Schlechtes Gewissen/Frage an Erfahrene

  • Hallo zusammen,

    Ist mein erstes Thema hier und danke für die Aufnahme ins Forum.

    Ich praktiziere nun schon seit 1-2 Jahren.

    Worauf ich bis heute noch keine Antwort gefunden habe, wie geht ihr alle mit dem in so genannten schlechten Gewissen um?

    Ich habe es immer wieder Mal wenn ich zB gegen eines der Silas verstosse (zB Stechmücken töten, Fleisch essen oder Notlügen).

    Mich treibt danach immer wieder ein schlechtes Gewissen verbunden mit Angst vor schlechten Karma um.

    Habt ihr ähnliche Erfahrungen und wie geht ihr damit um?

    Würde mich sehr über Feedback freuen!

    Vielen Dank!

    LG Christoph

  • Moin,

    ich kann nicht für alle sprechen, nur für mich. Schlechtes Gewissen und Angst kenn’ ich auch. Manchmal kann ich‘s gelassen wahrnehmen oder nutze es mich darin zu üben, manchmal nutze ich es mich verbunden zu fühlen (die Unfähigkeit bisweilen teilen dann doch alle Menschen), manchmal braucht es mehr Übung in Güte und Mitgefühl, für mich und dem, zu dessen Schaden ich gehandelt habe.

  • Lieber Christoph, hallo und herzlich willkommen :)

    Ich habe eigentlich seit bestimmt 30 Jahren kein schlechtes Gewissen mehr, weil ich auch keine Angst vor den Folgen habe, schon gar nicht wegen Karma.


    1. Sind wir alle Übende und nicht perfekt

    2. denke und handle ich nicht absichtlich "böse"

    3. geht es nicht um Verbote, es sind Empfehlungen und ich bin keine Nonne

    4. hat auch der Buddha z.B. Fleisch gegessen, wenn er Gast war


    Vielleicht kann ich noch mehr aufzählen, aber viel wichtiger erscheint mir Mitgefühl und Wohlwollen anderen Lebewesen gegenüber, aber auch für mich selbst.


    Gerade die umfassende Geistesschulung hat mir diese Freiheit geschenkt. Wir befinden uns nicht in einem Wettbewerb oder stehen vor einer großen Prüfung. Wir haben jeden Moment die Wahl und jeden Moment eine neue Chance.


    Ent-Spannung ist meine Empfehlung, so wie im Kino, zurücklehnen und zuschauen.


    Alles Gute für Dich

    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ich habe es immer wieder Mal wenn ich zB gegen eines der Silas verstosse (zB Stechmücken töten, Fleisch essen oder Notlügen).

    Mich treibt danach immer wieder ein schlechtes Gewissen verbunden mit Angst vor schlechten Karma um.

    Hi, mich auch, uns sehr sogar...

    Man kann einiges nichts ändern...

    Sich selsbt zu verzeihen und mit sich selbst zu versöhnen, das ist die echte Kunst.

    Aber es gibt keine andere Lösung.

    Nichts sich selbst zu quälen, das würde das ganze noch mehr verstärken.

    Akzeptiere einfach, was passiert war, das ist schon sowieso weg.

    Aber es steht in deiner Karft, es nichts und niemals zu wiederholen.

    Oder , so wie es heisst, aus der Zitrone die Limonade zu machen ... Aus dem Gift das Heil-Mittel, wie es , z.B., in der Homöopathie. Usw...

    Versuche deinen Blinkwinkel ein wenig zu ändern, das ist möglich!

    Alles Liebe. Und herzlich willkomen! :heart:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • ....

    Mich treibt danach immer wieder ein schlechtes Gewissen verbunden mit Angst vor schlechten Karma um.

    Habt ihr ähnliche Erfahrungen und wie geht ihr damit um?

    Hallo christophgm,


    Ich habe mich früher zu sehr selbst gequält wenn ich was falsch gemacht habe. Jetzt mache ich die Erfahrung dass sich meine Fehler nicht vermehren wenn ich meine Fehlerhaftigkeit annehme und mich akzeptiere wie ich bin. Vielmehr kann ich ohne Verdrossenheit besser daran arbeiten die Fehler immer mehr zu vermeiden.

