Die Gelassenheit und die Ignoranz des Buddhismus

  • Mit dem unmittelbaren Wahrnehmen der Leerheit endet für mich der achtfache Pfad nicht, denn ich verbleibe nicht in der Leerheit (der Welt der zwei schwarzen Gesichter), sondern kehre in die Welt der weissen Vase, in Samsara, zurück.

    Das Wort "Unmittelbar" führt in der ganzen Debatte, meiner Meinung nach, echt in die Irre, sorry. Es gibt bestimmt Individuen, die die Welt der Phänomene anders wahrnehmen, das würde aber niemals bedeuten, dass sie erwacht sind. Was das bedeutet, wäre eine andere Frage. Wie es mukti ausdrückte, mit dem "Lichtschalter" (was bei mir das Lachen ausgelöst hatte, nicht verletzend gemeint, danke für die Erheiterung), es hat hier nichts zu suchen.

    Meine eigene Meinung: Wenn der Praktizierende die Realität unmittelbar entsprechend erkennt, dann, also als Folge, kann er an den Dingen nicht klammern, nicht festhalten, denn es gibt nichts, was ihm gehört. Das ist aber kein Samadhi, das ist die Einsicht, also der klare Blick. Sila wären in diesem Zusammenhang das Ergebnis des klaren "ungertrübten" Sehens der Dinge, was ich persönlich als abträglich finde, denn Homo Sapiens, sozusagen, muss von den Dingen verführt (ver-narr-t, ver-blend-et) werden, um einfach zu überleben. Das Erwachen und wie es noch heißt, gehört bestimmt nicht dazu.

    Zur Veranschaulichung zwei sehr kurze Zitate, von Paul Debes und von Agganyani: (fett ist von mir):


    Zitat

    Normalerweise hält der Mensch seine gefühlsbesetzten

    Eintragungen in den Geist, diese subjektiven Blendungsbilder

    für wahr. Er hält unmittelbar für seiend, was er, wie er es

    nennt, „selbst erlebt“ hat.


    Zitat

    Es folgt die höchst-mögliche Art der Erkenntnis von anicca, indem wir nur noch ständiges

    Vergehen, Verfallen, Auflösen sehen. Alles zerrinnt nur zwischen den Fingern. Egal, wo wir

    hinschauen, alles verschwindet sofort, platzt wie Seifenblasen. Sogar unser beobachtender

    Geist löst sich nur ständig auf. Das zeiht uns in gewisser Weise den Boden unter den Füßen

    weg. Den Auflösungsmoment der Phänomene so deutlich zu erkennen


    Im zweiten Zitat steht das Wort "Sehen", also man sieht es genau so, nicht anders.

    Man kann einen solchen Zustand in der Vipassana-Meditation erlangen, durch LSD, Lachgas, wie es bei William James war, durch Fasten, usw.

    Wenn man die normalen Dinge im Alltag so sieht, also buchstäblich sieht (wie es im Duden steht), könnte es nicht nur sehr unangenehm wirken, sondern das normale Leben in der Gesellschaft massiv beeinträchtigen. Der Zustand wurde mehr als genug in der wissenschaftlichen Literatur von sehr langen Praktizierenden beschrieben, daher wäre es OT, wenn ich es vertiefen würde.

    Der Buddhismus ist bestimmt nicht für jeden geeignet, denn die Art der Wahrnehmung bestimmt unser RL. Sogar das Abtippen wäre nicht möglich ohne die Illusion eines festen "Ich", das ist für mich offensichtlich. Alles Gute damit. _()_ :taube: :)

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Was ich nicht verstehe, Joju91, ist, dass Du Gedankenfreiheit erreichen konntest, aber nicht unbedingt von den Emotionen frei wurdest. Meiner Erfahrung nach löst sich eine Emotion sofort auf, wenn sie nicht mehr von Gedanken ergriffen wird.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Mit Leerheit unmittelbar wahrnehmen meine ich weder sehen, hören, riechen, tasten, schmecken noch denken. Es ist ein Wechsel im Bewusstsein.

    ...

