Legeres Mönchtum im Zen?

    • Offizieller Beitrag

    Meiner Auffassung nach, stellt sich Zen als "etwas" dar das sagt, es existiert im und mit dem Leben. Zen sagt du darfst alles machen solange du im Reinen mit dir bist. Im hier und jetzt da bist.

    In China folgten alle han Mönchen dem Vinaya, schlicht weil sie sonst nicht Mönche gewesen wären. Bodhidharma, Rinzai, alle. Und obwohl die vermutlich alle mit sich im Reinen waren, waren sie einfach Mönche und keienr hat das als Freifahrschein gesehen, dass er alles machen kann, was er will. Ich nehme an, dass so jemand als Schande für die Zunft rausgeworfen worden wäre.


    Der Grund dafür, dass in Japan die 16 Bodhisattva-Gelübte verwendet wurde, hatte damit zu tun, dass Saicho bei der Errichtung seiner Tendai-Schule in Japan die Kontrolle durch die Religionsbehörde umgehen wollte, die von der Nara Orthodoxie kontrolliert wurde. Dort gab es ebenfalls Spezialisten für das Lotus-Sutra, die mit der neuen Tendaischule in Konkurrenz standen. Und diese hatten ja die Kontrolle über die einzige staatliche anerkannte Ordinationsplattform. Von daher behauptete Saicho, dass Vinaya alles Hinayana und total überholt sei und das in der Tientai-Schule in China die Mönche nur die Boddhisattva-Ordination nehmen wurde. Natürlich lehnten das alles ab, weil es einfach nicht stimmte. Aber als Saicho am Sterben war, wollten ihm hochrangige adelige Anhänger seinen Herzenwunsch erfüllen, dass eine eigene von Nara unabhängige Ordinationsplatform einzurichten. Und weil viele der Zen-Überlieferung im Rahmen der Tendai-Schule überliefert wurden, wurde das auch da üblich.


    Es war wirklich Saicho, der seine eigene Platform haben wollte und es hat mit Zen eigentlich nichts zu tun.

  • Namaste!

    Es war wirklich Saicho, der seine eigene Platform haben wollte und es hat mit Zen eigentlich nichts zu tun.

    Ja, viele der Mönche, die Zen/Chan von China nach Japan übertragen hatten, waren Tendai-Mönche.

    Saichô selbst übertrug ja den Dharma der Nord- und der Ochsenkopfschule. Aber diese Zen-Übertragungen versiegten sozusagen als die Tendai-Mönche sich auf den Mikkyô, also dem esoterischen Buddhismus konzentrierten.


    Die Übertragung der Rinzai-Linie (Linji-zong) und das Sôtô-Linie (Caodong-zong) fand dann auch durch Tendai-Mönche statt.

    Ob nun Eisai, Enni, Daiô oder Dôgen - alle gingen als ordinierte Tendai-Mönche nach China und kamen mit einer Zen-/Chan-Dharmaübertragung zurück. Einige hatten sich vorher in Nara zu Vinaya-Bhikkhus ordinieren lassen, aber nicht alle.


    Insgesamt scheinen sie sich einig darüber gewesen zu sein, dass für den Transfer des Zen nach Japan keine Vinaya- oder gar Dreifachordination notwendig wäre.


    < gasshô >


    Benkei

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

    • Offizieller Beitrag

    Meiner Auffassung nach, stellt sich Zen als "etwas" dar das sagt, es existiert im und mit dem Leben. Zen sagt du darfst alles machen solange du im Reinen mit dir bist. Im hier und jetzt da bist.

    Ja, klar.


    Solange ich folgendes vermeide: Töten, Stehlen, sexuelles Fehlverhalten, Lügen, Verleumdung, grobe Worte, Geschwätz, Gier, Übelwollen, falsche Ansichten, berauschende Stoffe (Alkohol, Drogen, etc...) zu mir nehmen.

    Und solange ich folgende Ziele die meinen nenne:

    Die Zahl der Wesen ist unendlich; ich gelobe, sie alle zu erlösen.

