Ich bin dafür erst mal an die Prophylaxe zu denken.
Wie kann sich der Einzelne schützen? Vor allem der unerfahrene Anfänger?
Dabei hege ich nicht die Illusion, dass es nie mehr solche Fälle geben wird, doch die Hoffnung, dass es weniger werden, schon.
Prophylaxe könnte auch bei einem früheren Ausstieg behilflich sein.
Wie könnte diese aussehen?
Erst mal eine Analyse der bisher bekannten Fälle. Wie auf der Seite von Tenzin Peljor oder bei Jack Kornfield, könnte dann ein Fragenkatalog erarbeitet werden.
Jede Gruppe sollte sich dem daraus resultierenden Ethikkatalog verpflichten. Eine Beratungsstelle wäre ebenfalls wichtig, mit Ombudsleuten. Allein die Existenz einer solchen unabhängigen Stelle könnte vieles verhindern oder die Strukturen bereits im Keim erkennen lassen (ich gehe nämlich davon aus, dass ein großer Teil der Missstände nicht absichtlich entstehen und durch per se unfähige Lehrer, sondern dass sich das im Lauf der Machtetablierung allmählich und ganz unbewusst ausbildet – Macht korrumpiert).
Vielleicht könnte ein umfangreicher Fragenkatalog auch für die Selbsterkundung der Anhänger dienlich sein. Mit Hilfe dieses Kataloges könnten sie vielleicht ihre eigene Gefährdung besser erkennen. Zumindest wäre es einen Versuch wert.
Was dieses Forum tun könnte, wäre eine Rubrik zu eröffnen, die Webseiten mit Hilfe zu diesem Thema enthält. Dort sollte nicht diskutiert werden, sondern einfach nur die Information sichtbar bereitgehalten werden. Denn gerade Anfänger gehen unbedarft an die Sache heran und erfahren erst dann was, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.
Es sollte so selbstverständlich sein, schon zu Beginn mit dem Thema konfrontiert zu werden, wie es selbstverständlich ist, dass jeder Medizin ein Beipackzettel beiliegt. Nach meiner Sicht, würde dies von einer prinzipiellen Offenheit zeugen, deren Fehlen an den christlichen Kirchen so häufig bemängelt wird. Ich drücke es mal plakativ aus: Über das Thema bescheid zu wissen, damit umzugehen, sollte so alltäglich werden wie der Umgang mit Kondomen.
Ich vermute, dass auch diese Vorgehensweise Blüten treiben würde, aber denke nicht, dass so was vermeidbar ist.
Das Letzte worum es mir geht ist, dass Lehrer unter Generalverdacht geraten oder dass nun jede Berührung oder jede strengere Entscheidung eines Lehrers als Indiz für einen Missbrauch gewertet wird. Das wird wohl kommen, aber ehrlich, nach den Dingen, die ich bisher erlebt habe, ist das schon längst da. Damit dass andere Richtungen das Lehrer-Schüler-Verhältnis im Mahayana nicht verstehen können und dies generell als Abhängigkeit und Missbrauch werten, leben wir schon. Daran wird sich auch in Zukunft nicht viel ändern, das liegt in der Natur der Sache.
Liebe Grüße
Doris - Knochensack