Mut zur Veränderung

  • Guten Morgen!


    Gestern nahm ich teil an einer Online-Diskussion. Da erfuhr ich u. a., dass eine weibliche Praktizierende die Niederwerfungen im 1. Teil des Ngöndro abgebrochen hat, weil sie es nicht mehr ertragen konnte, dass der Guru-Baum, den man sich dabei vorstellen soll, sich fast nur aus Männern zusammensetzt.

    Ich selbst übe das Ngöndro schon ein paar Jahre nicht mehr, bin da sehr distanziert zu den vorgegebenen Anweisungen, das aber nur nebenbei.

    Trotzdem hier meine Anregung, falls das noch mal jemandem passiert: warum nicht einfach sich vorstellen, dass man nur ein winziges Staubkörnchen im unendlichen All ist? Diese Imagination ruft bei mir Ehrfurcht hervor.

    Dieses nur als Beispiel.

    Ich meine, man muss doch nicht krampfhaft an einer Anweisung festhalten, wenn sie nicht zu einem passt.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Ich passe solche Sachen dann einfach gnadenlos an meine Bedürfnisse an. Muss ich auch nicht irgendjemanden erzählen, der sich drüber aufregen würde. Mach ich einfach. Das hat sich auch irgendwann jemand ausgedacht. Der Gedanke zählt und nicht das sklavische Nachmachen.


    An Stelle der Frau, von der Amdap erzählt hat, würde ich die Männer durch Frauen austauschen oder durch eine gemischte Gruppe. Ich sage den Leuten im Tibethaus nicht, dass man auf das Eintreten ins Nirvana nicht verzichten kann. Ist der entsprechende Geisteszustand erreicht, ist man in dem Moment im Nirvana. Drückt man auf den Lichtschalter, geht das Licht an. Darauf kann man nicht verzichten. Ich ersetze die Bodhisattvas durch Jesus und mache so für mich selbst weiter und fertig.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • An Stelle der Frau, von der Amdap erzählt hat, würde ich die Männer durch Frauen austauschen oder durch eine gemischte Gruppe.

    Naja, die Männer durch Frauen austauschen: so einfach geht das nicht. Denn der Guru-Baum beinhaltet insbesondere die Reihenfolge der Linienhalter, die letztendlich (bei den Kagyüs; bei den Gelugs ist es etwas anders) durch die symbolische Gestalt Vajradhara zusammengefasst und verkörpert werden.

    Sinn der Visualisation des Guru-Baums ist, sich selbst eins mit der Linie zu fühlen und dieser gegenüber Ehrfurcht zu empfinden. Ringsherum um die Mittelachse des Guru-Baums visualisiert man die unterstützenden Elemente, das sind, sehr vereinfacht gesagt, die Buddhas, Dharma und Sangha, doch an erster Stelle werden, da es eine vajrayanische Übung ist, die Yidams genannt.

    Ich habe damals die ersatzweise Vorstellung des unendlichen Alls sowohl als übergeordnet, als auch neutral empfunden, was mir zu jener Zeit hilfreich war.

    Dagegen kann auch schnell zur Last werden, sich auf die klassische Weise mental an die Linie zu binden. Bei Vielen geht das über in eine Loyalität im weltlichen Sinne. Auch das ist mit ein Grund, warum ich das so nicht mehr visualisieren konnte und wollte, und darum die Vergegenwärtigung als Staubkörnchen im unendlichen All, hinsichtlich der Übung, als Befreiung empfand.

    Das Ziel der Übung ist ja wie gesagt, Ehrfurcht zu erzeugen, welche erwiesenermaßen (MRT-Ergebnisse aus der Neuro-Forschung!) die Hirnvorgänge so zum Positiven formen, dass es zu einer besseren Vernetzung mit der Innen- und Außenwelt kommt. Somit soll diese klassische Visualisation, die von fortgeschrittenen Meistern einst entwickelt wurden, wie eine Art Katalysator wirken.

    Aber was nützt es denn, wenn es nicht funktioniert.

