Wahres Selbst

  • Wo wir gerade bei Praxis sind:


    Es existieren ja auch nicht-buddhistische Methoden, etwa von hinduistischen Lehrern, die sagen:


    "Meditiere über Ich bin. Finde heraus was das ist. Stelle immer die Frage Wer bin ich"


    So findet man dann tausend Antworten:


    "Ich bin Mutter, ich bin Schüler, ich bin eine Frau, ich bin ein böser Mensch..."


    Dann wird gesagt, dass du das eben nicht bist, da es mental ist, citta - es muss aber zu citta vriti naroda kommen, zur Gedankenstille - dort ist dann Ich.


    Und m.M.n lehrt Buddha genau das Selbe. Die Aussagen decken sich, nur mit dem Unterschied, dass Hinduisten das Ich belegen mit Adjektiven und Buddha halt nicht - so vermeidet er, dass wir nicht in die Falle von "höheren" Konzepten fallen.

  • Und m.M.n lehrt Buddha genau das Selbe. Die Aussagen decken sich, nur mit dem Unterschied, dass Hinduisten das Ich belegen mit Adjektiven und Buddha halt nicht - so vermeidet er, dass wir nicht in die Falle von "höheren" Konzepten fallen.

    Das hast du aber gut erkannt, klug erkannt, klug gesagt. Danke, ich kann es nicht so gut ausdrücken. :)

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.


    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).

  • Das verstehen sie noch nicht anscheinend. Das Wort "Selbst" ist ein Trigger für manche


    Die Argumentation "von denen" kommt aus der modernen anatta Philosophie, wo es immer um "Nicht-Ich" geht. Viele lehnen das Selbst deswegen ab, weil gefühlt 99% der buddh. Lehrer so etwas ablehnen und das "Nicht-Ich" lehren, obwohl dies im Pali Kanon überhaupt nicht so beschrieben wird. Anatta ist keine Philosophie, sondern Werkzeug - das ist der Unterschied.

  • gefühlt 99% der buddh. Lehrer so etwas ablehnen und das "Nicht-Ich" lehren, obwohl dies im Pali Kanon überhaupt nicht so beschrieben wird. Anatta ist keine Philosophie, sondern Werkzeug - das ist der Unterschied.

    Das ist mir auch schon aufgefallen und diese aussagen haben mich sehr verwirrt und zum Glück bin ich jetzt bei einem anderen Lehrer, der das nicht ablehnt, der das auch erkannt hat. Und ja, das hast du gut erkannt, klug erkannt, dass dies eine Methode ist, keine Philosophie. :like: :)

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    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).

  • Und Rigpa (toller Name!) ist ja auch ein zugrundeliegendes, etwas, was von selbst-existiert (daher nicht anicca unterliegt, wie eben alles Untersuchbare).

  • Der atman ist nicht auffindbar. Ist etwas anderes als "der atman ist nicht", auch wenn es aufs selbe hinausläuft


    Es läuft ganz und gar nicht auf das selbe hinaus, ja ist sogar ein himmelweiter Unterschied. Denn wenn Buddha gesagt hätte: "Atman existiert nicht" dann wäre es ja klar. Aber die Aussage, dass der atman nicht in den Dingen gefunden werden kann, ist ja was völlig anderes, was bedeutet, dass es atman geben muss, sonst wäre die ganze Lehrrede ja unnötig.

    Die Aussage alleine, es gibt kein atman, es gibt kein unveränderliches, unbedingtes Selbst, ist ja relativ theoretisch, weil unser Alltagsempfinden sagt: Doch! Deshalb ist es sehr sinnvoll zu sagen: In den Skandhas gibt es kein atman zu finden. Vor allem, weil man das ja als Anleitung lesen kann und sollte, das nachzuprüfen. Wenn Du Deine Gefühle betrachtest und analysierst, findest Du da ein Selbst, das unbedingt und unveränderlich ist? Wenn Du Deine Empfindungen betrachtest, ...


