Ich würde gerne hier mal etwas weiter ausholen, auch in der Gefahr, dass es etwas an dem ursprünglichem Thema vorbei geht, gleichwohl es aber meiner Meinung nach dazu gehört. Was ich jetzt beschreibe ist was ich persönlich erfahren habe.
Kurz als Hilfe zur Einordnung meiner Erfahrungen auf Spiele: (CS:S, CS:GO, LoL, MC, CoD, BF, Far Cry)
Als Kind/Jugendlicher waren solche Spiele für mich interessant, schließlich ist es das, was das Militär tut und das Militär ist Cool. Damals durfte ich keine derartigen Spiele spielen und habe mich auch - im Großen und Ganzen daran gehalten. Mit 16 war es dann soweit: Counter Strike: Source kam bei mir an. Ich habe wirklich viel, man könnte fast sagen exzessiv viel, gespielt. Ich hatte meine Gruppe, hatte das Gefühl dazu zu gehören. Es war für mich primär einfach eine Möglichkeit "unter Menschen zu kommen". Das ging erstmal gut, bis ich in der Schule schlechter wurde. Mir ging es dadurch schlecht, einfach weil der Druck gestiegen ist, und ich habe entsprechend mehr gespielt - war ja eh schon egal. In dieser Zeit habe ich jeden eigenen "tot" immer ernster und persönlicher genommen, da ich einfach sonst nicht viel hatte auf das ich mich stützen konnte (oder zumindest dachte ich das damals). Letztlich musste ich eine Klasse wiederholen und das hatte dann auch dazu geführt dass ich mich beim zoggen zurückgenommen habe.
Noch immer spiele ich nahezu täglich meine zwei-drei Runden mit Freunden (unterschiedliche Spiele nicht nur Shooter oder MOBA). In Phasen meiner Depression, in welchen es mir eh schon schlecht ging, hatte mich jeder Loose und jede "klatsche" erst recht mit genommen. Zum Teil (!) hat es mich noch mehr runter gezogen als eh schon. Gleichzeitig war es aber eben für mich auch eine Möglichkeit um mit Freunden und anderen Menschen zu interagieren und so nicht ganz alleine zu sein (das war damals einfach die Hölle. Einfach sitzen wäre nicht möglich gewesen.)
Mittlerweile habe ich mich (oh wunder) wohl noch etwas weiter entwickelt. Wenn ich verliere, dann verliere ich halt - das gehört genauso wie das gewinnen dazu. Wenn ich mit freunden, oder auch in einem Wettkampf spiele, dann begrüßt man sich, wünscht sich viel Glück, spielt gegeneinander und lacht anschließend zusammen über den Win / Loos. Das funktioniert natürlich nur deshalb so, weil ich (mittlerweile) einfach selbst bodenständiger und fester da stehe. Weil ich eben mit der Unterscheidung: virtuell vs real, sowie des real-Anteils im Virtuellen ganz bewusst bin.
Spreche ich beim Spielen von "töten" "killen" dann meine ich etwas komplett anderes, als wenn ich das auf das "echte" Leben beziehe - hier mangelt es einfach an Worten und es hat sich so eingewöhnt. Nach aussen hin kann das sehr schnell ganz anders wahrgenommen werden und missverstanden werden.
Ein Kind - oder allgemein Menschen - die nicht unterscheiden können zwischen Realität und Virtualität für die kann das durchaus kritisch sein. Kinder sollten so etwas nicht einfach spielen können - verschweigen und grundsätzlich verbieten halte ich aber auch nicht für eine Lösung. Für mich ist CS:Go ein Teamsport wir z.B. auch Fußball. Wenn ich Fußball spiele und mit der Situtation des "Sport-Kampfgeistes" nicht zurecht komme, kann sich das auch sehr stark auf den Geist auswirken.
Die große Frage ist meiner Meinung nach, wie sehr man sich selbst dessen Bewusst ist was man tut, sieht, sagt. Wie bereits hier gesagt wurde: man muss sich selbst kennen - und da scheitert es glaube ich bei vielen Menschen. Ich selbst bin mittlerweile so weit, dass ich es (eher) merke wenn eine meiner Reaktionen über das Ziel hinausschlägt. Dann nehme ich mir eine Auszeit und komme zur Ruhe. Übung macht den Meister.
Es ist ok, wenn es Leute gibt die das für sich ablehnen. Es ist auch richtig, dass so etwas durchaus einen Einfluss auf den Geist hat - was hat das schon nicht. Es ist auch richtig sich kritisch damit auseinander zu setzen. Aber eine ganze Menschengruppe einfach direkt Verurteilen und als "karmisch schlecht" abstempeln? Hinter dem Bereich "Virtuelles Töten" / "Shooter und co" verbirgt sich viel mehr als einigen hier wohl klar ist. Ich sage nicht, dass ihr selbst jetzt anfangen müsst durchgehend zu spielen. Aber wenn ihr schon eine Menschengruppe verurteilen wollt, dann setzt euch doch bitte auch mit dem Thema etwas genauer auseinander. So wie es nicht den Deutschen gibt gibt es auch nicht den Shooter.