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Daseinsbegehren - die Begierde (da) zu SEIN....

  • Anna Panna-Sati
  • 13. September 2025 um 15:56
  • Zum letzten Beitrag
  • Anna Panna-Sati
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    • 13. September 2025 um 15:56
    • #1

    Hallo, ihr Lieben, :)

    dieses Thema beschäftigt mich schon lange, aber in den letzten Monaten vermehrt, weil ich Anfang des Jahres mit einer ziemlich schlimmen Diagnose konfrontiert wurde und bald darauf gerade noch "dem Tod von der Schippe sprang", wie man so sagt... :erleichtert:

    (Direkt nach der Diagnosestellung hatte ich geglaubt, die beste Lösung sei es, nichts zu tun und den Dingen ihren natürlichen Lauf zu lassen (u.a., wegen vorhandener Arzt- und Krankenhaus-Phobie) , aber als die Symptome immer unangenehmer und bedrohlicher wurden, regte sich plötzlich ein starker Überlebenswille in mir, sowie der übermächtige Wunsch, (weiter) dazusein, weiterzuleben, notfalls auch eingeschränkt und mit leidhaften Zuständen...

    Zugrunde lagen die Angst vor dem Sterben und - für mich überraschend - dem Tod und diese übertrafen schlussendlich die phobischen Ängste und Bedenken bzgl. der ärztlichen Behandlung.

    Zur Erleichterung meines panischen Hausarztes ließ ich mich dann also doch in die Uniklinik einweisen, wo es gerade noch gelang, mein Leben zu retten - zumindest fürs Erste.....)


    Laut dem Buddha ist das Daseinsbegehren (Bhava-tanha) eine von drei Arten des Begehrens, die (für Nibbana/Nirvana) zu überwinden seien:

    Zitat

    A.VI.106 Das Leidensende II - 11. Taṇhā Sutta

    Dreifaches Begehren, ihr Mönche, hat man zu überwinden und dreifachen Dünkel. Welches dreifache Begehren aber hat man zu überwinden?

    • Das Sinnlichkeitsbegehren,
    • das Daseinsbegehren und
    • das Selbstvernichtungsbegehren.

    ....

    https://www.palikanon.com/angutt/a06_088-140.html#a_vi106

    Tatsächlich geht bhava-tanha jedoch über den kreatürlichen Überlebenswillen noch hinaus und impliziert:

    - Verlangen nach günstigen/angenehmen Lebensbedingungen (Ablehnung widriger Lebensumstände...)

    - Verlangen nach fortgesetzter, womöglich ewiger, Existenz (Wiedergeburt, Wiederauferstehung,...), verbunden mit Anhaftung an Identitätsvorstellungen

    -> Festhalten an "Ich" und "Mein"

    -> Streben nach Unsterblichkeit

    -> Angst vor dem Verlöschen

    Dies kann auch den buddhistisch Praktizierenden letztlich zu den subtileren Arten des Daseinsbegehrens führen

    (Teile der "5 höheren Fesseln" - siehe: https://www.palikanon.com/wtb/samyojana.html)

    - Begehren nach Feinkörperlichkeit (rupa-raga)

    = Verlangen nach verfeinerten materiellen Existenzformen, Erhalt von Schönheit/Reinheit, Anhaftung an Jhana-Zuständen der Formsphäre

    - Begehren nach dem Unkörperlichen (arupa-raga)

    = Verlangen nach rein-geistigen Existenzformen, Festhalten an subtilen meditativen Erfahrungen, Anhaftung an formlose Jhanas


    Den Dichter, Humorist und Zeichner Wilhelm Busch beschäftigten übrigens in diesem Kontext auch die Themen Wiedergeburt/Reinkarnation....

    Zitat

    Seelenwanderung

    Wohl tausendmal schon ist er hier

    Gestorben und wiedergeboren,

    Sowohl als Mensch wie auch als Tier,

    mit kurzen und langen Ohren.

    Jetzt ist er ein armer blinder Mann,

    Es zittern ihm alle Glieder,

    Und dennoch, wenn er nur irgend kann,

    Kommt er noch tausendmal wieder.

    1904

    (Wilhelm Busch)

    Alles anzeigen
    Zitat

    Tröstlich

    Die Lehre von der Wiederkehr

    Ist zweifelhaften Sinns.

    Es fragt sich sehr, ob man nachher

    Noch sagen kann: Ich bin’s.

    Allein was tut’s, wenn mit der Zeit

    Sich ändert die Gestalt?

    Die Fähigkeit zu Lust und Leid

    Vergeht wohl nicht so bald.

    nach 1900

    (Wilhelm Busch)

    https://www.planetlyrik.de/lyrikkalender/…cht-troestlich/

    Alles anzeigen

    Aber dies nur am Rande... ;) :erleichtert:


    Wichtig ist es wohl noch, zu betonen, dass das "Begehren nach Nicht-Existenz/ Vernichtung" (vibhava-tanha) vom Buddha als genauso leiderzeugend, wie die anderen Arten des Begehrens gesehen wurden.

    Es kann also auch nicht darum gehen, das Leben als wertlos (sinnlos) zu ächten und demzufolge wegwerfen/loswerden zu wollen.

    Der von Buddha gelehrte "mittlere Weg" bedeutet entsprechend : weder Lebensgier, noch Lebensverneinung... :shrug:


    Was fällt euch zu diesem Thema ein?...

    - Spürt ihr (noch) ein starkes Daseinsbegehren?

    - Wenn ja, versucht ihr, dem entgegenzuwirken ?

    - Wenn nein, warum nicht?

    - Führt fortgeschrittene buddhist. Praxis zur fühlbaren Abmilderung der Daseinsbegierde?

    - Wie kann man "spirituelles Anhaften" verhindern, das sich auf "Begehren nach feinkörperlichen Zuständen" und "Begehren nach Unkörperlichem" bezieht?

    .....


    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    (paticca-samuppanna = bedingt entstanden / paticca-maranta = bedingt sterbend...)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)

    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

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    • 13. September 2025 um 17:22
    • #2

    Dieser Körper, den ich meinen nenne, wird sich niemals dem Geist ergeben. Er will mit allen
    Mitteln leben und da kann ich nur etwas machen, wenn ich mich umbringe,. Da muss ich so gut sein, dass es auch wirklich gelingt. Keine winzige Möglichkeit, dass dieser Körper doch noch lebend bleibt, darf ich vernachlässigen. Er wird jede Gelegenheit ergreifen, um zu leben, egal wie. Dem sind meine Halluzinationen vollkommen unwichtig.

    Inhalt anzeigen

    Hab ich mal machen wollen, aber gerade die Gedanken, wirklich nicht zu überleben, haben mir mein Leben und Leben gegeben.

    Schade um das Leben, nicht um meine Mutter und meinen Bruder, die sich mit Krankheiten ignorieren, umbrachten. Meinen Großvater, der sich erhängte. Onkel, der es mit einer Plastiktüte gemacht hat, nein, schade um Leben, nicht um die Verblendeten, die haben ihr angebliches Leiden beendet, ohne an etwas anderes zu denken als an ihr Selbstmitleid.

    Ja, ich habe auch Menschen gekannt, die mit Würde verstorben sind, oder weil ihr Körper nicht mehr leben konnte, weil der Zerfall nicht mehr aufgehalten werden konnte. Schade um ihr und das Leben.

