Das Wort "Unmittelbar" führt in der ganzen Debatte, meiner Meinung nach, echt in die Irre, sorry. Es gibt bestimmt Individuen, die die Welt der Phänomene anders wahrnehmen, das würde aber niemals bedeuten, dass sie erwacht sind. Was das bedeutet, wäre eine andere Frage. Wie es mukti ausdrückte, mit dem "Lichtschalter" (was bei mir das Lachen ausgelöst hatte, nicht verletzend gemeint, danke für die Erheiterung), es hat hier nichts zu suchen.
Meine eigene Meinung: Wenn der Praktizierende die Realität unmittelbar entsprechend erkennt, dann, also als Folge, kann er an den Dingen nicht klammern, nicht festhalten, denn es gibt nichts, was ihm gehört. Das ist aber kein Samadhi, das ist die Einsicht, also der klare Blick. Sila wären in diesem Zusammenhang das Ergebnis des klaren "ungertrübten" Sehens der Dinge, was ich persönlich als abträglich finde, denn Homo Sapiens, sozusagen, muss von den Dingen verführt (ver-narr-t, ver-blend-et) werden, um einfach zu überleben. Das Erwachen und wie es noch heißt, gehört bestimmt nicht dazu.
Zur Veranschaulichung zwei sehr kurze Zitate, von Paul Debes und von Agganyani: (fett ist von mir):
Normalerweise hält der Mensch seine gefühlsbesetzten
Eintragungen in den Geist, diese subjektiven Blendungsbilder
für wahr. Er hält unmittelbar für seiend, was er, wie er es
nennt, „selbst erlebt“ hat.
Es folgt die höchst-mögliche Art der Erkenntnis von anicca, indem wir nur noch ständiges
Vergehen, Verfallen, Auflösen sehen. Alles zerrinnt nur zwischen den Fingern. Egal, wo wir
hinschauen, alles verschwindet sofort, platzt wie Seifenblasen. Sogar unser beobachtender
Geist löst sich nur ständig auf. Das zeiht uns in gewisser Weise den Boden unter den Füßen
weg. Den Auflösungsmoment der Phänomene so deutlich zu erkennen
Im zweiten Zitat steht das Wort "Sehen", also man sieht es genau so, nicht anders.
Man kann einen solchen Zustand in der Vipassana-Meditation erlangen, durch LSD, Lachgas, wie es bei William James war, durch Fasten, usw.
Wenn man die normalen Dinge im Alltag so sieht, also buchstäblich sieht (wie es im Duden steht), könnte es nicht nur sehr unangenehm wirken, sondern das normale Leben in der Gesellschaft massiv beeinträchtigen. Der Zustand wurde mehr als genug in der wissenschaftlichen Literatur von sehr langen Praktizierenden beschrieben, daher wäre es OT, wenn ich es vertiefen würde.
Der Buddhismus ist bestimmt nicht für jeden geeignet, denn die Art der Wahrnehmung bestimmt unser RL. Sogar das Abtippen wäre nicht möglich ohne die Illusion eines festen "Ich", das ist für mich offensichtlich. Alles Gute damit.