Kann man Lehrer und Lehre trennen?

  • Ich kann mich gut erinnern als der systematische Missbrauch in der Odenwaldschule an die Öffentlichkeit kam. Die Odenwaldschule galt bis dahin als ein Leuchtturm der Reformpädagogik. Es gibt einige Bücher und auch eine Fernsehproduktion zu dem Thema. Mit dem Skandal stand die insgesamt recht inhomogene reformpädagogische Bewegung zur Diskussion. Konnte es sein, dass sich aus der Reformpädagogik der Missbrauch ergeben oder sie diesen zumindest begünstigt hatte?

    Letztendlich kamen Experten wie Oelkers zu der Einschätzung, dass es in bestimmten Ausprägungen der Reformpädagogik problematische Elemente wie z.B. die Rede vom pädagogischen Eros gibt. Insbesondere aber die Wohnverhältnisse in dem Internat, die nach dem Familienprinzip organisiert waren, begünstigten den sexuellen Missbrauch der Schüler*innen. Die wohnten in relativ abgeschotteten Einheiten mit ihren Betreuer*innen. Dazu kam, dass einer der Haupttäter, der Schulleiter Gerold Becker, als eine reformpädagogische Koryphäe galt. Er suchte sich als Opfer besonders solche Schüler, die aus einem schwierigen Elternhaus kamen und ihm gegenüber dankbar waren diese Chance zu erhalten.


    Ich kann mir vorstellen, dass in manchen buddhistischen Organisationen ähnliche problematische Strukturen bestehen, insbesondere gehört dazu möglicherweise die systematisch geförderte Vergötterung von Lehrern und Projektion von Rettungs-/ und Erlösungsphantasien auf diese. Dann die dadurch entstehende Machtkonzentration und die Tendenz aus einem ingroup/outgroup Denken heraus alles was gegen die Organisation sprechen oder ihr Ansehen in der Öffentlichkeit beschmutzen könnte unter den Teppich zu kehren. Das heißt meiner Meinung nach nicht unbedingt, dass die ganze Lehre schlecht sein muss.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Trungpa hat nicht nur sich selbst Leid zugefügt, sondern dutzenden, ja hunderten von Menschen. Ich bezweifle, dass auch nur ein einziger Mensch durch seine Methoden irgendwas gewonnen hat. Dennoch halten viele Trungpa auch außerhalb von Shambhala, ja außerhalb des tib. Buddhismus, für einen großen Lehrer.

    Hm, Lieber Hendrik , das stimmt, aber es war noch schlimmer, denke ich, bei dieser Person.



    na und? seine ganze Ideen und die praktische Methoden, die werden sehr gut von



    oder von dem:


    Charles Tart – Wikipedia
    de.wikipedia.org


    ("Hellwach und bewusst leben") --german.


    sehr gut geschildert, und die sind sehr effektiv. Nur meine eigene meinung, sorry. Und ich werde weiter, Z.B.. die Musik von Wagner hören, und zwar mit dem vergnügen, aber das war die liebe Musik von A.Hitler. Das sind doch andere Ebenen. wie ich schon genug woanders betont hatte. Nagarjuna ist nichts schuldig wegen die ganze Missbrauch-Skandale. Und, apropo, eine Quelle erzäht, er war wie der Schürzenjäger, oder sogar noch schlimmer, dann er war im Knast, hatte sich dort bereut, also von Saulus zu Paulus, dann er war der Heilige ( kein geil-ig-er mehr). So ähnliches hatte ich über Shantideva geselen, na , und was?

    Wenn man im KZ die Musik von Bethooven spielte, aber genau in diese Zeit wurden die Juden vergast, dann ich würde doch nichst Den Bethooveen schuldig machen.

    Wenn der Leo Tolstoi die eigene familie ruiniert hatte, dann seine werke bleiben aktuell. Man kann verstehen, was ich meine.

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Das heißt meiner Meinung nach nicht unbedingt, dass die ganze Lehre schlecht sein muss.

    So es ist! :rose:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Auch interessant dazu: die Frage von Tenzin Palmo an den Dalai Lama (ab 2:55)

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    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Igor, Du wirfst da einiges durcheinander. Es geht erstens nicht um Künstler, sondern um Lehrer, die mit dem Anspruch antreten, Leid zu überwinden. Und dann schaffen sie noch mehr Leid. Ein Künstler hat diesen Anspruch nicht. An einen bud. Lehrer sind andere Massstäbe anzusetzen.