  • mukti
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    • 13. September 2025 um 19:24
    • #3
    Anna Panna-Sati:

    Was fällt euch zu diesem Thema ein?...

    - Spürt ihr (noch) ein starkes Daseinsbegehren?

    - Wenn ja, versucht ihr, dem entgegenzuwirken ?

    - Wenn nein, warum nicht?

    - Führt fortgeschrittene buddhist. Praxis zur fühlbaren Abmilderung der Daseinsbegierde?

    - Wie kann man "spirituelles Anhaften" verhindern, das sich auf "Begehren nach feinkörperlichen Zuständen" und "Begehren nach Unkörperlichem" bezieht?

    Alles anzeigen

    Durch die buddhistische Praxis ist mein Daseinsbegehren weniger geworden, aber wahrscheinlich werde ich zur Zeit des Sterbens nicht vollkommen loslassen können und das Dasein wird sich fortsetzen.

    Anhaften an feinkörperlichen und unkörperlichen Zuständen lässt sich wohl auf dieselbe Weise auflösen wie das Anhaften an grobkörperlichen Zuständen, eben durch die Besinnung auf die drei Daseinsmerkmale dukkha, anicca und anatta.

    Mit Metta, mukti.


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    • 13. September 2025 um 20:25
    • #4
    Anna Panna-Sati:

    ... aber als die Symptome immer unangenehmer und bedrohlicher wurden, regte sich plötzlich ein starker Überlebenswille in mir, sowie der übermächtige Wunsch, (weiter) dazusein ...

    Das finde ich gut, ich hätte dich hier sonst sehr vermisst. :)

    DON'T HATE, MEDITATE.

  • nuk
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    • 14. September 2025 um 02:39
    • #5
    Anna Panna-Sati:

    - Spürt ihr (noch) ein starkes Daseinsbegehren?

    Eigentlich nicht. Frueher war das bei mir anders. Aber seitdem ich langsam in die Jahre komme, merke ich schon in diesem einen Leben, dass sich Vieles einfach nur wiederholt (wenn auch mit Abweichungen).

    Anna Panna-Sati:

    - Wenn nein, warum nicht?

    Keine Ahnung. Eine sehr schwierige Frage fuer mich. Wahrscheinlich spuere ich deshalb kein starkes Daseinsbegehren, weil ich fuehle, dass die erste buddhistische Wahrheit ("Leben ist leiden") im Kern wahr (fuer mich persoenlich) ist. Und ich spuere, dass dieses Gefuehl mit vortschreitenden Alterserscheinungen langsam eher zu nimmt.


    Anna Panna-Sati:

    - Führt fortgeschrittene buddhist. Praxis zur fühlbaren Abmilderung der Daseinsbegierde?

    Ich weiss nicht. Ich kann leider nicht wissen, wie ich ohne meine taegliche buddhistische Praxis heute denken wuerde. Es ist mir auch einerlei. Ich fuehre die Praxis einfach nur deshalb fort, weil sie mir in Fleisch und Blut uebergeganen ist und mich andere Dinge eher (mehr oder weniger) langweilen.

    Anna Panna-Sati:

    Wie kann man "spirituelles Anhaften" verhindern, das sich auf "Begehren nach feinkörperlichen Zuständen" und "Begehren nach Unkörperlichem" bezieht?

    Bei mir ist das einfach dadurch gegeben, dass ich davon ausgehe, dass 'Unkoerperlichkeit' nicht moeglich ist.

    Herzlich,

    -- nuk --

    2 Mal editiert, zuletzt von nuk (14. September 2025 um 02:54) aus folgendem Grund: semantische Verbesserung

  • Igor07
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    • 15. September 2025 um 00:28
    • #6
    Anna Panna-Sati:

    Zugrunde lagen die Angst vor dem Sterben und - für mich überraschend - dem Tod und diese übertrafen schlussendlich die phobischen Ängste und Bedenken bzgl. der ärztlichen Behandlung.

    Zur Erleichterung meines panischen Hausarztes ließ ich mich dann also doch in die Uniklinik einweisen, wo es gerade noch gelang, mein Leben zu retten - zumindest fürs Erste.....)

    Liebe Anna, ist es nicht so, dass wir einfach nicht be- merk-en, dass das ganze Leben wie uns geliehen ist, also nicht wirklich uns gehört? Wenn ich diesen Gedanken weiter entwickle, dann ist es möglich, einen Moment zu erhaschen, dass es absolut nichts gibt, was mir gehört und was mich ausmacht. So lerne ich loszulassen. Ich kontempliere sehr oft dieses Sutta, wenn ich denke, es geht nicht weiter, denn jeder Tag wie jede Minute kann die letzte sein – und warum denn nicht? :shrug:


    [lz]

    36. (1) "'(Das Leben in) jeglicher Welt ist instabil, es wird hinweggefegt': dies ist die erste Zusammenfassung des Dhamma, die vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist, gelehrt worden ist. (2) "'(Das Leben in) jeglicher Welt ist ohne Schutz und ohne Beschützer': dies ist die zweite Zusammenfassung des Dhamma, die vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist, gelehrt worden ist. (3) "'(Das Leben in) jeglicher Welt hat nichts von wirklich eigenem Besitz; man muß alles zurücklassen und weitergehen': dies ist die dritte Zusammenfassung des Dhamma, die vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist, gelehrt worden ist.

    (4) "'(Das Leben in) jeglicher Welt ist unvollständig, unersättlich, von Begehren versklavt': dies ist die vierte Zusammenfassung des Dhamma, die vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist, gelehrt worden ist[/lz]

    Was mich immer zutiefst und total beeindruckt, ist die Erkenntnis, dass man letztlich alles zurücklassen muss – aber! dass es draußen keinen „Jemand“ gibt. Ich werde alles zurücklassen.

    Und dann bleibt nur noch das Loslassen, diese radikale Akzeptanz und Demut – und auch die Dankbarkeit für alles, was in diesem Leben war.

    Alles Gute dir von Herzen. :heart:

    Über Raṭṭhapāla - Raṭṭhapāla Sutta

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

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  • Anna Panna-Sati
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    • 15. September 2025 um 16:00
    • #7

    Herzlichen Dank, lieber Igor07 , für deinen mitfühlenden Beitrag (inkl. d. lehrreichen Zitats und Suttas!) _()_ :heart:

    Igor07:

    ist es nicht so, dass wir einfach nicht be- merk-en, dass das ganze Leben wie uns geliehen ist, also nicht wirklich uns gehört?

    Ja, man "weiß" es zwar im Innersten, vergisst es aber im Alltagsleben nur allzu leicht, während man sich als denkendes/erkennendes, redendes und handelndes Subjekt/"Ich" erlebt...

    Igor07:

    Wenn ich diesen Gedanken weiter entwickle, dann ist es möglich, einen Moment zu erhaschen, dass es absolut nichts gibt, was mir gehört und was mich ausmacht. So lerne ich loszulassen.

    Passiert das in der Meditation? Oder ist es auch beim Kontemplieren/Nachdenken erfahrbar?

    Bei mir funktioniert es so lange, bis mich ein körperlicher Schmerz daran erinnert, dass es den ersten Pfeil gibt und der trifft einen Körper, der "mir" zwar nicht gehört, den "ich" aber dennoch spüre...

    Dann ist "Sammlung" angesagt, die, wenn es gut läuft, Akzeptanz und Loslassen ermöglicht.