    Ja, das ist mir schon klar. So ein direktes Bewusstsein der Leerheit ist bei mir noch nicht eingetreten, höchstens kleine Annäherungen. Ob das überhaupt zeitweilig möglich ist weiß ich nicht und verstehe es als das Ziel, gleichbedeutend mit Nibbana. Zeitweiliges Samadhi ist möglich, aber wenn einmal die Verblendung vollkommen erloschen ist (Leerheit) entsteht sie nie wieder. Soweit ich das nach dem Theravada verstehe, von Zen habe ich keine Ahnung.

  • Nun man kann sich auf verschiedene Weise erklären was das Ich ist, oder man kann sich das direkt anschauen - was bin ich? Da scheint es mir nur möglich herauszufinden was man nicht ist. Was dann noch bleibt wenn das völlig durchschaut ist, lässt sich wohl begrifflich nicht mehr erfassen.


    Zitat

    Der Tathāgata ist von der Begrifflichkeit der Gestaltungen befreit, Vaccha, er ist tiefgründig, unermeßlich, schwer zu ergründen wie der Ozean.

    M.72

  • Danke JoJu91,

    der Vergleich mit der Vase ist Klasse und zeigt auf, was Leere bedeutet.

    _()_ Monika

    Hallo Mukti, ich verstehe das so, dass wir eine Vorstellung von etwas haben, aber es nicht unbedingt der Wahrheit entspricht.

    Ja und Leerheit wäre dann nach meinem Verständnis vollkommen ohne Vorstellungen.

    Ja klar Mukti, nur könnten wir dann ja auch aufhören, darüber zu diskutieren. Das hat der Buddha ja auch nicht gemacht. Und ich habe auch genug gequatscht.

    :lol:

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    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Wenn man die normalen Dinge im Alltag so sieht, also buchstäblich sieht (wie es im Duden steht), könnte es nicht nur sehr unangenehm wirken, sondern das normale Leben in der Gesellschaft massiv beeinträchtigen.


    Dein eigenes Zitat im Zitat von Debes bringt es auf den Punkt: "indem wir nur noch ständiges Vergehen, Verfallen, Auflösen sehen. Alles zerrinnt nur zwischen den Fingern ..."

    Deshalb war mein normales Leben als junger Mann in der Gesellschaft massiv beeinträchtigt, weil ich "die normalen Dinge im Alltag so gesehen habe", deshalb war mein dukkha in der Jugend so extrem stark.

    Ein solche massive Beeinträchtigung hältst Du auf Dauer nur aus mit Alkohol, Drogen, Psychopharmaka.

    Oder aber durch ein tiefgreifendes spirtituelles Erlebnis, nenne es Samadhi, "Erkenntnis der Leerheit" oder wie auch immer. Es ist ein Erleben, das die gesamte Weltsicht auf einen Schlag verändert. Wo vorher tiefste Verzweiflung war, ist jetzt Zuversicht und Lebensfreude.

    Es ist wie das Erwachen aus einem Alptraum, aber das ist wieder nur ein Gleichnis.


    Die Zustände mit Halluzinogenen oder sonstigen Drogen haben damit nichts zu tun.

    Natürlich bieten für einen Verzweifelten die Drogen, auf die er persönlich gestimmt ist, anfangs ein paradiesisches High-Gefühl, aber nur durch den extremen Kontrast zur extrem negativen Grundstimmung des Verzweifelten.


    Wie gesagt, ich rede nicht von Theorie, sondern nur von meinem eigenen Erleben.


    :)

  • Was ich nicht verstehe, Joju91, ist, dass Du Gedankenfreiheit erreichen konntest, aber nicht unbedingt von den Emotionen frei wurdest. Meiner Erfahrung nach löst sich eine Emotion sofort auf, wenn sie nicht mehr von Gedanken ergriffen wird.

    Wahrscheinlich weil die Emotionen auch einen körperlichen Eindruck hinterlassen.


