Mensch-sein

  • Hallo allerseits,


    hab gestern einen für mich interessanten Vortrag zum Thema "Als Mensch geboren zu werden" im Netz gehört.


    Der Sprecher betonte einerseits, dass es im Grunde verhältnismässiges Glück bzw. auch ein Verdienst ist als Mensch geboren zu werden, weil man halt im Gegensatz zu anderen Lebensformen Wahlmöglichkeiten hat und ausserdem vielleicht schon mal von Buddhas Lehre gehört hat.


    Andererseits gab er zu bedenken dass sich die Menschheit derzeit eher in der Degeneration als in der Evolution befindet und dadurch mit einer Wiedergeburt in einer, wie er sagte "dunkleren, kälteren und unangenehmeren" Situation zu rechnen ist.


    Bissl demotivierend für mich, oder solls als Ansporn dienen endlich in die Gänge zu kommen? Ich würd eh gern allerhand optimieren in meinem Leben, aber schon bei eher einfachen Angelegenheiten wie "rechter Lebensunterhalt" tu ich mir aktuell grad schwer :)


    Liebe Grüsse!

  • roWf ,


    so lange wir uns in Samsara befinden, gibt es beide Prozesse. Ich finde es nicht sehr hilfreich, dies einfach nur ganz pauschal auf die Menschheit zu beziehen, obwohl dies nicht verkehrt ist


    Hilfreicher finde ich, sie auf uns als selbst zu beziehen. Wir beide haben zur Zeit eine menschliche Existenz mit ihren vielfältigen Möglichkeiten, insbesondere der Möglichkeit der Geistesschulung, der Dharmapraxis. Natürlich gibt es in unserem Geisteskontinuum noch Makel, das sollte man nicht verdrängen. Diese Makel sind ja mit eine Ursache dafür, wenn wir Schwierigkeiten zum Beispiel mit dem rechten Lebenserwerb haben.


    Aber der Hauptfokus sollte auf die Möglichkeiten dieses menschlichen Lebens ausgerichtet sein. Diese Möglichkeiten sollten uns anspornen, sie so gut wie wir es jetzt können zu nutzen. Indem wir sie nutzen, also den Dharma praktizieren, werden wir auch die Makel unseres Geisteskontinuums reduzieren und schließlich überwinden können.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Hallo Helmut, dank dir für deine Zeilen! Ich denk noch drüber nach, für mich klangs in ersten Moment eben so wie wenns ein vorgegebener Weg wäre...weil ich in meiner aktuellen Situation zb. eigentlich gar nicht den Lebenserwerb, den ich für richtig und heilsam halten würd, praktizieren kann bzw. momentan noch keine Möglichkeit sehe.


    Lieber Gruss!

  • weil ich in meiner aktuellen Situation zb. eigentlich gar nicht den Lebenserwerb, den ich für richtig und heilsam halten würd, praktizieren kann bzw. momentan noch keine Möglichkeit sehe.

    Dann fang mit dem an, was veränderbar ist ...

    Der achtfache Pfad besteht aus vielen Übungsmöglichkeiten.


    Aber der Hauptfokus sollte auf die Möglichkeiten dieses menschlichen Lebens ausgerichtet sein. Diese Möglichkeiten sollten uns anspornen, sie so gut wie wir es jetzt können zu nutzen.

    👍🏻 🫶🏻 👍🏻

  • Der Sprecher betonte einerseits, dass es im Grunde verhältnismässiges Glück bzw. auch ein Verdienst ist als Mensch geboren zu werden, weil man halt im Gegensatz zu anderen Lebensformen Wahlmöglichkeiten hat und ausserdem vielleicht schon mal von Buddhas Lehre gehört hat.


    Andererseits gab er zu bedenken dass sich die Menschheit derzeit eher in der Degeneration als in der Evolution befindet und dadurch mit einer Wiedergeburt in einer, wie er sagte "dunkleren, kälteren und unangenehmeren" Situation zu rechnen ist.

    Das finde ich jetzt verwirrend. Ist die höhere Wiedergeburt jetzt ein persönlicher Verdienst, oder nicht?


    Meiner Meinung nach widersprechen sich die beiden Statements. Vielleicht kommt das dabei raus, wenn man religiöse Grundideen mit der eigenen Meinung und Weltsicht vermischen möchte.


