Buddhismus: Missbrauch im Namen der Erleuchtung

  • Ab heute in der Mediathek:


    Buddhismus: Missbrauch im Namen der Erleuchtung - Die ganze Doku | ARTE


    Minute 9:40 ist aufschlussreich: Man müsse dem Lama blind folgen und gehorchen. Das ist genau das, was Dzongsar Khyentse zu den Missbräuchen von Sogyal Rinpoche bei Rigpa gesagt hat (und sie damit rechtfertigte). Das offenbart ein strukturelles Problem, das in den Diskussionen um Missbrauch im buddhistischen Kontext bisher viel zu kurz gekommen ist. Das betrifft auch nicht nur den tibetischen Buddhismus.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Es passiert nicht nur im Großen, sondern auch im Kleinen. Das ist uns näher als wir denken.

    Vor einem Jahr wurde in der Linie, der ich mich zugehörig fühle, bekannt, dass ein Lama einer Außenstation des Hauptzentrums etwas mit der damaligen dortigen Assistentin angefangen hatte. Sie hat zunächst geschwiegen, denn zum Zeitpunkt des Bekanntwerdens lag das bereits 4 Jahre zurück. Sie konnte zuerst nicht darüber sprechen, zu groß war der Schmerz; sie fühlte sich gedemütigt, ausgebeutet und auf sich herumgetrampelt. Ihre große Hingabe wurde schamlos ausgenutzt. Gleichzeitig ist nach vier Jahren das immer noch zu frisch, so dass sie sämtliche Maßnahmen wie z. B. Mediation ablehnte.

    Was tat der Lama? Er ging zu seinen Vorgesetzten, seinen Lehrern; und berichtete, dass es im gegenseitigen Einvernehmen geschah. Klar haben sie ihm vergeben - was denn sonst?!

    Nun meinte man, alles sei "wieder in Ordnung". Der Lama ging erstmal ins Retreat, und ich dachte, nun bleibt er mindestens 3 Jahre weg, um in sich zu gehen. Aber Pustekuchen! Er ist schon wieder da und strahlt über alle vier Backen. Ich will ihn nicht mehr sehen.

    Von der betroffenen Frau redet keiner mehr - doch sie will mir nicht aus dem Kopf; sie ist geflohen - , sie ist völlig alleingelassen mit ihrem Schmerz, während das Tralala weitergeht: Friede, Freude, Eierkuchen!

    Ich wünsche ihr, dass ihr wenigstens der gerichtliche Weg bleibt, und umarme sie in Gedanken und sende ihr mein Mitgefühl. Vielleicht liest sie das hier zufällig.

    Es bleibt zu hoffen, dass sie genug Kraft aufbringt dazu. Die wünsche ich ihr aufrichtig.


    Einige kommentieren dazu: Jeder hat die Freiheit, Nein zu sagen, warum hat sie das nicht getan?

    Tja, das zeugt von Unkenntnis der komplizierten Auslegung der betreffenden Lehre, so dass einer Verdrehung Tür und Tor geöffnet wird.

    Insider wissen, was ich meine.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Amdap vielen Dank für den persönlichen Bericht.


    Ich habe das mal zu einem eigenen Thread hier in „Buddhismus kontrovers“ gemacht.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Ich hatte sehr lange mit einer Buddhist(in) kommuniziert. Mir wurde vorgeschlagen, einen Lehrer aufzunehmen. Es würde nichst kosten, kann auch ohline stattfinden. Und ich konnte alles über den Lehrer erfahren. Er war auch von Dalai-Lama ordiniert, also abgesegnet. Aber ich hatte es nichts getan.

    In einer Veranstaltung ein Teilnehmer hatte offen Dalai-Lama gefragt, wer sollte als der echte authentische Lehrer dienen? Und er antwortete fast sofort, wie aus der Pistole geschossen.

    Er sagte, wer selbst, was er lernt, vor-lebt. Also wenn er diese Lehre ver-körper-t.

    Und wie lange sollte der Anwärter den Lehrer überprüfen? Wenisgtens 10-12 Jahre, wenn nichts länger, war die entsprechende Antwort. Ich , persönlich, denke, eher das sollte das Leben lang dauern. Denn alle Lehrer sind die Menschen. Und ich hatte keinen reinen und tadellsosen Menschen noch gesehen.

    P.S. Die Dokumentation ist, meiner Meinung, ist tendenziös und enseitig. Klar, dass Dalai-Lama gezwungen wurde, sehr wahrscheinlich, das Ganze zu decken. Trotzdem er hatte sich eindetig von diesem Verbrechen im Namen der Religion distanziert, und man hatte es aufgenommen.

