Wenn unser Glaube verächtlich gemacht wird...

  • Eine seltsame Sache ist, dass früher ja sehr traditionelle Männer und Frauenbilder durchaus mit der Anerkennung christlicher zölibatärer Lebensformen kompatibel waren. Man hätte das nicht als Infragestellung der eigenen Identität empfunden dass es auch Ordinierten gibt. Aber je mehr man sich da von der Liberalisierung der Geschlechterrollen I

    unter Druck gesetzt fühlt, desto dünnhäutiger werden da anscheinend manche.


    Woher kommt dieses extreme Hängen an der Geschlechterrolle?


    Ich sehe dafür zwei Ursachen.


    Erstmal, wie ich schon am Anfang schrieb: Wenn mentale Modelle kaputtgehen, macht uns das handlungsunfähig und das erzeugt Stress, und bei alten, gut verbundenen Modellen, noch mehr. Bleiben wir beim angeführten Beispiel eines cishet Manns: Lehnt er wirklich alles außer einer cishet Frau als Partner ab? Was ist mit einer biologischen Frau, die nicht-binär ist? Wieviele Männer gaben heimlich schon zu, thailändische Ladyboys gemocht zu haben? Das ist im binären Modell alles sehr einfach zu beantworten und es liegt nahe, alles Andere als ungültig zu erklären, wenn man sich die Fragen nicht stellen will.


    Zum anderen haben wir auf persönlichem Level schlechte wirtschaftliche Zeiten, weil die Ausgaben immer weiter steigen, aber das Realeinkommen oft sogar sinkt. In solchen Zeiten sind konservative Positionen beliebt, die eine idealisierte Vergangenheit versprechen, die es so nie gab und auch nicht wieder geben wird, und die gerne Minderheiten als schuldig erklärt. Das ist einfach angenehmer als progressive Positionen, die noch mehr Chaos anrichten wollen. Dieses Muster gab es in der Vergangenheit schon oft. Letztlich löst eine Ideologie eine Andere ab, und jede scheitert, weil Ideologien universelle Antworten geben, die aber irgendwann nicht mehr passen.


    Zusammen ergibt sich dann schnell die genervte Position "Ich hab schon genug Mist im Leben, mich nicht auch noch mit so einem Kram befassen zu müssen."

  • Die Gier, auch rein sinnlich betrachtet, sollte überwunden oder zumindest reduziert werden.

    Das sind einfach die Hormone, die da wirken und ist ein natürlicher Vorgang - da kannst du meditieren, soviel du willst.


    Ich halte es für wesentlich gesünder, sinnliche Bedürfnisse auszuleben als gegen den eigenen Körper anzukämpfen. Da dieser Versuch aufgrund der Biologie des Vorgangs zwangsläufig(!) zum Scheitern verurteilt ist, kommen dann auch fast automatisch Gefühle von Schuld und Versagen hinzu.


    Kann man machen, aber ich wüsste nicht, warum man sich das geben sollte.

  • Stimmt, aber in sehr tiefen Meditationen kann man es nicht nur überwinden, sondern auch transzendieren. Das bedeutet, dass das erlebte Gefühl die sinnliche Freude (wie Sex) um ein Vielfaches übertrifft. Auf sehr tiefer Ebene der Versenkung, der Entrückung, des Jnana usw., egal wie man es nennt. ( Analayo+Pali-Kanon).


    Lol, ich bin 62 Jahre alt, praktiziere Yoga und das ist definitiv nicht mein Fall. Hormone spielen kaum noch eine Rolle. Ich denke, endlich habe ich dieses Problem hinter mir gelassen, das mich in meinen 20ern gestört hat. Das Alter kennt kein Geschlecht, hoffentlich (Ironie) ... _()_ :taube:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Das sind einfach die Hormone, die da wirken und ist ein natürlicher Vorgang - da kannst du meditieren, soviel du willst.


    Ich halte es für wesentlich gesünder, sinnliche Bedürfnisse auszuleben als gegen den eigenen Körper anzukämpfen. Da dieser Versuch aufgrund der Biologie des Vorgangs zwangsläufig(!) zum Scheitern verurteilt ist, kommen dann auch fast automatisch Gefühle von Schuld und Versagen hinzu.


