• Wenn der Mensch sich dieser Angst versperrt, also wenn er auf den Grund, den inneren Abgrund schaut, dann schaut dieser Abgrund auch auf ihn zurück (frei nach F. Nietzsche). Als Folge könnte, wenn auch nur vorübergehend, die Dualität zwischen Ich und Welt, Subjekt und Objekt, aufgehoben werden.

    Dann wären die Wolke am Himmel, der zwitschernde Vogel, das fallende Blatt, das Plätschern des Flusses... all das wäre ich. Man könnte diesen Zustand als alles durchdringende, lebendige Transparenz beschreiben.

    Doch es wäre keine Einsamkeit, es wäre eher wie ein Fließen, aber kein Fluss als Subjekt und ohne Zentrum (Allegorie). Einssein bedeutet also nicht, allein zu sein, sondern im Sinne von „Alles im Einen“.

    Ist das so? Man hört das ja öfters. Ich weiß nicht wieso ich ohne Individualität plötzlich alles sein sollte, aber es wird schon was dran sein, nach dem Brahman der Vedantisten oder dem unendlichen Bewusstsein in höherem Jhana. Einstweilen kann ich nur nachvollziehen dass nichts von all dem Wahrgenommenen ein Ich oder Selbst ist, einschließlich des "eigenen" Körpers und Geistes. Einsamkeit ist demnach auch nur eine Vorstellung und ein vergängliches Gefühl das ich nicht ergreifen muss.

  • Ich habe das Gefühl, die zur Einsamkeit gehörende Emotion ist die Angst. Angst ist ja etwas, was einen dazu bringt sich in sich selber zurück zu ziehen wie eine Schnecke. Das Gegenteil wäre dann eine Offenheit, Freundlichkeit und Furchtlosigkeit, die es erlaubt mir dem was einem begegnet klar zu kommen.

    Die Angst ist meiner Meinung nach ein Gefühl, das uns sehr stark bestimmt. Angst kann zum Rückzug, aber auch dazu führen andere anzugreifen. Angst kann dazu führen, Macht über seine Mitmenschen erlangen zu wollen. Ich hatte immer Schwierigkeiten damit, dieses Gefühl ins buddhistische System der Geistesgifte einzuordnen, ist es Gier, Hass oder Verblendung?

    Hat der Buddha etwas zu Angst gesagt? Vielleicht weiss das ja jemand von Euch. Die Frage beschäftigt mich schon lange.

    Vielleicht ist das aber auch falsch und es gibt Formen der Einsamkeit die nicht aus Angst kommen.

    Vielleicht Depressionen, bestimmte Arten von Schwerhörigkeit bei denen man Geräusche nicht erträgt, Burnout oder Psychosen. Das wären alles Gründe, sich unfreiwillig von der Welt zurückzuziehen.

    Wer sich aus freien Stücken und bewusst zurückzieht, fühlt sich - denke ich - dabei nicht einsam.

  • Ist das so? Man hört das ja öfters.

    Klar, man hört oder liest davon, aber es ist etwas ganz anderes, den inneren Geschmack selbst zu erleben. Manchmal passiert es einfach – sei es durch eine schwere Krankheit, durch Drogen oder einfach in der Natur.

    Intellektuell ist es eher schwer fassbar; am Ende steht die Non-Dualität, wie sie im Herz-Sutra beschrieben wird. Darüber würde ich bestimmt nicht diskutieren. Das entzieht sich der logischen Argumentation, wie eine schöne Blume oder ein Haiku-Gedicht.


    Alles Gute! :taube:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ist das so? Man hört das ja öfters.

    Klar, man hört oder liest davon, aber es ist etwas ganz anderes, den inneren Geschmack selbst zu erleben. Manchmal passiert es einfach – sei es durch eine schwere Krankheit, durch Drogen oder einfach in der Natur.

    Intellektuell ist es eher schwer fassbar; am Ende steht die Non-Dualität, wie sie im Herz-Sutra beschrieben wird. Darüber würde ich bestimmt nicht diskutieren. Das entzieht sich der logischen Argumentation, wie eine schöne Blume oder ein Haiku-Gedicht.


