Lehrte Thich Nhat Hanh wirklich Chan?

  • Zazen ist eigentlich die reinste Ausdrucksform.

    Reduziert auf ein Minimum.


    Satori oder Kensho, wo im Wesentlichen der Inhalt des HerzSutras erfahren wird, „das das stimmt“, würde ich als Erwachen bezeichnen.


    Erleuchtung hingegen als tägliche Übung und Praxis:

    „Den Weg zu gehen“…


    Eine Tasse Tee nicht nur zu trinken sondern auch zu würdigen, zu schätzen, zu danken lernen

  • Shikantaza: Nur sitzen und sich bewusst sein, nur zu sitzen.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • Shikantaza habe ich so verstanden, maximal nur auf die rechte Haltung ab und zu zu achten.


    Aber ansonsten nicht einmal auf das Atmen zu achten.


    Weil man auch umgekehrt bewusst sich auf das Atmen konzentrieren kann, zB um das Erreichen von „Kensho zu beschleunigen, wie zB im Buch „Zen Training“ beschrieben.


    Und die Sache mit der „kalten Asche“ sehe ich symbolisch als ein sich „vollständiges verbrennen“ (nichts bleibt zurück), aufgehen, hingeben, in jedem neuen Augenblick, ohne ein „Ich“, oder Gedanken an „Gewinn“ und „Verlust“.

  • Und auch zu erkennen was wirklich getan werden muss und was nicht. Dh. Relativ frei von Neigung und Abneigung zu werden, dass durch das Denken oft beschwert wird.

    Was muss denn wirklich getan werden?

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Wenn es die Manifestierung von hishiryo wäre, ist leicht zu beweisen, dass es zu dessen Manifestierung kein Zazen braucht.

    Natürlich nicht.
    Niemand hat ja auch behauptet, dass Zazen die einzige Manifestation wäre.

  • Was muss denn wirklich getan werden?

    Eigentlich nur das wirklich Notwendigste.


    Das auch zu erkennen.

    Wenn man auch all das Überflüssige erkennt das man eigentlich nicht braucht und im Grunde doch nur Leid verursacht.


    Dazu gehören auch alte verinnerlichte Gedanken und Verhaltensmuster. Konditionierungen zu erkennen.


    Von Allem zumindest für Augenblicke auch loslassen zu können.


    Sozusagen mindestens einmal „zu sterben“ während man lebt.


    Und umgekehrt innere Kraft (Joriki) durch ausreichend langes ZaZen zu entwickeln.


    Also zu üben.


    Würde ich sagen.


    Das im Alltag dann anwenden. ZB Sich waschen, kochen, essen, „Reis anbauen“, schlafen zunächst einmal.

    Eben das zunächst mal Notwendigste.


    In Achtsamkeit und Würde und Wertschätzung bis hin zu Dankbarkeit für das was Da ist zu leben.


    Da das Leben aber oft viel komplexer und anspruchsvoller ist als zum Beispiel in einem „geschlossenem Kloster“ („Gemeinschaft/Blase“), wenn wir ganz allein auf uns gestellt sind, in einer Marktwirtschaft, wo auch Bildung gefragt ist, Beziehungen und Familie sofern man eine möchte, umgeben von vielen anderen anders denkenden Menschen, dehnt sich das Feld auch immer weiter aus.


    Wenn ich zB mich als Wesen ständig getrennt fühle, oder verschieden von anderen, dann hat das ebenso Einfluss auf mein Handeln.


    Wie groß ist mein Ego?


    Wie steht es mit Hass und Liebe?


    Wie steht es mit Gewinn und Verlust?


    Wie sieht es aus wenn Du wüsstest Du müsstest morgen sterben?


    Wie reagierst Du wenn dein Partner dich betrügt?


    Die Antworten auf all das kommen dann nicht mehr wie gewöhnlich vom Kopf, sondern vom Herzen, der Mitte in uns:


    Das kann man aber sehr schlecht erklären und schon gar nicht vermitteln.


    Das Herz (nicht das physikalische) zeigt sich uns mit der Zeit durch Za Zen idR von selbst.


    Das Herz kennt kein Gewinn oder Verlust, Hass oder Liebe.


    Das sind auch nur Worte die mir ganz spontan dazu einfallen.


