• Offizieller Beitrag

    Ich bin ein religiöser Mensch – tief in der Religion verwurzelt. Im Buddhismus finde ich die Quelle, aus der Religion entspringt, am klarsten und deutlichsten. Ich finde darin die Essenz des Religiösen. Religion entspringt einer Quelle, jede Religion, jede Tradition derselben Quelle. Die Quelle ist nicht die Religion. An der Quelle kann ich die Religionen vergessen. Ich lehne Dogmen ab und all das, was "man glauben muss", um zum Club zu gehören. Aber ich glaube. Bis in die tiefste Faser meines Wesens glaube ich. Es ist kein Glaube, der auf Vertrauen, sondern ein Glaube der aus der Erfahrung von unmittelbarer Präsenz dessen hervorgeht, über das ich nicht reden kann, ohne es zu verdecken und zu zerbrechen.


    Der Glaube befreit mich aus dem Gefängnis der Diskurse. Der Glaube ist der Motor für den totalen Zweifel. Der Glaube erkennt nichts an, außer dem Gebiet jenseits aller Diskurse und Meinungen, außer der Quelle. Der Dharma, die Lehre des Buddha, ist ein Tor hin zum Bereich des Hierophanen, des heiligen Bereichs. Er heiligt jeden Augenblick, jede Pflanze, jede Wolke, jedes Gesicht, jedes Insekt. Der heilige Bezirk hat keinen Ort, aber er durchdringt jeden Winkel der Welt. Das Ich, mein, mich verschwindet darin – endlich – nach all der Wirrnis und all dem Irrsinn, all dem Streben und Wollen.


    Die heiligen Schriften sind voll von Metaphern und Versuchen, diesen Bereich und den Weg dorthin zu beschreiben. Ich weiß, dass sie alle die Wahrheit sprechen, jede auf ihre Weise, jede in ihrer Zeit und Sprache. Ich weiß, dass das, was sie nicht zu fassen vermögen in Text und Bild, real ist, und dass auch nur das den Begriff Wirklichkeit verdient. Religion zeigt den Weg zur Wirklichkeit, zur Quelle des Realen und Unaussprechlichen. Die Bilder und Metaphern sind für mich klar und völlig eindeutig, seit ich einmal in DAS gestolpert bin, worüber sie reden. Davor sind sie immer in tausende von Splittern zerfallen – ein jeder Splitter Anlass zu Zweifel, Häme und Verneinung, stumm, tot, unglaubhaft. Der heilige Bezirk wird in der Stille sichtbar, in der Freiheit von Angst und Wunsch, von Hoffnung und Erinnerung, von gestern und morgen. Es ist nicht leicht, dort hinzukommen, obwohl er alle Dinge durchstrahlt.


    Heute ist es noch schwerer geworden, denn Stille und Freiheit von Wunsch, Angst und Hoffnung sind selten und sehr kostbar. Darum gibt es auch immer mehr Menschen, die die Religion davon befreien wollen, indem sie sich von der Religion befreien wollen. Die Religion zeigt den Weg zu dem, über das nicht gesprochen werden kann. Der Buddhismus ist konsequent in seine Methode der Negation, daher erscheint er nihilistisch. Dabei zeigt er nur auf, was DAS alles nicht ist, um eine Ahnung zu erzeugen und eine Spur zu legen. Er erzählt Geschichten und Märchen, Methoden und Wege. Auch das Christentum kennt diese Erzählungen und der Islam. Traurig, wenn das Religiöse aus unserer Welt verschwindet, weil immer mehr Menschen den Wegweisern nicht mehr glauben wollen und den Weg nicht mehr finden können. Schließlich bleiben nur noch Skandale, leere Gotteshäuser und der Verdacht, dass das alles Geldverschwendung ist und auf den Müll gehört. Damit geht der kostbarste Weg verloren, den Menschen gehen können. Darum finde ich es besser, Religionen wieder zugänglich zu machen, die Quelle wieder zu öffnen, statt mit dem Vorwand der Säkularisation, der Aufklärung und der Rationalität die Religionen ihrer Kraft zu berauben, den WEG zu weisen.

  • Danke, Thorsten, gerade dessen bin ich mir in der letzten Zeit sehr bewusst. Desto mehr ich mich entferne durch Rationalisierung, desto schwieriger wird mein Leben. Plötzlich nehmen wieder Bereiche Raum ein, die ich als Leiden bezeichne.