    Igor07:

    denn jeder Tag wie jede Minute kann die letzte sein – und warum denn nicht?

    Auch dies weiß im Grunde jeder Mensch, nur verdrängt er es i.d.R., weil eine nähere Beschäftigung mit dieser Tatsache unangenehme Gefühle auslösen kann.

    Der Geist mag es vielleicht sogar- früher oder später - akzeptieren, aber der Körper wird sich wehren und "Auswege" suchen, bis zum letzten Atemzug, was natürlich wiederum auf den Geist zurückwirkt....

    Igor07:

    Und dann bleibt nur noch das Loslassen, diese radikale Akzeptanz und Demut – und auch die Dankbarkeit für alles, was in diesem Leben war.

    _()_ :heart: Wunderbar ausgedrückt, lieber Igor, mit der Verwirklichung dieser Haltung und Einstellung kann man in Frieden und Gleichmut alles durchstehen.

    (Aber für viele ist das noch ein weiter Weg....)


    Im Parallelfaden zum Thema "Sinn und Zweck unseres Daseins" kam mir der Gedanke, dass man an einem Leben, das als sinnvoll empfunden wird (dem Sinn verliehen wurde), naturgemäß wohl viel stärker anhaftet, als an einem Dasein, welches man als sinnlos (und obendrein noch leidvoll) erlebt.

    Wäre es somit womöglich generell "heilsamer", das Leben eher als sinnlos zu betrachten, um die Daseinsbegierde zu mildern? :?

    Auch für dich von Herzen alles Gute! :heart: :sunny:


    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

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    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

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    • 15. September 2025 um 16:24
    • #8
    Anna Panna-Sati:

    Der Geist mag es vielleicht sogar- früher oder später - akzeptieren, aber der Körper wird sich wehren und "Auswege" suchen, bis zum letzten Atemzug, was natürlich wiederum auf den Geist zurückwirkt....

    Liebe Anna Panna-Sati ,


    nur am Rande bemerkt: Körper und Geist sind wie zwei Seiten derselben Medaille.


    Dōgen sagt sehr klar, dass man Körper und Geist fallenlassen soll – sie sind untrennbar.


    So landet man immer im Saṃsāra – aber wo sonst könnte man Nirvāṇa finden?


    LG. :taube:

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    • 15. September 2025 um 16:27
    • #9
    Igor07:
    Anna Panna-Sati:

    Der Geist mag es vielleicht sogar- früher oder später - akzeptieren, aber der Körper wird sich wehren und "Auswege" suchen, bis zum letzten Atemzug, was natürlich wiederum auf den Geist zurückwirkt....

    Liebe Anna Panna-Sati ,


    nur am Rande bemerkt: Körper und Geist sind wie zwei Seiten derselben Medaille.


    Dōgen sagt sehr klar, dass man Körper und Geist fallenlassen soll – sie sind untrennbar.


    So landet man immer im Saṃsāra – aber wo sonst könnte man Nirvāṇa finden?


    LG. :taube:

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    Was bleibt, wenn beide Seiten abfallen???

  • Igor07
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    • 15. September 2025 um 17:05
    • #10
    Qualia:
    Igor07:
    Anna Panna-Sati:

    Der Geist mag es vielleicht sogar- früher oder später - akzeptieren, aber der Körper wird sich wehren und "Auswege" suchen, bis zum letzten Atemzug, was natürlich wiederum auf den Geist zurückwirkt....

    Liebe Anna Panna-Sati ,


    nur am Rande bemerkt: Körper und Geist sind wie zwei Seiten derselben Medaille.


    Dōgen sagt sehr klar, dass man Körper und Geist fallenlassen soll – sie sind untrennbar.


    So landet man immer im Saṃsāra – aber wo sonst könnte man Nirvāṇa finden?


    LG. :taube:

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    Was bleibt, wenn beide Seiten abfallen???

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    Das Leben so anzunehmen, wie es ist – mit Demut und radikaler Akzeptanz – das wurde ja schon gesagt.


    Was der ganze Buddhismus dazu sagt, ist mir persönlich ehrlich gesagt absolut egal.


    Das ist mein Leben und mein Tod.


    Es kann sein, dass ich leide, wenn ich am „Mein“ festklammere – dann da bin ich selbst schuld.

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    • 15. September 2025 um 18:48
    • #11

    Keiner ist schuld, lieber Igor.

    Wer will schon freiwillig leiden. Wir können nur das denken und tun, was uns von Moment zu Moment möglich ist.

    _()_Monika

  • Igor07
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    • 15. September 2025 um 22:57
    • #12
    Monika:

    Wer will schon freiwillig leiden. Wir können nur das denken und tun, was uns von Moment zu Moment möglich ist.

    Na ja, liebe @Monika , so wie ich es verstanden habe, erfasst Dukkha alle absolut bedingten Phänomene. Übersetzt in normale Sprache bedeutet das, dass alles vergänglich ist – also mir entgleitet, mir entweicht, mir entzieht –, und deshalb genau leide ich.

    Es geht dabei nicht um Magenschmerzen oder sogar Krebs, denn alles im Leben unterliegt diesen drei Daseinsmerkmal-en.

    Andererseits, wenn ich diese Vergänglichkeit und die Flüchtigkeit des Daseins in allem anerkenne und akzeptiere, dann ist es auch möglich, zu genießen, ohne daran zu haften. Es wäre dann eine andere Qualität des Erlebens.

    Ich denke, das ist das Problem mit den Begriffen: Sie lassen sich nicht adäquat in westliche Sprachen übersetzen. _()_

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  • Qualia
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    • 16. September 2025 um 10:16
    • #13
    Igor07:
    Qualia:
    Igor07:

    Liebe Anna Panna-Sati ,


    nur am Rande bemerkt: Körper und Geist sind wie zwei Seiten derselben Medaille.


    Dōgen sagt sehr klar, dass man Körper und Geist fallenlassen soll – sie sind untrennbar.


    So landet man immer im Saṃsāra – aber wo sonst könnte man Nirvāṇa finden?


    LG. :taube:

    Was bleibt, wenn beide Seiten abfallen???

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    Das Leben so anzunehmen, wie es ist – mit Demut und radikaler Akzeptanz – das wurde ja schon gesagt.


    Was der ganze Buddhismus dazu sagt, ist mir persönlich ehrlich gesagt absolut egal.


    Das ist mein Leben und mein Tod.


    Es kann sein, dass ich leide, wenn ich am „Mein“ festklammere – dann da bin ich selbst schuld.

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    Die Frage war: Was bleibt, wenn beide SEITEN abfallen?

    Körper ist Bauch und Herz, Vater, die Welt der Dinge, Dhamma des Daseins. Unbeständigkeit.

    Geist ist Gehirn und Verstand, Sohn, die Welt der Gedenken, Dhamma der Lehren. Unzufrieden.

    Seele ist das Handelnde, Machende, Entscheidende, Heiliger Geist, atta und anatta Erscheinung des Ich, kein Dhamma.

    Seele, ist mal Ich-sein oder Nicht-Ich-sein, wertet Herz und Geist aus, um mit meinem Handeln im Einklang und hilfreich mit der Umwelt das eigene Unwohl vermindernd zu sein.

    „Das hat er mit Herz und Verstand gemacht, aber seine Seele, Ich, hat es ausgeführt.“

    Mein Ich ist atta wenn es von seinem Körper/Geist berichtet, anatta wenn es einem anderen Ich zuhört, das von seinem Körper/Geist berichtet.