    Zweitens ist das Bethooven-Beispiel völlig daneben.


    Drittens sagt niemand, dass das Dharma nichts tauge, weil es einige Scharlatane gibt. Das ist häufig ein Missverständnis, dass Buddhisten meinen, wenn man Missbrauch öffentlich macht und anprangert, greife man das Dharma an.


    Viertens sollte man sich generell vor einem Whataboutism hüten: Andere waren noch schlimmer.


    Erkenne einfach an, das Trungpa ein Scharlatan war. Ein Täter. Jemand der das Buddhadharma sicher nicht verstanden hat.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Erkenne einfach an, das Trungpa ein Scharlatan war. Ein Täter. Jemand der das Buddhadharma sicher nicht verstanden hat.

    Mir ist bekannt, dass er ein Säufer war. Ob ein Säufer das sog. "Buddhadharma" - was immer das ist - sicher verstehen kann, dazu liegen mir keine Erkenntnisse vor. Im allgemeinen weltlichen Verständnis ist es allerdings nicht ratsam, den Aussagen eines Säufers zu folgen.

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]

  • Ich bezweifle, dass auch nur ein einziger Mensch durch seine Methoden irgendwas gewonnen hat.

    Ich bezweifle, dass er so ein hohes Ansehen hätte, wenn seine Methoden ohne Gewinn wären.

    Und falls "durch seine Methoden irgendwas gewonnen" eine transitive Relation ist, möchte ich mich hier bei Pema Chödrön für den Gewinn bedanken, den ich aus ihren Büchern ziehe. _()_

  • Danke, Tenzin Palmo bringt mE die Sache exakt auf den Punkt. Der Dharma ist in eine Phase gekommen, in der er im sog. 'Westen' akkulturiert wird, in vielen unterschiedlichen Formen. 80.000 Lehren ... Das weist auf eine nicht unbedeutende Rolle hin, die der Dharma in einer zusammenwachsenden Weltkultur spielen könnte. Falls es soweit kommen sollte - die Zeichen der Zeit stehen derzeit ja eher auf Zusammenbruch dieser Zivilisation. Um so drängender ist eine globale Verbreitung und Verwurzelung des Dharma.

    Wobei ich da selbst einen Pluralismus der Methoden durchaus für sinnvoll halte. Soweit gehe ich bei der Doktrin der 'nützlichen Mittel' durchaus mit, das ist ein Wurzelgedanke des Mahāyāna, den ich teile. Ekāyāna, ein Fahrzeug. Aber nicht alle Mittel, die vielleicht (man gestatte mir da leichte Zweifel) irgendwann mal nützlich waren, müssen es auch heute noch sein. Und im Westen müssen diese Mittel heilsam inkulturierbar sein - sie müssen sich daher hinterfragen lassen. Weil die Mittel geprägt sind durch die Bedingungen von Zeit und Ort, sie sind anitya - vergänglich.


    Insbesondere müssen sich diese Mittel ein Hinterfragen gefallen lassen, wenn sie (zumindest im breiten Konsens der aufnehmenden Kultur) ethisch problematisch sind. Und erst recht, wenn sie auch in der Kultur, in der der Dharma erwachte, ethisch problematisch waren. Die ältesten schriftlichen Überlieferungen, die āgamas und nikāyas, lassen da eigentlich recht wenig Interpretationsspielraum ...


    Das wirft Probleme auf - Probleme bei der Akzeptanz des Dharma in unserer Kultur. Die stagniert für den aufmerksamen Beobachter seit etlichen Jahren. Aus für mich nur allzu oft nachvollziehbaren Gründen. Das ist Zerstörung von Vertrauen in den Dharma, was die Missbraucher da betreiben. Um so wichtiger ist es, da deutliche Worte der Abgrenzung und Distanzierung von unethischem und unheilsamem Verhalten zu finden.


    Es ist vielleicht ganz gut, dass in dem Video die Antwort des DL nicht enthalten war - ich bin mir ziemlich sicher, sie hätte mich nicht sonderlich überrascht. Irgendwie habe ich bei ihm das Gefühl, er versteht gar nicht recht, was das eigentlich mit ihm zu tun haben soll. Möglicherweise wäre verstehen auch nicht opportun für die unumstrittene Gallionsfigur von TIE. Ich beneide ihn nicht um die Rücksichtnahmen, die das erfordert. Aber irgendwie hat das immer den Beigeschmack von eine Kähe hackt der anderen kein Auge aus, gleiche Brüder, gleiche Kappen.