    Ich kann wiederum nur von mir selbst reden, andere sind sicher anders gestrickt:

    In schwierigen, belastenden Situationen fällt es mir (dank jahrelangem intensivem Zazen ?) relativ leicht, alle Gedanken ziehen zu lassen, wach sein ohne zu denken. Damit verschwindet natürlich auch die gedankliche Seite der Emotion, etwa "was hat diese schreckliche Frau mir schon wieder angetan", aber das mit der (z.B.) Wut verbundene Körpergefühl ist noch spürbar. Der gedankliche Kommentar zur Emotion ist weg, aber noch nicht das damit verbundene unangenehme Körpergefühl.

    Bei den regelmäßig wiederkehrenden Dramen mit meiner "Muse" bedeutet das, aus dem tödlichen Ernst wird durch die kurze Gedankenlücke eine Slapstick-Komödie, es entfällt der Antrieb, weiter zu eskalieren, denn das ganze ist nur noch lächerlich.

    Sie nennt es als Eckehardt-Tolle-Fan "das Erkennen des Schmerzkörpers", das Erkennen löst ihn auf, vorläufig. Das Erkennen erfolgt durch die kurze Gedankenfreiheit, ausgelöst durch den Schock, das Hallo-Wach-Erlebnis der heftigen Streitsituation


    :)



    :mediw: :medim:

  • Wann (oder womit oder wodurch) endet für dich der achtfache Pfad?

    (Endet er überhaupt je - außer durch den Tod?)

    Er endet kurzzeitig im Tiefschlaf und in den seltenen Momenten der wachen, bewussten Präsenz ohne Ich, ein Hauch zumindest von Samadhi.


    Ansonsten endet er wohl nie, nimmt nur andere konkrete Formen und Inhalte an.

    Im Rückblick habe ich, was die Tugendregeln anbelangt, viel zu hohe Maßstäbe angelegt und mich oft unnötig selbst verurteilt und behindert. Aber vielleicht ist das die Altersmilde, mit 55plus erscheinen viele Sünden eher ein Grund zum Schmunzeln.


    Ein Weiser ist erstens jemand, der sich selbst nicht sabotiert.

    Da bin ich noch am Arbeiten.


    :)

  • Huch, Tim, Du behandelst Dich sogar altersmässig negativ. Mit unter 60 bist Du doch noch jung. Ich jedenfalls fühlte mich und manchmal sogar heute noch jung, obwohl ich auf die 80 zugehe.


    Mein Vater war 50 als ich zur Welt kam, er hat nie, genauso wie meine Mutter, das Gefühl vermittelt, er sei zu alt zum Spielen. :lol:

    Aber das ist vielleicht die Ursache, ich hatte ein wunderbares Elternhaus mit viel Lachen, Gesang und Lebensfreude.


    Woran man sieht, dass auch dieses Empfinden wieder "hausgemacht" ist.


    :heart:

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Dein eigenes Zitat im Zitat von Debes bringt es auf den Punkt: „indem wir nur noch ständiges Vergehen, Verfallen, Auflösen sehen. Alles zerrinnt nur zwischen den Fingern ..."

    Das führt bei genauer Betrachtung der Wirklichkeit zu der Erkenntnis des Nagarjuna, dass es kein erscheinen, vergehen oder andauern gibt.


    Es gibt immer nur das Dasein, aber kein Erscheinen, Andauern oder Vergehen.


    Das Gefühl, dass einem alles zwischen den Fingern zerrinnt, ist eine Verwirrung durch Verblendung. Gefangen sein in den drei Welten, die zu einer geglaubt werden.


    Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft werden vom Geist als Ursache-Wirkungsprinzip gesehen und diese Sicht verblendet Karma, das dieses Prinzip scheinbar zu einem Karmagesetz macht.


    Kausalität ist nicht Karma (bewusstes, gewolltes Handeln, eines Geist besitzenden Selbst), nur einfach bedingt durch Bedingungen, verursachter Ursachen, die in wechselseitiger Abhängigkeit vollkommen ohne Karma erscheinen. Objekte und Naturgesetze.


    Karma benötigt ein Selbst, um gewirkt zu werden. Buddha sagt, dass alle Dharma ohne Selbst sind, anatta. Es gibt kein Dharma, das Selbst benannt werden kann.

