Zurückgezogenheit

  • Hallo,
    in meinem Posting geht es um Geselligkeit und Zurückgezogenheit. Ich erlebe Gesellschaft als etwas anstrengendes während ich mich in Zurückgezogenheit aber auch schnell einsam und traurig fühle. Was ich sehr Angenehm empfinde sind Retreats weil genau dort diese einmalige Atmosphäre herrscht, ich werde nicht traurig weil in Gesellschaft und es ist nicht anstrengend weil eben Schweigen angesagt ist. Das ist Gesellschaft als Druck erlebe kommt daher weil ich in sozialen Kontakten einerseits sehr unsicher bin, smalltalk langweilig finde, und überhaupt mit den vielen Leuten unglaublich viele Reize auf mich wirken die ich gar nicht so schnell verarbeiten kann und am Ende habe ich immer das Gefühl irgendetwas falsch gemacht zu haben und eben den Erwartungen der anderen nicht entsprochen zu haben. Was mir gut tut ist positives Feedback was man natürlich nicht dauernd bekommt und auch nicht erwarten kann. Wie ist es nun auf dem buddhistischen Weg. Sind Retreats bei denen man ganz allein meditiert und zurückgezogen lebt sinnvoll um evtl. das allein sein zu lernen so, dass man sich eben nicht einsam und abgeschottet fühlt, eben mehr die Verbundenheit spürt, sich mehr auf das hier und jetzt einlassen kann, die Momente häufiger werden in denen man sich und seinem Umwelt einfach spürt, wo das Denken einfach in den Hintergrund rückt, nicht wichtig ist ..... ich beschreibe das jetzt so weil ich die Momente oft habe, gerade gestern wieder als wie eine längere Wanderung durch den Wald machten und plötzlich genaus so ein Moment des reinen Seins auftauchte, alles löste sich auf in die momentanen Sinneseindrücke. Aber wäre es wirklich mein Weg und sollte ich da tiefer hineinzugehen? Und wenn ich es wirklich schaffen würde "mich mit mir ganz allein" wohl zu fühlen. Aber, wäre das mein Weg? Wird man dadurch nicht ein seltsamer eigenbrödler? Und sind wir nicht von Natur aus gesellige Wesen, aufeinander angewiesen, brauchen wir nicht immer wieder den Spiegel den uns die anderen vorhalten? Und, sollte ich nicht lieber daran arbeiten mich in Gesellschaft wohl zu fühlen? Smalltalk zu lernen, daran arbeiten beliebt zu sein ... irgendwie kommt mir das auch falsch vor ... da würde ich mich verbiegen. Weil so bin ich eben nicht. Ich würde mich freuen ein paar Gedanken von Euch zu hören.


    Danke, Woodpecker

  • Moin Woodpecker,


    wenn ich dein Posting lese, so entsteht bei mir der Eindruck, dass du deinen Selbstwert, dein sich Wohlfühlen, sehr stark von anderen abhängig machst. Und um negativen Rückmeldungen zu entgehen ziehst du dich in vorauseilendem Gehorsam gleich zurück.
    Irgendwann ist dir wohl das Gefühl eingeimpft worden, nicht zu genügen, nicht gut genug zu sein.


    Zitat

    ... brauchen wir nicht immer wieder den Spiegel den uns die anderen vorhalten?...


    Ja, diesen Spiegel brauchen wir, jedenfalls zu Anfang. Irgendwann wird er unwichtig.


    Zitat

    ...Und, sollte ich nicht lieber daran arbeiten mich in Gesellschaft wohl zu fühlen? Smalltalk zu lernen, daran arbeiten beliebt zu sein ...


    Lerne, dich zu sehen und anzunehmen, wie du bist. Du musst dich annehmen, das ist wichtig, nicht die Anderen.


    LG
    Ji'un Ken

  • woodpecker:

    Ich erlebe Gesellschaft als etwas anstrengendes während ich mich in Zurückgezogenheit aber auch schnell einsam und traurig fühle.