    Angst vor schlechtem Karma ist neben einem gesunden ethischen Empfinden auch ein Antrieb an der Vermeidung von Fehlern zu arbeiten, aber wie beim schlechten Gewissen muss man sich da nicht reinsteigern. Z.B. kann man sich zusätzlich bemühen möglichst viel gutes Karma zu machen, also nicht nur Schlechtes zu lassen sondern auch Gutes zu tun. Das vermindert die Angst und hilft dabei das Schlechte zu lassen weil es eine läuternde Wirkung hat. Allmählich kommt man drauf dass man im Grunde eigentlich ein guter Mensch ist der nicht allzu viel zu befürchten hat. Und auf dem Boden der Sittlichkeit wächst die Weisheit und die Fähigkeit zur Meditation.

  • Akzeptiere einfach, was passiert war, das ist schon sowieso weg.

    Aber es steht in deiner Karft, es nichts und niemals zu wiederholen.

    Oder , so wie es heisst, aus der Zitrone die Limonade zu machen ... Aus dem Gift das Heil-Mittel, wie es , z.B., in der Homöopathie. Usw...

    Versuche deinen Blinkwinkel ein wenig zu ändern, das ist möglich!

    Genau, in das Glas Wasser ist etwas Schmutz reingekommen. Man kann es u.U. dort nicht mehr rausbekommen. Aber man kann klares Wasser nachgießen. Das ist viel besser als sich zu grämen und zu quälen. Mit dem klaren Wasser baut man sich stattdessen auf, lässt die quälende Vergangenheit hinter sich, die sich nicht mehr ändern lässt, und baut stattdessen eine bessere Zukunft auf.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Anandasa .... Man kann es so betrachten... ist das berüchtigte Glas halbleer oder halbvoll.

    Aber diese Verschiebung der inneren Perspektive ändert doch sehr viel.

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • _()_


    Bei schlechtem Gewissen hilft es relativ wenig wenn du dich kaputt machst und darunter leidest. Die Tat ist passiert, die Milch verschüttet, darüber zu grübeln bringt nichts. Sich im nächsten Moment aber daran zu erinnern und die Milch nicht zu verachten das bringt was.


    Zum verstoss gegen die Silas: wie wäre es mit etwas Liebenden Mitgefühl für dich selbst ? Auch du hast Fehler so wie jeder und jede, auch dir darf Mal was schief gehen, aber Stück für Stück immer heilsam er zu handeln ohne noch lange an dem vergangenen zu leiden wird dich weiter bringen:grinsen:_()_

  • Ich hatte immer ein schlechtes Gewissen wegen meiner Vergangenheit.

    Als Teenager und junger Mann habe ich viel leid über andere und mich gebracht.

    Ich habe zum Beispiel meine Freundinnen ziemlich schlecht behandelt.

    Ich war zwar nicht gewalttätig, aber sonst einfach nur ein Arxxhloch.


    Ich habe mich zwar (Jahre später) entschuldigt für mein Verhalten, aber es hat mich immer sehr traurig gemacht.


    Nach ungefähr 15 Jahren Praxis hatte ich zumindest meine größten Probleme gelöst.

    Und heute nutze ich meine Einsichten, und meinen furchtbar schlechten Humor um die Frauen in unserem Kloster zu unterstützen.


    Ich war zwar als Partner ein Idiot, aber als spiritueller Freund kann ich vieles wieder gut machen.


    Inzwischen kreiere ich mir auch eine Vergangenheit mit der ich leben kann.

    Wenn man in diesem Moment heilsam lebt, dann wird daraus eine schöne Vergangenheit.


    In dem ich den gegenwärtigen Moment so heilsam wie möglich lebe, transformiere ich damit nicht nur meine Zukunft, sondern auch die Vergangenheit.


    Ich lebe jetzt zum Beispiel zu 99 % Vegan (nur die Milch im Kaffee konnte ich nicht weglassen)

    Früher habe unmengen von Fleisch gegessen.


    Jede vegane Mahlzeit tröstet mich.

    Sie macht mich glücklich und dankbar für die buddhistische Lehre.


    Und je achtsamer ich lebe, desto heilsamere Entscheidungen treffe ich.

