Neulich ist mir aufgefallen, dass ich stehen kann.

  • Neulich ist mir aufgefallen, dass ich stehen kann.


    Ich bin noch kräftig genug dazu. Auch bin ich nicht durch Unfall oder Krankheit auf den Rollstuhl angewiesen. Ich kann stehen.


    Wie viel würdet ihr bezahlen, um wieder stehen zu können, falls ihr durch Schwäche oder Krankheit dazu nicht mehr in der Lage wäret, das Geld aber diese Fähigkeit wie durch ein Wunder wiederherstellen würde. 1000 €, 5000 €, 20.000 €?


    Ich habe zwei Hände. Was würde ich bezahlen, um eine zweite zu bekommen, falls ich eine durch einen Unfall verlieren würde?


    Ich kann gehen, laufen, sitzen, stehen, essen und trinken, scheißen und pinkeln, sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen, und unzähliges mehr. Welchen Wert hat all das, müsste ich es an einem Geldwert messen? Und dabei habe ich noch nicht einmal an fließendes Wasser, Heizung, Möbel, genug zu essen, etc. gedacht. Dieses äußere Zeug geht da fast unter.


    Ich bemerke, dass ich auf einem gigantischen Berg von Fähigkeiten, Möglichkeiten, Gesundheit und Kraft sitze, den die Gewohnheit unsichtbar gemacht hat. Im Vergleich dazu ist das, was ich mir aktuell wünsche, mit dem ich hadere, oder dessen Abwesenheit ich beklage, sehr, sehr wenig, kaum ein Häufchen. Und doch bestimmt dieses Häufchen mein tägliches Denken und Fühlen.


    Wird der Berg aber erst kleiner und beginnt zu schwinden durch Alter, Krankheit, drohendem Tod, Vergänglichkeit, Unfall oder Zufall, beginnt das große Jammern und Klagen. Irgendwann wird vor lauter Erosion dessen, was ich jetzt noch gewohnt bin, das Häufchen, um das sich bis dahin mein Leben gedreht hat, nicht mehr der Rede wert sein. Dann besteht mein Tagwerk vielleicht darin, noch Atem holen zu können. (Ich kann zurzeit noch leicht und frei atmen!)


    Ich glaube, selbst der reichste Mensch der Welt, würde all sein Geld hergeben, würde er nur die Hälfte dessen vermissen müssen, an das bis zur Blindheit ich gewohnt bin. Also ist die Hälfte dessen, was ich für selbstverständlich halte, und was ich nicht mehr wahrnehmen kann, mehr wert als aller Besitz des reichsten Menschen der Welt. Wie viel mehr? Ist das überhaupt zu beziffern? Trotzdem treibt mit vor lauter Gewöhnung und also Langeweile das Gähnen Tränen in die Augen. Wie dumm kann man sein? Dabei müsste ich jeden Tag feiern:


    Verrückt... ich kann tatsächlich stehen!


    :party:

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Ja, es ist toll was alles da ist. Es ist die gute alte Zeit von morgen! Danke für deinen Beitrag.

  • Herzlichen Dank Thorsten,

    es ist eines der vielen Wunder, die wir selten - wenn überhaupt - wahrnehmen können.


    Danke für die Er- Innerung.


    _()_Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Und jetzt noch 'der schaerfste Bonus':


    "Was wuerde ich von all den Sachen, die Thorsten aufzaehlte, vermissen, wenn ich nicht mehr vermissen koennte" - also nach meinem subjektiven Ende.


    :virus: (da hat doch tatsaechlich jemand ein Coronavirus-Smiley in die Smiley-Liste eingefuegt xD :virus:

  • Ich kann stehen, ist ein Erkennen.

    Zum Fluch wird dieses super Einfache erkannte, wenn da gefragt wird: Wer ist ich, der stehen kann?

    Dann erscheint Dualität aus nur Einfachem und führt in den Dschungel des Geistesgestrüpps, aus dem nur herausfährt: Ich kann stehen.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • Was für eine wunder-bare Erfahrung Thorsten, denn wenn ich es auch alles "weiß", so fehlt mir doch das wirkliche Fühlen dieser Wunder.


    Würde es mir nicht fehlen, würde ich mich mehr bewegt haben und bewegen. Leider nutze ich dieses Wissen zu wenig, um meine Bequemlichkeit zu besiegen.


    Ursache - Wirkung


    :cry:

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Was mir gerade bewusst wird, Qualia, ist, dass gerade Deine oben formulierten Gedanken meine Bequemlichkeit gefördert haben.


