1. Übersicht
  2. Forum
  3. Lexikon
  • Anmelden
  • Registrieren
  • Suche
Dieses Thema
  • Alles
  • Dieses Thema
  • Dieses Forum
  • Seiten
  • Forum
  • Lexikon
  • Termine
  • Erweiterte Suche
  1. Buddhaland Forum
  2. Buddhismus
  3. Anfängerbereich

Ist der Buddhismus lebensbejahend?

  • Rolf82
  • 11. November 2023 um 20:03
  • Zum letzten Beitrag
  • Rolf82
    Themenautor
    Reaktionen
    41
    Punkte
    391
    Beiträge
    56
    Mitglied seit
    10. November 2023
    Buddh. Richtung
    Theravada Buddhismus, Engagierter Buddhismus
    • 11. November 2023 um 20:03
    • #1

    Also ist es gut, dass es etwas gibt (Welt/Universum) und nicht nichts?

    Oder wäre es eigentlich besser, wenn es einfach nichts gäbe? Ist die Welt an sich das Samsara? Der Buddha ist ja, denke ich, von einer zyklischen Welt ausgegangen, die schon immer da war und sich halt permanent verändert. Also so wie ein Kreis in dem das Wasser die ganze Zeit fließt.

    Ging es dem Buddha eigentlich darum, wie man ein glückliches Leben lebt oder einfach darum, wie man aus diesem Kreislauf herauskommt, der ja im Grunde leidvoll ist? Denn auch das Glück ist ja leidvoll, da es der Vergänglichkeit unterliegt.

  • void 11. November 2023 um 21:04

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Anna Panna-Sati
    Reaktionen
    2.515
    Punkte
    10.760
    Beiträge
    1.620
    Mitglied seit
    27. August 2022
    • 11. November 2023 um 23:05
    • #2

    Hallo, lieber Rolf82 ,

    Rolf82:

    Ging es dem Buddha eigentlich darum, wie man ein glückliches Leben lebt oder einfach darum, wie man aus diesem Kreislauf herauskommt, der ja im Grunde leidvoll ist?

    Das Letztere trifft m.E. eher zu, auch, wenn ein Erleuchteter wohl ein relativ "glückliches", weil "leidbefreites", Leben führen kann - es ist aber ein anderes Glück, als eines, wie es gemeinhin betrachtet wird (Glück in der Liebe, viele Sinnesgenüsse/Hedonismus, beste Gesundheit usw.), frei von jeglichen Anhaftungen (Gier, Hass, Verblendung)...

    Der Buddha lehrte ja die (Essenz der) vier Edlen Wahrheiten, von denen die 1. Wahrheit bereits lautet: Existenz ist Dukkha/Leiden.

    Das veranschaulicht m.E. die eher negative Sicht des Buddha auf das leidhafte Dasein in Samsara. Er verließ mit 29 Jahren sein Zuhause, seine Familie und sein - bis dahin - relativ sorgenfreies Leben, um einen Ausweg aus dem Daseinskreislauf zu finden.

    Als er nach 6 Jahren tatsächlich "Befreiung"/Nibbana/Nirvana erreicht hatte, entschied er - nach kurzem Bedenken - dafür aufgeschlossenen Menschen den Weg zur Befreiung zu weisen....

    17500 Lehrreden (Sutten) und EIN Resümee:

    Zitat
    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."

    Klingt alles für mich nicht gerade nach "Liebe zum Leben" und Lebensbejahung... :?

    Rolf82:

    Denn auch das Glück ist ja leidvoll, da es der Vergänglichkeit unterliegt.

    Genau, also mit dieser, zweifelsohne realistischen, Weltsicht hat manche(r) nur einen Wunsch: Zeitnah "raus hier" und möglichst nicht "wiederwerden".

    In der Praxis sieht es heute im Buddhismus aber so aus, dass buddhistische Weisheit, Ethik, Meditationen etc., als ein Weg zu einem glücklicheren, erfüllteren Leben gesehen werden, auch, wenn das Endziel, Nirvana/Nibbana, erst mal in weiter Ferne bleiben sollte...