    Und man darf auch nicht denken das es so etwas wie einen immerwährenden Idealzustand gibt, oder das man „auf einer Wolke nur noch schwebt“:


    Wir werden dabei jeden Augenblick aufs Neue geprüft. Aber durch die Übung zB ZaZen gelingt es uns mit der Zeit immer besser damit umzugehen.


    Und dadurch entsteht auch eine neue, eine andere Freiheit, als die, die wir zuvor kannten:


    ZB haben wir früher vielleicht jeden Abend die Glotze angemacht. Und nun erfreuen wir uns aber öfter an der Stille.


    Früher wurde uns schnell langweilig und wir meinten wir bräuchten jetzt „was Neues“, und nun erfreuen wir uns an dem was Da ist. Auch wenn der alte Stuhl da schon seid 20 Jahren steht: Finden wir ihn sehr schön. Und empfinden auch Dankbarkeit für seine Dienste.


    Es sind auch die scheinbaren Kleinigkeiten und Dinge des Lebens, die uns dadurch mehr als zuvor auffallen. Und wo wir bisher sagten:


    „Kenn ich doch schon, wie langweilig“:


    Unser Affengeist strebt ja auch immer nach neuer Unterhaltung bzw. er möchte „gerne was zu tun haben“. Er kann gar nicht anders. Dafür ist er Da. Aber der Affengeist kann auch lernen ruhiger und gelassener zu werden.

  • Mir fällt noch ein Gedicht von Kafka dazu ein:


    Es ist nicht notwendig, das Du aus dem Hause gehst.


    Bleib bei deinem Tisch und horche.

    Horche nicht einmal, warte nur.

    Warte nicht einmal, sei völlig still und allein.


    Anbieten wird sich Dir die Welt zur Entlarvung, sie kann nicht anders, verzückt wird sie sich vor Dir winden…


    - Franz Kafka -

  • Ein Joshu würde wohl einfach seine Latschen auf den Kopf legen und gehen, als Antwort auf diese Frage.


    Diese Idee vom "vorsitzen" frage ich mich wo die herkommt. Das scheint generell für einige die Idee zu sein. Sie Sitzen und durch das ritualisierte Sitzen, erfrischen sie immer wieder diese "Energie"?. Ich weiß nicht wo sowas herkommt.



    Im reinen Land kann auch eine "Glotze" stehen.

    Nicht-Denken bedeutet, ohne Gedanken inmitten des Denkens zu sein. Nichtverweilen ist das Merkmal unserer ursprünglichen Natur.

    In allen Situationen gilt es zu verstehen, dass alles Weltliche leer ist, und nicht an Vergeltung zu denken - ob gut oder böse, schön oder hässlich, Freund oder Feind -, auch in Zeiten von Disputen und Kämpfen.

    Innerhalb der kontinuierlichen Gedankenmomente sollte man nicht an das Vergangene denken. Denkt jemand an einen vorherigen Gedanken, an einen gegenwärtigen und an einen zukünftigen, dann werden seine Gedanken ohne Unterlass fortdauern. Dies nennt man 'gefesselt'. Wenn die eigenen Gedanken nicht in den dharmas verweilen, nennt man dies 'ungefesselt'. (..)


    Liebe Freunde! Bleibt der eigene Geist innerhalb der Sinnesbereiche unbefleckt, wird dies Nicht-Denken genannt.

    *Sinnesbereich Fernsehen. Trauen sich einige hier kein Netflix zu schauen? 😂


    Affengeist soll ruhiger werden, wenn das dein Ziel ist, aber wenn es nicht funktioniert auch kein Problem. Es geht ja nicht um Selbstoptimierung. Der Affengeist kann auch mal Affengeist Sachen machen. Wer bewertet es denn, wie der Affengeist/Geist sein solle? Und wer glaubt dieser, wer er ist? Und warum denkt dieser, er wüsste es besser als du?

    Die Frage ist ja nur, wie bleibst du in den Sinnesbereichen unbefleckt. Im Optimalfall haben wir eine natürliche Erziehung genossen und tun natürlich das, was uns am besten tut. Sowieso.


    Die Zen-Radikale ist im Gleichmut zu sehen, für mich bedeutet das, nicht zu Verurteilen, sondern die Gründe aufzuzeigen, wieso. Und in jedem Menschen einen Buddha zu sehen. Man kann mich nicht von etwas anderem überzeugen, jeder Mensch tut das, was er für richtig und den Umständen entsprechend am besten hält. Zen ist, von diesem Spiel auch mal Pause machen zu können ohne eine wirkliche Pause zu machen, manche machen aber selbst noch Zazen zum Spiel.


