Posts by Schmu

    Hallo Broedchen


    Wie bist du zu der Idee gekommen, dich an ein buddhistisches Forum zu wenden?


    Was sind deine Beweggründe, inwiefern könnte das hier aus deiner Sicht ein Ort zur Besprechung inklusive Lösungsansätze für deine Probleme sein?


    :tee:

    Mir scheint es manchmal so, dass manche (viele?) säkulare Buddhisten "aufatmen", weil nun endlich Wiedergeburt (punabbhava, Wiederwerden, Weiterwerden) und Karma aus dem Buddhismus entfernt wurden.


    Wenn es so sein sollte, wäre die Buddhalehre aus meiner Sicht unbrauchbar zerstückelt.


    Was man aber sehr wohl tun kann: Sich über die Bedeutung dieser Begriffe unterhalten.

    Die Wissenschaft wird eines Tages herausfinden, dass sie sowieso nicht die Wirklichkeit abbildet!

    Hat sie doch schon längst - spätestens seit Heisenberg

    Ja.


    Mir geht es darum, sich klarzumachen, was Wissenschaft ist - und vor allem, was nicht.


    Wenn ich manche Leute im Alltag darüber sprechen höre, dass etwas "ja wissenschaftlich zweifelsfrei belegt ist", habe ich des öfteren den Eindruck, dass die meinen, damit wäre alles gesagt.

    Die Wissenschaft scheint dann gewissermaßen die neue Religion des nunmehr "entmystifizierten, aufgeklärten Menschen" zu sein.


    Ich denke, mit Erwachen im Sinn der Buddhalehre ist etwas anderes gemeint, das sich jenseits von Kategorien wie "wissenschaftlich" und "(un-)/vorwissenschaftlich" abspielt.

    Interessanter Vortrag über die Geschichte des Buddhadharma und die Bedeutung in der heutigen Zeit aus ihrer Sicht.


    Die Buddhalehre ist die zeitloseste mir bekannte Lehre, so mein spontaner erster Gedanke.

    Auch hier und jetzt nach 2500 Jahren noch, und das wird sich aus meiner Sicht nicht so bald ändern.


    Die traditionsgebundene spezifische Interpretation des Buddhadharma und erst recht die persönliche / individuelle kann eine spannende Grundlage für einen horizonterweiternden Austausch sein.

    Danke hier erstmal für die Korrektur meines Tippfehlers!


    Um Wieder- / Weiterwerden zu verstehen, ist es aus meiner Sicht notwendig, an Ichlosigkeit zumindest schon einmal "geschnuppert" zu haben. Sonst muss das Verständnis zwangsläufig zu illusionsbehaftet sein.


    So meine Auffassung.

    Punarbhava. Buddha hätte darüber schweigen sollen. Nichtmal es vernünftig zu übersetzen, sind wir im Stande.


    "Das Leben ist Tod, der Tod ist Leben. Denn alles ist nur ein Traum: Wir träumen, dass wir leben, so wie wir träumen, dass wir sterben. In Wirklichkeit sind Leben-und-Tod eins." - Kodo Sawaki

    Stattdessen haben wir alle die Tendenz, uns ein schlüssiges Weltbild zu basteln, in dem keine Fragen mehr vorkommen. Dann fühlen wir uns wohl und sicher.

    Das nehme ich anders wahr. Nicht als Attribut der Menschheit generell.


    Ich nehme es als Persönlichkeitsmerkmal wahr, das eine größere (bis hervorstechende) Rolle spielen kann, oder eine kleinere (bis kaum merkbare).


    Das hängt für mich von Faktoren wie Ängstlichkeit, Unerschrockenheit, Sicherheitsbedürfnis, ergebnisoffener Neugier, Besorgtheit, Leichtigkeit usw. ab.

    Das wiederum (die Persönlichkeitsmerkmale) hängt von vielen anderen (Lebens-)Bedingungen ab, und kann sich auch - je nach der Entwicklung der Begleitumstände - verändern.

    Das was David Loy da sagt, sehe ich nicht als etwas Neues an. Das ist ein "Problem", das die ganze Menschheitsgeschichte durchzieht. Heute sind die Begriffe, die da ins Spiel kommen "Markt", "Konsum", "soziale Ungerechtigkeit". Das ist alles nicht neu. Das Prinzip dahinter ist uralt.


    Für mich gibt es zwei Arten, mich der Religion zuzuwenden.


    Die Eine ist: Ich nehme sie ernst. Das bedeutet, ich widme mich dem, was Buddha (oder Jesus) gesagt / gelehrt hat. Dann stelle ich fest: Die Welt um mich herum funktioniert komplett anders ("Markt", "Konsum", "soziale Ungerechtigkeit"). Dieses ganze Prinzip ist nicht neu. Es galt schon zu Zeiten Meister Eckharts (1260 - 1328), und auch vorher.


    Die Andere ist: Ich nehme Religion so, wie es gesellschafts-politisch erwünscht ist. Dann habe ich so einen Trallala-volkstümlichen-"Glauben". Das ist nicht die Religion selbst, das ist ein B-Movie, ein Abklatsch. Ohne Gehalt. Schlafend.


    Dass wir jetzt auf ernsthaftere ökologische und klimatische Probleme zusteuern, ändert nichts an dem Grundmuster.


    Es kann nicht politisch durchgesetzt werden, die Religionen endlich ernst zu nehmen. Das ist politisch noch nie gewollt gewesen, das wird sich auch nicht ändern. Es kann nur von unten kommen. Du, ich, unsere Freunde, unsere Nachbarn. Schneeballprinzip von unten nach oben. Ob ich da zwei Begriffe – Wiedergeburt und Karma – als "Störfaktoren" ausmache oder nicht, spielt keine Rolle. Das ist nicht der Punkt.