    Natürlich findest Du da Gedanken und Erinnerungen, die ein Selbst konstruieren. Und einen Körper, den Du Selbst nennst. Aber sie sind nicht unbedingt und unveränderlich. Und Du stehst nur in Beziehung zu ihnen, aber sie gehören Dir nicht. Sonst könntest Du Deinen Schmerzen und Deinen Gedanken einfach sagen: Schluss jetzt!


    Dann bleibt nur noch der letzte Schritt: Gibt es eine andere Instanz als die Skandhas? Auch das kann man überprüfen: Immer, wenn ich denke, es gäbe ein Selbst, besteht es zusätzlich zu den Skandhas, oder ist es am Ende doch wieder "nur" eine Empfindung, ein Gefühl, ein Gedanke?


    Liebe Grüße und viel Spaß beim erforschen!

    Aravind.

  • Die Argumentation "von denen" kommt aus der modernen anatta Philosophie, wo es immer um "Nicht-Ich" geht.

    Das hattest du auch gut erkannt. Ich wusste es davor nicht. :)

    So nun ciao, ich kann mit unheilsamen Absichten anderer nun wirklich nicht umgehen und hier kommt es ab und zu vor- aber ich bin auch noch nicht viel besser. Dann lieber zurück ziehen und seine Gedanken erstmal zügeln. :)

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    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).

  • Die Aussage alleine, es gibt kein atman, es gibt kein unveränderliches, unbedingtes Selbst, ist ja relativ theoretisch, weil unser Alltagsempfinden sagt: Doch! Deshalb ist es sehr sinnvoll zu sagen: In den Skandhas gibt es kein atman zu finden. Vor allem, weil man das ja als Anleitung lesen kann und sollte, das nachzuprüfen. Wenn Du Deine Gefühle betrachtest und analysierst, findest Du da ein Selbst, das unbedingt und unveränderlich ist? Wenn Du Deine Empfindungen betrachtest, ...


    Ja stimme ich vollkommen zu.




    Dann bleibt nur noch der letzte Schritt: Gibt es eine andere Instanz als die Skandhas? Auch das kann man überprüfen: Immer, wenn ich denke, es gäbe ein Selbst, besteht es zusätzlich zu den Skandhas, oder ist es am Ende doch wieder "nur" eine Empfindung, ein Gefühl, ein Gedanke?


    Eben, das ist der entscheidende Punkt.


    Liebe Grüße und viel Spaß beim erforschen!


    Der Witz ist ja, dass mir quasi unterstellt wird, dass ich das nicht erforscht hätte oder das ich nicht praktiziere, weil ich eben zu anderen Schlüssen gelangt bin. Und der zweite Witz ist, dass man mir mit Theorien (!) von anatman ankommt, wobei ich weder von dem theoretischen atman oder anatman rede, sondern von dem, was übrig bleibt, wenn keine Theorien mehr gemacht werden, so wie es Buddha beschreibt und aufzeigt und wie es mir auch die Vertiefungsstufen zeigen (Weder-noch Bereich usw.)


    Es muss ja ein Selbst da sein, welches die Vertiefungsstufen durchläuft, oder besser gesagt, das falsche Selbst, durch avija erschaffen, muss durch die Vertiefungsstufen gereinigt werden - dann kommt man aber nicht beim "Nicht-Ich" an, sondern beim Ich - denn Buddha hat ja auch gesagt: "ICH habe die Welt bezwungen".

  • Ein Auszug aus dem Dhammapada, Vers 380:


    "Attā hi attano nātho, attā hi attano gati, tasmā saṁyamam-attānaṁ, assaṁ bhadraṁ va vāṇijo."


    Was übersetzt bedeutet:


    “Oneself is indeed master of oneself. Oneself is the refuge of the oneself.

    Therefore, one should restrain oneself, as a merchant (does) a good horse.”

  • Der atman ist nicht auffindbar. Ist etwas anderes als "der atman ist nicht", auch wenn es aufs selbe hinausläuft

    Es läuft ganz und gar nicht auf das selbe hinaus, ja ist sogar ein himmelweiter Unterschied. Denn wenn Buddha gesagt hätte: "Atman existiert nicht" dann wäre es ja klar.

