Lieber void,
es ist ja ein Wahnsinnthread geworden mittlerweile. Für mich stehen da eigentlich drei grössere Themen im Raum:
a) Was ist Wissen & wozu dient es?
b) Ein Ding ohne Beobachter?
c) Warum die Lehre des Buddha nicht als eine im herkömmlichen Sinn religiöse Idee verstanden werden kann.
Alles anzeigenWir drehen uns sehr im Kreis. Buddha beschäftigt sich mit der phänomenalen Ebene, also der Wahrnehmung des Menschen - und diese ist leidhaft. Weil Buddha sich mit der Befreiung vom Leid beschäftigt, muss er such natürlich mit dieser Ebene beschäftigen.
Während z.B ein Naturwissenschaftler sich meist nicht für die Ebene der Wahrnehmung interessieren braucht, sondern sich dafür interessiert, was intrasubjekriv auszusagen ist.
Während der Buddha sich methodisch für die Ebene der Wahrnehmung interessieren ( eben weil das der Ort ist wo Leid entsteht und überwunden werden kann) kommt es mir so vor, als nimmt du das was er sagt als Welt Beschreibung - bezieht es also auf eine Fragestellung die Shakyamuni nicht interessierte. Und erst weil du das tust, erscheinen dir Vorstellungen von Objektivität und Wissenschaftlichkeit als irgendwie mit der Lehre konkurrierend. Was sie überhaupt nicht sein müssen. Es sind Gedankengebäude die sich aus anderen Zielen ergeben haben -die mit der effektiven Kontrolle der Welt zu tun haben.
So wie sich das buddhistische Gedankengebäude und die buddhistische Praxis aus der Frage nach der Überwindung des Leides ergeben haben.
Alles ist bedingt entstanden, und bedingt entstanden zu sein, heißt von Rahmenbedingungen abhängig zu sein. Daran ist nichts anrüchiges. Es ist nicht schlimm, dass auch der Dharma seine Entstehungsbedingungen hat.
Wir kommen da zu keiner Einigung - ja. Aber dadurch dass sich da mindestens ein Betrachtungsunterschied bei "diesen Themen" relativ konsequent fortsetzt, wird der in der oder der Form immer wieder zwischen uns auftauchen. Ich denke, ich habe hier meinen Punkt schon etwas deutlicher machen können, dass man die Frage nach dem Leid und die Frage nach dem Dasein gerade nicht voneinander trennen kann.
Im Kern ist es ganz einfach: Aus Sicht der Lehre gibt es gar keine Wissensarten. Es gib eine hohe Wahrheit vom Leiden und seiner Aufhebung. Und dann gibt es viele Arten der Verirrung und Verstrickung.
Also in unserem kulturellen Verständnis gesprochen, was in der Regel davon ausgeht, dass es so etwas wie "Wissen" wirklich gibt, müsste man radikal eigentlich sagen: es gibt nur ein Wissen. Und das äußert sich so oder so graduell in den verschiedenen Theorien und Betrachtungen. So verstanden bilden dann alle Theorien die Wirklichkeit graduell ab.
Es wäre dann so falschherum betrachtet erkennbar, dass hier eine starre Abgrenzung der verschiedenen Beschreibungsarten der Wirklichkeit untereinander vorgenommen wird. Also viele grundsätzlich voneinander verschiedene Beschreibungsarten, die niemals in der oder oder der Weise auf Untersuchungsgegegnstände anderer Disziplinen verweisen können. Was ja eigentlich nicht möglich ist.
Im Sinne der Lehre müsste man sogar so sprechen: dass es eben nur dieses eine Wissen gibt, diese eine Lehre von der Leidvernichtung.
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Es sind Gedankengebäude, die aus unterschiedlichen Wünschen/Begehrungen heraus vorgegangen sind. Mit dem Wort "Ziel" neutralisierst du da wieder etwas. Objektivierst die verschiedenen Motive, die da eigentlich immer sind. Als wären Ziele irgendwie untereinander gleichwertig.
Die Aufsätze Alfred Schütz' sind hervorgangen aus dem Wunsche, sich selber besser zu verstehen. Die anderen besser zu verstehen. Die Soziologie, deren Mitbegründer Max Weber schrieb, dass die Soziologie soziales Verhalten ursächlich verstehen/abbilden will, ist aus dem Wunsche hervorgangen, den Menschen und das Miteinander der Menschen in Form von "!Vergesellschaftung" zu verstehen.
Alle Wissenschaften suchen den Menschen zu verstehen, oder "Erzeugnisse des Menschen" oder "die Welt und ihre Erzeugnisse". Und sie machen das aufbauend auf ihren jeweiligen Denktraditionen, was sich wie ein großes Ding anhört, dabei ist es das ja eben nicht: Wenn man ein Ding immernoch nicht zuEnde gedacht hat und es über Jahrtausende weiterdenken muss. Und zu keinem Abschluss bringt.
Wissenschaft ist per sé Selbstbezug! Und das Selbst ist eine Illusion, lieber void. Das ist die Wirklichkeit, die der Buddha beschreibt.
Daher der Konkurrenzgedanke, zu angeblich gleichwertigen, also so unterstellt: ebenso richtig gedachten Theorien die behaupten, dass das Leben, und damit die Möglichkeit für Leid ersteinmal entstehen musste. Den "Konkurrenzgedanken" mache nicht ich auf. Der kommt einem ja zwangsläufig bei der Lektüre mindestens nur bestimmter Lehrreden.
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Natürlich sehe ich in der Lehre des Buddha auch eine Beschreibung der Wirklichkeit. Aber ich mache bei einer solchen Betrachtung nicht den Fehler, den andere machen würden und deswegen diesen Standpunkt, den ich hier vortrage leider nicht begreifen können. Ich denke mir da keine objektive Welt unabhängig von mir dazu. Negiere aber damit nicht, dass da fester erscheinende Dinge sind, negiere damit auch nicht, dass es keine festeren Übereinkunfte zwischen den Wesen geben könnte.
Es geht mir nicht um eine Abwertung! Es geht mir um eine richtige Einordnung. Und die Akzeptanz dessen, dass die Lehre des Buddha zB unvereinbar ist mit der Annahme, dass ein irgendwie erst entstandenes Leben die erste Ursache der Möglichkeit an sich: "Leid" wäre. Und das ist bei weitem wohl nicht das einzige Beispiel ...