    Zum Schluss, denke ich... Wenn in die Zeit des Buddha TV und Internet waren, was könnte man erfahren?

    Viele schwärmen von Osho, bis heute, das war auch die persönlliche Bekanntschaft, der ( "Guru") hatte doch in der Kommune die Menschen ausgenutzt und missbraucht, aber dieser Mensch vergöttert ihn bis heute... Das sagt sehr viel über die menschliche natur, aber nichts in die erste reihe über die Lehre als solche per se und ihre "Reinheit".

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Amdap vielen Dank für den persönlichen Bericht.


    Ich habe das mal zu einem eigenen Thread hier in „Buddhismus kontrovers“ gemacht.

    Vielen Dank!

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Danke für den Bericht, der Lama sollte sich schämen und nicht mehr unterrichten dürfen.

    Da ich kein Insider bin, darf man fragen, um welche Lehre/Richtung es sich handelt, die so kompliziert und scheinbar verdreht ausgelegt werden kann, dass die Selbstverständlichkeit des Tabus von sexuellen Beziehungen zwischen geistigem Lehrer und Schülern, nicht eingehalten bzw. in Frage gestellt wird?

  • Danke für den Bericht, der Lama sollte sich schämen und nicht mehr unterrichten dürfen.

    Da ich kein Insider bin, darf man fragen, um welche Lehre/Richtung es sich handelt, die so kompliziert und scheinbar verdreht ausgelegt werden kann, dass die Selbstverständlichkeit des Tabus von sexuellen Beziehungen zwischen geistigem Lehrer und Schülern, nicht eingehalten bzw. in Frage gestellt wird?

    Hi, Railex , das ist die echte Sauerei, auf deutsch gesprochen.

    Schaue mal, was in Wiki steht:


    Zitat

    1992 wurde sein Buch Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben, das auf den Lehren des Tibetischen Totenbuches basiert und bisher mit einer Auflage von zwei Millionen Exemplaren in 30 Sprachen und 59 Ländern erschienen ist, veröffentlicht. Es zählt zu den Lieblingsbüchern von Hape Kerkeling.[6]


    Und nach allem:



    Zitat

    Verteidigt wurde Sogyal Lakar von Dzongsar Jamyang Khyentse Rinpoche. Dieser sieht in den Vergehen „eine Projektion“ der Schüler auf den Lehrer. Der Lehrer selbst könne sich per Definition niemals falsch verhalten. Zumal hätten sich die Schüler freiwillig dem Lehrer angeschlossen.[13] Er erklärt:

    „Es is ein großer Fehler darüber nachzudenken, den Guru nach der Haupt-Initiation weiter zu analysieren und zu kritisieren. Ja, es ist sogar völlig falsch.“[14]

    Im August 2017 erklärte Sogyal Lakar seinen Rücktritt als spiritueller Lehrer.[15]

    Die einzige Lösung, wie man das alles, sozusagen, im richtigen Blinkwinkel ansehen kann:


    Zitat

    Auf eine Anfrage der Süddeutschen Zeitung hin teilte der Privatsekretär des Dalai Lama, Tseten Samdup Chhoekyapa, mit:

    „Seine Heiligkeit sagt, dass es total falsch ist, blind allem zu folgen, was ein Lehrer sagt. Man muss untersuchen, ob die Lehren eines Lehrers mit den Lehren Buddhas im Einklang stehen. [...] Sogyal Rinpoche (ist) ein sehr guter Freund von mir [des Dalai Lama], aber er hat (die buddhistischen Lehren) beschmutzt.“ Sein Rat: „Macht diese Dinge publik, auch durch die Medien.“

    Schade, das war auch mein Lieblings-Buch. Echt ekelhaft, wenn man die ganze Dokumentation anseiht und die Zeugen-Aussagen. Auch im Gericht.

    Klar, das erschüttert innerlich sehr.


    Sogyal Lakar – Wikipedia

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Danke Igor, kannte solch Guru und Hingabeverhalten bisher nicht aus dem Buddhismus.

    Menschliches Versagen ist halt allgegenwärtig und dagegen hilft wohl nur Aufklärung, ein gutes Selbstbewusstsein, kritische Wachsamkeit im Sangha und der Praktizierenden.

    Es ist nur traurig, weil hinter jedem Missbrauch ein Menschenschicksal steht, das nun nach dem Kontakt mit einer spirituellen Gemeinschaft sicher mehr leidet, als vorher.