    Findet keine Kommunikation statt, ist das Ich in diesem Körper/Geist mit Ordnen und Analysieren der Interaktionen des eigenen Geistes mit dem eigenen Körperlichen beschäftigt und wendet die Ergebnisse mit Handeln in der Realität an.

    Davon bekommt kein „Das bin nicht ich.“ etwas mit. Darum geschehen mir Handlungen, die nicht auffallen, überraschend oder unverständlich für die Umwelt sind. Denn die gesamte Umwelt ist „Das bin nicht ich.“

    Dass es keinen eigenen Körper und keinen eigenen Geist gibt, ist dem Unverständnis des Unterschieds von „Das bin ich“ und „Das bin ich nicht“ geschuldet.

    Die Unwissenheit, „Alles ist Eines und Eines ist Alles“, ist zu vernichten.

    Ich kann nichts anderes als ich sein.

    Aber jedes andere Ich hat sein eigenes wahres Erscheinen, das Ich sein kann. Ich bin immer in Du-alität zum Du. Immer bin ich Subjekt gegenüber allen Objekten.

    Diese Dualität ist ausschließlich im rechten Samhadi zu überwinden: Sitzen ohne Gedanken-Machen. Körper und Geist fallen nur ab, vor mich hin, an meine Seite, ohne von mir getrennt zu sein, weil ich mir keine Gedanken mehr mache.

    Wenn beide Seiten einer Münze abfallen, bleibt wertfreies Metall, die Essenz der Münze.

    Körper und Geist werden dann von mir betrachtet und nicht beobachtet. Körper und Geist sind die Dhammas die ich nur betrachte. Darum ist Ich kein Dhamma, denn ansonsten könnte ein Über-Ich, Über-über-Ich das Ich betrachten, infiniter Regress.

    Allerdings sehr beliebt bei an Überweltliche Wesen Gläubige. Buddhisten haben tausende Über- und Unterwelten aus fremden Lehren eingefügt.

    Das Ich ist von allen anderen Ichs getrennt, auch von seinem Körper-Ich und Geist-Ich.

    Diese sind auch voneinander getrennt. Erst ich lasse eine Einheit erscheinen, bei Klarsicht erkennt man die Trennung der Einheit und kann leidfrei werden.

    Das ist mein Körper, das ist mein Geist, und Ich gehe.

    Nicht mein Körper und auch nicht mein Geist gehen. (Erkenntnis aus: MMK, zweites Kapitel)

    Wird diese Trennung, Du und Ich, nicht erkannt oder bewusst ausgeschlossen, Glaube an Einheit von allem, kann das Reale: „Ich bin immer allein, aber nie einsam“ nicht erkannt werden und führt anstatt zu Mitgefühl zum Mit-Leiden. Alle Ichs sind in wechselseitiger Abhängigkeit. Das bedeutet, dass sie ungebunden in den Bedingungen des Materiellen interagieren und so ein scheinbares Ganzes erscheinen lassen.

    Quanten bedingen Quarks, Quarks bedingen Atome, Atome bedingen Materialien, Materialien bedingen Lebewesen, Lebewesen sterben und sind Materialien. Alle Lebewesen sind nur bedingte Erscheinungen des Materiellen. Es gibt sehr viel Stabilität, aber nirgends Beständigkeit oder Unendlichkeit. Mal ganz eiskalt physikalisch. Dieses Reale Infragestellen ist mir unmöglich geworden, und doch lebe ich als Mensch mit allem meinem Allzumenschlichen.

    Keiner dieser Sätze findet sich in irgendeiner Schrift, können nicht mit Zitaten belegt oder erklärt werden. Doch könnten die Worte Ähnlichkeiten haben, das geht mich nichts an, denn ich kann nur ich sein.

    3 Mal editiert, zuletzt von Qualia (16. September 2025 um 10:40)

  • Mar tin
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    • 17. September 2025 um 21:26
    • #14
    Anna Panna-Sati:

    Was fällt euch zu diesem Thema ein?...

    - Spürt ihr (noch) ein starkes Daseinsbegehren?

    - Wenn ja, versucht ihr, dem entgegenzuwirken ?

    - Wenn nein, warum nicht?

    - Führt fortgeschrittene buddhist. Praxis zur fühlbaren Abmilderung der Daseinsbegierde?

    - Wie kann man "spirituelles Anhaften" verhindern, das sich auf "Begehren nach feinkörperlichen Zuständen" und "Begehren nach Unkörperlichem" bezieht?

    .....


    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    Alles anzeigen

    Was fällt mir zu dem Thema ein ?

    Irgendwann wird einem klar, dass es nichts mehr neues in dieser Welt gibt.

    Alles was man sieht und erlebt ist nichts anderes als ein recycelter Elementehaufen .


    Früher hat man sich gefreut über die scheinbar neuen Erscheinungen und Möglichkeiten, und irgendwann gab es auch Kummer, Sorgen, und Verlustängste .

    Da war immer die Idee von einem Kern , einer Basis .

    Ich dachte immer dass es einen Weg in die Freiheit geben muss, und dass ich in einer Zukunft diesen Weg beschreiten würde.

    Aber in Wirklichkeit ist alles schon hier und alles ist in Ordnung.

    Wenn ich den Buddha und den Dhamma nicht hier in diesem verwundeten ängstlichen Herz finde und freilege, dann ist alles umsonst.

    Diese Welt ist für mich wie ein Kinofilm, den ich schon unzählige Male gesehen habe.

    Ich habe hier geweint, gelacht und mich gefreut und gefürchtet.

    Es war real für mich, bis der Buddha dieses geschundenen Herz mit Liebe und Mitgefühl Stück für Stück geheilt hat.

    Und plötzlich war da nicht nur Dunkelheit und Trauer sondern ein stilles leuchtendes Glück , dass mir den Weg zum Ausgang gezeigt hat.

    Nach unzähligen Horrorfilmen und Tragöden steht man plötzlich auf und geht durch die Tür hinaus in die stille klare Nacht.

    Drinnen hört man die Leute lachen und weinen und dort draußen hört man das stille Glück flüstern : Alles ist in Ordnung und alles wird gut.

    Solange dieser Körper seine Form noch halten kann, wird man den Kinobesuchern immer zur Seite stehen. Und wenn dieser Elementehaufen seine Form nicht mehr halten kann, dann wird in diesem Kinosaal zum letzten Mal das Licht angehen.

    Die Vorstellung von Geburt und Tod, von bekommen und verlieren, von Himmel und Hölle wird zu einer ganz kleinen Flamme , auf die das Mitgefühl der Befreiten herab regnet.

    Das scheinbar ewige schmerzhafte Feuer des Lebens erlischt und während ein kleiner Rauchfaden zum letzten Mal in den kühlen Nachthimmel empor steigt , werden einige Leute sagen : “Das war ein guter und netter Mensch“ und andere werden sagen: “Das war ein unangenehmer und schlechter Mensch “ , aber Du bist mit der Gewissheit gegangen, dass da niemand ist, war , und jemals wieder sein wird.

    Mögen wir alle Frieden finden 🙏

  • Monikamarie
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    • 17. September 2025 um 21:51
    • #15

    Danke, Mar tin, für diese wunderbaren Gedanken.