    Hi Woodpecker,


    gilt diese Aussage für Dich grundsätzlich ? Ich differenziere da, denn es gibt durchaus Gesellschaft, die ich auch außerhalb eines Retreats als angenehm empfinde. Und es gibt für mich durchaus auch Zeiten der Einsamkeit, die ich schätze, dann habe ich Zeit zum Meditieren oder zum Anhören von buddhistischen Unterweisungen oder einfach zum Entspannen von der anstrengenden Art von Gesellschaft.


    Thema: Smalltalk:


    Smalltalk ist für mich ein gesellschaftliches Übel, dass ich akzeptieren muss wie das Wetter... manche Menschen wollen nicht mit jedem tiefer über Themen diskutieren, manche Themen sind gar komplett tabu.


    Thema Beliebtsein: Es ist unmöglich, dass Du bei allen Menschen gleichermaßen beliebt bist, einige werden Dich mögen, andere werden Dich nicht mögen. Was Du tun kannst ist mit Deinem eigenen Geist "zu arbeiten" und liebende Güte, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut für Dich und für alle anderen zu entwickeln, zunächst in der Meditation, dann im Alltag.

  • Ji'un Ken:

    Lerne, dich zu sehen und anzunehmen, wie du bist. Du musst dich annehmen, das ist wichtig, nicht die Anderen.


    Ja, da hast Du sicherlich recht und was Du da sagst ist mir auch nicht neu. Aber irgendwie bin ich in meinem Leben, trotz einiger Bemühungen, noch nicht drauf gekommen wie ich das anstellen soll :(


    Danke für die Zeilen Euch beiden !


    Gruß Woodpecker

  • Zitat

    Das ist Gesellschaft als Druck erlebe kommt daher weil ich in sozialen Kontakten einerseits sehr unsicher bin, smalltalk langweilig finde, und überhaupt mit den vielen Leuten unglaublich viele Reize auf mich wirken die ich gar nicht so schnell verarbeiten kann und am Ende habe ich immer das Gefühl irgendetwas falsch gemacht zu haben und eben den Erwartungen der anderen nicht entsprochen zu haben.


    Könnte sein, daß du ein sensitiver Typ bist. Die Ich-Grenzen verschwimmen dann. Hat Vor,-und Nachteile.
    Der Vorteil ist, daß man ein Gespür für Transzendenz hat, für die Empfindungen anderer, für ihr Wesen, für heilsames und unheilsames.
    Der Nachteil, daß man leicht von Sinneseindrücken überschwommen wird und eine ungewollte Isolation bevorzugt, die man dann adelt ( "ist doch buddhistisch" )
    um der Einsamkeit einen Sinn abzuringen. Retreats sind ( dafür ) jedenfalls nur eine kurzfristige Lösung und können alles auch noch verschlimmern.
    So meine Erfahrung-von früher.


    Falls du dich in diesen Zeilen nicht wiederfindest, vergiss sie. :)


    Zitat

    trotz einiger Bemühungen, noch nicht drauf gekommen wie ich das anstellen soll :(


    Vergegenwärtigung dauert ... :| ;) - es dauert auch, sich Mitgefühl und Wohlwollen für sich selbst zu gestatten... :|:)
    Und es dauert auch, die eigene Konstitution kennen zu lernen... :|:oops::roll::idea::) Kommt Zeit kommt Pfad ;)

  • Ich kann Dich sehr gut verstehen, woodpecker, denn genau diese Gedanken hatte ich auch immer wieder.
    Rein beruflich musste ich lernen, smalltalk auszuhalten und mitzumachen. Nachdem ich das zähneknirschend akzeptiert hatte, ging es plötzlich wie von selbst. Die Zauberformel hieß: mich nicht selbst zu wichtig zu nehmen, dafür aber zuzuhören und Fragen zu stellen. Alle sprachen gern von sich und ich konnte mich wie im Kino geistig zurücklehnen und sie quatschen lassen.


