Beiträge von Neko-Neko

    Ellviral, die Idee mit der Angst in die Welt hineinzuspazieren gefällt mir. Mir scheint, in gewisser Weise habe ich das das letzte Mal gemacht, indem ich mit einigen Freund*innen darüber gesprochen, ihnen meine Angst gewissermaßen vorgestellt habe. Und siehe da, sie hat sich recht manierlich aufgeführt.


    Wie machst Du das Ellviral, stellst Du Dur das Geschirr anlegen möglichst plastisch vor?


    S-Mater, für mich ist das Wunderbare an dem Satz "Ich bin nur ich" seine Vieldeutigkeit, die für jeden und jede das Seine oder Ihre bereithält. Jeder und Jeder entscheidet, WORAUF er oder sie den Akzent fallen lässt.


    "ICH bin nur ich", kann ich ausrufen und mich meiner selbst versichern, bekräftigen das ICH nur dieses und nichts anderes bin.


    "Ich BIN nur ich" kann ich erklären und die Tatsache meines EXISTIERENS in den Blick nehmen, mich vielleicht darüber freuen, dass ich wirklich und wahrhaftig, unbestreitbar BIN, egal, was sonst noch passieren mag.


    Und dann gibt es noch meine Lieblingsvariante des "Ich bin NUR ich," mit der ich kund und zu wissen tue, dass ich NUR ein ICH bin und nicht das Monster, von dem andere mir einreden wollten, es zu sein, dass Monster, das an allem schuld und für alles verantwortlich ist.


    Ein Satz viele Möglichkeiten, das gefällt mir. Ich glaube Mkah' hat gesagt, dem Buddha sei es wichtig gewesen, auf konkrete Menschen und konkrete Situationen Zugeschnittenes zu sagen und damit gründlich mit früher oder später immer in Gewalt ausartenden Universalismen aufzuräumen.

    Seinistsein, zu Deiner Frage: ja, das Gefühl der Angst ist immer gleich, es sitzt im Sonnengeflecht. Ich weiß, die Angst ist wie ein Sargdeckel, eine Betonplatte, die sich auf das Fühlen legt. Sie taucht auf, wenn ich Sehnsucht spüre, z.B. die Sehnsucht danach, im und durch das Meditieren zu innerem Frieden zu finden, eine Sehnsucht, die für mich, die sich lange Jahre innerlich gehetzt und verfolgt gefühlt hat von einem Rudel von Hyänen, die nach meinen Fersen schnappen, riesengroß werden kann. Der Sehnsucht auf dem Fuße folgt dann die innere Stimme der Abwertung: Du? Ernsthaft? Seriously? Erbärmlich!


    Und diese innere Stimme, meinen inneren Chor, der früher einmal im Außen und nicht im Innen brüllte, der stürzt mich oft in eine Verzweiflung, auf die sich dann die Angst legt, um sie zu beschweren und im Zaum zu halten.


    Aber wie gesagt, im Moment ist das alles weg, dem Atmen, dem Dehnen des Brustkorbes und des "Ich bin NUR ich" sei Dank. Ich glaube, das Heilsame des Satzes sind für mich, die Grenzen die ihr setzt - der Sehnsucht, der Verzweiflung, der Angst.

    Weshalb mag ich das eine und empfinde das andere als maßregelnd? Eine gute Frage Mkha'.


    "Ich bin nur ich" - empfinde ich als befreiend, als Einladung gelassen zu sein, die Dinge in Perspektive zu setzen. Warum? Weil ich wie viele Menschen aus dysfunktionalen Familien seit ich denken kann, immer an allem Schuld war, insbesondere auch an dem, was andere taten .... "Ich bin nur ich" setzt dem Schuldimperialismus wirksame Grenzen.


    "es geht im Leben nicht um mich" tönt für mich hingegen wie eine Zurückweisung, wie ein Klaps auf Finger, die sich zu gierig nach etwas ausstrecken; es unterstellt mir, ich habe zu viel gewollt. Ich weiß, es viele Menschen, die lieben es, anderen einen Klaps auf die Finger zu geben. In meinem Leben gab es davon einige. Adorno hat mal gesagt: Die meisten Menschen sind hart zu sich selber, um sich das Recht zu erwirken, hart gegen andere sein zu dürfen.