    Alles Gute! :taube:

    Ist mir noch nie passiert, den Geschmack alles zu sein kenne ich nicht. Ein Teil von allem schon, nicht getrennt vom Ganzen. Vielleicht ist das ja gemeint.

  • Hat der Buddha etwas zu Angst gesagt? Vielleicht weiss das ja jemand von Euch. Die Frage beschäftigt mich schon lange.


    http://www.bghh.de/wp-bghh/wp-content/uploads/Dhammaduta%20Zeitschrift/Dhammaduta-1-2017.pdf


    Majjhima Nikāya 4


    Zitat

    3. "Vor meiner Erleuchtung, als ich noch lediglich ein unerleuchteter Bodhisatta war, erwog auch ich so: 'Entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald sind schwer auszuhalten, Abgeschiedenheit ist schwierig zu praktizieren, und es ist schwer, sich an der Einsamkeit zu erfreuen. Man möchte meinen, der Dschungel müßte einem Bhikkhu den Verstand rauben, wenn er keine Konzentration hat.'"


    Interessant ist hier, dass das auch im Zusammenhang mit Einsamkeit steht.

    :zen:



  • nteressant ist hier, dass das auch im Zusammenhang mit Einsamkeit steht.

    Könnte falsch übersetzt sein, was meinst Du? 'Sich an der Einsamkeit erfreuen" macht IMHO aus Sicht der Praxis nicht viel Sinn, "sich am Alleinesein freuen" schon.


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Vielen Dank, liebe Leonie , für den Link und das Zitat aus dem Bhayabherava Sutta. _()_


    Zitat

    3. "Vor meiner Erleuchtung, als ich noch lediglich ein unerleuchteter Bodhisatta war, erwog auch ich so: 'Entlegene Lagerstätten im Dschungeldickicht im Wald sind schwer auszuhalten, Abgeschiedenheit ist schwierig zu praktizieren, und es ist schwer, sich an der Einsamkeit zu erfreuen. Man möchte meinen, der Dschungel müßte einem Bhikkhu den Verstand rauben, wenn er keine Konzentration hat.'"


    MN 4

    Anscheinend war sich auch Buddha Shakyamuni darüber im Klaren, dass Einsamkeit (selbst die zum Zwecke der Praxis frei gewählte) schwer auszuhalten ist.


    Wenn bestimmte Vorbedingungen erfüllt seien, führe die Einsamkeit (Menschenferne) aber zu großen spirituellen Fortschritten, unterstrich der Buddha im weiteren Verlauf dieser Lehrrede, denn diese erleichtere/ermögliche die Achtsamkeit, Konzentration des Geistes und das Eintreten in die Vertiefungen...



    Nachdem die Einsamkeit vom Buddha nicht mehr als unangenehm empfunden wurde, ging er daran, "Furcht und Schrecken" loszuwerden - durch Konfrontation (heutige Verhaltenstherapeuten wären sicher entzückt...):



    Der "Wunsch nach Zugehörigkeit", die tiefe, innere Sehnsucht dazuzugehören, bedingt größtenteils das Leiden am (unfreiwilligen) Alleinsein und speist sich - u.a. - aus dem instinktiven Wissen, dass wir als soziale Wesen von anderen elementar abhängig sind, alleine keine Überlebenschance haben (-> Angst!).


    Das Gefühl, nirgendwo dazuzugehören, ein Außenseiter zu sein, kann sehr quälend sein, wenn man innige Wünsche nach "Anschluss"/Gemeinschaftlichkeit in sich spürt...




    "Was ist das Gegenteil von Einsamkeit?" fragte Michel Friedman die Psychologin Maike Luhmann.

    Ihre Antwort klang "buddhistisch": "Nicht-Einsamkeit" (auf etwas Besseres habe man sich in der Forschung noch nicht einigen können.... :erleichtert: )

    Friedman schlug vor: "Geborgenheit".... :)


    Gefällt mir, oder: "Aufgehobensein" in einem Verbundenheitsgefühl mit allem"?


    Mögen alle Wesen glücklich und zufrieden sein (ob allein oder in Gemeinschaft). :heart:



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • nteressant ist hier, dass das auch im Zusammenhang mit Einsamkeit steht.

