Was ist gemeint mit dem Aufgeben von Sitten und Regeln ?

  • Es ist einer der drei Punkte die man erreicht haben muss, um zu einem Sotapatanna zu werden.

    Was aber könnte mit dem Ablegen vom hängen an Sitten und Regeln genau gemeint sein ?

    :)

    Ich kann mir nicht so viel darunter vorstellen. Ok, Wikiped. sagt :

    Quote
    1. Anhaften an Regeln und Riten (sīlabbata-parāmāso) – die Überzeugung, das Ausführen von Regeln und Riten sei ausreichend für die Befreiung.

    Ich habe gedacht, darunter fallen auch andere Sitten udn Regeln. Das man allgemein manche Sitten und Regeln in Frage stellt. ZB Geburstage zu feiern oder Weihnachten. Das man es nicht mehr so wichtig nimmt. Also nicht meint, man müsse das genauso zelebrieren wie alle anderen. Aber so ist das wohl nicht gemeint.

    LG :heart:

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.


    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).


    “Good thinking brings good feeling and good feeling brings good thinking.” Von: Jimmy Cliff


  • void

    Approved the thread.
  • Quote from Hingabe

    1. Anhaften an Regeln und Riten (sīlabbata-parāmāso) – die Überzeugung, das Ausführen von Regeln und Riten sei ausreichend für die Befreiung.


    Quote

    https://www.wisdomlib.org/definition/silabbata


    Sīlabbata bezieht sich auf: (=vata2) gute Werke und zeremonielle Observanzen Dh. 271; A. I, 225; S. IV, 118; Ud. 71; Sn. 231 usw.; sīlavata dasselbe Sn. 212, 782, 790, 797, 803, 899; It. 79 sq.; °-

    parāmāsa die Verführung durch bloße Herrschaft und Rituale, die Verblendung durch gute Werke, die Täuschung, dass sie ausreichen.


    Bedeutet für mich, dass ich das Festhalten an meinen Glauben aufgeben soll, dass Rituale und Menschengemeinschaftsregeln, einhalten ausreichen, um Befreiung zu erreichen.


    Regeln und Riten

    Anbetungen, Opferungen, Gottesdienste, Abendmahl, sich an Gesetze halten, auch wenn sie gegen die Sila verstoßen.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • Schöne Antwort. :)

    Bedeutet für mich, dass ich das Festhalten an meinen Glauben aufgeben soll, dass Rituale und Menschengemeinschaftsregeln, einhalten ausreichen, um Befreiung zu erreichen.

    Ja, also das könnten Manche wirklich glauben.

    sich an Gesetze halten, auch wenn sie gegen die Sila verstoßen.

    Sehr guter Punkt. Danke, danke, danke, dass du das geschrieben hast. :heart:

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    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).


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  • Es bezieht sich meines Wissens auf das Ritualwesen der Brahmanen. Das gibt es ja nun bei uns nicht. So sind wir frei, das auf unsere Zeit zu übertragen und neu zu interpretieren.


    Ich würde es deshalb auf alle religiösen Rituale anwenden, durch die man glauben könnte, Erlösung zu erfahren, etwa die kath. Sakramente. Da gibt es aber auch im Buddhismus so einige.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Ich nehme an, ohne es natürlich zu wissen, dass es auch um solche Ideen wie den Ablasshandel gehen könnte. In manchen buddhistischen Ländern konnte man wohl auf dem Markt Vögel kaufen und freilassen (die jedoch direkt zum Besitzer des Stands zurückgeflogen sind). Ich denke an solche Praktiken um "gutes Karma" zu erlangen, die aber eher inhaltlich leer sind. Vielleicht ist diese Szene auch nur aus einem Film gewesen, aber im Kern wisst ihr bestimmt was ich meine.


    Letztlich sollte man wahrscheinlich sein eigenes Leben, den Alltag usw. unter die Lupe nehmen. Wo finde ich bei mir solche Praktiken, die inhaltslos sind und losgelassen werden könnten.


