Beiträge von Amdap im Thema „Weihnachten! Weihnachten?“

    Hallo fotost,


    und Du hast mir mit dem Link ein tolles nachträgliches Weihnachtsgeschenk gemacht!


    Danke für Dein Mitempfinden, ich denke auch oft an Loriot, wenn ich an meinen Vater und sein kurioses Verhalten zurückdenke.


    Nun werde ich die Sketche nochmal so richtig genießen.


    Alles Liebe und Gute; - Amdap

    Liebe Leute,


    das ist hier ja schon ein langer Austausch geworden und ich habe nicht alles so gründlich gelesen.
    Unabhängig davon möchte ich Euch mal aus meiner Vergangenheit hinsichtlich Weihnachten berichten.


    Meine Kindheitserinnerung an Weihnachten ist etwas schräg. Mein Vater pflegte mit Hingabe sein Hobby des Schmalfilmens, und da war zu Weihnachten immer viel los bei uns. So stellte mein Vater in allen vier Ecken des (damals kleinen) Wohnzimmers Scheinwerfer auf für die optimale Beleuchtung. Die wurden damals noch sehr heiß, und gleichzeitig heizte der Ofen, die zwölf Kerzen des Weihnachtsbaums und die restlichen des Adventskranzes, falls der noch nicht das Zeitliche gesegnet hatte, so dass man schwitzte wie ein Bratapfel. Mein Vater filmte mit Begeisterung die Szenen des Auspackens der Geschenke und die dazu freudigen Gesichter, aber meistens gefiel ihm das nicht optimal, und dann mussten wir die Geschenke wieder einpacken und die Szene wurde wiederholt, bis sie endlich zufriedenstellend im Kasten saß. Es war nicht so einfach, zum zweiten, dritten oder vierten Mal überrascht und freudig zu wirken beim Anblick des ausgepackten Geschenks, aber ich habe das bald gelernt, und dieses Training kann auch sehr nützlich dafür sein, sich zu freuen über ein völlig unnützes Geschenk von jemandem.
    Zu mir kam nicht das Christkind, sondern der Weihnachtsmann, der meistens ein Nachbar war oder ein Kollege meines Vaters. Vor dem hatte ich ziemlichen Respekt und war sehr eingeschüchtert und verkrampft, was mein Vater aber entzückend fand und das natürlich auch filmte. Richtig erleichtert war ich dann immer erst zu Ostern, wenn die Rute, die der Weihnachtsmann gebracht hatte, vor meinen eigenen Augen im Ofen verbrannt wurde.


    Mit der Kirche hatten wir es überhaupt nicht, und das lag an meiner Oma (Jahrgang 1883) als beherrschenden Geist der Familie.
    Mein Vater stammte aus erster Ehe, die nur ein Jahr gehalten hatte, und aus zweiter Ehe hatte Oma noch zwei Söhne geboren, die beide, einer in Stalingrad, einer auf der Krim, in blutjungem Alter gefallen waren. Seitdem haderte Oma mit allem, was mit Religion und Kirche zu tun hatte.
    Trotzdem konnte es nicht ausbleiben, dass ich mit etwa 4-5 Jahren mit dem Christkind zusammengerasselt bin.
    Und das kam so: meine Spielkameradin aus der Nachbarschaft war das jüngste Kind einer oberschlesischen Flüchtlingsfamilie, streng katholisch natürlich. Die hatten in der Wohnung immer eine beeindruckende Krippe stehen mit einem Engel mit Spruchband am Dachfirst, welches einer der Gründe war, warum ich zwei Jahre vor der Einschulung lesen lernte, denn ich konnte meine Neugier nicht bremsen und wollte unbedingt wissen, was da drauf stand (leider konnte ich damals noch kein Latein und konnte es dann darum immer noch nicht lesen, und so dachte ich später lange Zeit, da steht ein Zauberspruch drauf).
    Diese Neugier war es auch, die mich dazu trieb, heimlich ein kleines Glöckchen zu betätigen, das da vor dem Christkind lag. Aber dummerweise beobachtete meine kleine Freundin mich dabei durch den Türspalt. Sofort kam sie hervorgeschossen und baute sich drohend vor mir auf:
    "So, du hast schon geläutet!!!! Zur Strafe kommt jetzt das Christkind überhaupt nicht mehr zu dir!!!!"
    Ich war schwer erschrocken und bis ins Mark erschüttert, und mir zitterten die Beine. Es dauerte ein paar Tage, bis ich mich von dem Schock erholt hatte. Aber als ich dann wieder entspannt war, fiel mir ein, dass das ja völlig schnurz ist, denn zu mir kam ja nicht das Christkind, sondern der Weihnachtsmann, und der hatte ja null Ahnung von meiner frevelhaften Tat! Und so war es dann auch.
    Dann fing es an, dass mir das Christkind leid tat. Es lag da so hilflos, aber ich wusste noch nicht so wirklich, was eine Krippe ist, ich konnte mit dem Wort Krippe nichts anfangen und brachte das nicht unbedingt mit diesem ärmlichen Gestell in Verbindung. Vielmehr wurde es in meinem Kopf zur "Grippe" das kannte ich. Ach, dieses arme Baby, ausgerechnet immer zu Weihnachten lag es in der Grippe, wie furchtbar! Mit Fieber, Halsschmerzen undsoweiter. Ja, das kannte ich wirklich gut. Was dem armen Baby da alles entging!, keine Schokolade, keine Nüsse, stattdessen schwitzen, Fieber messen und einen dicken Hals haben...


    Anmerkung: Meine Mutter war ein Flüchtling aus Mitteldeutschland, und ich glaube, sie hat damals noch mitteldeutscher gesprochen als jetzt. Daher mein Eindruck von der Unschärfe zwischen den Lauten "K" und "G", "T" und "D".
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    So, ich hoffe, ich konnte Euch ein bisschen erheitern und Ihr habt beim Lesen noch nicht die Geduld verloren.


    Bei mir ist zu Weihnachten immer Humor mit im Spiel und ich nehme gerne mal was auf die Schippe.
    Seit vier Jahren zum Beispiel tarne ich immer unseren Gummibaum im Treppenhaus unseres Mehrfamilienhauses als Weihnachtsbaum, und zu Ostern wird er mit Ostereiern verziert.
    Man muss nicht immer alles so ernst nehmen, Weihnachten kann auch lustig sein.
    Und jeder sollte nach seiner Fasson selig werden!


    Für das neue Jahr wünsche ich Euch, dass Eure wichtigsten Wünsche in Erfüllung gehen,
    und bleibt gesund und immer frohen Mutes!


    Alles Liebe wünscht Euch Amdap



    P.S. freue mich schon aufs Tibetische Neujahrsfest im TTC HH-Altona (Ende Feb./ Anfang März). Kommt jemand mit?