Was macht ein Erleuchteter in der Freizeit ?

  • Das Thema "Kritik von satirischer Kritik im Buddhismus" ist sicherlich einen Thread wert, aber langsam doch zu Offtopic.

  • Um mal deutlich zu machen, in welcher Sprache in Bebops Blog da über buddhistische Lehrer geschrieben wird:

    Soll das ein Argument sein? Wieder wurde die entscheidende Frage nicht beantwortet: Wie kann ein aus dem Orden Ausgeschlossener in Robe rumlaufen und sich als Mönch vermarkten, ohne neu ordiniert zu haben (in einer anderen Linie/Orden)?


    Wieder wird einfach die Diskussion billig auf einen User umgeleitet, anstatt sich mit den Illusionen über einen Lehrer zu beschäftigen.

    Das mit den Frauen scheint bei Dir doch ein größeres Thema zu sein.

    Die von Brahm (im Übrigen ungültig nach dem Vinaya) ordinierten Frauen wären nur eben diesem Vinaya unterworfen, also Männern unterstellt. Ja, das ist ein Thema, dafür feiere ich doch niemanden, das auch noch zu befördern.


    Transsexuelle sind immer noch nach diesem Vinaya von der Ordination ausgeschlossen.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Ich habe schon ein paar alte Paare glücklich mit dieser Erfahrung gemacht.

    Das glaub ich gerne. Aber ich bin noch nicht so alt. Ich habe Alternativen. Um diese Alternativen geht es in aller Regel auch in den anderen Bereichen buddhistischer Praxis. Meinetwegen kann man sich auch mit Streicheln begnügen, aber wenn man's nicht muss, kann man es auch anders machen. Meinetwegen kann man immer loslassen, aber wenn man's nicht muss (nicht leidet), kann man's auch lassen. Es ist einfach unnötig, Dinge zu komplizieren, die eine naheliegende und offensichtliche Wahrheit in sich tragen. Streicheln macht keine Kinder, und die sexuelle Energie birgt diese Dimension. Die adäquate Verhaltensweise ist, dieser Energie gerecht zu werden, so wie sie gedacht ist (und da ist es mit Streicheln nicht getan). Der Urologe erklärt das gerne so: Wer es regelmäßig macht, beugt der Prostatavergrößerung vor. Das hat alles seinen biologischen Sinn, über den Spaß hinaus.


    Natürlich bin ich hier in dieser Unterkunft von alten Männern umgeben, die deshalb hierher kommen, weil sie sich nicht mit Reduzierung begnügen wollen. Das kann schon sehr weit gehen, wenn einer sich noch extra Testosteron spritzen lässt, um dann Geld für seinen Spaß zu bezahlen. Da dreht sich das Hamsterrad. Das ist natürlich grotesk.


    Quote

    (Bosluk)

    Das Thema "Kritik von satirischer Kritik im Buddhismus" ist sicherlich einen Thread wert, aber langsam doch zu Offtopic.

    Nun gut. Kein Problem. Ich habe das Thema des Threads nicht vergessen: "Was macht ein Erleuchteter in seiner Freizeit?" Alles, was Ajahn Brahm macht (den hier einige für erleuchtet halten, davon kannst du ausgehen), ist seine Freizeit (da er ja exkommuniziert wurde und darum keinen "Job" als Mönch mehr beanspruchen kann). Was macht er? Eben mal Nonnen entgegen dem Vinaya ordinieren. Große Schecks annehmen. Tempel nicht hergeben, die er sich durch seine nicht mehr gültige Zugehörigkeit zur Waldtradition erbettelt hat. Usw.


    Was macht Alan Wallace, Hochschulprof., in seiner Freizeit? Er predigt den Leuten, wie man nicht sinnlich anhaftet, und nachts kriecht er im Hotel mit seiner Ehefrau unter die Decke.


    Ist es nun klar? Auch in der Satire sollte Wahrheit stecken, Fakten, die sind eigentlich gar nicht so schwer zu sehen, wenn man mal richtig hinschaut.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

    Edited 2 times, last by Bebop ().

  • Das dritte Jhana ist das "Standard-Jhana", das jeder Übende mit ausreichend Hingabe, Einsatz und Ausdauer nach einiger Zeit ("zwei bis fünfzehn Jahre" ;) ) erreichen und so weit in sein Leben einbauen kann, dass er sich immer wieder für einige Minuten aus der Welt rausnehmen kann.