    Und dieser häufige Täterschutz nach solchen Vergehen, ist zusätzlich unverständlich und frustran.:x

  • Danke für den Bericht, der Lama sollte sich schämen und nicht mehr unterrichten dürfen.

    Da ich kein Insider bin, darf man fragen, um welche Lehre/Richtung es sich handelt, die so kompliziert und scheinbar verdreht ausgelegt werden kann, dass die Selbstverständlichkeit des Tabus von sexuellen Beziehungen zwischen geistigem Lehrer und Schülern, nicht eingehalten bzw. in Frage gestellt wird?

    In diesem mir bekannten Fall handelt es sich um die Karma-Kagyü-Linie der Tibetischen Tradition.

    Das Oberhaupt dazu ist der 17. Karmapa Orgyen Thrinley Dorje.


    Es ist von Anfang an problembehaftet, wenn eine Frau in einem spirituellen Zentrum außergewöhnliche Hingabe und Helfer-Eifer zeigt. Denn mir scheint, dass das auf Männer stimulierend wirkt (das ist nicht aus der Luft gegriffen. Ich beobachte viel!), ganz unbeabsichtigt vonseiten der Frau. Und dann kann es sein, dass das Unheil seinen Lauf nimmt.


    Ich weiß ja nicht, was der Lama der betroffenen Frau vorgefaselt hat, um zu seinem Ziel zu gelangen. Aber ich gehe davon aus, dass hier tantrische Inhalte instrumentalisiert und verbogen wurden.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Danke für die Information!

    Ich besuche seit einigen Monaten das buddhistische Zentrum "Bodhicharya" hier in Berlin, um an Retreats, Kursen und täglicher Meditation teilzunehmen.

    Auf der Webseite steht:

    "Das Zentrum steht innerhalb der Linie der Karma Kagyu Tradition des Tibetischen Buddhismus, es folgt dem nicht-sektiererischen Ansatz der Rime-Bewegung."


    Natürlich bin ich mir bewusst, dass vereinzelte "Schwarze Schafe" nicht die Macht haben sollten, eine ganze Tradition zu ruinieren und ich weiß auch, dass eine unserer Dharmalehrerinnen des Bodhicharya, von der DBU als Ansprechpartnerin für Missbrauch benannt ist, also ist man wohl inzwischen sensibilisiert.

    (Ich meine sogar einen Leitfaden gelesen zu haben, wie man sich bei auftretenden Gefühlen zu verhalten hat: das beinhaltete z.b. eine 1 jährige Abstinenz von der Sangha, um die Echtheit der Gefühle zu prüfen.)


    Aber ich fand schon diese "Niederwerfungen" vor dem Lama, die ich bei einer Veranstaltung erlebt habe, eher befremdlich und im buddhistischen Sinne sinnlos. Was soll dieser Personenkult? Respekt und Achtung o.k., aber solch Gebaren hat doch nur Nachteile: es hat nichts mit dem Dharma zu tun, gehört nicht zum 8fachen Pfad und macht psychologisch Lehrer größer und Schüler kleiner, als sie sind.


    Und um nochmal den schädlichen psychologischen Effekt zu erwähnen, der solche Rituale mit sich bringen kann: es scheint leider Menschen zu geben, die durch Macht (Lehrer), aber auch durch Unterwerfung/Hingabe (Schüler) einen toxischen Mehrwert für sich und ihr Ego erzielen und die solch Verhalten stimuliert.

    Das kennt man von Diktaturen in der Politik ,bis zu schädlichen Strukturen in Familien und Beziehungen. Leider ein trauriges Faktum.


    Aber gerade religiöse Lehrer und buddhistische im Besonderen, sollten sich solcher Prozesse bewusst sein und Vorbild sein. Aber wir haben es eben mit der Spezies Mensch zu tun und diese ist im höchsten Grade fehlbar.

    Natürlich können echte,oder mit Verblendung gepaarte Gefühle immer auftreten , wenn Menschen aufeinander treffen, aber im religiösen Kontext muss da, vor Allem seitens des spirituellen Lehrers, souveräner mit umgegangen werden.

    Wahrscheinlich Wunschdenken, in der Kirche sieht es ja diesbezüglich ebenfalls finster aus.

    Ich möchte niemanden verurteilen und jeder soll auch nach Fehlverhalten die Möglichkeit zur Besserung haben, aber diese Personen sollten erstmal sehr lange in sich gehen und Abstand zu Schülern und Schülerinnen einhalten.