    Ich denke jedoch nicht, dass man jegliche Form des Feierns aus seinem Leben verbannen sollte. Der Mensch braucht doch auch diese Anlässe, ohne vielleicht zu sehr daran zu haften. Es ist wahrlich ein Spagat zwischen dem Leben in der Gesellschaft und der Praxis des Buddhismus.

  • Ich denke jedoch nicht, dass man jegliche Form des Feierns aus seinem Leben verbannen sollte. Der Mensch braucht doch auch diese Anlässe, ohne vielleicht zu sehr daran zu haften.

    Da hast du recht.

    In manchen buddhistischen Ländern konnte man wohl auf dem Markt Vögel kaufen und freilassen (die jedoch direkt zum Besitzer des Stands zurückgeflogen sind).

    :grinsen: Fand ich witzig. Aber für die Vögel war das nicht so schön.


    Ich denke an solche Praktiken um "gutes Karma" zu erlangen, die aber eher inhaltlich leer sind. Vielleicht ist diese Szene auch nur aus einem Film gewesen, aber im Kern wisst ihr bestimmt was ich meine.

    Ja, ich verstehe was du meinst. :like:

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    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).


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    Edited once, last by Hingabe ().

  • Was aber könnte mit dem Ablegen vom hängen an Sitten und Regeln genau gemeint sein ?

    Ich kann jetzt zu 100 % daneben liegen, aber vielleicht ein wertvoller Input.


    Ich bin seit 2003 Vegetarier und seit 2019 Veganer.

    Ausnahmslos.


    Am Anfang hatte ich mich an der Regel "Esse kein Schnitzel" gehängt.

    Mit der Zeit wurde es keine Regel (oder Sitte) mehr.

    Es wurde normal.


    Du kannst dir als Regel vornehmen, jeden Tag eine Stunde zu meditieren.

    Nach einer gewissen Zeit ist es keine Regel mehr für dich.

    Es wurde normal.


    Liebe Grüße an die andere Seite des Internets,

  • So würde ich das auch sehen, nicht an Sitten und Regeln hängen bedeutet von ihnen nicht abhängig sein, um die menschliche Qualität zu erfüllen, so nach dem Motto, ich darf kein Fleisch essen hat er gesagt, wenn ich ins Nevada will, jetzt quäle ich mich und esse kein Fleisch wegen der Regel. Wenn ich jedoch gar kein Bedürfnis habe Fleisch zu essen, damit die Tiere nicht durch Menschenhand sterben, dann ist das keine Regel, sondern ein tiefes Bedürfnis. Es geht also darum, nicht an Regeln und Sitten festzuhalten, um ein guter Mensch zu sein, zu gehorchen und alles tun, was einem gesagt wird, sondern aus Bedürfnis die Moral pflegen, dann gibt es keine Probleme. Diese Bedürfnisse zu wecken, ist Sinn der buddhistischen Lehre, nicht, sich an Sitten und Regeln zu halten.

  • Es heißt tatsächlich, die Sila loszulassen. Keine Befreiung ohne Befreiung von den Sila.


    Oder anders: Es heißt, "am anderen Ufer ankommen" und vor allem aussteigen, statt im Boot (Sila, Zazen etc.) sitzenzubleiben.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Ich sehe da die Gefahr des Nihilismus schon um die Ecke schauen. Die Sila loslassen mag für Erwachte, die die Verschleierungen des Geistes überwunden haben, angehen, weil sie die klare Sicht und das große Mitgefühl verwirklicht haben. Für Ottonormalverbraucher dürften die Sila eine gute Richtschnur sein. Ich seh schon die Nächsten um die Ecke kommen, die meinen einen Freibrief dafür zu haben, alle ihre Bedürfnisse auf Kosten anderer auf der Stelle zu befriedigen, weil sie sich für erleuchtet halten. Das kann wohl nicht der Sinn der Sache sein, oder?

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Quote

    Für Ottonormalverbraucher dürften die Sila eine gute Richtschnur sein.