    Monika ❤️

  • chilli68
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    • 17. September 2025 um 22:00
    • #16

    Persoenlich empfinde ich (als von Buddhas Lehre inspirierter Mensch)

    keine Daseinsbegierde in dem Sinne (mehr). Eher Daseinsglueck.

    Ja, wir werden alles loslassen. Und wir lassen steandig jetzt schon alles los.

    Ich glaube (an den) und erlebe den Funken, den mein (jetziges) Ich sprueht.

    Verbunden fuehle ich mich mit der (vergangenen) Ewigkeit. Fuehle und

    erkenne mich als wandelnder (wandernder - nicht mehr herum irrender)

    Teil davon.

    Ein sich entwickelnder, nicht mehr herum irrender Teil.

    Und mein Funke ''fliegt'' weiter (wie der allen Lebens).

    :sunny:

  • Anna Panna-Sati
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    • 17. September 2025 um 22:54
    • #17

    Lieber Mar tin , :)

    kann mich nur Monika anschließen und dir "herzlichen Dank" sagen für deinen wertvollen Beitrag. _()_ :heart:

    Mar tin:

    Irgendwann wird einem klar, dass es nichts mehr neues in dieser Welt gibt.


    Alles was man sieht und erlebt ist nichts anderes als ein recycelter Elementehaufen .

    Ich warte noch auf diese tiefe Erkenntnis ;) , momentan staune ich weiterhin oft wie ein Kind z.B. über "Wunder der Natur" und entdecke ständig Neues, woran angehaftet werden könnte....

    (Wird langsam Zeit, dass ich erwachsen werde und "aufwache"... :erleichtert: )

    Mar tin:

    Aber in Wirklichkeit ist alles schon hier und alles ist in Ordnung.

    _()_  ^^

    Mar tin:

    Du bist mit der Gewissheit gegangen, dass da niemand ist, war , und jemals wieder sein wird.

    DAS ist die Lösung aller (Angst-) Probleme,

    ahne ich mehr, als dass ich es weiß/begreife - derzeit spüre ich allein beim Lesen dieser Worte/Formulierungen, die Vorstellungen erzeugen, noch ein gewisses Würgen und Kratzen im Hals und die Augen werden feucht, so dass alles verschwimmt...

    (Verflixt, wie man, als "Weltling", sowohl an "sich" und "seinem" Körper (der sich nervigerweise u.U. auch noch psychosomatisch "meldet"), wie auch an Anderen hängt. :nosee: :shrug:)


    Mar tin:

    Mögen wir alle Frieden finden 🙏

    _()_ :heart: :buddha:

    (Ja - und damit gleichzeitig auch in der Welt Frieden verbreiten... :taube:)


    Liebe Grüße, Anna :heart:  _()_ :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)

    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • JoJu91
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    • 19. September 2025 um 08:51
    • #18
    Anna Panna-Sati:

    - Spürt ihr (noch) ein starkes Daseinsbegehren?

    - Wenn ja, versucht ihr, dem entgegenzuwirken ?

    - Wenn nein, warum nicht?

    - Führt fortgeschrittene buddhist. Praxis zur fühlbaren Abmilderung der Daseinsbegierde?

    - Wie kann man "spirituelles Anhaften" verhindern, das sich auf "Begehren nach feinkörperlichen Zuständen" und "Begehren nach Unkörperlichem" bezieht?

    Fortgeschrittene buddhistische Praxis führt zum Brahmavihara der Daseins-Freude, im Idealfall zumindest einige ausreichend lange Momente pro Tag.

    :angel:

  • Hingabe
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    • 19. September 2025 um 23:09
    • #19

    Hallo Anna- Panna,

    danke für die Frage. Es ist noch nicht mein Thema- noch nicht meine Frage, ist mir aufgefallen.

    Anna Panna-Sati:

    Was fällt euch zu diesem Thema ein?...


    - Spürt ihr (noch) ein starkes Daseinsbegehren?

    - Wenn ja, versucht ihr, dem entgegenzuwirken ?

    - Wenn nein, warum nicht?

    - Führt fortgeschrittene buddhist. Praxis zur fühlbaren Abmilderung der Daseinsbegierde?

    - Wie kann man "spirituelles Anhaften" verhindern, das sich auf "Begehren nach feinkörperlichen Zuständen" und "Begehren nach Unkörperlichem" bezieht?

    Alles anzeigen

    Mir ist eben aufgefallen, dass ich mir um die Frage habe ich noch das Daseinsbegehren vorher ( bis heute morgen ) keine Gedanken gemacht habe und sie mir nicht machen wollte, da es noch nicht mein Thema war. Bei mir ist erst einmal noch das Sinnlichkeitsbegehren zu überwinden gewesen- ist es noch. Danach können wir weiter reden. :badgrin:

    Ist mit das Leben als wertlos erachten und wegwerfen zu wollen, jemand gemeint der sich das Leben nehmen will ? Oder nicht ganz so extrem ?

    Danke dir und liebe Grüße :kiss:

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.

    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).



    Einmal editiert, zuletzt von Hingabe (19. September 2025 um 23:16)

  • Anna Panna-Sati
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    • 20. September 2025 um 18:31
    • #20

    Hallo, liebe Hingabe :) ,

    vielen Dank für deinen Beitrag, der mich etwas überraschte... _()_ :o

    (Weil du - nach meinem Empfinden - ein Mensch bist, der sich sehr viele Gedanken macht...aber vielleicht ist das eine falsche Einschätzung?)

    Hingabe:

    Mir ist eben aufgefallen, dass ich mir um die Frage habe ich noch das Daseinsbegehren vorher ( bis heute morgen ) keine Gedanken gemacht habe und sie mir nicht machen wollte, da es noch nicht mein Thema war.

    Damit ich dich nicht falsch verstehe:

    Was meintest du denn mit "nicht mein Thema"?

    (Vielleicht, dass das Ende deines Daseins - nach menschlichem Ermessen - noch in weiter Ferne liegt und dich quasi jetzt noch nicht betrifft? :?

    Oder wolltest du damit nur sagen, dass dir bisher nicht so bewusst wurde, dass dir ein Daseinsbegehren innewohnt - wie wohl allen Lebewesen, mehr oder weniger...?) Oder...oder....?

    Hingabe:

    Bei mir ist erst einmal noch das Sinnlichkeitsbegehren zu überwinden gewesen- ist es noch. Danach können wir weiter reden. :badgrin:

    Ich denke, dass beide Begehren miteinander korrelieren und dadurch, wenn eines "überwunden" ist, das andere automatisch auch (zumindest) abnimmt... ;)

    Ayya Khema betonte stets, dass mit dem Daseinsbegehren i.d.R. nicht nur am Dasein an sich festgehalten würde, sondern dass mensch auch auf eine bestimmte Art und Weise - nämlich "recht komfortabel" (also möglichst behaglich, glücklich und leidfrei) leben, "da sein" wolle... :sunny: :heart: :taube: :klee:

    Buddha Shakyamuni empfahl seinerzeit seinen Schülern den Verzicht auf Sinnesvergnügungen, weil er um die Gefahr des Anhaftens/Festhaltens wusste.

    Loslösung erfordert ja auch den Willen dazu und der setzt sich meist erst durch, wenn bereits erste "überweltliche" Glückszustände (Jhanas,...) erreicht wurden....(siehe Majjhima Nikaya 14)

    Hingabe:

    Ist mit das Leben als wertlos erachten und wegwerfen zu wollen, jemand gemeint der sich das Leben nehmen will ? Oder nicht ganz so extrem ?