    Wir sind ja auch einem ganz anderen Kulturkreis entsprungen, noch dazu ist diese Übungsvorgabe aus alter Zeit, als Hierarchien noch gelebt wurden. Heutzutage sind Hierarchien eine Last, indem sie mit Diktatur und Ungerechtigkeit verbunden sind. Das ist mehr etwas für Wesen, die gewisse Defizite haben und ihre Verantwortlichkeiten lieber abgeben, was ja auch eine Krankheit der heutigen Zeit ist. So lange wir diese innere Knebelung nicht überwinden, werden wir uns nicht weiterentwickeln können. Andererseits sehe ich diese Schieflage, da ich immer noch ein optimistischer Mensch bin, als Übergangswehen zu einer besseren Welt, aber das werde ich mit Sicherheit nicht mehr erleben.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Gestern nahm ich teil an einer Online-Diskussion. Da erfuhr ich u. a., dass eine weibliche Praktizierende die Niederwerfungen im 1. Teil des Ngöndro abgebrochen hat, weil sie es nicht mehr ertragen konnte, dass der Guru-Baum, den man sich dabei vorstellen soll, sich fast nur aus Männern zusammensetzt.

    Ich selbst übe das Ngöndro schon ein paar Jahre nicht mehr, bin da sehr distanziert zu den vorgegebenen Anweisungen, das aber nur nebenbei.

    Trotzdem hier meine Anregung, falls das noch mal jemandem passiert: warum nicht einfach sich vorstellen, dass man nur ein winziges Staubkörnchen im unendlichen All ist? Diese Imagination ruft bei mir Ehrfurcht hervor.

    Dieses nur als Beispiel.

    Ich meine, man muss doch nicht krampfhaft an einer Anweisung festhalten, wenn sie nicht zu einem passt.

    Der Anlass meiner Antwort ist ein Gedanke, der mir gestern kam...

    Was ist das für ein schreckliches Gefühl, als würde ich mich zerdrücken und nichts bleibt mehr übrig... und zwar immer dann, wenn ich mir überlege was das Leben soll...

    Ich frage mich, WARUM? Wirklich.... WIESO?

    Und das erfüllt mich ohne eine Antwort zu haben, so dermaßen von Ehrfurcht und Angst.

    Aber ich glaube, so sieht die ultimative Frage wohl aus...

    Und man sieht im Endeffekt genau das...

    So sieht es halt aus, wenn man absolut keine Ahnung hat... aber so richtig.


    Kennt ihr jedenfalls etwas vergleichbares, als diese starke Bedrückung, Ehrfurcht, Angst, wenn man daran denkt, alles hätte überhaupt keinen Sinn und wir würden nur ausgenutzt werden, für einen höheren Zweck? Mit anderen Worten wer hat die Schlinge um meinen Hals?


    Was ich bei all dem natürlich nicht bemerke... während den Emotionen meine ich... also in dem Moment, wenn diese Angst da ist? Ganz einfach... ich vergesse, eins zu sein und diese Trennung macht mich so fertig, dass es da kein Entkommen gibt.

  • Und das erfüllt mich ohne eine Antwort zu haben, so dermaßen von Ehrfurcht und Angst.

    Aber ich glaube, so sieht die ultimative Frage wohl aus...

    Und man sieht im Endeffekt genau das...

    So sieht es halt aus, wenn man absolut keine Ahnung hat... aber so richtig.

    Hallo kristallklar,


    es macht mich sprachlos, dass Du Ehrfurcht und Angst in einem Atemzug nennst.

    Ehrfurcht ist für mich etwas Positives, ja etwas sehr Spirituelles. Wenn sie aufkommt, so fühlt es sich für mich gleichzeitig an wie ein Geschmack von Einheit, im höheren Sinne. Sich selbst als Staubkörnchen im unendlichen All zu fühlen (meine Antwort #3), lässt mich erschauern, indem zugleich dieses Einssein präsent ist.

    Ehrfurcht ist eine Steigerung von Furcht, wiederum im spirituellen Sinne.

    Und Furcht ist noch etwas ganz anderes als Angst.


    Wie empfindest Du Ehrfurcht, ohne jetzt die Angst mit einzubeziehen?