    Ottonormalverbraucher haben anständiges Verhalten von den Eltern gelernt.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Allein das Befolgen von Sittenregeln führt wohl nicht zu vollkommener Befreiung, weil man dann noch an die Vorstellung gebunden ist, ein guter Mensch zu sein. Rituale können dazu beitragen auf dem Weg zu bleiben, aber zum Ende des Weges führen sie auch nicht. Dazu bedarf es noch der Entwicklung von Wissen und Sammlung.

  • Quote

    Für Ottonormalverbraucher dürften die Sila eine gute Richtschnur sein.

    Ottonormalverbraucher haben anständiges Verhalten von den Eltern gelernt.

    Irren ist menschlich, vergeben ist göttlich.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Ein Erleuchteter, setzen wir mal voraus, so etwas gibt es in der westlichen Welt, würde niemals andere Menschen ausbeuten oder durch Macht erniedrigen, er hat es nicht nötig.

    Wenn er es doch tut, hat man den Scharlatan entlarvt. Denn jemand, der gefällig auf Kosten anderer lebt, kann kein Erleuchteter sein, unbedingt intervenieren.


    Auch an den Silas gilt es nicht festzuhalten, sondern sie zu verinnerlichen und dann zu vergessen aus dem bewussten Denkapparat des Alltags. Genauso wie: 'Wenn Du Buddha triffst, töte ihn.'

    Edited once, last by ewald ().

  • Nö.

    Wenn Otto Normalverbraucher anständiges Verhalten nicht von den Eltern gelernt hätten - wie es Thorsten hier leugnet -, dann würden sie also u.a., wie in den shila ja als falsch bezeichnet, Töten und Stehlen. Mit anderen Worten, die meisten Menschen wären allein aufgrund der hohen Aufklärungsquote bei Mord im Knast. Die meisten Menschen töten aber z. B. nicht.


    So absurd sind Thorstens Ideen vom Normalmenschen.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

    Edited once, last by Bebop ().


  • So absurd sind Thorstens Ideen vom Normalmenschen.


    Nicht Töten; umfasst alle Lebewesen. Massentierhaltung, Artensterben, mittelbare auch menschliche (gegenwärtige und zukünftige) Tote durch ökologische Schäden, die wissend hingenommen werden. Das Töten von anderen in Gedanken und Worten gehört dazu und ist omnipräsent. Wenn das Gesetz nicht harte Strafen vorsehen würde, wären auch das faktische Töten präsenter.

    Nicht Stehlen: heißt eigentlich: nicht nehmen, was nicht freiwillig gegeben wurde. Z.B. Ausbeutung, Steuerhinterziehung, etc.

    Sexuelles Fehlverhalten vermeiden: Prostitution, Pornografie, Sexismus, etc

    Nicht Lügen: Brauchst Du Beispiele?

    Keine grobe, verletzende Rede: Z.B. Hassrede im Netz

    Keine Zwietracht sähen: Spaltung in der Gesellschaft, Spaltung in religiösen Gruppierungen, Spaltungen in der Familie.

    Sinnlose Rede vermeiden: Brauchst Du Beispiele?

    Habgier: Brauchst Du Beispiele?

    Übelwollen: Brauchst Du Beispiele?


    Verkehrte Ansicht: Klammere ich etwas aus, weil sehr spezifisch für Buddhismus. Aber auch hier sorgen selbst im buddhistischen Rahmen die Eltern nicht automatisch dafür, dass man die Wirkungsweise von Karma erkennt. Allgemeiner formuliert und mehr auf unser tägliches Leben bezogen (auch als Nicht-Buddhisten) hier.


    Weitere umfangreiche Beispiele hier:


    Die Ethik des Zen

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

    Edited 4 times, last by Thorsten Hallscheidt ().

  • Sexuelles Fehlverhalten vermeiden: Prostitution, Pornografie, Sexismus, etc

    Das sind nur in Ansicht anderer verwerfliche sexuelle Handlungen, sind an Gesetze, Moral und Ethik gebunden und bewertet.