    Soweit meine Gedanken.

    Vielleicht wäre auch noch anzumerken, dass historisch 99% aller Buddhisten in Gesellschaftsformen lebten, die die meisten von uns nicht erstrebenswert finden würden, und der Buddhismus (u.a.) durch diese Gesellschaftsformen zu dem wurde, was er heute ist.

    Gilt das nicht für alle Menschen aller Religionen, dass sie in der Vergangenheit in Gesellschaftsformen lebten, die sich auf eine Weise weiterentwickelt haben, dass man heute das Einstige als nicht (mehr) erstrebenswert ansehen würde?


    Was ist denn mit dem Buddhismus, wie er heute ist? Gefällt er dir nicht?

    Ochse


    Ja, so ist es wohl.


    Die Buddhalehre lässt sich nicht einem politischen Lager zuordnen.


    Ich würde mich als grünen Sozialisten bezeichnen. Und ich fühle mich der Buddhalehre verbunden. Ich sehe da keine gravierenden Widersprüche. Das reicht mir.


    Wie es andere handhaben, ist deren Sache. :) Es geht mich nichts an. Ich verspüre wenig Bedürfnis, das zu diskutieren, darüber Streitgespräche zu führen.

    Danke euch!


    Zu den 5 Daseinsbereichen:

    An die hatte ich auch gedacht (Hölle, Tier, Hungergeister, Mensch, himmlische Wesen).


    Nur verstand ich nicht den unmittelbaren Bezug zu der Geschichte mit dem Mann und dem Wald / Teich.

    So ist es aber gemeint, oder? Also, dass sich diese 5 Bereiche in der Geschichte wiederfinden lassen?

    "Wenn du nicht an dir selbst festhältst, ist das Leben in der Welt nicht so schwierig. Nur weil du an dir selbst festhältst, kommt dir alles kompliziert und problematisch vor.

    Du glaubst, dass der Mond traurig oder glücklich ist, weil du ihn von deinem persönlichen Standpunkt aus betrachtest. Betrachte dich lieber selbst vom Standpunkt des Mondes aus!"


    Kodo Sawaki

    Was gibt es denn hier zu besprechen?


    Zu Buddhas Zeiten wurde sowas noch kontrovers diskutiert. Kam damals tatsächlich vor, wie wir alle wissen.


    Kann heute nicht mehr Gegenstand von Diskussionen sein, für alle, die noch einigermaßen klar im Oberstübchen sind.


    Lässt es sich darauf einigen, liebe Menschen des 21. Jahrhunderts? Oder wollen wir uns hier total verirren?


    🤔🤓🤨🙄


    🙏🙏🙏🙏🙏🙏🙏

    Im Zen könnte das auch so ausgedrückt werden. Und wird es auch oft so oder so ähnlich.


    Das Erkennen des Nichtwissens ist eine zentrale Voraussetzung für die Entwicklung von Weisheit.


    Oder wie Dogen sagt (aus dem Gedächtnis, nicht wörtlich zitiert):

    "Wer zum Verirrtsein erwacht - ein Buddha.

    Wer sich im Erwachen verirrt - ein gewöhnliches Wesen."

    DER NÄCHSTE WINTER


    In einem bekannten Kloster, in den Bergen Nordindiens gelegen und vor allem für seine weisen Mönche berühmt, war kürzlich ein neuer Abt und spiritueller Führer gewählt worden. Als die kühle Jahreszeit nahte, fragten die jungen Mönche ihren neuen Lehrer, ob der Winter wohl eher kalt oder mild werden würde.

    Die Meditationspraxis des Abtes war noch nicht so weit gediehen, dass er das Wetter vorhersehen konnte. Um aber auf Nummer sicher zu gehen und gleichzeitig seine Schüler zu beeindrucken, sagte er, der Winter werde bestimmt kalt werden und sie sollten möglichst viel Brennholz sammeln.


    Einige Tage später kam er auf die Idee, den Chef der örtlichen Wetterstation anzurufen, einen Professor der Meteorologie, der auf seinem Fachgebiet über die höchsten Auszeichnungen der Universität Oxford verfügte. “Professor“, wollte der Anrufer wissen, ohne sich vorzustellen, “was werden wir in diesem Jahr wohl für einen Winter bekommen?“

    “Nun, es gibt Anzeichen dafür, dass er ziemlich kalt wird“, antwortete der Professor.


    Am nächsten Morgen forderte der Abt seine Mönche auf, jedes Stück Holz aus dem Wald anzuschleppen, das sie finden konnten, denn er sehe voraus, dass der kommende Winter einer der kältesten werden würde, die es hier in den Bergen je gegeben habe.


    Weil er aber fürchtete, es etwas übertrieben zu haben und sich auch ein wenig um seine Reputation sorgte, rief der Abt noch einmal beim Chef der Wetterstation an.

    “Professor, sind sie sich auch absolut sicher, dass es Anzeichen gibt, die darauf hindeuten, dass dieser Winter sehr kalt wird?“

    “Absolut!“, antwortete der Professor. “Sie werden sogar mit jedem Tag eindeutiger. Alles weist darauf hin, dass der kommende Winter extrem kalt wird.“

    “Und warum können Sie sich da so sicher sein?“, hakte der Anrufer nach, der sich auch diesmal nicht zu erkennen gab.

    “Weil“, antwortete der gelehrte Professor der Meteorologie, “die heiligen Mönche des hiesigen Klosters Brennholz sammeln wie verrückt.“


    Der Freund, von dem ich diese Geschichte habe, meinte, sie sei eine Metapher dafür, wie die Börse funktioniert. Und damit könnte er durchaus recht haben.


    - Ajahn Brahm