    Ich versuche es auch mit Humor zu nehmen.


    Mir ist es zum Beispiel viel zu anstrengend zu lügen, weil ich mir danach immer die Lüge und die Wahrheit merken muss, und wem ich was erzählt habe.

    Ich habe mit dem lügen nicht unbedingt aufgehört weil ich ein besserer Mensch bin, sondern weil ich zu faul zum lügen bin.

    Ich lache dann immer über mich selbst.



    Eigentlich habe ich schon länger kein schlechtes Gewissen mehr.


    Ich wünsche dir alles Gute!


    Martin

  • Vielen Dank. Eure Antworten haben sehr gut getan und waren sehr hilfreich!

    Hi, was konkret?

    Ich denke immer, wie viel ich in der Vergangenheit den anderen angetan hatte. Aber man kann nichts das Leben rückgängig machen , also, wie zurückzuspulen.

    Sich selsbt zu kasteien, es wäre keine Lösung.

    Man kann sich wähnen, dass er sich mit der Vergangengeit verabschiedet hätte, aber nichts sie mit uns. Die Lebt weiter um unserem Innerem.

    Ich bezweifle sehr, dass man es so wie "tilgen" kann.

    Aber das beste daraus zu machen, und immer wach dem zu folgen, es ist durchaus möglich.

    Es geht doch nichts um den Fleisch... In Sibirien man kann nicht ohne Fleisch auskommen. Die Kinder würden zu grunde gehen.

    Im Indien, z.B. man kann es probieren.

    Die Benutzung vom "Fleisch" ist so wie biologisch "vor-programmiert", und hängt davon ab, wo der Mensch lebt.

    Hitler war doch der eifrige Vegetarier, und was?

    Das ist alles echt realtiv.

    In einigen Fällen, wenn man dich oder deine Verwandten brutal angreift, man kann keine andere Option, als zurückzuschlagen.

    Das Wichtigste, kein Groll, kein Hass im deinem Geist, denn genau das kann dich vergiften.

    Sehr gut ich finde das:


    Zitat

    Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,


    den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,


    und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.


    Gelassenheitsgebet – Wikipedia


    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates


  • Ich übe die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,

    den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,

    und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.


    Was sollte mir ein Gespenst helfen?

  • Was sollte mir ein Gespenst helfen?

    Deine "Gespenster" ( innere "Dämonen") , die immer im unserem "Unbewusstem" lauern, los-zu-lassen, denn was passiert war, man kann nichts abändern. Das sollte ausreichend sein.

    Und das Gute in eigenen Geist immer nähren und pflegen.

    Mehr aber nichts, das ist die Aufgabe für das ganze Leben, lieber Noreply .

    LG. :rose:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates


  • Hallo Christoph,


    Du machst was schlechtes. Du hast ein schlechtes Gewissen. Du hast Angst vor schlechtem Karma.

    Dein Affe (Geist) springt vom hier in die Zukunft und malt diese schwarz.

    Durch diese Tat des Affen wird die Zukunft schwarz.


    Du machst was gutes. Dier geht es gut.

    Dein Affe (Geist) springt vom hier in die Zukunft und malt diese bunt.

    Wenn das Bunte nicht eintrifft, kommt der Affe und malt wieder alles schwarz.


    Mein Ratschlag:

    Mach das Beste aus jedem Tag und liebe deinen Affen.


    liebe Grüße,

    Bernd

  • Mach das Beste aus jedem Tag und liebe deinen Affen.

    Eigentlich, man sollte von dem Affen loswerden, denn er macht das Leben sehr schwer. Aber zuerst man ist so erzwungen, Mit dem Affen *lach* den Waffen-Still-Stand zu vereinbaren, ihn uneigeschränkt zu akzeptieren, wie er ist. Nur wenn man den Affen total zu-lässt, man hat die Möglichkeit ihn los-zu-lassen.

    _()_

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Mach das Beste aus jedem Tag und liebe deinen Affen.

    Eigentlich, man sollte von dem Affen loswerden, denn er macht das Leben sehr schwer. Aber zuerst man ist so erzwungen, Mit dem Affen *lach* den Waffen-Still-Stand zu vereinbaren, ihn uneigeschränkt zu akzeptieren, wie er ist. Nur wenn man den Affen total zu-lässt, man hat die Möglichkeit ihn los-zu-lassen.

