Steht der Buddha Shakyamuni und erleuchtete Meister, Bodhisattvas,... mit uns in Verbindung?

  • Hallo,


    dies ist mein erster Beitrag im Forum und ich hoffe, die Kategorie ist korrekt gewählt :)


    Ich beschäftige mich nun schon seit einiger Zeit mit dem Buddhismus und übe auch die Praxis im Alltag.

    Der Buddhismus verzichtet ja auf einen allmächtigen Gott. Auch gibt es keine festen Gebete, mehr Fürbitten, Mantras und Co.

    Dennoch habe ich in einigen Schriften, in Büchern oder Online, Gebete direkt zu/an Buddha, erleuchteten Meistern oder auch Bodhisattvas gefunden.


    Auch habe ich erfahren, dass einige Buddhisten auch zu Buddha Shakyamuni im Monolog beten, also ihn um Hilfe, Weisheit, Gelassenheit bitten...

    Gerade das Gebet an Buddha von Geshe Kelsang Gyatso wendet sich an machen Stellen direkt an Buddha wie z.B. bei:


    "Bitte gib mir das Licht Deiner Weisheit, um...." oder auch "Bitte nähre mich mit Deiner Güte..."


    Früher als Christ glaubte ich immer daran, Gott würde meine Gebete hören.

    Nun sind der Buddha Shakyamuni, die Erleuchteten Meister und Bodhisattavas keine Götter.

    Buddha ist damals ins Parinirvana eingetreten und Bodhisattvas werden ja, weil sie alle zur Erleuchtung führen wollen, wiedergeboren.



    Nach dem langen Intro, nun meine eigentliche Frage (ist etwas kompliziert für mich das zu beschreiben, sorry :) ) :


    "Hört" der Buddha oder die Bodhisattva meine Gebete? Können Sie das überhaupt? Gibt es eine Verbindung zwischen Buddha Shakyamuni und den Buddhisten die sich durch Gebet, Mantra oder Meditation direkt an ihn wenden? Nils Horn meinte mal, die erleuchteten Meister und auch der Buddha verbinden sich durch Gebete, Meditation etc. sind mit unserer Intuition um uns anzuleiten und zu helfen. Andere meinten mal, man erweckt dadurch (Erleuchtungs-) Energien in sich selbst.



    Was ist eure Meinung dazu?



    Liebe Grüße

  • Nyinje ☼

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • "Hört" der Buddha oder die Bodhisattva meine Gebete?

    Das kannst nur du wissen. Hört er sie also?

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Hallo StrangerThanFiction,


    zuerst einmal kurz zu Nils Horn, den du genannt hast. Nils hat sich einen sehr eigenen Buddhismus zusammengebastelt, in welcher alles mögliche an Religionen auf Zwang und entgegen der jeweiligen Lehren vermengt wird. Auch stellt er sich gerne als Guru und Lehrer da, im buddhistischen Sinne ist er aber kein Lehrer. Dazu kommt noch weiter, dass er in der Vergangenheit Sekten und Sektenähnliche Strukturen verharmlost hat. Daher würde ich seine "Lehren" grundsätzlich mehr sehr viel Skepsis und Vorsicht betrachten.


    Zu deiner Frage: Ein Gebet im Buddhismus sehe ich nicht als ein Zwiegespräch zwischen einer Person und einer Gottheit, Buddha oder Person. Vielmehr ist das Ausdruck eines tiefen und innigen Wunsches den man gegenüber sich und dem Universum äußert. Weil es so ein inniger Wunsch ist, setzt man bewusst oder unbewusst daran, dass dieser Wunsch in erfüllung geht.


    Also nein, da hört niemand zu. Wieso auch?

    _()_

  • Hallo und erstmal herzlich willkommen StrangerThanFiction,

    ich fühle mich dem Theravada nahe und glaube nicht an Meister und Bodhisattvas, die unsere Gebete noch erhören werden.

    Eine Wiedergeburt, wenn überhaupt, ist unpersönlich. Und auch der Buddha ist ein für allemal erloschen.