    Könnte falsch übersetzt sein, was meinst Du? 'Sich an der Einsamkeit erfreuen" macht IMHO aus Sicht der Praxis nicht viel Sinn, "sich am Alleinesein freuen" schon.


    Liebe Grüße, Aravind.

    Gute Frage, siehe hier:


    https://www.palikanon.com/wtb/viveka.html

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Nein, Mukti, das ist nicht gemeint.

    Das, was Igor beschreibt, durfte ich auch erfahren.


    Es zu beschreiben, klingt jedoch närrisch. Trotzdem wage ich es.

    Ich beobachtete z.B. einen Hund und war der Hund. Ich fühlte mich identisch und fühlte seine Befindlichkeit.


    Hinzufügen möchte ich, daß ich immer Angst vor Hunden hatte, und nun erlebte, dass er Angst hatte und sie in meiner friedlichen Gegenwart verlor.

    Das hat mein Verhalten Hunden gegenüber total verändert.


    Das war zu dem Zeitpunkt nur eines von mehreren Erfahrungen. Ich erkannte, dass wir alle EINS sind. Und dieses Wissen ausstrahlt.

    Alles Leid entsteht nur aus Angst.


    Danach hat sich der Vorhang (leider) wieder geschlossen. Aber die Erfahrung bleibt.


    Danke Igor für die Er-Innerung.

    :heart: _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)


  • Interessant, es erinnert an diese Passage in manchen Lehrreden:


    Zitat

    ...überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlt er die ganze Welt mit erbarmendem Gemüte, mit freudevollem Gemüte, mit unbewegtem Gemüte, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem.

    M.99

  • Die Angst ist meiner Meinung nach ein Gefühl, das uns sehr stark bestimmt. Angst kann zum Rückzug, aber auch dazu führen andere anzugreifen. Angst kann dazu führen, Macht über seine Mitmenschen erlangen zu wollen. Ich hatte immer Schwierigkeiten damit, dieses Gefühl ins buddhistische System der Geistesgifte einzuordnen, ist es Gier, Hass oder Verblendung?

    Hat der Buddha etwas zu Angst gesagt? Vielleicht weiss das ja jemand von Euch. Die Frage beschäftigt mich schon lange.

    Ich habe öfter schon gehört oder gelesen, dass Angst allen sogenannten Störgefühlen (mangelndes Gewahrsein, Begierde, Ablehnung, Neid, Stolz) zugrunde liegt. Das klingt für mich auch schlüssig, dass Angst als ein Gefühl von Mangel oder Angst vor Verlust und letztendlich vor der eigenen Vergänglichkeit viel Unheil anrichten kann.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • nteressant ist hier, dass das auch im Zusammenhang mit Einsamkeit steht.

    Könnte falsch übersetzt sein, was meinst Du? 'Sich an der Einsamkeit erfreuen" macht IMHO aus Sicht der Praxis nicht viel Sinn, "sich am Alleinesein freuen" schon.


    Liebe Grüße, Aravind.

    SuttaCentral
    Early Buddhist texts from the Tipitaka (Tripitaka). Suttas (sutras) with the Buddha's teachings on mindfulness, insight, wisdom, and meditation.
    suttacentral.net

    Zitat

    Before my awakening—when I was still unawakened but intent on awakening—I too thought, ‘Remote lodgings in the wilderness and the forest are challenging. It’s hard to maintain seclusion and hard to find joy in solitude. The forests seem to rob the mind of a mendicant who isn’t immersed in samādhi.’


    Im Englischen heißt es to find joy in solitude - sich an Einsamkeit erfreuen.

    Das meint aber eine selbst gewählte Abgeschiedenheit, wenn man mal die Bedeutungen von solitude im Englischen hinzu nimmt.

    :zen:



  • Interessant, es erinnert an diese Passage in manchen Lehrreden:

    mukti ,


    Was mir noch einfällt: In diesen vier Entrückungen/ Nachtwachen/ erinnert sich der Buddha an alle seine früheren Existenzen, und nicht nur an seine eigenen, sondern an die aller Lebewesen. Das Wort „erinnert“ wäre hier jedoch eher irreführend. Er hat alles erlebt und erfahren, in seinem eigenen Körper, nicht anderswo. So kann man das Erwachen aus der Theravada-Sicht interpretieren, oder?

