Wir leben praktisch auf der seichten Oberfläche des Daseins. Wir streiten darüber, wer Recht hat und wer nicht, wer weise ist und wer etwas verwirklicht hat – und wer zur „zweiten Sorte“ gehört.
Wenn man es sehr plump ausdrückt: Der „echte“ – der als ob „echte“ – modern verstandene Buddhismus hat absolut nichts mit dem früheren Buddhismus zu tun. Man könnte eher von Wellness-Buddhismus sprechen. Wer mehr meditiert, kann besser in der Leistungskonsumgesellschaft funktionieren, besser schlafen, Depressionen und Ängste mildern – wer weiß, wahrscheinlich klappt auch der Sex besser? (Ironie, oder?)
Aber wie ich verstanden habe, geht es im Buddhismus um dukkha. Und das umfasst absolut alles, außer Nirvana.
Denn alles unterliegt den drei Daseinsmerkmalen: Es ist abhängig entstanden, flüchtig, wie das ganze Leben, das wie ein Wimpernschlag verfliegt. Und was ist sicher? Nur der Tod. Tod-sicher.
Der Tod und die Vergänglichkeit sind zentrale Themen im Buddhismus. Man sollte immer so leben, als ob dieser Tag der letzte wäre, dann die letzte Stunde, dann der letzte Augenblick, das letzte Einatmen.
Ich denke, nur das hat die Macht, uns zu transformieren, wenn wir diese Wahrheit am eigenen Leib verinnerlicht haben. Oder?
So empfiehlt es der Buddha im Pali-Kanon:
QuoteDisplay MoreAuf diese Worte sprach der Erhabene also zu den Mönchen:
"Diejenigen, ihr Mönche, die die Betrachtung über den Tod üben, indem sie denken: 'Ach, daß es mir doch vergönnt sei, einen Tag und eine Nacht am Leben zu bleiben - noch einen Tag - einen halben Tag - solange wie ein Almosenmahl dauert - solange wie ein halbes Almosenmahl dauert - solange wie das Zusammenballen und Hinunterschlucken von vier oder fünf Bissen dauert! Ich möchte des Erhabenen Weisung noch überdenken. Viel, wahrlich, könnte ich dann noch erwirken!' - von diesen Mönchen, ihr Mönche, sagt man, daß sie nachlässig leben und auf langsame Weise die Betrachtung über den Tod üben, um der Triebe Versiegung zu erreichen.
Von demjenigen Mönche aber, der die Betrachtung über den Tod übt, indem er denkt: 'Ach, daß es mir doch vergönnt sei, solange am Leben zu bleiben, wie das Zusammenballen und Hinunterschlucken von einem einzigen Bissen Reis dauert! Ich möchte des Erhabenen Weisung noch überdenken. Viel, wahrlich, könnte ich dann noch erwirken!'
-Oder der denkt: 'Ach, daß es mir doch vergönnt sei, noch während der Zeitspanne am Leben zu bleiben, die zwischen einer Ein- und Ausatmung oder einer Aus- und Einatmung liegt! Ich möchte des Erhabenen Weisung noch überdenken. Viel, wahrlich, könnte ich dann noch erwirken!'-
Von einem solchen Mönche sagt man, ihr Mönche, daß er vollen Ernstes lebt und eifrig die Betrachtung über den Tod übt, um der Triebe Versiegung zu erreichen.
Darum, ihr Mönche, habt ihr danach zu streben: 'Vollen Ernstes wollen wir leben und eifrig die Betrachtung über den Tod üben, um der Triebe Versiegung zu erreichen!' Das, ihr Mönche, sei euer Streben!"
Wir sind keine Mönche, aber es lohnt sich immer, gründlich darüber nachzudenken. Der Tod, die Krankheit, das Unheil suchen uns heim – sie kommen, ohne uns zu benachrichtigen. Und dann könnte es zu spät sein, sich zu fragen, was das Leben für uns alle eigentlich bedeutet und welche Prioritäten wir setzen sollten. Oder?