    Einmal editiert, zuletzt von Railex ()

  • Danke Amdap für's Erzählen und Hendrik für die Vorlage.

    Zitat

    (...) Der Lehrer selbst könne sich per Definition niemals falsch verhalten. (...)

    :roll: Eine von Lehrern gemachte Definition. Lehrern, denen die Größe fehlt, eigene Fehler zu erkennen und zu bereinigen.

  • An dieser Stelle Danke an alle für die sachlichen Beiträge!

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Danke Amdap für's Erzählen und Hendrik für die Vorlage.

    Zitat

    (...) Der Lehrer selbst könne sich per Definition niemals falsch verhalten. (...)

    :roll: Eine von Lehrern gemachte Definition. Lehrern, denen die Größe fehlt, eigene Fehler zu erkennen und zu bereinigen.

    Natürlich! :!: Der Lehrer sollte selbst das ver-körper-n, vor-leben, was er propagiert.

    In der Dokumenatation es gibt auch sehr viele andere Fälle.

    Und die Fälle von dem Missbrauch waren bekannt seit 1993.

    Davon redet im Film St. Bachelor . Dann Dalai-Lama hatte es offiziell versprochen, unter der Petition die eigene Unterschrift zu stellen. Aber er hatte das trotzdem nichts getan. Also er deckte das Verbrechen noch sehr viele Jahren , obwohl er genau den Bescheid wusste.

    Für mich, also persönlich, das war sehr frustrierend.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Und die Fälle von dem Missbrauch waren bekannt seit 1993.

    Davon redet im Film St. Bachelor . Dann Dalai-Lama hatte es offiziell versprochen, unter der Petition die eigene Unterschrift zu stellen. Aber er hatte das trotzdem nichts getan. Also er deckte das Verbrechen noch sehr viele Jahren , obwohl er genau den Bescheid wusste.

    Für mich, also persönlich, das war sehr frustrierend.

    Für mich auch. Ebenso enttäuscht bin ich von Matthieu Ricard, der ebenfalls unrühmliche Erwähnung findet.


    Am Ende geht es doch immer um den schnöden Mammon, da interessieren auch missbrauchte Kinder und Frauen nicht mehr.

  • Zitat Obladi Oblada :

    "Für mich auch. Ebenso enttäuscht bin ich von Matthieu Ricard, der ebenfalls unrühmliche Erwähnung findet.

    Am Ende geht es doch immer um den schnöden Mammon, da interessieren auch missbrauchte Kinder und Frauen nicht mehr."


    Ich war so schockiert über das Verhalten von Matthieu Ricard! Unglaublich!

    Das [Verhalten, wie in der Doku aufgezeigt] hätte ich ihm nie zugetraut.

    Denn es heißt, dass er derzeit einer der besonders seltenen Menschen auf der Welt ist, der besonders außergewöhnliche Meditations-Messwerte aufzeigt, wie auch Yongey Mingyur Rinpoche zum Beispiel.

    Wie passt das zusammen?! - Ich kann daraus nur schließen, dass Spitzen-Messwerte hinsichtlich Meditation eben nicht Hand in Hand gehen mit Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit, Mitgefühl. Ist denn dann ein Meditations-Spitzenwert nichts anderes als ein anderer Spitzen-Hirnmesswert wie z. B. als Folge eines außergewöhnlichen Sport-Trainings oder Auswendiglernens von 2000 Seiten Gedichten undsoweiter? Ist es nichts anderes als beispielsweise eine Inselbegabung bei Asperger-Syndrom?!

    Ist die Forschung von Tanja Singer, dass man Mitgefühl per Meditation trainieren und per Messung - MRT - darstellen kann, als zu einseitig zu verwerfen? :shock:

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Es ist von Anfang an problembehaftet, wenn eine Frau in einem spirituellen Zentrum außergewöhnliche Hingabe und Helfer-Eifer zeigt. Denn mir scheint, dass das auf Männer stimulierend wirkt (das ist nicht aus der Luft gegriffen. Ich beobachte viel!), ganz unbeabsichtigt vonseiten der Frau. Und dann kann es sein, dass das Unheil seinen Lauf nimmt.

    Da muss ich Dir widersprechen. An dem Verhalten dieser Frau ist nichts problembehaftet, zumindest nicht in Hinsicht auf Missbrauch. Und da ist auch kein "Unheil, das seinen Lauf nimmt", sondern eine handelnde Person in einer Machtposition, die die Grenzen anderer Menschen nicht achtet.