    Heißt, kein Ding, Einzelnes oder aus Einzelnem zusammengesetztes kann Karma wirken. Das ist das Ursache-Wirkungsprinzip, Kausalität, Objekte und Naturgesetze. Es ist immer ohne das Karma eines Selbst.


    Wie kann man in eigener Arbeit Traumata bearbeiten?

    Indem man sich immer wieder bewusst macht, dass vergangenes nicht mehr jetzt ist oder sein kann. Vergangenes kann mich jetzt nicht verletzen, außer ich lasse es zu, durch Festhalten an Vergangenem.


    Daraus erscheint Mitgefühl, Wohlwollen, Gleichmut, Freude beim Umgang mit meiner Vergangenheit, die eben meine bleibt, aber als nicht jetzt erkannt wird, meine vielen vorherigen Leben.


    Wenn ich jetzt verhindere, dass eines wiedergeboren wird, bin ich befreit von Wiedergeburten und kann ihnen ins Gesicht lachen, wenn sie sich manifestieren wollen. „Nein, nein, dich kenne ich schon, mach, was Neues, das ich noch nicht kenne.“

    Ich ist nicht Körper. Selbst ist temporäre Erscheinung. Körper ist nicht Ich. Subjektiv

    Bewusstsein ist nicht Körper, Leben ist temporär, Körper ist nicht Bewusstsein. Objektiv

  • Oder aber durch ein tiefgreifendes spirtituelles Erlebnis, nenne es Samadhi, "Erkenntnis der Leerheit" oder wie auch immer. E

    Samadhi und der klare Blick (panna) sind zwei verschiedene Schuhe, also reden wir aneinander vorbei. Sorry, das würde ich nicht weiter ausrollen. Liebe Grüße und alles Gute! _()_ :taube: :)

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Monikadie4.

    Ich sagte nicht, dass du alt bist, ich hoffe es zumindest. Mein Körper und Geist fühlt sich wie 90 Jahre. Würde ich einen Test machen würde mein biologisches Alter deutlich höher sein fürchte ich.


    Liebe Grüße und ein schönes ruhiges Wochenende!

  • JoJu91

    Der Satz von Dir ist genial:

    Die Kapelle auf der Titanic soll noch bis zum Untergang das Leben feiern.


    Zweite Anmerkung JEDE Form von bewusstseinsveränderten Substanzen zerstört Leben nachhaltig, da gibt es für mich keine zweite Meinung. Egal, was!

  • Lieber Tim, das habe ich auch nicht auf mich bezogen, ich wollte nur ein Beispiel meiner Erfahrung geben.


    Mit 54 hab ich meinen verstorbenen Mann erst wiedergetroffen und geheiratet. Da fing nochmal ein neues Leben an.


    Es ist nie zu spät. Natürlich musst Du nicht heiraten - kann auch schiefgehen :grinsen: , aber Du musst raus aus Deinem Affengeist, wenn Du einigermaßen in Frieden leben willst.


    _()_ _()_ _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Nun man kann sich auf verschiedene Weise erklären was das Ich ist, oder man kann sich das direkt anschauen - was bin ich? Da scheint es mir nur möglich herauszufinden was man nicht ist. Was dann noch bleibt wenn das völlig durchschaut ist, lässt sich wohl begrifflich nicht mehr erfassen.


    Zitat

    Der Tathāgata ist von der Begrifflichkeit der Gestaltungen befreit, Vaccha, er ist tiefgründig, unermeßlich, schwer zu ergründen wie der Ozean.

    M.72

    In den buddhistischen Traditionen sind ja auch verschiedene Auffassungen darüber entstanden was das Ich ist.


    Wichtig finde ich, dass mit der Selbstlosigkeit der Person weder die Person noch das Ich generell verneint wird; sondern nur ein beständiges, teileloses und unabhängiges Ich einerseits und ein eigenständig-substanzielle Ich andererseits.