    Nun - Buddha hatte das, was man heute "intellektuelle Redlichkeit" nennt. Die Aussage "atman ist nicht" wäre eine bloße Behauptung, ein Dogma (und genau so wird es ja auch häufig aufgefasst). Die Aussage "atman ist nicht auffindbar" beruht auf empirischer Erfahrung. Ein Dogma muss man glauben, Empirie lässt sich nachvollziehen. Der einzige Vorteil des Dogmas ist, dass es "ja klar" ist - wenn man denn fest genug daran glaubt. Hat mit Buddhadharma nicht wirklich was zu tun; der 'funktioniert' nur im Nachvollzug des 'mittleren Wegs. Glaube reicht nicht.

    Aber die Aussage, dass der atman nicht in den Dingen gefunden werden kann, ist ja was völlig anderes, was bedeutet, dass es atman geben muss, sonst wäre die ganze Lehrrede ja unnötig.

    Eigenartige Argumentation. Wieso aus der Aussage, dass in den skandhas (was impliziert: "in den Dingen", den dharmas) ein atman unauffindar ist folgen soll, "dass es atman geben muss" ist mir schleierhaft - ein logischer Schluss ist das jedenfalls nicht. Was den Sinn der Lehrrede angeht so ist der recht simpel: hört auf, den atman zu suchen, das bringt nix. Dieser Weg, den andere Lehrer empfehlen - eins zu werden mit dem atman - ist Zeitverschwendung. Da kannst du den atman suchen, bis du schwarz wirst.


    Auf Spekulationen wie 'es gibt den atman' oder 'es gibt den atman nicht' hat sich Buddha nicht eingelassen. Wenn er unauffindbar ist, ist es schlicht irrelevant, ob es ihn gibt oder nicht. Völlig nutzlose Spekulation.

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Ja und das ist ja eben der falsche Ansatz. Du meinst wahrscheinlich mir geht es um die Theorie "Selbst", aber ich rede ja von dem was Selbst ist, ohne Theorie zu sein - eben das was übrig bleibt, wenn man die besprochene Lehrrede studiert und verstanden hat - denn wie gesagt, es wird negiert und negiert, alles und jedes - aber eben nie das Selbst an sich.

    Es wird gesagt, dass man nichts als ein "Ich oder Mein" auffassen soll. Von daher kann man dann auch nicht als ein Selbst sehen.


    Während ja weder die Ebene des Geistigen geleugnet wird noch dass es Individuen gibt, die da eben auf individuelle Art geistig sind. Was dann natürlich zu Prozessen des Anhaftend an einem Selbst führt.


    Es ist doch klar, dass unser intuitives Ausgehen von einem Selbst tief verankert ist und deswegen die Existenz so eines Selbst einem intuitiv höchst plausibel ist. Descartes sieht ja in seinem "cogito ergo sum" dies sogar als die tiefsten Gewissheit. Aber nur weil sich etwas ganz tief plausibel anfühlt ( Die Sonne dreht sich um die Erde) muss es trotzdem nicht richtig sein.


    Weil das Anhaften an einem Selbst so stark ist, sperren wir uns mit Händen und Füßen gehen die Anatta Lehre und vermuten daneben und dahinter doch wieder ein Selbst.


    Das ist doch sehr normal und es ist ein langwieriger Prozess das Denken in "Ich und mein" herunterzufahren.


    Ich kenne mich nicht wirklich damit aus, aber es kann ja sein, dass der hinduistische Weg ( tat tvam asi) restlos alles als ein Selbst zu sehen in eine ähnliche Richtung führt wie, nirgendwo ein Selbst zu sehen. Wenn einem das eher liegt, kann man ja Hindu werden.

  • Hier wird bei selbst Selbstprüfung erkannt, was mit Selbst gemein ist.


