Beiträge von malsehen im Thema „Über den Umgang mit Kritik“

    Kainer Wahr:
    Zitat

    Es gibt wenige Leute, die Sache und Person trennen können, was notwendig ist für eine positive Form der Kritik.


    Pikant das von Onyx zu lesen....


    Ich hab überlegt, dass als PN zu schreiben, aber der Thread dreht sich ja um den Umgang mit Kritik…


    Ja, ist pikant. Bin ich bei Dir.
    Von allen möglichen Interpretationen dieses Satzes und der daraus folgenden Initiative ist meiner Einschätzung nach aber diese Art von Retourkutsche ausschließlich dazu geeignet, das Gegenüber (wieder) auf eine abwehrende Gegenposition zu zwingen.


    Angenommen, man unterstellt dem Gegenüber, im Feld der konstruktiven Kritik nicht eben gut dazustehen.
    Dann kommt ein Satz wie der zitierte. Es kann immer die Chance bestehen, dass sich - sei es auch nur ein Teil – mit dem Gegenüber zu einer Einsicht und weiteren Auseinandersetzung über das eigene kritische Agieren verbindet.
    In dem Moment, in dem man es so zurückspiegelt, ist die Chance allerdings wohl eher dahin…

    Onda:
    malsehen:

    "… das spielt sich doch alles nur in Deinem Kopf ab…".


    Es ist hilfreich, wenn man solche rhetorischen Tricks durchschaut. Wenn es ein rhetorischer Trick ist. Denn letzlich spielt sich in der Tat vieles nur im Kopf ab.


    Onda


    Doris Rasevic-Benz:

    Dieser Satz ist eine Hilfe für denjenigen, der gerade z.B. einem Angriff ausgesetzt wurde. Also, ich selbst erkenne das, und so bin ich aus dem Destruktiven einer Situation raus.
    Auch kann das gesagt werden, um jemanden in einer ihn belastenden Situation ein gutes Handwerkszeug mitzugeben damit klarzukommen. Und natürlich findet alles im Kopf statt. Aber das kann nie und nimmer ein Freibrief sein, unethisch und unsozial zu handeln.


    Ich denke, dieser Satz ist ein guter Irdikator. Er ist für mich etwas wie eine Warnlampe, die da angeht, wenn ich spüre, dass ich ihn aussprechen wollen würde.
    Er zeigt mir immer erst einmal, dass mir etwas so nahe geht, dass ich es gerne zurückweisen wollen würde.
    Mir bleibt immer noch die Möglichkeit, zu erkennen, dass mir etwas nahe geht, und mich erreichen soll(te), oder, dass ich erkenne, dass mir da etwas nah war, was ich aber nicht ergreifen möchte.
    Den Satz allerdings in der Kommunikation einzusetzen, versuche ich mir selbt inzwischen zu verbieten. Die Tatsache, dass ich meine, dass es mich nicht betrifft – dass ich es nicht ergreifen möchte, macht ggf. eine Zurückweisung des an mich herangetragenen Impulses nötig. Dann darf, kann und muss ich aber so ehrlich sein, dass ich ihn nur zurückweise. Ich spiele den Ball zurück, ohne dem ursprünglichen Absender huckepack mitzusenden, dass seine Wahrnehmung irgendwie krude ist.


    Der Blickwinkel, anzunehmen, dass der Satz vorsprachlich auftaucht, wenn meinem Gegenüber etwas "nahe geht" macht mich als Nebeneffekt dabei etwas milder, mich nicht mehr allzusehr daran hochzuziehen, wenn er mir dann an den Kopf geworfen wird. Turt meiner Stirn gut, und die Wand, an die ich sie ansonsten rammen würde, bleibt auch sauber… ;)

    Wobei ich mir in meinem Leben schon eine sehr, sehr, sehr blutige Stirn an der Wand geholt habe, auf der geschrieben stand "… das spielt sich doch alles nur in Deinem Kopf ab…". Der Absender dieses Schnipsels war frei jeglicher buddhistische Beeinflussung.
    Dieser Reflex erhält in meiner Sicht im Buddhismus bestenfalls Futter durch etwas "raffiniertere" Formulierungen und der Absender kann sich auf die (missverstandene) Autorität einer Lehre berufen. Mindestens auf einen Gruppenzusammenhang, in dem ähnlich argumentiert wird.
    Das ist beachtenswert. Aber kein Alleinstellungsmerkmal.