    Gier, Hass und Unwissenheit entstehen unaufhörlich; ich gelobe, sie zu überwinden.

    Die Tore des Dharma sind zahllos; ich gelobe, sie alle zu durchschreiten.

    Der Weg des Buddha ist unvergleichlich; ich gelobe, ihn zu verwirklichen.


    Ansonsten "darf" ich alles machen. ^^


    Verboten im engeren Sinne ist im Buddhismus übrigens tatsächlich nichts. Ich muss ja die Gebote nicht nehmen. Aber sie sind sehr hilfreich, wenn ich mein Leben verändern will.


    Ich persönlich bin gefühlt immer wieder mit mir "im Reinen". Das ist ja die Kerndynamik von Selbstbetrug. Ich motze jemanden an und fühle mich im Recht, weil er oder sie mich ja auch wirklich genervt hat.


    Die zehn Unheilsamen Handlungen hingegen sind eine gute Messlatte für die tatsächliche ethische Dimension meiner Handlungen: Mag ich auch "mit mir selbst im Reinen" sein... Sollte ich eine der zehn unheilsamen Handlungen begangen haben, so bin ich wohl einer der zahllosen Illusionen aufgesessen, so rein sich diese Handlung während dessen auch anfühlt haben mag.


    Viele Grüße


    Thorsten

  • Genau ergänzt sich ja zu meinem Text.


    Ich glaube jeder Mensch hat tief in seinem Inneren etwas das zur Ruhe kommen will. Etwas das weiß, was gut und schlecht ist. Meiner Ansicht nach wenn du dieses Gefühl hast wirst du die von dir genannten Punkte eben nicht machen weil du selber weißt das sie schlecht sind und dir selber nicht gut tuen.

  • Es gab immer wieder Mönche und Laien, die aus den starren Anforderugnen des Buddhismus ausgebrochen sind - aus tieferer Einsicht. Aber das ist wohl immer eine Ausnahmeerscheinung, da die meisten Menschen mit Freiheit nicht so gut klar kommen und eben Regeln brauchen.

  • starren Anforderugnen des Buddhismus

    Starre Anforderungen existieren in Köpfen von Menschen. Der Buddhismus (wie ich ihn verstehe) setzt nicht auf starre Anforderungen, sondern auf Verhaltensweisen sich selbst und der Welt gegenüber, die auf zunehmende Einsicht und zunehmendes Verstehen gegründet sind.


  • Der Buddhismus (wie ich ihn verstehe) setzt nicht auf starre Anforderungen, sondern auf Verhaltensweisen sich selbst und der Welt gegenüber, die auf zunehmende Einsicht und zunehmendes Verstehen gegründet sind.


    Yo, sag das mal den Theravada Mönchen ;)

    • Offizieller Beitrag

    Es gab immer wieder Mönche und Laien, die aus den starren Anforderugnen des Buddhismus ausgebrochen sind - aus tieferer Einsicht. Aber das ist wohl immer eine Ausnahmeerscheinung, da die meisten Menschen mit Freiheit nicht so gut klar kommen und eben Regeln brauchen.

    Von was für einer Art Freiheit sprechen wir denn? Von der Freheit, dass man in jedem Moment möglichst viele Optionen wahrnehmen kann?In dieser Hisnicht ist die Ordnierter beschränkt. Sie haben kaum Privatsphäre, kein Privateigentum und nciht mal Haare. Ihre Alltag ist in vielerlei Hinsicht streng reglementiert und in dieser Hinsicht sind sie unfrei.


    Im Endeffekt geht es im im Buddhismus aber um eine ganz andere Art von Freheit - nämlcih die Freheit von Gier und Hass. Man befreit sich von Wünschen. So wie es auch bei anderen Entsüchtigungen - als Alkoholiker der auf Akohol verzichten will, als Raucher der auf Zugaretten verzichten will, Sinn ein Versprechen abzugeben und einzuhalten. Ob man dies in eienr Gruppe macht oder alleine ist dabei doch zunächst egal. Auch bei den buddhitischen Bhikkus war es ja, so dass dies zunächst Einzlene waren die als Bhikkus umherzogen und erst nach und nach entstanden aus Quartieren während der Regenzeit Klöster. Die dann zusätzlcihe zu den reinen Ordensrgeln auch noch Regelungen für das Zusammenleben erfoderten.