    380 Das SELBST nur ist des Selbstes Hüter,

    das SELBST nur ist des Selbstes Gang, -

    darum zusammen halt' das SELBST,

    wie gutes Pferd der Handelsmann

    Ekkard Saß


    380

    Du bist dein eig'ner Herr, drum zügle selbst dich gut,

    Wie's mit dem edlen Roß ein kluger Händler tut.

    Kurt Schmidt


    Verse 379: O bhikkhu, by yourself exhort yourself, and examine yourself; thus guarding yourself and being mindful, you will live in peace.

    O Bhikkhu, ermahne dich selbst und prüfe dich selbst. Wenn du dich so schützen und achtsam bist, wirst du in Frieden leben.

    Verse 380: One indeed is one's own refuge, (how could anyone else be one's refuge?)1 One indeed is one's own heaven; therefore, look after yourself as a horse dealer looks after a thoroughbred.

    (Man ist in der Tat sein eigener Zufluchtsort, (wie könnte jemand anders der eigene Zufluchtsort sein?)

    Vers 380: Man ist in der Tat sein eigener Himmel. Kümmer dich also um dich selbst, wie ein Pferdehändler sich um ein Vollblut kümmert.


    Dhammapada Verses 379 and 380 - Nangalakulatthera Vatthu
    Tipitaka » Sutta Pitaka » Khuddaka Nikaya » Dhammapada » Verse 379,380 Attana codayattanam patimamsetha attana so attagutto satima sukham bhikkhu vihahisi.…
    tipitaka.fandom.com

  • Ich kenne mich nicht wirklich damit aus, aber es kann ja sein, dass der hinduistische Weg ( tat tvam asi) restlos alles als ein Selbst zu sehen in eine ähnliche Richtung führt wie, nirgendwo ein Selbst zu sehen. Wenn einem das eher liegt, kann man ja Hindu werden.


    Restlos alles als ein/sein Selbst zu sehen würde zu weit führen und widerspricht deutlich der Erfahrung. Dies ist aber gerade ein Punkt, der im späteren Buddhismus (Zen z.B.), Einzug gefunden hat in die buddh. Lehre, etwa wenn man sagt, dass "alles Buddhanatur hat". Wenn alles Selbst wäre hätte der Buddha das gesagt, aber auch dies wird nicht gelehrt.




    Die Aussage "atman ist nicht" wäre eine bloße Behauptung, ein Dogma (und genau so wird es ja auch häufig aufgefasst). Die Aussage "atman ist nicht auffindbar" beruht auf empirischer Erfahrung.


    Genau, darum sagt Buddha ja weder "Atman ist", noch "Atman ist nicht", damit man nicht bloß bei intellektuellen Anschauungen stehen bleibt, sondern selbst untersucht.



    Der einzige Vorteil des Dogmas ist, dass es "ja klar" ist - wenn man denn fest genug daran glaubt


    Das Selbst hat wie schon gesagt, nichts mit Glaube zu tun, da es sich nicht in Konzepten befindet, welches eine Untersuchung feststellen kann.



    Wieso aus der Aussage, dass in den skandhas (was impliziert: "in den Dingen", den dharmas) ein atman unauffindar ist folgen soll, "dass es atman geben muss" ist mir schleierhaft - ein logischer Schluss ist das jedenfalls nicht


    Für mich ist es absolut logisch denn diese Untersuchungsart ("via negativa") muss ja zu etwas führen, eben zu dem, was nicht mehr negiert werden kann. Die ganze Lehrrede verfolgt dieses Ziel.


    Dieser Weg, den andere Lehrer empfehlen - eins zu werden mit dem atman - ist Zeitverschwendung. Da kannst du den atman suchen, bis du schwarz wirst.


    Es geht nicht darum "eins zu werden mit dem atman", da man dies ja ist, so auch nicht damit eins werden kann. Die Lehre Buddhas richtet sich gegen avija und möchte durch empirische Methoden Unwissenheit ausräumen, die Wolken vertreiben. Was sind die Wolken? Diese sind die Identifikation des Selbst mit irgendetwas "da draußen" - und dies führt zu Leid, da "da draußen" eben Samsara ist und so dreht sich der Kreislauf unentwegt.