    Weiterhin ist mir wichtig, dass das Ich kein Eigenwesen besitzt und deshalb nur ein abhängiges Phänomen ist. Ich denke, dass es möglich ist, ein Ich begrifflich zu erfassen, weil man sich deutlich machen kann, dass das Ich oder die Person ein Handelnder, Erkennender, Erfahrender, Erlebender usw. ist.


    Was ein Tathagata ist, ist sicherlich sehr schwer zu ergründen. Aber beim Ich sehe ich es nicht so.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Hallo JoJu91 , :)


    Im Rückblick habe ich, was die Tugendregeln anbelangt, viel zu hohe Maßstäbe angelegt und mich oft unnötig selbst verurteilt und behindert. Aber vielleicht ist das die Altersmilde, mit 55plus erscheinen viele Sünden eher ein Grund zum Schmunzeln.

    Für "Altersmilde" hast du doch noch ein bisschen Zeit, die kommt, meiner Erfahrung mit älteren Menschen nach, so ab > 70 - allerdings nicht bei jeder und jedem... ;)


    Sila/Tugendregeln sind Übungen "im Abstehen von..." und fallen umso leichter, je mehr (Selbst-) Liebe und (Selbst-) Mitgefühl sie begleiten.

    Ein starres "Regel-Korsett" sollten die Sila wohl nie sein, aber, als Teil des Edlen Achtfachen Pfades, dem Geist Orientierung/Richtung geben, ihn läutern und zugleich das Leben mit den Mitmenschen und -geschöpfen friedlich(er) gestalten (was im Endeffekt auch zu einem glücklicheren Leben-für alle- führt).


    Möglicherweise hast du mittlerweile durch deine Zen-Praxis (+ Lebenserfahrung) schon etwas von jener "heiteren Gelassenheit" verinnerlicht, für die der Buddha (bzw. Buddhismus) steht und den Meisten bekannt ist?

    (Spiegelt sich ja auch teilweise im Titel dieses Threads!)


    Über vergangene "Sünden" schmunzeln zu können, geht doch klar in diese Richtung... :)

    (Wenn du irgendwann noch jenen vergeben könntest, die dir Unrecht taten, sich an dir "versündigten", wärst du noch einen Schritt weiter, aber: eins nach dem anderen... :erleichtert: )


    Ich bin nach vielen Jahren (und 4 Psychotherapien!) erst vor kurzem endlich in der Lage gewesen, meinen Eltern (84 J./89 J.) gewisse "Fehler" zu vergeben und zu akzeptieren, dass sie damals (wie heute), u.a. aufgrund bestimmter Persönlichkeitsstrukturen/-störungen, nicht anders konnten, als so zu handeln, wie sie es taten (und manchmal noch tun).

    Das Bewusstsein, mit den Konsequenzen dieser (traumatisierenden) Fehler das ganze Leben "beschäftigt" zu sein, hatte mich zuvor nur in verzweifelte, hilflose Wut getrieben, die natürlich zu nichts als weiterem Ungemach führte...


    Tatsächlich musste ich aber zuerst in mir selbst (u.a. mit Hilfe der buddhist. Praxis) Frieden finden, bevor ich ihn auch mit den Eltern verwirklichen konnte.

    Mit dem Frieden kehrten auch Gefühle von Liebe zurück, die zuvor verschüttet/verdeckt, nicht spürbar, waren. :heart: :)



    Ein Weiser ist erstens jemand, der sich selbst nicht sabotiert.

    Da bin ich noch am Arbeiten.

    Viel Glück und Erfolg dabei! :like: :klee:



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "Fähigkeit ruhiger Erwägung - Anfang aller Weisheit, Quell aller Güte."

    (Marie von Ebner-Eschenbach)


    "...In der Aufhebung des Begehrens (tanha) besteht die Aufhebung des Leidens.

    Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..."

    (AN.VI.63)

  • Was ein Tathagata ist, ist sicherlich sehr schwer zu ergründen. Aber beim Ich sehe ich es nicht so.

    Zitat

    So-Gegangene< (oder -Gekommene), der in die Wahrheit oder vollkommene Erleuchtung Eingegangene, ist ein Titel der Buddhas.
    Tathatā: Soheit, das wahre Wesen der Wirklichkeit.