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Hallo Aravind, warum widersprechen sich die beiden Teile deiner Meinung nach? Es ging in dem Vortrag unter anderem darum dass die Geburt als Mensch halt schon was besonderes ist (Verhältnis Staub auf Buddhas Fingernagel/ganze Erde) aber es trotzdem halt recht viele Ebenen der Daseinsformen gibt. Und er meint halt dass man früher schon paar Sachen ganz gut gemacht hat wenn man als Mensch geboren wird.


    Lieber Gruss.


    P.s: Ich hörs mir heut nochmal an, vielleicht find ich die Erklärung.

  • Hab nochmal reingehört, also er sagt dass man ohne einem gewissen Grundpotential an ethischem Verhalten nicht als Mensch wiedergeboren werden würde und man halt durch die menschliche Existenz trotz psychischen Schwierigkeiten und Herzenstrübungen eine riesige Chanche zur Entwicklung hat (im menschlichen Dasein werden immerhin Buddhas geboren sagt er). Das ist der Glücksfall.


    Daseinsform Mensch steht ansich aber eher weit unten in der Entwicklungsstufe. Aber als Mensch könnte man halt belehrt werden.


    Weiters sagt er dass wir uns in einer Weltperiode der Degeneration befinden und der Abstieg Richtung weniger schöne Daseinsform aufgrund von Nichtwissen viel leichter ist als der Aufstieg.


    Hauptsächlich deshalb weil uns der Wert des menschlichen Daseins halt nicht bewusst ist. Helmut und Aileen haben mich eh drauf hingewiesen was zu tun ist.


    (Ich nur noch gschwind drauf hinweisen dass es sich hier um den Anfängerbereich handelt, ich ordne nur meine Gedanken durchs niederschreiben und freu mich auf inputs. Falls sich irgendwas altklug liest: Ist nicht meine Intention)

  • Hallo Aravind, warum widersprechen sich die beiden Teile deiner Meinung nach? Es ging in dem Vortrag unter anderem darum dass die Geburt als Mensch halt schon was besonderes ist (Verhältnis Staub auf Buddhas Fingernagel/ganze Erde) aber es trotzdem halt recht viele Ebenen der Daseinsformen gibt. Und er meint halt dass man früher schon paar Sachen ganz gut gemacht hat wenn man als Mensch geboren wird.

    Genau. Ich meinte das rein logisch, unabhängig von anderen Details der Lehre.


    Wenn die Wiedergeburt als Mensch entscheidend von meinen Verdiensten abhängt, dann muss es egal sein, wie die "Situation der Menschheit als ganzes" ist (was auch immer das bedeuten soll). Und umgekehrt, wenn mein Level der Wiedergeburt entscheidend davon abhängt, was alle Menschen kollektiv machen, dann kann ich mir die Verdienste gleich schenken.

    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Ich denke er meinte dass es heutzutage leichter ist vom Weg abzukommen. Siehe Weltgeschehen.


    Ansonsten ist natürlich jeder selbst seines Glückes Schmied...sofern er den Ausstieg aus dem Hamsterrad schafft und aus Angst keinen Irrlehren auf den Leim geht.


    Lieber Gruss.

  • Das finde ich jetzt verwirrend. Ist die höhere Wiedergeburt jetzt ein persönlicher Verdienst, oder nicht?


    Meiner Meinung nach widersprechen sich die beiden Statements. Vielleicht kommt das dabei raus, wenn man religiöse Grundideen mit der eigenen Meinung und Weltsicht vermischen möchte.

    Die traditionelle Sicht im Buddhismus ist, dass gutes Verhalten über gutes Karma zu positiven Wiedergeburten führt und schlechtes Karma zu schlechten Wiedergeburten.


    Dabei wird aber - soweit ich weiß - keine Aussage darüber getroffen wird, wann diese Wiedergeburt eintritt. Dies ist mehr oder weniger Zufall.


    Das was passiert ist insofern eigener Verdienst insofern man erntet was man säht, was aber nichts darüber aussagt, wann welche Saat aufgeht. Zufall und Verdienst sind also kein Widerspruch .

  • Das was passiert ist insofern eigener Verdienst insofern man ernst was man säht, was aber nichts darüber aussagt, wann welche Saat aufgeht. Zufall und Verdienst sind also kein Widerspruch .

    Aber da war doch gar keine Rede von Zufall, sondern von kollektiven Bedingungen "der Menschheit":

    Andererseits gab er zu bedenken dass sich die Menschheit derzeit eher in der Degeneration als in der Evolution befindet und dadurch mit einer Wiedergeburt in einer, wie er sagte "dunkleren, kälteren und unangenehmeren" Situation zu rechnen ist.