    Ich habe privat allerdings so gut wie nie Kompromisse gemacht, solange ich noch Single war. Ich habe nur Frauen zu meinen Geburtstagen eingeladen, da ich selbst damals "unbemannt" war. Sobald Männer mit dabei waren, waren die Frauen blockiert und nicht mehr sie selbst bzw. es waren keine tieferen Gespräche möglich.
    Seit ich verheiratet bin, hat sich das wieder geändert. Ich bin nach wie vor am liebsten mit meinen Freundinnen zusammen oder allein. Mit meinem Mann habe ich auch einen neuen "Ehepaar-Freundeskreis" dazu bekommen :grinsen: , an den ich mich "gewöhnt" habe. Für mich ist das so als ob ich auf die Bühne gehe (ich wäre sowieso gerne Schauspielerin geworden :lol: ). Ich spiele da eine Rolle, allerdings mit Leib und Seele, d. h. ich vertrete durchaus meine Sicht der Dinge und habe gelernt, mich nicht aufs Glatteis führen zu lassen. Ich muss niemandem mehr gefallen.
    Aber ich interessiere mich inzwischen tatsächlich ernsthaft für meine Mitmenschen und höre ihnen zu.
    Wichtig erscheint mir hierbei, dass ich in all den Jahren meinen eigenen Wert erkannt habe, gut mit mir leben kann und dieses nicht mehr von außen bestätigt werden muss.
    Ansonsten ziehe ich mein selbstgewähltes Einsiedlerleben in der Zweisamkeit mit meinem Mann vor.


    woodpecker:
    Ji'un Ken:

    Lerne, dich zu sehen und anzunehmen, wie du bist. Du musst dich annehmen, das ist wichtig, nicht die Anderen.


    Ja, da hast Du sicherlich recht und was Du da sagst ist mir auch nicht neu. Aber irgendwie bin ich in meinem Leben, trotz einiger Bemühungen, noch nicht drauf gekommen wie ich das anstellen soll :(


    Wie sehen die Bemühungen aus, lieber woodpecker? Meine Erfahrung ist: die Illusion über eine besondere Persönlichkeit aufzugeben, die Illusion, eine bessere zu werden und zu sein als ich bin. Ich habe akzeptiert, wie ich nach außen wirke, wie ich aussehe, dass ich Veränderungen unterworfen bin sowohl in den Überzeugungen als auch als Körper. Ich habe akzeptiert, dass ich Fehler gemacht habe und weiter machen könnte. Ich habe akzeptiert, dass ich aus karmischen Gründen vielleicht noch mit besonderen Leiden konfrontiert werde ... und ich gucke immer wieder neu hin.


    Ich wünsche Dir viel Erfolg, Kraft und Mut
    _()_ Monika

  • woodpecker:

    Wird man dadurch nicht ein seltsamer eigenbrödler?


    Möglich, aber in Zeiten von verkorkster Pop-Kultur und allgemeiner Verwirrung ist das eher kein Nachteil.


    Grüße

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • nibbuti:
    woodpecker:

    Wird man dadurch nicht ein seltsamer eigenbrödler?


    Möglich, aber in Zeiten von verkorkster Pop-Kultur und allgemeiner Verwirrung ist das eher kein Nachteil.


    Grüße



    Persönlich empfinde ich mich ständig als ver-wirrt !


    Persönlicher herzlicher Gruß
    an nibbuti



    Gitte

    Es ist eine wahre Schmach und Schande, daß wir Christen wie blinde Hühner umhergehen und nicht erkennen, was in uns ist und davon gar nichts wissen.
    Johannes Tauler

  • woodpecker:

    Hallo,
    in meinem Posting geht es um Geselligkeit und Zurückgezogenheit. Ich erlebe Gesellschaft als etwas anstrengendes während ich mich in Zurückgezogenheit aber auch schnell einsam und traurig fühle. Was ich sehr Angenehm empfinde sind Retreats weil genau dort diese einmalige Atmosphäre herrscht, ich werde nicht traurig weil in Gesellschaft und es ist nicht anstrengend weil eben Schweigen angesagt ist. Das ist Gesellschaft als Druck erlebe kommt daher weil ich in sozialen Kontakten einerseits sehr unsicher bin, smalltalk langweilig finde, und überhaupt mit den vielen Leuten unglaublich viele Reize auf mich wirken die ich gar nicht so schnell verarbeiten kann und am Ende habe ich immer das Gefühl irgendetwas falsch gemacht zu haben und eben den Erwartungen der anderen nicht entsprochen zu haben. Was mir gut tut ist positives Feedback was man natürlich nicht dauernd bekommt und auch nicht erwarten kann. Wie ist es nun auf dem buddhistischen Weg. Sind Retreats bei denen man ganz allein meditiert und zurückgezogen lebt sinnvoll um evtl. das allein sein zu lernen so, dass man sich eben nicht einsam und abgeschottet fühlt, eben mehr die Verbundenheit spürt, sich mehr auf das hier und jetzt einlassen kann, die Momente häufiger werden in denen man sich und seinem Umwelt einfach spürt, wo das Denken einfach in den Hintergrund rückt, nicht wichtig ist ..... ich beschreibe das jetzt so weil ich die Momente oft habe, gerade gestern wieder als wie eine längere Wanderung durch den Wald machten und plötzlich genaus so ein Moment des reinen Seins auftauchte, alles löste sich auf in die momentanen Sinneseindrücke. Aber wäre es wirklich mein Weg und sollte ich da tiefer hineinzugehen? Und wenn ich es wirklich schaffen würde "mich mit mir ganz allein" wohl zu fühlen. Aber, wäre das mein Weg? Wird man dadurch nicht ein seltsamer eigenbrödler? Und sind wir nicht von Natur aus gesellige Wesen, aufeinander angewiesen, brauchen wir nicht immer wieder den Spiegel den uns die anderen vorhalten? Und, sollte ich nicht lieber daran arbeiten mich in Gesellschaft wohl zu fühlen? Smalltalk zu lernen, daran arbeiten beliebt zu sein ... irgendwie kommt mir das auch falsch vor ... da würde ich mich verbiegen. Weil so bin ich eben nicht. Ich würde mich freuen ein paar Gedanken von Euch zu hören.


    Danke, Woodpecker


    Beides hat eben zwei Seiten, eine angenehme und eine unangenehme. Ich kann mit der unangenehmen Seite der Einsamkeit besser leben als mit den Unannehmlichkeiten die durch Geselligkeit entstehen. Da hat halt jeder seine individuelle Mischung, entweder man ist lieber alleine und sucht manchmal Gesellschaft, oder man ist gerne in Gesellschaft und zieht sich manchmal zurück. Für sich ist weder das Eine noch das Andere der Idealzustand, man muss immer das Negative dabei in Kauf nehmen. Der Idealzustand ist, ständig nach Freiheit von Gier Hass und Verblendung zu streben, in welchen Umständen man sich auch immer befindet.


    Ich sehe das genauso wie nibutti:


    "In Zeiten von verkorkster Pop-Kultur und allgemeiner Verwirrung ist es eher kein Nachteil, als seltsamer Eigenbrötler zu gelten."


    Wie Schopenhauer so treffend sagt: Was einer darstellt, also was er in den Köpfen anderer ist, das ist viel unwichtiger als das was einer für sich selber ist und was er an sich hat.


    Ein Vorteil von Geselligkeit ist es, dass man anderen etwas geben kann. Einsamkeit erzieht wiederum zur Bescheidenheit - ein großer Teil des menschlichen Strebens bezieht sich darauf etwas darzustellen, sich selber im Vergleich mit anderen zu bestätigen oder auszubeuten um Macht oder Reichtum zu gewinnen.


    Schöne Grüße

  • mukti:


    Ein Vorteil von Geselligkeit ist es, dass man anderen etwas geben kann. Einsamkeit erzieht wiederum zur Bescheidenheit - ein großer Teil des menschlichen Strebens bezieht sich darauf etwas darzustellen, sich selber im Vergleich mit anderen zu bestätigen oder auszubeuten um Macht oder Reichtum zu gewinnen.


