Hallo, liebe Freunde,
in meinem (jetzt immerhin schon 60 Jahre währenden) Leben habe ich die Erfahrung gemacht, dass manche Menschen sehr zufrieden und (weitgehend, soweit ich das beurteilen kann) glücklich leben, OBWOHL sie andere Wesen ausbeuten, ausnutzen, missbrauchen, notorisch lügen, usw., also unethisch handeln.
Es zeigt sich, dass sie mit ihrem Handeln keinerlei Probleme haben - im Gegenteil: Selbstzufrieden und absolut mit sich im Reinen strahlen sie eine beeindruckende Selbstsicherheit aus, besitzen Überzeugungskraft und oft ein Charisma, welches Andere blenden kann....
Das Motto scheint zu sein: "Ich bin egoistisch....und das ist gut so!"
(Gemeinhin werden diese Menschen gerne als "Narzissten" bezeichnet, wobei festzustellen ist, dass jeder "narzisstische Züge" in unterschiedlicher Ausprägung trägt und nur ein geringer Prozentsatz tatsächlich als "narzisstisch gestört", im Sinne einer Persönlichkeitstörung - NSP- ,diagnostiziert wird.)
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Die buddhistische Praxis hat ein klares Ziel: Erwachen/Erleuchtung, Nibbana/Nirwana.
In diesem Forum wird ersichtlich, dass jeder sich eigene Vorstellungen davon macht, aber Einigkeit darüber besteht, dass eine Befreiung vom Leiden damit einhergeht.
"Alle Wesen wollen glücklich sein und Leid vermeiden" ist ein oft zitierter Satz, der Mitgefühl und Verständnis erwecken kann (und soll), aber die Frage offenlässt, auf welche Weise die Wesen dies tun und ob andere Wesen dadurch Schaden zugefügt wird.
In menschlichen Gesellschaften begrenzen ethische Regeln das allzu egoistische Streben nach Glück und schützen davor, rücksichtslos und unachtsam der Erfüllung eigener Bedürfnisse nachzugehen.
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Nun erlebe ich, dass Menschen, die der Buddhalehre (oder anderen Weisheitslehren) folgen, üben und praktizieren, oft mit innerer Zerrissenheit zu kämpfen haben, Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklaffen...
Man findet zwar Ruhe in der Meditation, aber manchmal artet es im Alltag in zähes Ringen mit sich selbst aus, wenn innerer Widerstand sich bemerkbar macht, das "Ego", welches sich quasi "aufbäumt" und Aufmerksamkeit heischt...
Was, wenn das "innere Wesen" nicht mit den ethischen Ansprüchen in Einklang zu bringen ist?
Man bestenfalls ein "Gutmensch" wird, aber kein "guter Mensch"?
Die Selbstliebe, die ein Narzisst im Übermaß entwickelt (ev. kompensatorisch!), kommt dann zu kurz und vor allem ist man nicht "mit sich im Reinen"- was dem inneren Frieden und Glück entgegensteht....