Beiträge von Buddhist-NRW

    Ich denke es kommt auf die Form des Kapitalismus an. Der Rheinische Kapitalismus http://de.wikipedia.org/wiki/Rheinischer_Kapitalismus hat die Vision einer Sozialen Marktwirtschaft, wo auch das Allgemeinwohl gilt z. B. Teilhabe der Arbeiter am wirtschaftlichen Gewinn des Unternehmens. In Wikipedia steht: "Albert beschreibt das rheinische Modell als gerechter, effizienter und weniger gewalttätig. Gleichwohl bewirkten die hohen Verdienstmöglichkeiten für Einzelne sowie komplexe psychologische Phänomene und die Berichterstattung in den Medien, dass das amerikanische Modell als das attraktivere und dynamischere erscheine."
    Das amerikanische Modell ist auf den Neoliberalismus http://de.wikipedia.org/wiki/Neoliberalismus begründet. Also ein Markt ohne Regulierungen und ohne Verantwortung für das Gemeinwohl. Nach dem Motto: Der Markt regelt alles.
    Ich denke, dass ein verantwortungsvoller Kapitalismus wie der in der frühen Bundesrepublik gelebt wurde, auch erfolgreich sein kann und nicht im Widerspruch zum Buddhismus stehn muss.

    Ich würde gerne mit euch darüber diskutieren wie ihr die SGI http://www.sgi-d.org wahrnimmt und was eure Erfahrungen sind. Ich kenne diese Organisation seit über 10 Jahren.
    Mir gefällt, dass die Menschen so offen sind, dass sie fremde in ihre Wohnungen lassen, um gemeinsam zu praktizieren und zu diskutieren. Auch sind viele Mitglieder großzügig z. B. mit Kaffee, Kuchen oder Sushi. Diese Freigiebigkeit ohne eine Erwartungshaltung an den anderen spricht mich sehr an.
    Was mich weniger anspricht ist, dass es eine Tendenz gibt unangenehme Dinge wie Probleme in einer Gruppe nicht gemeinsam zu diskutieren. Da ist nicht immer was vom vielbeschworenen Dialog wie sie die SGI propagiert die Rede. Leider haben die Bereichsleiter von bestimmten SGI-Sektionen keine Ausbildung wie man Konflikte in Gruppen lösen kann.
    Auch wird nicht immer reagiert, wenn jemand abwertende Kommentare gegenüber jemanden in der Gruppe macht. Es gibt eine Diktatur der Harmonie, aber in jedem von uns stecken ja die Zen Welten http://du-bist-buddha.de/?page_id=695 drinne. Harmonie entsteht auch öfters, wenn ein reinigendes Gewitter entsteht und nicht indem wir so tun, als ob wir uns immer lieb haben.
    Mir gefällt das Chanten sehr gut, es gibt auch einzelne Buddhisten die mich durch ihr Mitgefühl und ihre Offenheit ansprechen. Menschen die die Lehre Nichiren Daishonins leben wollen.
    Auch der positive Ansatz, dass jeder Mensch die Buddhaschaft in sich trägt, um sein Leben jetzt positiv zu verändern spricht mich an. Manchmal fremdelt mich Präsident Ikeda, wenn er im Fernsehen erzählt wieviele Doktortitel er angehäuft hat. Aber er geht auch immer auf seine Vorgänger Toda und Mackiguchi ein, die er als seine Meister und Vorbilder sieht. Er tut nicht so, als ob er das Rad neu erfunden hat. Auch seine humanistischen Essays gehen in mein Herz z. B. seine Angst vor Krieg und Atombomben. Daisaku Ikeda wirkt auf mich widersprüchlich. Nach meinem Wissen lebt er aber sehr bescheiden.
    Die SGI ist auch keine Organisation die ihre Mitglieder zu Spenden drängt. Ich nehme sie auch nicht als Sekte wahr, sondern als eine Organisation die starke Prinzipien lebt und dadurch oft intolerant wirkt. Aber ich denke es ist doch besser Überzeugungen zu haben, als den heute weit verbreiteten Relativismus an dem ich mich nicht orientieren kann.


    Nichiren Daishonin auf den sich dieser Buddhismus begründet, sagte mal, dass man ihn mit besseren Argumenten auch zu einem neuen Standpunkt überzeugen könnte. Aber das was im 13. Jahrhundert in Japan geschah, überzeugte ihn nicht. Die Priester lehrten einen Buddhismus der das einfache Volk versklavte. Sie behaupteten, dass arme Menschen und Frauen die Buddhaschaft in diesem Leben nicht erreichen können. Aber er erkannte im Studium der Sutren, dass das Gegenteil wahr ist und bezog sich auf die letzten Jahre Buddhas, wo das Lotus Sutra gelehrt wurde.
    Das lehrte den Menschen, dass sie volle Potential haben in diesem Leben glücklich zu werden. Das machte den Mächtigen Angst, denn wenn Menschen unabhängig werden, können Diktaturen stürzen. Daher kann ich die Radikalität der Gedanken von Nichiren Daishonin verstehen. Seine Schriften sind in einem bestimmten Kontext der Zeit entstanden. Er war ein Überzeugungstäter und wollte die Menschen befreien! So wie Martin Luther die Menschen vom Ablasshandel frei machte.
    Er war überzeugt von der Gleichheit der Menschen in ihrer Würde! Das sind Gedanken die in derAufklärung und Französischen Revolution aufkamen.
    Ich denke, dass die SGI und das Erbe Nichiren Daishonins toller sind als der allgemeine Ruf.
    Die Ideen sind besser als die Menschen die sie tendentiell leben. Auch ich sehe da noch viel Nachholbedarf. Aber ich denke, dass es gut ist sich an guten humanistischen Ideen zu orientieren, als dem Relativismus unserer Tage zum Opfer zu fallen. Wie schrieb mal jemand: "Alles ist Ansichtssache." Das überzeugt mich nicht!