    Ich erinnere mich an die Anekdote, ich weiß gerade nicht mehr, welchem Lehrer die zugeschrieben wird:


    Schülerin: "Oh Lehrer, ich habe mich in Dich verliebt. Was soll ich nur tun!"

    Lehrer: "Nichts. Keine Sorge, ich habe genug Disziplin für uns beide."


    Wer diese Disziplin nicht aufbringen kann, der oder die ist weder als persönlicher buddhistischer Lehrer noch sonst irgendwo als Führungskraft geeignet, egal, in welchem Kontext.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Ich war so schockiert über das Verhalten von Matthieu Ricard! Unglaublich!

    Das [Verhalten, wie in der Doku aufgezeigt] hätte ich ihm nie zugetraut.

    Ja, ich habe zwei Bücher von ihm, und W. Singer schätzt ihn sehr.



    Wie passt das zusammen?! - Ich kann daraus nur schließen, dass Spitzen-Messwerte hinsichtlich Meditation eben nicht Hand in Hand gehen mit Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit, Mitgefühl. Ist denn dann ein Meditations-Spitzenwert nichts anderes als ein anderer Spitzen-Hirnmesswert wie z. B. als Folge eines außergewöhnlichen Sport-Trainings oder Auswendiglernens von 2000 Seiten Gedichten undsoweiter? Ist es nichts anderes als beispielsweise eine Inselbegabung bei Asperger-Syndrom?!

    Ist die Forschung von Tanja Singer, dass man Mitgefühl per Meditation trainieren und per Messung - MRT - darstellen kann, als zu einseitig zu verwerfen?

    Ja, das weiss ich auch. Dann stellt sich die Frage überhaupt, wie korrelieren zusammen die werte , die sehr tiefe Meditation ( "Versenkung" ) aufweisen, mit dem "Mit-Gefühl"?

    Inwiefern ich das ganze erinnere, es geht um Theta, Gamma, Alpha- Frequerenzen ( EEG) , und man kann es er-messen.

    Aber kann man überhaupt "Mit-Gefühl" messen ?

    Aber ich wollte den Thread nicht vemüllen, besser ich erzähle die rein persönliche Geschichte zum Thema.

    Ich war sehr lange Zeit sehr gut befreundet mit der ehemaligen Schülerin von Osho, und ich war echt wie perplex, dass sie trotz allem mochte ihn, fast abgöttlich.

    Die erzählte mir, die Leute in der Gemeinde von Oregon schufteten für den Meister fast rund um die Uhr. Dann sie sollte immer nackt sein, das war nichts nur unangenehm, das war erniedrigend. Ich fragte sie, warum die nichts frühzeitig abgehauen hatte? Und sie sagte, sie konnte es einfach nichts... Man sollte dann die herbe Enttäuschung durchleben , und alle deine Werte, Vorstellungen, was macht den echten spirituellen Lehrer aus, in den Mülleimer zu werfen. Und man klammert dann verzweifelt für die illusionen, obwohl man weiss es tief im Innerem, das sei alles nur die Lüge in der schöner Verpackung.

    Das hatte ich erinnert, als ich die Zeugen von Songyal Rinpoche angehört hatte... Warum die machten es? Warum? Das war die reine Vergewaltigung, wie eine Frau im Film erzählt, trotzdem sie hatte nachgegeben.

    Für mich ist die entscheidende Frage, was macht uns alle so naiv und leichtgläubig, wenn wir in den Sexuellen Verbrechern noch sehr lange Zeit den Lehrer sehen, als den Lehrer betrachten, obwohl die alle gehören in die Anstalt, eigentlich.

    Ich hatte dann entschieden, keinen Lehrer, und ich studiere selbst, wie ich kann. Wenn ich etwas nichts verstehe, dann ich akzeptiere es einfach. Jedem das Seine.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

    Einmal editiert, zuletzt von Igor07 ()

  • Ich erinnere mich an die Anekdote, ich weiß gerade nicht mehr, welchem Lehrer die zugeschrieben wird:


    Schülerin: "Oh Lehrer, ich habe mich in Dich verliebt. Was soll ich nur tun!"

    Lehrer: "Nichts. Keine Sorge, ich habe genug Disziplin für uns beide."

    Shunryu Suzuki hieß der Mann.