    Ein weiterer Vorteil in Gesellschaft/Marktplatz ist die Möglichkeit zu wachsen, Schweigen zu lernen, Zuhören zu lernen und sich selbst mit Abstand beobachten zu können, wie und warum ich so oder so re-agiere. Bin ich im Elfenbeinturm alleine, halte ich mich u.U. bereits für erwacht. Mönche, die schon als Kleinkinder ins Kloster geschickt wurden und nie mit der Außenwelt konfrontiert wurden, können durchaus scheitern, sobald sich der "Rachen von Mara" öffnet - s. Film "Samsara".
    _()_ Monika

  • mukti:

    "In Zeiten von verkorkster Pop-Kultur und allgemeiner Verwirrung ist es eher kein Nachteil, als seltsamer Eigenbrötler zu gelten."


    Wenn man genügend Selbstvertrauen hat, um ein Leben als "seltsamer Eigenbrötler" zu führen, dann mag diese Aussage stimmen.

  • MonikaMarie1:
    mukti:


    Ein Vorteil von Geselligkeit ist es, dass man anderen etwas geben kann. Einsamkeit erzieht wiederum zur Bescheidenheit - ein großer Teil des menschlichen Strebens bezieht sich darauf etwas darzustellen, sich selber im Vergleich mit anderen zu bestätigen oder auszubeuten um Macht oder Reichtum zu gewinnen.


    Ein weiterer Vorteil in Gesellschaft/Marktplatz ist die Möglichkeit zu wachsen, Schweigen zu lernen, Zuhören zu lernen und sich selbst mit Abstand beobachten zu können, wie und warum ich so oder so re-agiere. Bin ich im Elfenbeinturm alleine, halte ich mich u.U. bereits für erwacht. Mönche, die schon als Kleinkinder ins Kloster geschickt wurden und nie mit der Außenwelt konfrontiert wurden, können durchaus scheitern, sobald sich der "Rachen von Mara" öffnet - s. Film "Samsara".
    _()_ Monika


    Naja ich kenne auch einige die sich in Gesellschaft für erwacht halten, und sie finden auch öfters ihre Anhänger. Und die Selbstbeobachtung geht alleine auch. Es stellt sich auch in Gesellschaft immer wieder als unmöglich heraus, nicht auf irgendeine Weise in unerwünschte Angelegenheiten verwickelt zu werden.


    Aber es ist individuell. Der Buddha hat je nach Anlage beides empfohlen, wobei er bei Geselligkeit den Austausch mit Gleichgesinnten vorzog, und die Einsamkeit wenn sich keine solchen finden lassen. Das Argument dass nichts weitergeht ohne Konfrontation, also dass man keinen Widerstand oder keine klare Linie entwickeln kann wenn man nicht viel mit papanca konfrontiert wird, ist mir nicht so zugänglich. Vielmehr kann ich mich alleine besser auf das Wesentliche konzentrieren, und es dann in Gesellschaft auch erhalten. Aber ich bin nun mal als Einzelgänger auf die Welt gekommen ;)

  • Matthias65:
    mukti:

    "In Zeiten von verkorkster Pop-Kultur und allgemeiner Verwirrung ist es eher kein Nachteil, als seltsamer Eigenbrötler zu gelten."


    Wenn man genügend Selbstvertrauen hat, um ein Leben als "seltsamer Eigenbrötler" zu führen, dann mag diese Aussage stimmen.


    Wenn man weiß dass das was man denkt und tut richtig ist und sich anständig benimmt, ist es eigentlich ziemlich egal was andere von einem denken. Man darf sich halt nicht versteigen oder für was Besonderes halten.

  • mukti:
    Matthias65:

    Wenn man genügend Selbstvertrauen hat, um ein Leben als "seltsamer Eigenbrötler" zu führen, dann mag diese Aussage stimmen.