    Letzte Nacht konnte ich nicht schlafen und habe darüber reflektiert, was mir das Leben/Alter jetzt so schwer macht. Mir wurde relativ schnell klar, dass ich wieder sehr anhafte, z.B. der Gedanke, wenn ich allein übrig bleibe, was geschieht dann mit all dem (Scheiß)-Besitz, der macht nur Ärger (Grundsteuer, Handwerker, Wasserschaden ...). Plötzlich hatte ich das Bedürfnis, um Hilfe zu bitten. Hätte ich doch nur weniger. Ich habe mich dann schnell wieder beruhigt und "wiedergefunden" und konnte beruhigt einschlafen (ist ja "nur" die Anhaftung war dann die Lösung:erleichtert:).


    Ich hatte mir am Vortag ein Buch bestellt. Als ich es heute morgen aufschlug, fiel mir als erstes die Anhaftung "vor die Füße". Das war dann für mich auch die Bestätigung. Derartiges Feedback bekomme ich seit über 40 Jahren. Und dies hat mich immer bei der Stange gehalten.


    Ich werde mich wieder "rück-koppeln".

    _()__()__()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Der Glaube befreit mich aus dem Gefängnis der Diskurse.

    Hi, Thorsten Hallscheidt .

    Wie kann man den Begriff "Glaube" defineren?

    Darin liegt die Krux, der genau dort ist der Hund begraben liegt. ( nichts meine katze..*lach*).

    Die Religion basiert sich auf den "blinden" Glauben, wenigstens , wenn ich Wikipedia anschaue.

    Ohne diesen Glauben an die heilige ("") Schriften es wäre kein Wesen der Religion möglich.

    Und wenn ich kein "Glauben" an diese Schriften habe?..., tut mir leid, wir leben im Pluralismus.

    Der Buddhismus aber braucht keinen Glauben, so wie im den Sinne, wie das Christentum.

    Das ist die Quelle... wenn ich die ganze so...wie fern-östliche religionen ( meistens) betrachte.

    Es gibt keine Stütze, keinen Halt, und keinen Schöpfer im Buddhismus.

    Also, nochmal, wie sollte ich das Wort "Glaube" bestimmen?


    Nochmal, von der anderen Seite:


    Religion entspringt einer Quelle, jede Religion, jede Tradition derselben Quelle. Die Quelle ist nicht die Religion. An der Quelle kann ich die Religionen vergessen. Ich lehne Dogmen ab und all das, was "man glauben muss", um zum Club zu gehören. Aber ich glaube. Bis in die tiefste Faser meines Wesens glaube ich. Es ist kein Glaube, der auf Vertrauen, sondern ein Glaube der aus der Erfahrung von unmittelbarer Präsenz dessen hervorgeht, über das ich nicht reden kann, ohne es zu verdecken und zu zerbrechen.

    Und wie definiert man den Begriff "Quelle"?

    Ich gehe davon aus, wenn ich diese Zeilen lese, das sind zwei verschiedene Schuhen: Quelle und die Religion, die Religion fusst sich auf den Glauben, aber der Glauben an was?

    Ich meine, die Quelle in mir, oder so wie Buddha-Natur( rein technisch gesehen) braucht keine Religion überhaupt.

    Denn die war immer da, das ist die So-S-ein, So-heit, usw... ( die ist per natur non-dual und nichts mit den "Glauben" ver-mittel-bar).

    Mir scheint, aber es ist nur meine Vermutung, denn ich wollte dir nichts zu nah treten oder dich vor dem Kopf stossen, dass du so wie unbewusst versucht, diesen inneren Halt in den Schriften zu finden, aber die alle sind nichts mehr als die "leere" Hinweise auf die Quelle...aber nichts die Quelle selbst. Und die können diese "Quelle" so verzerrt und verunstaltet abbilden, dass dann die Quelle wäre am Ende so wie den vergifteter Brunnen, wenn nichts nur schlimmer.

    Was ich meine?


    Zitat

    Um zum Beispiel die vier edlen Wahrheiten tiefgründig zu verstehen, braucht es Praxis und Weisheit.


    Auch um sie zu falsifizieren braucht es Praxis und Weisheit.

    So hatte sehr terffend Bebop ausgedrückt. ( der andere Thread)

    Wo liegen die Kriterien, wer oder was sie bestimmt oder definiert?


