Hi!
Der Betreff ist offensichtlich nicht wirklich ernst gemeint, aber genau diese These findet man vermehrt in Internet-Foren und Büchern.
Interessant hierbei ist, dass die unbedingte Notwendigkeit eines Lehrers nicht bei allen Richtungen als "Muss" gilt - so wird dieser Punkt nicht als ein "Muss" bei der Vipassana-Bewegung oder in dem Theravada Buddhismus angesehen. Nicht falsch verstehen, auch dort wird gesagt, dass ein guter Lehrer immer eine große Hilfe auf dem Weg ist, aber man geht hier nicht so weit, zu sagen, dass das Praktizieren ohne Lehrer nutzlos ist.
Wenn ich dann mal einen Zen-Jünger "presse" und frage, wie oft er seinen Lehrer sieht, dann kommt nicht selten folgendes: "Wir tauschen uns so 2-3-mal/Jahr bei Sesshins aus".
Das ist schon mal ein Anfang, aber als Lehrer erscheint mir hier die Frequenz zu gering.
Andere meinen in ihrer Sitzgruppe eine Art "Lehrer" zu haben - Sangha ist oder kann sehr hilfreich sein, aber auch das erscheint mir nicht, als dass das Kriterium einen wirklichen Lehrer zu haben, erfüllt wäre.
Also erste Frage, ab wann gilt ein Lehrer eigentlich als "wirklicher" Lehrer? xD
Ich spekuliere, dass ein nicht kleiner Anteil der Praktizierenden ohne "wirklichen Lehrer" (erfahren und regelmäßiger Austausch) übt.
Ich habe auch schon öfter gehört, dass sich dieses Bestehen auf einen Lehrer im Zen einfach auch aus einem historischen Kontext entwickelt hat:
- Man braucht einen Zen-Meister (Lehrer), um eine Linie mittels Übertragung aufrechtzuerhalten (Abgrenzung, "uniqueness",...).
- Einfach aus geschäftlichen Zwecken heraus: Schüler finanzier(t)en ja quasi den Lehrer, Kloster, etc.... -> dafür braucht es die Notwendigkeit von Schülern -> man suggeriert, dass ohne Lehrer rein gar nichts geht.
Was anderes wäre es ja beim Rinzai-Zen, bei welchem man ja einen Austausch aufgrund der Koans zwingend benötigt. Bei der Praxis des Soto-Zen ist das einfach nicht der Fall.
Nochmal, hilfreich ja. Schnellere Entwicklung mit gutem Lehrer? Ja klar.
Gar keine Entwicklung ohne Lehrer? Erscheint mir eher als ein Nein?
Auch etwas ironisch in diesem Zusammenhang:
Viele historische Zen-Praktizierende habe ja großteils recht einsiedlerisch gelebt und ohne Lehrer in Abgeschiedenheit praktiziert - ich denke, dass diese trotzdem Entwicklung auf dem Weg erfahren haben.
Noch ironischer:
Der historische Buddha selbst hat all seine Lehrer (hauptsächlich vedische Brahmanen) "verworfen" und ging in völliger Isolation ohne Lehrer seinen eigenen Weg...
Erst nach seinem Erwachen hat er eine Gemeinschaft gegründet.
Irgendwie geht bei all dem "Talk" um "man braucht unbedingt einen Lehrer, sonst ist Soto Zen reine Zeitverschwendung", bei dem jeder in Foren nur nachzuplappern scheint, ohne mal zu reflektieren, mein persönlicher "Bullshit-Alarm" durch die Decke
Mich würde mal interessieren, wie das Soto-Praktizierende in diesem Forum sehen?
Lg
Zrebna