    Aber im Prinzp folgt ein Bhikku den Ordensregeln weil er sich dafür entscheiden hat - also als Verwirklichung seiner eignen Freheit -und nicht weil ihm das wer Fremdes aufoktruiert. Es sind seine eigenen Gelübte.

  • Der Buddhismus (wie ich ihn verstehe) setzt nicht auf starre Anforderungen, sondern auf Verhaltensweisen sich selbst und der Welt gegenüber, die auf zunehmende Einsicht und zunehmendes Verstehen gegründet sind.


    Yo, sag das mal den Theravada Mönchen ;)

    In diesem Fall habe ich es jetzt ARYA DHARMA gesagt. Wenn du Vorschläge hast, welchen Mönchen und Nonnen aus verschiedenen Traditionen du das außerdem noch sagen könntest, oder auch anderen Menschen: Kannst du gerne machen. Vielleicht denkt eine/r: "Wow, da hat der ARYA DHARMA mir aber eine ordentliche Lehre verpasst. Das werde ich mir mal genauer zu Herzen nehmen!"


  • "Wow, da hat der ARYA DHARMA mir aber eine ordentliche Lehre verpasst. Das werde ich mir mal genauer zu Herzen nehmen!"


    Es geht hier nicht im Lehren oder besondere Einsichten.


    Wenn man sich Regeln, starren Ordnungen und festen Essensregeln unterwirft, dann bedeutet dies: Unfreiheit.


    Dies liegt in der Natur der Sache. Wennn aber:


    Man befreit sich von Wünschen. So wie es auch bei anderen Entsüchtigungen - als Alkoholiker der auf Akohol verzichten will, als Raucher der auf Zugaretten verzichten will, Sinn ein Versprechen abzugeben und einzuhalten.


    dies so angegangen wird, dann kann es vorteilhaft sein, denn es nützt dem Körper. Aber daraus starre Reglementierungen zu machen, finde ich zwecklos, denn gerade der Alkoholiker oder der Raucher können durch diese Verhaltensweisen mit Begierde und Dukkha in Kontakt kommen. Das Leben liefert schon die richtigen Lektionen, wenn man diese Lektionen aber vorweg nimmt (durch Ordensregeln), dann verbaut man sich selbst einen Teil der Erfahrung.


    Der Zen Meister Ikkyu hatte z.B. nie erfahren, was "Liebe" ist, da er als Mönch keine Frauenkontakte hatte - erst als er aus den ganzen Reglementierungen ausgebrochen ist, lernte er eine Frau kennen, schlief mit ihr, liebte sie - dies führte dann zu sehr poetischen und einsichtsvollen Texten, in Form seiner Gedichte.

  • Der Zen Meister Ikkyu hatte z.B. nie erfahren, was "Liebe" ist, da er als Mönch keine Frauenkontakte hatte - erst als er aus den ganzen Reglementierungen ausgebrochen ist, lernte er eine Frau kennen, schlief mit ihr, liebte sie - dies führte dann zu sehr poetischen und einsichtsvollen Texten, in Form seiner Gedichte.

    Da fällt mir Kodo Sawaki ein (sinngemäß):


    Ein Mann, der nichts versteht, heiratet eine Frau, die nichts versteht – und alles sagt: Herzlichen Glückwunsch!


    Schau dir den Blick eines Hundes nach der Paarung an. Er ist ganz leer. Genauso ist es bei den Menschen: Zuerst machen sie ein großes Theater darum, und am Ende ist gar nichts dabei.


    Warum sagst du nicht, dass dein Penis sich in eine Vagina verliebt hat?