    _()_

    _()_

    den Affen los werden ,guter Tipp ich hab da wohl was falsch verstanden. Ich dachte immer das man den Affen nie loswerden kann, Man könne ihn nur akzeptieren und ihm beim müdewerden zuschauen und natürlich nicht zu sehr füttern sonst geht es länger bis er müde wird. Beim loswerden Dan würden wir den Affen ja loswerden wolle "mit unliebsamen zusammen sein ist dukka" hab ich mal gelesen. Akzeptieren ohne zu wollen :? hmmm sorry ich steig gerade nicht durch soll der affe weg oder kann der bleiben?nur halt nicht unbedingt in der schalt zentrale :grinsen: _()_

  • Ein schlechtes Gewissen aufgrund Fleischessens kann auch ein zu starkes Kreisen um das Ego ausmachen.


    Und dann habe ich noch etwas Amüsantes erlebt.

    Auf dem Rückweg vom Kamalashila-Institut (Eifel) nach Hause (Nähe Hamburg) nahm ich den einen der beiden Lamas mit, um ihn nach Hamburg-Altona zu bringen, wo er am Wochenende Belehrungen im Kagyü-Zentrum TTC zu halten hatte.

    Unterwegs, als es Mittag war und übrigens ein sehr warmer Tag, wollte ich ihm unbedingt den besonderen Rasthof Dammer Berge zeigen, weil man dort im Restaurant direkt über der Autobahn sitzt und die Autos unter einem hindurchbrausen. Der Lama bestellte sich ein äußerst deftiges und im Magen schwer liegendes Mahl, nämlich Grünkohl mit fetten Würsten (und das bei der Wärme!, denn bei uns isst man sowas normalerweise nur im Winter). Ich dagegen bestellte etwas sehr Leichtes, Vegetarisches. Es war bestimmt auch ein komischer Anblick, der Lama, vor sich so eine deftige Schlachtplatte, und ich dabei.

    Da gingen mir natürlich viele Gedanken durch den Kopf, aber ich tat so, als wäre alles easy und normal. Auch vermied ich es, meinen Stielaugen-Blick auf seinem Teller ruhen zu lassen. Vielmehr betonte ich, wie besonders dieses Restaurant doch sei.


    Wir Westler denken, wenn wir Buddhisten sind, müssen wir Vegetarier sein, tibetischen Lamas dagegen ist das von ihrer Tradition her fremd, denn die Völker, denen sie entstammen, leben im Gebirge und Hochgebirge, wo das Fleischessen völlig normal, ja sogar überlebenswichtig ist. Meistens können sie auch gar nicht so viel rohes Obst und Gemüse vertragen wie wir. Schließlich haben sie im Laufe der vielen Jahrtausende ein anderes Genmuster entwickelt: während wir ca. 2 % Neandertaler-Gene besitzen, haben jene 5 % Denisova-Gene, die ihnen helfen, das Leben im Hochgebirge besser zu vertragen als wir. Diese Gedanken sollten wir im Hinterkopf haben, damit man in einer solchen Situation, in der ich damals mit dem Lama war, nicht auf dumme Gedanken kommt.


    Ich meine damit: wenn wir dazu neigen, aufgrund Fleischessens usw. ein schlechtes Gewissen zu bekommen, und dann aber so etwas erleben wie ich, wie hier beschrieben, dann könnten unweigerlich Gedanken aufkommen: ich esse vegetarisch, aber der Lama, was ist denn mit dem los?, der ist wohl schwach geworden, weil er auf Reisen ist, und nun lässt er die Sau 'raus und isst Fleisch!

    Versteht Ihr, was ich meine? Einerseits das Essen von Fleisch für sich selbst als schlechte Handlung ansehen, andererseits auf den Lama herabsehen, weil er Fleisch isst ...

    Das sind zwei Seiten von ein und derselben Sache, nämlich die, dass das Denken viel zu viel um das Ego kreist, verbunden damit, dass man sich für etwas Besseres hält als Andere.