    An dem Verhalten dieser Frau ist nichts problembehaftet, zumindest nicht in Hinsicht auf Missbrauch. Und da ist auch kein "Unheil, das seinen Lauf nimmt", sondern eine handelnde Person in einer Machtposition, die die Grenzen anderer Menschen nicht achtet.

    Was mich immer verwundert an den Diskussionen über solche Vorgänge, wie doch davon abgesehen wird, dass es sich um das Verhalten von Personen in Strukturen handelt. Das gehört untrennbar zusammen.

    Daher findet sich der Mißbrauch in 1. asymmetrischen Verhältnissen wobei hier überwiegend in patriarchalischen Gesellschaften der Mann bestimmt und die Frau bejaht bzw. sich als "Opfer" oder passive Leidende in diese Struktur hineinbegibt - da bleiben ja keine alternativen Rollen.

    Es ist also 2. ein Macht-Gebrauch, der bereits vor jeder sexuellen Möglichkeit schon als Struktur gegeben ist. Dazu gehört natürlich auch die Grenzüberschreitung, denn die zeigt ja genau an, dass da einer dazu die Macht hat. Mißbrauch ist es deshalb, weil sich hier Menschen nicht als Gleichwertige begegnen, sondern es eine Unterordnung/Überordnung gibt. Dies ist dann auch so gewollt - weil das bei Lehrern/Schülern oder Patient/Therapeut strukturell so gegeben ist. Der eine kommt, weil er was vom anderen will - der andere hat das aber nicht und kann die Situation ausnutzen.

    In bestimmten Strukturen finden sich dann auch die entsprechenden Typen von Personen, die damit auch ihre persönlichen Probleme wiederholen und zwar auf beiden Seiten. Mark Epstein kennt das als Therapeut und hat diese Beziehung mit den Hungergeistern verglichen in seinem Buch "Gedanken ohne den Denker".


    Wenn nun Menschen sich in problembehaftete Strukturen begeben, dann hat das natürlich Gründe. Und über diese Entsprechungen sollte man reden.

    :zen:

  • Wie passt das zusammen?! - Ich kann daraus nur schließen, dass Spitzen-Messwerte hinsichtlich Meditation eben nicht Hand in Hand gehen mit Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit, Mitgefühl. Ist denn dann ein Meditations-Spitzenwert nichts anderes als ein anderer Spitzen-Hirnmesswert wie z. B. als Folge eines außergewöhnlichen Sport-Trainings oder Auswendiglernens von 2000 Seiten Gedichten undsoweiter? Ist es nichts anderes als beispielsweise eine Inselbegabung bei Asperger-Syndrom?!

    Ist die Forschung von Tanja Singer, dass man Mitgefühl per Meditation trainieren und per Messung - MRT - darstellen kann, als zu einseitig zu verwerfen? :shock:

    Gut erkannt. Genau so ist es.

    Da wird was gemessen - das ist das eine - und da wird eine Bedeutung/Deutung in die Messwerte hineingelegt - das ist das andere.

    Da es zwischen den Messungen und den Bedeutungen keine gescheite Theorie gibt, ist das eben "Lesen im Datensatz".

    :zen:

  • Mißbrauch ist es deshalb, weil sich hier Menschen nicht als Gleichwertige begegnen, sondern es eine Unterordnung/Überordnung gibt. Dies ist dann auch so gewollt - weil das bei Lehrern/Schülern oder Patient/Therapeut strukturell so gegeben ist. Der eine kommt, weil er was vom anderen will - der andere hat das aber nicht und kann die Situation ausnutzen.

    Das stimmt, aber nur die sehr kleine Vermerkung. Wenn man über den echten Psychoanalytiker oder den Therapeuten redet, dann dieses Verhalten setzt schon voraus, wenn der (Psycho) Therapeut die bestimmte Grenzen überschreitet, das ist einfach strafbar und der verliert sofort die eigene Lizenz, wenigstens. Was man bei diesen "Lehrern" nur träumen könnte( Ironie). Die machen brav weiter, und der Oberhaupt ähnelt hier eher dem Paten in Mafia-Strukturen, der die eigene Schützlinge deckt , es koste, was es wolle.



    Da wird was gemessen - das ist das eine - und da wird eine Bedeutung/Deutung in die Messwerte hineingelegt - das ist das andere.

    Da es zwischen den Messungen und den Bedeutungen keine gescheite Theorie gibt, ist das eben "Lesen im Datensatz".

    Lol... im einem Buch ich hatte so herausgelesen... Der Apfel, der ich beisse, und der echte Apfel, welchen ich einordne und so wie innerlich klassifiziere( schubladisiere)... dahinter klafft den Abgrund, den man niemals überwinden kann.