    Das erinnert mich an das Finale des Romans „Siddhartha“ von H. Hesse, wo der Held durch den einfachen Stein das ganze Samsara durchschaut, also als den Prozess des Werdens und Vergehens. Das ist jedoch ein rein mystisches Erlebnis, solche Erfahrungen kann man niemals rein wissenschaftlich beweisen.

    Abschließend bemerkt: Genau das unterscheidet den Weisen vom Lehrer. Der Lehrer kann alles lesen, alles wissen, aber er hat dieses Wissen nicht verwirklicht, nicht verinnerlicht, nicht realisiert.

    OT: Ich bin aber kein Weiser, um das klarzustellen. LG.


    Im Englischen heißt es to find joy in solitude - sich an Einsamkeit erfreuen.

    Das meint aber eine selbst gewählte Abgeschiedenheit, wenn man mal die Bedeutungen von solitude im Englischen hinzu nimmt.

    So hatte ich bei Analayo gefunden, S. 307, "Der direkte Weg":


    23 D III 54 weist darauf hin, dass sich alle Erwachten der Vergangenheit auf ähnliche

    Weise der Abgeschiedenheit und Stille zugewandt hätten. In M I 23 und A I 60

    werden die Gründe des Buddha für das Leben in Abgeschiedenheit mit dem angenehmen

    Verweilen im Hier und Jetzt und mit dem Mitgefühl für künftige Generationen

    erklärt. Vgl. auch Mil 138.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

    Einmal editiert, zuletzt von Igor07 ()

  • mukti ,


    Was mir noch einfällt: In diesen vier Entrückungen/ Nachtwachen/ erinnert sich der Buddha an alle seine früheren Existenzen, und nicht nur an seine eigenen, sondern an die aller Lebewesen. Das Wort „erinnert“ wäre hier jedoch eher irreführend. Er hat alles erlebt und erfahren, in seinem eigenen Körper, nicht anderswo. So kann man das Erwachen aus der Theravada-Sicht interpretieren, oder?

    Das möchte ich mal beantworten, es sollte wohl in diesem Faden nicht weiter diskutiert werden, weil es ein anderes Thema ist.


    Die Theravada-Sicht folgt dem Palikanon, von der ersten Nachtwache ist überliefert:


    Zitat

    Ich erinnerte mich an viele frühere Leben, das heißt, an eine Geburt, zwei Geburten, drei Geburten, vier Geburten, fünf Geburten, zehn Geburten, zwanzig Geburten, dreißig Geburten, vierzig Geburten, fünfzig Geburten, hundert Geburten, tausend Geburten, hunderttausend Geburten, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog, viele Äonen, in denen sich das Weltall ausdehnte, viele Äonen, in denen sich das Weltall zusammenzog und ausdehnte: 'Dort wurde ich soundso genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung, solcherart war meine Nahrung, so mein Erleben von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort verschieden war, erschien ich woanders wieder; auch dort wurde ich soundso genannt, war von solcher Familie, mit solcher Erscheinung, war meine Nahrung solcherart, so mein Erleben von Glück und Schmerz, so meine Lebensspanne; und nachdem ich von dort verschieden war, erschien ich hier wieder.' So erinnerte ich mich an viele frühere Leben mit ihren Aspekten und Besonderheiten.

    Dies war das erste wahre Wissen, das ich zur ersten Nachtwache erlangte.

    M.19


    In der zweiten Nachtwache:


    Zitat

    Ich sah mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen, niedrige und hohe, schöne und häßliche, in Glück und Elend. Ich verstand, wie die Wesen ihren Handlungen gemäß weiterwandern: 'Diese geschätzten Wesen, die sich mit Körper, Sprache und Geist übel benommen haben, die die Edlen geschmäht haben, die falsche Ansichten hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen, sind bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen geprägt sind, wiedererschienen, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in Verderbnis, ja sogar in der Hölle; aber jene geschätzten Wesen, die sich mit Körper, Sprache und Geist wohl benommen haben, die die Edlen nicht geschmäht haben, die richtige Ansichten hatten und diesen in ihren Taten Ausdruck verliehen, sind bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode an einem glücklichen Bestimmungsort wiedererschienen, ja sogar in der himmlischen Welt.' So sah ich mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen, niedrige und hohe, schöne und häßliche, in Glück und Elend, und ich verstand, wie die Wesen ihren Handlungen gemäß weiterwandern."

