Wer hat Rei Shin Bigan Noltings Übertragungsdokument je gesehen?

  • Ist Dir eigentlich bei Deinen Recherchen auch von Affären von Lehrern mit Schülerinnen aus der Rei-Bande berichtet worden? Mir wurden da schon deutliche Hinweise gegeben.

    Ich hatte eine ehemalige Schülerin von Polenski in meinem Dojo, die (als er noch in Hamburg lehrte) schon damals von Liebesaffären mit Schülerinnen erzählt hatte. Und seitdem gibt es natürlich Gerüchte über verschiedenen Kindern von verschiedenen Frauen.


    Das ist aber alles aus der Gerüchteküche und nichts für einen handfesten Vorwurf. Aus dieser Ecke bin ich raus :) Aber als "Hobbyankläger" würde ich ihn schon in einer Kategorie mit zum Beispiel Ole Nydahl einstufen.

  • Dass es beim schönen Polenski um Geld, Frauen und Lifestyle geht, scheint mir sehr offensichtlich. All das wäre nicht verwerflich im normalen Leben. Aber dass er es mit dem Rollenbild als grosser Weisheitslehrer verknüpft, ist zum Fremdschämen.


    Nur, hier sind wir wieder am gleichen Punkt: die Leute, die zu P. gehen, würden niemals zu einer authentischen Lehrerin gehen, die in irgendeinem ranzigen Keller auf Spendenbasis ein paar Mal die Woche Zazen anbietet.


    Angebot trifft Nachfrage. P. für das zu kritisieren, was er tut, ist wie den Mond anbellen. Es interessiert nicht nur den Mond nicht, es interessiert nicht mal das Publikum.

  • Es ist nicht nur das Problem individuellen Betragens sondern ein strukturelles Problem.


    Im Rinzai dauert es sehr lange, die Koan Ausbildung zu absolvieren - ich würde schätzen, man braucht fast 20 Jahre

    um die Qualifikation eines Lehrers zu erreichen. Das kann man eigentlich nur, wenn man es zum Beruf macht also zum Ordinierten oder Quasi-Ordinierten wird.


    Die Realität ist die, dass die Leute nicht die Zeit mitbringen um sich so lange zu qualifizieren wie es eigentlich notwendig wäre um zu selber Schüler annehmen zu können.


    Weil aber die Struktur keine solche Light-Laien-Lehrer vorsieht, kommt man zum Improvisieren zum tricksen, zu flunkern und baut Phantasieautoritten und Parallelstrukturen auf.


    Vielleicht war der japanische Buddhismus gar nicht auf eine Ausbereitung in den Westen vorbereitet und das alles schlitterte ungeplant von einer Anfangseuphorie in eine Ernüchterung. Es wäre interessant, ob ein Wissenschafter das mal erforscht hat.

  • Vor allem weil ein Hinnerk ja gar kein japanischen Zen in dem Sinne lehrt, sondern eine Vielzahl an gemixten Meditationen anbietet. Er sagte im "Daishin" wären das bis zu 200(!?) oder so. Auch Chakren würde er benutzen "wenn etwas emotional verschoben wäre". Im Kloster war er ja bekanntlich nur wenige Wochen und hat wohl das intensive Koan Studium ähnlich wie ein Hatlapa im 2-Wochentakt-Briefverkehr bewältigt. Natürlich darf bei ihm Zen im Marketing und Business nicht fehlen. Damit verdient man die richtig großen Taler.


    Es ist das gleiche wie bei einem Shi Heng Yi oder anderen Gurus, der Placebo eines Meisters, der all das geschafft hat was man sich erträumt. Sie sind die Homöopathie der spirituellen Welt.

  • Angebot trifft Nachfrage. P. für das zu kritisieren, was er tut, ist wie den Mond anbellen. Es interessiert nicht nur den Mond nicht, es interessiert nicht mal das Publikum.

    Prinzipiell okay. Andererseits war der, wohl durch Connections, auch mal in einer großen Talkshow. Man stelle sich vor, da würde stattdessen Harada Roshi mit Dolmetscher sitzen, das wäre doch mal ein "Erfolg".