    Ich nenne es für mich es das Jhana, in dem die Last der Welt abfällt.

    Es gibt noch ein Gefühl von "bin", aber kein Ich mehr, das belastet werden kann.


    Das Gefühl, dass die Last der Welt abfällt, hatte ich das erstemal als Jugendlicher beim ersten bewussten Kontakt mit dem damaligen bayerischen Grundnahrungsmittel Bier.

    Das Gefühl war absolut überwältigend, da ich es zuvor noch nie erlebt hatte.

    Ich fühlte mich wie im Paradies.

    Der entscheidende Unterschied zum dritten Jhana:

    ICH fühlte mich wie im Paradies, es war eine Berauschung am eigenen Ich, verbunden mit dem Abfallen der Last der Welt war das Gefühl der eigenen Stärke, Kraft und Grösse, eine Art Größenwahn. Und mein Geist war nicht mehr klar, wie im dritten Jhana, sondern getrübt.

    Und dann war da der Kater, der Katzenjammer nach dem Rausch, nach dem Höhepunkt folgte ein Tiefpunkt.

    Das Bewusstsein im dritten Jhana ist ohne Ich, deshalb frei von der Last der Welt, und es ist klar und wach, und es hinterlässt keine Spur von Kater, im Gegenteil, das zurückkehrende Ich ist entspannt und erfrischt wie nach einem guten Schlaf, zumindestens für eine kurze Zeit.


    Die überwältigende Wirkung des Alkohols führe ich auf den Kontrast zu meinem damaligen psychischen und mentalen Zustand zurück, ich war damals ziemlich kaputt, obwohl es äusserlich keinen Grund gab. Seltsamerweise hatten weder starke Psychopharmaka noch andere Drogen eine auch nur annäherend tiefrgeifende Wirkung. Wenn ich meine Tagebücher aus dieser Zeit lese, bin ich fasziniert und entsetzt zugleich, der junge Mann erscheint mir als ein völlig anderer Mensch.


    :medim: :mediw:

  • Wie kann ein aus dem Orden Ausgeschlossener in Robe rumlaufen und sich als Mönch vermarkten, ohne neu ordiniert zu haben (in einer anderen Linie/Orden)?

    Ich glaube, Du wärest einer der ersten gewesen, der auch Buddha Shakyamuni durch den Kakao gezogen hätte. :lol:


    Immerhin gehörte er, als er erwachte, gar keinem Club mehr an – gründete sogar seinen eigenen! :eek:


    Und trotzdem haben er und seine Groupies sich und seine Lehre bis heute ausgezeichnet "vermarktet", ohne neu ordiniert zu haben. Der Lügen-Guru!! :lies:


    Das Erwachen findet jedes Mal neu statt. Die Traditionen können nur Inspirationen bieten. Das Erwachen ist traditionslos. Das Floß kann auf den Müll.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Na immerhin sorgt Bebop ja für Empörung und also für Unterhaltung. So kann Sturm auf Sturm im Wasserglas erfolgen. Cool...


    :doubt:

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Was macht ein Erleuchteter in der Freizeit?


    Es gibt weder Freizeit noch Arbeit, nehme ich an. Diese Unterscheidung treffen nur Leute, die das eine ersehnen und das andere ablehnen: Ich z.B.


    Freizeit... frei wovon? Oder wie Nietzsche fragen würde: Frei wozu?

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Das dritte Jhana ist das "Standard-Jhana", das jeder Übende mit ausreichend Hingabe, Einsatz und Ausdauer nach einiger Zeit ("zwei bis fünfzehn Jahre" ;) ) erreichen und so weit in sein Leben einbauen kann, dass er sich immer wieder für einige Minuten aus der Welt rausnehmen kann.

    Nee, das können die meisten, die hauen sich nach Stress in ihren Sessel und schalten ab. Da sind sie auch aus der Welt rausgenommen. Mag sein, dass sie das zwei Jahre (Stress) gekostet hat, aber buddhistische Übung haben sie nicht dafür gebraucht.