    Dies war das zweite wahre Wissen, das ich zur zweiten Nachtwache erlangte.
    M.19


    Das ist klar und eindeutig.

    Zitat

    Das Thema der Wiedergeburt ist somit untrennbar mit den Lehren

    des Buddha verbunden, und die Freiheit von der Wiedergeburt war von

    Anbeginn der Tradition ein zentrales Merkmal des buddhistischen Ziels.

    Die Wahrheit der Wiedergeburt

  • In vielen Lehrreden empfiehlt der Buddha das Alleinesein, z.B. hier:


    Zitat

    In der Tat, Ānanda, es ist nicht möglich, daß ein Bhikkhu, der Geselligkeit liebt, der sich mit Geselligkeit vergnügt, der sich der Vorliebe für Geselligkeit hingibt, der Gesellschaft liebt, der sich mit Gesellschaft vergnügt, der sich über Gesellschaft freut, jemals nach Belieben, ohne Problem oder Schwierigkeit, die Glückseligkeit der Entsagung, die Glückseligkeit der Abgeschiedenheit, die Glückseligkeit des Friedens, die Glückseligkeit der Erleuchtung erlangen wird. Es kann aber erwartet werden, daß ein Bhikkhu, wenn er allein, von der Gesellschaft zurückgezogen lebt, nach Belieben, ohne Problem oder Schwierigkeit, die Glückseligkeit der Entsagung, die Glückseligkeit der Abgeschiedenheit, die Glückseligkeit des Friedens, die Glückseligkeit der Erleuchtung erlangen wird.

    M.122

  • Hauslosigkeit bedeutet erreicht zu haben, nicht mehr an Haushaltungen festzuhalten, eingreifen ja, festhalten, seinen Willen befehlend, erzwingen nein. Das kann man am besserten in zeitweiser Abgeschiedenheit von der Welt üben, dabei erkennt man, dass dieses ganze Brimborium nicht unbedingt benötigt wird, aber darauf zwingend verzichten ist auch falsch. Beispiele Onlinepräsenz, Handyzwang.

    Einsamkeit kann man auch gut vermindern, wenn man sich nicht andauernd einreden würde, dass man ja so allein ist und keiner mit mir spielt wie ich das will.

  • Das möchte ich mal beantworten, es sollte wohl in diesem Faden nicht weiter diskutiert werden, weil es ein anderes Thema ist.

    Lieber mukti, das war meine rein persönliche Introspektion. Die Wiedergeburt widerspricht apropos Anatta; also rein logisch gesehen, wer sollte wiedergeboren werden? Ich erinnere mich an einen sehr langen Faden mit Sudhana und dem Begriff „jati“. Ok, das war OT, man kann es löschen.

    Für mich reicht es absolut aus, im Hier und Jetzt zu leben, denn jeder Augenblick kann der letzte sein, sowohl theoretisch als auch praktisch. Alles Gute. :taube:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Lieber mukti, das war meine rein persönliche Introspektion. Die Wiedergeburt widerspricht apropos Anatta; also rein logisch gesehen, wer sollte wiedergeboren werden? Ich erinnere mich an einen sehr langen Faden mit Sudhana und dem Begriff „jati“. Ok, das war OT, man kann es löschen.

    Für mich reicht es absolut aus, im Hier und Jetzt zu leben, denn jeder Augenblick kann der letzte sein, sowohl theoretisch als auch praktisch. Alles Gute. :taube:

    Ich habe in meiner Chronik geantwortet, um hier nicht ganz vom Thema abzuschweifen.



  • Wie geht man in angemessener Weise mit dem Gefühl der Einsamkeit um ?

    (unfreiwilliges Alleinsein ebenso, wie Gefühl der Unaushaltbarkeit des freiwillig gewählten "Mich-sich-Alleinseins")


    - Wie Buddha in der Lehrrede MN 4 (s. # 180/#182) betont, ist es nicht ratsam, sich unvorbereitet/ungeläutert der (Wald-) Einsamkeit auszusetzen, weil u.a. durch Konfrontation mit dem Unterbewussten, tiefsitzende Ängste an die Oberfläche gelangen und/oder neue Ängste generiert werden könnten.