    Was für ein Gefühl ist es?

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
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    Epiktet

  • Ja, Ehrfurcht ist für mich ein Gefühl von Be-wunderung, Ver-wunderung und dem Ehre zuteil werden lassen, ohne mich darum zu bemühen, einfach so. Ein starkes, überzeugendes Gefühl


    Angst und Furcht vergehen, wenn das "Objekt" verschwindet. Ehrfurcht bleibt als posives Gefühl.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ehrfurcht wird Achtung, wenn ich meinen Glauben an die Macht der Ehrfurcht erzeugenden Person vermindere.

  • Wie empfindest Du Ehrfurcht, ohne jetzt die Angst mit einzubeziehen?

    Was für ein Gefühl ist es?

    Keine Ahnung wie ich eine Furcht, eine Achtung vor etwas Höheres, positiv ausdrücken soll. Es müsste halt ganz klar sein, dass ich vor der höheren Macht keine Angst habe, aber... mir fällt dabei auf wie diese Angst die höhere Macht ja definiert... Ohne Angst gäbe es keinen Unterschied?


    Und dann wäre ich wohl bei Respekt.... ja bei einem sehr intensiven, großen Respekt vor einer Sache die ich kenne, die ich gewesen bin...


    Irgendwie ja...


    Hat mir geholfen, danke :)

  • Angst oder Befürchtungen sind nie ein guter Ratgeber.

    Ich meine, von jetzt aus, sieht das alles so aus, als betrifft es mich nicht.

    Aber ich bin es gewesen... es hat sich aus mir ergeben...

    Das kann ich nicht abstreiten.


    ?


    Mir ist ja jetzt nicht klar, wer ich bin, welche Person wird usw...


    Und wenn ich mich als Person, oder im persönlichen erkenne, ist die Person unmittelbar wieder "offen" - also nicht wirklich definiert. Ist aber auch schwer das bestimmt auszudrücken... denn da ist das eine UND das andere...

  • Man kann es sich auch schön schwer machen.


    Ich weiß ja nicht, wieviel Du von der Lehre kennst, aber so ist die LEERE nicht gemeint.

    Der Buddha hat sich damals darüber geäußert, weil der Glaube an eine Seele vorherrschte, sogar eine "wandernde".


    Der Buddha hat nie davon gesprochen, dass es keine Persönlichkeit gibt, er keine mehr hätte oder alles, was er sagte, nicht klar bestimmbar wäre.


    Es ging und geht lediglich darum, sich nicht daran festzuhalten, egal was, nicht festzuzurren als unveränderbares Ding.

    Die Dinge ändern sich, wir auch. Alle 7 bis 10 Jahre ist unser Körper runderneuert. Aber dennoch tragen wir denselben Namen und dieselbe Steuer-ID.


    Alles Gute für Dich, KRIISTALLKLAR ??? - Wo?

    :?

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    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Angst und Furcht vergehen, wenn das "Objekt" verschwindet. Ehrfurcht bleibt als posives Gefühl.

    ....dass der Guru-Baum, den man sich dabei vorstellen soll..........



    was macht jemand der Aphantasie hat?

  • Angst und Furcht vergehen, wenn das "Objekt" verschwindet. Ehrfurcht bleibt als posives Gefühl.

    ....dass der Guru-Baum, den man sich dabei vorstellen soll..........



    was macht jemand der Aphantasie hat?

    Ich "arbeite" nicht mit einem Gurubaum.


    Entschuldigt bitte, dass ich hier so reingegrätscht bin. Mir ging es um den Begriff Ehrfurcht.


    Vor einem "Gurubaum" hab ich keine Ehrfurcht. Ich muss auch nicht Männer in Frauen austauschen. Ich akzeptiere die Traditionen, auch die sogenannten Patriarchen. Aber mich interessieren nur die Ursprungslehre und nicht die kulturellen Unterschiede (mehr).