    ICH fühlte mich wie im Paradies, es war eine Berauschung am eigenen Ich,

    Sezieren wir das mal. Wenn ich nach zwei Cocktails lächle, berausche ich mich NICHT am eigenen Ich, sondern an der Welt. Ich falle da auch nicht auf einen religiösen Duktus rein, das ist so. Alles is okay, so wie es ist. Darum habe ich dieses Beispiel gebracht.


    Quote

    Und dann war da der Kater, der Katzenjammer nach dem Rausch, nach dem Höhepunkt folgte ein Tiefpunkt.

    Genau, und darum geht es, sich daran nicht mehr groß zu stören. Nicht darum, die "Tiefpunkte" vermeiden zu wollen, denn die kommen auch nach dem jhana oder Erwachen. Auch hier wieder kann einen die religiöse Erwartung erst in die Illusion reinreißen, dass das Leben etwas anderes als eine Abfolge von Höhen und Tiefen sei. Oder in die Illusion, es ginge darum, sich dagegen zu immunisieren (weil es besser sei, gar keine Höhen und Tiefen mehr zu erleben).


    Allerdings trinke ich, wenn überhaupt, auch nicht so viel, dass ich einen Kater bekäme.

    zumindestens für eine kurze Zeit.

    Genau.


    Die jhana geben vor, etwas Besonderes zu sein, gleichzeitig soll man natürlich "darüber hinaus" und nicht an ihnen haften. Mein Rat ist, sich die Leute genau anzuschauen, die sie praktizieren bzw. lange praktiziert haben, darüber lehren als würden sie sie alle aus eigener Erfahrung kennen - und dann zu schauen, inwiefern sich ihr Leben tatsächlich unterscheidet. So relativiert sich das.


    Wenn hier Leute von ihren jhana-Erfahrungen reden, weiß ich jedes Mal, wovon sie sprechen, und ich habe nie jhana explizit geübt. Das sind ganz normale Erfahrungen bei der Versenkung, die man auch ohne vorherige Erklärungen macht, bzw. sogar in großen Teilen Erfahrungen, die der Otto Normalverbraucher kennt, bis hin zum Gefühl der "Befreiung". Weil dem aber der buddhistische Bezugsrahmen fehlt, redet dieser Normalbürger nicht so darüber wie hier im Forum. Darum habe ich oben mal mit deiner Beschreibung des 3. jhana verglichen. Es gibt Menschen, bei denen Alkoholkonsum das Ich stärker herausstellt, die sich dann womöglich sogar gern prügeln usf. Das ist eine individuelle Sache. Man kann diese Schablonen nicht über alle legen.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Bisschen Paradox, der der Zen blogger lehnt die meditationszustände ab, nach denen seine tradition benannt ist.


    TNH hat die Jhanas auch abgelehnt. Beste Gesellschaft

  • Bisschen Paradox, die meditationszustände ab[zulehnen], nach denen seine tradition benannt ist

    Die namentliche Herleitung von Zen auf Jhana deutet aber irrigerweise nicht darauf hin, was es ist.

    Über diese merkwürdige Nomenklatur habe ich mich bereits auch gewundert. Warum vergibt man eine Benennung, die völlig verschroben wiedergibt, um was es geht...?

  • Bisschen Paradox, die meditationszustände ab[zulehnen], nach denen seine tradition benannt ist

    Die namentliche Herleitung von Zen auf Jhana deutet aber irrigerweise nicht darauf hin, was es ist.

    Über diese merkwürdige Nomenklatur habe ich mich bereits auch gewundert. Warum vergibt man eine Benennung, die völlig verschroben wiedergibt, um was es geht...?

    2 erklärungsmöglichkeiten: 1. Chan hat sich soweit von den Wurzeln entfernt dass es eben eine bedeutungswandlung gegeben hat, vielleicht waren in China auch die jhanas/dhyanas generell nicht mehr so wichtig, sodass es keinen Grund gab den Begriff in der ursprünglichen Bedeutung zu ankern. 2. könnte sich die Verwendung des Begriffs als fremdzuschreibunh herausgebildet haben.


    In der Etymologie sind solche Bedeutungverschiebungen ein oft zu findendes Muster. Vergleiche „brav“, ursprüngliche Wortbedeutung war mutig, noch beim „Lied vom braven Mann“ entsprechend verwendet. Nun beschreibt es eher ein angepasstes oder diszipliniertes Verhalten. Im englischen und den romanischen Sprachen hat sich die Bedeutung „mutig“ erhalten.