    Das Leben als völlig wertlos zu erachten (dafür sind verschiedene Ursachen, z.B. auch pathologische, denkbar), kann letztlich zur Ablehnung, bzw. Hassgefühlen führen und als fast zwangsläufige Konsequenz, wird der Betreffende sowohl sich selbst, als auch Anderen Schaden zufügen.

    Das muss nicht gleich in einen Suizid münden, aber "Verwahrlosung" im Denken, Reden und Handeln - also Rücksichtslosigkeit, Skrupellosigkeit, extremer Egoismus usw. , die aus der Abneigung erwachsen können, erzeugen massenhaft Leiden (auf allen Seiten)...


    Es kann m.E. nur darum gehen, das Leben/Dasein anzunehmen, wie es ist - mit den Daseinsfreuden UND dem, teilweise daraus erwachsenden, -Leiden, allerdings eben

    OHNE ANHAFTUNG (Anupadana), frei von Verlangen, Identifikation und Vereinnahmungswünschen/Besitzdenken.

    Dies mag am besten gelingen, wenn man die Prozesshaftigkeit, Bedingtheit und Vergänglichkeit aller Wesen und Dinge erkennt (irgendwann auch "durchdringt") und die Ichbezogenheit verringert, bzw. schlussendlich fallenlässt.

    -> Edler Achtfacher Pfad


    Denn eines ist klar und unumstößlich:

    Zitat

    128

    Nicht in der Luft, in Bergesschacht, in Meerestiefe

    Gibt's einen Ort, wo uns der Tod nicht abberiefe.

    https://www.palikanon.com/khuddaka/dhp/dhp2.htm#Papa



    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)

    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Hingabe
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    • 21. September 2025 um 11:08
    • #21
    Anna Panna-Sati:

    vielen Dank für deinen Beitrag, der mich etwas überraschte... _()_ :o

    :oops:

    Anna Panna-Sati:

    Oder wolltest du damit nur sagen, dass dir bisher nicht so bewusst wurde, dass dir ein Daseinsbegehren innewohnt - wie wohl allen Lebewesen, mehr oder weniger...?) Oder...oder....?

    Ja, du hast recht, tatsächlich habe ich mich mit dem Daseinsbegehren schon mal vorher beschäftigt, es beobachtet, wie das bei mir ist. Ich wollte mit dem ( noch nicht mein Thema ) sagen, es ist in der letzten Zeit nicht mehr mein Thema. Heißt, ich bin viel zu sehr im Sinnesbegehren drin, als dass ich das Daseinsbegehren hinter mir gelassen haben könnte.

    Mir war klar, dass ich das Daseinsbegehren noch habe. Manchmal war mein Kopf so wuselig, zu voll, so dass mich die Frage alleine schon zu überfordert hat, um darauf zu antworten.

    Aber trotz wuseligen Kopfes, war mir doch bewusst, dass ich noch Verlangen nach Dasein habe.

    Dank deines Beitrages habe ich gelernt, dass mich momentan noch die Sinnesbegierde zu sehr vereinnhamt. So weiß ich meinen Stand.

    Anna Panna-Sati:

    Ich denke, dass beide Begehren miteinander korrelieren und dadurch, wenn eines "überwunden" ist, das andere automatisch auch (zumindest) abnimmt... ;)

    Ja, das ist so, ich meine darum ja, danach können wir weiter reden. Es war nur scherzhaft ausgedrückt. Damit wollte ich sagen, dann kannst du mich nochmal fragen, ob ich das Daseinsverlangen noch habe. Dann erst mache ich mich daran es aufzulösen. ( Ein Stück weit wird es sicher immer mal wieder durch kommen, selbst ohne Sinnesbegehren ).

    Anna Panna-Sati:

    Ayya Khema betonte stets, dass mit dem Daseinsbegehren i.d.R. nicht nur am Dasein an sich festgehalten würde, sondern dass mensch auch auf eine bestimmte Art und Weise - nämlich "recht komfortabel" (also möglichst behaglich, glücklich und leidfrei) leben, "da sein" wolle...

    Ok. Kann es nur am Dasein zu kleben/ daran anzuhaften also nicht geben ? :?

    Anna Panna-Sati:

    .(siehe Majjhima Nikaya 14)

    Ok, danke :wrose: , da schaue ich bald mal rein.

    Anna Panna-Sati:

    Das Leben als völlig wertlos zu erachten (dafür sind verschiedene Ursachen, z.B. auch pathologische, denkbar), kann letztlich zur Ablehnung, bzw. Hassgefühlen führen und als fast zwangsläufige Konsequenz, wird der Betreffende sowohl sich selbst, als auch Anderen Schaden zufügen.

    Er könnte auch einfach nur gleichgültig werden darüber was mit anderen passiert ( oder auch was mit ihm passiert, oder er/ sie bemüht sich dennoch das Notwendisgte zu haben, so ein Mensch kann sich aber über nichts mehr erfreuen ), sich von allen Anderen abkapseln, Probleme Anderer nicht mehr ernst nehmen ( kein Mitgefühl mehr haben ) oder die es auf der Welt gibt ( aber nicht aus Gleichmut, sondern aus Gleichgültigkeit ) ? Ein Freund meinte mal zu mir, Gleichgültigkeit ist auch Ablehnung.

    Anna Panna-Sati:

    Es kann m.E. nur darum gehen, das Leben/Dasein anzunehmen, wie es ist - mit den Daseinsfreuden UND dem, teilweise daraus erwachsenden, -Leiden, allerdings eben

    OHNE ANHAFTUNG (Anupadana), frei von Verlangen, Identifikation und Vereinnahmungswünschen/Besitzdenken.

    Ja, Daseinsfreuden annehmen. Wenn man an nichts mehr anhaftet, wieso würde dann da dennoch Leiden entstehen durch die Daseinsfreuden ?

    Liebe Grüße , schönen Sonntag wünsche ich Dir und allen Mitlesenden, lass dir so viel Zeit wie du brauchst für das Antworten. :)

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.

    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).



  • Anna Panna-Sati
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    • 21. September 2025 um 17:08
    • #22

    Hallo, lieber Qualia ,

    vielen Dank für deine bemerkenswerten Beiträge. _()_ :)

    Qualia:

    Dieser Körper, den ich meinen nenne, wird sich niemals dem Geist ergeben. Er will mit allen
    Mitteln leben
    und da kann ich nur etwas machen, wenn ich mich umbringe,.

    Das hört sich (für mich) so an, als hätte der Körper ein "Eigenleben", dem "du" , mehr oder weniger, vollkommen ausgeliefert bist - außer, du entziehst dich, indem du ihn vernichtest...?

    Wie passt das zu der (erfahrbaren) Tatsache, dass - lt. Dhammapada (001) - "den Dingen der Geist vorangeht"?

    Qualia:

    Er wird jede Gelegenheit ergreifen, um zu leben, egal wie.

    Klar, so hat sich das die Natur "gedacht" - Leben, leben, leben, um (fast) jeden Preis...

    Aber, wenn der Geist nicht "mitzieht" und nicht ebenfalls nach Leben "giert", schlafft auch der Körper schnell ab....