  • Schau dir den Blick eines Hundes nach der Paarung an. Er ist ganz leer. Genauso ist es bei den Menschen: Zuerst machen sie ein großes Theater darum, und am Ende ist gar nichts dabei.


    Ja sicher, aber diese Erfahrung kann man doch auch machen, oder nicht? Ein wunderbares Mittel zur Desillusionierung.




    Warum sagst du nicht, dass dein Penis sich in eine Vagina verliebt hat?


    Weil das keinen Sinn ergeben würde, denn Zuneigung und Abneigung sind ja geistige Erfahrungen. Btw muss eine Liebesbeziehung auch nicht immer mit Sex einher gehen - in der deutschen Rittertradition gab es die Minne, die dem Ritter beiseite stand und ihm Mut und Zuneigung schenkte, ohne dass es dort zu körperlichen Kontakten kam.

  • Namaste!


    Dass Ikkyû Sôjun Zenji als Mönch keine Frauenkontakte gehabt hat, das halte ich für ein Gerücht.

    Insbesondere während seiner Wanderjahre ging er in Bordellen ein und aus, und ob ihm diese Einrichtungen nicht auch schon während seiner Schülerzeit in den Klostern von Kyoto oder am Biwa-See "vertraut" waren, würde ich als sehr wahrscheinlich ansehen.


    Es stimmt schon, dass er die "wahre" Liebe erst im greisen Alter gefunden haben soll, aber er war zeitlebens Mönch, auch wenn er sich insbesondere an die Jukai zu den Fleischeslüste und zum Alkoholkonsum nicht immer gehalten hat.


    Aber Ikkyû Sôjun Zenji ist leider auch meistens das Parade-Beispiel für ein schlecht gewähltes Vorbild hier im Westen:

    Da nimmt sich jemand einen Zen-Meister zum Vorbild und ahmt ihn insbesondere in seinen fraglichen Eigenschaften nach, sehr wohl "übersehend", dass man selbst noch gar kein Zen-Meister ist, und dass man vielleicht doch lieber einen Schritt nach dem anderen machen sollte, denn Ikkyû ging im Kenninji und im Daitôkuji ja auch durch eine recht harte Schule, die sehr wahrscheinlich mit nichts zu vergleichen ist, was es hier im Westen an "Zen-Ausbildungen" gibt. [Das ist absolut wertfrei zu verstehen und bezieht sich hier nur auf den fragwürdigen Vorbildvergleich!]


    < gasshô >


    Benkei


    BuPôSo-en

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Dass Ikkyû Sôjun Zenji als Mönch keine Frauenkontakte gehabt hat, das halte ich für ein Gerücht.

    Insbesondere während seiner Wanderjahre ging er in Bordellen ein und aus,


    Ja das stimmt, ich bezog mich da auch eher auf die Jugendjahre, nach meinem Wissen wanderte er erst relativ spät umher, wohingegen die meisten wohl schon Erfahrungen gesammelt hatten.




    denn Ikkyû ging im Kenninji und im Daitôkuji ja auch durch eine recht harte Schule, die sehr wahrscheinlich mit nichts zu vergleichen ist, was es hier im Westen an "Zen-Ausbildungen" gibt


    Natürlich, aber das ist ja auch gerade das besondere an ihm. Natürlich kann man das "verrückte Zen" auch einfach nachahmen. Doch Ikkyu hatte ja auch ein "Erleuchtungszeugnis", aber das war keine große Sache für ihn. Der "Rabenschrei" war der besondere Augenblick. Und sein Epos "Skelette" ist für Verrückte, Mönche und Asketen gleichsam lehrreich.

  • Namaste!


    Das Dokument war keine große Sache für ihn, richtig.

    Und der Moment - sein Großes Kenshô beim Krähenschrei - war essentiell, soweit stimme ich auch zu.

    Und natürlich können seine Lehrverse "Skelette" (Gaikotsu) für viele Wegübende hilfreich sein, wobei ich anmerke, dass es schon große Unterschiede allein in den englischen Übersetzungen gibt!