    Bei all dem: Natürlich ist das höchst subjektiv. Natürlich höre ich die Sätze aus der Perspektive meiner Erfahrung. Natürlich kann und wird eine, ein anderer sie ganz anders hören.


    Danke für die produktive Frage.

    Lucy, danke Dir.


    Mir geht es im Moment weiterhin richtig gut. Ich meditiere täglich zwei Mal, die Angstzustände, die eigentlich immer dabei auftraten seit Jahren sind weg. Es ist als habe ich diese zwei Tage Dauerangst gebraucht, um ein für alle Mal da hindurch zu gehen und das hinter mir zu lassen. Unglaublich. Das gibt mir grad ein ungeheuerliches Gefühl von Selbstwirksamkeit. Guuut.

    Mein Körperwissen und meine Körpererinnerungen sind nicht im Unbewussten lokalisiert. Ich bin mir dieser Dinge sehr bewusst.


    Der Unterschied zwischen Furcht und Angst: Ja, den kenne ich. Es gibt aber Erinnerungen, die fragmentiert abgespeichert sind und die dazu führen, dass die Nervenfaser-Verbindungen zwischen Amygdala und Hyppocampus blockiert werden. Wenn das passiert, verschwimmt die Differenz zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Man kann an der Aufhebung der Blockade arbeiten. Ich tue das seit Jahren. Und mit vielem hat das funktioniert. In einem Hirn-Scan zeigte sich das wirklich durch eine Veränderung der Verbindungen zwischen den Hirnarealen. Das war ein unglaublicher Moment, das zu sehen.


    Die frühkindlichen Erfahrungen sind jedoch ein harter Brocken, weil die noch nicht in Sprache übersetzt worden sind beim Speichern im Hirn. Da falle ich manchmal noch rein.


    Wenn Du weißt, wie das geht, aus solchen Zustanden des Überschwemmt-Werdens mit Kortisol und Adrenalin herauszukommen, wäre ich Dir sehr dankbar, wenn Du vielleicht etwas hilfreiches über Deinen Weg sagen könntest, Ellviral.

    Ellviral, ich kenne die Ursache der Angst. Die habe ich in einer jahrelangen Analyse ausführlich erkundet.


    Was bleibt, sind Spät- und Langzeitfolgen: Täterintrojekte (= massive Abwertung und Demütigung, die ich oft aushebeln kann, die aber tief eingeschrieben sind), Körpererinnerungen, die Fähigkeit und die Neigung zu Dissoziation, die zu Taubheit führt (hier spielt der körperliche Schmerz als Deckel der Angst eine wichtige Rolle)


    Ich glaube in der Tat an die segensreichen Wirkungen des Annehmens. Das heißt nicht, dass die Angst im hier und jetzt eine Ursache hat, aber die sich selber gegenüber mitfühlende Erkenntnis, dass es gute lebensgeschichtliche Gründe für die Angst gab und es kein Wunder und keine Schwäche ist, wenn sie mich auch heute noch manchmal heimsucht. Das hilft mir bei Feststellung einer Differenz zwischen Vergangenheit und Gegenwart und damit beim Heraustreten aus einem Zustand, in dem genau diese Differenz verschwimmt und im Innen alles in Aufruhr ist.

    Lilli,


    das Annehmen der Angst, ja, das ist wirklich wichtig, zumal ich sie oft einfach nur weg haben will, aber gleichzeitig weiß, dass das, was man weghaben will, immer größer und immer präsenter wird.


    Das Problem ist ein wenig, dass mein Körper durch jahrelange Übung über Tage in einer Angstschleife festhängen kann. Das ist wie ein altes Programm, das sich wieder und wieder abspult.


    Die Herausforderung besteht für mich darin, in oder aus der Haltung des Annehmens nicht in diese alte Schleife zu fallen, die tiefe neurale Spuren, eine breite Fahrrinne gewissermaßen in meinem Hirn gegraben hat. Im Moment geht das erstaunlich gut.