    Nur deshalb macht ja die häufige (ärztliche) Aufforderung Sinn, sich bei einer physischen Erkrankung oder seelischen Leiden nicht "hängenzulassen", zu kämpfen, nicht aufzugeben - diese richtet sich natürlich an den Geist, den (Lebens-) Willen, das Daseinsbegehren des Geistes.

    ---

    Lieber mukti ,

    vielen Dank, auch dir, für deine erfahrungsbasierte Antwort. _()_ :)

    mukti:

    Durch die buddhistische Praxis ist mein Daseinsbegehren weniger geworden, aber wahrscheinlich werde ich zur Zeit des Sterbens nicht vollkommen loslassen können und das Dasein wird sich fortsetzen.

    Es freut mich für dich, dass du bereits ein verringertes Daseinsbegehren bei dir beobachten kannst, aber wie kommst du zu der Einschätzung "zur Zeit des Sterbens" nicht vollkommen loslassen zu können?

    Man kann sich erfahrungsgemäß ein Stück weit aus dem körperlichen Sterbeprozess ausklinken, dissoziieren und den Körper "sein Ding" machen lassen, während der Geist - je nach Verfassung - gleichmütig oder aufgeregt, ergeben/akzeptierend oder verzweifelt/mit Widerstand, beobachtet, was geschieht, bis das Bewusstsein schwindet...

    Sind Körper und Geist eng verbunden, "im Reinen" und ergeben in das Unvermeidliche (Schwäche, Mattigkeit, Schmerzen etc. sorgen für "Lebensüberdruss"- unter diesen Bedingungen), wird man - erst recht nach jahrelanger buddhist. Praxis - leichter loslassen können (vermute und hoffe ich... ;) ).

    ---

    Liebe(r) chilli68 ,

    vielen Dank für deinen optimistischen Beitrag. :) _()_

    chilli68:

    Persoenlich empfinde ich (als von Buddhas Lehre inspirierter Mensch)

    keine Daseinsbegierde in dem Sinne (mehr). Eher Daseinsglueck.

    Ja, wir werden alles loslassen. Und wir lassen steandig jetzt schon alles los.

    Ich glaube (an den) und erlebe den Funken, den mein (jetziges) Ich sprueht.

    Das hört sich sehr positiv an - Daseinsglück, statt Daseinsbegierde -, d.h. du hast schon sehr viel losgelassen?! :like: :D

    Eine Frage hätte ich noch: Was genau meinst du mit dem "Funken", den dein "(jetziges) Ich sprüht"?

    ---


    Lieber nuk ,

    vielen Dank für deine Antworten. _()_ :)

    nuk:
    Anna Panna-Sati:

    - Spürt ihr (noch) ein starkes Daseinsbegehren?

    Eigentlich nicht. Frueher war das bei mir anders. Aber seitdem ich langsam in die Jahre komme, merke ich schon in diesem einen Leben, dass sich Vieles einfach nur wiederholt (wenn auch mit Abweichungen).

    Ja, die Vorstellung des "immer wieder recycelten Elementehaufens" (siehe Mar Tins Beitrag # 14), sozusagen gefühlt als ein fortgesetzter "Aufguss vom Aufguss", ist sicherlich hilfreich, wenn man zum Hängen am Dasein tendiert....


    Anna Panna-Sati:

    - Wenn nein, warum nicht?

    Keine Ahnung. Eine sehr schwierige Frage fuer mich. Wahrscheinlich spuere ich deshalb kein starkes Daseinsbegehren, weil ich fuehle, dass die erste buddhistische Wahrheit ("Leben ist leiden") im Kern wahr (fuer mich persoenlich) ist. Und ich spuere, dass dieses Gefuehl mit vortschreitenden Alterserscheinungen langsam eher zu nimmt.

    Das kann ich nachvollziehen, lieber Nuk, jedoch bleibt dir ja immer die buddhist. Praxis, um die Ursachen des Leidens - und damit das Leiden - (mindestens) zu verringern.

    Wenn man des Daseins völlig (und anhaltend) überdrüssig wäre, hieße dies, es gewissermaßen abzulehnen, was - im schlimmsten Fall - eine Neigung zum Wunsch der Selbstvernichtung hervorrufen könnte.

    Ja, zunehmende Alterserscheinungen machen gelegentlich schon zu schaffen, aber man sollte nicht übersehen, dass alles zwei Seiten (und die Mitte) hat:

    - Die gute Seite ist, dass man mit fortschreitendem Alter abgeklärter und gelassener wird, wozu die nachlassenden Sinne und langsam abnehmende kognitive Fähigkeiten auch beitragen.

    (Überwiegen irgendwann die Leidgefühle jene der Lust, fällt das Loslassen später umso leichter.... :) )


    Anna Panna-Sati:

    - Führt fortgeschrittene buddhist. Praxis zur fühlbaren Abmilderung der Daseinsbegierde?

    Ich weiss nicht. Ich kann leider nicht wissen, wie ich ohne meine taegliche buddhistische Praxis heute denken wuerde. Es ist mir auch einerlei. Ich fuehre die Praxis einfach nur deshalb fort, weil sie mir in Fleisch und Blut uebergeganen ist und mich andere Dinge eher (mehr oder weniger) langweilen.

    Alles anzeigen

    Finde es großartig, dass dir die tägliche buddhistische Praxis schon "in Fleisch und Blut übergangen" ist, mit Sicherheit wird sie auch gute Früchte tragen, will sagen: "Ohne" Praxis würde es dir wahrscheinlich schlechter gehen....

    Alles Gute für dich (und soooo alt bist du doch noch gar nicht... ;) )! :sunny:  :heart:

    ---

    Lieber JoJu91 ,

    vielen Dank für deinen Beitrag. _()_ :)

    JoJu91:

    Fortgeschrittene buddhistische Praxis führt zum Brahmavihara der Daseins-Freude, im Idealfall zumindest einige ausreichend lange Momente pro Tag.

    Ein schönes Schlusswort. :like: :D

    (Aber ich kann mich mal wieder nicht zurückhalten... :erleichtert: und gebe dem Wunsch nach, dazu noch etwas zu äußern... :grinsen: )

    Daseinsfreude zu empfinden, ist - würde ich mal kühn behaupten - allen Lebewesen, grundsätzlich, eigen, wenn es ihnen, just in diesem Moment, körperlich und psychisch/geistig gut geht (vielfach sogar bei diesbezüglichen Einschränkungen, irgendwo "zwickt" es ja fast immer... ;) ).

    Es mag sein, dass nicht jeder diese Freude am Dasein (andauernd) bewusst wahrnimmt, während es im Kontrast zu leidhaften Zuständen, bei existenzieller Bedrohung, augenblicklich klar wird...

    Der spirituelle Fortschritt zeigt sich dementsprechend m.E. darin, dass dem Übenden stets bewusst ist, dass die Freude (wie alles andere, außer Nibbana) bedingt entstanden und unbeständig... ist und er demzufolge nicht an ihr anhaftet, sie stabil (er)halten will.

    (Bei dir klingt das an, da du von "ausreichend langen Momenten" und nicht von einem Dauerzustand, sprichst. )

    Wie sonst sollte man das Daseinsbegehren abschwächen und schließlich loslassen können?


    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)

    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Qualia
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    • 21. September 2025 um 18:47
    • #23

    Was willst du dagegen tun, wenn du ein Selfie an einem Abgrund machen willst und dein Körper 60 m nach unten fliegt und dann aufschlägt? Egal, ob dein Körper dich mit Unwohlsein gewarnt hat. Der Geist geht den Dingen voran. Der Geist ist der Herr über den Körper und der Körper der Herr über sein Leben.