    Aber sein "verrücktes Zen" einfach nachahmen genau das kann man eben nicht wirklich, nicht richtig!

    Denn ohne die echte eigene Erfahrung, wird darauf nur ein billiges Showspiel - man spielt eine Person, die man nicht einmal kennt, sondern von der man nur ein paar Übersetzungen gelesen hat; der Zen-Weg wird zum Rollenspiel.


    Und mit echter Erfahrung besteht überhaupt keine Notwendigkeit, irgendeinen verrückten Zen-Meister nachzuahmen.

    Beim Authentischen hört ja gerade das Nachahmen, das Rollenspiel auf!


    < gasshô >


    Benkei

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    HôShin

  • Aber sein "verrücktes Zen" einfach nachahmen genau das kann man eben nicht wirklich, nicht richtig!


    Ich habe das eigentlich genau so gemeint, wie du dann schreibst:



    Denn ohne die echte eigene Erfahrung, wird darauf nur ein billiges Showspiel


    Nachahmen heißt ja, nachmachen, kopieren, etwas darstellen, was man nicht selbt ist, ein Schauspieler sein.

    Darum sehe ich genau so wie du und es gibt gar kein Missverständnis:



    Und mit echter Erfahrung besteht überhaupt keine Notwendigkeit, irgendeinen verrückten Zen-Meister nachzuahmen.


    Wenn mir meine Mutter zum 10. mal in diesem Jahr sagt, dass ich verrückt bin, bin ich dann ein wahrer Zen Meister? :?

  • Namaste!


    Nein, ich denke nicht.


    Aber ich kann das gar nicht beurteilen.

    Da "nur ein Buddha einen anderen Buddha erkennt", bin ich da raus!


    Es mag unter den Zen-Meistern einige geben, die als "Verrückte Wolken" gelten, aber das Verrückte würde ich nicht als Eigenschaft eines Zen-Meisters ansehen... auch wenn das selbsternannte Nachfolger der "Verrückten Wolken" gern so hätten.


    < gasshô >


    Benkei

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
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    HôShin

    • Offizieller Beitrag

    Am Zen Mainstream seiner Zeit störte Ikkyu nicht die Reglementierung sondern im Gegenteil die Lokerheit und Heuchelei. Zur Muromachi Zeit kamen ja gleichzeitig mit Zen viele tolle neue kulturelle Trends nach Japan und so waren die Zen Klöster des Gozan System ein Auffangbecken für Adelsprösslinge die sich in Dichtung und Kalligrafie übten und die es natürlich, wenn sie nicht miteinander schliefen in die Bordelle trieb. Während man Zazen höchstens zwei Stunden am Tag übte.


    Deswegen suchte Ikkyu nach Lehrern und Tempeln, in denen ernsthafter praktiziert wurde. Schliesslich kam er zu einem Zweigtempel des Datitokuji der außerhalb des Gozan System stand und von daher eher ernsthafte Praktizierende anzog,die bereit wären diszipliert zu leben und viel Zazen zu üben.


    Natürlich war Ikkyu in seiner Vagabunden Zeit für extravaganten Verhalten bekannt. Aber ich denke viel davon war eine bewusste Provokation die auf das Heuchlertum vieler damaliger Mönche abzielte, die eben ihre Gelübte nicht erfüllten sondern oftmals sehr bequeme Leben führten.


    Das provokante an Ikkyu waren nicht Bordellbesuche oder Alkohol sondern dass er dabei nicht heuchelte. Als Bastard eines Kaisers hatte er die dazu nötige Narrenfreiheit.


    Die Lebengeschichte von Ikkyu ist komplex und umfasst nicht nur den extravaganten Ikkyu. Gegen Ende seines Lebens würde Ikkyu ja sogar zum Abt des Daitokuji. Und da hat er weder Mönchsregeln abgeschafft, Saufgelage veranstaltet noch zu gemeinsame Bordellbesuche angeregt. Stattdessen versuchte er den Tempel zu reformieren und Disziplin aufrechtzuerhalten.

  • Namaste!