  • Die Jhana habe ich erst durch Buddhaland und dann durch Buddha kennengelernt. Verstanden habe ich sie erst durch Buddha, und zwar als Erklärungen von dem, was ich schon lange kenne, aus meiner Art zu Sitzen. Die Jhana als Erleuchtungserfahrung anderer annehmen, war mir nicht mehr möglich, nach Buddhas Erklärung. Meine Erfahrung ist normal, dass Jhana beim Nur Sitzen automatisch kommen, sie benötigen keine Begründung, nur eine Erklärung/Bewahrheitung.


    Und doch, wenn ich davon berichte, kann ich nicht vermeiden, dass meine Worte als Übererhöhung verstanden werden für etwas, das man anstreben muss, durch sie üben.


    Die einzige Übung, die es wirklich gibt, ist die des NUR Sitzen. Das einzig anzustrebende ist nur sitzen, immer hellwach, darauf achten, dass es nur sitzen ist.

    Kein Nach-Denken, kein so muss ich sitzen, kein sich stören an der Umwelt, in der ich nur sitze. Ein Ding ist mir noch vor Jahrzehnten aufgefallen: Achtsamkeit auf die Körperbereiche, die wirklich mein Sitzen ausmachen, die Kontakt mit der Erde/Materie haben oder meine Kleidung. Das Hören und Sehen, die meinen Körper berühren.

    Damit habe ich drei Ebenen, zwischen denen meine Aufmerksamkeit wandern kann.

    Seit einiger Zeit versuche ich diese verdammte eingeübte nur Achtsamkeit auf den Atem wieder loszuwerden, besser, das als vierte Ebene hinzunehmen und nicht mehr „so“ atmen zu wollen.


    Nur Sitzen ist alles direkt wahrnehmen, Tastsinn, Hörsinn, Sehsinn, Atemsinn, na gut auch Geruch, geschmeckt habe ich nie, denn die Zunge kann sich nicht selbst schmecken. Alle Gedanken sind erst Nebel, dann Wolkendecke, dann Regenwolken, dann Schäfchenwolken und dann bemerkt man sie nicht mehr, sind wie Wind, der eben da ist, auch bei reinem leeren blauen Himmel.


    Genjokoan: Der fächelnde Meister. Zu fächeln ist das Wölkchen schaffen. Den Wind des leeren Himmels dahin zu bringen, wo er durch Fächeln hin soll. Nach-Denken, Denken, Erleuchtungsfolgen, nicht nur Sitzen.

    Damit zeigt er dem fragenden Mönch, dass er mit seinen Fragen Wölkchen in sich erschafft, die real nicht nötig sind. Spirituelle Wölkchen können sich aufbauen zu einem riesigen, alles verschlingenden Unwetter. Leg den Fächer weg, das Gedankenmachen, der Wind ist immer überall.

  • Die namentliche Herleitung von Zen auf Jhana deutet aber irrigerweise nicht darauf hin, was es ist.

    Über diese merkwürdige Nomenklatur habe ich mich bereits auch gewundert. Warum vergibt man eine Benennung, die völlig verschroben wiedergibt, um was es geht...?

    Im Wikipedia steht dazu:


    Das aus dem Sanskrit über das Chinesische in die japanische Sprache gewanderte Wort Zen bedeutet einfach Meditation.

    Das Wort Zen leitet sich von der japanischen Aussprache (Kana ぜん zen, obsolet sen) des mittelchinesischen Wortes 禪 (mittelchin. [dʑjen]; heutePinyin chán) ab. Chan wiederum ist vom Sanskrit-Wort dhyāna (Sanskrit ध्यान) abgeleitet[2] und wurde zunächst als Chan’na (chin. 禪那 chánnà) ins Chinesische übertragen. Dhyana kann ungefähr mit „Versenkung“ oder „meditativer Zustand“ übersetzt werden,[3] Dhyanaist im Hinduismus und Buddhismus daher ein Begriff für den Zustand meditativer Versenkung.

  • Bisschen Paradox, der der Zen blogger lehnt die meditationszustände ab, nach denen seine tradition benannt ist.