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Ich bezweifle, dass auch nur ein einziger Mensch durch seine Methoden irgendwas gewonnen hat.

    Ich bezweifle, dass er so ein hohes Ansehen hätte, wenn seine Methoden ohne Gewinn wären.

    Und falls "durch seine Methoden irgendwas gewonnen" eine transitive Relation ist, möchte ich mich hier bei Pema Chödrön für den Gewinn bedanken, den ich aus ihren Büchern ziehe. _()_

    Schau, Gurkenhut, ich will es bewusst zuspitzen: Lehrer XY hat zwar Kinder vergewaltigt, aber seine und die Bücher der Leute, die jahrzehntelang dem Missbrauch zugesehen haben, geben mir so viel, um mein persönliches Leid zu lindern.


    Verstehst Du, was ich meine?

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    Nagarjuna

  • Hier ein erschütternder Bericht:

    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.


    Ich bezweifle, dass er so ein hohes Ansehen hätte, wenn seine Methoden ohne Gewinn wären.

    Und falls "durch seine Methoden irgendwas gewonnen" eine transitive Relation ist, möchte ich mich hier bei Pema Chödrön für den Gewinn bedanken, den ich aus ihren Büchern ziehe. _()_

    Ich denke es macht Sinn, das aus der Zeit heraus zu betrachten. Es gab in Tibet sicher recht viel gebildete Lamas, die über den Buddhismus sehr viel mehr wußten.


    Das Besondere an Chögyam Trungpa lag aber darin, dass er als einer der wenigen Lamas so viel Ahnung von Westen hatte und von daher kulturelle Brücken bauen konnte. Er war jung, er war unkonventionell und charismatisch - als einer der Wenigen sprach er sehr gut Englisch und weil er in England fünf Jahre vergleichende Religionswissenschaft studiert hatte, war er in der europäischen Geistesgeschichte fit und fand gute und manchmal sogar brillante Anküpfungspunkte. Es war diese Vermittlungsfunktion in der er seine Triumphe feierte.


    Die Ausbreitung des tibetischen Buddhismus in den Westen geschah ja unter einem großen Zeitdruck - viele Lamas waren aus Tibet vertrieben worden und von daher schickte man Leute als Lehrer , bei denen man unter normalen Bedingungen noch ein Jahrzehnt gewartet hätte bis sie "ausgereift sind".


    Aber in so einer Situation erschien Chögyam Trungpa als ein großer Joker.Er konnte buddhistische Lehren so vermitteln, dass sie für die Leute nicht spießig oder altbacken wirkte, sondern gerade durch seine Betonung von Freheit könnte er sich direkt in die Gegenkultur der späten 60uiger hineinkatapulieren und Idole wie den Dichter Allan Ginsberg zu als Anhänger gewinnen.


    Aber je mehr man sich streckt, je unterschiedliche Sachen man unter einen Hut bringen will, desto schwerer wird es.

    Ich kann mir vorstellen dass es zu keiner Zeit eine Helloween Party bei der es zu Alkoholexzessen, Nacktheit Gewalt und Chaos kommt, wohl nicht so selten war - aber es ist eben meilenweit von dem entfernt, was man in einer buddhistischen Institution erwarten sollte.


    Wie könnte es zu so etwas kommen? Macht es Sinn, dass als Resultat eine Überstreckung zu sehen, wo innerhalb kürzester Zeit versucht wurde zwischen gänzlich unterschiedlichen Kulturen Brücken zu bauen und man krachend in die Tiefe stürzte?


    Für die weiter oben zitierte Christiane A Chandler ist die Situation klar. Für sie wurden Unschuldige, gut erzogene Westler von einem bösen Kontrollsystem

    verführt, der aus tibetischen Klöstern kam.

    Für sie ist der gesamte tibetische Buddhismus und sogar der Mahayana ein Kult:


    Zitat

    Deep inside the Lamaist Tantric net, Chandler found that all Tibetan lamas teach from the same Vajra-master, coercive plan; whether they call it Shambhala, Mahamudra, Vajrayana, Dzogchen or Mahayana Buddhism. It is all the same: a Tantric cult of mass manipulation and thought-control, designed to undermine the reasoning abilities of educated westerners, change their values, perceptions and behaviors, and turn them into obedient devotees and change agents for the lamas; no longer able to think and act for themselves.