    Diese falschverstandene Lehre von der Leere ist eine wunderbare Ausrede für die Nicht-Be-ACHTUNG des Wunders des Körpers und allen Lebens.


    _()_Monika

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    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ich bin, stehe, gehe, sitze, liege, sehe, höre, rieche, schmecke, fühle, denke. Alles einzelne Satipatthanas und ein Satipatthana. Wer ist Ich, ist Leere, weder eines der Satipatthanas noch Satipatthana, denn Ich entzieht sich jeder Betrachtung.

    An Ich glaubt man oder macht es zu einem Ego oder mystischen Wesen im Jenseits. All das hilft nicht, es bleibt immer Leere, Leerheit. Die Suche nach Ich ist immer Leiden.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • So gesehen hast Du natürlich recht. Würde ich mich nicht damit identifizieren, würde ich auch nicht leiden.


    Dennoch finde ich es wichtig, sich dieses Wunders der Natur bewusst zu sein.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Wird der Berg aber erst kleiner und beginnt zu schwinden durch Alter, Krankheit, drohendem Tod, Vergänglichkeit, Unfall oder Zufall, beginnt das große Jammern und Klagen. Irgendwann wird vor lauter Erosion dessen, was ich jetzt noch gewohnt bin, das Häufchen, um das sich bis dahin mein Leben gedreht hat, nicht mehr der Rede wert sein. Dann besteht mein Tagwerk vielleicht darin, noch Atem holen zu können. (Ich kann zurzeit noch leicht und frei atmen!)

    Ach ja, das ist eine sehr gute Erinnerung, denn nichts im Leben ist selbstverständlich. Am Ende verlieren wir sowieso alles, denn von Anfang an gehört uns nichts.


    Man kann das Leben als Darlehen betrachten, und jeder Augenblick kann der letzte sein.


    Als Alexander der Große starb – so erzählt eine Legende – lagen seine Hände ausgestreckt im Grab, obwohl er die ganze Welt erobert hatte. Und wofür? Alles ist vergänglich, ins Jenseits kann man nichts mitnehmen.


    Schade eigentlich, dass der Mensch es oft zu spät erkennt – wenn überhaupt.


    Gut erfasst, danke sehr, Thorsten. _()_

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Dass man noch stehen, gehen, hören, sehen kann, dafür kann man Dankbarkeit empfinden und damit entwickelt sich auch eine natürliche Bescheidenheit - es genügt diese wunderbaren Fähigkeiten zu haben. Viel mehr als nötig ist um sie aufrecht zu erhalten, möglichst gesund zu bleiben, braucht man eigentlich nicht. Es ist großartig genug, ein Mensch zu sein.


    Allerdings sind diese Fähigkeiten nicht von Dauer und dem Dasein droht stets der Untergang. Das Altern ist ein stückweises Sterben, die Zähne fallen aus oder werden herausgerissen, die Sehkraft lässt nach, man hört nicht mehr gut, die Muskelkraft verringert sich, alles wird anstrengender. Das Herz macht seltsame Sprünge, man beginnt zu keuchen und zu sabbern und der Urin rinnt in die Hose. Man zieht sich auf das zurück, was man noch hat und ist dankbar, dass es nicht schlimmer ist. Noch nicht.


    Das Dasein ist ein erstaunliches Wunder, aber daran festzuhalten hat großes Leid zur Folge. Man nützt es besser um dukkha, anicca und anatta zu erkennen, das Begehren zu überwinden und Loslösung zu üben, so dass es nicht mehr entstehen kann.

  • Allerdings sind diese Fähigkeiten nicht von Dauer und dem Dasein droht stets der Untergang. Das Altern ist ein stückweises Sterben, die Zähne fallen aus oder werden herausgerissen, die Sehkraft lässt nach, man hört nicht mehr gut, die Muskelkraft verringert sich, alles wird anstrengender. Das Herz macht seltsame Sprünge, man beginnt zu keuchen und zu sabbern und der Urin rinnt in die Hose. Man zieht sich auf das zurück, was man noch hat und ist dankbar, dass es nicht schlimmer ist. Noch nicht.


    Das Dasein ist ein erstaunliches Wunder, aber daran festzuhalten hat großes Leid zur Folge.