    Wie groß ist dein Ego ist da nicht die Frage, sondern, haftest du daran an?

  • Diese Idee vom "vorsitzen" frage ich mich wo die herkommt. Das scheint generell für einige die Idee zu sein. Sie Sitzen und durch das ritualisierte Sitzen, erfrischen sie immer wieder diese "Energie"?. Ich weiß nicht wo sowas herkommt.

    Naja, der alte Sawaki sagte schon: ZaZen, sonst Nix, Basta…


    Wie willst Du auch sonst mal lernen wieder ganz still zu werden?

    (Okay, Du kannst natürlich auch eine Stunde auf dem Stuhl sitzen und still zum Fenster hinausschauen)


    Und wie willst Du Deinen Affengeist erkennen oder bemerken der Dich gerade mal wieder umtreibt?


    Joshus „Latschen auf den Kopf“ war hingegen ein Ausdruck von „Leerheit“, eine Antwort auf ein Koan


    Okay, Du kannst natürlich sagen, „Alles ist Leerheit“, und jeder ist „Buddha“, und einfach nur tun und lassen was Du (dein Affengeist) gerne möchtest…


    Aber machst Du es Dir damit nicht einfach nur zu einfach?

    Weil Dir das ZaZen zu lästig und unbequem erscheint?


    Wie willst Du lernen achtsam im Augenblick zu sein, und mit dem Auskommen was gerade Da ist?


    Wenn das so einfach wäre wie Du sagst, bräuchte es ja auch keine Meditation…


    Und jeder macht dann einfach was er will:


    Die einen bauen Atombomben…

    Die anderen bepflanzen ihren Garten…


    Buddhas Lehre handelt aber von den Ursachen allen Leidens…

    Und von einem Pfad zur Befreiung von Leiden


    Jesus predigte Liebe und Mitgefühl


    Okay, Du sagst für Dich Du brauchst all das nicht…


    Und das muss auch jeder für sich selbst am besten wissen…

  • Nene, Meditation = Nicht-denken.

    Quote

    Liebe Freunde! Bleibt der eigene Geist innerhalb der Sinnesbereiche unbefleckt, wird dies Nicht-Denken genannt.

    Das ist eine Praxis die sich nicht auf das Sitzkissen reduziert. Liebe und Mitgefühl empfand ich schon seit der Geburt und die Praxis komplementiert das hier und da vielleicht.

    Es ist ja kein Geheimnis, das sich ein Dogen wohl auch im Pali-Vinaya belas und in seinen späteren Schriften extremere Ansichten entwickelte, es ist auch kein Wunder das du dann einen Kodo Sawaki, oder einen Muho zitieren kannst, die in seiner Linie ähnliche Ansichten hegen.

    Allerdings ist das nicht unbedingt die Mehrheit und in akademischen Soto-Kreisen wird diskutiert, ob der Dogen nicht auch seinen Meister missverstand, denn dieser hat Ansichten wie "nur-sitzen = Erleuchtung" nicht gelehrt.


    There has been a theory floating around for some time in Sōtō scholarly circles that Dōgen might have actually misheard what Rujing said (for example, see “Shinjin Datsuraku: Shedding Body-Mind” by Rev. Seijun Ishii). Dōgen heard “body-mind drop off” or “shēnxīn tuōluò” (身心脱落) in Chinese. There aren’t any records of Rujing using that phrase, nor, as I mentioned above, does it occur in the Chinese Buddhist Canon. Rujing and the Canon, however, did use a phrase that might have sounded the same to Dōgen – “xīnchén tuōluò” (心塵脱落) or “mind dust drop off.”


    Auch wenn es das Vimalakirti Sutra schon vorwegnimmt. Hier ein anderer Soto-Vertreter:


    Quote from Sekkai Harada

    „Ist es nicht wunderbar, wenn jemand sagt: ‚Ich bin beschäftigt und habe keine Zeit für Zazen‘?“ Wenn Sie Zazen praktizieren, um sich selbst wirklich zu vergessen und einfach zu Ihrer Arbeit zu werden, dann ist das von Anfang bis Ende richtig. (...)

    Wie können Sie Zazen sein? Indem Sie das Sitzen vergessen.“

    Nach Foulk, kann man auch das "nur sitzen" von Dogen auch einfach als Alltagskoan nehmen.