    Aber noch eine meine eigene Interpretation:


    Religion zeigt den Weg zur Wirklichkeit, zur Quelle des Realen und Unaussprechlichen. Die Bilder und Metaphern sind für mich klar und völlig eindeutig, seit ich einmal in DAS gestolpert bin, worüber sie reden. Davor sind sie immer in tausende von Splittern zerfallen – ein jeder Splitter Anlass zu Zweifel, Häme und Verneinung, stumm, tot, unglaubhaft. Der heilige Bezirk wird in der Stille sichtbar, in der Freiheit von Angst und Wunsch, von Hoffnung und Erinnerung, von gestern und morgen. Es ist nicht leicht, dort hinzukommen, obwohl er alle Dinge durchstrahlt.

    Ich sage dir unumwunden, das alles erinnert mir das:


    Philosophia perennis – Wikipedia


    Das war schon im Forum einen Thread von Railex , wenn ich es richtig erinnere.

    Diese ganze egal welche und egal welcher Religion angehörend die heilige Schriften können auch in die Sackgasse führen, wenn man sie idealisiert, als die wahrheit in der letzten Instanz..(Denn ich nehme an, es gibt doch keine.). Und auch das wäre dann der weg in den "spirituellen Materialismus"( Ch.Trungpa) bis zur Rechtfertigung oder sogar der Verherrlischung der Gewalt.

    Und dann es wäre nichts so gut mit der "Quelle", entschuldige meinen "giftigen" Draht zur Ironie.


    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ist da eine Quelle, ein Atman, ein Brahman, ein Gott? Oder kann die Essenz von Religion nicht gerade die Rückkehr zur Quellenlosigkeit sein? Ein zurückkehren zu Leersein, zu Nicht-Glauben, ein Einlassen auf die Soheit der Welt? Zum Wandel der Dinge? Zum Einfach so?

    "Im letzten Jahr ihres Lebens sagte meine Mutter im Alter von 95 mehrmals: "Es ist befreiend zu erkennen, dass nichts wirklich eine Rolle spielt." Sie sagte es freudig, erleichtert, so, als ob sich eine Last (auf)gehoben hätte."


    Joan Tollifson

  • Religion entspringt einer Quelle, jede Religion, jede Tradition derselben Quelle. Die Quelle ist nicht die Religion.

    Wunderbar _()_


    Mensch in dem Ursprung ist / das Wasser rein und klar.

    Trinkst du nicht aus dem Quell / so stehst du in Gefahr. Angelus Silesius

    Ich weiß nicht, was ich bin; ich bin nicht, was ich weiß: Ein Ding und doch kein Ding, ein Pünktchen und ein Kreis. (Angelus Silesius)

  • Ich sage dir unumwunden, das alles erinnert mir das:


    Philosophia perennis – Wikipedia

    Ja. Mich überzeugte die traditionale Lehre nie so sehr. Und je älter ich werde, umso weniger überzeugt sie mich. Zudem niemand so recht sagen kann, was die Quelle denn sein soll. Für mich ist die Idee einer Quelle eher so die Idee einer Substanzontologie. Wenn schon Ontologie, da wäre mir eine Prozessontologie näher: Das Leben als Wasserkreislauf, nicht als Quelle.

    "Im letzten Jahr ihres Lebens sagte meine Mutter im Alter von 95 mehrmals: "Es ist befreiend zu erkennen, dass nichts wirklich eine Rolle spielt." Sie sagte es freudig, erleichtert, so, als ob sich eine Last (auf)gehoben hätte."


    Joan Tollifson

    • Offizieller Beitrag

    Ein zurückkehren zu Leersein, zu Nicht-Glauben, ein Einlassen auf die Soheit der Welt? Zum Wandel der Dinge? Zum Einfach so?

    Wohin zurück? Ich habe von einem Glauben geschrieben, der nicht auf Vertrauen basiert, sondern von einem Glauben, der aus der Erfahrung von unmittelbarer Präsenz dessen hervorgeht, über das ich nicht reden kann, ohne es zu verdecken und zu zerbrechen, von einem Glauben, der der Motor des totalen Zweifels ist.

  • Das Leben als Wasserkreislauf, nicht als Quelle.

    Ja, so wäre etwas "wärmer", scheint mir, wie bei dem Spiel, wo befindet sich das Ding, so etwas.

    Ich denke, die Quelle ist die Schöpfung selbst.

