Liebe Dorje,
vielen Dank für Dein Bemühen und Deine umfangreiche Antwort.
Ich gebe zuerst die schuldigen Antworten:
"Können aus Sesamsamen Sonnenblumen entstehen?": im engen Zeitfenster logischerweise nicht. Doch, da beide zu den Asteriden gehören, hatten beide vor ca. 29 Mio. Jahren einen Samen als Vorfahren, also in diesem Zeitfenster - ja - in einer Abfolge vieler kleiner Ursache-Wirkungswandlungen. Der Same zerfällt, die Blume entsteht. Eine einzige starke Wandlung auszuschliessen, das wage ich jedenfalls nicht. Ausserdem entstehen jeden Tag aus unseren Ausscheidungen Salat. Daher sind solche Fragen Schemata, geformte Formen.
Auf den Hinweis:
Süße Samen haben süße Früchte,
Scharfe Samen haben scharfe Früchte,
Bittere Samen haben bittere Früchte
wäre, um in der Form der Analogie verhaftet zu bleiben, der nächste Satz amüsant: Saure Samen haben saure Früchte. So eine Antwort wage ich nicht zu geben, aber lache herzlich über meine eigene Dummheit. Löst man sich von der Analogie und den Begriffen, so lautet die Fortsetzung so wie Du sie bereits gegeben hast: -....................- Haben arme Samen arme Früchte? Haben wohlhabende Samen wohlhabende Früchte? Haben weise Samen weise Früchte? Haben tiefgründige Samen tiefgründige Früchte? Wenn ich hier der reiche Samen bin, so ist ein Crack rauchendes Mädchen in Brasilien meine Frucht? Wohl eher wahr. Wieviel Karma wiegt es, zwischen uns in der sauberen Wohnung und denen auf der dreckigen Strasse?
Auch hier zeigt uns die Natur ein Beispiel: gesunde Cashewsamen haben giftige Früchte. Und oft sind die Samen die Früchte und die Früchte die Samen. Kein Unterschied, dann wieder doch.
Daher liegt es auf der Hand, jede Analogie aufzugeben, weil es keine wirklichen Analogien gibt, bestenfalls Denktechniken und Denkbehelfe, die es aufzugeben gilt. Wir in diesem Forum mögen kein direktes Leid verursacht haben, unsere Lebensweise schon. Da es nichts trennendes gibt, sind auch wir die aidskranken Prostituierten auf Bali. In der Analogie verhaftet könnte man meinen: Brave Buddhisten haben kranke Mörder. Diese Analogie scheint Meditationswert zu haben, oder nicht? Ho, für mich schon.
Das Gewahrseinsmoment kommt in der Elimination der Zeit zum Ausdruck: Freude ist Leid, Leid ist Freude, schlechtes ist gut, gutes ist schlecht. Wer das fühlt, gibt sich nicht hin, er achtet auf den Moment. Wer das erkennt, der durchschreitet die fallenden Kirschblüten, lässt sich wieder auf die Zeitachse ein. Ohne die Zeit zu achten gibt es kein Mitfühlen mit dem Wandel. Dann schenkt man dem Leidenden ein Lächeln, dem Sterbenden ein Gebet, und lacht auch zu sich selbst. Oder nicht?
Zu den Schulen gibt es im Diamant Sutra eine klare Aussage, ebenso im Lotus Sutra. Heisst es nicht auch, 4 Sätze richtig verstanden erzeugen mehr Erkenntnis als einen Weg auf das Genaueste befolgt? Anderer Schulen Lehrwege zu betrachten, sie zu durchschreiten, nicht sich ihnen hingeben, erzeugt Verständnis, solange man in den 3 Daseinsformen, den 4 Edlen Wahrheiten und dem 8-fachen Pfad begründet ist und auf die 12 Kettenelemente eingeht. Ein Lama wird so zum Zenmeister. Letztendlich transferiert sich persönliche Erfahrung eines Buddhisten jedweder Schule auf den Buddhisten jedweder Schule, sodass es nur Buddhisten gibt, und keine Schulen, und ja, jeder Mensch zum Meister wird, man jedes Tieres Schüler wird.
Mein Hinweis auf das Dao, galt der materiellen Welt. Der Daoismus ist eine naturwissenschaftliche Philosophie, erklärt die materielle Welt und Erscheinungen der materiellen Welt, die wir über die 6 Sinne verarbeiten. Ich hatte einfach das Gefühl, das passt zu MayaM. Ihr Text liest sich fast wie ein altes Gedicht daoistischer Dichter.
Viele Liebe Grüsse und Danke nochmals!
Amitoufo! Xiong