    Die einzelnen buddhist. Schulen unterscheiden sich darüber hinaus ziemlich in ihrer Beurteilung, was Nirvana/Nibbana nun ist und wie man es erreicht (Stufenweg mit Endziel Nibbana = Theravada, "Nirvana im Samsara" = Mahayana,...).

    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)

    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Igor07
    Reaktionen
    3.119
    Punkte
    31.429
    Beiträge
    5.623
    Mitglied seit
    7. Oktober 2012
    • 11. November 2023 um 23:33
    • #3
    Anna Panna-Sati:

    In der Praxis sieht es heute im Buddhismus aber so aus, dass buddhistische Weisheit, Ethik, Meditationen etc., als ein Weg zu einem glücklicheren, erfüllteren Leben gesehen werden, auch, wenn das Endziel, Nirvana/Nibbana, erst mal in weiter Ferne bleiben sollte...

    Liebe Anna Panna-Sati ,

    das Glück ist auch vergänglich, und alles im Leben unterliegt 3 Daseinsmerkmalen, wer daran zweifelt, sollte Arthur Schopenhauer lesen. Meine eigene Meinung. LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Anna Panna-Sati
    Reaktionen
    2.515
    Punkte
    10.760
    Beiträge
    1.620
    Mitglied seit
    27. August 2022
    • 12. November 2023 um 01:25
    • #4

    Hallo, lieber Igor07 ,

    Igor07:

    das Glück ist auch vergänglich, und alles im Leben unterliegt 3 Daseinsmerkmalen, wer daran zweifelt, sollte Arthur Schopenhauer lesen.

    Ja, natürlich ist Glück vergänglich, aber Leidvolles ebenfalls, alles ist im Fluss und das ständige Hin und Her/Auf und Ab wird von vielen auch als leidhaft erlebt.

    Die Lehre zu praktizieren, indem man sich mit den Sutten befasst, (günstigenfalls von einem guten Lehrer belehren lässt), ethisch lebt und meditiert, ist heilsam, gibt dem Leben Struktur, sogar Sinn und daraus mag auch eine Art des Glückes, der Freude entstehen. (Ayya Khema: "Nur ein freudiger Geist kann meditieren.")

    Die Praxis kann aber auch zur Qual werden, wenn man sich zu sehr "kasteit", in die Lehre verbeißt, wie ein Pitbull in den Autoreifen und zu wenig Selbstmitgefühl entwickelt. Ohne die 4 Brahmaviharas/Unermesslichen kann der Weg m.E. nicht zu innerem Frieden oder gar Befreiung führen...

    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)

    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • void
    Globale Moderation
    Reaktionen
    7.275
    Punkte
    59.940
    Beiträge
    10.417
    Mitglied seit
    6. August 2009
    Buddh. Richtung
    Zen
    • 12. November 2023 um 09:27
    • #5

    Der Begriff "lebensbejahend" fasst mehrere Sachen zusammen.

    • Wenn man sich jemand Lebensverneinenden vorstellt, dann stellt man sich jemand sehr unglücklichen vor, der pessimistisch auf die Welt blickt.
    • Umgekehrt stellt man sich jemand Lebensbejahenden als heiter, freundlich offen und optimistisch vor.

    Es sind also zwei Teile. Erstens wie sehr man mit der Welt wie die ist zurechtkommt und zweitens ob man für die Zukunft Positives oder Negatives erwartet.

    Dieser Begriff ist nicht leicht auf den Buddhismus anzuwenden. Wenig Gier und Hass zu haben bedeutet ja besser mit dem wie es ist zurecht zu kommen und zu allem möglichen "ja" sagen zu können. Also bejahen zu können.

    Andererseits wird dazu aufgerufen eben nicht "anzuhangen" und Erwartungen zu haben - d.h dem Entstehen und Vergehen mit Gleichmut gegenüber zu stehen.

    Der Begriff "lebensbejahend" scheint ein Bejahen zu meinen das gleichzeitig anhaftend ist.

