Wut, Anhaftung und Ähnliches sind meine Feinde;
sie haben weder Arme noch Beine,
auch sind sie weder mutig noch klug -
wie kommt es, dass ich ihr Sklave bin?
Es ist, als wären sie in meinem Bewusstsein zu Hause
und während ich mich [ihrer Anwesenheit] erfreue, richten sie Schaden an.
Trotz allem lasse ich sie ohne Ärger gewähren -
diese Geduld ist unangebracht.
Meine Feinde, die Leidenschaften,
existieren seit langer Zeit, ohne Anfang und ohne Ende;
kein anderer meiner Widersacher
hat ein derartig langes Leben.
Wenn ich auf richtige Weise helfe und diene,
wandelt sich alles in Nutzen und Gutes um;
wenn ich aber eine Leidenschaft pflege und ihr diene,
entstehen daraus nur Leid und Qual.
Wenn diese langlebigen, fortwährenden Feinde für mich
nur Ursachen der Vermehrung von Schaden sind
und ruhig in meinem Herzen bleiben können,
wie kann ich die zyklische Existenz ohne Furcht und mit Freude erleben?
aus: Santideva, Bodhicaryavatara, Verse 4.28/29, 4.32 -34; Übersetzung D. Hangartner, 2005