Beiträge von malsehen im Thema „Selbstmord aus buddhistischer Sicht“

    Karnataka,


    wobei ich inzwischen – im Unterschied zu "jugendlicheren" Positionen – mit dieser Auffassung nicht mehr missioniere.
    Mein Kritikpunkt war immer, dass all diese in eine Jenseitigkeit weisenden Heilsversprechen eine Ablenkung von der jetzigen Verantwortlichkeit darstellen (können). Inzwischen schaue ich mir genauer an, ob bei Anderen diese "Ablenkung" überhaupt vorliegt. Oder ob nicht – wie Du es schilderst, eine solche Perspektive durchaus auch Kraft für ein Jetzt bildet.
    Mir selbst ist ohne große Bedrohlichkeit in der Nacht, in der ich vor über 17 Jahren Vater wurde, meine Sterblichkeit klar geworden.
    Im klassischen Sinne des Staffellaufes, von dem ich Teil bin. Im Sinne dieses Staffellaufes kann ich auch Teile des Lebensspannen-übergreifenden Karma-Gedankens aufnemen. Das bezieht sich dabei nicht nur auf die "direkte" Linie.


    Unangenehm ist immer, dass es scheinbar einfacher, klarer "cooler" und irgendwie besser klingt, wenn man sagt "das brauch ich nicht". Es hat so eine Note von "mit leichtem Gepäck reisen", wo sich andere mit mehr Ballast abschleppen müssen. Ist mir selber fremd. Im Dialog stelle ich die Frage nach dem, was man braucht gerne, so wie ich mir durchaus die Frage stellen lasse, ob mir nicht etwas fehlt. So lange das sauber getrennt von der naheliegenden Bewertung "so ist es falsch und so ist es richtig" bleibt, kann das anregend sein. Wenn man die richtig/falsch-Diskussion führt, wird es zu einem langweiligen Schlagabtausch.

    Karnataka:

    malsehen,


    ich glaube, Besinnung auf den Tod ist ein wichtiger Bestandteil religiöser Praxis, da sie doch sehr hilft, uns zu finden und unsere Werte zu bestimmen. Ich bin überzeugt, du siehst das genauso. Daher kommt es aber, dass wir ein solches „Zimmer“ dringend benötigen, um halbwegs angstfrei eine solche Besinnung zu ermöglichen. So karg dieses Zimmer auch sein mag, denn das „Sein“, Bewusstsein oder auch die Wiedergeburt sind ja nach buddhistischer Auffassung frei von jeder Individualität und haben mit uns praktisch nichts mehr zu tun, so spendet (mir) diese Vorstellung vom unsterblichen Licht des Geistes etc. doch besondere Kraft für die Meditation und auch für das Leben. Im Nihilismus lebt es sich nicht.


    Oh, des Todes darf sich jeder gerne bewusst sein. Meinetwegen sich auch auf ihn besinnen. Eine gesunde Portion nicht-verdrängen wäre meiner Meinung nach schon viel. Um im Bild zu bleiben: Das passiert in den zwei Zimmern, in denen ich lebe. Aber es ging mir ja nicht um das Sterben/den Tod/die Endlichkeit (s.o.), sondern um das Konzept einer wie auch immer gearteten Wiedergeburt.
    In meiner Sicht ist eines der wesentlichen Heilsversprechen der Religionen, ein jew. unterschiedliches Konzept für die Tatsache zu bieten, dass die "Besonderheit" des Menschen mit einer Endlichkeit gekoppelt ist. Wie kann das, das begreift und versteht, nicht über einer solch "prophanen" Endlichkeit stehen? Nun – tut es nicht. Finale Loslass-Übung. Da ist nichts an "Wert", dass über dem Vergehen steht. Ich suche nicht nach einer Unsterblichkeit, da ich sterblich bin. Also auch kein Kraftbedarf. Deswegen gerne ein Blick auf den Tod in den Zimmern, die man so Leben nennt, aber bei mir kein Zimmer, dass da heißt, da kommt irgendetwas auch noch so verbrämtes, symbolisiertes oder transzendentes nach. Wie schon gesagt – no value added.
    Jeder soll das aber bitte gerne und sowieso anders sehen dürfen können.

    Maybe Buddha:

    Und das wegen ein paar Stunden Lust-Befriedigung...


    Na ja, das greift dann doch vielleicht ein wenig kurz…


    À propos kurz. Ich empfinde den Streit über Sinn und Qualität von Wiedergeburt als sehr lässlich.
    Letztlich ist es doch nur eine Frage der länge der Zeitachse. Der eine bezieht es in eine Lebenspanne, der andere darüber hinaus.
    Für mich buche ich Wiedergeburt wenn es mehr als ein (zugegeben vielschichtig anregendes und hilfreiches) Bild sein soll unter "No value added". Klingt zynisch, meint aber nur, dass ich den ganzen Rest als nicht minder anregend, interessant, effektiv, faszinierend, tauglich, hilfreich, etc. empfinde und erlebe, wenn ich es nur auf eine Lebensspanne beziehe.
    Da es mir und meiner Sicht nicht fehlt, ist es für mich kein Mangel. Daher habe ich wenig Probleme damit, wenn andere sagen, dass es ihnen wichtig ist.
    Ich brauche dieses zusätzliche Zimmer nicht, um zu meiner vollen Zufriedenheit zu wohnen. Jeder andere darf gerne eine größere Wohung bewohnen, wenn es für ihn prima ist.
    Schwierig wird es bestenfalls an der Stelle, an der solcherart Wahrnehmung ausgrenzend als Nicht- oder unbuddhistisch klassifiziert wird.
    Wobei mich auch das nicht treffen würde.
    Diese Kategorisierung ist mir fremd.
    Ich würde mich auch nicht ärgern, wenn mich Villenbesitzer fragten, wie man um alles in der Welt in einer Zwei-Zimmer-Wohnung leben kann.