    Oder anders ausgesrückt, es gibt keine Trennung zw. Subjekt/ Objekt

    Samsara/ Nirvana

    Form/Leere

    Wenn der innere "Zustand" vom Beobachter sich ändert, er er-schafft die andere Wirklichkeit. ( oder es ent-steht die andere Realität) Eingentich, das ist keine Mystik, das ist reine Quanten-Physik.

    Ich selbst bin diese Quelle, aber wenn ich versuche diese Quelle zu verorten, dann ich finde weder mich, noch die Quelle.


    Mensch in dem Ursprung ist / das Wasser rein und klar.

    Trinkst du nicht aus dem Quell / so stehst du in Gefahr. Angelus Silesius

    Das ist echt gut! Denn wenn man aus der Quelle trinkt, dann er zerstört sie.

    Die Welt würde dann ent-falten, allegorisch ausgedrückt, und man vergisst allmählich, dass er die Quelle immer IST.

    Er identifiziert sich dann mit dem "Du" in den verschiedenen "Verkleidungen".

    So wurde die Mannigfaltigkeit kreiert.

    Aber wenn man alle "Du" weg-schält( wie die Schichten in Zwiebel), was bleibt übrig?

    Schöne Koan-Frage... *lach*

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • ... ein Glaube der aus der Erfahrung von unmittelbarer Präsenz dessen hervorgeht, über das ich nicht reden kann, ohne es zu verdecken und zu zerbrechen.


    Der Glaube befreit mich aus dem Gefängnis der Diskurse.

    Solch ein Glaube transzendiert den natürlichen Verstand. In diesem Sinne ist dieser Glaube eine "übernatürliche" Fähigkeit (des Geistes [buddh.] oder der Seele [christl.]), ein allgemeines aber notwendigerweise unklares "Wissen".

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]

  • Danke, Thorsten, gerade dessen bin ich mir in der letzten Zeit sehr bewusst. Desto mehr ich mich entferne durch Rationalisierung, desto schwieriger wird mein Leben. Plötzlich nehmen wieder Bereiche Raum ein, die ich als Leiden bezeichne.....

    ......(Scheiß)-Besitz, der macht nur Ärger (Grundsteuer, Handwerker, Wasserschaden ...).


    Plötzlich hatte ich das Bedürfnis, um Hilfe zu bitten. Hätte ich doch nur weniger. Ich habe mich dann schnell wieder beruhigt und "wiedergefunden" und konnte beruhigt einschlafen (ist ja "nur" die Anhaftung war dann die Lösung:erleichtert:)....

    _()__()__()_

    Hallo Moni,

    verstehe Dich sehr gut.

    (Grübel hier auch gerade mit unserem Steuerberater über die vielen Fehler der Elster Software, dazu in verschiedenen Bundesländern...Was für ein Zeitaufwand...)


    Seien wir dankbar und froh das wir Grundbesitz haben,Menschen mit Arbeit in Lohn halten können,uns dazu Versicherungen für Schäden leisten können und um Anderen zb in schlechten Zeiten zur Seite stehen und helfen zu können.


    Das ist ein ganz großes Geschenk in dieser Zeit🌹


    Die Fähigkeit im erfahren von Mystik besteht darin die Qualität zu unterscheiden , unterscheiden lernen zu können.


    Um dann damit die weltlichen Dinge nicht mehr ganz so wichtig zu leben, zu er-leben.


    Eine Quantität von gutem Karma und Verdiensten die wir ebenso teilen können😉


    Lieber Gruß von hier drüben...

    In Metta🙏

  • Liebe Numi, Danke:heart: ich bin mir dessen bewusst.


    Viele Jahre habe ich den Trost ausgesprochen, den Du mir schenkst. Was ich aber merke ist, wieviel schwerer es wird, wenn das Alter die Denk- und Handlungsweisen erschwert.


    Ich sehne mich nach Einfachheit, denn es wird nicht leichter.

    _()_ Monika


    PS: mit meiner Antwort auf Thorsten wollte ich das eigentlich nur bestätigen. Er war positiv gedacht, vorallem in Hinblick auf die Wichtigkeit von Glauben.

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

    2 Mal editiert, zuletzt von Monikadie4. ()

  • Wohin zurück? Ich habe von einem Glauben geschrieben, der nicht auf Vertrauen basiert, sondern von einem Glauben, der aus der Erfahrung von unmittelbarer Präsenz dessen hervorgeht, über das ich nicht reden kann, ohne es zu verdecken und zu zerbrechen, von einem Glauben, der der Motor des totalen Zweifels ist.

