Beiträge von Geronimo im Thema „Nirvana als unendlicher einziger Standort, ein muß ?“

    mukti:
    Geronimo:

    Ich lese eine 800 Seiten Abhandlung darüber, wie ein Berliner Pfannkuchen mit Pflaumenmuß schmeckt, und habe trotzdem kein echtes Wissen darüber erlangt, wie er nun wirklich schmeckt. Wie schmeckt eine Mango? Nach Mango. Wie schmeckt Befreiung? Nach Befreiung.


    Dieser Nibbana - Pflaumenkuchen dauert lange bis er fertig ist und es tauchen viele Fragen auf wie er zu machen ist, was diese oder jene Erfahrung zu bedeuten hat usw. Darum wurde der Buddha ständig befragt und hat den Weg von Anfang bis Ende ausführlich erklärt. Eine Kurzeinführung und dann nur mehr auf die eigene Erfahrung verlassen funktioniert bei mir jedenfalls nicht.


    Die "Kurzeinführung" hat bei mir ca. 10 Jahre gedauert. Während dieser Zeit hatte ich durchaus ähnliche Bedürfnisse nach den Ansichten, Meinungen und Erfahrungen Anderer, die den Weg bereits (so und so weit) gegangen sind. Aber wenn da 5 Leute vor den Dünen stehen und zusammen darüber spekulieren wie es dahinter aussieht, dann drehen sie sich auch irgendwann im Kreis. Man kann auf die Art nämlich auch nicht erkennen, ob nun Nagarjuna, Buddhaghosa oder Dogen den Weg ganz zu Ende gegangen sind, und wer näher dran ist. Das ist ja auch ein sehr beliebtes Thema bei manchen Philosophen.


    Für die richtige Ansicht ist die diskursive Lehrergründung sicher von großer Wichtigkeit, aber man sollte sich auch immer wieder die Grenzen davon vor Augen führen... Durch's darüber nachdenken hat noch niemand einen Berg erklommen :)

    mukti:

    Ja, da ist der Unterschied zwischen Weisheits- und Gemütserlösung. Da hat wohl jeder gemäß der Veranlagung seinen Zugang zum achtfachen Pfad, ich habe zur Zeit einen Schwerpunkt in der Entwicklung von Wissen (rechte Erkenntnis, rechte Gesinnung), natürlich muss auch Sittlichkeit und Sammlung stattfinden. Man kann ja nicht ständig wider besseres Wissen handeln.


    Infos sind auch wirklich toll. Da bin auch sehr glücklich, das wir in einer Zeit leben in denen wir so einen wunderbaren Zugang zu Informationen jedweder Art haben. Aber Informationen sind eben nicht Wissen. Auch wenn landläufig Wissen mit Informationen gleichgesetzt wird, so sind Wissen und Wissen zwei ziemlich verschiedene paar Schuhe.


    Ich lese eine 800 Seiten Abhandlung darüber, wie ein Berliner Pfannkuchen mit Pflaumenmuß schmeckt, und habe trotzdem kein echtes Wissen darüber erlangt, wie er nun wirklich schmeckt. Wie schmeckt eine Mango? Nach Mango. Wie schmeckt Befreiung? Nach Befreiung.


    http://www.palikanon.com/diver…intritt/4dritter_teil.htm

    Ich habe ja auch nicht umsonst dutzende Bücher über den Buddhismus verschlungen, um einigermaßen einen Überblick zu bekommen, wohin die Reise gehen könnte. Vielleicht war das auch notwendig um mein Vertrauen in die Praxis zu stärken. Aber seit meine Praxis (der edle Achtfache Pfad) Früchte trägt, habe ich kein großes Bedürfnis mehr nach buddhistischen Büchern. Ebenso verhält es sich mit dem philosophieren und spekulieren. Ist der Kompass dann erst einmal ganz grundsätzlich (richtig) eingestellt, dann offenbart sich auch der Weg irgendwann fast von allein... "Auf niemand Anderen mehr gestützt." Aber möglicherweise braucht es auch ein gehöriges Maß an (spekulativer) Vorarbeit, um den Kompass überhaupt einzustellen. Alles weitere justieren übernimmt dann der Gang des Weges. Die Nadel schlägt immer weniger zu den Seiten aus, bei der Bewegung, und die Richtung wird dadurch immer klarer.

    mukti:
    Geronimo:

    So viel Theorie wieder. Einfach den Weg gehen und schauen was passiert. Irgendwann fallen auch die Fragen weg, entweder weil man Antworten gefunden hat, oder weil die Fragen falsch gestellt worden sind...


    Also man geht ja nicht blind irgendeinen Weg um dann zu sehen wohin er geführt hat, sondern überlegt ob er an das gewünschte Ziel führt.


    Klar, aber das meiste davon beantwortet sich sogar schon wenn man auch nur ein paar Schritte, und sei es nur testweise, geht. Deswegen finde ich auch Philosophie meist einen ganz schönen Schmarrn, weil sie immer nur darüber philosophiert wie die Dinge sein könnten oder müssten, ohne den Weg zum Erkennen zu weisen, und ihn dann auch wirklich zu gehen.


    Da fand ich Elliot's Beispiel mit dem Meer hinter den Dünen schon ganz gut. Man kann ja sein ganzes Leben damit verbringen, darüber zu spekulieren was hinter den Dünen liegt. So viele Menschen haben dicke Bücher darüber geschrieben und sich mit nichts anderem als dieser Frage beschäftigt. Und dann ist eben der Buddha, der uns einlädt "Komm, geh' ein paar Schritte mit mir, ich zeige dir einen sicheren Weg hinter die Dünen, dann kannst du selbst sehen was dort ist und was nicht." Und obwohl viele von uns nun sogar immer noch die Einladung vom Buddha haben, bleiben sie lieber dort stehen wo sie sind und machen sich ein möglichst genaues Bild von dem was sie nicht sehen können. Ist wohl menschlich, aber ich weiß nicht wie nützlich das ist.