  • Online
    mukti
    Reaktionen
    6.460
    Punkte
    70.825
    Beiträge
    12.803
    Blog-Artikel
    2
    Mitglied seit
    16. September 2010
    • 12. November 2023 um 10:20
    • #6

    Der Buddhismus bejaht das menschliche Leben, aber nicht weil es sinnliche Freuden bietet, sondern weil es die Möglichkeit bietet alles Leid/Dukkha zu beenden.

    Mit Metta, mukti.


  • Thorsten Hallscheidt
    Reaktionen
    4.151
    Punkte
    17.966
    Beiträge
    2.691
    Mitglied seit
    2. März 2019
    • 12. November 2023 um 11:11
    • #7

    Der Buddhismus ist ein Weg der Verfeinerung zu immer subtilerem, tieferem, dauerhafterem und erfüllenderem Glück. Zugleich macht er den Menschen durch tiefste Selbsterkenntnis und Selbstzucht mündig und frei. Der Buddhismus bejaht das menschliche Leben also, insofern er den Menschen zu seinem höchsten Potenzial hin erzieht. Erst in Relation zur Entfaltung dieser Potenziale wird das dumpfe, halb unbewusste und triebgesteuerte Vegetieren zu etwas, das Abscheu erzeugen muss und als Leid erscheint. Der Buddhismus ist also sehr optimistisch, da er dem Menschen eine Entwicklungsmöglichkeit zutraut, die weit über das hinausgeht, was man allgemein vermuten würde. Diesen Optimismus teile ich angesichts der multiplen Krisen, in der wir sehenden Auges hineinstolpern, nicht mehr so sehr.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • jianwang
    Reaktionen
    706
    Punkte
    10.636
    Beiträge
    1.967
    Mitglied seit
    5. Mai 2017
    • 12. November 2023 um 12:51
    • #8
    Rolf82:

    Also ist es gut, dass es etwas gibt (Welt/Universum) und nicht nichts?

    Oder wäre es eigentlich besser, wenn es einfach nichts gäbe? Ist die Welt an sich das Samsara? Der Buddha ist ja, denke ich, von einer zyklischen Welt ausgegangen, die schon immer da war und sich halt permanent verändert. Also so wie ein Kreis in dem das Wasser die ganze Zeit fließt.

    Ging es dem Buddha eigentlich darum, wie man ein glückliches Leben lebt oder einfach darum, wie man aus diesem Kreislauf herauskommt, der ja im Grunde leidvoll ist? Denn auch das Glück ist ja leidvoll, da es der Vergänglichkeit unterliegt.

    Dazu sagte er selbst : Ich lehre Nichts ausser das Leid und das Überwinden des Leides.

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.

    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Anna Panna-Sati
    Reaktionen
    2.515
    Punkte
    10.760
    Beiträge
    1.620
    Mitglied seit
    27. August 2022
    • 12. November 2023 um 13:38
    • #9

    Hallo, lieber Thorsten Hallscheidt ,

    Thorsten Hallscheidt:

    Der Buddhismus bejaht das menschliche Leben also, insofern er den Menschen zu seinem höchsten Potenzial hin erzieht. Erst in Relation zur Entfaltung dieser Potenziale wird das dumpfe, halb unbewusste und triebgesteuerte Vegetieren zu etwas, das Abscheu erzeugen muss und als Leid erscheint.

    Sehr interessant, deine Ausführungen, sie leuchten mir auch ein.... _()_

    In der Konsequenz bedeutet diese Sicht allerdings, dass nur ein winziger Teil des überbordenden Lebens dieses Planeten, wirklich wertgeschätzt wird, eben, weil er jenes Potenzial zum Höchsten "besitzt".

    Alle anderen Wesen fallen gewissermaßen durch.... :(

    Ergo könnte man folgern, dass der Buddhismus nur eine Art des Lebens wirklich bejaht, nämlich das "Asketenleben", welches dem achtfachen Pfad folgt....?!

    Thorsten Hallscheidt:

    Der Buddhismus ist also sehr optimistisch, da er dem Menschen eine Entwicklungsmöglichkeit zutraut, die weit über das hinausgeht, was man allgemein vermuten würde.

