Schlechtes Gewissen/Frage an Erfahrene

  • Es entspricht der Natur des Menschen sein Handeln mittels der Vernunft zu steuern. Sonst würde er sich ja nicht vom Tier unterscheiden. Deshalb sind moralische Prinzipien als Basis des Gewissens unerlässlich. Aber moralische Prinzipien sind verbunden mit einem Endzweck des eigenen Handelns und damit mit dem Glauben an diesen Endzweck. Wenn man nun wie der OP wiederholt ein schlechtes Gewissen hat, weil man wiederholt gegen die moralischen Prinzipien verstößt, dann gibt es folgende Ursachen:

    1. Endzweck und moralischen Prinzipien entsprechen nicht der menschlichen Natur

    2. Endzweck und moralischen Prinzipien entsprechen der menschlichen Natur, aber der eigene Glaube daran ist zu schwach

    3. Endzweck und moralischen Prinzipien entsprechen der menschlichen Natur, der eigene Glaube daran ist unerschütterlich, aber man scheitert dennoch aufgrund fehlender Achtsamkeit.


    An Glauben und Achtsamkeit lässt sich arbeiten, aber die Last des bereits aufgetretenen Scheiterns bleibt und jedes weitere Scheitern führt zu einer weiteren Anhäufung von Last. Wie mit letzterem umzugehen ist, kann ich in einem buddhistischen Anfängerforum nicht sagen.

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]

  • Kann ich nicht mit anfangen.

  • Es scheint, als ob SteFo 's Ausführungen auf der sogenannten Philosophie der Vernunft, Epoche der Aufklärung, basieren, deren Anfänge schon im späten 17. Jahrhundert zu finden sind.

    Heute weiß man ja, dass diese Denkweise nur als eine von vielen Wegen zu betrachten ist. Sie hängt mit der damaligen rasant fortschreitenden Industrialisierung und Automatisierung zusammen. Es ist eine bestimmte Sichtweise, die auf einer materialistischen Einstellung fußt, und berücksichtigt nicht die feinen, subtilen Geistesbewegungen, die viel übergeordneter wirken, als wir es selbst heute erahnen können.

    Man sollte daher SteFo 's Überlegungen als eine überwiegend veraltete Sichtweise betrachten.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Das sehe ich nicht so. SteFo geht so weit wie möglich in der Entwicklung von Logik zurück und versucht einen Weg zu finden zu einer für ihn wirklichen Sicht der Welt die ihn umgibt. Ich stimme mit diesem Weg überein, doch mein Ansatz ist auch ein anderer, ich versuche die Welt von einem Ort zu verstehen, an der "Welt" nicht ist. Natürlich bleibt man dabei immer mal hängen.

  • Das sehe ich nicht so. SteFo geht so weit wie möglich in der Entwicklung von Logik zurück und versucht einen Weg zu finden zu einer für ihn wirklichen Sicht der Welt die ihn umgibt. Ich stimme mit diesem Weg überein, doch mein Ansatz ist auch ein anderer, ich versuche die Welt von einem Ort zu verstehen, an der "Welt" nicht ist. Natürlich bleibt man dabei immer mal hängen.

    Das widerspricht meiner Aussage keinesfalls!

    Gleichwohl haben wir uns, was die Philosophie/ die Geisteswissenschaft betrifft, doch um einige Ansätze weiterentwickelt (da hier von "Ansatz" die Rede ist).

    Jedoch, ein antikisches Weltbild ist nicht automatisch ungültig, weil man das modernere bevorzugt; vielmehr ist es so wie in den Natur- und Geschichtswissenschaft: das Jüngere und Neuere baut auf dem Älteren auf.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Das sehe ich nicht so. SteFo geht so weit wie möglich in der Entwicklung von Logik zurück und versucht einen Weg zu finden zu einer für ihn wirklichen Sicht der Welt die ihn umgibt. Ich stimme mit diesem Weg überein, doch mein Ansatz ist auch ein anderer, ich versuche die Welt von einem Ort zu verstehen, an der "Welt" nicht ist. Natürlich bleibt man dabei immer mal hängen.

    Das widerspricht meiner Aussage keinesfalls!

    Gleichwohl haben wir uns, was die Philosophie/ die Geisteswissenschaft betrifft, doch um einige Ansätze weiterentwickelt (da hier von "Ansatz" die Rede ist).

    Jedoch, ein antikisches Weltbild ist nicht automatisch ungültig, weil man das modernere bevorzugt; vielmehr ist es so wie in den Natur- und Geschichtswissenschaft: das Jüngere und Neuere baut auf dem Älteren auf.

    Das Problem ist auch hier eines das Buddha als essenziell beschreibt: Das Festhalten an Meinung, die vergangen ist und welche Meinung ist das nicht, bring die Gefahren des Festfahrens. Die Gefahr des recht haben wollen.

  • An Glauben und Achtsamkeit lässt sich arbeiten, aber die Last des bereits aufgetretenen Scheiterns bleibt und jedes weitere Scheitern führt zu einer weiteren Anhäufung von Last. Wie mit letzterem umzugehen ist, kann ich in einem buddhistischen Anfängerforum nicht sagen.

    Ich sehe, dass christophgm bei dieser Diskussion doch ziemlich ins Hintertreffen kommt.

    Wir wollen hier ja nicht über verschiedene Sichtweisen sprechen, sondern wie es uns damit geht, vermeintlich die Silas zu überschreiten - was das sogenannte schlechte Gewissen betrifft!

    christophgm, ich glaube, Du kannst momentan schon nicht mehr so zufrieden sein über die Antworten. Deine Frage war ja, wie wir damit umgehen und welche Erfahrungen wir damit gemacht haben!

    Was sagst Du denn zu dem bisherigen Verlauf hier?


    Und jetzt habe ich noch mal ganz bewusst SteFo zitiert, denn hier kann ich nicht zustimmen.

    Nach meiner Erfahrung wird ein äußerlich angesehenes Scheitern weniger als Scheitern empfunden, je weiter man an Achtsamkeit und Vertrauen (im Buddhismus geht es mehr um Vertrauen als um Glauben) fortgeschritten ist.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Mein schlechtes Gewissen kann erscheinen, wenn ich unbewusst gegen die Sila verstoßen habe, dann ich es schon manchmal schwer überhaupt zu erkennen warum ich ein schlechtes Gewissen habe.

    Es kann erscheinen, wenn ich bewusst gegen die Sila verstoßen habe, dann ist die Übung es nicht mehr zu tun, also eine Pause einzuschieben, zur nächsten dieser Handlungen, um sie zu vermindern.

    Es kann erscheinen bei einer Handlung, bei der ich nicht gegen die Sila verstoße, aber gegen die Normen und Regeln der Gemeinschaft.

    Die sind meist von den Sila inspiriert, aber durch den Zeitgeist relativiert worden. Heißt, sie halten sich fast an die Sila.


    Extrembeispiel für die Relativierung der Sila:

    Da tötet jemand einen Menschen. Doch vor Gericht geht eine Diskussion los, ob das nun Mord, Totschlag, Mord im Affekt, Totschlag im Affekt, Totschlag durch verminderte Zurechnungsfähigkeit ist. Alles Argument, um das Töten zu relativieren. Keiner denkt mehr daran das Jemand einen Menschen getötet hat und schon garnicht an den Getöteten, der fällt ganz unter den Tisch der Rechtfertigungen.