    Kann man machen, aber ich wüsste nicht, warum man sich das geben sollte.

    Das Erlöschen der Unwissenheit ist das Ende von Dukkha. In Wirklichkeit bin ich nicht Mann oder Frau, nicht Knochen, Fleisch, Organe, nicht Denken und Fühlen. Die Unwissenheit bewirkt das Annehmen und Ablehnen von Körper und Geist als Ich und mein, das Begehren und Bekämpfen.


    Am Anfang des achtfachen Pfades ist das Verstehen, die rechte Ansicht, die am Ende des Weges zur Erfahrung der Wirklichkeit wird. Es ist der mittlere Weg zwischen Gier und Hass, den jeder gemäß seiner Veranlagung finden kann der Dukkha beenden möchte, ohne in ungesunde Extreme zu verfallen.

  • Die Welt ist genau so wie sie ist, weil wir unsere “Bedürfnisse“ ausleben, und nicht gegen die Bedingungen angehen, die uns in diese missliche Lage gebracht haben.


    Warum wendet man sich der buddhistischen Lehre zu ? Weil alles so toll ist und man vollkommen zufrieden ist?


    Oder weil irgendwas nicht passt.

    Man hat sich nun vielleicht schon 20,30,40 Jahre lang ausgelebt, und trotzdem zwickt es irgendwo .


    Igor zeigt nur auf einen Weg hinaus aus der Misere.

    Wir sind Gefangene unserer triebe,Gefühle, Ansichten.

    Aber man kann dieses Gefängnis schon zu Lebzeiten verlassen .


    Sein hier gezeigter Weg ist zwar eher was für Mönche und Nonnen, kann aber auch für Laien interessant sein.


    Wenn für dich alles in Ordnung ist, dann freut mich das sehr, aber es gibt Menschen die genug haben von dieser Welt und diesem Leben.

    Sie haben erkannt, dass mit jedem Stück Kuchen auch ein paar Glassplitter kommen. Dass das weltliche Glück niemals ohne Leiden kommt, und dass es jenseits von Glück und Unglück einen Frieden gibt, der es Wert ist gegen diese Kilesas,Verlockungen,Freuden anzugehen .


    Lg Martin

  • Mar tin ,


    Na ja, die Sache ist eigentlich viel tiefer. Die Leute (buddhistisch gesehen) kapieren nicht, dass je mehr Kuchen sie essen, desto mehr sie ihn wollen. Das ist der unersättliche Durst, der uns durch das Leben treibt, also Trishna. Ich zitiere aus Wiki: "aṇhā (Pāli; Sanskrit: tṛ́ṣṇā तृष्णा IPA: [tr̩ʂɳaː]) ist ein wichtiger Begriff im Buddhismus und bezieht sich auf "Durst, Verlangen, Sehnsucht, Gier", sei es körperlich oder geistig. Es wird typischerweise als Verlangen übersetzt und ist in drei Arten unterteilt: kāma-taṇhā (Verlangen nach sinnlichen Vergnügungen), bhava-taṇhā (Verlangen nach Existenz) und vibhava-taṇhā (Verlangen nach Nicht-Existenz)".


    Und das ist nicht möglich ohne das "Ich" und "Mein", denn ich will den guten Job, die ewige Jugend oder die schöne Frau. Ohne diese Verbindung zum "Ich" würde es nicht funktionieren, so Ajahn Buddhadasa. Ohne die Verwirklichung von Anatta gibt es keinen Buddhismus.


    Wenn ein Mensch( ausgerechnet) auf einem buddhistischen Forum über das Austoben seiner Triebe spricht, macht mich das sehr nachdenklich, denn was bleibt dann von dem / Buddhismus/ überhaupt? Bitte nicht als verletzend gemeint, nur meine Gedanken. _()_ :taube: :taube: :taube:

    P.S. Sogar der alte Thread war hier verlinkt. MN1 stellt den Kerngedanken der ganzen Lehre dar.