    Ja, ein bisschen Optimismus braucht es schon, damit sich überhaupt jemand motiviert fühlt und sich keine Mutlosigkeit/Resignation breitmacht...

    ("Optimismus lässt erst Dinge entstehen, die seine Richtigkeit im Nachhinein bestätigen." - Kalenderspruch ;) )

    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)

    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Online
    Helmut
    Reaktionen
    2.642
    Punkte
    16.122
    Beiträge
    2.653
    Mitglied seit
    7. Mai 2018
    • 12. November 2023 um 13:59
    • #10
    Thorsten Hallscheidt:

    Der Buddhismus ist also sehr optimistisch, da er dem Menschen eine Entwicklungsmöglichkeit zutraut, die weit über das hinausgeht, was man allgemein vermuten würde. Diesen Optimismus teile ich angesichts der multiplen Krisen, in der wir sehenden Auges hineinstolpern, nicht mehr so sehr.

    Diese multiplen Krisen sind ja das Resultat menschlichen Handelns, das durch die drei Geistesgifte motiviert wurde, und das überwiegende Handeln wird auch weiterhin noch von ihnen motiviert sein.

    Buddha Sakyamuni hat ja nun gelehrt wie man die Geistesgifte im eigenen Geist reduzieren und schließlich überwinden kann. Weil unser Geist leer von Eigenwesen ist, ist er eben veränderlich und deswegen haben Buddhas Lehren weiterhin Gültigkeit.

    Nur die Geistesgifte lösen nicht von selber auf. Sondern um sie zu überwinden, müssen wir die Lehren Buddhas anwenden. Es liegt also an uns, etwas in der Welt zu verändern indem wir unseren Geist umwandeln. Das dies kein leichtes Unterfangen ist, ist auch klar.

    Die deutsche Übersetzung eines Kommentars zum Bodhicaryavatara, den S.H. Dalai Lama in den 90ziger Jahren in Frankreich gab, trägt den Titel: Der Friede beginnt in dir - Wie innere Haltung nach außen wirkt. Das trifft meines Erachtens den entscheidenden Punkt.

    Gruß Helmut

    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Kaiman
    Reaktionen
    186
    Punkte
    3.221
    Beiträge
    489
    Mitglied seit
    14. Februar 2015
    • 12. November 2023 um 15:06
    • #11

    kommt auf den Grad der Bejahung an. Es kann soweit gehen, das man das Leben soweit bejaht, das man andere Leben verneint. Wie es der Fall bei Sklaverei ist.

  • Online
    Helmut
    Reaktionen
    2.642
    Punkte
    16.122
    Beiträge
    2.653
    Mitglied seit
    7. Mai 2018
    • 12. November 2023 um 15:54
    • #12
    Kaiman:

    kommt auf den Grad der Bejahung an. Es kann soweit gehen, das man das Leben soweit bejaht, das man andere Leben verneint. Wie es der Fall bei Sklaverei ist.

    Das ist ja nicht die Position, die im Dharma vertreten wird. Im Dharma geht es ja darum, genau diese weitverbreitete weltliche Ansicht zu überwinden.

    Deshalb üben wir ja den unermesslichen Gleichmut, der ja im wesentlichen darin besteht, alle Menschen als gleichwertig aufzufassen.

    Alle Menschen als gleichwertig aufzufassen bedeutet aber auch nicht, alle unheilsamen Handlungen der Menschen zu rechtfertigen. Diese Taten und die ihnen zugrunde liegenden Geistesgifte sind zu verurteilen, aber nicht die Person, die unter Macht von den drei Geistesgiften steht.

    Gruß Helmut

    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Dharma Floss
    Reaktionen
    84
    Punkte
    424
    Beiträge
    68
    Mitglied seit
    19. Februar 2022
    • 12. November 2023 um 18:00
    • #13
    Rolf82:

    Also ist es gut, dass es etwas gibt (Welt/Universum) und nicht nichts?

    Oder wäre es eigentlich besser, wenn es einfach nichts gäbe?

    ich glaube dass es gut ist, dass die Dinge oft anders sind als wir glauben.

    Das Leben kann einen überraschen.