    Und dann fängt es im Kopf an zu rattern.

    Sich selbst als getrennt von Anderen zu empfinden verhindert die Entfaltung von Mitgefühl.

    Daher sollten wir ganz entspannt sein. Offen und entspannt. Und in sich hineinhorchen.

    Und wenn wir mal die Handlungen von Anderen nicht verstehen, weil wir den ganzen Kontext nicht kennen, dann lassen wir das einfach so stehen und kommen zurück auf unsere innere Entspannung.

    Wenn wir in unserer inneren Mitte ruhen, dann machen wir schon von Natur aus alles richtig und müssen uns weder den eigenen noch die Köpfe der Anderen zerbrechen. Das ist Energieverschwendung. Und dann merkt man, dass ein schlechtes Gewissen nichts anderes ist als ein künstlicher Spuk, der sich nun auf der Stelle auflöst.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Noch was Interessantes:


    Vor ca. 25 Jahren gab es mal eine Mottenseuche in meiner Wohnung.

    Das fing damit an, dass gelegentlich eine Motte im Wohnzimmer herumflatterte und ich mich bemühte, sie einzufangen und auf dem Balkon wieder herauszulassen: das liebe Tierchen! Bei jedem Vorfall lief ich besorgt hinter der Motte her, um sie zu retten und dann herauszulassen.

    Aber dann ging der Schuss nach hinten los. Schon seit Jahrzehnten backe ich mein Brot selbst und kaufe auch keine Fertigprodukte, aber damit hängt zusammen, dass ich in meiner Küche viele unterschiedlichste Vorratsprodukte lagere.

    Plötzlich beobachtete ich einen Befall, dann noch einen und noch einen, und zuletzt sah ich selbst in meinen Albträumen nur noch Würmer. Ich muss Euch nicht beschreiben, was für ein Ausmaß das angenommen hatte! Es war einfach nur noch eklig und unhygienisch. Zuletzt saßen einige sogar in meinem Bastelzimmer in Deko-Kiefernzapfen, die ich vom Himalaya mitgebracht hatte (mein Gehör war inzwischen geschärft und ich hörte sie sogar darin fressen!).

    Zuletzt rastete ich aus und tat alles, um diese Ungeziefer zu vernichten. Dazu studierte ich erstmal den Lebenszyklus von Motten. Ich stellte Pheromon-Fallen auf; leider fliegen auf diese nur Männchen, aber immerhin, man bekommt einen Überblick über das Ausmaß und man kann nur hoffen, dass das Männchen zuerst auf die künstliche Pheromonfalle fliegt, bevor es sich besinnt, auf eine natürliche Falle, ein Weibchen, zu fliegen.

    Auch muss man wissen: ist eine Motte frisch aus ihrer Verpuppung geschlüpft, dann frisst sie nicht mehr. Sie lebt dann noch zwei Wochen und "hofft", in diesem Zeitraum für die Fortpflanzung sorgen zu können, bevor sie eines natürlichen Todes stirbt. Sie denkt also in diesen zwei Wochen nur an die Fortpflanzung und sonst nichts.

    So ganz hundertprozentig schaffte ich es nicht, der Seuche Herr zu werden, denn im nächsten Jahr gab es bei mir noch mal einen Mottenbefall viel kleineren Ausmaßes. Aber dann hatte ich es doch geschafft - durch hartnäckiges Durchhaltevermögen.

    Von dieser Zeit an beobachtete ich alles mit Argusaugen, was in meiner Wohnung unerwünscht kreuchte und fleuchte, und ich handle immer sofort.

    Inzwischen bin ich Spezialistin in Vorsorge- und Schutzmaßnahmen.

    Nebenbei bemerkt: glaubt ja nicht, dass ein Vorratsglas mit Twist-Off-Deckel vor Motten schützt! Vielmehr helfen da nur Spezialverschlüsse, z. B. solche Spannklammern am Deckel, und mit Gummiring. Hat man solche Sicherheitsdeckel nicht zur Verfügung, so hilft nur noch, das Vorratsprodukt mehrfach einzupacken (z. B. Dose in der Dose, oder zusätzlich in dreifacher Plastiktüten-Schicht).


