    Für die Sitzpositionen am Boden wird ein Zafu, ein Meditationskissen oder ein Bänkchen benutzt.


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    Die Augen werden weder ganz geschlossen (was einen träumenden / bildergeladenen Zustand begünstigen könnte), noch sind sie ganz geöffnet (was viele Eindrücke aus der Umgebung begünstigen würde).

    Stattdessen sind die Augen halb geschlossen und blicken etwa in einem 45°-Winkel nach unten.


    Handhaltung:

    Die rechte Hand ruht unterhalb des Bauchnabels oder auf dem rechten Oberschenkel, die linke Hand wird auf der rechten Hand abgelegt. Die Daumen werden etwas aufgestellt und berühren sich leicht.


    Die Wirbelsäule ist gerade aufgerichtet. Das wird begünstigt dadurch, dass ein Kissen unter dem Gesäß liegt. So ist das Becken ein wenig nach vorne gekippt, sodass eine stabile, aufrechte Sitzhaltung ganz von selber entsteht. Auf diese Weise ist ein längeres Sitzen mit zunehmender Übung mühelos möglich. Zu Beginn können ein paar kleiner werdende Pendelbewegungen nach links und rechts dabei helfen, die richtige, mittige Position zu finden.


    Die Atmung:

    Auf die Atmung wird kein Einfluss genommen. Sie geschieht einfach, es wird nichts forciert. Die Atmung wird auf natürliche Weise ruhiger und langsamer werden im Laufe der Meditation. Ich atme durch die Nase in den Bauch, was einer physiologischen, ungehinderten Atmung entspricht.


    Grundlegende Informationen zur Sitzhaltung und Basishinweise für Zazen vom Yokoji Zen Mountain Center mit Beispielfotos. Gut und einfach auf Englisch beschrieben, auch mit geringen Englischkenntnissen verständlich:

    Zen Meditation Instruction (How to Meditate) - YouTube


    Ein weiteres Video auf Englisch zu dem Thema vom Hazy Moon Zen Center. Auch sehr einfach und anschaulich gehalten:

    How to Meditate - Beginners Introduction to Zazen - YouTube


    Ein Video auf Deutsch zu den verschiedenen Sitzhaltungen von Die kleine Zen-Schule. Es werden Hinweise zu den unterschiedlichen Haltungen gegeben und es wird auf mögliche Probleme eingegangen:

    Meditation auf Hocker, Stuhl, Bänkchen, Kissen | Variationen, Tipps und Tricks - YouTube




    04 Die Geisteshaltung

    Was den Geist angeht, gilt dasselbe wie für Körper und Atmung: Ich versuche nicht, einen Einfluss darauf zu nehmen, oder irgendeinen speziellen Zustand zu erreichen. Ich nehme einfach nur wahr, was sich im Geist abspielt, ohne es zu bewerten oder es mit einem “vorteilhafteren“ Geisteszustand zu vergleichen, den es anzustreben gilt.


    Ich werde anfangs vielleicht feststellen, dass mein Geist sehr flatterhaft und rege ist. Das ändert sich mit der Zeit ganz von selber und der Geist wird ruhiger. Ich muss (und kann) das nicht willentlich herbeiführen oder beschleunigen, es geschieht von alleine.


    Ein 8-Minuten-Video auf Englisch, in dem Shohaku Okumura etwas zur Geisteshaltung beim Zazen sagt:

    Zazen is Good for Nothing - YouTube


    In dem Film Blueprints for Zen Practice von Thorsten Heisan Schäffer kommen verschiedene europäische Zenlehrer/innen zu Wort. Ab 46:22 geht es um die Frage: “Was ist Zazen und wie praktiziert man es?“ Die Antworten auf die Frage geben: Harry Misho Teske, Roland Yuno Rech, Muho Nölke, Olivier Reigen Wang-Genh, Christoph Hatlapa Roshi, Doris Zölls, Dagmar Doko Waskönig, Dirk Künne, Alexander Poraj, Fumon Nakagawa Roshi:

    Film Blueprints for Zen Practice - Was ist Zen? Was ist Zazen? [HD] - YouTube




    05 Wie lange, wie oft, wann?

    Die Zeitdauer hängt natürlich von deinem Alltag und von deiner Vertrautheit mit Zazen ab. Für absolute Neulinge können 15 Minuten schon eine kleine Herausforderung sein. Zu einem späteren Zeitpunkt sind 30 oder 40 Minuten vielleicht schon kein Problem mehr. Wenn ich 1 Stunde oder länger sitzen möchte, werde ich vermutlich bereits auf einige Erfahrung zurückblicken können. Auch hier gilt: nichts erzwingen.