    Ich denke, das Anhaften daran führt zu Leid, ebenso wie die Ablehnung der Vergänglichkeit aus Angst vor Leid.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Das sich alles von selbst verändert ist ein sehr großes Wunder. Ohne dem wäre alles immer gleich und fest und starr. Leben könnte gar nicht leben. Die Sonne (alle Sterne) nicht scheinen, der Mond sich nicht bewegen. Die Vögel nicht singen.


    Manches davon akzeptiert unser kleiner Geist gerne, manches weniger.


    Unser Körper funktioniert auch weitestgehend völlig autonom ohne unser Denken:


    Er muss nur gefüttert werden und er braucht Wasser (Nährstoffe) und Schutz vor zuviel Hitze oder Kälte.


    Er ist eigentlich sehr genügsam.

    Unser kleiner Geist hingegen oft weniger.


    Wenn „ich“ einen Sonnenaufgang erblickt, dann ist es nicht einmal „Ich“ der ihn zuerst erblickt:


    Es sind die Sinne unseres Körpers. Es ist unser Körper. Dann kommt erst das „ich“ hinzu und bemerkt die Sinne seines Körpers, und sagt „ich sehe einen Sonnenaufgang“ (Fähigkeit des Menschen zur Selbstreflexion). In der dritten und letzten Stufe findet auch eine Bewertung all dessen statt, auch auf Grund gespeicherter Erinnerungen und Erfahrungen:


    Den ersten Sonnenaufgang zu erleben (oder einen nach ganz langer Zeit), das erste Licht zu erleben (nach langer Dunkelheit), ist deshalb auch oft anders als alle anderen Sonnenaufgänge und Lichter danach:

    Die schon mehr zur Gewohnheit geworden sind.


    Aber jeder Sonnenaufgang und Licht ist in Wahrheit immer dasselbe große Wunder.


    Und das Leben an sich das größte Geschenk an jeden Menschen


    💫🌈❤️🍀🌸

  • Wird der Berg aber erst kleiner und beginnt zu schwinden durch Alter, Krankheit, drohendem Tod, Vergänglichkeit, Unfall oder Zufall, beginnt das große Jammern und Klagen. Irgendwann wird vor lauter Erosion dessen, was ich jetzt noch gewohnt bin, das Häufchen, um das sich bis dahin mein Leben gedreht hat, nicht mehr der Rede wert sein. Dann besteht mein Tagwerk vielleicht darin, noch Atem holen zu können. (Ich kann zurzeit noch leicht und frei atmen!)

    Ach ja, das ist eine sehr gute Erinnerung, denn nichts im Leben ist selbstverständlich. Am Ende verlieren wir sowieso alles, denn von Anfang an gehört uns nichts.


    Man kann das Leben als Darlehen betrachten, und jeder Augenblick kann der letzte sein.

    Ja, solange man sich dessen bewusst ist, kann man sich jeden Moment der Gesundheit und des Wohlbefindens achtsam vergegenwärtigen und sich auch daran erfreuen.


    Sich einfach nur der gesunden Körperfunktionen zu erfreuen, birgt immer die Gefahr in sich, an diesem Zustand anzuhaften, vielleicht sogar eine stärkere Fixierung auf den Körper allgemein - heutzutage "muss" ja alles "optimiert" werden, perfekt sein - zu entwickeln.

    Heute kann ich (gut) stehen, morgen könnte ich möglicherweise einen Hexenschuss/Bandscheibenvorfall bekommen und auf allen Vieren kriechen...(Natürlich sollte man solches nicht im Voraus befürchten... ;) )


    Mindestens genauso erfreulich und Dankbarkeit erzeugend, wie das wunderbare Zusammenspiel unserer Körperfunktionen, welches Leben ermöglicht, ist die Fähigkeit von Körper und Geist, sich an neue Gegebenheiten anzupassen und zu heilen.


    Glücksforscher beobachteten, dass sich Menschen, die z.B. durch einen Unfall plötzlich gelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen waren, nach einer gewissen Zeit (ca. 1 Jahr) wieder nahezu auf dem gleichen "Glückslevel"/Zufriedenheitszustand bewegten, wie vor dem Unfall. Man gewöhnt sich eben an vieles....



    Noch eine kleine Anekdote aus meiner Jugend :erleichtert: :


    Mit ca. 11 Jahren war ich recht albern und verkichert und störte einmal das laute Gebet unseres katholischen Religionslehrers, eines Priesters, am Beginn der Religionsstunde, der formulierte:

    "Wir danken dir, Gott, dass wir ATMEN können." durch anhaltendes Lachen....