    - Einsamkeit und Angst hängen also u.U. sehr eng zusammen - das Eine bedingt das Andere.


    Sich dieser Tatsache bewusst zu sein, sollte natürlich nicht zu einem zwanghaften Vermeidungsverhalten führen - z.B. aus Angst vor Einsamkeit eine Beziehung einzugehen, obwohl Gefühle/Intuition und Vernunft dagegen sprechen oder an einer unglücklichen Beziehung festzuhalten -

    sondern zur (ev. therapeutisch oder durch einen Dharmalehrer begleiteten) Selbsterforschung, -stabilisierung und Heilung beitragen.



    Arthur Schopenhauer, ein "großer Geist" mit offenbar stabilem Selbstwertgefühl, wusste die Einsamkeit/Zurückgezogenheit so sehr zu schätzen, dass er empfahl:


    Zitat

    Ein Hauptstudium der Jugend sollte sein, die Einsamkeit ertragen zu lernen; weil sie eine Quelle des Glückes, der Gemütsruhe ist.

    Arthur Schopenhauer (1788 - 1860), deutscher Philosoph

    Geradezu eine Verklärung der Einsamkeit drückt sich auch in diesem Sinnspruch aus:

    Zitat

    Überhaupt aber kann jeder im vollkommensten Einklange nur mit sich selbst stehen; nicht mit seinem Freunde, nicht mit seiner Geliebten: denn die Unterschiede der Individualität und Stimmung führen allemal eine, wenn auch geringe, Dissonanz herbei: Daher ist der wahre, tiefe Friede des Herzens und die vollkommene Gemütsruhe, dieses, nächst der Gesundheit, höchste irdische Gut, allein in der Einsamkeit zu finden und als dauernde Stimmung nur in der tiefsten Zurückgezogenheit.

    Arthur Schopenhauer (1788 - 1860), deutscher Philosoph

    Offensichtlich war Schopenhauer mit sich selbst absolut im Reinen, was ja (leider) nicht für jeden gilt, aber als erstrebenswertes Ziel und ein Ergebnis buddhist. Praxis, für ein glücklicheres Leben steht.




    Liebe Grüße _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Offensichtlich war Schopenhauer mit sich selbst absolut im Reinen

    Naja, was er schrieb und was er tat, war auch nicht immer dasselbe

    denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht, drum besser wär's, dass nichts entstünde.


    (Goethes Faust)

  • Hallo U123N.

    Zitate vom Buddha zur Angst kann ich leider keine bringen.


    Aber du hast es schon selbst eingeordnet (finde ich):


    " [...] Die Angst ist meiner Meinung nach ein Gefühl, das uns sehr stark bestimmt. Angst kann zum Rückzug, aber auch dazu

    führen andere anzugreifen. Angst kann dazu führen, Macht über seine Mitmenschen erlangen zu wollen. [...]"


    Klingt für mich vor allem nach Hass/Ablehnung/Weg-Haben-Wollen.


    Ayya Khema ordnet Angst ebenfalls dem Hass zu.


    Ich würde sagen, dass Hass/Ablehnung/Weg-Haben-Wollen der bestimmende Aspekt von Angst ist.


    Man meidet das wovor man Angst hat, weil man nicht vernichtet werden will. Oder man greift an, um vorher zu vernichten, bevor man selbst vernichtet wird.


    Man sollte dabei aber nicht vergessen, dass es immer ein Zusammenspiel aller 3 Geistesgifte ist.


    Die 3 treten nicht getrennt voneinander auf, sondern bedingen sich gegenseitig.


    Angst ist also auch alles drei. Unwissenheit ist sowieso immer dabei.


    Wobei Unwissenheit die Wurzel von Gier und Hass ist.


    Vielleicht vergleichbar mit einer Mutter (Unwissenheit) welche Zwillinge bekommt (Gier und Hass).


    Die Unwissenheit bringt also Gier und Hass hervor. Diese Bedingtheit ist ersteinmal einseitig und nicht gegenseitig.