    Die Psychoanalyse würde es dann als Ur-Vertrauen "etikettieren".

    Man sagt dann ( wie beim V.Frankl im Werk "Der unbewusste Gott") ohne deises Ur-Vertrauen es wäre keine "unmittelbare Erfahrung möglich".

    Man sollte alle Konzepte fallen lassen...

    Klar, davon man kann nicht reden . ( L. Wittgenstein).

    Aber man sollte echt total ver-zweifel -t werden, dann es gäbe die echte Chance.

    So man kann sehen.


    Monikadie4.

    das ist mir klar, jeder braucht den Trost... ich bin keine Ausnahme...

    Aber dann man entscheiden sollte, zwischen Brot( Ver-tröst-ung als das Pflaster für die Seele)

    oder

    der Freiheit, es koste, was es wolle.

    Das ist menschlisch, klar.

    Frage mich nichts, wüfür ich mich entschieden hatte.

    LG. Und ich wünsche dir die echte Gelasssenheit, das zu akzeptieren, was man nichts ändern kann.:rose:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Solch ein Glaube transzendiert den natürlichen Verstand.

    Sorry... das wäre zu wenig.

    Die Transzendenz sollte zurück in die Immanenz des Alltages. Eigentlich, das sind wie zwei Seiten von derselben Medaille ( der Entität).

    Nur das es macht wirk-lich den Sinn, rein "psycho-therapeutish" gesehen.

    Zurück, "nach der Erleuchtung Wäsche wacschen und Kartofffeln schälen". ( Jack Kornfield).

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Glaube und Verstand sind die zwei Seiten wovon?

    Ich Ansichten.

    Was ist, wenn ich beide Seiten sehe, also keine wähle oder bevorzuge? Beide, als „so sind sie“ sehe und akzeptiere.

    Was ist das, das so ist, dass ich zwei Seiten erkennen kann, was ist das „Ganze“?

    Es hilft ja nichts, wenn eine Seite von jemandem gezeigt wird und der andere immer nur auf die andere Seite zeigt, um den anderen zu widerlegen.

    Purer Dualismus.

    Was ist das, das angeblich zwei Seiten hat, doch nur ein Stück ist?

    Die zwei Seiten sind der Tanz um das goldene Kalb: Religion oder Aberglaube.

    2 Mal editiert, zuletzt von Noreply ()

  • Was immer du willst, sollst du haben. Meine Worte sind lediglich eine Erinnerung anlässlich der Worte von Thorsten zu seinem Glauben und also nichts weiter als ein Vorschlag, solch einen Glauben näher zu spezifizieren. Sie stammen also nicht von mir, sondern von anderen bzw. paraphrasieren die Worte von anderen. Auch sind meine Worte nicht aus psychotherapeutscher Perspektive geschrieben, sondern eher aus der Perspektive der Praxis der Kontemplation wie sie von anderen beschrieben wurde.

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]

    • Offizieller Beitrag

    Rudolf Otto versuchte diese in seinem Werk "Das Heilige" von 1917 Religion dadurch zu fassen, indem er die "religiösen Gefühle" kategorisieren, die die Erfahrung des Heiligen ausmacht. Er kam dabei ...


    • Einerseits das "Mysterium tremendum" - das Gefühl des ehrfürchtigen Erschauders angesichts dessen was mächtiger ist als wir - dies kann man ja nicht nur im religiösen Kontext haben sondern auch angesichts der Erhabenheit von Naturschauspielen.
    • Andererseits das "Mysterium fascinans" die beglückende Erfahrung - die beseelte Gemütserhebung angesichts des Numuosen. Es wird einen warm ums Herz.

    „Ich habe das Sanctus, Sanctus, Sanctus von den Kardinälen in Sankt Peter und das Swiat, Swiat, Swiat in der Kathedrale im Kreml und das Hagios, Hagios, Hagios vom Patriarchen in Jerusalem gehört. In welcher Sprache immer sie erklangen, diese erhabensten Worte, immer greifen sie in die tiefsten Gründe der Seele, aufregend und rührend mit mächtigem Schauer das Geheimnis des Überweltlichen, das dort unten schläft.“

    Diese religiösen Gefühle sind Gefühle der Erhabenheit und der Beseeligung Angesicht der Gegenwart des Heiligen.