    Am Zen Mainstream seiner Zeit störte Ikkyu [...]

    Die Lebengeschichte von Ikkyu ist komplex und umfasst nicht nur den extravaganten Ikkyu. Gegen Ende seines Lebens würde Ikkyu ja sogar zum Abt des Daitokuji. Und da hat er weder Mönchsregeln abgeschafft, Saufgelage veranstaltet noch zu gemeinsame Bordellbesuche angeregt. Stattdessen versuchte er den Tempel zu reformieren und Disziplin aufrechtzuerhalten.

    Ja genau!

    Auch in seinen Schriften, z. B. im "Gaikotsu" schreibt er ja ganz eindeutig zugunsten des Ursache-Wirkungs-Gesetzes, wenn er ausführt:

    "Innerhalb des Kosmos von Geburt und Tod bringt das Töten von Lebewesen einen in die Hölle, führt die Gier zur Wiedergeburt als hungriger Geist, Unwissenheit zur Wiedergeburt als Tier, Wut zur Wiedergeburt als Dämon. Folgt man den Geboten, kann man als Mensch wiedergeboren werden. Mit guten Taten erlangt man die Sphären von Göttern. Über diesen sechs Bereichen gibt es vier Sphären der weisen Buddhisten."


    Trotzdem werden immer wieder Stimmen laut, die vermitteln wollen, dass es beim Zen-Weg weder um Gelübde noch um die Aufrechterhaltung einer disziplinierten Praxis ginge, und häufig muss Ikkyû Zenji dann mit besonders berüchtigten Szenen aus seinem Leben als Beispiel herhalten und wird als Vorbild angeführt.


    Werke wie "Zen-Rebellen, Radikale und Reformer" o. ä. zu lesen, sich dann ein bisschen so verhalten wie Linji, Bassui, Ikkyû oder Bankei [bzw. wie man selbst glaubt, dass diese sich verhalten hätten] und deren Sprüche nachzuäffen, hat meines Erachtens kaum etwas mit dem Zen-Weg zu tun!

    Allein das Lesen solcher kurzer Biographien/Hagiographien und das ergoogeln zusätzlicher Zitate, die man dann auswendig runterbeten kann, ersetzt weder die Arbeit mit den Gelübden, noch die Zeiten auf dem Kissen oder gar den Austausch mit dem Lehrer und der Sangha.


    Man verstehe mich nicht falsch, ich mag solche Bücher auch ganz gern als Quellen der Inspiration, aber das Studium von Büchern allein ist kein Zen; das Studium von Zen-Literatur ist das Studium von Zen-Literatur.


    Um zum Thema "Legeres Mönchtum im (japanischen) Zen" zurückzukehren:

    Vielleicht ist es gerade hier im Westen so, dass über die "laxen" Ordensregeln in den Schulen des japanischen Buddhismus gerade die Menschen die Nase rümpfen, die es gar nicht betrifft?

    Als Außenstehender, den die Gelübde - ob Sîlas, Jukai, Bonmôkyô-Regeln oder Vinaya - gar nicht betreffen, ist es leicht, die verschiedenen "Regel-Pakete" zu vergleichen und dann das eine auf- und das andere abzuwerten.

    Aber was bringt das?


    Muhô vergleicht in seinen aktuellen Videos einen Schwimmer, der sich vor dem Ertrinken retten will, mit einem Wegübenden.

    Menschen, die nur leicht in den Weg eintauchen vergleicht er mit solchen, die in einem Schlauchboot auf dem Baggersee treiben und rät ihnen dazu, "erstmal ins Wasser zu springen", um ein authentisches Gefühl vom Weg zu bekommen.

    Ich denke, viele der Kritiker der japanischen Ordinationsformen sitzen in diesem metaphorischen Kontext daheim vor dem Fernseher und sehen sich Videos von Schlauchbootfahrern, Schwimmern und Ertrinkenden an, und bilden sich dann ihr Urteil...