    Zur Häufigkeit: Es ist ratsam eine tägliche Zazen-Periode anzustreben.


    Ein guter Zeitpunkt für die Zazen-Sitzung hängt natürlich stark von der Struktur des Alltags ab. Die meisten Menschen werden aber wohl eine Tageszeit finden können, zu der die Voraussetzungen günstig und die Ablenkungen geringer sind.

    ____________


    Das sind so meine ersten Ideen. Was findet ihr gut, was nicht so gut? Was müsste man ändern, was gibt es zu verbessern, was fehlt? _()_


  • Ist ziemlich gut!


    Aber kann es sein, dass deine Beschreibung sehr aus der Perspektive von Dogen (?) oder Kodo Sawaki ist? Einfach 'zazen' finde ich dann zu allgemein. Vielleicht wäre "Meditationsanleitung Zazen nach Kodo Sawaki" oder "Meditationsanleitung Shikantaza" besser? Obwohl es ja manchmal auch heißt, dass Dogens Praxis keine Meditation wäre.

  • Ist ziemlich gut!

    Danke!


    Tja, das weiß ich eben nicht so genau, wie sehr das jetzt einer bestimmten Linie innerhalb des Zen entspringt. Jedenfalls habe ich versucht, möglichst allgemeingültige Anmerkungen zu machen. Aber meine Kenntnis ist eben beschränkt... :shrug:


    Einen ersten guten Hinweis habe ich schon bekommen: Es fehlt hier ein Kapitel über Kinhin. :|


    Ansonsten: In welchen Punkten weichen andere Linien innerhalb des Zen von dem ab, was ich gesammelt habe? Da seid ihr gefragt, die ihr einen größeren Blickwinkel, größere Kenntnisse habt. _()_


    • Offizieller Beitrag

    Genau. Es fehlt einfach nur so eine Art Kopf. "Ich bin Schmu und praktiziere seit x Jahren Zen in der Tradition der Soto Schule in der Tradition von Kodo Sawaki, Muho und Co. Dabei bin ich folgender Anleitung gekommen "

  • Genau. Es fehlt einfach nur so eine Art Kopf. "Ich bin Schmu und praktiziere seit x Jahren Zen in der Tradition der Soto Schule in der Tradition von Kodo Sawaki, Muho und Co. Dabei bin ich folgender Anleitung gekommen "

    Das will ich eben eigentlich vermeiden. Falls das überhaupt möglich ist.


    Es soll sich an Anfänger/innen richten, die (hoffentlich glücklicherweise) noch einigermaßen frei davon sind, sich in eine Schublade zwängen zu wollen. Ich behaupte mal: Es ist eine Anleitung möglich, zu der die meisten Richtungen im Zen "ja" sagen können. Solch eine Anleitung kann und braucht ja noch nicht allzu sehr ins Detail zu gehen. Im Gegenteil, sie soll so viel Offenheit behalten wie möglich.


  • Ich denke nicht, dass man an so einer Einordnung vorbeikommt. Einfach schon, weil letztlich auch die Lehrer individuell sind und jeder Lehrer am Ende dadurch auch seine kleine Eigenheiten mit einfließen lässt. Z.B. Kinhin ist bei uns langsam, im Takt der Atmung, anders wo, habe ich nun erfahren, geht man dabei relativ zügig. Mir persönlich erscheint das erst einmal unpassend, im Kontext eines Lehrers kann das aber schon wieder ganz anders aussehen.


    Eine erste Einführung muss, finde ich, auch nicht von solch eine Einordnung frei sein. Man kann ja sagen: "das kommt aus der Ecke und ist mal ein Startpunkt. Falls du damit nicht zurecht kommst, dann kannst du auch noch in anderen Linien schauen ob du damit etwas besser kannst". Eiin Einstiegspunkt darf ruhig ein paar Infos beinhalten, die man erst beachtet, wenn man sie auch braucht.

