Beiträge von Wu° im Thema „Anfängerfrage zur Reinkarnation“

    Mir geht es nur darum zu sagen, daß Karma eben nix wissenschaftliches ist, sondern ein religiöses Dogma, das man eben annehmen kann oder nicht. Aus wissenschaftlicher Sicht und aus Lebenserfahrung sprechen viele dinge eben auch dagegen.
    Und meist ist das Leben viel komplexer, als das es in Gesetze zu fassen ist. Ich finde ja schon die Begriffe gut und schlecht sehr fragwürdig. Ich finde es einfacher, den Begriffen nicht so eine Gewalt über mich zu geben, einfach so zu handeln, wie es die Situation erfordert, ohne auf fiktive Vor- und Nachteil zu sehn.
    Zu Wiedergeburt: Ich denk nicht, das sich da irgend etwas individueller fortsetzt. Körper und Geist zerfallen im Tod. Aber das Sein geht weiter. Freilich kann man da sagen, daß das Sein sich wiederverkörpert, aber es gibt dann eben nicht das Sein von mir und dir, sondern nur Sein. Genausogut könnte man sagen, daß das Sein ungeboren ist und nie sterben wird. Oder eben nur die Erscheinungsform, die Wirkform der Leere.

    sonnenschein:

    Es ist dabei einfacher zunächst Karma als Ursache und Wirkung zu betrachten, wie wir sie aus den Naturwissenschaften kennen.


    Na, wie sehen denn "die Wissenschaften" das mit Ursache und Wirkung? Spricht man da nicht eher von Wahrscheinlichkeiten (z.B. bei der Unschärferelation Heisenbergs)?
    Ansonsten kurz Wikipedia zum thema kausalität:


    Zitat

    Nach Ernst Mach gibt es in der Natur weder reale Ursachen noch Kausalitätsverhältnisse, sondern nur funktionale Beziehungen. Im Konditionalismus werden die Ursachen durch Bedingungen ersetzt. Bereits John Stuart Mill betrachtete als Ursache eines Dinges die volle Summe seiner Bedingungen. Max Verworn steigerte diese Auffassung ins Absolute: der Begriff der Ursache sei ein Überbleibsel vorwissenschaftlicher Vorstellungen; jedes Geschehen sei nicht verursacht, sondern lediglich durch die Gesamtheit unendlich vieler, gleichwertiger Bedingungen bedingt.


    Und letztens wurde schon mal Wittgenstein zitiert: „Der Glaube an den Kausalnexus ist der Aberglaube!“


    Also so naturwissenschaftlich eindeutig scheint mir Ursache-Wirkung da doch nicht zu sein.


    Und ob es Sinn macht Vorstellungen aus der Physik auf Ethik zu übertragen, ist eine andere Frage.


    Hinter der Idee des karmas steckt für mich der Wunsch nach einer gerechten Welt. Aber auch das scheint mir nur eine Fiktion zu sein. Weil es da Vergleichbarkeiten bräuchte. Die gibt es aber nicht.


    „Das menschliche Vorstellungsgebilde der Welt ist ein ungeheures Gewebe von Fiktionen voll logischer Widersprüche, d. h. von wissenschaftlichen Erdichtungen zu praktischen Zwecken bzw. von inadäquaten, subjektiven, bildlichen Vorstellungsweisen, deren Zusammentreffen mit der Wirklichkeit von vornherein ausgeschlossen ist.“
    Hans Vaihinger