    Ich bekam gerade diese Woche eine Email von jemandem aus einer bestimmten Zen-Gruppe in Deutschland, der froh ist, dass da einiges öffentlich wird. Als ich in meiner Jugend noch Christ war, sagte ein Prediger zu mir, er würde auch für einen einzigen Menschen in seiner Kirche predigen, und ein Religionslehrer meinte, einen einzigen "zu retten" sei schon eine hinreichende Aufgabe. In diesem Sinne kann man auch das Bodhisattva-Gelübe mit Aufklärungsarbeit verknüpfen und sich gelegentlich über die Rückmeldung eines Einzelnen ein bisschen freuen. Denn was nicht so einfach ersichtlich ist, sind die versteckten und Langzweitwirkungen. Wenn ich jedenfalls nur so denken würde ("interessiert nicht mal das Publikum"), hätte ich mein halbes Verlagsprogramm von vornherein sein lassen können. "Das Publikum" ist manchmal nur ein Individuum, oder zwei, oder zehn.


    Was ich Polenskis Unternehmen lassen muss - sie bestellen trotz meiner harschen Kritik an ihm gelegentlich das Vimalakirti-Sutra.

    Vielleicht war der japanische Buddhismus gar nicht auf eine Ausbereitung in den Westen vorbereitet und das alles schlitterte ungeplant von einer Anfangseuphorie in eine Ernüchterung.

    Im Falle Oi Saidans ist wohl dessen Naivität auf kriminelle Energie getroffen.

    Manchmal war es aber auch umgekehrt. Diesen Vorwurf machte man etlichen Lehrern wie z.B. Shimano und Sasaki - sie seien im Grunde als der "Ausschuss" in den Westen geschickt worden, weil sie schon in Japan Probleme machten. Das ging dann bis hin zum Distanzieren oder Rausschreiben von Lehrern aus den Linien. Entweder war da die Ernüchterung nur gespielt, oder es kam tatsächlich noch schlimmer, als man dachte zu der Zeit, wo man diese Lehrer losschickte.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Sie sind die Homöopathie der spirituellen Welt.

    Der Spruch ist gut - muss ich mir merken :)

    sie bestellen trotz meiner harschen Kritik an ihm

    Das kriegen sie doch gar nicht mit.

    Im Falle Oi Saidans ist wohl dessen Naivität auf kriminelle Energie getroffen.

    Manchmal war es aber auch umgekehrt. Diesen Vorwurf machte man etlichen Lehrern wie z.B. Shimano und Sasaki - sie seien im Grunde als der "Ausschuss" in den Westen geschickt worden, weil sie schon in Japan Probleme machten. Das ging dann bis hin zum Distanzieren oder Rausschreiben von Lehrern aus den Linien. Entweder war da die Ernüchterung nur gespielt, oder es kam tatsächlich noch schlimmer, als man dachte zu der Zeit, wo man diese Lehrer losschickte.

    Gerade in den 50ern hätte ich den Japanern durchaus zugetraut, dass sie die faulen Äpfel absichtlich in den Westen geschickt haben, um Schaden anzurichten :)


    Aber im Ernst: da ist einiges wahr. Und die Naivität dauert wohl noch an: Jeff Shore zB hat mir einmal im Bezug auf eine problematische Schülerin Shodo Haradas erzählt, dass Harada da ziemlich blind bzw. arrogant sei - sein Gütesiegel sei unfehlbar oder so. Insofern gilt die Naivität offenbar in beiden Richtungen.

  • Wenn ich jedenfalls nur so denken würde ("interessiert nicht mal das Publikum"), hätte ich mein halbes Verlagsprogramm von vornherein sein lassen können. "Das Publikum" ist manchmal nur ein Individuum, oder zwei, oder zehn

    Ja, ich habe das falsch formuliert, ich meinte eigentlich, dass es nicht mal SEIN Publikum interessiert. Oder noch besser wäre vielleicht: "nicht nur ihn interessiert es nicht, sondern erst recht nicht sein Publikum".


    Ansonsten, so umstritten deine persönlichen Positionen und deine Art, sie zu vertreten manchmal sein mögen, was deine verlegerische Arbeit betrifft, so ist das vielleicht gerade eine gute Gelegenheit für ein grosses: DANKE!

