Beiträge von Geronimo im Thema „Welche Texte/Bücher würdet ihr einem Sterbenden geben?“

    wangtschuk:

    Ich würde einem Sterbenden meine Hand reichen und friedliche Worte sprechen entsprechend seiner Sichtweise der Dinge.
    Muß ich wahrscheinlich bald bei meiner Oma machen .Die ist nämlich schon 101Jahre.
    Grüße wangtschuk


    Ui.


    Also ich meinte das mit dem Sterben schon eher perspektivisch, ein paar Monate, vielleicht auch Jahre. Auf den letzten Drücker würde ich kein Buch mehr empfehlen.

    mukti:
    malsehen:


    Mukti, meine Einstellung mal ganz an die Seite, ich wunderte mich über die Eindeutigkeit Deines Beitrages. Das habe ich versucht, deutlich zu machen, vielleicht ist es etwas "eckig" herübergekommen.
    Die zwei Fragen nach dem Warum sind so faszinierend, wie man sich darauf einlassen kann, einen sich möglicherweise Schritt für Schritt ausdehnenden Moment auch mal ohne Antowrt auszukommen…


    Sorry, da habe ich dann wohl etwas falsch aufgefasst. Den Sterbevorgang zu beobachten ohne etwas zu erwarten oder zu befürchten, das hoffe ich dereinst zuwegezubringen. Das ginge aber glaube ich nicht ohne entsprechende "Vorbildung", und so wie mir da was vermittelt wurde, könnte man einen Sterbenden vielleicht auch dabei unterstützen. Denke mal dass man es leicht mit der Angst zu tun kriegen kann, wenn der Boden unter den Füßen weggezogen wird und man fällt ins Unbekannte. Gute Aussichten in Form von Vertrauen in eine Lehre können da helfen, am Besten ist es wohl, die Angst auch als Teil des Prozesses zu beobachten. Freilich, loslassen muss jeder selber, aber am sprichwörtlichen Todeskampf lässt sich sehen, dass es da öfter an Informationen dazu mangeln dürfte. Wenn sich ohnehin schon alles auflöst wird es heilsam sein, wenn man dazu angeregt wird, alles loszulassen, anstatt sich an irgendwas zu klammern, und vorher eine gewisse Vertrautheit mit dem Vorgang erlangt, bis er tatsächlich eintritt.


    Ganz genau, die meisten haben große Angst oder sind verwirrt, wenn sie nicht komplett ruhiggestellt werden. Etwas Vorbildung in die eine oder andere Richtung kann dem Abhilfe schaffen.

    Das man theorethisch auch immer noch in einem nächsten Leben Zeit hat sich mit diesem und jenem zu befassen heißt doch aber nicht, das man eine gegebene Chance nutzlos verstreichen lassen muss. Und ich halte den Vorgang des Sterbens, ganz im Sinne von Buddhadasa, für eine spezielle Chance. Und das Wort Buddhismus kann man gerne auch mal getrost vergessen, wenn es immer wieder in diesem religiösen Kontext gebraucht wird. Damit kann ich z.B. auch eigentlich nichts anfangen. Es geht immmer nur darum weiterzukommen, persönlich, heute, hier und jetzt. Die Lehre des Buddha hilft dabei gewaltig, ganz offenkundig, für jeden ersichtlich. Man kann anderen Menschen auch den 8fachen Pfad näher bringen, ohne auch nur ansatzweise etwas vom Buddhismus, was auch immer das sein soll, erwähnen zu müssen. Und wenn ich das Bedürfnis habe anderen weiterhelfen zu wollen, und ich denke das der 8fache Pfad da ein hervorragendes Mittel ist, dann gibt es keinen Augenblick der es nicht wert ist genutzt zu werden.


    Ich habe übrigens bis heute nicht verstanden was eine Religion ist.

    Doris Rasevic-Benz:

    Wie sollten sich auch Bücher hierfür eignen?
    Wer sich mit dem eigenen Sterben schon vorher befasst hat, braucht womöglich kein Buch. Wer sich noch nicht damit befasst hat, dem wird das eher weniger helfen. Aber natürlich gibt es Ausnahmen.
    Welches Buch jedoch so eine Ausnahme sein könnte, so denke ich, kann nicht beantwortet werden. Was für den einen dann ein Rilke-Band sein kann, würde dem anderen ein Kinderbuch von früher bedeuten, wieder einem anderen sein Sparbuch (weil es ein Beweis dafür ist, dass er sich um die Versorgung seiner Lieben keine Sorgen machen muss), ein anderer wird plötzlich die Bibel lieben, wieder einem anderen wird sie höchste Angst bereiten, dem nächsten hilft das Tibetische Totenbuch, einer wird sich mit der Tora befassen, einem anderen tröstet Maxi Wander … Wie könnte man das schon wissen?


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack


    Das ist ein guter Punkt, aber ich lass die Frage einfach mal weiter stehen. Vielleicht entwickelt sich ja noch etwas.

    Ji'un Ken:
    Geronimo:

    Welche Texte/Bücher würdet ihr einem Sterbenden geben?


    Gar keine, ich würde mich selbst geben. Das ist alles , was ich habe. Und da wir letztendlich eins sind, bekommt er darüber auch sich selbst geschenkt.
    Geboren werden und sterben ist eine von vielen möglichen Sichtweisen.


    Manchmal verfügt man aber auch (noch) nicht über solche emotionale Kapazitäten.


    Ich meine die Frage auch perspektivisch, wenn der Tod sich zunächst erst einmal nur angekündigt hat, aber dabei auch keine Zweifel hinterlässt das es schon besiegelt ist. Ein paar Monate vielleicht.

    Jemandem der sich überhaupt nicht mit Buddhismus auskennt, oder sonstwie mit Spiritualität.


    Da ich es immer mal wieder mit Sterbenden zu tun zu haben scheine, habe ich mir auch desöfteren die Frage gestellt was ich darüberhinaus noch für sie tun kann. Manchmal denke ich, das einige Buddhadasa-Texte geradezu perfekt für solche Momente sind, aber dann sehe ich auch das das alles wahrscheinlich einfach zu kompliziert ist, um es mal eben zu überfliegen und auch nur irgendwie zu verstehen. Ganz besonders wenn der- oder diejenige dann wesentlich andere Sorgen hat, als sich nun irgendeinen Text durchzulesen, mit dem er denkt sowieso nichts am Hut zu haben.


    Schwierige aber auch interessante Fragestellung, gerade weil man dem Tod auch nicht aus dem Weg gehen kann :)