    1) Ich "lehne jhana nicht ab", sondern diese Art, sich darin zu üben (mit Ideen, die man dann erst wieder loswerden soll/muss), und halte sie zum großen Teil für nichts Besonderes. Ich sagte doch, dass man in der Zen-Praxis das alles erfahren kann, aber da die Prämisse fehlt - die Lehre, es handle sich um Stufen und um dies und das im Besonderen -, erkennt man das in solchen Beschreibungen nur wieder - ohne es als stufenhaft erfahren zu haben.


    2) Meine Tradition kennt keine Stufen. Ich gehöre zu einer Zen-Tradition, die ans "plötzliche Erwachen" glaubt, das folgende "allmähliche" Einpflegen in den Alltag ist dann keine Frage der Stufen mehr und hat auch nichts mit diesen jhana-Einteilungen zu tun.


    3) Was das "Einpflegen" im Zen heißen kann, habe ich hier mehrfach an Analogien gezeigt. Das vierte jhana wird beispielsweise so charakterisiert: Gleichmut, geistige Reinheit, völlige Versenkung mit einem Überwinden von "Freude" und "Leid".


    Wie man hier öfter erkennt und auch in den genannten Buchempfehlungen zuhauf finden wird (sogar unter etlichen Zen-Schülern) wird diese "höchste Stufe meditativer Versenkung" genau so begriffen. Ich habe insbesondere aufgezeigt, dass die Leute, die davon reden, gut sichtbar Freude und Leid nicht überwunden haben (Kobun Chino, wenn er in den Teich springt, um mit seiner Tochter zu ertrinken; "Ajahn" Brahm oder TNH, wenn sie bei der Nonnenordination "gaunern" und sich finanziell pampern lassen etc. pp.).


    Damit ist gezeigt, dass es sich dabei nur um Momente innerhalb des Zeitablaufs handelt, die Personen können diesen Zustand nicht aufrechterhalten. Dagegen kann fast jeder Mensch ebenfalls - ohne meditative Versenkungsübungen - von Zuständen erzählen, wo er/sie gleichmütig war oder weder Freud noch Leid empfand, d. h. wir können Nicht-Buddhisten dabei "ertappen". Der Zustand kann also nur dann als höchstes Gut bezeichnet werden, wenn man ihn als dauerhaft erreichbar - im Gegensatz zur momentanen Befreiung des Normalbürgers - ansieht. Diese dauerhafte Befreiung ist nicht verifizierbar, all diese großmäuligen Lehrer scheitern daran (ich verwies auf einen, der das immerhin auf Guru Vikings YouTube-Kanal einräumte).


    Darum ist es unabdingbar, zu verstehen, dass erst auf dem Markplatz die Nagelprobe stattfindet - nicht im Dojo/Sesshin/der Bergeinsiedelei, nicht in Teisho, nicht in Büchern. Gleichmut heißt dann, das hier beschriebene Bedauern (z.B. nach einem sexuellen Höhepunkt) gleichmütig hinzunehmen. Überwinden von Freud und Leid heißt dann, nicht an Freud und Leid zu haften. DIES kann man tatsächlich mehr als nur momenthaft einüben, das kann wie ein roter Faden das eigene Leben durchziehen. Es ist etwas ganz anderes, als Dualismus (Freud-Leid) zu überwinden, indem man sie loswerden will oder gar "meidet".


    Eine A.I. sagt hierzu Folgendes: "It is attained by abandoning the desire for pleasure and aversion to pain, and with the previous passing away of joy and grief." Das 4. jhana wäre erreicht, wenn Freude und Trauer vergangen seien und man den Wunsch nach Vergnügen und das Ablehnen des Schmerzes aufgegeben habe.


    Dies mag dann also der Weg der jhana sein. Der Weg des Chan ist es nicht. Auf diesem Weg sind diese Dinge als so leer durchschaut, dass es keine Notwendigkeit gibt, von Freude und Trauer Abstand zu nehmen, sich nicht nach Vergnügen zu sehnen und Schmerzen nicht leiden zu können. DAS ist ja genau der Zustand, in dem man anfängt, den man durchleuchtet, und zu dem man zurückkehrt, nachdem man die Natur dieser Geschehnisse und Anhaftungen verstanden hat. Danach ist es ein Spiel, bei dem man dennoch zum Schmerzmittel greift, weil einen der Schmerz regelrecht stört (denn wenn nicht, wieso sollte man dies tun?), und bei dem man deshalb eine Frau befriedigen kann, weil man sich an ihrem Anblick erfreut und dieses Vergnügen sucht.