    Aber macht es Sinn den westlichen Pol zu entlasten? Könte ein traditionellen Lamas sogar Trungpa als vielversprechenden jungen Manns sehen, der der westlichen Dekadenz anheimfiel? Also das Problem ebenso einseitig auf der anderen Seite sehen?


    Es handelt sich um eine historische Anknüpfung, bei der buddhistische Ideen von Freheit auf die Idee von Freheit einer Alternativkultur traf und versucht wurde eine Brücke zu bauen z.B am "Jack Kerouac School of Disembodied Poetics"


    Wobei die Beats zwar natürlich wirklich cool waren, sie große Künstler waren, aber auch eine tragische, dunkle Seite hatten:

    Kerouac Trank sich tot, Burroughs hatte seine geliebte Frau erschossen. Und auch Kein Kesey Idee ganzen Menschenmassen gegen ihren Willen LSD zu geben erscheinen aus heutiger Sicht genauso fragwürdig wie Allen Ginsberg sexuelle Verhältnisse mit Kindern. Ich denke die Idee, die beiden Freiheitsideen miteinander zu vermischen um Buddhismus "cool" zu machen, war von Anfang an problematisch.


    Für mich ist es ein Fall von "Lost in Translation" und nichts, was man einseitig zum Anlass nehmen sollte, den tibetischen Buddhismus als Kult zu sehen - als böse autoritäre Lamas die unsere Jugend verderben.


    Gerade Pema Chodrön hat ja gezeigt, dass es immer auch einen anderen Weg gegeben hätte, wo man vollständig innerhalb der Karma Kagyü Tradition die Kurve hatte schaffen können.

  • Für mich ist es ein Fall von "Lost in Translation" und nichts, was man einseitig zum Anlass nehmen sollte, den tibetischen Buddhismus als Kult zu sehen - als böse autoritäre Lamas die unsere Jugend verderben.

    Das sehe ich ebenso.


    Gerade Pema Chodrön hat ja gezeigt, dass es immer auch einen anderen Weg gegeben hätte, wo man vollständig innerhalb der Karma Kagyü Tradition die Kurve hatte schaffen können.

    PC hat Shambhala erst verlassen, als die Umstände, die Rückkehr Sakyong Miphams, ihr keine andere Wahl mehr liessen. Ihr Ansehen und damit ihre „Karriere“ als bud. Lehrerin wären zu ende gewesen. Sie hat aus meiner Sicht strategisch, nicht aber mitfühlend, gehandelt. Genauso wie die Jahrzehnte zuvor.

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    Nagarjuna

  • Nein, ich verstehe deinen Hass auf den tibetischen Buddhismus nicht.

    Ich habe mich lange mit Gewaltstrukturen gegen Frauen und Kinder in unserer Kultur beschäftigt und mich irgendwann auf den Standpunkt gestellt, dass ich nicht alle Menschen hassen will, weil die Strukturen so gravierend waren und immer noch nicht gänzlich vorbei sind.

    Damit will ich keine Handlung rechtfertigen, sondern meinen Standpunkt erklären, dass ich Menschen nicht gänzlich verurteile, für das was gewesen ist, mir statt dessen die Aufarbeitung und das Erzählen der Geschichten wichtig ist.

    Und was das persönliche Leid lindern angeht: Tonglen fängt bei einem selbst an, und hat die Kraft einem sehr stark zu helfen für andere da zu sein, statt seine Aggression vor anderen auszukippen.

  • Der Buddha lehrte keine

    ‚Einheitsmedizin‘.


    Er lehrte Jedem/ Jeder der seiner Lehre folgen wollte den achtfachen Pfad zur Anwendung,

    Praxis im täglichen Sein.


    Es kann also hilfreich sein die eigene Denkweise solange zu hinterfragen bis eine heilsame Lösung ‚erscheint‘ die in keinem Widerspruch mehr mit Anderen Perspektiven stehen muss.


    Das bedeutet nicht das diese Einzelerfahrung dann auch für Alle hilfreich sein wird.

    Doch könnte die

    Erkenntnis beachtlich dazu beitragen.


    In Metta🙏




  • Nein, ich verstehe deinen Hass auf den tibetischen Buddhismus nicht.