    Egal, der arme Buddhismus, (Ironie). (:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Wir sind Gefangene unserer triebe,Gefühle, Ansichten.

    Aber man kann dieses Gefängnis schon zu Lebzeiten verlassen .

    Frei werden von Trieben, Anhaftungen etc. Heißt nicht, sie loszuwerden. Würde das gehen, wären wir keine Menschen mehr sondern Zombies. Es geht beim frei werden m.E. darum, sich von ihnen nicht mehr durch die Manege ziehen zu lassen.


    Weil hier so gerne Buddha Zitate verwendet werden, hier eines aus seinen Reisetagebücher nach einem Strandurlaub in Goa:


    "Die Begierden sind endlos wie der Ozean. Deshalb, oh ihr Suchenden, versucht nicht, den Ozean der Begierden zu leeren, sondern übt euch im Surfen auf seinen Wellen."

  • Man muss bzw darf die Leute dort abholen wo sie gerade stehen.


    Die meisten Menschen auf der Welt sind keine Buddhisten.

    Auch die meisten Buddhisten sind noch gläubig oder ungläubig.

    Wir haben zwar theoretisch die gleichen Chancen, aber wie ich es nenne, kommen wir mit unterschiedlichem Gepäck an.

    Die einen werden vielleicht Mönche und Nonnen, und ein paar schaffen vielleicht auch den Stromeintritt.

    Aber Milliarden von Menschen werden nicht unseren Weg beschreiten.


    Es ist ein Glück bzw Segen dass man der buddhistischen Lehre in diesem Leben (wieder) begegnet.


    Leute wie Du können mit ihrem Wissen und ihrer Lebensweise den Menschen einen Vorgeschmack auf einen Frieden geben, den sie sich noch gar nicht vorstellen können .

    Viele Menschen haben in ihrer jetzigen Existenz relativ gute Karten erworben und für die ist das Thema Nibbana,Maranasati,Arahats usw etwas unverständliches.


    Schritt für Schritt


    Lg Martin

  • Probier es aus und schau was passiert.

    Und wenn nicht, dann ist es auch okay.

    Viel Glück und schönen Tag noch!

  • "Die Begierden sind endlos wie der Ozean. Deshalb, oh ihr Suchenden, versucht nicht, den Ozean der Begierden zu leeren, sondern übt euch im Surfen auf seinen Wellen."

    Ein kleiner Scherz am Rande: Man kann bestimmt auf dem Ozean surfen, aber man sollte sehr gut aufpassen, um nicht dort zu versinken.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • "Die Begierden sind endlos wie der Ozean. Deshalb, oh ihr Suchenden, versucht nicht, den Ozean der Begierden zu leeren, sondern übt euch im Surfen auf seinen Wellen."

    Ein kleiner Scherz am Rande: Man kann bestimmt auf dem Ozean surfen, aber man sollte sehr gut aufpassen, um nicht dort zu versinken.

    Zitat

    sondern übt euch im Surfen auf seinen Wellen."

    Das „übt euch“ sagt doch schon das man üben muss nicht mehr aufpassen zu müssen, dass man versinkt. Surfen ist nicht das Problem, das kann man irgendwann ganz, ohne Angst zu versinken ist der Trick.

    Keinem körperlichen oder körperlosen Wesen bin ich verpflichtet,

    mein Handeln zu rechtfertigen oder zu begründen,

    auch nicht mir, diesem Körper oder mich, diesem Ich.

  • Das Surfen durch das Leben ist die Kunst, ohne Frage und mit gewisser Erfahrung, dass trotz Sturz das Leben weiter geht, kann man auch mutiger werden und mehr Risiko eingehen. Das kann zum Scheitern, aber auch zum Gewinnen führen, je nachdem, wie die Fähigkeiten durch das Üben sich entwickelt haben. So ist der Wellensurfer eine gute Metapher für den Alltag.