    _()_

  • Z.B. Kinhin ist bei uns langsam, im Takt der Atmung, anders wo, habe ich nun erfahren, geht man dabei relativ zügig.

    Ja, das ist auch das, was ich bisher gelesen / gehört habe. Es scheint auch so zu sein, dass im Rinzai deutlich schneller gegangen wird als im Soto. Und das ist dann auch noch von Ort zu Ort, von Land zu Land verschieden.


  • Es soll sich an Anfänger/innen richten, die (hoffentlich glücklicherweise) noch einigermaßen frei davon sind, sich in eine Schublade zwängen zu wollen. Ich behaupte mal: Es ist eine Anleitung möglich, zu der die meisten Richtungen im Zen "ja" sagen können. Solch eine Anleitung kann und braucht ja noch nicht allzu sehr ins Detail zu gehen. Im Gegenteil, sie soll so viel Offenheit behalten wie möglich.

    Wenn einer für sich praktiziert, dann mag das als vorläufige Anleitung funktionieren. Aber nach einiger Zeit braucht es eben andere mit denen gemeinsam praktiziert wird und dann ordnet man sich in die Praxis der Gruppe auch ein. Es werden in Sesshins auch immer konkrete Anleitungen zur Übung gegeben und auch wenn einer schon jahrelang sitzt, so sind diese Hinweise nützlich, weil sich Körperhaltungen einschleifen, die der Korrekturen bedürfen.

    :zen:

  • Dies ist kein Zerreden:

    In welchen Punkten weichen andere Linien innerhalb des Zen von dem ab, was ich gesammelt habe?

    Ich hatte gestern Auszüge aus den Praxisanweisungen von Mengshan und Boshan getwittert. Ob dies schon Abweichungen sind oder Detailerklärungen, bewertet jeder selbst am besten.


    Im Xiuxinyaolun aus dem frühen Chan ist die erste Meditation, die empfohlen wird, eine Visualisierung der Sonne und im Lengqieshiziji wird die Visualisierung des chinesischen Schriftzeichens für eins (一) gelehrt.


    Zen ist einfach komplex.


    Zazen verzichtet auf alles, was mich ablenken oder “in die richtige Stimmung“ bringen soll. Lediglich das Zählen der Atemzüge wird manchmal empfohlen, wenn der Geist besonders unstet und hin- und herspringend ist.

    Was den Geist angeht, gilt dasselbe wie für Körper und Atmung: Ich versuche nicht, einen Einfluss darauf zu nehmen, oder irgendeinen speziellen Zustand zu erreichen. Ich nehme einfach nur wahr, was sich im Geist abspielt, ohne es zu bewerten oder es mit einem “vorteilhafteren“ Geisteszustand zu vergleichen, den es anzustreben gilt.


    Andererseits heißt es von Kodo Sawaki (falls du denn überhaupt aus dieser Perspektive schreibst bzw. beeinflusst bist):


    Zitat

    Wohin mit dem Geist?


    Für gewöhnlich, lass den Geist im linken Handteller ruhen. Wenn du dich bedrückt oder müde fühlst, konzentriere deinen Geist am Scheitel oder zwischen den Augenbrauen. Wenn du dich zerstreut oder nervös fühlst, lass den Geist auf deiner Nasenspitze oder im Unterbauch (Tanden) ruhen. Oder zähle deinen Ein- und Ausatem. Wenn du immer noch ganz durcheinander bist, dann lege den Geist auf die Füße. Je höher du deinen Geist hebst, desto mehr werden sich Gefühle und Gedanken regen. Je tiefer du ihn verlagerst, desto müder und trüber wirst du dich fühlen. (Antaiji – Wie sitzen?)


    Du musst dich hineinwerfen in Zazen, dein Geist brennend vom Feuer des Gedankens: „Wenn ich nicht in diesem Leben die Befreiung finde, wann dann!?“ Wenn auf diese Weise dein Körper und Geist in Zazen aufgehen, wirst du keine Minute, ja nicht einmal eine Sekunde deines Lebens verschwenden. (Antaiji – Die Geisteshaltung)


    Allgemein gesagt, finde ich die Aufgabe, eine Meditationsanleitung für Zen zu schreiben, sehr schwierig, weil komplex. Eine Komplexitätsreduzierung kann man vornehmen indem man von Zen auf immer kleinere Teilmengen geht: Zen > jap. Zen > Dogen > Kodo > mein Zazen. Oder aber es so generell hält, wie möglich. Allerdings weiß ich nicht, ob dies tatsächlich funktioniert.