    Wenn man weiß dass das was man denkt und tut richtig ist und sich anständig benimmt, ist es eigentlich ziemlich egal was andere von einem denken. Man darf sich halt nicht versteigen oder für was Besonderes halten.


    Hallo mukti, meine Bemerkung bezog sich auf den Eingangsthread von Woodpecker.

  • Hallo Woodpecker,


    Du hast geschrieben:


    Zitat

    Das ist Gesellschaft als Druck erlebe kommt daher weil ich in sozialen Kontakten einerseits sehr unsicher bin, smalltalk langweilig finde, und überhaupt mit den vielen Leuten unglaublich viele Reize auf mich wirken die ich gar nicht so schnell verarbeiten kann und am Ende habe ich immer das Gefühl irgendetwas falsch gemacht zu haben und eben den Erwartungen der anderen nicht entsprochen zu haben.


    kann es sein, dass das Empfinden auch mit der depressiven Phase zusammenhängt, über die Du im Mai 2010 berichtet hast?


    Siehe hier: http://www.buddhaland.de/viewt…=12&t=3687&p=70299#p70299

    Herzliche Grüße von der


    Kirschblüte



    Der vielleicht größte Vorteil des Ruhms besteht darin, daß man ungestraft die größten Dummheiten sagen darf.


    André Gide

  • mukti:

    ...
    Das Argument dass nichts weitergeht ohne Konfrontation, also dass man keinen Widerstand oder keine klare Linie entwickeln kann wenn man nicht viel mit papanca konfrontiert wird, ist mir nicht so zugänglich. ...


    Das hast Du jetzt aber nicht meinem Beitrag entnommen, oder? Ich schrieb ja von u.U. (unter Umständen) und nicht von grundsätzlich. ;)

  • Diese Thematik –das Spannungfeld zwischen Geselligkeit und Alleinsein- ist auch ein Thema, das für mich immer wieder aktuell ist. In meinem Fall hatte ich schon immer sehr viel „Geselligkeit“ im normalen Alltag (Familie mit Kindern/Beruf, der den Kontakt zu anderen Menschen im Vordergrund hat). In dieser Lebenssituation merke ich immer wieder, wie wichtig es für mich ist, mich gezielt zurückzuziehen und Zeiten nur für mich und meine Praxis zu haben. Eine Zeitlang habe ich mich in meiner Freizeit immer noch sehr engagiert („Ehrenämter“); erst in letzter Zeit habe ich es (zu Gunsten mehr Zeit für das Alleinsein) geschafft, diesbezüglich „nein“ sagen zu können, wenn entsprechende Anfragen kamen. Verabredungen mit Freunden (in meinem Fall auch meist Freundinnen) treffe ich immer sorgfältiger – gute Freunde mag ich aber sicher in meinem Leben nicht missen, da sie mir oft schon Dinge wiedergespiegelt habe, die ich so selbst nicht gesehen habe. Und interessanterweise kann ich diese Dinge (die ja für mich nicht unbedingt positiv sein müssen), von guten Freunden sehr viel besser annehmen als z.B. innerhalb der Familie.


    Liebe Grüße


    peema

    event.png

  • woodpecker:

    ...
    Ich erlebe Gesellschaft als etwas anstrengendes während ich mich in Zurückgezogenheit aber auch schnell einsam und traurig fühle.


    Was ist das Problem? Gesellschaft ist anstrengend. Zurückgezogenheit ist einsam.


    Zum Erlöschen des Leidens führt der Edle Achtfache Pfad. Der mittlere Weg. Wenn dir sinnloses Geplapper als anstrengend erscheint - meide es! Wenn Dir Zurückgezogenheit als zu einsam erscheint, meide es! Suche den Kontakt zu gleich Gesinnten.