    Ich freue mich gerade auch an der Kraft der inneren Bilder. Eigentlich war es immer so, dass ich das Ausatmen als sehr angenehm empfand (Bild im Kopf: ich stelle endlich tausend schwere Tüten auf dem Boden ab), das Einatmen hingegen Schmerzen verursachte (aus dem Außen strömt Böses in mich hinein). Jetzt mit dem Bild des sich weitenden Inneren fühlt sich das Einatmen richtig gut an und ganz langsam entsteht das Bild von dem Leben, das von außen bis in die Fingerspitzen in mich hineinströmt.

    Ja Void, manchmal hilft der Fokus auf den Körper. Ich bin gespannt auf das Video.


    Das hätte ich eigentlich auch wissen können aus meiner Psychoanalyse. Da hat auch oft das Sprechen über Körperempfinden geholfen, wenn Sprechen über anderes noch nicht ging.


    Es gibt aber auch ein Aber. Wenn ich in so einen von der Angst getriebenen Zustand reinkomme, dann geht das mit der Ausschüttung von ganz viel Adrenalin und Schmerzen im ganzen Körper, v.a. im Bauch, einher. Da kann das Hineinfühlen in der Körper auch alles noch schlimmer machen.


    Ich hatte gestern das Gefühl, was hilfreich war, war das Pendeln, also nicht zu lange "festzuhängen", sondern in Bewegung bleiben im Wandern von einer Stelle im Körper zu anderen. Das ist dann wahrscheinlich eine Form, das Anhaften zu vermeiden.

    Danke für die Antworten. Das hilft.


    Gestern habe ich auch auf Anregungen von mehreren Leuten hier, die die Bedeutung eines*r Lehrer*in betont haben, meine erste Meditation mit Anleitung online gemacht. Das hat auch noch mal etwas bewegt.


    Das für mich Entscheidende: Beim Beobachten des Atmens anfangen mit den groben körperlichen Manifestationen: Heben/Ausweiten und Senken des Brustkorbs, Heben und Senken des Zwerchfells, Spüren des inneren Raums in Brust und Bauch beim Ausatmen. Und dann erst die feineren, subtileren Bewegungen des Atems in der Nase usw. Unglaublich. das hat es mir viel einfacher gemacht. Ich hab bislang immer nur den Atem in der Nase fokussiert und fand das sehr schwierig.


    Ich bin innerlich grad sehr bewegt. Es war richtig nicht aufzugeben und es war richtig, um Hilfe zu bitten (etwas, das mir gar nicht leicht fällt).


    Danke.

    Heute war es gut. Ich habe zwei Gedanken fokussiert: (i) Gedanken betrachten, benennen und verabschieden mit Hilfe eines inneren Bildes: Gedanken als Spatzen, die sich auf einen Busch setzen und die ich leicht anstupse umd sie freundlich zu Weiterziehen einzuladen (ii) Unverfügbarkeit als Realität in den Blick genommen und sanft über mich gelacht in meinen Herstellen wollen.


    Die Angst, die mich zwei Tage im Griff hatte und nicht schlafen ließ, ist erst einmal wieder weggezogen.


    Ich würde so gerne von anderen wissen, wie sie da hingealngen: zu dem gelassenen Betrachten, dem Reduzieren von Gedanken, dem Ankommen in der Stille, dem Herauskommen aus aufgeregter Erwartung, jetzt, gleich wird alles anders und ruhig und still. Vielleicht ist das auch noch ein bisschen so ein Suchen nach dem Rezept, dem Herstellen ... Ich weiß es nicht. Aber hören von Euch, was geholfen hat, fände ich tröstlich

    EIns vielleicht noch, angeregt von Schmuh*s Krishnamurti Zeile: Nicht suchen, keinen Schaufensterbummel.


    Ich glaube, das ist genau mein Kernproblem. Ich möchte so gerne, ich suche so sehr und genau deshalb klappt es nicht.


    Ich habe gestern in meiner Abendmeditation versucht mit ein bisschen heiterer Gelassenheit genau das in den Fokus zu nehmen. Konzentriert habe ich mich auf den Begriff der Unverfügbarkeit von Hartmut Rosa, einem deutschen Soziologen, der sagt, die Ursehnsucht von Menschen ist das Erleben von Resonanz, die sich durch Unverfügbarkeit auszeichnet. Je mehr man sie bewusst herzustellen versucht, desto mehr entzieht sie sich. I


    ch kapier das alles auf einer kognitiven Ebene. Nein großes Problem ist das Herstellen, das Kontrollieren wollen wirklich und tief drin aufzugeben. Der Weg gestern war ein wenig wohlwollendes Schmunzeln über mich und mein großes Wollen. das schafft gleichzeitig auch ein wenig Entdramatisierung.