    _()_

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    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Den Meditationsraum säubern — Study Buddhism

    4. Eine für unsere spirituelle Entwicklung zuträgliche Umgebung, ein ertragreiches „Feld“ (tib. tshogs-zhing), visualisieren. Das wird häufig auch als Verdienstfeld oder Guru-Baum bezeichnet, aber wörtlich heißt es „Feld“, sprich, ein Feld, auf dem wir Samen säen, die zu spirituellen Qualitäten heranwachsen werden.

  • also ich komme immer durcheinander. mal männlein. mal weiblein. mal weiblein mal männlein......


    der Einwand sind nur Männer im Gurubaum...da sollte man erst recht das Ding für sich knacken.

  • also ich komme immer durcheinander. mal männlein. mal weiblein. mal weiblein mal männlein......


    der Einwand sind nur Männer im Gurubaum...da sollte man erst recht das Ding für sich knacken.

  • Siehe der Punkt ist mit der Aufteilung in Mann und Frau.

    Du gründest eine Gemeinschaft die nur aus 100 Männern oder nur aus 100 Frauen besteht.

    Es wird eine gewisse Zeit sein, die diese Gemeinschaft besteht.

    Wenn man hingegen beides mischt, also eine Gemeinschaft aus 50 Männern und 50 Frauen erstellt, wird diese Gemeinschaft nur halb so lange bestehen, wie eine Gemeinschaft die homogen aus der Anzahl besteht.


    Nun macht sich die Frau vielleicht wieder und wieder Gedanken darüber... es waren NUR Männer... es waren NUR Frauen...

    Hingegen würde der Gedanke halb so lange verweilen, wenn es die eine Seite und die andere Seite ist.


    Es hat etwas mit den Gegensätzen zu tun.

    Die Zeit der Existenz wird sozusagen durch die Trennung in Mann und Frau, halbiert.

  • In der Zeit, in der die Übertragungslinien angefangen haben, hatten Frauen weit Besseres zu tun als im Kloster zu sitzen. Die waren Dauerschwanger, Dauer Stillende, Essen und Feuerwächter. usw. Männer hatten Zeit sich auf den Nägeln zu kauen, da ist es schon besser die Hände gefaltet zu halten oder mit ihrem Geist die ewigen Jagd-Gegenden zu erforschen. Logisch, dass die ihre eigene Linie bildeten. Frauen hatten für einen solchen Blödsinn keine Zeit.


    Heutige Frauen sollten wirklich abwägen, ob die eine Gleichberechtigung in diesem Bereich haben wollen. Hoffe, sie erkennen die Zeitverschwendung. Denn mit ihrem Geist des Alltäglichen brauchen sie kein Kloster.

  • Leider gibt es hier nur mehr wenige Leute aus dem tibetischen Buddhismus. Es ware schon, wenn sich Leute die Ngöndro praktizieren, da eine Antwort geben könnten.


    Ich meine, man muss doch nicht krampfhaft an einer Anweisung festhalten, wenn sie nicht zu einem passt.

    Meine Belehrungen liegen Jahrzehnte zurück, aber was ich behalten habe ist, dass eine Funktion des Ngöndro die Mobilisierung all der positiven Energien ( des Segens) für die Praxis aber eine andere Funktion ins genau die eines

    "künstliches Hindernis", das dafür sorgt, dass Defizite nicht erst in der tantrischen Praxis auftauchen sondern sich vorher manifestieren. Von daher ist der von dir genannte Fall kein Versagen von Ngöndro sondern gerade Teil seines Funktionierens.


    Bei manchen Kinderspielplatzen wird bei Gerüsten - die für die Größerem gedacht sind, unten eine extra unten eine Sprosse ausgelassen, so dass da zwar die grösseren Kinder raufkommen aber nicht aus Versehen sich so ein Knirps hochhangelt und sich das Genick bricht. Es ist ein "künstliches Hindernis".


    Niederwerfungen sind ein guter Spiegel. Sich niederzuwerfen ist demütigend und konfrontiert einen mit den eigenen Stolz und den eigenen seelischen Wunden. Die bei Frauen auch mit Männern zu tun haben können, was für alle Männer ja eher peinlicher sein sollte als für die Frau, die die Wunde abbekommen hat.