    Auf Spekulationen wie 'es gibt den atman' oder 'es gibt den atman nicht' hat sich Buddha nicht eingelassen. Wenn er unauffindbar ist, ist es schlicht irrelevant, ob es ihn gibt oder nicht. Völlig nutzlose Spekulation.


    Nein, ist zumal das Wichtigste überhaupt, wenn dieser Punkt nicht klar ist, kommt man zu endlosen falschen Schlüssen in Bezug zur Zielsetzung der Praxis und der Verlöschung, des Nirvana.

  • (Man ist in der Tat sein eigener Zufluchtsort, (wie könnte jemand anders der eigene Zufluchtsort sein?)


    Ja das ist der Schluss. Darum dreht sich alles.


    Hier ist halt auch wieder der Witz, dass mir dann gesagt wird, ich soll lieber zum Hinduismus gehen, denn das wäre Schwachsinn und nicht Buddha Lehre OBWOHL es ja genau so drin steht, und dies ist nicht der einzigste Auszug, den man hernehmen könnte. So kann ich auch ohne schlechtes Gewissen sagen, dass ich mich auf dem Feld der Buddha Lehre bewege, aber gerade die anderen nicht, denn die sagen mir was von "Nicht-Ich", wovon überhaupt keine Rede ist als "Ding an sich".


    Kein einziges mal im Palikanon wird man finden, dass gesagt wird, dass es kein Selbst gibt - moderne buddh. Lehrer allerdings werden nicht müde, dies immer und immer wieder zu behaupten und zu lehren (was man eben hier an den Schlüssen der Benutzer sieht, denn auch ich kenne ja die Philosophie (!) anatta, aber Buddha hat uns das Werkzeug (!) anatta gegeben).

  • Kein einziges mal im Palikanon wird man finden, dass gesagt wird, dass es kein Selbst gibt - moderne buddh. Lehrer allerdings werden nicht müde, dies immer und immer wieder zu behaupten und zu lehren (was man eben hier an den Schlüssen der Benutzer sieht, denn auch ich kenne ja die Philosophie (!) anatta, aber Buddha hat uns das Werkzeug (!) anatta gegeben).


    Ich erläutere dies im folgenden:


    Anatta ist keine Doktrin. Anatta ist ein Werkzeug.


    Anatta kommt stets nur in Bezug zu nama rupa auf, zu allem Formhaften. Hier wird der Buddha nicht müde zu sagen, dass dort kein Selbst zu finden ist, denn dies ist ja gerade die Ansicht des Weltlings.


    Die Formel ist immer die gleiche: "Na me so atta" ("Dies ist nicht Selbst/Seele")


    Was moderne Buddhisten und Philosophen daraus machen ist jedoch: "natthatta" ("Da ist kein Selbst/Seele").


    Buddha wird damit auch konfrontiert, er wird gefragt ob natthatta existiert bzw. wahr ist. Der Buddha antwortet darauf, dass dies ein nihilistischer Standpunkt, Häresie darstellt - verständlich, denn Buddha war kein Nihilist. Es war ja dieser Siddharta Gautama, der das Endziel Nirvana erreicht hat. Es waren keine "Anhaftungsgruppen", noch ein "Nicht-Selbst", denn diese gehören ja zu Samsara.


    Spätere Mahayana Sutren und die darauffolgende Philosophie haben aber aus der strikten Trennung von nama rupa und "dem anderen/Unbenannten/Selbst" einfach eine falsche Nondualität formuliert, in dem sie sagen: Samsara=Nirvana. Diese irrationale Aussage, welche dem Palikanon und der darin enthaltenen Lehre auf direkte Weise widerspricht, führt eben zur Verwirrung und zu solchen Auswüchsen, dass man sagt, dass ein Berg eben auch "Buddha Natur" hat - denn wenn das Selbst weg fällt, dann hat alles Selbst. Aber ein Berg hat nie das Potential ein Buddha zu werden, was ich ja hoffentlich nicht weiter ausführen muss.