    Auf jeden Fall nicht entmutigen lassen.

  • Schmu Beim Zazen des Zen geht es ja soweit ich dem gefolgt bin nur um "Sitzen im Samadhi".

    Also darum wie gesessen werden sollte, seinem eigenen Körper gemäß, um im rechten Samadhi zu sitzen.


    Alles andere ist Zen und ist damit die Welt um Zazen herum, aber eben nicht Zazen.


    Der achte Teil des Weges ist eben der achte Teil und alle anderen Teil können nicht der achte Teil sein, auch können die anderen Teile nicht Bedingung gegenseitig sein. Buddha hat die Teile des Weges gelehrt und ich habe noch nicht gelesen das er daraus eine Kette oder einen Kreis gemacht hat.

  • Hier wird diskutiert wie immer. Das ist einerseits beruhigend, die Welt ist noch so, wie sie gestern war. Andererseits: So kommt man natürlich zu nichts. :badgrin:


    "Aber..., jedoch..., bedenke..., also, ich sehe das ja ganz anders... "


    Vielleicht sollten wir lieber eine Wette abschließen, wie oft das Wort "aber" am Ende in diesem Thread vorkommen wird. :?


    Also:

    1. Das ist kein Sawaki-Zazen, was ich da beschrieben habe. Das ist einfach Sōtō-Zazen.
    2. Ich schlage vor, dass wir uns auf die letzten 200 Jahre konzentrieren, was eine Anleitung angeht. Wer buddhistische Religionsgeschichte studieren möchte, ist herzlich eingeladen, das zu tun. Dann kann er ja z.B. mal probieren, die Sonne oder chinesische Schriftzeichen zu visualisieren.
    3. Ich schlage vor, so viel Vertrauen in Buddhismus-Interessierte zu setzen, dass sie in der Lage sind, eine Anleitung als erste Annäherungsmöglichkeit zu verstehen, die sie selber mit Leben und weiteren Studien füllen müssen.
    4. Ich schlage vor, dass sich diejenigen, die das alles für Quatsch halten, aus dem Thread heraushalten. Ich / Wir haben eure Meinung zur Kenntnis genommen.
    5. Ich schlage vor, dass diejenigen, die sowas für nützlich halten, sich meinen Entwurf komplett zu Gemüte führen, und konkrete Vorschläge machen, was unbedingt noch erwähnt werden sollte.


  • Hier mein Entwurf:


    Gemacht aus dem Ersten Beitrag von Schmu


    ____________________



    01 Was unterscheidet Zazen von anderen Meditationstechniken?


    Zazen ist im Unterschied zu Meditationstechniken ohne Denktechnik, die Technik ist ausschließlich für mich richtiges Sitzen hinzubekommen sodas ich mindestens 30 Minuten nur sitzen kann.


    Zazen verfolgt keinen Zweck, es gibt kein spirituelles Ziel, auf das hingearbeitet wird und Zweck liegt lediglich im Sitzen selbst.

    Zazen vermindert alles, was mich ablenken oder “in die richtige Stimmung“ bringen soll. Lediglich das Zählen der Atemzüge wird empfohlen am Beginn der Zazenübungen, wenn der Geist besonders unstet und hin- und herspringend, sollte aber so schnell wie möglich als Krücke verstanden und unterlassen werden.


    02 Die Umgebung / die äußeren Umstände

    Hier gibt es nur ein paar einfache Hinweise zu beachten. Dōgen, der Zen aus China (dort: Chan) nach Japan gebracht hatte, sagt dazu im Fukan zazengi:


    Zitat

    Für die Praxis des Zazen ist ein ruhiger Raum geeignet. Esst und trinkt nicht zu viel. Gebt alle Bindungen auf und lasst die Pflichten des Alltags ruhen.