  • Ich habe nun ein - von Oi Saidan ausgestelltes - "Übertragungsdokument" eines Mitglieds der Rei-Bande gesehen. Wie in dieser Diskussion bereits ausführlich geschildert, haben einzelne des Japanischen nicht Mächtige aus der Rei-Bande das Zeichen

    Code
    法嗣

    "hassu" in der Lesart "hossu" (Dharma-Lehrer) verstanden. In der o.g. Diskussion kamen ihnen einige User (insbesondere Sudhana und bel) zur Hilfe, um aus der (korrekten) Lesart "hassu" das Verständnis "Dharma-Erbe" oder "Dharma-Nachfolger" abzuleiten (das offensichtlich auch dem Verständnis von Oi Saidan entspricht). Es wurde auch angeführt, dass auf einer Tempelebene Äbte als solche im Rinzai bezeichnet werden, um "qualifiziert" ihrer Tätigkeit nachgehen zu können.


    Das Problem ist, dass die meisten von uns unter "Dharma-Nachfolgern" oder "Erben" jedoch diejenigen verstehen dürften, die z. B. in einem ketsumyaku offiziell als die Linienhalter verzeichnet sind. Nur weil Mitglieder der "Rei-Bande" selbst jedoch die Lesart "hossu" verkündeten, kann man nicht von einem bloßen Missverständnis ausgehen - was mir wichtig war, aufzuzeigen. Es geht hier m.E. um bewusste Täuschung.


    Meine Argumentation drehte sich um die Notwendigkeit von "inka shomei" und dem entsprechenden Übertragungspapier, das anders aussieht als die der Rei-Bande und eine klare Einordnung in die Linie verzeichnet. Erst mit diesem kann man sich als "Roshi" bezeichnen, erst dann wurde man (von einem Roshi) zum Roshi ernannt.


    Die Übertragungspapiere der "Rei-Bande" belegen also lediglich einen Lehrer-Status. Den Zusatz "Roshi" haben sich die Beteiligten offensichtlich in Anmaßung selbst gegeben.


    Nach altem Ordenskodex bedeutet eine solche Anmaßung ggf. den Ausschluss aus der Sangha - das betone ich, falls jemandem das Ausmaß eines solchen Frevels unklar sein sollte. Z. B. dann, wenn man die Behauptung, ein Roshi zu sein, mit der gleichsetzt, ein arahant (Heiliger) zu sein, was ein parajika (hier: eine Lüge) darstellt, eines der vier Hauptvergehen.


    Die naheliegende Konsequenz für einen Zen-Übenden ist, diese Lehrer nicht mehr zu unterstützen.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

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  • Vielen Dank für diese interessante Diskussion.


    Gerade der Ansatz, dass der japanische Buddhismus (und hier Zen im besonderen) nicht für den Übertrag in den Westen vorbereitet war bzw. der Westen ebenfalls nicht, sieht man an allen Ecken und Enden.


    Wir haben ganz andere Voraussetzungen bzgl. Denkgewohnheiten, Infrastrukturen usw. usf. Der Buddhismus im Westen ist meistens ein Laien-Buddhismus und wird das meines Erachtens auch bleiben. Es gibt einige Laien-Ordinierte und redlich übende Personen, die bestimmt gute Dharma-Freunde sein können. Diese ganzen Meister, Roshis usw. usf. darf man immer hinterfragen und Aufklärung hilft hier sehr gut. Letztlich muss man Gemeinschaften mit kritischen Geist prüfen und schauen, ob man von diesen etwas lernen kann oder es eher problematisch ist. Ich würde mich schwer tun mit (zu) hohen Preisen für speziellen Zugang zum Lehrer usw.. Räume und Zeit kosten natürlich Geld das ist eben auch klar. Hier macht die Wahrung einer gewissen Balance sehr viel Sinn.


    Ich werde vorsichtig, wenn Menschen immer kostümiert umherlaufen und sich selbst aktiv Roshi etc. nennen. Haben andere begonnen jemanden so zu nennen und hat der Mensch eine glaubwürdige Ausbildung, ist das ggf. was anderes.


    In diesem Sinne, vielen Dank für euren Einsatz fragwürdige Lehrer und Methoden zu demaskieren. Bzw. eben Leute zu hinterfragen und abzuklopfen.