  • Hier ist halt auch wieder der Witz, dass mir dann gesagt wird, ich soll lieber zum Hinduismus gehen


    Um aber den Hinduismus nicht schlecht da stehen zu lassen, kann man wohl vermerken, dass solche Gelehrte wie Shankara, wenn sie die Lehrreden Buddhas lesen würden, nicht im Geringsten daran was auszusetzen hätten. Denn das Werkzeug "anatta" wird auch im Viveka Chudami und anderen Werken benutzt. So ist, zumindest in der Methodik, gar kein Unterschied zu finden.

  • Zitat

    However, adds Peter Harvey, these texts do not admit the premise "Self does not exist" either because the wording presumes the concept of "Self" prior to denying it;

    Das habe ich halt auch gedacht. Wenn man nach einem Selbst sucht, muss man ja auch wissen, was ein Selbst ausmacht, also wonach man eigentlich sucht. Woher weiß man das denn, wenn es keins gibt? Oder ist das jetzt zu sophistisch?

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Das habe ich halt auch gedacht. Wenn man nach einem Selbst sucht, muss man ja auch wissen, was ein Selbst ausmacht, also wonach man eigentlich sucht. Woher weiß man das denn, wenn es keins gibt? Oder ist das jetzt zu sophistisch?


    Das habe ich bereits angesprochen, die Lehre des Buddhas ist eine via negativa, d.h. sie findet im Verneinen statt, nicht in einer positiven Behauptung - so kommt man zu einem Ausschlussverfahren in der Praxis (und darin liegt auch die Praxis).


    Du musst z.B. in einem Zoo nicht wissen, was ein Koalabär ist. Wenn ich dir aber bei jedem Tier, auf das du zeigst sage, dass dies kein Koalabär sei, werden wir früher oder später heraus finden, was/wer der Koalabär ist. Das ergibt sich einfach aus der Praxis, so wie man hier auf alles zeigt was Selbst sein könnte und der Buddha sagt dann: "Nein, dort ist kein Selbst zu finden".

  • Es wäre ja spannend nochmal genauer anzuschauen, was mit Selbst denn gemeint ist. Etwas unvergängliches. Aha. Dann ist alles was vergänglich schon mal kein Selbst.


    Zeitgenössische psychologische oder soziologische Konzepte zielen aber auf ganz andere Qualitäten eines Selbst. Das hat mit Unvergänglichkeit gar nichts mehr zu tun. In welchem Verhältnis steht die Buddhalehre zu diesen Qualitäten? Das fände ich auch spannend zu diskutieren.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Es wäre ja spannend nochmal genauer anzuschauen, was mit Selbst denn gemeint ist. Etwas unvergängliches. Aha. Dann ist alles was vergänglich schon mal kein Selbst.


    Ja.




    Zeitgenössische psychologische oder soziologische Konzepte zielen aber auf ganz andere Qualitäten eines Selbst. Das hat mit Unvergänglichkeit gar nichts mehr zu tun. In welchem Verhältnis steht die Buddhalehre zu diesen Qualitäten? Das fände ich auch spannend zu diskutieren.


    Korrekt, darum ist es ja zeitgenössich, materialistisch, atheistisch. Alle modernen und zeitgenössischen Richtungen verwerfen die Metaphysik, darum müssen (!) sie das Selbst in die Anhaftungsgruppen legen (Materialismus). Verfolgt man diese Sachen, dann verlässt man ganz deutlich den Weg des Buddha.

  • Das ist auch meine Kritik an Buddhisten, denen ich länger verbunden war, weit vor dem Selbststudium der Reden des Buddha.

    Dieses dogmatische Behaupten von offensichtlicher Unwahrheit. Mit „offensichtlich“ sage ich klar, dass jeder Mensch weiß, dass es ein Selbst gibt, er eines hat. Noch ein offensichtlicher Unsinn, der geglaubt wird, nicht geprüft an der Wirklichkeit: Alles ist Eins und Eins ist Alles.