    Danke für den Beitrag.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Igor07

    Seit 1998 ist das strafbar. Vorher war das nicht der Fall.

    Missbrauch in der Psychotherapie: Rechtliche Grundlagen - DIPT e.V.

    Zitat

    Mit dem 6. Strafrechtsreformgesetz (zuletzt überarbeitet 2003 durch das Gesetz zur Änderung der Vorschriften über Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung) wurde 1998 ein Straftatbestand geschaffen, der denjenigen mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft, der sexuelle Handlungen an einer Person, die ihm zur psychotherapeutischen Behandlung anvertraut ist, unter Missbrauch des Behandlungsverhältnisses vornimmt oder an sich von ihr vornehmen lässt. Der Versuch ist strafbar. Auch nach Beendigung der psychotherapeutischen Behandlung, solange die so genannte Übertragungsbeziehung noch maßgeblich nachwirkt, sind solche Handlungen noch nach § 174c Abs. 2, 3 StGB strafbar.


    Ich sehe mir gerade den Film an, da ich zunächst dachte, es ginge lediglich um Sogyal - aber da Ricard auch erwähnt ist, wie ich gerade mitbekommen habe, ist mein interesse geweckt, denn ich habe keine besondere Meinung von ihm. Sagen wir mal so: neutral mit einer kleinen Neigung zur Aversion. ich habe mich allerdings nie genauer mit ihm befasst, außer dass mich seine biographischen Daten nachdenklich machten.

    Und was soll ich sagen, die ersten Minuten des Films sind erschreckend. Das ist typisch für den ganzen spirituellen Kram - in allen Variationen - ganz gleich welcher Religion oder Weltanschauung.

    :zen:

  • Hm, sorry... Das Zitieren geht nichts... Ok....

    Zitat

    Und was soll ich sagen, die ersten Minuten des Films sind erschreckend. Das ist typisch für den ganzen spirituellen Kram - in allen Variationen - ganz gleich welcher Religion oder Weltanschauung.


    Was sollte man unter den wörtern " den ganzen spirituellen Kram" verstehen?

    Meinst du, wenn diese Dokumentation tendenziös oder einseitig diese ganze sache schildert,

    dann es würde nichts automatisch bedeuten, dass es hier über die Lüge geht.

    Ich gehe davon aus, dass es alles der Wahrheit entspricht. Und endlich, man kann es alles recherschieren, ...ich bin einfach faul dafür...

    Dann man redet dort auch über CH. Trungpa.... Aber man liefert uns keine Beweise...

    Alles ist untermalt mit der unheilvollen Musik, so die eher passt über die Filme über das Verbrechen im zweiten Weltkrieg... ( Ironie)...

    Klar, aber die Wahrheit ist die "störrische" Sache... Man kann das ganze nichts weg-schaffen und behaupten, dass es alles nur erfunden wäre.

    Geht einfach nichts. Lieder... Denn die wollten , eigentlich, Dalai-Lama auch anlasten, wenigstens moralisch gesehen...

    Na gut, ekläre, bitte, den Sinn von deiner Ausruck-Weise über "Kram".

    Ich wäre echt froh, wenn es der "Kram" wäre, das sage ich dir gerade und ohne umschweifen...

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Es ist von Anfang an problembehaftet, wenn eine Frau in einem spirituellen Zentrum außergewöhnliche Hingabe und Helfer-Eifer zeigt. Denn mir scheint, dass das auf Männer stimulierend wirkt (das ist nicht aus der Luft gegriffen. Ich beobachte viel!), ganz unbeabsichtigt vonseiten der Frau. Und dann kann es sein, dass das Unheil seinen Lauf nimmt.

    Da muss ich Dir widersprechen. An dem Verhalten dieser Frau ist nichts problembehaftet, zumindest nicht in Hinsicht auf Missbrauch. Und da ist auch kein "Unheil, das seinen Lauf nimmt", sondern eine handelnde Person in einer Machtposition, die die Grenzen anderer Menschen nicht achtet.

    Ich sehe, Du hast mich missverstanden. Ja, es wäre tatsächlich hilfreich zu wissen, ob Du schon mal in so einer Gemeinschaft gelebt hast, nach einiger Zeit und Beobachtung einiges durchschaut hast undsoweiter.

    Es ist ein bestimmter Typus von Mensch, und dieser Typus kommt bei Frauen häufiger vor als bei Männern, obwohl ich es bei einigen Männern, in der Hare-Krishna-Gemeinschaft, vor 45 Jahren auch beobachten konnte.