    03 Die Sitzhaltung

    Man kann im Lotussitz, im Halb-Lotussitz, im burmesischen Sitz oder im Fersensitz sitzen. Was am besten geht, hängt von der Übungserfahrung, dem Alter, von der Gelenkigkeit, dem Bewegungsapparat ab. Auch auf einem Stuhl sitzen ist möglich.

    Für die Sitzpositionen am Boden wird ein Zafu, ein Meditationskissen oder ein Bänkchen benutzt.


    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.


    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.



    Die Augen werden weder ganz geschlossen (was einen träumenden / bildergeladenen Zustand begünstigen könnte), noch sind sie ganz geöffnet (was viele Eindrücke aus der Umgebung begünstigen würde).

    Stattdessen sind die Augen halb geschlossen und blicken etwa in einem 45°-Winkel nach unten.


    Handhaltung:

    Die rechte Hand ruht unterhalb des Bauchnabels oder auf dem rechten Oberschenkel, die linke Hand wird auf der rechten Hand abgelegt. Die Daumen werden etwas aufgestellt und berühren sich leicht.


    Die Wirbelsäule ist gerade aufgerichtet. Das wird begünstigt dadurch, dass ein Kissen unter dem Gesäß liegt. So ist das Becken ein wenig nach vorne gekippt, sodass eine stabile, aufrechte Sitzhaltung ganz von selber entsteht. Auf diese Weise ist ein längeres Sitzen mit zunehmender Übung mühelos möglich. Zu Beginn können ein paar kleiner werdende Pendelbewegungen nach links und rechts dabei helfen, die richtige, mittige Position zu finden.


    Die Atmung:

    Auf die Atmung wird kein Einfluss genommen. Sie geschieht einfach, es wird nichts forciert. Die Atmung wird auf natürliche Weise ruhiger und langsamer werden im Laufe der Meditation. Ich atme durch die Nase in den Bauch, was einer physiologischen, ungehinderten Atmung entspricht.


    Grundlegende Informationen zur Sitzhaltung und Basishinweise für Zazen vom Yokoji Zen Mountain Center mit Beispielfotos. Gut und einfach auf Englisch beschrieben, auch mit geringen Englischkenntnissen verständlich:

    Zen Meditation Instruction (How to Meditate) - YouTube


    Ein weiteres Video auf Englisch zu dem Thema vom Hazy Moon Zen Center. Auch sehr einfach und anschaulich gehalten:

    How to Meditate - Beginners Introduction to Zazen - YouTube


    Ein Video auf Deutsch zu den verschiedenen Sitzhaltungen von Die kleine Zen-Schule. Es werden Hinweise zu den unterschiedlichen Haltungen gegeben und es wird auf mögliche Probleme eingegangen:

    Meditation auf Hocker, Stuhl, Bänkchen, Kissen | Variationen, Tipps und Tricks - YouTube


    04 Die Geisteshaltung


    Was den Geist angeht, gilt dasselbe wie für Körper und Atmung: Ich versuche nicht, einen Einfluss darauf zu nehmen, oder irgendeinen speziellen Zustand zu erreichen. Ich nehme einfach nur wahr, was sich im Geist abspielt, ohne es zu bewerten oder es mit einem “vorteilhafteren“ Geisteszustand zu vergleichen, den es anzustreben gilt.


    Ich werde anfangs vielleicht feststellen, dass mein Geist sehr flatterhaft und rege ist. Das ändert sich mit der Zeit ganz von selber und der Geist wird ruhiger. Ich muss (und kann) das nicht willentlich herbeiführen oder beschleunigen, es geschieht von alleine.


    Worauf ich immer zu jeder Zeit Einfluss habe ist mein Sitzen, nur auf mein Sitzen hab ich Einfluss. Immer stiller sitzen können und die Sinne in ihrer Wahrnehmung offen halten, macht Denken unbrauchbar. Sinne und Körper haben genug zu tun.


    05 Wie lange, wie oft, wann?

    Die Zeitdauer hängt natürlich von deinem Alltag und von deiner Vertrautheit mit Zazen ab. Für absolute Neulinge können 15 Minuten schon eine kleine Herausforderung sein. Zu einem späteren Zeitpunkt sind 30 oder 40 Minuten vielleicht schon kein Problem mehr. Wenn ich 1 Stunde oder länger sitzen möchte, werde ich vermutlich bereits auf einige Erfahrung zurückblicken können. Auch hier gilt: nichts erzwingen.


