Ich kann mich gut erinnern als der systematische Missbrauch in der Odenwaldschule an die Öffentlichkeit kam. Die Odenwaldschule galt bis dahin als ein Leuchtturm der Reformpädagogik. Es gibt einige Bücher und auch eine Fernsehproduktion zu dem Thema. Mit dem Skandal stand die insgesamt recht inhomogene reformpädagogische Bewegung zur Diskussion. Konnte es sein, dass sich aus der Reformpädagogik der Missbrauch ergeben oder sie diesen zumindest begünstigt hatte?
Letztendlich kamen Experten wie Oelkers zu der Einschätzung, dass es in bestimmten Ausprägungen der Reformpädagogik problematische Elemente wie z.B. die Rede vom pädagogischen Eros gibt. Insbesondere aber die Wohnverhältnisse in dem Internat, die nach dem Familienprinzip organisiert waren, begünstigten den sexuellen Missbrauch der Schüler*innen. Die wohnten in relativ abgeschotteten Einheiten mit ihren Betreuer*innen. Dazu kam, dass einer der Haupttäter, der Schulleiter Gerold Becker, als eine reformpädagogische Koryphäe galt. Er suchte sich als Opfer besonders solche Schüler, die aus einem schwierigen Elternhaus kamen und ihm gegenüber dankbar waren diese Chance zu erhalten.
Ich kann mir vorstellen, dass in manchen buddhistischen Organisationen ähnliche problematische Strukturen bestehen, insbesondere gehört dazu möglicherweise die systematisch geförderte Vergötterung von Lehrern und Projektion von Rettungs-/ und Erlösungsphantasien auf diese. Dann die dadurch entstehende Machtkonzentration und die Tendenz aus einem ingroup/outgroup Denken heraus alles was gegen die Organisation sprechen oder ihr Ansehen in der Öffentlichkeit beschmutzen könnte unter den Teppich zu kehren. Das heißt meiner Meinung nach nicht unbedingt, dass die ganze Lehre schlecht sein muss.