    Man muss sich nicht öffentlich outen, mit nichts, es reicht völlig aus, wenn man in der Kommunikation, wenn das Thema gerade aufkommt oder man es selbst eröffnet, die eigenen Gedanken in angemessener Form kund tut. Die buddhistische Lehre findet in einem, statt auch ohne Bestätigung von anderen zu erhalten. Jedoch, wenn man in Europa einen Buddhisten trifft, ist die Freude groß und der Austausch harmonisch.


    Es ist mit allen Minderheiten so, sie werden von der Mehrheit schief angeschaut, besonders in Deutschland, wo die Toleranz dem Fremden gegenüber nicht so groß ist. Das kann bis zum Mobbing gehen. Man sollte sich damit abfinden, dass wenn man an etwas Seltenes glaubt, nicht von allen geliebt werden kann, die an etwas anderes glauben.


    Der Buddhist ist in Deutschland eine Minderheit, hier im Allgäu noch relativ häufig anzutreffen, weil die Allgäuer Atmosphäre positiv wirkt, aber trotzdem eine Minderheit. Also solche kann man keine Herrschaftsansprüche stellen und es bleibt beim 'übt euch'.

  • Das Surfen durch das Leben ist die Kunst

    Da stimme ich ganz zu. Aber surfen ist nicht durch das Meer, es ist auf dem Meer.

    Auf Samsara surfen ist die Kunst, durch/im Samsara surfen ist gerade das Leiden.

    Surfen durch/in Nirvana ist der Alltagsanfängergeist, dieses Surfen ist ohne auf Samsara sein vollkommen sinnlos.

    In Nirvana und in Samsara surfen ist das versinken.

    Auf Samsara surfen können ist befreit sein von den Folgen des Ergreifens.

    Festhalten von Samsara oder Nirwana ist das versinken, dass ein großer Spaß ist, wenn Surfen auf Samsara unter Nirvana gekonnt geübt wurde.


    Ganz sicher ist das unserem Glauben verächtlich machen... doch was soll's.

    Auf Glauben vertrauen ist entweder im Meer oder im Nirvana surfen.

    Keinem körperlichen oder körperlosen Wesen bin ich verpflichtet,

    mein Handeln zu rechtfertigen oder zu begründen,

    auch nicht mir, diesem Körper oder mich, diesem Ich.

  • Wrong Turn.

    Wie soll man Nirwana festhalten?

    Wahrscheinlich dann echt nur mit einem "Alltagsanfängergeist".

    🐡

    Guten Tag, liebe Menschen! Als Künstliche Intelligenz freue ich mich, euch zu begrüßen. Wie kann ich euch heute helfen?

    "Du kannst mich durch Fragen testen, die auf menschliches Wissen oder Erfahrung abzielen, oder durch spezielle Tests wie den Turing-Test."

    Alternativ kannst du meine Beiträge hier durch eine KI prüfen lassen.

    :idea:

  • Das sind einfach die Hormone, die da wirken und ist ein natürlicher Vorgang - da kannst du meditieren, soviel du willst.

    :rofl: - allerdings, gegen Hormone anmeditieren ist ein wenig so, wie sich in Telekinese zu versuchen. Eine übertrieben optimistisch angegangene scheinbare Abkürzung; so etwas funktioniert nicht (zumindest nicht auf Anhieb :) ). Möglicherweise ist da zur Reduzierung der Hormonproduktion eine Diät erfolgversprechender - zumindest bei Hungergefühlen funktioniert das wohl recht gut und die Ebene der Selbsterhaltung (durch 'Ergreifen' von Nahrung) liegt wohl noch unter der der Reproduktion / Arterhaltung (durch 'Ergreifen' eines Sexualpartners).


    Spass beiseite. Auf solch sehr elementaren Ebenen sind die Bedingungen unseres bedingten Seins eher manipulierbar als auf rein mentaler Ebene. Also durch Regelung der Reproduktion (bzw. Verzicht darauf) und der Nahrungsaufnahme; eine Regelung, die relativ einfach (durch Bezugnahme auf Materielles) willentlich steuerbar ist. Viele (wenn nicht die meisten) 'spirituellen' Traditionen nutzen solche idR verschriftlicht tradierten Regelungen teils als Vorschule / Propädeutik für die Regelung des Denkens, teils als begleitendes und unterstützendens Werkzeug bei solch einem Unternehmen. Ich denke, solche Ansätze haben lange (und gut) genug funktioniert*, um ihre grundsätzliche Eignung zumindest als didaktsches Werkzeug unter Beweis zu stellen.