    Oh! :shock:


    Wie kommt es dazu, dass bei berechtigter Kritik gegenüber bud. Lehrern angenommen wird, es gäbe einen "Hass" gegen die gesamte Tradition? Das wird immer wieder unterstellt. Ich habe an anderer Stelle auch kritisch über Zen-Lehrer geschrieben. Deshalb "hasse" ich doch Zen oder Vajrayana nicht. Das kann ich mir nur als Verteidigungsmechanismus erklären: "Da hasst einer unsere Tradition, deshalb schreibt der das." Mit dieser Einstellung muss man sich inhaltlich mit der Kritik dann nicht mehr auseinadersetzen.


    Ich kann Dir versichern, dass diese Annahme nicht stimmt! Möchtest Du Dich inhaltlich mit der Kritik auseinandersetzen?

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    Nagarjuna

  • Erkenne einfach an, das Trungpa ein Scharlatan war. Ein Täter. Jemand der das Buddhadharma sicher nicht verstanden hat.

    Sorry, für mich es ist und bleibt einer der besten Kenner von TB.

    Osho war auch der "Scharlatan", das weiss ich sehr gut von meiner Osho -Freundin.

    Aber , nur als der Beispiel, sehr viele Intellektuele, besonders P.Sloterdijk scchwämen, wenn die die Zeit dort bei ihm erinnern.

    Auch das Buch von S. Rinpoche bleibt für mich sehr lehrreich.

    Lieber Hendrik , ich , als Igor finde diese ganze Position voreingenommen und ich sehe das Ergebnis.Es gibt praktisch keinen TB-User, der hier schreibt. Sie können es alles löschen, aber ich finde es als nichts gutes Omen, denn das verarmt und ent-leer-t das ganze Forum, welches ich so viele Jahre besucht hatte und auch schrieb. Wenn diese Tendenz weiter geht, ich würde das Forum praktisch fast kaum besuchen.

    Egal, eigentlich.

    Igor, Du wirfst da einiges durcheinander. Es geht erstens nicht um Künstler, sondern um Lehrer, die mit dem Anspruch antreten, Leid zu überwinden. Und dann schaffen sie noch mehr Leid. Ein Künstler hat diesen Anspruch nicht. An einen bud. Lehrer sind andere Massstäbe anzusetzen.

    Osho, um es weiter zu vertiefen, war echt kein Heiliger, was im Oregon war, man kann genug nachlesen. Aber seine Werke , sein Schaffen, sein Denken, die bleiben, und seine Bücher hattten mir, als ich noch jung war, sehr auf meinem Weg geholfen.

    Wenn Karlfried Graf Dürckheim der NS-Mitglieder war, das würde nichts automatisch bedeuten, dass er kein guter Kenner des Buddhusmus per se war.

    Ich zitiere:



    Zitat

    Durch Kontakte zu Karl Haushofer wechselte Dürckheim 1935 als Mitarbeiter zu Joachim von Ribbentrop ins Büro Ribbentrop.[9] Er wurde Hitler vorgestellt und vermittelte später dessen Treffen mit Lord Beaverbrook. Mangels Ariernachweis wurde er im Dezember 1937 von Ribbentrop entlassen, blieb jedoch im Staatsdienst. Mit der von Rudolf Heß explizit festgelegten Aufgabe der Betreuung des Auslandsdeutschtums wurde er als assoziierter Mitarbeiter der Presseabteilung des Auswärtigen Amts 1938–1939 und 1940–1945 nach Japan geschickt.[10]


    Der andere Beispiel:


    Zitat

    1938 trat Herrigel in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 5.499.332). Von 1938 bis 1944 übernahm er das Prorektorat und vom Oktober 1944 bis April 1945 war er Rektor der Universität Erlangen. Von 1940 bis 1945 war er ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Im Dezember 1945 wurde er wegen seiner politischen Vergangenheit vom Dienst suspendiert und im Januar 1946 von der amerikanischen Militärregierung entlassen. 1948 wurde er erneut zum o. Prof. ernannt und gleichzeitig in den Ruhestand versetzt.[1]



    Der dritte Beispiel:


    Zitat

    Frauwallner trat am 29. November 1932 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 1.387.121).[1] 1938 erhielt er nach der Entlassung und Vertreibung des jüdischen Extraordinarius Bernhard Geiger dessen Amt für indische und iranische Philologie am Orientalischen Institut. Er wurde 1942 Direktor des Instituts.[2][3][4] Nach seiner Einberufung zum Kriegsdienst im Frühjahr 1943 wurde die indologische Lehre bis zum Kriegsende 1945 ausgesetzt.