    Aber wenn Gier und Hass einmal da sind, dann beeinflußen sie auch die Unwissenheit.


    So wie die Kinder, wenn sie einmal geboren sind, auch Einfluß auf ihre Eltern ausüben.


    Ohne Unwissenheit/Verblendung und Gier/Haben-Wollen kann es keine Angst geben, aber Hass/Ablehnung/Weg-Haben-Wollen ist der Aspekt der am deutlichsten zum Tragen kommt.


    Gier und Hass halten sich gegenseitig am Leben und halten auch die Unwissenheit am Leben (oder verstärken sie -> Verblendung), welche beide hervorgebracht hat und beide ebenfalls am Leben hält.


    Das wäre so meine Ansicht dazu.

    Könnte auch falsch sein.


    Liebe Grüße

    7 Mal editiert, zuletzt von Raphy ()

  • Wobei der praktische Ansatz beim Umgang mit Angst für mich wäre die Angst zu fühlen/damit zu sein/damit in Frieden zu kommen, falls ich mich ihr mal stelle.


    Die Angst weder Haben-Wollen (Gier) noch Weg-Haben-Wollen (Hass). Gleichmut.


    Natürlich ohne sich dabei zu überfordern oder zu unterfordern.


    In der Regel wird man die Angst eher Weg-Haben-Wollen (Hass) was für die Einordnung unter das Geistesgift Hass spricht.


    Es gibt allerdings auch die "Adrenalinjunkies" welche gezielt Situationen suchen wo sie Angst fühlen.


    Da könnte es dann ins Gegenteil umschlagen, wenn einem ohne die Angst etwas fehlt. -> Gier/Haben-Wollen.


    Das ist auch die Erfahrung die ich mache, wenn ich mich der Angst stelle und fähig bin sie einfach nur zu fühlen.


    Die Angst wird eher eine Art belebende Energie die das ganze Körper-Geist-System in Schwung bringt.


    Trotzdem sollte man aus Praxissicht (und sogenanntem gesundem Menschenverstand) natürlich Dinge meiden die unnötig das Leben gefährden und einen auf dem Dhammaweg nicht weiterbringen.


    Also vorm Straße überqueren weiter nach links und rechts schauen.


    Siehe MN2 - Triebe die durch Vermeiden überwunden werden sollten.


    [...]

    (Triebe, die durch Vermeiden zu überwinden sind)

    19. "Welche Triebe, ihr Bhikkhus, sollten durch Vermeiden überwunden werden? Weise betrachtend vermeidet da ein Bhikkhu einen wilden Elefanten, ein wildes Pferd, einen wilden Bullen, einen wilden Hund, eine Schlange, einen Stumpf, ein Dornengestrüpp, einen Abgrund, eine Klippe, eine Müllgrube, eine Kloake. Mit weiser Erwägung vermeidet er, auf ungeeigneten Sitzen Platz zu nehmen, zu ungeeigneten Lagerstätten zu wandern [10], und sich mit schlechten Freunden abzugeben, da ihn weise Gefährten im heiligen Leben eines üblen Verhaltens verdächtigen könnten, wenn er dies täte. Während Triebe, Ärger und Fieber in einem entstehen könnten, der diese Dinge nicht vermeidet, gibt es keine Triebe, keinen Ärger oder Fieber in einem, der sie vermeidet. Diese nennt man die Triebe, die durch Vermeiden überwunden werden sollten."


    [...]

    Majjhima Nikāya 2


    Liebe Grüße

    Einmal editiert, zuletzt von Raphy ()

  • Die Angst wird eher eine Art belebende Energie die das ganze Körper-Geist-System in Schwung bringt.

    Eine Idee aus meiner Erfahrung der letzten Monate: Diesen Transfer kann man gut als Angst --> Aufregung verstehen. Aufregung ist angemessen und belebend. Und erhöht die Freude, wenn etwas gelungen ist.


    Wenn man etwas trotz der Angst tut, diese ignoriert, ist das Ergebnis meistens eher, dass man froh ist, noch mal davongekommen zu sein, als sich wirklich über das Ergebnis zu freuen.


    Liebe Grüße,

    Aravind.