    Warum hast denn du mit Ngöndro

    aufgehört?

  • DGuten Morgen!


    Gestern nahm ich teil an einer Online-Diskussion. Da erfuhr ich u. a., dass eine weibliche Praktizierende die Niederwerfungen im 1. Teil des Ngöndro abgebrochen hat, weil sie es nicht mehr ertragen konnte, dass der Guru-Baum, den man sich dabei vorstellen soll, sich fast nur aus Männern zusammensetzt.

    Da ich aus einer anderen Tradition komme kenne ich diese Praxis nicht.


    Ein Abbruch in Übung ist ja erst einmal ein Widerstand.


    Nicht mehr, nicht weniger.


    Sich etwas ‚ vorzustellen‘ ist eine Möglichkeit von Vielen um Gedanken hochzuholen denen Gefühle,

    positiv/ negativ folgen.


    Ob das ein SINN dieser Übung ist weiß ich jedoch nicht.


    Somit würde ein einfühlsamer Lehrer/in in Vertrauensstellung den Widerstand rechtzeitig erkennen und entsprechende Hilfestellungen, Unterweisungen und Erklärungen geben können damit die Praxis ohne Widerstand und in Freude umgesetzt werden könnte.


    In Metta🙏

  • Warum hast denn du mit Ngöndro

    aufgehört?

    Es gibt verschiedene Gründe.

    Der Orden, in dem ich schwerpunktmäßig in den Neunzigern Mitglied war, vermittelte sehr professionell die Praxis der Dhyani-Buddhas, zu visualisieren im Mandala (nicht zu verwechseln mit dem Mandala des Ngöndro, wozu man Gegenstände braucht. Es ging nur ums Visualisieren).

    Dazu lernten wir Punkt für Punkt die Symbolik zu verstehen.

    Als ich dann zu den K.-Kagyüs wechselte, war davon gar nicht die Rede, obwohl ich die Dhyani-Buddhas als zentrale Übung mit Abstand äußerst wichtig finde, im Zusammenhang mit den Bardo-Phasen während des Sterbens.

    Egal, welche Vorgeschichte man hat: jeder muss bei den Kagyüs mit dem Ngöndro anfangen, da gab es für mich keine Alternative. Als ich dann bei dem realen Mandala (wozu man Gegenstände braucht), was der dritte Teil ist, angekommen war, bekam ich erhebliche technische Probleme bei der Durchführung. Auch vorher schon, die Vajrasattva-Übung, erschien mir in der Visualisation widersprüchlich (die Kagyüs üben sie als Reinigungspraxis, während es in dem Orden, wo ich früher war, eine Form als Erkenntnispraxis ist und darum auch etwas anders konzipiert ist).

    Aber egal, was ich den Lehrer fragte, er wollte es entweder nicht beantworten oder verstand meine Frage nicht und antwortete etwas oberflächlich-Pauschales. Zuletzt wollte er mit mir überhaupt nicht über die Mandala-Praxis reden und sagte nur noch: "Übe Guru-Yoga", aber ohne zu erklären, wie, also sah ich, dass ich es mir anlesen musste.

    Irgendwann habe ich dann gedacht: Was mache ich hier eigentlich? Ich meditierte gar nicht mehr, sondern hantierte nur noch. Eine massive Zeitverschwendung, die angesichts meiner damaligen Noch-Berufstätigkeit mit anstrengenden Überstunden, und der zunehmenden Demenz meiner Mutter, nicht mehr angebracht war.

    Darum gab ich das alles auf. Mein wunderschöner Schrein, auf den ich großen Wert lege, steht immer noch da, aber auf dem Meditationsplatz gegenüber steht jetzt ein Heimtrainer. Das war die beste Idee, die ich seit langem hatte.


    Später mehr, habe gleich einen Termin!

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Jedenfalls habe ich die Erfahrung gemacht, dass von "Mut zur Veränderung" in der Tibetisch-Buddhistischen Tradition kaum die Rede ist.