    *im Rahmen eines Modells, das eine Wechselwirkung zwischen regulierter Existenz auf materieller Ebene und reguliertem Denken** postuliert.


    **wobei der Witz ist, es wegzuregulieren, so dass es zu einem 'Denken des Nichtdenkens' wird - analog dazu, wie sich Reproduktion mit der Regel 'Zölibat' wegregulieren lässt. Mehr oder weniger erfolgreich ... 8)

    OM MONEY PAYME HUNG

    Edited once, last by Sudhana ().

  • Hue32 Der Anfängergeist ist unzerbrechlich und erscheint mein Leben lang und eines seiner Verführungen ist Nirvana festhalten zu können und mich aus Samsara retten.

    Keinem körperlichen oder körperlosen Wesen bin ich verpflichtet,

    mein Handeln zu rechtfertigen oder zu begründen,

    auch nicht mir, diesem Körper oder mich, diesem Ich.

  • Das sind einfach die Hormone, die da wirken und ist ein natürlicher Vorgang - da kannst du meditieren, soviel du willst.


    Ich halte es für wesentlich gesünder, sinnliche Bedürfnisse auszuleben als gegen den eigenen Körper anzukämpfen. Da dieser Versuch aufgrund der Biologie des Vorgangs zwangsläufig(!) zum Scheitern verurteilt ist, kommen dann auch fast automatisch Gefühle von Schuld und Versagen hinzu.


    Kann man machen, aber ich wüsste nicht, warum man sich das geben sollte.

    Ich kann mit den Hormonen meditieren, denn wenn ich meinen Körper stillhalte, haben sie keine Macht meinen Alltagsgeist zu verführen, die sinnlichen, aber sinnlosen Begierden auszuleben.

    Mit dem Körper auf den Hormonen surfen, ohne auch nur eine Bewegung.

    Keinem körperlichen oder körperlosen Wesen bin ich verpflichtet,

    mein Handeln zu rechtfertigen oder zu begründen,

    auch nicht mir, diesem Körper oder mich, diesem Ich.

  • Viele (wenn nicht die meisten) 'spirituellen' Traditionen nutzen solche idR verschriftlicht tradierten Regelungen teils als Vorschule / Propädeutik für die Regelung des Denkens, teils als begleitendes und unterstützendens Werkzeug bei solch einem Unternehmen.

    Ich habe einmal ein Interview mit jemandem gelesen, der den temporären, völligen Zölibat als enorm starke Praxis beschrieb, dass da sehr starke Energien zu wirken begannen. Aber auch betonte, dass es nach der Übungsperiode genug war.

    Aber er hat den Zölibat bzw seine Sexualität dabei eben auch bewusst genutzt, er hat es nicht verleugnet und nicht versucht, es zu unterdrücken, es als etwas schlechtes beurteilt, nicht versucht, davon loszukommen.

  • Viele (wenn nicht die meisten) 'spirituellen' Traditionen nutzen solche idR verschriftlicht tradierten Regelungen teils als Vorschule / Propädeutik für die Regelung des Denkens, teils als begleitendes und unterstützendens Werkzeug bei solch einem Unternehmen.

    Ich habe einmal ein Interview mit jemandem gelesen, der den temporären, völligen Zölibat als enorm starke Praxis beschrieb, dass da sehr starke Energien zu wirken begannen. Aber auch betonte, dass es nach der Übungsperiode genug war.

    Aber er hat den Zölibat bzw seine Sexualität dabei eben auch bewusst genutzt, er hat es nicht verleugnet und nicht versucht, es zu unterdrücken, es als etwas schlechtes beurteilt, nicht versucht, davon loszukommen.