    Das Theravada bzw. eine Religion, die sich auf den Palikanon - inklusive des Vinaya, des Ordenskodex - beruft, kann das nicht, sie ist per se lebensfeindlich, ihr Modell führt, zu Ende gedacht, zur Ausrottung menschlichen Lebens, oder aber es funktioniert nur dann, wenn es neben Mönchen IMMER auch Laien gibt, die sie versorgen und sich eben NICHT an deren Ideale halten - da sie ja sonst selbst zu Mönchen werden müssten. Die Laien hier verwechseln oft die Mönchsideale mit dem, was für sie erreichbar ist. Sie sollten es den Mönchen, die ja überhaupt nur weiterexistieren können, weil Laien weitere potentielle Mönche und Nonnen erzeugen (also der Lust frönen), überlassen, in ihren Widersprüchen zu existieren und ggf. mit ihnen unterzugehen. Auch der Buddha und der Mönch verdankt seine Existenz genau dem Gegenteil dessen, was mit dem 4. jhana angestrebt ist. Aber ein solcher Mönch selbst wäre nicht mal in der Lage, für die Nachkommen zu sorgen, die es im Theravada braucht, um ihn durchzufüttern.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

    Edited 3 times, last by Bebop ().

  • The Śūraṅgama Sūtra—a classic text of Mahāyāna Buddhism—identifies fifty deceptive or illusory experiences (skandha-māras) that are associated primarily, though not exclusively, with the practice of concentration (samādhi). The Sūtra particularly warns about pleasant experiences that lead the meditator into a false sense of spiritual progress, which results in misguided thinking and conduct.6


    Likewise, “in Theravāda Buddhist traditions, progress in the practice of meditation is expected to lead to transient experiences called “corruptions of insight” (vipassanā-upakkilesā) on account of meditators’ tendency to confuse these blissful and euphoric states for genuine insight” 7. [7 Buddhaghosa B. The Path of Purification. Onalaska, WA: Buddhist Publication Society; 1991.]

  • Es gibt weder Freizeit noch Arbeit, nehme ich an. Diese Unterscheidung treffen nur Leute, die das eine ersehnen und das andere ablehnen: Ich z.B.

    Es gibt Anstrengung und Ruhe/Erholung. Gerade wenn man älter wird, wird das immer wichtiger. Als Buddha alt war, hatte er ja Rückenprobleme und von daher brauchte er auch Ruhepausen um sich zu regenerieren. Nicht auf seinen Körper zu hören und wie ein 20jähriger zu marschieren und den ganzen Tag Lehrreden zu halten wäre doch kein Zeichen geringer Anhaftung gewesen sondern eher kontraproduktiv.

  • Es gibt Anstrengung und Ruhe/Erholung.

    Ja klar. Aber ich denke, dass der Begriff Freizeit hinfällig wird, ebenso wie "Arbeit" als der scheinbar entgegengesetzte Pol zu "Freizeit".

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Ja klar. Aber ich denke, dass der Begriff Freizeit hinfällig wird, ebenso wie "Arbeit" als der scheinbar entgegengesetzte Pol zu "Freizeit".

    Der Begriff Freizeit kommt aus dem Kontext der Lohnabhängigkeit. Es ist die Zeit des Tages die man nicht verkauft.


    Von daher muß man schauen, welchen Job Erwachte so machen. So abwegig ist das nicht. Viele der bedeutende daoistosche Meister hatten Ämter inne. So war ja Zhuangzi ein Amt in einem Lackgarten ( woan Kautschuk herstellt ) und von dem legendären Laozi heißt es, er sei Archivar in einer Bibliothek gewesen.


    Im.Buddhismus müsste man bei den erwachten Laien suchen. Der berühmte Laie Pang war von Beruf ein erfolgreicher Händler aber er zog sich aus dem Beruf zurück, zog durch China und während er es ja in seiner Freizeit bis zum vollständigen Erwachen brachte, verkaufte er um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren Untensilien aus Bambus.