    Abstand nehmen von sexuellem Fehlverhalten ist gegen die Menschlichkeit begangene Taten, gegen die Lebewesen selbst. vor allem das Zertrennen von sexuell verbundenen Paaren und das Zerreißen von Familien aus sexueller Gier ist gemeint.


    Das von dir beschriebene ist der Mode unterworfen, Interpretation und Relativierung. Das Gemeinte gilt vom ersten Menschen an bis zum Letzten.


    Nicht töten ist wie immer eine Fehlinterpretation, es geht um das Morden, das Töten über den zum Lebenserhalt nötigen aus Gier. Dem Morden aus Gier, Hass und Glaube. Auch das gilt vom Ersten bis zum letzten Menschen.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • Wenn es einen Otto Normalverbraucher gibt, gibt es dann auch einen nicht Otto Normalverbraucher? Wer ist das? Nur wenige Kinder haben von den Eltern gelernt, wie das Leben wirklich funktioniert, sie müssen es später aufwendig nachholen. Wer dann aus der westlichen Welt die Lehre Buddhas für sich entdeckt, um so besser, aber kaum ein Elternpaar vermittelt dies im Westen dem Kind. Warum werden denn im Westen Menschen kriminell und müssen ihre Gefühle damit kompensieren, weil sie es nicht besser gelernt haben.

  • Nur wenige Kinder haben von den Eltern gelernt, wie das Leben wirklich funktioniert, sie müssen es später aufwendig nachholen. Wer dann aus der westlichen Welt die Lehre Buddhas für sich entdeckt, um so besser, aber kaum ein Elternpaar vermittelt dies im Westen dem Kind.

    Soso. Der Buddha, der vor über zweitausend Jahren lebte, oder einer, der die Lehre Buddhas verkündet, weiß also, wie das Leben funktioniert. Wie entdeckt man z.B. die Lehre Buddhas? Nehmen wir doch mal den gerade wieder hier diskutierten Thich Nhat Hanh. Leider haben die Eltern dem Kind A nicht beigebracht, wie das Leben funktioniert. A entdeckt nun TNH. A schaut sich genau an, wie TNH sein Leben gestrickt hat. Nach zwanzig Jahren ist Folgendes geschehen, und die Eltern beglückwünschen A dazu, nun kapiert zu haben, wie das Leben funktioniert.


    A ist ein weltweit bekannter Guru, der in führende US-Talkshows eingeladen wird, um dem US-Präsidenten Ratschläge zu geben (diese werden allerdings ignoriert). A lebt auf großen Grundstücken, aber in einem kleinen Raum mit nur sieben Kostümen zum Wechseln (über seine Unterwäsche ist nichts bekannt), aber das macht nichts, denn er kann jederzeit aus allen Ecken der Welt überall hin jetten, auch zu seinen Eltern. Würde A zum Beispiel einen Hirnschlag erleiden, könnte er sich aussuchen, in welchem Land man ihn im Rollstuhl spazierenschiebt, und es wären immer genug Pfleger da. Die Pflegestufe beantragen und all diesen Mist braucht A nicht zu machen, denn A hat alle nötigen Resourcen, und wenn nicht, schmeisst sie ihm einer hinterher. Obwohl A eigentlich nie was anderes machte, als alles besser zu wissen und das zu diktieren oder andere aufschreiben zu lassen und viel zu reden.


    In den Buchregalen überall in der Welt finden sich Bücher von A. A hat es offensichtlich geschafft. Er hat Millionen von Lesern und eine ganz gescheite Kerntruppe, die sein Image sauber hält, in allen Medien. Von A sagen die Leute, er sei ein Mönch (denn sein Kleiderschrank ist ja fast leer und er redet immer so gescheit und lieblich daher). Die Eltern von A sind wirklich froh, so ein anständiges UND erfolgreiches Kind zu haben.


