Erst einmal meine biologische Sicht darauf:
1. Grundsätzlich sind wir eine Art biologische Maschine.2. Da sind die Sinnestore als Eingänge
3. Da ist der Geist, der die Informationen der Tore verarbeitet.
4. Darauf erfolgt dann die Reaktion an den Außentoren (in Gedanken, Worten Taten)
Davon geht man jedenfalls aus, auf dieser Basis wird das Dasein erfahren.
Der Geist produziert u. a. aus den Eingangsinformationen die Welt und den, der die Welt erfährt (das Ich-Konzept).
Warum macht er das? Meine Erklärung:
1. Weil es geht.
2. Weil es die Datenmenge reduziert.
Das dadurch ein Leidender entsteht, tut biologisch nichts zur Sache und ist ein reiner Nebeneffekt, der nur für uns problematisch ist, nicht für die Biofunktion.
Demnach sind wir ein geistiges Konstrukt, das Ich ist vom Geist erschaffen. Warum? Der Geist ist kein Ich mit der Absicht etwas zu tun würde ich sagen, sondern das Ich ist durch Geistestätigkeit erzeugt. Das Paliwort für diesen Vorgang ist ahamkara - aham bedeutet Ich und kara bedeutet machend, herstellend, in Deutsch also das Ichmachen. Wenn man versteht wie dieses Ichmachen funktioniert, was da genau stattfindet, lässt sich vielleicht auch die Frage beantworten warum es stattfindet.
Dazu wieder die Analyse aus M.148:
QuoteDie sechs inneren Sinnesgrundlagen sollten verstanden werden. Die sechs äußeren Sinnesgrundlagen sollten verstanden werden. Die sechs Bewußtseinsklassen sollten verstanden werden. Die sechs Klassen des Kontakts sollten verstanden werden. Die sechs Klassen des Gefühls sollten verstanden werden. Die sechs Klassen des Begehrens sollten verstanden werden.
Ich fasse das Weitere hier zusammen so wie ich es verstehe:
Die sechs inneren Sinnesgrundlagen sind Auge- Ohr- Nase- Zunge- Körper- und Geist-Grundlage.
Die sechs äußeren Sinnesgrundlagen sind Form- Klang- Geruch- Geschmack- Berührung- und Geist-Grundlage.
Die sechs Bewusstseinsklassen entstehen in Abhängigkeit von den inneren und äußeren Sinnesgrundlagen: Auge - Form - Sehbewusstsein, Ohr - Klang - Hörbewusstsein, Nase - Geruch - Riechbewusstsein, Zunge - Geschmack - Schmeckbewusstsein, Geist - Geistobjekte - Geistbewusstsein.
Kontakt ist das Zusammentreffen der inneren und äußeren Sinnesgrundlagen und des Bewusstseins. Also z.B. durch Auge, Form und Sehbewusstsein entsteht Kontakt. Das Paliwort für Kontakt ist phassa, es wird auch mit "Berührung" und "Bewusstseinseindruck" übersetzt. Es ist vermutlich der geistige Vorgang der aus den Wahrnehmungen Objekte gestaltet, bzw. das was durch innere und äußere Sinnesgrundlagen ins Bewusstsein tritt, als bestimmte Objekt begreifen lässt. Also etwa ein Baum wird nicht als Zusammensetzung von Elementen wahrgenommen sondern als ein eigenständiges Objekt.
Dadurch entsteht Gefühl, das Objekt ruft ein angenehmes, unangenehmes oder neutrales Gefühl hervor.
Dadurch entsteht Begehren, bzw. durch die Zuwendung, das Ergreifen des Objekts, entsteht der Wunsch es zu genießen oder es loszuwerden. Im Fall eines neutralen Gefühls ist es einfach nur der zugrundeliegende Wunsch sich als Subjekt in einer Welt aus Objekten zu befinden.
Wahrscheinlich entsteht das Ich also durch phassa, hier gestaltet der Geist das Subjekt, das Objekten gegenübersteht. Aus dem Körper wird mein Körper, das Bewusstsein wird zum Ich-Bewusstsein. Wenn ich das richtig sehe dann findet bei phassa der Prozess von ahamkara statt.
Warum findet dieser Prozess statt? Die Ursache ist Unwissenheit würde ich sagen, weiter führt der Buddha das nicht zurück:
QuoteNicht läßt sich, ihr Mönche, ein erster Anfang der Unwissenheit derart erkennen, als ob Unwissenheit vordem nicht dagewesen und erst später entstanden wäre. Wohl aber läßt sich erkennen. daß die Unwissenheit eine bestimmte Bedingung hat (idapaccayā).
(A.X.61)
Demnach lässt sich die Ursache des Daseins nicht herausfinden, die erforderlichen Bedingungen schon. Ohne bestimmte Bedingungen kann Dasein nicht entstehen.
Wenn man jetzt hier den Erfahrenden (das Erfahrungskonzept also das Ich) vernichten sollte, kann man nicht lange überleben.
Man sieht das an Komapatienten. Automatische Vorgänge wie Atmung, Leber, Nieren etc. funktionieren noch, aber ohne fremde Hilfe würde der Organismus nicht lange überleben.
Klar, wo kein Ich manifestiert ist gibt es auch keinen Wunsch zu existieren, also z.B. keine Nahrungszufuhr. Außer durch andere die hoffen dass das Ich eines Tages wieder auftaucht.
Also keine Sorge, da der Buddha Lehrreden gehalten hat etc. hat er auch ein vom Geist erzeugtes "Ich" gehabt und damit auch die Welt erfahren.
Das hat er zweifellos, nur ohne Unwissenheit nehme ich an. Wie er sich selber erlebt hat ist wohl nicht ausdenkbar.
Durch die Vipassana-Mediation kann sich ab einer bestimmten Stufe das Ich-Konzept nicht mehr bilden. Das ist aber vorbei, sobald man mit der formalen Meditation aufhört. Der Sinn ist, das Ich als geistiges (Hilfs-)Konzept zu durchschauen. Dazu müssen zuvor die grundlegenden drei allgemeinen Daseinsmerkmale der Erfahrung verstanden werden.
Weder muss das Ich vernichtet noch vermindert etc. werden. Es muss komplett durchschaut werden. Dadurch können Phänomene, die das Ich-Konzept betreffen, keinen geistigen Schmerz mehr auslösen. Denn so können Gier Hass und Unwissenheit nicht mehr entstehen. Diese 3 sind es deren geistiges Entstehungspotential tatsächlich vernichtet wird!
Da aber selbst dieses Ergebnis noch als "lästig" empfunden wurde (immerhin gibt es immer noch die Erfahrung von körperlichen Schmerz, Hunger etc.), haben selbst einige arahats noch freiwillig meditiert, um Jhana oder nirodha-samapatti zu erreichen.
Einverstanden.