    Ich denke es ist andersherum, den Leuten ist das Loslassen zu unbequem und lästig bzw. wissen die meisten gar nicht darum oder wollen schlichtweg auch einen solchen Weg nicht gehen, deswegen sind sie nur bereit auf dem Kissen zu sterben, wenn überhaupt. Eigentlich geht es ihnen nur um Achtsamkeit, Entspannung, bestimmte Lebenswerte und einem mystischen Glauben an einen Buddha der perfekt wäre oder sonst was. Aber hier wird ja schon eingeräumt das Sitzen lästig und unbequem sein kann. Wie buddhistisch ist es eigentlich wenn man anderen etwas "lästiges und unbequemes" empfiehlt?


    Im Zen gibt es doch das Koan, das du durchs Sitzen nicht zum Buddha wirst. Sprich, du wirst durch das Sitzen auch nicht die Ursachen des Leidens stoppen. Viel eher ist es doch zu erkennen, das das wahre selbst nicht erst kultiviert werden muss, in dem Sinne, sondern eben eine Seite der Realität ist, wie sie eben ist.


    Zen-Praxis hilft dir maximal dabei, psychologisches Leid ein wenig zu reduzieren und eine lockerere Weltsicht bringt auch seine psychologischen Vorteile, aber darauf belässt es sich dann auch. Sobald du Buddha hast, hast du auch Leid. Das sieht auch Dogen nicht anders.


    Und dennoch: Die Blüten, die du liebst, welken dahin, und das Unkraut sprießt zu deinem Ärger – und das ist alles.

    Dogen sagt "denke nicht-Denken"

  • Ob nun „Körper und Geist fallen ab“ oder „Geiststaub fällt ab“ bleibt gleich.

    Im Samadhi ist Körper und Geist, Geiststaub. Geistesstaubkörper.

    Wenn etwas abgefallen, verschwunden ist, hat es keine Ursache/Wirkung mehr und ist erst wieder einen Gedanken wert, wenn das Samadhi unterbrochen wird durch z. B. Geiststaub. :grinsen:

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • Stimmt, man kann es beides so lesen. War wohl sowieso eher eine schlechte Quelle für das was ich sagen wollte.


    Ich halte es mal besser mit Shodo, man sollte darüber hinausgehen. Wenn die Praxis auf dem Kissen bleibt, hat da keiner was von.


    Oder mit Dahui, Sitzen ist simples Upaya.

  • Nene, Meditation = Nicht-denken.

    Das ist auch nur die „halbe Wahrheit“: denn es geht ja nicht nur um nicht denken sondern auch um Achtsamkeit für den Augenblick zu üben und in den Alltag mit hinein zu nehmen. Zumindest im Zen.


    Mir sind dazu die „drei Pfeiler des Zen“ eingefallen:


    Bei Zen handelt es sich nicht um eine religiöse Praxis oder umfassende Weltanschauung. Die Art der Meditation beschreibt eine HALTUNG im Leben, die von verschiedenen Pfeilern geprägt wird. Die drei entscheidenden Säulen der Lehre sind die Meditation (Konzentration und Umgang üben für den Alltag, die Ethik (siehe auch Diskussion Sasaki), und eine Erkenntnis der Wirklichkeit (Satori, Kensho, oder ganz allgemein „wie die Dinge sind“).

  • Diese drei "Pfeiler" sind ein Mythos, der m. E. nichts mit Chan zu tun hat. Wie soll man Ethik einbringen, solange man die Dinge nimmt, wie sie sind? Ethik benötigt Dualismus und Wertung, und garantiert kann man mit moralischen Erwägungen die Dinge nicht mehr so sehen, wie sie sind. Tja, und wie sind sie denn überhaupt?


    Wenn Sawaki sagt, es ginge beim Zazen darum, kein Mensch mehr zu sein, dann meint er ja auch nur bestimmte Aspekte dieses Menschseins, z. B. das wertende und anhaftende Denken. Das nicht (so) denkende Menschsein ist dann aber okay. Demnach hat Zazen a) ein Ziel und braucht b) einen Entschluss, nämlich "auf(zu)hören, Mensch zu sein". Es wäre ja kein rechtes Zazen, wenn der Übende dabei gedanklich alle seine Intimfeinde massakriert und sich seine nächste Widerrede gegen Dôgen zurechtlegte. Da man das aber sehr wohl während Zazen machen könnte, braucht es also ein festes (anderes) Ziel und einen Entschluss. Es macht sich eben nicht von selbst.