    Aber er hat uns ja eine wunderbare Lehre, u.a. von der Leere aller Dinge, hinterlassen. Diese zu studieren und verinnerlichen haben wir genügend Gelegenheit.


    Wer also sollte Gebete erhören und wozu?

    Ich bete allerdings in schwierigen Situationen auch schon mal, bin mir aber bewusst, dass es ein Selbst-Gespräch ist, das mich ein bisschen beruhigt.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hallo Monikadie4 und danke für die Antwort,


    das ist wohl noch der Christ in mir der sich irgendwo noch ein Wesen wünscht, dass auf mich und meine Gebete reagiert. Aber es ist sich gut zu wissen, dass ich prinzipiell alles selbst in mir besitze, um mein Leben zu leben :)

  • Hallo xiaojinlong,


    Ähnliches habe ich über Nils Horn auch gehört, wollte es aber nicht hier noch rein schreiben.


    Danke für deine Antwort !

  • Herzlich will kommen lieber Stranger.


    Deine Frage hat recht unterschiedliche Ebenen , deshalb wirst du sicher keine eindeutigen Antworten darauf bekommen.


    Ein Buddhister Lehrer würde vielleicht darauf antworten, ganz sicher werden die Gebete erhört werden. Nicht umsonst gibt es ja seitenweise Gebete in den buddhistischen Praxistexten. Aber ergänzend würde er sicher noch anmerken, das man das alles natürlich nicht zu eng und persönlich sehen sollte.


    Ich mag Gebete, weil sie unser Gefühle mit einschließen und dadurch eine eigene Kraft haben. Aber was zur Zeit mit meinen Gebeten nach Frieden gerade genau passiert ,kann ich dir leider auch nicht sagen.


    _()_ Phönix

    • Offizieller Beitrag

    Für mich sind solche "Anrufungen" als ein Mittel zu verstehen..


    Die anonymen Alkoholikern sind eine Selbsthilfegruppe wo es drum geht vom Alkohol wegzukommen. Dabei haben die so die Idee, dass man sich da an das Positive an sich wenden soll. Christen wenden sich da an ihren Gott während Atheisten sich vielleicht an "das Kind in sich" oder "das Gute" wenden.


    An was man sich konkret wendet ist egal weil es ja nur ein Mittel ist. Ein Mittel das dazu hilft das auf was man sich da konzentriert zu stärken um es der Sucht entgegenzuhalten. Ich kann mir vorstellen, dass das funktioniert.


    Während das bei anderen Sachen bestimmt nicht hilft. Wenn man sich von etwas in sich eine neue Stereoanlage oder Haarwuchs wünscht kann man wohl lange drauf warten.

  • Gibt es eine Verbindung zwischen Buddha Shakyamuni und den Buddhisten die sich durch Gebet, Mantra oder Meditation direkt an ihn wenden?

    Es gibt verschiedene Betrachtungen (anussati), eine davon ist buddhānussati:


    Zitat

    Da, Mahānāma, gedenkt der edle Jünger des Vollendeten: 'Der Erhabene, wahrlich, ist ein Heiliger, Vollkommen-Erleuchteter, im Wissen und Wandel vollendet, ein Gesegneter, ein Weltenkenner, der unvergleichliche Lenker der zu bezähmenden Menschen, ein Erleuchteter, ein Erhabener'.

    Zu einer Zeit aber, wo der edle Jünger des Vollendeten gedenkt, zu einer solchen Zeit ist sein Geist weder von Gier (rāga), noch von Haß (dosa), noch von Verblendung (moha) besessen; ganz aufgerichtet ist zu einer solchen Zeit sein Geist angesichts des Vollendeten usw. Aufgerichteten Geistes aber erlangt der edle Jünger Verständnis der Auslegung, erlangt er Verständnis des Gesetzes, erlangt er Freude am Gesetze. Im Erfreuten aber erwacht Begeisterung; im Herzen begeistert, beruhigt sich sein Inneres; im Innern gestillt empfindet er Glück, und des Glücklichen Geist festigt sich. Von diesem edlen Jünger heißt es, daß er unter der verkehrten Menschheit leidlos verweilt. Und ein Ohr für das Gesetz habend erweckt er die Betrachtung über den Erleuchteten.