    Beispielsweise war besagter Lehrer einmal auswärts zu Besuch und erteilte Belehrungen über die Dhyani-Buddhas, auch als Online-Kurs. Fantastisch, dachte ich, endlich mal das Thema, auf das ich so lange gewartet hatte. Doch leider hatte ich an dem Wochenende noch andere Termine, so dass ich nicht alle Abschnitte mitbekommen konnte, und ich weiß nicht, ob das alles aufrufbar aufgezeichnet wurde, da müsste ich mich noch erkundigen.

    In der ersten Stunde gab es eine Einführung, und der Lehrer sprach in diesem Zusammenhang an, dass ja jeder so seine Lieblingsfarbe habe und dass das durchaus von Bedeutung sei hinsichtlich der Dhyani-Buddhas und ihren Farben.

    Da ich aber wie gesagt anschließend einen großen Teil nicht mitbekam, wusste ich dann nicht, inwieweit er das Thema "Lieblingsfarbe" in seine Belehrungen weiter eingebaut hatte.

    Später hatte ich kurz mit dem Lehrer Mailkontakt und wir kamen darauf, dass wir uns ja mal online treffen könnten zur Beantwortung meiner Fragen. Als das dann tatsächlich zustande kam, fragte ich den Lehrer gleich, warum es denn kein Violett gebe im Pantheon der Dhyani-Buddhas, denn Violett sei meine Lieblingsfarbe. Er wusste aber gar nicht, was Violett ist, und fragte mich, ob ich Braun meine. Ich meinerseits war sprachlos, dass er keine Vorstellung von Violett hatte. Doch in der Tat: schaut mal auf die Gebetsfahnen, Thangkhas und Tempelverzierungen: Violett fehlt!

    Auch in den tibetischen Trachten habe ich diese Farbe noch nicht auftauchen sehen.

    Ich versuchte ihm auf die Sprünge zu helfen und sprach von der Mischung von Blau und Rot, und dass das dann ja - theoretisch - Akshobhya plus Amitabha entsprechen müsste (die sich im Mandala gegenüber stehen!), aber da wurde er ganz nervös und ungehalten und sprach nur noch von Amitabha. Ich antwortete, ich meine kein Rot, sondern genau die Mitte zwischen Blau und Rot. Doch er entgegnete, das gäbe es nicht. Da war ich baff!

    Nun versuchte ich einen neuen Anlauf und meinte, die Farbe Violett sei ja auch die Farbe von höchster Energie, wollte dann noch fortsetzen, mit der deswegen kürzesten Wellenlänge, die daraus zustande komme, indem sich die Wellenlängen von Blau und Rot addieren, und wollte weiter fortsetzen, dass doch alles im subtilen Bereich seine Entsprechung habe!, aber er ließ mich gar nicht ausreden, sondern blockte mich sofort ab bei dem Wort "Energie", das wollte er wohl gar nicht hören, und redete nur noch: Nein-nein-nein, das sei das alles nicht, und wollte dann das Gespräch so schnell wie möglich beenden.

    Da dachte ich: wie will er denn seine Schüler verstehen, wenn er ihnen nicht zuhört und sie immer abblockt!

    Ja, und sowas habe ich ganz oft mit ihm erlebt.


    Auch das ist für mich ein Grund, aktiv eine eigene Lösung zu finden zu versuchen.

    Wie gesagt, wir sollten keine Scheu davor haben, etwas zu verändern, wenn die alte Form nicht mehr zu uns passt. Jeder Psychotherapeut würde das sagen. Die spirituelle Praxis ist doch kein starres Gerüst, das man sich überstülpen lässt! Wir sind keine Kleinkinder mehr.

    Und wenn der Lehrer einen nicht verstehen will, dann hilft man sich eben selbst.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Keine Ahnung aber hier wurden durch Hendrik nun Beiträge von mir gelöscht?


    Mich verwirrt das Löschen total und ich hab jetzt meine Diskussionsgrundlage verloren... einfach zerbrochen... letztendlich völlig, aus dem Konzept gebracht.


    Also ich bin dann leider raus, auch wenn ungewollt.


    :( Schade.


    Trotzdem danke für deine Bemühungen.

    Passt schon so.