    Zur Häufigkeit: Es ist ratsam eine tägliche Zazen-Periode anzustreben.


    Ein guter Zeitpunkt für die Zazen-Sitzung hängt natürlich stark von der Struktur des Alltags ab. Die meisten Menschen werden aber wohl eine Tageszeit finden können, zu der die Voraussetzungen günstig und die Ablenkungen geringer sind.

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    Das sind so meine ersten Ideen. Was findet ihr gut, was nicht so gut? Was müsste man ändern, was gibt es zu verbessern, was fehlt? _()_

  • Noreply


    Du könntest ja einen eigenen Thread erstellen, wo Du das ellvirische Dhamma an den interessierten Mann bzw Frau weitergeben kannst.

    Du hast ja schon so viele Threads die man besuchen kann.

    Ich kann mit deinen Ausführungen nichts anfangen.

    Deshalb freue ich mich auf andere User, die mir gewisse Sachen besser vermitteln können.

    Die Beiträge von Schmu sind eine große Hilfe für mich.



    LG Martin

  • Hier wird diskutiert wie immer... So kommt man natürlich zu nichts... aus dem Thread heraushalten.


    Ja mei, ganz souveräner Umgang mit konstruktiver Kritik. Kann man natürlich so machen. Was hast du denn erwartet, dass du hier eine Anleitung schreibst unter dem allgemeinsten aller Begriffe 'zazen' und dann keine Diskussion kommt? Mittels Diskussion kann man viel erreichen.


    und konkrete Vorschläge machen


    Ich habe einen konkreten Vorschlag gemacht: nenne es nicht nur 'zazen', sondern enge es ein. Und jetzt schreibst du:


    Das ist einfach Sōtō-Zazen.


    Ganz wunderbar. Dann pack das doch in deinen Titel! Dann ist jap. Rinzai nämlich schon einmal außen vor genauso wie der gesamte chinesische und koreanische Zen. Von denen muss sich dann keiner angesprochen fühlen und konkrete Vorschläge machen.


  • 5. Ich schlage vor, dass diejenigen, die sowas für nützlich halten, sich meinen Entwurf komplett zu Gemüte führen, und konkrete Vorschläge machen, was unbedingt noch erwähnt werden sollte.

    Wenn das nicht so gemeint ist, kann er mir das ja mitteilen und dann ja auch den Beitrag löschen lassen.

    • Offizieller Beitrag

    Es ist doch schon, wenn Schmu so eine tolle Soto Meditationdanweisung verfasst hat. Bei @Ellvirals Anmerkungen wäre es hilfreich, wenn die Änderungen gegenüber dem von Schmu herausgehoben wären.


    Dies könnten wir jetzt durch eine verständliche zeitgenössische Rinzai Mefitationsanweisung ergänzen. Und - die Anmerkungen von Himmelsbaum gehen in die Richtung durch eine klassische chinesische Chan Medationsanweisung. ( natürlich gibt es dann natürlich noch Korea Vietnam, jetziges China usw. )


    Ich denke das wäre so der Granulatitätsgrad. Auf einzelne Lehrer hinunterzugehen ist bestimmt zu fein und ein "one fits it all" zu grob


    Schön, dass Schmu da den Anfang gemacht hat!

  • Ich bin ja schon zufrieden, Himmelsbaum ! ;)


    Hier sind schon einige Sachen zusammengekommen, wo ich sehe, okay, hier muss noch was verändert / ergänzt werden. Da muss vorher noch eine Einleitung stehen, das was void in Beitrag #4 angesprochen hat. Also, für welche Zen-Richtung die Anleitung vielleicht geeignet ist, was sie leisten kann, und was nicht!

    Auch was Leonie in Beitrag #8 sagt, das muss irgendwie mit einfließen / erwähnt werden.

    Was du schreibst, Himmelsbaum , da müssen auch ein paar Sätze zu gesagt werden.

    Was du schreibst, Noreply , da müsste man schauen, was davon eine sinnvolle Ergänzung ist. Man muss immer berücksichtigen: Es richtet sich an Anfänger/innen, also muss ich mich in jemanden hineinversetzen, der ganz am Anfang steht. Welche Fragen habe ich da, wir waren da ja alle auch mal...