    Wenn ich also irgend einen Befall, was auch immer es sei, beobachte, oder wie er sich anbahnen könnte, reagiere ich schnellstens.

    Dabei habe ich auch überhaupt kein schlechtes Gewissen, damit ist es schon lange vorbei.

    Und einmal aus philosophischer Sicht betrachtet:

    Würde man glauben, dass man zur Strafe, weil man solche Anfänge entfernt hat, im nächsten Leben zu einer Motte wird oder Ähnlichem, undzwar so oft, wie man für die Eliminierung sorgt, dann würde man aus diesem Kreislauf überhaupt nicht mehr herauskommen, und nicht nur das: die Chance einer menschlichen Existenz, die beinhaltet, in Bodhisattva-Weise ein mitfühlender Begleiter zu sein, wäre verwirkt. Diese Art Solches zu glauben, ist Aberglaube in schwerer Form, der - bei psychischer Labilität - in eine Psychose einmünden kann!

    Also, man sieht schon: so kann es nicht gemeint sein.

    Wir müssen immer realistisch bleiben. Eine Motte würde nach spätestens 2 Wochen sowieso sterben, und sie "denkt nur an Sex". Hilft man also zu verhindern, dass sie unzählige Eier legt, aus denen weitere Individuen schlüpfen, denen aufgrund ihrer Existenzform die Erleuchtung versagt ist, so ist es besser, den Bestand in Schach zu halten. Am besten auf die Weise, dass die vorbereitenden Maßnahmen greifen, so dass es gar nicht erst zu einer massenhaften Vermehrung kommt.


    Ich bin sehr froh, dass ich, obwohl ich mittlerweile die Gartenvögel ganzjährig füttere, keinen Mottenbefall mehr habe!

    Und übrigens: die Gartenvögel brauchen während der Aufzucht ihrer Jungen unbedingt Eiweiß-Zusatzkost. Bekommen sie nur pflanzliche Kost, so kann es zu Mangelernährung des Nachwuchses kommen. So kaufte ich also einmal eine große Tüte getrockneter Mehlwürmer für die Kleinen.

    Sicherheitshalber fragte ich einmal den Lama (siehe oben, mein Beitrag #17), welche Einstellung die tibetische Geistlichkeit dazu hat. Da antwortete er: getrocknete Mehlwürmer seinen völlig o.k., das Futter darf nur nicht lebendig sein.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Die Sache mit dem schlechten Gewissen zieht sich irgendwie durch in der Menschheitsgeschichte. Schon die alten Griechen hatten den Hades, das Reich der Toten. Damals bei der Erzählung von Homer, aber angeblich noch nicht so im moralischen Kontext angehaucht, wie es sich später entwickelte.


    Später wird von der Seele erzählt ,die aufgrund ihrer Tate, von drei Richtern an den Toren der Unterwelt (dem Hades) begutachtet wurde. Der Hades teilte sich in drei Bereiche . Asphodeliengrund, Elysium und Tartaros. Tartaros, ein sehr schrecklicher Daseinsbereiche. Sisyhus fristet angeblich dort sein Dasein.

    Dann der Asphodeliengrund wo die meisten sitzen und das schöne Elysium,wo angeblich die schöne Helena sitzt

  • Liebe Amdap,

    ein schöner und interessanter Beittrag, dem ich voll und ganz zustimme.


    Hinzufügen möchte ich noch, dass ein schlechtes Gewissen bzw. Schuldgefühle immer auch kulturell anerzogen werden, was ja auch die buddhistische Regel vom Nichttöten vermuten lässt, und aus meiner Sicht "missbräuchlich" interpretiert wird. Aber das muss dann jede/r für sich selbst entscheiden.


    Was mir aber wichtig erscheint ist, dass Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen den Charakter eines Menschen so weit verbiegen können, dass dieser voller Angst und Hass missgünstig, neidisch und schlimmstenfalls bösartig wird. Meines Erachtens auch eine Ursache für Gewalt und Kriege. Denn dadurch versuchen Menschen ihre negativen Gefühle zu verlagern und abzureagieren.


    Mit diesen Schuldgefühlen konnte der Klerus Ablassbriefe "erfinden", denn der unbefriedigte und durch Zucht verletzte Mensch/Mönch etc. braucht ein Ventil, wenn sein Weg nicht aus einem freien Herzen gegangen wird.