    Und ich kann das ganze weiter fort-spinnen, also wir können also den Beethoven in ruhe lassen.

    Aber , sorry mein kalauer, nichts Wagner. Der war sehr eifige Anstisemit, und er hatte sehr Ideen mit dem Hass-Propaganda genug verbreitet. Im Israel seine Musik war einfach sehr lange Zeit verboten.

    Sorry, aber die ist echt gewaltig! Wie im Film "Apokalypse Now" mit dem , ich zitiere:


    Zitat

    Neben der speziell für den Film komponierten Musik finden sich auch bekannte Lieder populärer Musiker im Film wieder: Die Eingangssequenz des Films und die Tötung von Kurtz sind mit dem Song The End von The Doors hinterlegt. Eine weitere bekannte Szene des Films ist der Hubschrauberangriff der Luftkavallerie auf ein vietnamesisches Dorf zu den Klängen von Richard Wagners Walkürenritt. Die Szene hat ihr historisches Vorbild in der Deutschen Wochenschau vom 4. Juni 1941 (ab Minute 12:30), in der die Luftlandung der Deutschen auf Kreta mit demselben Stück unterlegt wurde. Des Weiteren sind die Stücke Satisfaction von den Rolling Stones und eine Coverversion des Dale-Hawkins-Titels Suzie Q in der Art der Creedence-Clearwater-Revival-Aufnahme zu hören.







    So, was ich sagen wollte, man sollte es zwischen den Menschen und ihrem Werken die Genze klar ziehen.

    Ich bleibe bei meiner eigenen Position, man kann mich löschen, usw.

    LG.


    P.S. Wenn man Wagner mag, es folgst nichts draus, dass man NS-Ideen gutheisst oder verbreitet. Das ist doch klar! Für jeden! Oder?

    Ach, der Lehrer kann sogar der schlimme und gemeinde Feind sein! Und das ein Gedanke von TB. Nichts von mir, ( Shantideva).

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Wie kommt es dazu, dass bei berechtigter Kritik gegenüber bud. Lehrern angenommen wird, es gäbe einen "Hass" gegen die gesamte Tradition?

    Überrascht Dich das tatsächlich noch? Ist doch immer wieder dasselbe. Vor gerade mal zwei Wochen schrieb ich:

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Ich kann mir das so erklären: Menschen, die einem Lehrer oder einer Sache mit mehr oder weniger bedingungsloser Hingabe gefolgt sind, erfahren plötzlich, dass dieser Lehrer wirklich grausame und schreckliche Dinge getan hat, die gesellschaftlich geächtet sind. Damit wird ihre Hingabe und Liebe zu dem Lehrer und der Sache radikal in Frage gestellt. Soll das alles falsch gewesen sein? Ihre Erfahrungen, ihre Entwicklung durch die Lehre? Sehr wahrscheinlich empfinden sie auch Scham. Wie konnten sie auf so jemanden reinfallen? Wie konnten sie das nicht merken? Im Grunde müssten sie Trauerarbeit leisten über den Verlust eines geliebten Lehrers, aber das wird erschwert, da dieser sozial geächtet wird. Also greifen sie zu Abwehrmechanismen wie Verleugnung und Spaltung.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Es ist vielleicht ganz gut, dass in dem Video die Antwort des DL nicht enthalten war - ich bin mir ziemlich sicher, sie hätte mich nicht sonderlich überrascht. Irgendwie habe ich bei ihm das Gefühl, er versteht gar nicht recht, was das eigentlich mit ihm zu tun haben soll. Möglicherweise wäre verstehen auch nicht opportun für die unumstrittene Gallionsfigur von TIE. Ich beneide ihn nicht um die Rücksichtnahmen, die das erfordert. Aber irgendwie hat das immer den Beigeschmack von eine Kähe hackt der anderen kein Auge aus, gleiche Brüder, gleiche Kappen.

    Es gibt tatsächlich auch eine Antwort des Dalai Lama auf Youtube:


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    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • So, was ich sagen wollte, man sollte es zwischen den Menschen und ihrem Werken die Grenze klar ziehen.