    Es ist ein bisschen dem Helfer-Syndrom ähnlich, wenn auch krasser. Und ich vermute, dass eine wahnsinnige Sehnsucht nach Anerkennung dahintersteckt. Eine extreme Zugewandtheit, in der man sich (ich mich) im ersten Moment sehr akzeptiert fühlt(e), dann aber denkt: Warum nur ist diese Frau mir so extrem zugewandt? Wir haben uns doch vorher nicht gekannt und nie gesehen. Ich spreche jetzt wirklich von dieser Frau, die ich in meinem Beitrag vom Sa., 10.09., 14.30 Uhr konkret gemeint habe. Ich lernte sie vor ungefähr 5 Jahren kennen, ich glaube auf dem Tibetischen Neujahrsfest. Um mit jemandem Kontakt aufzunehmen, kroch sie fast in einen hinein, im übertragenen Sinne. Undzwar auf eine im ersten Moment durchaus wohltuende Art, während ich mit der Zeit dann doch dachte: so ganz normal ist das nicht.

    Sie war auch in organisatorischen Dingen sehr übereifrig und überschlug sich fast, ihre Pflichten zu tun und noch mehr, eben so viel sie konnte.

    Mir scheint, das ist etwas, das von einem Spezialisten behandelt werden muss.

    Und das kam mir alles so bekannt vor, solche Typen hatte ich mehrfach, wie schon erwähnt, in der Hare-Krishna-Gemeinschaft kennengelernt, mit denen ich damals eine Zeitlang gelebt hatte.

    Ich denke, solche Menschen erleben permanent ein inneres Defizit; es tut einem so Leid, denn sie sind ja auch sehr angenehm auf ihre Weise, man empfindet wie gesagt sich selbst gleich angenommen. Das ist umso wohltuender, wenn man noch neu ist, oder, wie es bei mir der Fall war, nur sehr selten kommt (und man daher von den anderen nicht wirklich wahrgenommen wird).

    Aber es ist einem solchen Menschen anscheinend nicht bewusst, dass er/sie vermutlich unter einer gewissen Leere leidet und darum, mit diesem Helfersyndrom, innerlich nach Aufmerksamkeit und Anerkennung schreit.

    Und ich sagte, dass so etwas Männer anmacht. Das ist eine Tatsache und ich habe das mehrfach beobachtet. Sie haben dann so ein seltsames Funkeln in den Augen und empfinden es wahrscheinlich als sexy.

    So kommt es dann gelegentlich zu einer doppelten Ausbeutung: die Person ist ganz ausgepowert von ihrem Zugewandtheits- und Helfersyndrom und noch dazu kommt dann von einer männlichen Gegenseite so eine subtile Anmache dazu, verkleidet in Verdrehungen, die der Lehre, der man folgt, entnommen sind. Gleichzeitig spielt auch dieser männliche Part für sich selbst eine tragische Rolle, indem er nicht durchschaut, wie gewöhnlich er doch ist und keinesfalls spirituell fortgeschritten, doch nutzt er seinen Vorgesetzten-Status aus.

    Für die betroffene Frau ist das zuerst seltsam (sie hatte das zunächst gar nicht gewollt) und sehr bald dann verstörend, und zer-störend. Eine Heilung ist nicht unmöglich, aber sehr schwer.


    Ich hoffe, Du verstehst jetzt, was ich meine.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Das ist schwierig. Einerseits sollte sich der Mensch nicht auf den Menschen verlassen, andererseits ist der (andere) Mensch, das einzige Objekt, das seine (selbst konstruierten) Fragen beantworten kann und seinem kognitiven Apparat zugänglich ist. Dadurch entstehen leicht Abhängigkeiten, die den Menschen in die Niedrigkeit der Menschen hinabziehen, was dazu führt, dass er die entsprechende Schlechtigkeit annimmt oder ihr Opfer wird oder beides.

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]

  • Shunryu Suzuki hieß der Mann.

    Dankeschön!


    Was mich immer verwundert an den Diskussionen über solche Vorgänge, wie doch davon abgesehen wird, dass es sich um das Verhalten von Personen in Strukturen handelt. Das gehört untrennbar zusammen.

    Genau. Alle Strukturen, die kritiklos davon ausgehen, dass Menschen perfekt und integer sind, sind zumindest nicht hilfreich.


    Liebe Grüße,

    Aravind.