    Das ist einfach das Wesen der Realität, also So-Sein. Ich weiß einfach nicht, wie man es begrifflich erklären kann, wenn überhaupt. Im Mahayana gibt es doch keinen Buddha, eher das Prinzip, was ihn noch vom ursprünglichen Buddhismus unterscheidet. Das überlasse ich den anderen. Sie zitieren, als ob es Buddha wäre, aber mit dem Buddha aus dem Pali-Kanon hat das nichts zu tun. In dieser Hinsicht sind sich die Buddhologen praktisch einig. Auch sollte man immer berücksichtigen, dass Śūnyatā im Hīnayāna und Leerheit im Mahāyāna zwei verschiedene Schuhe sind. Damit verdufte ich mich wieder. :taube:
    P.S. Ein sehr tolles Buch mit klaren Kommentaren zu den Sutras: "Weisheit der Leere" von Michael von Brück, mit einer Einführung von Dalai Lama. Empfehlenswert! :like:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Igor07

    Bei normalen Störungen glaube ich ja. Es gibt welche, bei denen Medikamente gut anschlagen und welche, wo sie gar nicht hilfreich sind, so das was ich berichtet bekommen habe in den letzten 30 Jahren.


    Bei schweren Störungen geht es ohne Medikamente vermutlich nicht.


    Menschen, die Drogen regelmäßig nehmen kenne ich nicht. Aber dass Drogen hilfreich wären bezweifle ich. Buddha hat doch gesagt, sinngemäß Hände weg von bewusstseinsveränderten Dingen.


    Monikadie4.

    Das glaube ich dir, ich bin nicht abgeneigt, aber das Interesse hielt sich in Grenzen und vermutlich sind meine eigenen Defizite zuerst zu lösen, um einen anderen Menschen zu begegnen, weil es soll eine Bereicherung sein für Beide. Liebe Grüße

  • Das Ich ist die Erfahrung "Ich bin". Die Frage was das Ich ist hängt demnach zusammen mit der Frage was eine Erfahrung ist. Sie besteht aus etwas das erfährt und etwas das erfahren wird. "Ich bin" ist etwas das erfahren wird, was ist dasjenige, das "Ich bin" erfährt? Wenn es das Ich ist, dann ist es zugleich das was erfährt und das was erfahren wird, es erfährt sich selber. Dann wäre es aber ein unabhängiges, eigenständiges Phänomen, was du verneinst. Wenn dasjenige das erfährt nicht das Ich ist, dann ist das Ich kein Erfahrender. Wie kann man sich dann, wie du sagst, deutlich machen dass das Ich ein Erfahrender ist?

  • Lieber Tim, das habe ich auch nicht auf mich bezogen, ich wollte nur ein Beispiel meiner Erfahrung geben.

    Das ist das Problem, jeder argumentiert aus seinen Erfahrungen und kann sich

    nicht vorstellen, dass diese mit anderen Lebensrealitäten nicht kompatibel ist

    denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht, drum besser wär's, dass nichts entstünde.


    (Goethes Faust)

  • Das Ich ist die Erfahrung "Ich bin". Die Frage was das Ich ist hängt demnach zusammen mit der Frage was eine Erfahrung ist. Sie besteht aus etwas das erfährt und etwas das erfahren wird. "Ich bin" ist etwas das erfahren wird, was ist dasjenige, das "Ich bin" erfährt? Wenn es das Ich ist, dann ist es zugleich das was erfährt und das was erfahren wird, es erfährt sich selber. Dann wäre es aber ein unabhängiges, eigenständiges Phänomen, was du verneinst. Wenn dasjenige das erfährt nicht das Ich ist, dann ist das Ich kein Erfahrender. Wie kann man sich dann, wie du sagst, deutlich machen dass das Ich ein Erfahrender ist?

    Gott ist.

    Ich bin.

    Sind Sätze, die in sich unlogisch sind.

    Sind sie wahr, dann müsste man Gott, Ich, mit körperlichen Sinnen wahrnehmen können, weil das nie zutrifft, müssen sie unrichtig sein.