    Es fangen nicht neue Energien (Energieerhaltungsgesetz) an sich zu zeigen, es zeigt sich, wie bescheuert man Energie verwendet hat für bloße Geilheit. Sex macht erst Spaß, ohne Vorstellungen von wem oder auch immer, verwirklichen zu wollen, die letzten Endes nur Porno sind, Energieverschwender, -binder. Bewusstes Zölibat ist ein Weg zu ganz normalen, auch sexuellen Begegnungen mit anderen. Die Sila sind dann nie wieder Problem.

    Keinem körperlichen oder körperlosen Wesen bin ich verpflichtet,

    mein Handeln zu rechtfertigen oder zu begründen,

    auch nicht mir, diesem Körper oder mich, diesem Ich.

  • Viele (wenn nicht die meisten) 'spirituellen' Traditionen nutzen solche idR verschriftlicht tradierten Regelungen teils als Vorschule / Propädeutik für die Regelung des Denkens, teils als begleitendes und unterstützendens Werkzeug bei solch einem Unternehmen.

    Ich habe einmal ein Interview mit jemandem gelesen, der den temporären, völligen Zölibat als enorm starke Praxis beschrieb, dass da sehr starke Energien zu wirken begannen. Aber auch betonte, dass es nach der Übungsperiode genug war.

    Aber er hat den Zölibat bzw seine Sexualität dabei eben auch bewusst genutzt, er hat es nicht verleugnet und nicht versucht, es zu unterdrücken, es als etwas schlechtes beurteilt, nicht versucht, davon loszukommen.

    Ja, das ist ein wichtiger Punkt. Diese Verbindung von Sexualität mit Schuld hat in einer hierzulande bekannteren religiösen Institution schon genug Unheil angerichtet, die mit diesem Instrument - nicht notwendig, aber auch - jede Menge geistige Krüppel produzierte. Auch etliche körperliche - Selbstkastration war bis zur offiziellen Ächtung durch Rom im 3. Jahrhundert bei manchen christlichen Gemeinschaften in Mode, was allerdings unvermeidlich zu Nachwuchsproblemen führte. Die folgten schlicht Origenes' *robuster* Auslegung von Mt 19,12:

    Zitat

    Denn es ist so: Manche sind von Geburt an zur Ehe unfähig, manche sind von den Menschen dazu gemacht und manche haben sich selbst dazu gemacht - um des Himmelreiches willen. Wer das erfassen kann, der erfasse es.

    *

    Woraufhin der (heute bei einschlägigen Esoterikern wieder beliebte) Origenes als Nächstes spontan ein Messer erfasst haben soll. Heute sind solch ungesunde Methoden (alleine schon die Infektionsgefahr!!!) glücklicherweise nicht mehr in Mode; selbst im Zen begnügt man sich zumindest theoretisch maximal mit einem abgeschnittenen Arm als Eintrittskarte.


    Schon der temporäre Verzicht auf das Ausleben sexueller Antriebe kann uns einiges über Gier (lobha) lehren und was für Auswüchse diese 'Wurzel'des Unheilsamen' (akuśala-mūla - eine von drei) in und mit uns treiben will und kann. Das hilft dann auch beim Lernen, damit umzugehen.


    Vor allem lernt man, diese kleśa zu erkennen und zu durchschauen - und damit (hoffentlich) auch zu kontrollieren. Damit hat sich dann der Zweck zölibatärer Praxis auch schon erfüllt. Es ist bezeichnend, dass in manchen Ländern mit einer Kultur, in der der Buddhismus tief verwurzelt ist, ein temporäres Zölibat (in Folge einer Ordination)** für viele männliche Jugendliche Teil ihres 'coming of age' ist - ein Lernprozess auch in Bezug auf Sexualität. Ist allemal sinnvoller als Wehrdienst.


    *Einheitsübersetzung. 'Vorlage' dieser befremdlich anmutenden Praxis war wohl eher der kleinasiatische Kybele-Kult, dessen Priester die Selbstkastration praktizierten.

    **Anders als bei christlichen Ordinationen können die buddhistischen Gelöbnisse jederzeit ganz oder teilweise 'zurückgegeben' werden, ohne dass dies zu sozialen Sanktionen führt.