    A.VI.10


    Die Betrachtung kann durchaus mit einem erhebenden Gefühl der Verehrung verbunden sein und dem Wunsch nach Erleuchtung.


    Aus der thailändischen Waldtradition gibt es auch den Mantra "Buddho", der als Meditationsobjekt im Geist ständig wiederholt wird.

  • Herzlich willkommen!


    Wenn man Dhamma sieht, sieht man den Buddha.

    Wenn Dhamma die innere und äußere Stille wieder vereint, dann kann man nach 2600 Jahren immer noch den Buddha hören und fühlen.

    Er spricht nicht durch die Gedanken, Träume usw, sondern durch die Stille zwischen und hinter dem, was wir als Ich, Welt, Universum betrachten.


    Es gibt Wesen, die uns nicht aufgeben und zurücklassen wollen.

    Diese Wesen haben in Wirklichkeit keine Form, aber unser Hirn kreiert Bilder, damit wir das ganze leichter akzeptieren können.

    In meiner Praxis wurde mir klar, dass das was nicht denkt und lenkt, die Wahrheit kennt und die Wahrheit ist.

    Die Gedanken machen Lärm und wollen beachtet werden.

    Ich habe an solche Dinge nicht geglaubt. Es waren Nebenprodukte der Praxis.


    Ein Herz das entwurzelt, entfesselt und ent-täuscht wird, wird unabhängig vom Zugang zur buddhistischen Lehre.

    Die Welt brüllt, zerrt, und kreiert weiterhin Leiden, aber das Herz ergreift diese Dinge nicht mehr.

    Auf dieser Ebene gibt es Wesen, die aus einem tiefen Mitgefühl in unserer Nähe bleiben.

    Sie fordern nichts, aber freuen sich über Metta.

    Ich habe mich immer so einsam gefühlt.

    Aber die Leere der buddhistischen Lehre hat nichts mit der Leere zu tun, die wir Menschen durch Unwissenheit und Angst kreieren, nähren und erhalten.


    Die Lehre, Lehrer, Bücher, Dhammatalks bringen diese Wahrheit nicht in unsere Herzen.

    Erleuchtung bedeutet für mich, dass das Herz erleuchtet wird, und wir erkennen, dass alles schon da und in Ordnung ist.


    So habe ich es erlebt.


    Alles gute für Dich!

  • Mal ein ganz konkretes Beispiel, was ich erlebt habe.

    Früher hatte ich öfter Alpträume.

    Während meiner Zeit im Kloster wachte ich eines Nachts durch einen Alptraum auf und hörte ein Geräusch, ich war starr vor Angst.

    Ich sprach innerlich die Lehrrede der Liebenden Güte.

    Auf der Fensterbank hatte ich zwei kleine Statuen stehen,die grüne Tara und einen Ganesha.

    Am nächsten Morgen stand die Tara ca. 5 cm weiter vorne.

    Und ich war 100% sicher, dass sie vorher nebeneinander standen.

    Und ich hatte seit dieser Nacht keinen einzigen Alptraum mehr!!!


    Erst dann befasste ich mich genauer mit der grünen Tara; und sie steht dafür, dass sie u.a. schnell hilft und auch bei schlechten Träumen.

    Und zu ihr habe ich seither auch eine besondere Verbindung.


    Das mag man mir nun glauben oder nicht, aber so war es.


    Möglicherweise gibt es eine psychologische Erklärung dafuer.

    Letztendlich war das für mich ein sehr nachhaltiges Erlebnis.

    🙏

  • Interessante Ansicht!

    Vielen Dank für die Antwort:)

  • Hallo Phönix,


    danke für deine Schöne Antwort!

  • Hallo Martinistleise,


    vielen Dank für diese ausführliche und schöne Beschreibung deiner Erlebnisse.


    Liebe Grüße

  • Danke für die Schilderung deiner Erlebnisse Lilli!

  • Hallo und Willkommen StrangerThanFiction 🌹


    Und ja auf alle Fälle stehe ich in Verbindung mit Buddha.Beim Meditieren, beim Singen und beim rezitieren einer Puja.Immer.