    Ich denke also bin ich.

    Das ist wahr, aber nur wenn ich erkenne, dass ich der Denkende bin. Klärt aber nicht, was denn nun Ich ist, das kann ja nicht der Denkende sein.

    Ich ist nicht Körper. Selbst ist temporäre Erscheinung. Körper ist nicht Ich. Subjektiv

    Bewusstsein ist nicht Körper, Leben ist temporär, Körper ist nicht Bewusstsein. Objektiv

  • Lieber Tim, das habe ich auch nicht auf mich bezogen, ich wollte nur ein Beispiel meiner Erfahrung geben.

    Das ist das Problem, jeder argumentiert aus seinen Erfahrungen und kann sich

    nicht vorstellen, dass diese mit anderen Lebensrealitäten nicht kompatibel ist

    Dich das kann ich mir sogar nicht nur vorstellen, sondern das weiß ich. Leider vergesse ich das immer wieder.

    Danke Dukkha

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Denke nicht, dass mir eine Grundintelligenz fehlt um auch komplexere Dinge zu verstehen, aber die Sache mit dem ICH im Buddhismus, da muss ich trotz x-facher Erklärungen zugeben, ich verstehe es nicht, was keine Schande ist hoffe ich.


    Weil ein paar hier wird es geben, die das mit dem ICH auch schwer verstehen, wobei das ist eine reine These, mag sein, dass eingefleischten Buddhisten, das komplett klar ist und mir nur die Unwissenheit entgegensteht.


    Wobei ich wirklich zugebe, wenn ICH meine Texte lese und selbst sehe wie oft dieses Wort vorkommt denke ich mir, das gibt es ja nicht, weil ich tue mir wahrlich schwer mal einen Satz mit einem anderen Wort zu beginnen.


    Vielleicht sind es auch meine christlichen Wurzeln, die ich nie aufgegeben habe, für mich ist Jesus, also der der wirklich damals gelebt haben soll durchaus jemand, der mich beeindruckt. Einschränkung wie bei allen Geschichten, wie wahr sind sie? Wer hat sie geschrieben? Wann wurden sie geschrieben.


    Mein Leben ist ein Versuch, denn Buddhismus zu studieren und Dinge daraus zu lernen und ins tägliche Leben mitzunehmen, aber letztendlich glaube ich, dass es etwas gibt, wie immer man es bezeichnen mag. Das Leben ist nicht vorbei nach dem Tod, wobei das ICH vermutlich schon.


    Blöd, da lernt man ein Leben lang und wenn man denkt etwas zu wissen ist alles wieder weg.


    An was ich gar nicht glaube, ist dass wir unsere Lieben noch jemals in irgendeiner Form "sehen" werden, das macht den Tod schlimm für mich.


    Weil dass alle Menschen sich mal im "Paradies" treffen, also das ist so ähnlich wie die Geschichte mit Adam und Eva.


    Jon-Kabat-Zinn hat mal gesagt, es dürfte nicht heißen z.B. mein Bein tut weh sondern das Bein tut weh, der ist zwar kein Buddhist, aber bezeichnete sich ebenso als Lernender.


    Für mich sind Debatten oft nicht förderlich, denn ich denke mir, gut, ich sehe da die Farbe Blau, ein Anderer die Farbe Rot und damit ist für mich alles gesagt. Heißt, ich versuche die Sicht des Anderen zu akzeptieren, wobei es nicht immer gelingt. Sagen wir so, das wäre das Ziel, weil zig-Male Argumente auszutauschen, wer "Recht" hat (gibt es überhaupt "Recht haben?) oder Jemanden zu überzeugen von seiner eigenen Meinung sollte nicht das Ziel sein und ich habe in meinem ganzen Leben noch nie einen anderen Menschen von etwas überzeugen können oder gar eine Änderung herbeizuführen, das ist ja schon bei sich selbst unglaublich schwer.


    Nochmal die Anmerkung an dem arbeite ich noch, wenn ich zurück schaue, habe ich das auch nicht so gehalten.