    Wobei das was uns heilig ist einfach nur das tiefe und wichtige sein kann. Weswegen solche religiösen Gefühle im Grunde weltlich sind. Das "Mysterium tremendum" kann mich auch als Kommunist beim Anblick des gigantischen Staudamms oder des Militäraufmarsch sein und die tiefe Beglückung die mein ganzes Wesen erfasst kann auch angesichts einer wehenden Fahne auftauchen, die all das ausdrückt für was ich kämpfe und lebe.


    Buddhistische gesehen gehören die genannten "religiösen Gefühle" als noch im den Bereich des weltlichen. Auch wenn es natürlich durchaus heilsam sein kann tiefe Gefühle der Andacht und der Innigkeit angesichts buddhistischer Symbole zu empfinden.


    Manch kann seinen Partner Lieben und diese Liebe kann sich in Romantik ausdrucken, in Ringen, Kerzenschein und Luebeschwuren aber es gibt Liebe auch ohne Schwelgen in Gefühlen, ohne Verliebtheit in nüchtern.


    Und so ist auch der edle achtfache Pfad auch ganz nüchtern begehbar - ganz ohne religiöse Gefühle. Ohne die religiösen Gefühle, die jemand hat, abwertend zu wollen.

    • Offizieller Beitrag

    Diese religiösen Gefühle sind Gefühle der Erhabenheit und der Beseeligung Angesicht der Gegenwart des Heiligen.

    Moin Void.


    Ich spreche nicht von religiösen Gefühlen oder Gefühlen der Ergriffenheit. Ich spreche vom Bereich des Heiligen. Der heilige Bezirk wird in der Stille sichtbar, in der Freiheit von Angst und Wunsch, von Hoffnung und Erinnerung, von gestern und morgen. Es ist nicht leicht, dort hinzukommen, obwohl er alle Dinge durchstrahlt. Das hat nichts mit großen Gefühlen oder Beseeltheit zu tun, im Gegenteil.

  • Diese religiösen Gefühle sind Gefühle der Erhabenheit und der Beseeligung Angesicht der Gegenwart des Heiligen.

    Moin Void.


    Ich spreche nicht von religiösen Gefühlen oder Gefühlen der Ergriffenheit. Ich spreche vom Bereich des Heiligen.


    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.


    aus dem Vorwort von Mirceia Eliades' Geschichte der Religiösen Ideen.

    • Offizieller Beitrag

    Moin Void.


    Ich spreche nicht von religiösen Gefühlen oder Gefühlen der Ergriffenheit. Ich spreche vom Bereich des Heiligen. Der heilige Bezirk wird in der Stille sichtbar, in der Freiheit von Angst und Wunsch, von Hoffnung und Erinnerung, von gestern und morgen. Es ist nicht leicht, dort hinzukommen, obwohl er alle Dinge durchstrahlt. Das hat nichts mit großen Gefühlen oder Beseeltheit zu tun, im Gegenteil.

    Natürlich gibt es das "Heilsame" aber etwas als heilig zu behandeln ist ja eine bestimmte Art der Handlung die - wie Otto schreibt - von Gefühlen der Erfurcht und der Scheu getragen wird. In manchen Ländern gibt es Heilige Steine, heilige Bäume und heilige Quellen. Der normale Daseinmodus ist ja das man von sich selber ausgeht - aber beim Heiligen sieht man etwas was einen übersteigt. Ein Heiliger Bezirk ist etwas, was man ganz vorsichtig behandeln muß, um es nicht zu verunreinigen. Weil es nicht für sich steht sondern für eine Idee. Mein Vater erzählte Mal davon, das der Vater eines seiner Schulkameraden so ein begeisterter Fußballfan war, dass das ganze Wohnzimmer ein Bereich war der den Devotionalien des geliebten Vereins gewitmet war, so dass es von der normalen, banalen Benutzung ausgenommen war. Die Kinder durften da nicht spielen, man durfte nicht Essen u.s.w - ein sakralere Bereich gewitmet der reinen Hingabe an den verehrten Verein.


    Nur weil etwas einem bestimmten höheren Zweck geweiht ist, muss es nicht gut sein. Man kann alles möglich verehren. Den Fussballgott, den Meeresgott, den Gott der eigenen Rasse. Es ist schön wenn man das heiligt was gleichzeitig heilsam ist, aber auch wenn das Heilige und das Heilsame eine Schnittmenge haben, ist beides nur lose gekoppelt.