    Ich danke Euch für die vielen wertvollen Hinweise.


    Vieles was ihr sagt, ist genau das, was ich mir so sehr wünsche: drauf gucken, mit Gelassenheit, mit Distanz. Und manchmal klappt das auch alles ganz gut. Aber manchmal rausche ich auch in so einen alten, dissoziierten Gefühlszustand rein, in dem alles Aufregung, Übererregung und Schmerz ist. Gestern Abend bin ich da endlich wieder raus gekommen.


    Ich glaube, es gibt da für mich auch gar nicht mehr so viel zu entdecken. Ich weiß, was das für Gefühle sind, ich weiß woher sie kommen. Ich glaube, ich würde gerne einen Schritt weiter kommen mit der Integration, mit dem Hingucken können in Gelassenheit und Annehmen, was ist.


    Darf ich noch einmal die dusselige Frage stellen, wo und wie ich erfahrene Meditationslehrer*innen finde? Gibt es jenseits von Retreats, die es ja jetzt wegen Corona eher nicht gibt, Einzelgespräche zu bekommen? Das wäre wunderbar.

    Danke, mkha'. Nein, ich weiß schon, dass nicht alles in Ordnung ist. Ich habe eine lange Psychoanalyse hinter mir, die in Vielem hilfreich war. Geblieben ist ein Rest von Anspannung und post-traumatischem Stress, der sich oft dann bemerkbar macht, wenn ich entspannen möchte. Ich kann das in der Regel gut regulieren, habe aber die Hoffnung, mit Hilfe der Meditation noch einer Schritt weiter und hinter die aus alten Wunden resultierende Anspannung zu kommen.


    Im Moment passiert genau das Gegenteil, meine Regulationsfähigkeit zerbröselt mir unter den Finger. Irgend etwas sagt mir aber, dass das etwas Vorübergehendes ist und ich da "einfach" durchgehen muss. Ein bisschen bin ich aber auch beunruhigt. Meine Arbeit die ich liebe, (ich bin in der Wissenschaft) war bislang immer der innere Raum, in den ich gehen konnte, wenn zu viel Unruhe da war. Es war, als öffnete sich eine Tür und ich war ruhig und in Sicherheit. Heute hat das nicht funktioniert. Das gab es noch nie.

    Liebe Leute,


    seit ungefähr 6 Jahren versuche ich immer Mal wieder das Meditieren in meinen Alltag zu integrieren. Vor drei Jahren war ich auf einem Retreat in Nilambe, der mir sehr gut getan hat. Meditieren in einer Gruppe ist ganz offensichtlich etwas für mich. Ich würde aber auch gerne in meinem Alltag meditieren. das habe ich öfter probiert und dann abgebrochen - weil ich merke, dass es mir schlechter geht. Ich bekomme Angst, ein inneres Gefühl der Unruhe, einen Spannungsschmerz im Sonnengeflecht.


    Vor ein paar Tagen habe ich einen neuen Versuch gestartet mit morgens und abends jeweils 15 Minuten. Die erste Meditation war wunderbar, ich war ganz ruhig, ganz leer und fühlte mich danach sehr kraftvoll. Danach ging es bergab. Erst kam die innere Unruhe nach dem Sitzen, dann auch während des Sitzens. Ich glaube, es geht un zwei widerstreitende Gefühle: da ist Hoffnung darauf, dass jetzt alles Besser wird und da ist Angst und Verzweiflung davor, dass ich nie aus dem Sumpf meiner Grübelei herauskomme und mich mein Chor innerer Stimmen der Abwertung auf ewig verfolgen wird.


    Im Moment glaube ich, dass ich durch dieses Gefühlschaos einfach irgendwie durch muss. Gleichzeitig befürchte ich aber auch, dass ich mich darauf konditioniere, Angst zu haben, sobald ich mich zum Meditieren hinsetze. Hat jemand einen Rat für mich?