    (Es erschien mir soooo selbstverständlich, atmen zu können, du liebe Zeit, dafür braucht man doch nicht zu danken!... (: )

    Nun, der Pfarrer strafte mich nicht, sondern nahm mich nach der Stunde beiseite und schlug vor, dass ich doch das nächste Gebet sprechen solle...(Guter Pädagoge! :) )


    Einige Zeit später kam noch eine "Belehrung von "oben"": Ich bekam eine heftige Bronchitis, bei der mir tatsächlich ab und zu die Luft wegblieb...


    Und da verstand ich wirklich, wie wichtig der Atem (des Lebens) ist und dass man für ein freies Atmen dankbar sein kann.



    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

    Loslassen....öffnen... - und alles fügt sich.


    "Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch." (F. Hölderlin)


    "...In der Aufhebung des Begehrens (tanha) besteht die Aufhebung des Leidens.

    Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..."

    (AN.VI.63)

    Edited once, last by Anna Panna-Sati ().

  • Durch unsere Bewertungen erst

    Geben wir etwas einem „Wert“


    Aber eigentlich hat im Universum Alles denselben Wert


    Neigung und Abneigung

    Sich getrennt fühlen und Emotionen


    Entstehen oft allein nur in unserem Geiste


    Aber eigentlich ist im Universum

    Alles Eins


    Und kann darin auch nie „verloren“ gehen


    Etwas verändert sich darin halt nur beständig


    Auf das wir selbst oft auch gar keinen Einfluss haben


    Aber weshalb wir oft beginnen zu Leiden


    Wenn wir dies nicht so erkennen


    Uns dem nicht hingeben und nicht vertrauen darin finden wollen


    Oder es manchmal halt einfach nur schwieriger ist als an anderen Tagen


    Jeden Tag

    Wird uns auch so vieles aufs Neue geschenkt


    Aber oft erfreuen wir uns nicht (mehr) daran


    Weil wir etwas anderes erwartet haben

  • Aber eigentlich hat im Universum Alles denselben Wert

    Das ist nicht an Samadhi1876 gerichtet.


    Alles im Universum hat keinen Wert, kein Ich, kein Bestehen, kein Vergehen und kein Vollkommen.

    Alle Werte sind leer von Realität, das anhaften an meine Werte ist der Stick um meinem Hals, dukkha.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • Mir ist vor einiger Zeit aufgefallen, dass ich hinfallen kann.


    Und der gebrochene Ellenbogen erinnert mich daran, dass das jederzeit möglich ist.

    :zen:



  • Mir ist vor einiger Zeit aufgefallen, dass ich hinfallen kann.

    Ja, die Störungen des Systems bleiben in Erinnerung, deutlich mehr als dessen reibungsloses Funktionieren.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Ja, die Störungen des Systems bleiben in Erinnerung, deutlich mehr als dessen reibungsloses Funktionieren.

    Es sind doch zwei Seiten der selben Medaille: Wenn man Vergänglichkeit verdrängt, dann will man ja eigentlich die "negativen Gedanken" dass alles ständig kaputt gehen kann, los werden. Aber indem man dann den ungestörten Zustand als den Normalen sieht, hat man dann dann auch all die Freude über das Wunder des reibungslose Funktionieren geopfert.

  • Mir ist vor einiger Zeit aufgefallen, dass ich hinfallen kann.

    Ja, die Störungen des Systems bleiben in Erinnerung, deutlich mehr als dessen reibungsloses Funktionieren.

    Das wollte ich nicht damit sagen.


    Aber du zeigst in deiner Antwort auch, worauf es dir ankommt, dass wir mehr fokussiert sind auf die "Störungen" als auf den reibungslosen Verlauf. Da stimme ich dir zu, aber mein Post sollte kein Widerspruch zu deinem sein. Ich fand es als Anregung, machte mir dazu Gedanken und kam dann zu diesem Ergebnis.

    Ich hätte auch sagen können: Jeder Tag ist ein guter Tag - oder jedes Ereignis ist ein gutes Ereignis.


    In der biologischen Welt gibt es keine Störungen. Das ist ein Begriff der technischen Welt, die wir uns aufgebaut haben und zu der auch wesentliche Teile der Medizin gehören.