    Von dieser ganzen althergebrachten Zen-Rhetorik bleibt für mich nicht mehr viel bestehen. Meines Erachtens wussten die alten Chan-Adepten, dass zum Menschsein einfach beides gehört, der ratternde Denkapparat ebenso wie das davon leergemachte Hirn. Im Wesentlichen ist Chan/Zen eine Technik, wie man vom Rattern wahlweise lassen kann. Bei TNH, der ja Ausgangspunkt dieses Threads war, führte natürlich das Rattern und nicht das Loslassen zu einer Aversion gegen z.B. gegen das Fernsehen oder den Krieg. Statt vom Rattern und Werten zu lassen riet er dann vom TV und Soldatendasein ab. Das ist aber gar nicht nötig, wenn man vom Rattern gelernt hat, auch lassen zu können.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Nicht Denken bedeutet nicht nicht zu denken. Denke! nicht-Denken.

    Quote

    Nicht-Denken bedeutet, ohne Gedanken inmitten des Denkens zu sein. (..)

    Was wird nun durch 'nicht' (wu) negiert? Welche Art von Ding ist 'Denken'? 'Nicht' bedeutet, ohne die Eigenschaft des Dualismus zu sein, ohne den Geist plagender Befleckungen. 'Denken' heißt, an die grundlegende Natur von Soheit (bhutathata) zu denken.

    Hui-Neng spricht vom nicht-denken als zentrale Doktrin, aber nicht von der hier definierten "Achtsamkeit".


    Quote

    Das samdahi der einen Übung bedeutet, immer den einzigen geradlinigen Geist in allen Handlungen zu praktizieren, ob beim Gehen, Stehen, Sitzen oder Liegen. (..)

    Übt genau diesen direkten Geist und seid ohne Anhaften inmitten all der dharmas.

  • Gedanken kommen und gehen, nicht denken ist das nicht über Gedanken nachdenken. Man kann sie einfach vorbeilaufen lassen bis eben keine mehr kommen, dann denkt man meistens: Wo sind die Gedanken?

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • Diese drei "Pfeiler" sind ein Mythos, der m. E. nichts mit Chan zu tun hat. Wie soll man Ethik einbringen, solange man die Dinge nimmt, wie sie sind? Ethik benötigt Dualismus und Wertung, und garantiert kann man mit moralischen Erwägungen die Dinge nicht mehr so sehen, wie sie sind. Tja, und wie sind sie denn überhaupt?


    Wenn Sawaki sagt, es ginge beim Zazen darum, kein Mensch mehr zu sein, dann meint er ja auch nur bestimmte Aspekte dieses Menschseins, z. B. das wertende und anhaftende Denken.

    Die drei Pfeiler dienen auch nur der „Orientierung“ innerhalb der Praxis. Und es geht auch nicht allein nur um „Nicht denken“, oder zu Beobachten „Ich denke“, sondern auch im Tanden, seiner Mitte wieder anzukommen.


    Um die Entwicklung von Herz-Geist. Der Begriff Geist allein kann auch irreführend sein. Das man denkt das würde sich nur aufs Denken oder Ego beziehen:


    Es geht auch um die Entwicklung des Großen allumfassenden Geist, wo es nicht mehr die kleinste Unterscheidung gibt. Der auch das ganz Universum umfasst.


    Normalerweise fallen die übliche Begierden, Neigungen und Anhaftungen mit der Zeit des Übens ab: Und haben deshalb auch Einfluss auf die Ethik.


    Kensho zu Erlangen ist für viele sehr schwierig. Oft ist es einfacher Stundenlang nur zu Sitzen und alle körperlichen Schmerzen zu ertragen. Aber das kommt dann auch irgendwie nur Selbstkasteiung gleich, wenn das letztendlich zum Ziel wird.


    Jedoch ist die Entwicklung der rechten Haltung an sich im ZaZen sehr wichtig: weil diese Haltung mit in den Alltag übernommen wird, bei der Verrichtung der Tätigkeiten und Fokussierung auf den Augenblick.


    Zuletzt hat mal jemand den Vergleich mit dem „Yeti finden“ gemacht im Zusammenhang mit Satori oder Kensho: man hat davon gehört, und man fängt an nach dem Yeti zu suchen. Aber man findet ihn nicht, weil man bestimmte Vorstellungen davon hat wie er aussieht und weil er sich nur von selbst zeigt und nicht wenn man nach ihm sucht.