    Man kann Freheit, oder Stille, oder das Verlöschen von Gier und Hass auch haben ohne sein Wohnzimmer mit Altären zuzubauen. Es ist schon Buddha Räucherstäbchen zu entzünden und Statuen zu errichten, aber Buddhaschaft erfordert dererlei nicht.


    Auch ich besitze natürlich Räucherstäbchen und auch ne Statue und ich mach auch Niederwerfungen und Zeugs. Und religiöse Gefühle besitzte ich auch.sogar gegenüber ein oder zwei Bäumen. Aber das ist alles nur so ein Drumherum.

  • Irgendwie geht die Debatte in eine seltsame Richtung. Wir befinden uns ja hier auf einem buddhistischen Forum, also sollten wir uns auf den Dharma beziehen. Es geht doch nicht um Heiliges an sich.


    Im Dharma wird von heiligen Personen gesprochen, Aryas. Im Theravada sind dies diejenigen Personen, die sich auf den Stufen des Stromeintritts, der Einmalwiederkehr, der Nichtmehrwiederkeh befinden oder ein Arhat sind. Im Bodhisattvapfad sind dies die Personen, die sich auf dem Pfad des Sehens, dem Pfad der Meditation und auf dem Pfad des Nicht-mehr-Lernens befinden.


    Sie sind Aryas, weil sie unmittelbare Einsichten in die Selbstlosigkeit der Person und die Selbstlosigkeit der Phänomene erlangt haben.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Lieber Thorsten,

    ich fühle mich von Deinem Beitrag total angesprochen, habe aber den Eindruck, dass Du nicht verstanden wirst. Ich "glaube" auch, dass es aus der Theorie nicht möglich ist. Das ist ein ETWAS, das in Fleisch und Blut übergegangen ist.


    Zitat

    Weisheit, die man zu erklären versucht, klingt immer wie Narrheit

    aus "Siddharta" von Hermann Hesse

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • So ist es doch immer wieder: Der natürliche Verstand versucht sich dessen zu bemächtigen, was gänzlich außerhalb seines Zugriffsbereiches liegt. Sagt man: Versucht erst gar nicht darüber zu diskutieren, dann ist das leichter gesagt als getan, denn der Selbst-Wille ist natürlich übermächtig, wenn besagter Glaube nicht präsent ist.

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]

  • habe aber den Eindruck, dass Du nicht verstanden wirst. Ich "glaube" auch, dass es aus der Theorie nicht möglich ist.

    Das glaube ich auch :) und je mehr man darüber redet, um so mehr entfernt man sich davon, denn:

    Der heilige Bezirk wird in der Stille sichtbar, in der Freiheit von Angst und Wunsch, von Hoffnung und Erinnerung...

    und dort hat das Denken keinen Platz.


    Ein wundervoller Beitrag Thorsten, vielen Dank dafür.

    Ich weiß nicht, was ich bin; ich bin nicht, was ich weiß: Ein Ding und doch kein Ding, ein Pünktchen und ein Kreis. (Angelus Silesius)

  • Dem kann ich anchliessen.

    Aber weil "Siddhartha" mein Leibling-Buch ist, und vor so vielen Jahren, dann ich weiss sehr genau, in dieser Letzten Szene am Fluss der Held war sehr bewegt und ergriffen, obwohl es dort eindeutig um die Innere Erfharung des "Erwachens" geht.

    Auch im Buch


    Die Vielfalt der religiösen Erfahrung-


    Man findet so ähnliche sehr gut dokumentierte Fälle.


    P.S. Lieber Thorsten, das war nichts verletzend gemeint, wie haben hier im Forum keine andere Art der Kommunikation als die Sprache.:rose:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Thorsten, das war nichts verletzend gemeint, wie haben hier im Forum keine andere Art der Kommunikation als die Sprache.

    Habe ich auch nicht verletzend aufgefasst. Die Suche kann leicht in spirituellem Materialismus münden, in dem ich mich auf der ständigen Suche nach dem nächsten religiösen Kick von Meister zu Meister kaufe. Auch können gute oder außerordentliche Gefühle in der Meditation gewaltige Anhaftung erzeugen: Das will ich wieder! Und wer mich dabei stört, ist mein Feind!


    Heiliger Bezirk klingt natürlich nach außerordentlicher Erfahrung, daher geht das Missverständnis auf meine Kappe. Sagen wir eher: der Rucksack ist mal abgesetzt, das klingt nicht so taaatatataaaaa!


    ;)