    Ich habe diese Menschen verlassen, die der Lehre Buddha folgen, weil ich, Hochsensibel, die Verzweiflung fühlte, die sie in einen Glaubensabgrund führte, den sie sogar anstrebten, Selbst-/Ichlosigkeit. Weil sie nicht Meinungsaustausch fähig waren, musste ich sie verlassen. Sie erzeugen Wut der Hilflosigkeit in mir, nicht Zorn oder Hass und das wollte ich mir nicht mehr antun.

    Die erste Gruppe waren die Christen, die zweite die Esoteriker, die dritte die Buddhisten, die vierte Scientology. Da war mir, dem Ich/Skandha schon klar, dass es nur eine Zuflucht gibt, mich selbst, mein eigenes Selbst, meine Person.

    Die Zeit danach, ab 1997, war dem Selbst gewidmet, dem persönlichen, meine Welt, von der ich noch nicht wusste, dass sie anatta ist.


    Mein Selbst hat nicht verstanden, woher diese unergründliche Ruhe kommt, wie es sein konnte, dass ich wirklich Frieden vor mir selbst und meinem Welterschaffen hatte. Mein Selbst war immer noch auf der Suche, obwohl es vom ICH her nichts mehr zu finden gab, alles war da. Aber genau das verstand ich nicht.


    Alles hier, im Forum und fünf Jahre vorher im Zen.de geschriebene ist die Suche nach dem, was schon alles hat, ich wusste, dass es da ist, wollte aber diesem Frieden beweisen, dass es doch noch etwas zu finden gibt.


    Das ist der Weg, der Achtfache. Gerade wird mir klar, dass es der Weg ist, der im SN 56.11 beschrieben ist, nur eben umgekehrt. Der Achtfache sorgt für Leid vergehen, durch Erkennen, wie Leid durch nicht mehr festhalten an Meinungen vergeht. Die Erkenntnis, wie Leid aufgelöst wird. Wie Leid, das auch eben vor langer Zeit entstanden ist und wie ich sein entstanden sein erkennen kann. Überhaupt zu verstehen, was Leid ist. Erkennen, dass alles Dukkha ist, dass Dukkha hier nicht heißt Leiden, sondern klar, Unbeständigkeit (annica) und Unbefriedigend „dukkha“. Dieser Weg führt zum ersten Satz, der Weg zum Leiden: Festhalten und wiedererlangen wollen von Sinnesfreuden oder Sinnesleiden. Die einzige und einfachste Lehre des Buddha: Halte nicht fest, versuche nicht vergangenes zu halten oder wiederzuerlangen, halte nicht an Extremen wie Wahr oder Unwahr, Richtig oder Falsch, Weltltlich oder Geistig, Heilig oder Höllisch usw. fest.

    „ 'Das Wissen und die Vision stiegen in mir auf: „Unerschütterlich ist die Befreiung meines Geistes. Dies ist meine letzte Geburt. Jetzt gibt es keine erneuerte Existenz mehr.' “ aus SN 56.11

    Das ist meine Erkenntnis und die ist nicht zu erschüttern, vom Ich vor Jahrzehnten geäußert und vom Selbst nicht geglaubt. Durch keinen Heiligen, keiner Religion, keiner Wissenschaft vom Geist/Psyche, auch nicht vom Buddha.

  • Ich habe diese Menschen verlassen, die der Lehre Buddha folgen, weil ich, Hochsensibel, die Verzweiflung fühlte, die sie in einen Glaubensabgrund führte, den sie sogar anstrebten, Selbst-/Ichlosigkeit.


    Der gesamte Text von dir ist sehr schön beschrieben und dem ist eigtl. von meiner Seite nichts hinzuzufügen, weil ich es genau so sehe wie du.