    Der der das sagte, war mal jahrelang bei Deshimaru. Und in der Zeit hätte niemand den „Yeti gesehen“. Muho wahrscheinlich auch nicht. Dogen womöglich auch nicht. Weil auch im Soto Bereich unterwegs. Und im Soto im Gegensatz zum Rinzai die „Schwerpunkte“ auch anders gesetzt sind.


    Aber es braucht beide Schwerpunkte im Zen.

  • Der Vergleich mit dem Yeti erinnert mich daran, dass es ja nur ein paar Leute sind, die behaupten, einen gesehen zu haben, u. a. Bergsteiger, die in diesen Höhen in der Regel unter Sauerstoffmangel leiden. Der Yeti scheint mir eine Illusion zu sein. Wenn der Yeti sich nur zeigt, wenn man nicht nach ihm sucht, dann wäre auch die Erleuchtung, die sich zeigt, wenn man nicht nach ihr sucht - um in diesem Bild zu bleiben - eine Illusion.


    Ich will das gar nicht behaupten, sondern nur auf die Schrägheit mancher Vergleiche hinweisen.

    Es geht auch um die Entwicklung des Großen allumfassenden Geist, wo es nicht mehr die kleinste Unterscheidung gibt. Der auch das ganz Universum umfasst.

    Jaja, das Universum, die ganz große Nummer. Seufzend habe ich kürzlich unter ein Video von Muho geschrieben: "Das Universum macht kein gassho." Muho hatte sich Mühe gegeben zu erklären, warum eigentliche Kreativität bedeuten kann, das Universum sich durch mich ausdrücken zu lassen (anstelle meines individuellen Egos). Davor hatte er jedoch auch beschrieben, wie sich gassho nach (möglicherweise) einer Phase inneren Widerstandes ganz von selbst macht.


    Diese Metaphern taugen doch nichts. Was für eine Vorstellung vom Universum hast Du? Wir kennen es ja nicht mal in seiner Gänze. Welche Illusion soll da "umfasst" werden, welche Illusion sich durch mich ausdrücken? Wo ist das Universum, das sich um ein gassho schert?


    Und das alles kommt, könnte man nun zynisch anmerken, offenbar vom vielen Sitzen.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Diese Metaphern taugen doch nichts. Was für eine Vorstellung vom Universum hast Du? Wir kennen es ja nicht mal in seiner Gänze. Welche Illusion soll da "umfasst" werden, welche Illusion sich durch mich ausdrücken? Wo ist das Universum, das sich um ein gassho schert?

    Das liegt am immer noch unterscheidenden („kleinen Geist“) der Dich das fragt:


    Der große Geist denkt nicht mehr daran, und versucht es auch nicht zu begreifen. Darum kann er sich auch soweit ausdehnen das er das Ganze Universum umfasst…


    Der kleine Geist kann sich zwar vorstellen:

    Nicht Eins und Nicht zwei, in dem er sich mal Alles ist Eins vorstellt und ein ander Mal wiederum die Individuen.


    Aber der große Geist stellt sich das nicht mehr vor:

    Er hat es verinnerlicht…

    Durch Za Zen, durch Achtsamkeit im Hier und Jetzt bis hin zu Kensho.


    Gassho, oder auch Sanpei, sind auch gute Übungen, loszulassen…


    Der Anfänger (sein Ego) hegt oft Widerwillen:


    Keine Lust, möchte lieber was Anderes, was bringt mir das?

    Oder:

    Vor dem verbeuge ich mich doch nicht, dem „unterwerfe ich mich doch nicht“…


    Zum einen ist der kleine Geist gefangen in Illussionen und Täuschungen, in Unachtsamkeit, und alten Komditionierungen:


    Jahre lang ist der kleine Geist schließlich damit groß geworden…


    Und deshalb wird man wenn man dem großen Geist begegnet, auch oft wieder zum Kind…


    Man sieht die Welt auch wieder mehr mit Kinderaugen…


    Ganz unverfangen und unbedarft bis hin zu wunderbar…


    Kinder sind automatisch noch viel öfter im Hier und Jetzt, erleben automatisch ganz intensiv das Hier und Jetzt…