    So empfinde ich mich absolut.

    Als absolute MystikerIn.


    Ayya Khema sagte einst Mystiker berühren eine andere Realität im Bewusstsein.Dichter wie Goethe, Shakespeare gehörten dazu.Ebenso Theresa von Avilla oder Meister Eckart.


    Schaut man heute zieht es die Mystiker zu Tausenden auf den Jakobsweg um Bewusstsein in einer anderen Realität zu (er-/) leben.


    Dahin muss ich gar nicht erst.

    Denn ich bin ja auch hier in meinem Meditationsraum in guter Gesellschaft😘


    Mögen wir alle glücklich sein

    In Metta🙏

  • StrangerThanFiction


    Kennst du die Redensart: "Es gibt nichts, das es nicht gibt" ?


    Das ist das was ich dir mit auf dem Weg geben kann.

    Nimm es oder nimm es nicht, prüfe es (darin liegt dann beides) -

    "Es gibt nichts, das es nicht gibt".


    ---


    Nun gehen wir über die Frage hinaus, sie darf sein.

    Wir fragen, was wäre 1. Wenn es so wäre (Ja), aber auch 2. Wenn es nicht so wäre (Nein).

    Könnte eins von beiden sein? Ich meine wirklich eins, nur eins?


    Wieder, das ist was ich dir mit auf deinen Weg geben kann.

    Nimm dir was du brauchst.


    Es ist okay etwas zu brauchen, aber auch nicht zu brauchen.

    Buddha zeigt in jede Richtung, nach oben als auch nach unten.


    :kerze:

  • Alle Wesen stehen miteinander in Verbindung - Raum und Zeit verbindet sie. "Gebete" bringen einem bestenfalls diese Verbindung ins Bewusstsein und verändern so den "Betenden". Sinnvoller (weil direkter) finde ich persönlich da apramana-Übungen.


    Offensichtlich gibt es unter den Menschen viele mit dem 'religiösen Bedürfnis', sich in existentiellen Fragen an eine imaginierte 'höhere' Kraft zu wenden und sie um Schutz und - warum nicht, wenn man schon beim Bitten ist - auch handfestere Güter zu bitten. Nun - zumindest sog. 'Schutztexte' (parittā) gab es auch im Buddhismus schon sehr früh, um solche psychologischen Bedürfnisse zu befriedigen.


    Dessenungeachtet hat Buddha in seinen letzten Worten seinen Schülerinnen und Schülern nicht empfohlen, fleissig zu beten.

    Zitat

    "Deshalb, Ananda, seid euch selbst Leuchte, seid euch selbst Zuflucht, sucht keine äußere Zuflucht; mit der Lehre als eure Leuchte, der Lehre als eure Zuflucht, sucht keine andere Zuflucht.


    Und wie, Ananda, ist ein Bhikkhu sich selbst Leuchte, sich selbst Zuflucht, die keine äußere Zuflucht sucht; der Lehre als seine Leuchte, der Lehre als seine Zuflucht, die keine andere Zuflucht sucht?


    Wenn er ernsthaft, klar begreifend und achtsam in der Betrachtung des Körpers im Körper verweilt, nachdem er Verlangen und Kummer in Bezug auf die Welt überwunden hat; wenn er Gefühle in Gefühlen, den Geist im Geist und geistige Objekte in geistigen Objekten kontempliert, ernsthaft, klar begreifend und achtsam, nachdem er Verlangen und Kummer in Bezug auf die Welt überwunden hat, dann, wahrlich, ist er Leuchte für sich selbst, Zuflucht für sich selbst und sucht keine äußere Zuflucht; er hat die Lehre als Leuchte, die Lehre als seine Zuflucht und sucht keine andere Zuflucht.


    Jene Bhikkhus von mir, Ananda, die jetzt oder nach meinem Weggang als Leuchte für sich selbst verweilen, als Zuflucht für sich selbst, keine andere Zuflucht suchend; die die Lehre als Leuchte und Zuflucht haben, keine andere Zuflucht suchend: sie sind es, die die Höchsten werden, wenn sie den Wunsch zu lernen haben."

    OM MONEY PAYME HUNG