    Außerdem muss etwas zu Rinzai gesagt werden. Da sehe ich noch am ehesten Gemeinsamkeiten, aber eben nur bedingt. Das ist schon wieder ganz schön anders... :? Von den Schulen, bei denen Himmelsbaum sich auskennt, habe ich kaum bis keine Ahnung... :nosee:


    • Offizieller Beitrag

    Für Rinzai fand ich den Text Was ist Zazenon Shodo Harada Roshi ( übersetzt von Sozui) sehr empfehlenswert, der auch eine Meditationsanleitung enthält. Ich finde die Art und Weise, wie er die Wichtigkeit der Haltung betont sehr gut formuliert:


    Es liegt in der Natur der oberen Körperhälfte, Dinge wahrzunehmen. In der unteren Körperhälfte, unterhalb der Taille, liegt das Zentrum unserer Lebensenergie. Es ist die Natur unserer unteren Körperhälfte, aktiv und voll lebendiger Energie zu sein. Es gibt eine Geschichte von einem reichen Mann, der ein dreistöckiges Gebäude errichten wollte, um das oberste Geschoß zu bewohnen, höher als seine Nachbarn zu sein und auf sie herab zu schauen. Als der Zimmermann den Auftrag bekam, das Gebäude zu bauen, fing er natürlich beim unteren Geschoß an. Als der reiche Mann dies sah, wurde er sehr wütend. Er sagte: "Ich habe ein hohes Gebäude in Auftrag gegeben, ich brauche kein Erdgeschoß, ich will nur das dritte Stockwerk. Warum sollte ich mein Geld verschwenden und auch ein Erdgeschoß bauen?" Wir machen uns über diese Geschichte lustig, doch wenn wir genau hinsehen, handelt sie von uns selbst. Wir wollen Weisheit besitzen und klar sehen, doch wie 3

    oft ignorieren wir das "Erdgeschoß", die angemessene Ausrichtung unseres Körpers, die es erst möglich macht, Weisheit zu verwirklichen. Wir lassen leicht den Körper aus, und wollen nichts damit zu tun haben. Doch damit unser Gehirn, unsere Sinne, unsere Gedanken und Wahrnehmungen korrekt arbeiten, müssen wir im Sitz unserer Lebensenergie vollkommen zentriert und im Gleichgewicht sein. Weil eine korrekte Haltung von so wesentlicher Bedeutung ist, beginnen wir bei der Erläuterung des Zazen mit der Haltung

    Der Text ist aber ein wenig lang und gerade die Passagen mit dem Ki können für Anfänger verwirrend rüberkommen. Aber man könnte ja Zitate daraus verwenden.

  • In welchen Punkten weichen andere Linien innerhalb des Zen von dem ab, was ich gesammelt habe? Da seid ihr gefragt, die ihr einen größeren Blickwinkel, größere Kenntnisse habt. _()_

    Die Geisteshaltung, die aus meiner Sicht in gewissem Sinne der Kern des Ganzen ist, weicht im koreanischen Koan-Zen (Seon) komplett ab von dem, was du in deiner Anleitung beschreibst. Es mag auf etwas Ähnliches hinauslaufen, aber der Weg dahin ist ein vollkommen anderer. Es würde hier für mich den Rahmen sprengen, die Geisteshaltung in der Koan-Praxis zu beschreiben. Deshalb nur als Beispiel: Etwa festzustellen, "das mein Geist flatterhaft und rege ist", entspricht aus meiner Sicht begrifflichem Denken, Benennung und damit letztlich auch einer Form von Bewertung. Im Gongan-Seon versteht man unter dem wachen Geist des Zazens nicht jeden Gedanken zu beobachten, sondern vermittels der Koan-Frage dasjenige zu schauen, das schaut.