    Vielleicht sollten diese erstmal ins Schlauchboot steigen...! ;)


    < gasshô >


    Benkei


    Namo-kie-Butsu

    Namo-kie-Hô

    Namo-kie-So.

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Muhô vergleicht in seinen aktuellen Videos einen Schwimmer, der sich vor dem Ertrinken retten will, mit einem Wegübenden.

    Menschen, die nur leicht in den Weg eintauchen vergleicht er mit solchen, die in einem Schlauchboot auf dem Baggersee treiben und rät ihnen dazu, "erstmal ins Wasser zu springen", um ein authentisches Gefühl vom Weg zu bekommen.

    Außerdem habe ich Muhô in letzter Zeit zum ersten Mal deutlich genervt erlebt. Die Fragen seiner youtube-community gefallen ihm nicht immer besonders gut. Er hat schon zig Mal erklärt, wie eine Frage beschaffen sein sollte, damit auch erkennbar wird, dass es dem Fragesteller eine echte Herzensangelegenheit ist. Eine Frage, die wirklich sein/ihr Innerstes berührt. Stattdessen kommen immer wieder Fragen, die entweder schon 10x beantwortet wurden, oder die so halb interessiert und halb desinteressiert in den Raum geworfen werden... ;)


  • Wenn sich die Gruppe nur zum stillen Sitzen trifft und nicht zur Diskussion/Rezitation, dann kann/muss die 4 edlen Wahrheiten bzw. Gedanken dazu nicht erkennbar sein. Dennoch sind die 4 edlen Wahrheiten, die Lehre der Leere, das Vermeiden von Leid und Vermehren von Glück selbstverständlich die Grundlage auch im Zen Buddhismus. Woher kommt die Idee zu meditieren und Erleuchtung zu erlangen? Das ist ja nichts anderes als ein Streben nach der Erlösung von Leid und Erreichen von Nirvana. Man sitzt, um den Gedankenfluss zu stoppen, sich selbst zu vergessen, mit allem zu verschmelzen... Wenn das nicht ein wahrer Weg zur Beendigung von Leid ist, was dann? ;)


    Andererseits wird gerade Zen auch oft falsch verstanden als eine "alles geht, alles ist cool" Philosophie und das ist einfach falsch. Der Zen Buddhismus erfordert ein hohes Maß an Disziplin und der buddhistischen Lehre zu folgen impliziert strenge Regeln und harte Arbeit an sich und seinen Gedanken (das sie Worten und Taten voran gehen). Einfach tun, was einem gefällt und sich dabei sagen "ich fühle mich gut, das ist angenehm, also ist es richtig", ist nicht Zen.


    Ob jemand Mönch ist oder lange Haare hat oder beides und vordergründig ein Leben führt, wie jeder andere auch, halte ich für unerheblich. Wenn die buddhistische Praxis sich allerdings auf das Sitzen beschränkt, dann ist das vermutlich sehr entspannend, aber es ist kein (Zen) Buddhismus. Du könntest dich aber mit den entsprechenden Personen unterhalten, dann wirst du sicherlich merken, was dahinter steckt.

  • Wenn sich die Gruppe nur zum stillen Sitzen trifft und nicht zur Diskussion/Rezitation, dann kann/muss die 4 edlen Wahrheiten bzw. Gedanken dazu nicht erkennbar sein. Dennoch sind die 4 edlen Wahrheiten, die Lehre der Leere, das Vermeiden von Leid und Vermehren von Glück selbstverständlich die Grundlage auch im Zen Buddhismus. Woher kommt die Idee zu meditieren und Erleuchtung zu erlangen? Das ist ja nichts anderes als ein Streben nach der Erlösung von Leid und Erreichen von Nirvana. Man sitzt, um den Gedankenfluss zu stoppen, sich selbst zu vergessen, mit allem zu verschmelzen... Wenn das nicht ein wahrer Weg zur Beendigung von Leid ist, was dann? ;)


    Andererseits wird gerade Zen auch oft falsch verstanden als eine "alles geht, alles ist cool" Philosophie und das ist einfach falsch. Der Zen Buddhismus erfordert ein hohes Maß an Disziplin und der buddhistischen Lehre zu folgen impliziert strenge Regeln und harte Arbeit an sich und seinen Gedanken (das sie Worten und Taten voran gehen). Einfach tun, was einem gefällt und sich dabei sagen "ich fühle mich gut, das ist angenehm, also ist es richtig", ist nicht Zen.