    A ist übrigens auch Vietnamese. Er isst kein Fleisch, schaut kein TV. Fast alle anderen Vietnamesen in Vietnam tun dies schon, wie auch fast alle anderen Menschen in der übrigen Welt. Aber das ist egal, A hat trotzdem recht. Die Eltern denken sich, wenn A die Ukraine regierte, dann würden keine Russen sterben, sondern nur Ukrainer, und dann wären am Ende natürlich weniger Menschen tot, also hat A schon recht, man sollte eben nicht töten, egal, wer da anrückt. Die Eltern von A denken, so hätte das damals auch in Vietnam laufen sollen, dann wäre es ganz schnell gegangen mit dem Kommunismus, ohne all die Toten bei den anderen, die sich unbedingt wehren mussten. Und dann noch Napalm.


    Ach, wären wir nur die Kinder gewesen und A unsere Eltern!

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Nicht Töten; umfasst alle Lebewesen.

    Nein. Siehe Nansens Katze. (Aber ich sagte dir schon, du bist kein Zen-Schüler, du bist bei einem Lehrer, der Theravada zu verstehen sucht.)


    Quote


    Sexuelles Fehlverhalten vermeiden: Prostitution, Pornografie, Sexismus, etc

    Nein. Die sila richtet sich gegen Ehebruch und den Sex mit Gefangenen und Nonnen. Ikkyu ging zu Prostituierten. Yamamoto Gempo galt als Frauenheld. Alles angesehene Zen-Meister.


    Die Ethik des Zen

    Das vergleiche man mit den zuvor genannten Idealen. Das Buch ist von Robert Aitken, und der war DER Aktivposten im Kampf gegen Shimano, den er gern weithin anschwärzte. Also mit anderen Worten, dem wurde es halt irgendwann zu bunt, und da war es aus mit dem hier verbreiteten Verständnis der Rechten Rede, und er dachte, er müsse die Wahrheit über Shimano sagen. Und die war eben schmutzig, dazu musste er den Schmutzkübel über ihm ausgießen.


    Der arme Aitken. Er hätte das Buch besser nicht geschrieben. Man kann schon Saures geben, aber man sollte dann nicht so weitschweifig die alte Ethikleier abspielen, als hätte man nicht kapiert, worum es im Zen geht.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Nur wenige Kinder haben von den Eltern gelernt, wie das Leben wirklich funktioniert, sie müssen es später aufwendig nachholen. Wer dann aus der westlichen Welt die Lehre Buddhas für sich entdeckt, um so besser, aber kaum ein Elternpaar vermittelt dies im Westen dem Kind.

    In den Buchregalen überall in der Welt finden sich Bücher von A. A hat es offensichtlich geschafft. Er hat Millionen von Lesern und eine ganz gescheite Kerntruppe, die sein Image sauber hält, in allen Medien. Von A sagen die Leute, er sei ein Mönch (denn sein Kleiderschrank ist ja fast leer und er redet immer so gescheit und lieblich daher). Die Eltern von A sind wirklich froh, so ein anständiges UND erfolgreiches Kind zu haben.

    Verstehe Deinen Zynismus über Thich Nhat Hanh nicht, ist das Neid? Ihm ist es wurst.

  • als hätte man nicht kapiert, worum es im Zen geht.

    Seit Du hier die Ansicht vertreten hast, ein sehr guter Orgasmus sei Befreiung, ist Dein Urteilsvermögen in dieser Sache für mich zumindest fragwürdig geworden.


    Innerhalb Deiner Binnenperspektive gibt es, soweit hier zu lesen, offenbar keine Zweifel. Du weißt genau, wer "es" kapiert hat und wer nicht, Du weißt genau, wer ein Scharlatan und Betrüger ist und wer nicht. Du weißt, worum es im Zen geht, die anderen nicht. Nun gut.


    In Ermangelung eines Selbstzweifels kannst Du daher womöglich auch nichts mehr von anderen lernen, was schade ist. Wenn man (nach eigenem Dafürhalten) ganz oben angekommen ist, geht es oft nicht mehr weiter. Manchmal ist dann allerdings die Bergspitze eher eine Sackgasse. Vorschlag aus den Abgründen der Unwissenheit: Vielleicht mit dem Anfängergeist alles wieder wegwischen? :|

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Ein eruptiver Orgasmus kann sehr gut von sexueller Verklemmtheit befreien, aber von den aus Angst errichteten Mauern im Alltag kann er nicht befreien. Wer im Kopf vernagelt ist, bleibt auch mit Orgasmus vernagelt, das zu beheben ist etwas aufwendiger, jedoch mit der Anwendung von Buddhas Lehre, dem Dharma, ist Abhilfe möglich.