    Auch bezogen auf die Sitzhaltung sehe ich deutliche Unterschiede. In den mir bekannten koreanischen Traditionen wird nicht mit halb-, sondern mit offenen Augen gesessen und dem Sitzen mit wachem Geist und offenen Augen wird eine große Bedeutung beigemessen (die Augenhaltung ist ein eigenes Kapitel für sich, u.a., da die Bewegung unseres Denkens i.d.R. an Augenbewegung gekoppelt ist). Ich habe in der Zen-Gruppe meines Lehrers jahrelang Sitzhaltungen korrigiert und es wundert mich schon etwas, dass offenbar niemand ein Problem damit zu haben scheint wie sehr die Dame auf den Fotos ihren Kopf nach rechts zur Seite neigt. Auch das Mudra sieht bei uns ein wenig anders aus: Die Daumen bilden einen Bogen; dafür gibt es keine Regel dazu, welche Handfläche auf welcher ruht - im Sinne des Loslassens würde ich Rechtshändern eher empfehlen, die rechte Hand auf der Linken ruhen zu lassen (aber dem entspricht keine Regel). Unter Fersensitz wird in meiner Tradition eine Sitzhaltung verstanden, bei der man tatsächlich auf den Fersen und nicht auf einem Bänkchen sitzt (wobei Letzteres auch erlaubt ist).


    Deine Idee einer allgemeingültigen, schulenübergreifenden Meditationsanleitung des Zazen für Anfänger finde ich sympathisch. Die von dir verfasste Anleitung oben scheint mir dem aber nicht gerecht zu werden und ich bezweifle ehrlich gesagt auch, dass soetwas wirklich möglich ist bezogen auf Schulen und Traditionen, die sich über Jahrhunderte unabhängig voneinander weiterentwickelt haben. Was dann unbeabsichtigter Weise dabei herauskommt, kann von sensiblen Menschen durchaus auch als eine gewisse Anmaßung empfunden werden, weil etwas, das eindeutig Soto-Zen ist als allgemeine Zazen-Anleitung daklamiert wird. Gerade koreanische Buddhist*innen sind aus historischen Gründen manchmal nicht so glücklich über derartige Bemühungen. Als der Westen in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts anfing, sich für den ostasiatischen Buddhismus zu interessieren, war Korea als eine Art Kolonie von einem sehr nationalistisch denkenden Japan besetzt (1905-1945). Da war es politisch wenig opportun die Interesierten aus dem Westen darauf hinzuweisen, dass es in der "Kolonie" eine lebendige Zen-Tradition gibt, die dem originalen chinesischen Chan sowohl historisch (weil etwa 500 Jahre älter als die japanische), geographisch (Landweg - Seereisen waren damals schwierig) und inhaltlich näher stand/steht als die japanische. Bis in die Siebziger Jahre wussten die Buddhisten im Westen wenig über koreanisches Seon und auch heute ist das teilweise noch so. Deine Beschreibung des Zazens im Soto-Stil als schul- und traditionsübergreifende Beschreibung der Zen-Praxis auszugeben, würde sicher unbeabsichtigt und unwissender Weise in eine ähnliche Kerbe hauen.


    Persönlich bin ich davon überzeugt, dass deine für mich als Soto-Laien überzeugend klingende Anleitung keineswegs schlechter wird, wenn du sie als das deklarierst, was sie ist. Anfänger schnappen i.d.R. hier und da eine Mege auf und haben durchaus ein Recht darauf zu erfahren, aus welcher Tradition eine Praxismethode, die ihnen nahegelegt wird, stammt.


    Only my two cents

    _()_

    Tai

  • Ich würde mich als wirklicher Anfänger nach den ersten beiden Sätzen in Punkt 01 fragen:

    "Sitzen die nur so rum zum Zeitvertreib oder weil das zur Zeit so "in" ist?"


    Deshalb würde ich den Satz ergänzen:

    Auch wenn Zazen kein Ziel anstrebt, ergibt sich alleine durch das regelmäßige Sitzen eine innere Entwicklung.


    Und ganz zum Schluss die Ergänzung:

    Die buddhistische Richtung, in der Zazen als Meditation geübt wird, wird ZEN genannt. Je nach Zen-Richtung (Soto, Rinzai,. ...) gibt es Unterschiede, aber die Grundlagen sind sehr ähnlich.


    Alles andere würde ich genauso lassen, es ist schließlich für Neulinge gedacht und nicht für Erfahrene Zenler!


    Schmu , das ist verdammt gut, was du da zusammengestellt und geschrieben hast. Etwas einfach auszudrücken und übersichtlich darzustellen, ist viel, viel Arbeit. Deshalb auch danke für diesen großen Einsatz.


    _()_ User19823