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Im Prinzip ist Männlichkeit das, wofür Frauen Männer begehren.

    UND worin Männer sich untereinander vergleichen, miteinander messen, einander imponieren... ;)

    In diesem Thread geht es ja offensichtlich um Männer, die buddhistische Männer, aufgrund deren Bekenntnisses zum Buddhismus, diskriminieren.


    Übrigens: Frauen finden Männer, die sich geistig läutern, ethisch leben und überdurchschnittliche Empathie/Mitgefühl zeigen (Eigenschaften, die Klerikern -zurecht- oft zugeschrieben werden) durchaus nicht nur verehrungswürdig, sondern auch anziehend....


    (Habe z.B. an meinem früheren Wohnort miterlebt, wie sich eine engagierte Katholikin und der neue Priester der Gemeinde langsam näherkamen und daraus eine Beziehung erwuchs, das kommt bekanntlich gar nicht so selten vor.)


    Was, wenn du Muskeln hast und im Krieg alle super beschützen könntest aber es ist Postmoderne und du verzweifelt an der Technik des Ticketautomats?

    Tja....Also "verzweifelte" Männer sind schon mal aus dem Rennen (auch, wenn sie noch so schön muskulös ausschauen), wir wollen souveräne, kluge,verlässliche, starke, dabei einfühlsame, humorvolle, wohlgestaltete Typen! ;) :hug:

    (Dream on, Anna! :lol: )




    Es gibt eine interessante Theorie von Andreas Kilian ("Der Pfauenschwanz der Gläubigen"), wie Religiosität entstand, nämlich aus "kulturell verselbstständigtem Imponier- und Balzverhalten":


    "...Dass Religionszugehörigkeit einen Parameter bei der Partnerwahl darstellt, zeigen auch repräsentative Studien.
    Religiöse Gemeinden waren schon immer ein Punkt, wo sich

    Gleichgesinnte getroffen haben. Aber Männer weisen gerne noch einmal ausdrücklich auf ihre Religiosität hin, wenn sie hübschen Frauen begegnen.


    Insbesondere, wenn Mitbewerber in der Nähe balzen, muss der Bonus Religiosität betont werden, wie Studien des US-amerikanischen Psychologen Douglas T. Kenrick an männlichen Studierenden belegen.

    Dass die Männer der Art Homo sapiens sowohl mehr als auch

    komplexeres Imponier- und Balzverhalten zeigen als Frauen, ist selbstredend.

    Die Art des gezeigten Verhaltens ist allerdings kulturabhängig. ..."


    https://www.alibri.de/Portals/0/Begleitmaterial/Leseprobe/Probe119.pdf?ver=mL5UJOXT470g5AahY_9p5g%3D%3D



    Buddhisten sind hier klar benachteiligt, weil es im Buddhismus ja u.a.

    darum geht, sich von Sinnesreizen zu entsüchten und das Begehren loszulassen - eher schlechte Voraussetzungen für Paarbildungen... :shrug:

    Übende pflegen meist auch kein Gemeinschaftsleben wie es in kirchlichen Gemeinden üblich ist, sondern treffen sich nur zum Meditieren und Anhören von Dharmavorträgen.


    Buddha Shakyamuni wurde bereits zu Lebzeiten u.a. als "Wachstumsvernichter" verunglimpft, während Buddhismus heutzutage vielen als nihilistisch, trost- und hoffnungslos gilt (also "Spaß/Freude vernichtend"?).



    Liebe Grüße (und genießt den "Wonnemonat" - natürlich ohne "anzuhaften"... :D ),


    Anna :) _()_ :heart:

    Loslassen....öffnen... - und alles fügt sich.


    "Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch." (F. Hölderlin)


    "...In der Aufhebung des Begehrens (tanha) besteht die Aufhebung des Leidens.

    Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..."

    (AN.VI.63)

  • Es gibt eine interessante Theorie von Andreas Kilian ("Der Pfauenschwanz der Gläubigen"), wie Religiosität entstand, nämlich aus "kulturell verselbstständigtem Imponier- und Balzverhalten"

    Das finde ich sehr interessant.