    Wie kommst du darauf, dass Ikeda falsch zitiert und nicht selbst schreibt?

    Das der Mönch sein Mitgefühl nicht verlieren wollte, dass beeindruckt mich stark. Mittlerweile versuche ich auch gegenüber anderen Menschen mehr Mitgefühl zu entwickeln. Ich denke nur an Nelson Mandela, der auf der Gefängnisinsel auch dem brutalsten Wärter einen Schimmer Menschlichkeit abgewann. Und der nach über 10.000 Tagen Haft nicht auf Rache sinnte, sondern auf Versöhnung aufbaute. So verhinderte ein einziger Mensche einen Bürgerkrieg.


    Nicht zu bewerten ist nach meiner Ansicht nicht möglich, aber meine Bewertungen werden vorsichtiger.

    Axel Benz:

    Was sagt denn die SGI-Deutschland darüber, wo du gratis chanten lernst? Wäre das nicht für dich die erste Adresse für deine Frage? Hast du das dort schon gefragt und wenn nein, warum nicht?



    Mir fiel die Frage jetzt spontan ein. Ja und ich habe schon gechantet. Und kenne Gruppen, wo man das tun kann.

    Immer wieder höre ich, dass wir Buddhisten nichtbewerten sollen. Andererseits denk ich mal, dass das nicht geben kann. Wenn jemand mein Kind vergewaltigt, dann kann ich ja nicht nichtbewerten, weil dann kann ja so ein Täter weitermachen. Daher frage ich mich, ob das geht und wie es gehen könnte. Weiss da jemand mehr??

    Wut kann auch konstruktive Bahnen haben z. B. wenn ich etwas verändern will und aus der Wut heraus eine Demo organisiere und friedlich gegen Missstände protestiere. Ich finde Wut ist nicht unbedingt immer was schlechtes.

    Ich kenne die SGI-Deutschland schon über 10 Jahre. Ich habe sie nicht als Sekte kennengelernt. Die Menschen werden auch nicht zum spenden gedrängt. Letztens las ich einen netten Brief, wo um eine kleine Spende gebeten wurde. Dadurch wird der Kaikan finanziert. Das ist ein öffentlicher Versammlungsort. In dem Brief war ein Spendenkonto aufgeführt. Wer will kann was zukommen lassen oder weiter umsonst dabei sein. Auch kommt es nicht auf die Summe an, sondern auf das Herz und das ist wichtig.
    Ich habe bisher noch nichts gespendet.
    Manche Dinge in der SGI finde ich auch nicht toll z. B. das einige Mitglieder die hohen Ideale wie Humanität und Dialog nicht immer so leben. Das viel gelabert wird, aber zu wenig im eigenen Leben gelebt wird. DAs zuviele Lehren auswendig gelernt werden, ohne wirklich kritisch über die Gosho (Nichiren Daishonins Briefe an seine Schüler) zu diskutieren.
    Teilweise nervt auch der Missionarseifer, was dann an christliche Sekten wie Zeugen Jehovas erinnern kann. Auch Daisaku Ikeda kriegt stellenweise eine sehr große Bedeutung, was manche als Personenkult werten.
    Andererseits hat er seit den 50er Jahren die SGI zu dieser großen Organisation gemacht, die sie heute weltweit ist. Vielleicht kann man diesen Stellenwert mit einem Willi Brandt in der SPD oder Nelson Mandela im ANC vergleichen. Die Schriften von Daiskau Ikeda finde ich sehr klug und vielschichtig. Er ist ein Gelehrter alter Schule wie Humboldt oder Goethe und schaut über seinen buddhistischen Tellerand. Er hat immer den Dialog zwischen den Religionen gesucht und auch Feinde besucht wie z. B. China. Japan und China sind sich ja bis heute nicht grün, was an den Inselstreit sehen kann.
    Die Menschen in der SGI wirken sehr freundlich meist, aber auch nicht jeder hat diese Erleuchtung, die er gerne nach Außen verkaufen will. Da gibts wie überall auch Unehrlichkeit, Arroganz und andere negative Tendenzen, die auch in den 10 Welten gut beschrieben werden.
    Mit anderen Worten die SGI ist sehr menschlich mit allen ihren positiven wie negativen Seiten.
    Schön finde ich, dass viele ihre Wohnungen für andere auf machen und sie zum chanten oder diskutieren über Buddha einladen. So wird der Buddhismus ein Teil des Alltags und findet nicht nur einsam in den Bergen statt. Oder verschlossen im Kloster.