    Auch der berühmte Laie Vimalakirti war beruflich Händler.

  • Wenn hier Leute von ihren jhana-Erfahrungen reden, weiß ich jedes Mal, wovon sie sprechen, und ich habe nie jhana explizit geübt.

    Das habe ich auch nicht.


    Ich habe mich nur gewundert, dass beim Zazen manchmal die brutalen Schmerzen in den Beinen aufgehört haben und "ich" in einen Zustand wacher Klarheit geraten bin, bei dem der Körper überhaupt nicht mehr spürbar war, ein Gefühl von Leichtigkeit, das mir bis dahin völlig unbekannt war. Erst viel später habe ich in einem Theravada-Buch eine Beschreibung der Jhanas gelesen und geschlussfolgert, das das wohl die Nr. Drei war, weil die Beschreibung der Nr. Drei meinem Erleben am nächsten kam.

    Das dritte Jhana ist natürlich nichts besonderes, ich würde sagen es ist das Ziel der Wellness-Buddhisten und Wellness-Esoteriker, Leute die mit dem Alltag ganz gut zurecht kommen aber das Gefühl haben "das kann doch noch nicht alles sein, da fehlt noch was ..."


    Wahrscheinlich gibt es eine Menge Leute, die naturally stoned sind und ohne Buddha oder sonstige Formen der Religion klar kommen, mein Vater gehört zu der Sorte, leider konnte er mir nie das Geheimnis seiner Lebenskunst erklären.


    In meinem Umfeld nimmt mehr als die Hälfte aller Leute Psychopharmaka und haben echt massive Probleme mit ihrem Leben, die wären froh, wenn sie den inneren Wahnsinn auch nur für einige Minuten abschalten könnten.


    Oder anders ausgedrückt:

    Alle Leute in meiner Umgebung haben Depressionen und sind beim Therapeuten.

    Nur ich nicht. Das macht mich völlig fertig.


    (:

    Edited once, last by JoJu91 ().

  • Das dritte Jhana ist natürlich nichts besonderes, ich würde sagen es ist das Ziel der Wellness-Buddhisten und Wellness-Esoteriker, Leute die mit dem Alltag ganz gut zurecht kommen aber das Gefühl haben "das kann doch noch nicht alles sein, da fehlt noch was ..."


    Man kann nur hoffen, dass Leute, die sich hier über Buddhismus informieren wollen, diese Aussagen nicht für bare Münze nehmen.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Man kann nur hoffen, dass Leute, die sich hier über Buddhismus informieren wollen, diese Aussagen nicht für bare Münze nehmen.

    Dass das dritte Jhana nichts besonderes ist oder dass es das Ziel der Wellness-Buddhisten ist ?


    Es ist insofern nichts besonderes als es keinen Anlass geben sollte sich für erwählt oder was besonderes zu halten.


    Ziel der Wellness-Buddhisten bedeutet nicht, dass sie es erreichen.

    Ich schliesse nur aus ihren Aussagen, dass sie es vermissen.


    :)

  • Gleichmut heißt dann, das hier beschriebene Bedauern (z.B. nach einem sexuellen Höhepunkt) gleichmütig hinzunehmen. Überwinden von Freud und Leid heißt dann, nicht an Freud und Leid zu haften.

    Was gibt es nach einem sexuellen Höhepunkt zu bedauern ?

    Oder an der Gier, die mit Sex verbunden ist ?


    Den Vergleich Orgasmus mit einer Jhana-Erfahrung finde ich persönlich etwas gewagt.

    Schon allein weil der Orgasmus zeitlich viel zu kurz ist und von der erotischen Energie überlagert ist, die ihm vorausgeht.

    Ich würde sagen er ist nur der Kulminationspunkt der Gier.

    Oft begleitet von einem ent-täuschenden Fata Morgan Effekt.


    Alle meine wenigen Frauen haben mir gestanden, dass es die Gier des Mannes ist, die das Ziel der Frau und ihrer Verführungskünste ist, wobei diese Frauen natürlich nicht repräsentativ für die Mehrheit der Frauen sein muss. Die Gier des Mannes führt zu einer Steigerung der Gier der Frau und so weiter und so fort, bis zum Kulminationspunkt.