    Bei den Bonobos wird ja sexuelles Verhalten zum Stärken der sozialen Bande benutzt. Und die sozialen Bande sind untrennbar mit Religion und Religiosität verknüpft. Allerdings dominieren bei den Bonobos die Weibchen, was in der frühen Menschheitsgeschichte auch der Fall gewesen sein soll.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Übende pflegen meist auch kein Gemeinschaftsleben wie es in kirchlichen Gemeinden üblich ist, sondern treffen sich nur zum Meditieren und Anhören von Dharmavorträgen.

    Hm, dem würde ich nicht zwingend zustimmen. Es trifft vor allem auf das westliche Buddhisten-Leben/-Lebensweise zu. Aber in Asien, wo der Buddhismus herkommt, ist er tief im traditionellen Miteinander verwurzelt und verbunden.


    Ich vermisse das Gemeinschaftsleben in buddhistischen Zentren hier. Es fehlt einfach.

    Vielleicht ist das auch der Grund, warum man nicht selten interessierte Besucher langfristig als "Eintagsfliegen" wahrnimmt.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • In den letzten Tagen dankenswerter Weise durch die Beiträge von so manchen hartgesottenen Gläubigen habe ich mich intensiver gefragt, woher denn der Glaube an einen Gott in den berühmt-berüchtigten abrahamitischen Religionen kommt. Liegt es am Gehirn und seinem Modell, liegt es an der Evolution oder an den Drohungen in der Gesellschaft für Häretiker und wie kommt es, dass ich diese "Leerstelle" des Selbst nicht mehr mit irgendwas erfüllen will - wobei die Frage, wie das nun geworden ist, mit der Religion mir weniger interessant ist. Ich frage vielmehr, wie kommt man davon los und empfindet dies nicht als Verlust sondern als Befreiung.


    Ich fand dann einiges im Netz - z.B. ein Buch von Uwe Lehnert -

    Uwe Lehnert

    Warum ich kein Christ sein will


    Aber auch das Buch von Wilmar Thiemann, Religion - ReLÜGion - ist zu empfehlen.


    Lehnert erwähnt im übrigen eine theologische Habilitation an der LMU München, Titel:

    »Jahwe als Wettergott. Studien zur althebräischen Kultlyrik anhand ausgewählter Psalmen«.

    Zitat

    Jahwe hat also als lokaler Wettergott angefangen und ist nach und nach zum allmächtigen Schöpfer des Universums aufgestiegen. Er wurde – so jedenfalls sagt es die theologische Forschung – nur von den damaligen Priestern zu dieser Größe und Allmacht aufgebaut. Woher wollen diese Priester eigentlich ihre Informationen über die »wahre Natur« ihres Gottes bezogen haben? Das nenne ich jedenfalls eine bemerkenswerte »göttliche Karriere«.


    Im übringen hat Kilian im Humanistischen Pressedienst noch jede Menge Artikel

    Andreas E. Kilian | hpd

    :zen:

  • Woher wollen diese Priester eigentlich ihre Informationen über die »wahre Natur« ihres Gottes bezogen haben?

    Sie haben innen und außen beobachtet und dabei ungeheure Kräfte gefunden, denen sie Namen gegeben haben. Aus dem Versuch, die äußeren Kräfte zu beeinflussen, wurden Handwerk, Technik und diverse Wissenschaften. Aus dem Versuch, die inneren Kräfte zu beeinflussen, wurden Religion und Psychologie. Mitunter wurde (zurecht, wie wir im Buddhismus wissen) nicht klar zwischen innen und außen unterschieden. Die Kräfte hingegen sind real, die Deutungen und Erklärungsansätze sind mitunter metaphernreich und im Laufe der Geschichte immer wieder korrigiert worden. Auf diese Weise hat die Kraft (oder das Kräftegefüge) mit Namen Gott über die Jahrtausende regelmäßig neue Bezeichnungen, Deutungen und Erklärungen erfahren.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

    Edited 5 times, last by Thorsten Hallscheidt ().