    Denken nicht so viel über Vergangenheit oder Zukunft nach

    Noch ist er Geist so voll und geprägt von dem was andere meinen und sagen


    Und darum ist der große Geist auch nichts Unnatürliches, Unerreichbares


    Denn er war und ist immer Da

    Auch wenn im Hintergrund


    Wenn man anfängt zu suchen, nach diesem großen Geist, wird er sich nie zeigen…


    Er erscheint von selbst…


    Wenn man alles andere wieder losgelassen hat…

  • Mein »Geist« kann sich nie über die Begrenzung meiner Haut hinaus ausdehnen. Alles innerhalb der Grenzen ist das Universum, das Außerhalb hat nur mit meinem Vermeiden von Unwohl und Erreichen meines Wohls zu tun. Mein „Geist“ hat das festhalten am Außen fast verlernt, ergreifen und loslassen funktioniert sehr gut.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • Der große Geist denkt nicht mehr daran, und versucht es auch nicht zu begreifen. Darum kann er sich auch soweit ausdehnen das er das Ganze Universum umfasst…

    Nein, das kann er nicht. Er entscheidet sich z.B. für eine ganz bestimmte Ehefrau. Oder für einen ganz bestimmten Zen-Lehrer. Das machen alle. Es gibt niemanden, der "das ganze Universum erfasst". Das ist bloß eine leere Worthülse, esoterisches Gefasel.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Nein, das kann er nicht. Er entscheidet sich z.B. für eine ganz bestimmte Ehefrau. Oder für einen ganz bestimmten Zen-Lehrer. Das machen alle. Es gibt niemanden, der "das ganze Universum erfasst". Das ist bloß eine leere Worthülse, esoterisches Gefasel.

    Das ist der kleine Geist…


    Der große Geist sucht und fragt nicht und zweifelt nicht und geht nirgendwo hin…


    Eine Frau drückt ihm ihr Kind in die Hand weil sie nicht sagen möchte von wem es ist…


    Das Gerede der Leute von wem das Kind ist kümmert ihn nicht…

    Er kümmert sich einfach um das Kind…


    Später kommt die Frau wieder und nimmt ihm das Kind…

  • Du beschreibst als großen Geist einen Menschen mit bestimmten Charaktereigenschaften. Der Buddha hat doch ganz klar gemacht, das die Buddha-Natur, der große Geist das ganze Universum ist d.h. das auch Klopapier die Buddha-Natur hat. Das Klopapier kümmert sich aber um kein Kind.


    Oder der Mönch der Yunmen fragt, wer ist Buddha? Dieser Scheißstock hier. Was hast du mit dem Scheißstock gemein? Babysitten ist es jedenfalls nicht.

  • Das Gerede der Leute von wem das Kind ist kümmert ihn nicht…

    Er kümmert sich einfach um das Kind…


    Später kommt die Frau wieder und nimmt ihm das Kind…

    Das Witzige ist, dass ich so etwas selbst erlebt habe. Von daher kann ich sagen, dass es nicht viel damit zu tun hat, das Universum durch mich kreativ sein zu lassen oder das Universum zu umfassen. Es ist vielmehr eine individuelle Entscheidung, wenn man so will ein Akt individueller Kreativität, steht also der Ebene näher, willentlich z. B. ein Kunstwerk zu schaffen (und darum kritisiere ich Deine und Muhos Analogien, weil sie den notwendigen Anteil des Ego einfach leugnen, obwohl dieser allen drumnherum offenkundig ist). Andere Menschen, die die Chance hatten, dasselbe zu tun, haben es nicht getan, sie haben sich nicht dafür entschieden. Wenn überhaupt, dann scheint das dem Universum völlig schnuppe zu sein, und die Bedeutung entsteht durch das individuelle Ego.


    Konkret stellt sich dann vielmehr die Aufgabe, wie man damit klarkommt, dass ein geliebter Mensch - auch aus rechtlichen Gründen - nicht mehr von einem selbst weiter großgezogen werden kann. Man muss solche Fragen nicht erörtern, wenn man glaubt, nur cooles Loslassen wäre die einzige Antwort. Und es ist auch schön, wenn man da einen Zen-Helden aus einer Geschichte zum Vorbild nehmen kann.


    Aber man kann zumindest feststellen, dass dies eine andere Übung erfordert als z. B. eigene Kinder zu zeugen und seine eigenen leiblichen Kinder großzuziehen (ohne dass irgendjemand anderes einen Anspruch auf sie anmelden könnte). Auch das steckt ja in dieser Geschichte drin.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)