  • woodpecker:

    Hallo,
    in meinem Posting geht es um Geselligkeit und Zurückgezogenheit. Ich erlebe Gesellschaft als etwas anstrengendes während ich mich in Zurückgezogenheit aber auch schnell einsam und traurig fühle. Was ich sehr Angenehm empfinde sind Retreats weil genau dort diese einmalige Atmosphäre herrscht, ich werde nicht traurig weil in Gesellschaft und es ist nicht anstrengend weil eben Schweigen angesagt ist. Das ist Gesellschaft als Druck erlebe kommt daher weil ich in sozialen Kontakten einerseits sehr unsicher bin, smalltalk langweilig finde, und überhaupt mit den vielen Leuten unglaublich viele Reize auf mich wirken die ich gar nicht so schnell verarbeiten kann und am Ende habe ich immer das Gefühl irgendetwas falsch gemacht zu haben und eben den Erwartungen der anderen nicht entsprochen zu haben. Was mir gut tut ist positives Feedback was man natürlich nicht dauernd bekommt und auch nicht erwarten kann. Wie ist es nun auf dem buddhistischen Weg. Sind Retreats bei denen man ganz allein meditiert und zurückgezogen lebt sinnvoll um evtl. das allein sein zu lernen so, dass man sich eben nicht einsam und abgeschottet fühlt, eben mehr die Verbundenheit spürt, sich mehr auf das hier und jetzt einlassen kann, die Momente häufiger werden in denen man sich und seinem Umwelt einfach spürt, wo das Denken einfach in den Hintergrund rückt, nicht wichtig ist ..... ich beschreibe das jetzt so weil ich die Momente oft habe, gerade gestern wieder als wie eine längere Wanderung durch den Wald machten und plötzlich genaus so ein Moment des reinen Seins auftauchte, alles löste sich auf in die momentanen Sinneseindrücke. Aber wäre es wirklich mein Weg und sollte ich da tiefer hineinzugehen? Und wenn ich es wirklich schaffen würde "mich mit mir ganz allein" wohl zu fühlen. Aber, wäre das mein Weg? Wird man dadurch nicht ein seltsamer eigenbrödler? Und sind wir nicht von Natur aus gesellige Wesen, aufeinander angewiesen, brauchen wir nicht immer wieder den Spiegel den uns die anderen vorhalten? Und, sollte ich nicht lieber daran arbeiten mich in Gesellschaft wohl zu fühlen? Smalltalk zu lernen, daran arbeiten beliebt zu sein ... irgendwie kommt mir das auch falsch vor ... da würde ich mich verbiegen. Weil so bin ich eben nicht. Ich würde mich freuen ein paar Gedanken von Euch zu hören.


    Danke, Woodpecker


    Grüß Dich woodpecker,
    am flüssigen SmallTalk zu arbeiten (der Dalai Lama nennt es 'Geschwätz'), ist vielleicht nicht der ganz optimale Weg :->) Was meinst du?
    Um die Erwartungen der anderen zu erfüllen und alles richtig für die anderen zu machen (und dann positives Feedback zu kriegen) müsstest du aber genau das tun. (Diese Welt besteht vordringlich aus Kaffekränzchen :->))



    Die Frage ist vielleicht simpler: WAS MÖCHTEST DU ?

    • Offizieller Beitrag
    fotost:


    Was ist das Problem? Gesellschaft ist anstrengend. Zurückgezogenheit ist einsam.


    Zum Erlöschen des Leidens führt der Edle Achtfache Pfad. Der mittlere Weg. Wenn dir sinnloses Geplapper als anstrengend erscheint - meide es! Wenn Dir Zurückgezogenheit als zu einsam erscheint, meide es! Suche den Kontakt zu gleich Gesinnten.


    Schopenhauer fasste das in die Parabel von den denStachelschweinen



      An einem kalten Tag entwickelt eine Gruppe Stachelschweine ein allen gemeines Wärmebedürfnis. Um es zu befriedigen, suchen sie die gegenseitige Nähe. Doch je näher sie aneinanderrücken, desto stärker schmerzen die Stacheln der Nachbarn. Da aber das Auseinanderrücken wieder mit Frieren verbunden ist, verändern sie ihren Abstand, bis sie die erträglichste Entfernung gefunden haben.