    Wenn sich Mann und Frau dessen bewusst sind, dann ist die Gier nichts problematisches, sondern sie ist Teil eines Theaterstückes von Mann und Frau, Tantra in bestem Sinne, fast eine Vipassana Meditation.

    In der Praxis ist das natürlich sehr schwierig, weil die Sexualität bei den meisten Menschen verknüpft ist mit allen möglichen schlummernden Dämonen.


    Verdrängt und unbewusst ist jede Gier zerstörerisch, bewusst erlebt wird die Form des Ausdrucks ihrer Energie langsam verwandelt. Im Idealfall wird die Gier zur Leidenschaft und die Leidenschaft wird kreativ und schöpferisch.


    Dabei sollte man natürlich stabil in den Schuhen stehen und seine Grenzen kennen.

    Soweit das überhaupt möglich ist.


    :?

  • Das dritte Jhana ist natürlich nichts besonderes, ich würde sagen es ist das Ziel der Wellness-Buddhisten und Wellness-Esoteriker, Leute die mit dem Alltag ganz gut zurecht kommen aber das Gefühl haben "das kann doch noch nicht alles sein, da fehlt noch was ..."


    Man kann nur hoffen, dass Leute, die sich hier über Buddhismus informieren wollen, diese Aussagen nicht für bare Münze nehmen.

    Finde es immer wieder spannend wenn man Buddhisten vorwirft dass es ihnen nur darum ginge weniger Dukkha zu erfahren (Wellness).

  • pano

    ich denke, es besteht ein Missverständnis darüber, was Einspitzigkeit der Konzentration bedeutet. Das braucht wirklich sehr viel Praxis. Die Konzentration ist, wenn sie einspitzig ist, wirklich komplett frei von anderen Wahrnehmungen, Gedanken, Kommentaren, Gefühlen, Begierden, Ablehnungen, Bewertungen, u.s.w.. Nicht einmal eine Empfindung, geschweige denn ein Gedanke wie: Hier bin ich, dort ist Wahrnehmung ist mehr anwesend. Es gibt nur noch das Objekt der Meditation, nichts anderes, nicht einmal mehr eine minimale Körperwahrnehmung, nichts. Auch die Gedanken hinter den Gedanken sind still. Wenn dieser Zustand mühelos über einen längeren Zeitraum (100 Atemzüge und mehr) unterbrechungsfrei besteht, kann es passieren, dass das erste Jhana – zuerst nur schwach – aufscheint. Sobald allerdings schon ein minimaler Gedanke auftaucht wie: Ah, das erste Jhana!, ist die volle Konzentration sofort Geschichte und das Jhana unerreichbar. Das geht nur, wenn kein Wille anwesend ist. Der geringste Wille, dieses Stadium der Konzentration erreichen oder halten zu wollen, macht es vollkommen unmöglich, es zu erreichen. Das "Tor" ist nicht nur sofort zu, sondern weg!


    Das zweite, das dritte, das vierte Jhana sind nach Aussagen verschiedener Traditionen noch weit schwerer zu erreichen. Bei diesen Formen der Konzentration steigt die Schwierigkeit, die Konzentration stabil zu halten, exponentiell an. Die Hindernisse, Ablenkungen und Störungen werden immer subtiler, aber nicht weniger gewichtig. Was anfangs als Stille wahrgenommen wurde, wird in Relation zur neu erlangten Stufe der Konzentration zum heftigen Lärm. Der Lärm in der Stille wird immer erst sichtbar wird, wenn die groben Hindernisse überwunden sind. Dann kommen die feineren Hindernisse, die aber um so schwerer zu überwinden sind. U.s.w.

    Alan Wallace hat das hier sehr detailliert dargestellt.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

    Edited 7 times, last by Thorsten Hallscheidt ().

  • Das ist alles Flitterkram von Wichtigtuern, bin ich auch drauf hereingefallen.

    Buddha sagt doch wohl oft genug dass seine Lehre ganz einfach ist, aber schwer zu verstehen. Na gut, ich gebe zu, dass auch dieser Satz schwer zu verstehen ist. Also blieb ich bei: Die Lehre ist ganz einfach und Sie ist einfach nur sehr einfach. Billig, banal, von jedem erfahrbar, denn jeder hat sie schon erfahren, nur wissen müsste er das.