  • Railex
    Reaktionen
    378
    Punkte
    2.333
    Beiträge
    381
    Mitglied seit
    21. März 2021
    • 13. November 2023 um 02:19
    • #14

    Möglich wäre auch die Interpretation, dass der Buddha speziell das "achtsame Leben im vergänglichen Augenblick" bejaht hat, frei vom Wahn der Beständigkeit.

    (Vergangenheit und Zukunft liegen zudem außerhalb unseres Zugriffs auf den Dharma.)

    Also, Ja, zum Leben in der Vergänglichkeit deren Teil wir sind; Nein zum leidvollen Ergreifen dessen.

    Ob es besser wäre, wenn es nichts gäbe Rolf82 ist m.E. eine unmögliche Frage, in dem Sinn, weil wir als Teil des Seienden,die wir nichts anderes kennen als Sein, dies nicht objektiv beurteilen können.

    Und außerdem,wenn das Universum nicht existieren würde, dann gäbe es ja auch kein Sein, das sich an den Vorzügen des Nichts erfreuen und dies beurteilen könnte.

    Deswegen ist diese Frage besonders Praxisfern und ich würde sie erstmal nach hinten schieben ;)

  • Railex
    Reaktionen
    378
    Punkte
    2.333
    Beiträge
    381
    Mitglied seit
    21. März 2021
    • 13. November 2023 um 11:14
    • #15
    void:

    Der Begriff "lebensbejahend" fasst mehrere Sachen zusammen.

    • Wenn man sich jemand Lebensverneinenden vorstellt, dann stellt man sich jemand sehr unglücklichen vor, der pessimistisch auf die Welt blickt.
    • Umgekehrt stellt man sich jemand Lebensbejahenden als heiter, freundlich offen und optimistisch vor.

    Es sind also zwei Teile. Erstens wie sehr man mit der Welt wie die ist zurechtkommt und zweitens ob man für die Zukunft Positives oder Negatives erwartet.

    Dieser Begriff ist nicht leicht auf den Buddhismus anzuwenden. Wenig Gier und Hass zu haben bedeutet ja besser mit dem wie es ist zurecht zu kommen und zu allem möglichen "ja" sagen zu können. Also bejahen zu können.

    Interessante Herleitung void , kannst du mir vielleicht bitte noch erklären, wieso jemand, der weniger Gier und Hass empfindet, also besser mit dem wie es ist zurechtkommt , deswegen zu allem möglichen "Ja" sagen kann?

    Deshalb weil das vernichtende und verzehrende "Nein" des Hasses und der Gier wegfällt und sich somit mehr Raum für "Ja" eröffnet? :?

    void:

    Der Begriff "lebensbejahend" scheint ein Bejahen zu meinen das gleichzeitig anhaftend ist.

    Ja, scheint so, aber wenn durch buddhistische Praxis weniger Gier, Hass und Anhaftung empfunden wird, und somit mehr Raum für "Ja" entsteht, dann wäre dieses bejahen nicht gleich mehr anhaftend, oder? :?

  • pano
    Reaktionen
    1.609
    Punkte
    7.799
    Beiträge
    1.182
    Blog-Artikel
    1
    Mitglied seit
    4. Dezember 2022
    • 13. November 2023 um 11:37
    • #16

    Es ist ja aber schon so dass dem Buddhismus von außen gerne mal Nihilismus vorgeworfen wird.

    In der binnensicht finde ich dann aber schon diesen Vorwurf klar entkräftet, denn extremer asketismus wird mit Verweis auf den mittleren Weg vom Buddha in den suttas abgelehnt und auch im Mahayana ändert sich diese Sicht eigentlich nicht.

    Für mich ist aber auch klar dass der Buddhismus nicht unbedingt die Religion des rheinischen Karnevals ist.

  • void
    Globale Moderation
    Reaktionen
    7.275
    Punkte
    59.940
    Beiträge
    10.417
    Mitglied seit
    6. August 2009
    Buddh. Richtung
    Zen
    • 13. November 2023 um 12:48
    • #17

    Gerade im Thervada Buddhismus war ja immer eine Grundstimmung der Entsagung prägend, bei der man auf die Dinge schaut und sie gemäß den drei Daseinsmerkmale als bedingt, nicht-ich und leidhaft durchschaut.