    Auch im Buddhismus gibt es Fanatiker, die uns einreden, wo wir nach dem Tod landen.

    An so etwas glaube ich nicht.

    Der Buddha sagte "prüft meine Lehre, glaubt nicht einfach".

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Das könnte man, liebe Monika, wohl kaum besser kommentieren als Du hier!


    Ich bin sehr froh, dass Du es noch hinzugefügt hast.


    Sich von religiösen Autoritäten ein schlechtes Gewissen einimpfen zu lassen, ist nur für die andere Seite von Vorteil, nicht für einen selbst.

    Denn die andere Seite erwartet, dass man zu ihnen kommt und Hilfe braucht.

    Und genau wie Du sagst, birgt das auch latenten Hass in sich, ganz klar die Ursache für Gewalt und Kriege.

    In vielfacher Weise hat man sich dann abhängig gemacht von solchen selbsternannten Führungsgestalten, und das Verhängnis nimmt seinen Lauf.


    Wir sollten in uns hineinhorchen und schauen: woher kommen diese Drehungen und Windungen, diese Knoten im Gehirn und Verkrampfungen?

    Eine gründliche (Selbst-)Analyse ist da außerordentlich wichtig.

    Wir können uns nur selbst aus diesem inneren Sumpf wieder herausziehen.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
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    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Ein schlechtes Gewissen ist ja ein Abbild der Diskrepanz zwischen den eigenen Ansprüchen und der Wirklichkeit.


    Wenn man dann den Leuten sagt, sie sollen halt mir ihren Ansprüchen runtergehen, dann kommt meistens, dass sie das auf keinen Fall wollen, weil ihnen diese Ansprüche und die damit verbunden Ideale so wichtig ist. Kein schlechtes Gewissen zu haben, wird also als eine Art Verrat an den Idealen empfunden.


    Von daher denke ich soll man sich nicht nur mit der einen - als negativ empfundenen Gewissensregung auseinandersetzten sondern auch mit den anderen Emotionen - dem Stolz der Gewissenhaftigkeit und der Treue zu den hehren Idealen. Diese fühlen sich positiv an.

  • Von daher denke ich soll man sich nicht nur mit der einen - als negativ empfundenen Gewissensregung auseinandersetzten sondern auch mit den anderen Emotionen - dem Stolz der Gewissenhaftigkeit und der Treue zu den hehren Idealen. Diese fühlen sich positiv an.

    Und der Angst vor Kontrollverlust, wenn man nicht den Idealen folgt, möchte ich noch ergänzen.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Worauf ich bis heute noch keine Antwort gefunden habe, wie geht ihr alle mit dem in so genannten schlechten Gewissen um?

    ...

    Mich treibt danach immer wieder ein schlechtes Gewissen verbunden mit Angst vor schlechten Karma um.

    Zunächst: Gewissen ist die praktische Beurteilung, welche von moralischen Prinzipien ausgeht und situativ (im Hier und Jetzt) Gutes befiehlt und Schlechtes verbietet.

    Das Subjekt ist also die praktische Vernunft. Aber eben weil es die praktische Vernunft im Hier und Jetzt ist, gibt es Gewissen, das objektiv richtig liegt, und es gibt Gewissen, das objektiv falsch liegt:

    1. Furcht oder situative Unsicherheit kann zu fehlerhaftem Gewissen führen, weil die praktische Vernunft situativ unangemessen beeinflusst wird.

    2. Bei unklaren moralischen Prinzipien kann allerdings auch die unabhängigste praktische Vernunft nicht sicherstellen, dass das Gewissen richtig liegt, weil sich die angewandten moralischen Prinzipien laufend situativ ändern können.

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]

  • Ganz gut und vollkommen unmenschlich. Wo sind hier nach diesem Erguss der Kälte deine Erfahrungen, mit schlechtem Gewissen? Deine Erfahrungen mit dem hier von dir geschriebenen Dingen? Danach hat christophgm gefragt. Ich bin mir sicher, dass er all diesen technischen Kram schon weiß und festgestellt, dass es nicht hilft.