    Liebe Grüße, Aravind.

  • Das was passiert ist insofern eigener Verdienst insofern man ernst was man säht, was aber nichts darüber aussagt, wann welche Saat aufgeht. Zufall und Verdienst sind also kein Widerspruch .

    Aber da war doch gar keine Rede von Zufall, sondern von kollektiven Bedingungen "der Menschheit":

    Liebe Grüße, Aravind.

    roWf schrieb "Der Sprecher betonte einerseits, dass es im Grunde verhältnismässiges Glück bzw. auch ein Verdienst ist als Mensch geboren zu werden" und ich habe deine Antwort "Das finde ich jetzt verwirrend. Ist die höhere Wiedergeburt jetzt ein persönlicher Verdienst, oder nicht?" so interpretiert, dass du da "Wiedergeburt als Verdienst" mit "Wiedergeburt als Glück" kontrastiert. Da hätte ich dich wohl falsch verstanden und du meintest nur die pessimistische Einschätzung zur Zukunft der Menschheit - also das Reden von "Degeneration".

  • roWf

    Zitat

    Buddha verkündet die Lehre, deren Anfang begütigt, deren Mitte begütigt, deren Ende begütigt.


    Quelle

    Wir haben in unserer Zeit und Kultur sehr gute Möglichkeiten, die Lehre des Buddha zu studieren und zu praktizieren. Jeder auch noch so kleine Schritt auf dem Weg verändert mein Sein zum positiven, weil ich von Gier, Hass und Unwissenheit ein wenig freier werde. Das zeigt sich schon in diesem Leben. Und gerade wenn die Zukunft nicht so besonders rosig aussehen sollte, ist es sehr hilfreich, dem Leiden nicht hilflos ausgeliefert zu sein.


    Dabei wird aber - soweit ich weiß - keine Aussage darüber getroffen wird, wann diese Wiedergeburt eintritt. Dies ist mehr oder weniger Zufall.

    Zufall nicht gerade. Aber die positiven und die negativen Tendenzen bilden eine komplexe Gemengelage, dass, je nach Bedingungen und Umständen, die Samen zu unterschiedlicher Zeit Früchte tragen. Es besteht aber die die Idee, dass jemand, der mit absoluter Aufrichtigkeit, Klarheit und festem Willen Zuflucht zu den drei Juwelen sucht, nicht mehr in niederen Bereichen wiedergeboren wird.


    Naja. Genaues weiß man nicht, und eigentlich spielt es auch keine Rolle, ob und als was ich wiedergeboren werde. Gier (Sehnsucht) ist auch das Verlangen nach einer guten Wiedergeburt, und Hass (Ablehnung) ist auch die Furcht vor einer schlechten Wiedergeburt. In der Begierde, immer und immer wiedergeboren zu werden, zeigt sich der Daseins-Durst. Und um diese Geistesgifte geht es ja.


    Zitat

    Zwei Arten des Durstes sind schwer zu überwinden. Welche zwei? Der Durst nach Gewinn und der Lebensdurst. Diese beiden Arten des Durstes sind schwer zu überwinden.

    • Der Durst nach Gewinn und
    • der Lebensdurst.

    Diese beiden Arten des Durstes sind schwer zu überwinden.


    Quelle

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

    6 Mal editiert, zuletzt von Thorsten Hallscheidt ()

  • Hier sicherheitshalber der link zu dem Vortrag, falls ich aufgrund meiner Weltsicht was verwechselt hab:


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    Habe kurz den youtu.be Vortrag aufgeschlagen. Ich mag ja Alfred Weil (hab einige seiner Vorträge als *.mp3 Dateien in der Playlist auf meinem Handy zum jederzeitigen Anhören), und hätte mir das gerne mal angesehen/-gehört. Aber nach kurzem konzentrieren darauf fängt an eine unendlich wichtige Nachricht über den Bildschirm zu flimmern und mich komplett vom Sprecher anzulenken.


    Was ist eigentlich gewollt von diesen Filmherstellern?

    Weiß nicht - will auch eigentlich gar nicht wissen.


    Ich boykottiere seit längerem solche Filme die mich der Achtung (und Be-achtung) der sicherlich aufmerksamkeitswürdigen Sprecher entwöhnen.

    Nicht meine Medienwelt... schade eigentlich...