  • mukti
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    • 21. September 2025 um 19:15
    • #24
    Anna Panna-Sati:

    Es freut mich für dich, dass du bereits ein verringertes Daseinsbegehren bei dir beobachten kannst, aber wie kommst du zu der Einschätzung "zur Zeit des Sterbens" nicht vollkommen loslassen zu können?

    Weil das Daseinsbegehren sehr tief gründet, es ist ja eigentlich die Wurzel der Existenz. "Man findet nirgends etwas, das lieber wäre als das eigene Selbst" sagt der Buddha in S.3.8, und Ud.5.1.

    Anna Panna-Sati:

    Man kann sich erfahrungsgemäß ein Stück weit aus dem körperlichen Sterbeprozess ausklinken, dissoziieren und den Körper "sein Ding" machen lassen, während der Geist - je nach Verfassung - gleichmütig oder aufgeregt, ergeben/akzeptierend oder verzweifelt/mit Widerstand, beobachtet, was geschieht, bis das Bewusstsein schwindet...

    Sind Körper und Geist eng verbunden, "im Reinen" und ergeben in das Unvermeidliche (Schwäche, Mattigkeit, Schmerzen etc. sorgen für "Lebensüberdruss"- unter diesen Bedingungen), wird man - erst recht nach jahrelanger buddhist. Praxis - leichter loslassen können (vermute und hoffe ich... ;) ).

    Ja ein Stück weit, das Beobachten bis zum vollkommen reinen, gleichmütigen Gewahrsein und schließlich bis zu Nibbana aufrecht zu erhalten, dazu ist wohl eine sehr hoch entwickelte Achtsamkeit und Sammlung die Voraussetzung.

    Aber sogar wenn man nicht perfekt dem Erwachten, der Lehre und der Jüngerschaft nachfolgen konnte, aber Vertrauen und bestimmte Fähigkeiten hat, ist es möglich, beim Sterbeprozess Sotapanna zu erreichen. Wie der Sakyer Sarakāni: "Er hat zum Zeitpunkt des Todes die Übung auf sich genommen" S.55.24

    Mit Metta, mukti.


  • Anna Panna-Sati
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    • 21. September 2025 um 21:43
    • #25

    Hallo, liebe Hingabe ,

    vielen Dank für deine Antwort, die mich u.a. dazu anregte, noch mal das eine oder andere zu überdenken... _()_ :)

    Hingabe:
    Anna Panna-Sati:

    Ayya Khema betonte stets, dass mit dem Daseinsbegehren i.d.R. nicht nur am Dasein an sich festgehalten würde, sondern dass mensch auch auf eine bestimmte Art und Weise - nämlich "recht komfortabel" (also möglichst behaglich, glücklich und leidfrei) leben, "da sein" wolle...

    Ok. Kann es nur am Dasein zu kleben/ daran anzuhaften also nicht geben ? :?

    So verstehe ich das nicht, es ist ja absolut natürlich (Stichwort "Selbsterhaltungstrieb") am Dasein zu hängen.

    Menschen (ebenso Tiere und Pflanzen) haben schon unglaubliche Strapazen dank dieser Begierde, da zu sein/ zu bleiben, überlebt. *

    (Siehe auch oben die Verse von Wilhelm Busch, Titel "Seelenwanderung": Der Wunsch, dass die "Seele" - in einem möglichst angenehmen Daseinsbereich - wiedererscheinen möge, zeugt auch von Daseinsbegierde...)

    * https://www.tagesschau.de/ausland/ozeani…ckerin-104.html

    Anna Panna-Sati:

    Das Leben als völlig wertlos zu erachten (dafür sind verschiedene Ursachen, z.B. auch pathologische, denkbar), kann letztlich zur Ablehnung, bzw. Hassgefühlen führen und als fast zwangsläufige Konsequenz, wird der Betreffende sowohl sich selbst, als auch Anderen Schaden zufügen.

    Er könnte auch einfach nur gleichgültig werden darüber was mit anderen passiert ( oder auch was mit ihm passiert, oder er/ sie bemüht sich dennoch das Notwendisgte zu haben, so ein Mensch kann sich aber über nichts mehr erfreuen ), sich von allen Anderen abkapseln, Probleme Anderer nicht mehr ernst nehmen ( kein Mitgefühl mehr haben ) oder die es auf der Welt gibt ( aber nicht aus Gleichmut, sondern aus Gleichgültigkeit ) ? Ein Freund meinte mal zu mir, Gleichgültigkeit ist auch Ablehnung.

    Ja, da würde ich dir zustimmen, wobei Gleichgültigkeit sowohl als Ursache, wie auch als Folge der Einstellung, dass das Leben wertlos sei, eintreten könnte.

    Im Gegensatz zu Hass, der als starke, oft destruktive Emotion zu entsprechend unheilsamen Aktivitäten (im Denken, Reden, Handeln) führen kann, zeichnet sich Gleichgültigkeit, aufgrund fehlender Gefühle/fehlenden Interesses, mehr durch Passivität, also mögliche Schädigung durch Unterlassen, aus.

    Dein Freund hatte vielleicht ein Zitat des Schriftstellers und Holocaust-Überlebenden Elie Wiesel im Kopf:

    Zitat

    »Ich habe immer daran geglaubt, daß das Gegenteil von Liebe nicht Haß ist, sondern Gleichgültigkeit.

    Das Gegenteil von Glaube ist nicht Überheblichkeit, sondern Gleichgültigkeit.

    Das Gegenteil von Hoffnung ist nicht Verzweiflung, es ist Gleichgültigkeit. Gleichgültigkeit ist nicht der Anfang eines Prozesses, es ist das Ende eines Prozesses.« - Erinnerung als Gegenwart. Elie Wiesel in Loccum [Mai 1986]. Loccumer Protokolle 25/[19]86, S. 157


    Hass ist zweifellos auch das Gegenteil von Liebe, allerdings besteht durch ihn immer noch eine intensive Verbindung zwischen Menschen (und Hass kann sich auch wieder legen...), während Gleichgültigkeit, mangels jeglichen Interesses oder Mitgefühls, eine vollständige Trennung darstellt.

    Anna Panna-Sati:

    Es kann m.E. nur darum gehen, das Leben/Dasein anzunehmen, wie es ist - mit den Daseinsfreuden UND dem, teilweise daraus erwachsenden, -Leiden, allerdings eben

    OHNE ANHAFTUNG (Anupadana), frei von Verlangen, Identifikation und Vereinnahmungswünschen/Besitzdenken.

    Ja, Daseinsfreuden annehmen. Wenn man an nichts mehr anhaftet, wieso würde dann da dennoch Leiden entstehen durch die Daseinsfreuden ?

    Alles anzeigen

    Ich denke nicht, dass noch Leiden entsteht, wenn an nichts und niemand mehr angehaftet wird - da habe ich mich wohl unklar ausgedrückt. :?

    Freisein von Anhaftung => Leidensfreiheit

    Allerdings ist es bis dahin meist ein langer, mühsamer Weg, denn im Allgemeinen hängt man ja ziemlich an den (Daseins-) Freuden... ;)


    Einen positiven Wochenstart und alles Gute für dich! :sunny: :heart: :klee: :taube:


    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)

    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

Ausgabe №. 133: „Rausch"

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