Hallo zusammen! Als einer, der noch lange nicht genug weiß, und als einer, der jedoch begriffen hat, dass wir alle die Buddhanatur in uns tragen und somit eigentlich alle Buddhisten sind, mit dem feinen Unterschied, dass nicht alle bereits begriffen haben, dass sie zur Erleuchtung fähig sind, möchte ich zu diesem äußerst interessanten Thema kurz Stellung nehmen:
Milou sagt, dass er Religionunterricht an Schulen generell ablehnt. Hier möchte ich widersprechen. Wir leben in einer Gesellschaft, innerhalb vieler ähnlich ausgerichteten Gesellschaften, die auf dem Christentum aufgebaut ist. Ich will unbedingt, dass mein Sohn und meine Tochter mitbekommen, warum unsere Gesellschaft so funktioniert, wie sie es tut, oder eben oft genug auch nicht. Ich möchte absolut, dass meine Kinder selbständig lernen und letztenendes entscheiden, was sie glauben wollen. Ich habe mich hier an das Prinzip gehalten, welches meine Eltern ebenfalls an mir und meinen Geschwistern haben gelten lassen: Entscheidet selbst! Weder ich, noch meine Geschwister, noch meine Kinder sind getauft, also irgendeiner Glaubensrichtung zugeordnet. Zuhause bin ich dafür zuständig, ihnen durch mein Vorbild eine buddhistische Lebenshaltung vorzuleben. Ich bin dankbar, dass die Schulen die Aufgabe übernehmen, meinen Kindern durch praktisches 'Vorleben' und Unterrichten, die christlichen Glaubensrichtungen näherzubringen. Meine Kinder sind nun 9 und 6 Jahre alt und durchaus in der Lage, ganz wertfrei Zusammenhänge zu erkennen und ich kann erfreut behaupten, dass sie sehr kritisch mit der ganzen Materie umgehen.
Insofern muss ich auch Erdmaus in dem Punkt Kontra bieten, wo es um die Trennung von Staat und Religion geht. Ja, glücklicherweise haben wir hier die Religionsfreiheit, und das ist gut so. Letztenendes verdanken wir ebendiese jedoch der christlichen Ethik, auf der unsere Gesellschaft aufgebaut ist. Toleranz wird im Christentum groß geschrieben, wenn auch die Kirche an sich hier sicherlich ganz andere Wege geht ... - der Gedanke, dass ich Buddhist sein kann, ohne dafür verfolgt zu werden, ist einer der schönsten, die ich mir vorstellen kann. Zumindest, wenn es um meinen Glauben geht Ich glaube, dass sich das Gefüge Religion-Staat-Gesellschaft nicht so leicht auseinanderdividieren lässt.
Sehr interessant finde ich den Gedanken, den Mombour äußert, nämlich, dass es doch schön sei, wenn an den Schulen Meditation an sich angeboten würde. Hier bin ich völlig mit einverstanden.Ich arbeite im niederländischen Schulwesen und kann Euch berichten, dass Meditation hier als freiwillige, ich nenne es mal AG, an einigen Schulen angeboten wird, was mehr und mehr Anklang findet. Frei von religiösen Hintergründen, lediglich als Entspannungshilfe und Hilfe für Kinder, die schwach sind im Bezug auf ihre Konzwntrationsfähigkeit. Sehr lobenswert, wie ich finde.
Ein jeder von uns sollte aber prüfen, woher der Wunsch kommt, dass wir als Religion anerkannt werden. -Ist es, weil der Buddhismus dann schneller und anerkannter verbreitet werden kann? Für mich kein Argument. Als stille Religion/Philosophie, ist es gerade diese Friedfertigkeit, die den Buddhismus ausmacht. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Buddhanatur in jedem steckt und über kurz oder lang von jedem erkannt wird. -Oder ist es, weil wir uns im stillen Kämmerlein eigentlich doch nach einer gewissen Akzeptanz sehnen? Ich brauche diese Akzeptanz nicht, und ich denke auch nicht, dass dieser Wunsch nach Akzeptanz sehr buddhistisch ist. Menschlich ja, aber buddhistisch wohl nicht.
Ich empfinde meine Erfahrungen im Buddhismus als stille Revolution. In mir verändert sich ganz leise sehr viel und diese Chance hat jeder Mensch. In meinen Augen ist der Buddhismus nicht auf einen solchen Knall angewiesen, den eine Anerkennung als offizielle Religion in der Gesellschaft sicherlich auslösen würde.
Jedoch muss ich zugeben, dass ich die bereits genannten Vorteile absolut erkenne.
Der Schluss, den ich hieraus ziehe, ist also eher ein gedankliches Abwarten. Ich bin nicht völlig dagegen, sehe die letztendliche Notwendigkeit aber nicht.
Ich hoffe, der ein oder andere hat bis hierher durchgehalten. Es fällt mir schwer, mich kürzer auszudrücken