    Ich hatte das ja bereits an anderer Stelle schon mal geschrieben, dass der Autor, Künstler, Schöpfer von seinem Werk nicht getrennt werden kann. Allein schon deshalb, weil man eben einen Beethoven, Händel oder Wagner sofort erkennen kann. Und auch Picasso und Matisse unterscheiden sich in ihrer Kunst, weil sie verschiedene Künstler, Menschen waren.


    Nun ist dann so ein Künstler auch noch Mitglied der NSDAP - und das hat etwas mit seinen menschlichen und sozialen Qualitäten zu tun - und dies verändert dann den vermeintlich "unschuldigen oder unvoreingenommenen Blick" auf die Kunst des Künstlers. Jedenfalls liegt dies in der Freiheit des Betrachters. Und auch in der Freiheit des Kunstmarktes.


    Und deshalb ist Kunst auch nicht getrennt von Zeit und Gesellschaft und wie du so am Beispiel Wagners Ritt der Walküre zeigst, kann dessen Musik in einem Anti-Kriegsfilm den "Ritt" der Kampf-Hubschrauber dramatisch begleiten. Es bedeutet, dass Wagners musikalische Begleitung und Inszenierung der bürgerlichen Gesellschaft noch nicht ausgespielt hat, wie jeder ja an den Hügel-Inszenierungen in Bayreuth erleben kann.


    Wenn man Wagner mag, es folgst nichts draus, dass man NS-Ideen gutheisst oder verbreitet. Das ist doch klar! Für jeden! Oder?

    Zur Zeit Wagners gab es die Vorläufer der Ideologie, die sich dann den Nazis anboten - an deiner Aussage wird nur klar, dass Gefühle und Gedanke getrennt sind und es besser ist, wenn man nicht seinen Gefühlen gedankenlos folgt.

    Wagner und der Nationalsozialismus


    Und genau das - dieses gedankenlosen Gefühle - sind mit dafür verantwortlich, dass man bestimmten Leuten auf den berühmten Leim geht. Man gibt sich hin, weil man sich hingeben will, weil man glaubt, dass Hingabe und Gefühle von Hingabe ein Beleg für Lebendigkeit seien - diese Geschichten mit den falschen Lehrern sind alles Beispiele für Bequemlichkeit im Denken. Wenn man sich nicht seines eigenen Verstandes bedienen kann, bleiben eben nur die Gefühle - und die haben eben vor allem das Potential zur Täuschung der Urteilskraft.

    :zen:

  • Ich hatte das ja bereits an anderer Stelle schon mal geschrieben, dass der Autor, Künstler, Schöpfer von seinem Werk nicht getrennt werden kann.

    Gott behüte uns vor einer Zeit, in der nur gute, politisch korrekte, woke Künstler ohne einen Hang zu Perversion, Totalitarismus, Revolte, Gewalt, sexueller Ausschweifung und Wahnsinn rezipiert werden dürfen. Die Kunst wird aus all dem geschaffen, was Zutaten zum menschlichen Drama sind, ebenso wie das Erwachen.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Ich hatte das ja bereits an anderer Stelle schon mal geschrieben, dass der Autor, Künstler, Schöpfer von seinem Werk nicht getrennt werden kann.

    Gott behüte uns vor einer Zeit, in der nur gute, politisch korrekte, woke Künstler ohne einen Hang zu Perversion, Totalitarismus, Revolte, Gewalt, sexueller Ausschweifung und Wahnsinn rezipiert werden dürfen. Die Kunst wird aus all dem geschaffen, was Zutaten zum menschlichen Drama sind, ebenso wie das Erwachen.

    Aus meiner Sicht sind Kunst und Künstler aber von einem bud. Lehrer zu unterscheiden. Letzerer sollten doch ein Mindestmaß an ethischem Lebenswandel mitbringen. Das fordert nicht nur westliche Kultur sondern auch bud. Sila.

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    Nagarjuna

  • Danke, Mabli , für die Antwort. Wie von mir erwartet - er leugnet die Existenz von Missbrauch nicht, aber hält sich völlig bedeckt, wer welche dieser 'tantrischen' Praktiken wie missbraucht. Immerhin deutet er an, dass die Übernahme tantrischer Praktiken in den Buddhismus von vorneherein eine zweischneidige Angelegenheit war (und vielleicht keine sonderlich gute Idee, wie ich hinzufügen möchte). Mit dem Hinweis auf das Motiv dieser Übernahme - Popularisierung des Dharma - hat er wohl recht.