    Aber das leidhaft kommt ja rein aus unserem verblendeten - von Gier und Hass getrübten - Blick. Wenn Befreiter auf die Welt schaut, kündet ihm alles von Befreiung. Im Mahayana spricht man von Buddhanatur aber auch Thervada Denker wie Ajahn Chah kommen zu Gedanken, die nicht so weit weg sind:

    Ajahn Chah:

    Der Buddha verstand diese ungewisse Natur der Dinge. Er betrachtete das Phänomen der Früchte im Wind und verglich sie mit den Mönchen und Novizen, die seine Schüler waren. Er erkannte, dass auch diese im wesentlichen von der gleichen Natur waren - nämlich unbeständig. Wie könnte es auch anders sein? Dies trifft auf alle Dinge zu.

    Daher ist es für jemanden, der sich in Achtsamkeit übt, nicht besonders erforderlich, jemanden zu haben, der ihn ständig auf etwas hinweist, was er selbst beobachten und verstehen kann. Ein Beispiel dafür war der Buddha, der in einem früheren Leben der König Chanokomun war. Er kam allein durch die Beobachtung eines Mangobaums zur Einsicht.

    Eines Tages, als er mit seinem Gefolge einen Park besuchte, sah er von seinem Elefanten aus einige Mangobäume, die schwer mit reifen Früchten behangen waren. Da er nicht anhalten konnte, nahm er sich vor, später zurückzukehren, um einige Früchte zu pflücken. Jedoch ahnte er nicht, dass seine ihm folgenden Begleiter sie inzwischen voller Gier an sich rafften, indem sie Stöcke benutzten, um sie herunter zu schlagen. Dabei wurden die Äste zerbrochen und das Laub überall verstreut.

    Als der König am Abend in diesen Park zurückkehrte und sich auf den köstlichen Genuss der Mangos freute, musste er entdecken, dass alle Früchte verschwunden waren - völlig abgeräumt. Und nicht nur das, sondern auch die Zweige und Blätter waren überall abgebrochen und lagen verstreut umher.

    Der König, sehr enttäuscht und betroffen, bemerkte ferner auch einen Mangobaum in der Nähe, der noch alle Zweige und Blätter besaß. Darüber wunderte er sich sehr. Daraufhin erkannte er, dass dieser Baum keine Früchte trug. Wenn ein Baum keine Früchte trägt, dann wird sich niemand darum kümmern, und somit bleiben Zweige und Blätter unbeschädigt. Diese Erfahrung hielt ihn auf dem Rückweg zum Palast in Gedanken versunken: "Es ist unangenehm, mühsam und schwierig, ein König zu sein. Es bedeutet ständige Sorge um all meine Untertanen. Was würde geschehen, wenn jemand versuchen würde, Teile meines Königreiches anzugreifen, zu plündern oder zu besetzen?" Er konnte bei solchen Gedanken keine Ruhe finden; sogar sein Schlaf wurde durch quälende Träume gestört.

    In Gedanken sah er noch einmal den Mangobaum vor sich - ohne Früchte und mit unbeschädigten Zweigen und Blättern. "Wenn wir es schaffen könnten, dem Mangobaum ähnlich zu sein", dachte er, "dann würden auch unsere 'Zweige' und 'Blätter' nicht beschädigt."

    Darüber dachte er in seinem Zimmer in aller Tiefe nach. Er verglich sich selbst mit diesem Mangobaum und schloss daraus, dass man, wenn man sich nicht in weltliche Dinge verstrickt, echte Unabhängigkeit erlangt, befreit von Sorgen und Problemen. Der Geist wäre dann unbeschwert. Diese Art der Betrachtung führte ihn schließlich dazu, Mönch zu werden.