  • Verstehe Deinen Zynismus über Thich Nhat Hanh nicht, ist das Neid? Ihm ist es wurst.

    Du darfst es sehen, wie Du willst. Wahrscheinlich ist dann auch Dr. Idz nur neidisch, mein Liebling-Tictocer, ein Arzt, der sich den Arsch aufreisst, um all den unwissenschaftlichen Unfug in sozialen Medien zu widerlegen. Allerdings hat Dr. Idz sein erstes Buch genau wie ich erst viele Jahre nach seiner ganzen Aufklärerei geschrieben, also kann es darum nicht wirklich gegangen sein - zumal meine Büchlein sich übrigens mit Zen-Antworten (d.h. Koan und Zweifeln!) und Idealen beschäftigen, nicht mit Atem-Sutren oder neuen Ordensregeln oder irgendwelchen Mode-Themen wie Liebe und Achtsamkeit.

    Seit Du hier die Ansicht vertreten hast, ein sehr guter Orgasmus sei Befreiung

    Ich erspare es mir, auf den Rest einzugehen. Wer meine YouTube-Clips kennt, weiß, wie ich immer wieder mit Zweifeln arbeite. Zweifeln als Zen-Praxis ist aber etwas anderes als an seiner Fähigkeit zu zweifeln, unreife Zen-Lehrer zu erkennen. Wenn man kein natürliches Talent dafür hat, bleiben immer noch viele rationale Kriterien, die man sich erarbeiten kann.


    Ein guter Orgasmus fällt "aus der Zeit". Das Erleben entspricht m. E. zumindest dem, was Leute wie Brad Warner oder die Adepten im Kapleau-Buch als ihr Erwachen (oder Befreiung) beschreiben. Ich habe kürzlich auch nochmal anhand eines Zen-Lehrer in einem Clip aufgezeigt, dass er mit erhabenen Worten als satori beschreibt, was so bei einer Darmspiegelung abläuft, die noch als "conscious sedation" gilt. Das einzige Kriterium, das man da nicht einfach findet, wäre die Veränderung des Lebens. Genau dazu ist aber eine Integration in die Ich-Identität vonnöten, und nur so wird darüber Reflektion möglich (früher war ich oder er soundso, heute soundso, schaut her, das hat das Erwachen gemacht). Das heißt also sogar: Im Gegensatz zu der Erfahrung der Darmspiegelung braucht das satori offensichtlich eine Instanz, die das satori als solches empfindet - und konterkariert sich damit ja irgendwie selbst (diese Instanz ist nämlich erst durch "sedation", also die Anästhesie, ausgeschaltet).


    Hier muss dann der Zen-Lehrer eben mal genau erklären, was er meint. In diesem Fall hat der Lehrer sogar 18 Monate gebraucht, um die Erfahrung zu integrieren, die ähnlich wie in obigen Quellen geschildert wurde. Das schlägt für mich dem Fass den Boden aus, darum wählte ich auch diesen Lehrer als Beispiel. Wahrscheinlich meinte er bloß die "Nach-Satori"-Übung, allmähliche Übung nach plötzlichem Erwachen, das Herumziehen der Adepten im alten China, wenn sie noch von dem und dem Meister eine Bestätigung suchten. All das ist in den Schilderungen etwa im Denkoroku weg, es ist auch im Orgasmus weg (nämlich der Dualismus). Das andere, von dem dieser Lehrer spricht, ist alles nachträgliches Hineininterpretieren, genau wie später vom Orgasmus zu sagen, wie vergänglich der doch bloß ist, wenn im Moment des Geschehens als wesentliches Merkmal "Entgrenzung" treffend ist.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

    Edited 2 times, last by Bebop ().