    Und seine 'Lösung'? "Keep secret", geheim halten. Passend dazu dann der Hinweis aus dem Publikum (ich erkenne den Mann leider nicht), dass es ein teurer Spass ist, in westlichen 'tibetischen' Zentren die Besuche attraktiver Lehrer zu organisieren. Und dass eine Antwort u.a. darauf ist, Initiationen zu verkaufen - das generiert Einnahmen. Je 'höher' und geheimer die Initiation, desto besser. Bloß Lamrim - damit lockt man doch keine Maus hinterm Ofen hervor - da sind mir die Gesichtszüge in ein Grinsen entgleist. So viel Spass muss sein bei der Beerdigung, sonst geht keiner mit ...

    Soll das alles falsch gewesen sein? Ihre Erfahrungen, ihre Entwicklung durch die Lehre? Sehr wahrscheinlich empfinden sie auch Scham.

    Ein nicht unwichtiger Punkt, der insbesondere die typischen Verdrängungsmechanismen und Abwehrreaktionen gegen fundierte Kritik erklärt. Und es war ja auch nicht "alles" falsch. Ich konnte im Laufe der Zeit auch ein paar Leute von Shambhala kennenlernen, die mich wirklich (positiv) beeindruckt haben - da kann nicht "alles falsch gewesen sein" wenn "ihre Erfahrungen, ihre Entwicklung durch die Lehre" zu dem führten, was sie geworden waren. In solchen Zirkeln gibt es neben den Verdrängern ('wird schon alles seine Richtigkeit haben, weil ääääh... alles leer und so') immer auch die, die mit so etwas umgehen können - also selbst keinen Schaden nehmen. Trotzdem konnte ich nie nachvollziehen, warum man - bei aller Dankbarkeit für das Erlernte - da nicht irgendwann auf Distanz ging. Spätestens nach der Geschichte mit Ösel Tendzin wäre da für mich der Ofen aus gewesen, für immer.


    Dieser noch recht junge Artikel (leider nur auf Englisch) zeigt am Beispiel Triratna ziemlich deutlich auf, wie ethische Defizite eines unumschränkten Leiters einer Organisation sich in kurzer Zeit in einer ethisch defizitären Organisation spiegeln - auch nach dem Tod des Leiters. Was dann früher oder später unweigerlich zum nächsten Missbrauchsfall in dieser Organisation führt. Karma at work ...

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Letzterer sollten doch ein Mindestmaß an ethischem Lebenswandel mitbringen.

    Und ein Schüler sollte (unter Berücksichtigung der gegebenen kulturellen Unterschiede) einen Lehrer intensiv prüfen, ob dieses Mindestmaß vorhanden ist und nicht danach entscheiden, wie bekannt oder berühmt oder exotisch ein Lehrer ist. In keinem Fall jedoch sollten Schüler oder Schülerin vor lauter devoter Verzückung das Hirn und den eigenen Willen ausschalten. Das ist aber wohl – folgt man den Erfahrungen des einen oder anderen Lama – ein sehr westliches Phänomen.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Und ein Schüler sollte (unter Berücksichtigung der gegebenen kulturellen Unterschiede) einen Lehrer intensiv prüfen, ob dieses Mindestmaß vorhanden ist und nicht danach entscheiden, wie bekannt oder berühmt oder exotisch ein Lehrer ist. In keinem Fall jedoch sollten Schüler oder Schülerin vor lauter devoter Verzückung das Hirn und den eigenen Willen ausschalten. Das ist aber wohl – folgt man den Erfahrungen des einen oder anderen Lama – ein sehr westliches Phänomen.

    Das sehe ich wie Du. Aaaaber in der Praxis ist der Hinweis darauf, dass der Schüler den Lehrer doch bitte kritisch prüfen solle, oft nicht hilfreich.


    Es ist für einen westlichen Schüler nicht möglich, irgendeinen Lehrer zu untersuchen, wenn die Urteilsfähigkeit des Schülers als „mit einer moralischen Ethik überzogen“ (Dzongsar Khyent-se) verunglimpft wird. Der Schüler begibt sich in eine Kultur, die sich zur Aufgabe gemacht hat, den eigenen moralischen Kompass zu erschüttern. Wie soll ein Schüler urteilen, wenn seine Wahrnehmung von Richtig und Falsch angezweifelt wird? Es wird Glauben gefordert.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna