Beiträge von mukti im Thema „Karma als Belohnungs- und Bestrafungssystem“

    Onda hat eingangs ja geschrieben:


    Zitat

    Karma ist ein moralisches Konzept. Es erklärt die Welt aus der Perspektive der Moral. Es behauptet eine moralische Ordnung der Welt. Wer sich wohl verhält, wird belohnt. Wer fehlt, wird bestraft. WIe beim Himmel und der Hölle. Das gleiche Prinzip der Konsequenz sittlichen bzw. unsittlichen Verhaltens. Strafankündigung, Belohnungsankündigung über den Tod hinaus.


    Neben der Frage, ob das nur ein Aspekt dieses Konzepts ist oder der einzige Grund für sein Bestehen, geht es noch um die Frage ob es als Grundlage für sittliches Verhalten geeignet ist. Ist es meiner Meinung nach in höchstem Maße. Natürlich kann es, wie alles, missbraucht werden - nämlich als Ausrede für Bequemlichkeit oder Hartherzigkeit. So ist es eben mit bequemer Gleichgültigkeit: man richtet sich alles wie man es braucht, dazu kann jedes Konzept herhalten. Wenn man das Konzept aber ernst nimmt, dann dient es als natürlicher Antrieb zu sittlichem Handeln: Gutes tun verbessert die eigene Situation, es zu unterlassen oder schlechtes zu tun, verschlimmert sie. Das macht solche Konzepte sehr brauchbar, weil doch dem Menschen oft das Hemd näher ist als der Rock. Wer ein gutes Herz hat den kann das Konzept nicht stören - er braucht es halt nicht in moralischer Hinsicht. Aber keine Gesellschaft kann funktionieren indem sie auf gute Herzen vertraut, weshalb Lohn und Strafe überall und allezeit eine unverzichtbare Rolle für den Menschen gespielt haben, ob hinter dem Gesetz nun Personen stehen oder Naturereignisse.

    ChangPuerk:


    Es gibt Hirnforscher die berichteten das in einer Selbstvertiefung alles mögliche gesehen werden kann.Neue Realitäten die aber nur auf Speichertätigkeiten des Gehirns zurückzuführen sind.


    Das beweist nicht dass es kein Karmagesetz gibt.

    Geronimo:
    ChangPuerk:

    Wenn man eine Schuld eines Wesens an seinem Leid sehen will ist die Bereitschaft zu helfen weniger groß


    Das sehe ich überhaupt nicht so. Wenn man ein helfendes Herz hat, dann macht das keinen Unterschied wie jemand in eine Notsituation gekommen ist.


    Ausserdem ist man noch mehr motiviert zu helfen, wenn man sich zugleich selber hilft, weil das heilsame Auswirkungen auf das künftige Schicksal hat. Menschen ohne helfendes Herz werden dann also trotzdem helfen.


    Kann schon sein dass das mein nächstes Leben ist, das hat nichts damit zu tun wie ich darüber denke, allenfalls damit, wie ich in früheren Leben darüber gedacht und dadurch Handlungen gesetzt habe die schlechtes Karma bewirken. Zunehmende Selbstverantwortlichkeit wird jedenfalls schlechtes Karma immer mehr verhindern, das liegt doch auf der Hand.

    Mabuttar:

    Sollten die Ursachen situationsgerecht erforscht werden oder mit religiösem Aberglauben verallgemeinert werden ?


    Nehmen wir eine behinderte Geburt, z. B. den Contergan Skandal. Er konnte aufgeklärt werden weil nach den Ursachen geforscht werden durfte und diese ausgeschaltet wurden. Ein Karma- Aberglauben hätte eher an die Bevölkerung appelliert die religiöse Ethik weiter zu verfolgen und hätte den Skandal als "halt Schicksal" abtun können ohne dass es eine Abschaffung gebe.


    Soll nun wirklich die Ursache eines früher gelebten Wesens eine Contergan Behinderung verursacht haben, dass jetzt wiedergeboren wurde ? Absurd
    Diese menschliche Gerechtigkeitsfantasie bringt viel Leid.


    Natürlich solte die unmittelbare Ursache erforscht werden. Das Karmagesetz muss nicht notwendig zu Fatalismus führen, im Gegenteil, wer hilft, macht gutes Karma.
    Wenn jemand nach eingehender Untersuchung aller Aspekte dem Karmagedanken nichts abgewinnen kann, sei ihm das gegönnt. Wer zum gegenteiligen Ergebnis kommt, der muss sich nicht religiösen Aberglauben vorwerfen lassen.
    Befasst man sich nicht gründlich damit, kann es zu Vor-Urteilen oder zu Fatalismus kommen. Letztlich sind doch beide Annahmen (Karma oder Zufall) nicht endgültig beweisbar, so wie geltende wissenschaftliche Theorien nur auf Wahrscheinlichkeit beruhen.

    Sukha, alles was du geschrieben hast sehe ich genauso. Nur das hier vielleicht nicht so ganz:


    Sukha:


    Danach ist nicht alles karmisch gewirkt was einem im Leben wiederfährt.
    Karmische Wirkungen entstehen durch Gedanken, Worte und Taten. Daneben spielen Ernährung, Umwelteinflüße usw. mit eine Rolle wie das Leben abläuft.


    Ernährung ist eine Tat, die Möglichkeit der Ernährung hängt vom Karma ab, von den Schicksalhaften Umständen. Mit den Umwelteinflüssen ist es ebenso, mir scheint dass alles karmisch gewirkt ist, dass Körper, Geist und Welt die Folge vorangegangener Taten sind, und die Taten die weiteren Umstände des Lebens bewirken.

    ChangPuerk:


    Wenn jemand aber in seinem Leben durch Schicksal schwer geschlagen wird und dieser denkt so, dann wird er sich irgendwo selbst die Schuld geben.


    Das dies zu noch größeren Krisen führt ist doch wohl klar.
    So ein schädliches Denken kann man nicht unterstützen.Und arme kranke Kinder sind nicht selbst schuld an ihrem Elend.Nur das ihnen andere nicht genug helfen.Das ist der Grund warum es ihnen schlecht geht.


    Wer das so sieht, mag das nicht unterstützen. Man kann es aber auch ganz anders sehen, und für mich ist es Selbstverantwortung, die Schuld, bzw. Ursache meines Schicksals, alleine bei mir selber zu sehen. Nichts und Niemand anderes ist dafür verantwortlich, damit besteht kein Grund für Hass, Rache, hadern mit einer ungerechten Welt, verzweifeln an einem angeblich guten Gott, usw. "Eigner und Erben der Taten sind die Wesen".
    Übrigens kann niemand einem Kind oder sonst jemand helfen, wenn es das Schicksal nicht zulässt. Das bedeutet nicht dass man es nicht versuchen solte.

    Karma erklärt auch die Unterschiede des Schicksals von Geburt an. Warum kommt einer als Krüppel im Elensviertel auf die Welt und ein anderer als gesundes Kind einer reichen Famlie? Warum macht einer den Lottozwölfer und ein anderer arbeitet hart 12 Stunden täglich und kann gerade überleben? Zufall, der unerforschliche Ratschluss Gottes oder Karma?


    Wiedergeburt und Karma von vorne herein abzulehnen ohne sich eingehend mit der Thematik zu befassen, würde bedeuten: Ich weiß nicht viel darüber, aber das gibt es nicht. Warum das Ganze auf den Aspekt von Belohnung und Bestrafung reduzieren, für mich gibt es jedenfalls mehr wissenschaftliche, philosophische und metaphysische Gründe die für Karma sprechen, als dagegen.

    Karma ist mit Wiedergeburt untrennbar verbunden, damit auch mit Frage nach dem Wesen der eigenen Existenz. Ist mit dem Tod alles zu Ende oder geht es weiter? Gab es eine Existenz vor der Geburt? Würde der Buddhismus zu diesen Fragen nicht Stellung nehmen, wäre es keine vollständige Philosophie, nur ein Torso.

    Die unzähligen Ursachen und Wirkungen die laufend stattfinden sind so kompliziert, dass man das nicht entwirren kann, ohne verwirrt zu werden. Das ist damit gemeint, dass man nicht darüber nachdenken soll.
    Ob es Reinkarnation und Karma tatsächlich gibt oder ob es nur ein erfundenes System ist, darüber sollte man nachdenken.