    Diese Tendenz von der du hier sprichst, eine Selbst/Ichlosigkeit anzustreben fällt mir auch auf, und zwar in einem extremen Ausmaß. Das könnte man psychologisch erklären mit "zurück in den Mutterschoß" usw. aber das lasse ich mal. Der Buddha hat dies klar benannt: Diese Tendenz ist eine nihilistische Tendenz und führt genau so zu Leid wie das "immer sein wollen" (im Sinne von Anhaften an Nama-Rupa). Leider sind dies oft sehr unausgeglichene Menschen und aggressiv - darum ist ein Abstandhalten/Fernhalten, so wie du es beschrieben hast, in den meisten Fällen unumgänglich - das bringt halt der "Kampf der 10000 Ansichten" mit sich. Der Buddha Weg ist für mich (und für dich wahrscheinlich auch) etwas anderes.

  • Korrekt, darum ist es ja zeitgenössich, materialistisch, atheistisch.

    Ich bin mir da nicht so sicher, ob das so eindeutig ist. Schauen wir zum Beispiel mal die Selbstpsychologie an.


    Das Selbst ist in erster Linie ein phänomenologischer Begriff, der die emotionale Verfasstheit des Menschen meint, aus der heraus die subjektive Art und Weise, wie er sich selbst und den Anderen erlebt, organisiert wird. Das Selbsterleben entwickelt sich in den frühesten Eltern-Kind-Interaktionen aber auch lebenslang in allen wichtigen Beziehungen. Es sind die Präsenz und Verfügbarkeit der Bezugspersonen sowie deren empathisch akzeptierenden Qualitäten im wechselseitigen Austausch, die unser Selbsterleben formen.

    Oder das Selbstkonzept des Pragmatisten G.H.Mead



    George Herbert Mead hat das Konzept in Anlehnung an William James ausgebaut. Mead überträgt James’ Kategorisierung des Selbst in I und Me auf das Verhältnis zwischen dem Individuum und der Gesellschaft: (a) Das Individuum erschließt sich zunächst durch Rollenübernahme die Perspektive anderer und letztlich der gesamten Gemeinschaft. Darüber entwickelt es ein Me bzw. eine Selbstwahrnehmung, die primär von gesellschaftlichen Verhaltensnormen geprägt ist. (b) Der konzeptuelle Unterschied des I liegt darin, dass es eine aktiv-schaffende Antwort des Individuums verkörpert: Es reagiert zwar ebenso auf eine durch Normen und Erwartungen konstituierte Situation, kann diese aber von sich aus verändern.

    Da sehe ich keinen Materialismus drin. Das sind durchaus prozessuale Konzepte, die auf emotionale Zustände und soziale Interaktionen Bezug nehmen.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Ratio : Ich bin hier raus. Offensichtlich weisst Du ja schon alles.


    Zumindest weiß ich den Unterschied von Pali Kanon Praxis und spätbuddhistischer Philosophie. Aber da für dich das Thema von Anfang an ja "irrelevant" war, ist das nur verständlich, dass du raus bist. Es gibt ja genügend abseits der Buddhalehre, was man praktizieren kann.



    Da sehe ich keinen Materialismus drin. Das sind durchaus prozessuale Konzepte, die auf emotionale Zustände und soziale Interaktionen Bezug nehmen.


    Das ist aber keine Buddhalehre, steht sogar im Gegensatz dazu, darauf will ich hinaus. Nur mal dies:


    Zitat

    Mead überträgt James’ Kategorisierung des Selbst in I und Me auf das Verhältnis zwischen dem Individuum und der Gesellschaft: (a) Das Individuum erschließt sich zunächst durch Rollenübernahme



    Eine Rollenübernahme ist die Aneignung einer Person (lat. persona=maske). Das ist das was der Weltling macht, er sucht sich in Rollen, in nama-rupa. Das wird vom Buddha klar beschrieben: Dort ist das Selbst nicht zu finden.


    Psychologen müssen aber so etwas machen, sonst hätten sie ja nichts zu lehren - wenn man das Selbst in die Anhaftungsgruppen legt, dann kann man 10000 Theorien verfassen und aktiv "Persönlichkeitsentwicklung" betreiben. Das gefällt dem Weltling, ist des Weltlings Philosophie - der Buddha spricht von der vollkommenen Überwindung all dieser Bereiche von Psyche, Geist, Prozesshaftem.