    Wohin auch immer er sich von diesem Zeitpunkt an begab, wenn man ihn fragte, wer sein Lehrer sei, antwortete er: "Ein Mangobaum". Er benötigte nicht viel zusätzliche Belehrung. Ein Mangobaum war die Ursache seines Erwachens zum opanayika-dhamma, zur Lehre, die nach innen führt

    Alles anzeigen

    Hier ist es so, dass man von der Idee des "Mangobaums als Verblendung zu der Idee des "Mangobaums als Lehrer" - als etwas was zur Überwindung der Verblendung führt - übergeht.

    Ajahn Chah:

    Wenn wir mit Gewahrsein und Verständnis ausgestattet sind und mit Achtsamkeit und Weisheit studieren, dann werden wir Dhamma als Realität erkennen. Wir sehen dann, wie Menschen ständig geboren werden, sich verändern und schließlich vergehen. Wir sind alle dem Kreislauf von Geburt und Tod ausgesetzt; und weil dem so ist, sind alle Wesen im Universum 'eins' darin. Indem man eine Person klar und deutlich erkennt, erkennt man gleichzeitig alle Wesen dieser Welt.

    Auf diese Art und Weise ist alles Dhamma, nicht nur die Dinge, die wir mit unserem physischen Auge sehen, sondern auch die Dinge in unserem Geist.

    ...

    Sei es ein Baum, ein Berg oder ein Tier, es ist alles Dhamma. Wo befindet sich Dhamma? Einfach ausgedrückt: Es gibt nichts, was nicht Dhamma wäre. Dhamma ist Natur schlechthin. Dies bezeichnet man als sacca-dhamma, wahrer Dhamma. Sieht man die Natur, so sieht man Dhamma; sieht man Dhamma, so sieht man die Natur. Die Natur sehend, erkennt man Dhamma.

    Von daher kann man in der Natur als Ausdruck von Dhamma schätzten.

  • void
    Globale Moderation
    Reaktionen
    7.275
    Punkte
    59.940
    Beiträge
    10.417
    Mitglied seit
    6. August 2009
    Buddh. Richtung
    Zen
    • 13. November 2023 um 13:03
    • #18
    Railex:

    Interessante Herleitung void , kannst du mir vielleicht bitte noch erklären, wieso jemand, der weniger Gier und Hass empfindet, also besser mit dem wie es ist zurechtkommt , deswegen zu allem möglichen "Ja" sagen kann?

    Gier bedeutet "etwas was nicht da ist, soll da sein." Hass bedeutet "Etwas das da ist soll nicht da sein". Und von daher geht die Abwesenheit von Gier und Hass damit einher dass, man die Situation wie sie ist "ohne Murren und Knurren" annehmen kann .

    Der Begriff der Bajahung umfasst sowohl so ein Annehmen aber bezeichnet häufig aber eben auch etwas Anhaftenes -also dass man etwas schätzt. Wegen dieser Doppelfeutigkeit ist er nicht gut geeignet.

  • Helgo
    Reaktionen
    294
    Punkte
    1.344
    Beiträge
    208
    Mitglied seit
    7. Februar 2023
    Buddh. Richtung
    Thich nhat hanh , "freelance" , non-refuge (yet)
    • 13. November 2023 um 19:22
    • #19

    Zwei Aspekte der "Lebens-Bejahung" sind m.Mn. nach auch immer die der Körperpflege und der Gesundheitspflege. Zu beidem hat der Buddha ein eindeutiges positives Verhältnis: nicht nur persönlich gezeigt, sondern auch gelehrt (Wolfgang Schumann schreibt von "elemenarer Hygiene- Erziehung" oder so ---- was unter Asketen derzeit nicht unbedingt üblich war...). Und nicht nur für seine Bhikkhus; er gab seinem freundschaftlichen Laien-Anhänger König Pasenadi durchaus Ratschläge, wie er sein Leben verlängern konnte, zum Beispiel wenn er anfinge, besonnener zu essen (--> Palikanon, Quelle nicht bei der Hand).

Ausgabe №. 133: „Rausch"

  1. Impressum
  2. Datenschutzerklärung
  3. Nutzungsbedingungen
Community-Software: WoltLab Suite™ 6.1.14
Buddhaland Forum in der WSC-Connect App bei Google Play
Buddhaland Forum in der WSC-Connect App im App Store
Download