    Ob jemand Mönch ist oder lange Haare hat oder beides und vordergründig ein Leben führt, wie jeder andere auch, halte ich für unerheblich. Wenn die buddhistische Praxis sich allerdings auf das Sitzen beschränkt, dann ist das vermutlich sehr entspannend, aber es ist kein (Zen) Buddhismus. Du könntest dich aber mit den entsprechenden Personen unterhalten, dann wirst du sicherlich merken, was dahinter steckt.

    Das mag sicherlich stimmen. Aber ich mag grade am Zen, dass es letztlich um die Erfahrung geht und um ein ständiges streben. Solche Regeln sind sicherlich hilfreich. Ich glaube aber nicht, dass eine Befreiung solchen nach strengen Regeln lebenden Mönchen vorbehalten ist. Nehmen wir die Übungen mit Koan. Die sind sicherlich nützlich. Aber bietet nicht auch das Leben selbst genug Rätsel die mit Denken nicht gelöst werden können?
    Das Leben in einem Kloster ist bloss ein Weg von vielen.

    Zen begegnet uns aber auch ganz einfach im Alltag.

  • Zen begegnet uns aber auch ganz einfach im Alltag.

    Ja, das ist der pure und reine Ausdruck des Lebens!:heart:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Das mag sicherlich stimmen. Aber ich mag grade am Zen, dass es letztlich um die Erfahrung geht und um ein ständiges streben. Solche Regeln sind sicherlich hilfreich. Ich glaube aber nicht, dass eine Befreiung solchen nach strengen Regeln lebenden Mönchen vorbehalten ist.

    Genau das meinte ich mit "Disziplin und harter Arbeit", ich meinte damit das alltägliche Leben von Nicht-Mönchen. In stressigen Alltagssituationen stets freundlich und achtsam zu sein ist gar nicht so leicht. Oder zum Beispiel das Problem des Fleisch-Essens, das hier in einem anderen Thread diskutiert wird; da Fleisch Konsum eine Tötung voraus setzt und Töten Leid bedeutet, ist es für mich klar, dass eine Lebensführung, die Leid vermeiden soll (also eine buddhistische Lebensführung), bedeutet, kein Fleisch zu essen. Manchen Menschen mag es leicht fallen sich komplett vegan zu ernähren, für andere ist das erreichen einer vegetarischen Ernährung bereits harte Arbeit und erfordert Disziplin. Das lockere im Zen Buddhismus sehe ich dann darin, dass man nicht von einem Tag auf den anderen Veganer wird, sondern je nachdem, wie man es kann, sukkzessive eine innere Haltung entwickelt, die zu einer vegetarischen oder sogar veganen Ernährung führt. Man verzichtet also nicht, man zwingt sich nicht, ab heute kein Fleisch mehr zu essen, sondern man arbeitet an seinen Gedanken und seiner inneren Haltung, isst einfach mal etwas weniger oder erstmal nur einen Tag pro Woche gar kein Fleisch, bis man nach und nach gar kein Bedürfnis mehr hat Fleisch zu essen. Gleiches gilt für die Meditation: Niemand kann von heute auf morgen täglich mehrere Stunden meditieren. Wer das versucht, wird vermutlich frustriert komplett aufhören. Wer sich aber nach und nach an das Thema heran führt, wird sicherlich Fortschritte machen. Und wenn nicht wird man vielleicht andere Formen der Meditation für sich entdecken, die passender sind als das stille Sitzen. Disziplin erfordert es dennoch, sich z. B. morgens vor die Wand anstatt vor den Fernseher zu setzen oder sich aufzuraffen zur Geh-Meditation (oder einfach zum Laufen) ;)