    Akzeptanz eines Zustands bedeutet nicht die Dinge laufen zu lassen - es hieße ja, den natürlichen Zerfall der Dinge hinzunehmen und sich nicht um deren Pflege und Erhalt zu kümmern. Die Einsicht in die Vergänglichkeit ist m.E. eine hilfreiche Einsicht, um einen Beziehung zwischen Festhaltung und Loslassen, zwischen Aufbau und Abbau wahrzunehmen und der nihilistischen Haltung eine mitfühlende entgegen zu stellen.


    Ich ziehe den Begriff Wandlung oder Veränderung dem der Vergänglichkeit vor. Anicca kann auch so verstanden werden und hat dann nicht diesen Aspekt der Nichtigkeit.

    :zen:



  • Hallo Leonie,bitte Nachsicht wenn ich mitunter neben der Spur antworte.Bin neu vieles “verstehe” ich nicht (noch nicht🤣)

    Zu dem Beitrag fiel mir e.Spruch ein:”Gott (wer immer)gebe mir die Gelassenheit,Dinge hinzunehmen die ich nicht ändern kann.Den Mut Dinge zu ändern die ich ändern kann und die Weisheit das eine vom andern zu unterscheiden.”

    Ich war Meisterin in ändern zu wollen wo nix geht na ja bin ich noch immer..aber ich merke es früher.

    Ich verstand zu Beginn dass ich ab nun da ich ja großartig Zen praktizieren wollte alles !!!hin-und annehmen soll.Das führte auch nirgends hin.

    Ursula-rinzai14

  • ABC250507


    Das sogenannte Gelassenheitsgebet hat auch einen Wikipedia-Eintrag. Ich ordne so was unter die Rubrik "Kalendersprüche" - . Aber sei's drum - was mache ich mit so einem Kalenderspruch? Oder anders gefragt: worum geht es denn dabei?

    Da ist 1. Gott -

    2. Gelassenheit, Mut und Weisheit , die ich mir von diesem Gott erbitte -

    und zwar für

    3. Dinge, die es gibt, die so oder anders sind.


    Und da komme ich dann zu einer Schleife, denn es ist ja ein ICH, das die Dinge entweder so oder anders sieht und sie nicht annehmen kann, wie sie sind, oder sie nicht ändern kann, weil weder Mut noch Kraft dafür da ist oder nicht zwischen dem einen und dem anderen unterscheiden kann.


    Und dieses ICH bittet also ein anderes ICH um Hilfe.


    Wenn mir der Mut und die Kraft fehlt, Dinge zu ändern, brauche ich tatsächlich die Gemeinschaft mit anderen Menschen - aber auch für die Gelassenheit und die Weisheit brauche ich andere, die mich über schwierige Zeiten tragen oder die mich kritisch begleiten.


    Andererseits - ich sollte keine Angst haben, Fehler zumachen und mit dem Mut der Tapferen heroisch zu sterben. Manchmal muss man sich dem Rad in die Speichen werfen - wie Bonhoeffer das so formuliert hatte.

    Dafür ist es allerdings wichtig, dass man selbst nicht "neben der Spur" ist.

    :zen:



    Edited once, last by Leonie ().

  • Hallo Leonie, ich empfinde es als etwas abwertend meine Satz als Kalenderspruch zu bezeichnen. Ich klebe hier bei niemandem ein Etikett auf das was er sagt bleibe bei mir und möchte im Gegenzug auch nichts von mir bewertet oder gar abgewertet wissen.

    Ich bin auch “trockene Alkoholikerin” und das Gelassenheitsgebet ist in meinen Gruppen Standard und hilft auch vielen in prekärer Situation.

    Ursula -rinzai14

  • In der biologischen Welt gibt es keine Störungen. Das ist ein Begriff der technischen Welt, die wir uns aufgebaut haben...

    Ich verstehe nicht, was du meinst .Das was Leben ausmacht ist, ja der Versuch sich unter sich ständig ändernden Bedingungen zu bewahren. Wasser aufnehmen wenn zu wenig da ist, Wasser abgeben wenn zu viel da ist. Wärmen, wenn es zu kalt ist, Hecheln wenn es zu warm ist. Allem gegenüber, was bedroht muß, gegengesteuert werden. Natürlich ist das hoch komplex und jeden Moment muß geschaut ist, wass "störender" ist.


    Aber ich find dies ja einen wichtigen Punkt. Wenn es darum geht die Seifenblase der eigenen Existenz durch all die Widrigkeiten und Wechselfälle zu tragen, dann entwickelt man ja eher so ein Grundgefühl der Sorge, wo man sich sogar wenn alles rund läuft, potentielle Probleme "macht".